Woher kommt der Weihnachtsmann?

Alle Jahre wieder … taucht er recht früh in Werbung und Berichterstattung auf: Der Weihnachtsmann, seit Jahrzehnten DIE Symbolfigur weihnachtlichen Schenkens schlechthin. 

Von Dr. Michael Krause / 20.12.2016
https://assets.eberhardt-travel.de/2021/11/64487deb537f7a1b42f7648b.jpg

Aus dem täglichen Leben der (christlichen) westlichen Welt ist der gemütliche, meist als pausbäckiger gütiger älterer Herr mit weißem Rauschebart und Rot-weißer Kleidung Dargestellte  nicht mehr wegzudenken. Lieder über ihn und die Weihnachtszeit, Darstellungen und Geschichten, wie er mit seinem von Rentieren – unter denen „Rudolph mit der roten Nase“ hervorsticht – gezogenen Schlitten die Welt bereist und Geschenke an die (braven) Kinder verteilt, bestimmen Radio- und Fernsehprogramme.  Aber woher kommt der Weihnachtsmann, wie hat sich SEINE Geschichte aus der Geburt des Heilands Jesus Christus entwickelt…?

Zunächst einmal markiert Weihnachten den Zusammenfall des „heidnischen“ Festes der Wintersonnenwende mit der christlichen Überlieferung von der Geburt von Jesus Christus.  

Im europäischen Volksglauben spielten – mit dem Vordringen des Christentums – Heiligenlegenden eine Rolle und besonders verbreitet waren die um den Heiligen Nikolaus, der eigentlichl Bischof in der auf Zypern gelegenen Mittelmeerstadt Myra war. Mit Vordringen der Reformation, die die Heiligenverehrung ablehnte, verlagerte sich die Legende um den schenkenden Bischof vom 6.12. auf Ende Dezember und fiel mit Christi Geburt zusammen. Bis heute erscheint der Heilige Nikolaus in vielen Ländern mit einem gezähmten Teufel, um erzieherisch zu wirken: „brave“ Kinder werden beschenkt, „schlimme“ bestraft.

Vor allem dem europäischen Liedgut und später zunehmend moderner Werbung ist die Popularität des Weihnachtsmannes zu danken: Schon 1835 schrieb Hoffmann von Fallersleben das beliebte Lied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ und richtete das Augenmerk auf’s Beschenken. Nordische Legenden und dort populäre Bräuche, wie das „Wichteln“, das anonyme Austauschen kleiner Geschenke und die Verbreitung derartiger Bräuche in den USA vor allen durch Auswanderer unterstützten das Vordringen der Weihnachtsbräuche. Ebenfalls populär wurde das Gedicht „The night before Christmas“, in dem der Autor den Mythos des von Rentieren gezogenen fliegenden Schlittens bekannt machte. Schließlich, so behauptet man, tat die Werbung des Coca-Cola-Konzerns in den 20er Jahren ein Übriges: der US-amerikanische Grafiker Sundbloom, als Sohn skandinavischer Einwanderer ganz in nordischer Tradition stehend, schuf einen einheitlichen Standard-Weihnachtsmann unter Verwendung der Konzernfarben rot und weiß und bezog auch die landläufigen Vorstellungen von Beschenken (Gabensack) und Bestrafen (Rute) mit ein.

Nachdem das Erscheinungsbild einmal feststand, ging es nun vor allem noch darum, woher der Gabenmann denn nun kommt. Hier gehen die Meinungen auseinander: in Europa traditionell in „Winterstimmung“ und mit Sagengestalten wie „Väterchen Frost“ etc. gleichgesetzt, stammt der Weihnachtsmann aus dem „Winterland“, also dem Norden. Hier greifen vor allem skandinavische Geschichten: Die einen sagen, als „tomte“ (Wichtel) brauche er keinen festen Wohnsitz, die Amerikaner verlegen sein Haus an den Nordpol und die dänischen Kinder nach Grönland. Obwohl ab und zu Legenden seine Herkunft aus Süden oder dem Mittelmeer-Raum beschwören – hier ist vielleicht die Heiligenlegende des Nikolaus von Myra entscheidend – hat sich in den letzten Jahrzehnten eine neue Lesart eingebürgert: Schon in den späten 20er Jahren des 20. Jh. hatte der damals populäre finnische Radiosprecher Markus Rautio behauptet, der Weihnachtsmann lebe im Berg Korvatunturi, dem Ohrenberg an der russisch-finnischen Grenze, weil er durch en Berg die Wünsche der Kinder erführe. Der 486 Meter hohe Berg, den man nur mit Genehmigung besteigen darf, hat durchaus etwas Geheimnisvolles und ist tatsächlich, wie Luftaufnahmen belegen, seltsam ohrenartig geformt. Nachdem seit den 90er Jahren direkt am Polarkreis bei Rovaniemi ein ganzes Weihnachtsmanndorf gestaltet wurde, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der rot-weiss gekleidete Chef der Weihnachtszeit tatsächlich in Finnland residiert… Schließlich gibt es dort auch ein Postamt, in dem man Briefe vom Weihnachtsmann für seine Kinder bestellen kann – und die Post wird sich ja wohl nicht irren… !



Kommentare zum Reise+Blog