Wohin Brasilianer verreisen

Kamilla Maciel Riemann ist in zwei Kulturen aufgewachsen: deutsch und brasilianisch. Wir waren neugierig... wohin verreisen eigentlich Brasilianer?

Von Kristin Weigel / 19.01.2017
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Natal ist portugiesisch und bedeutet übersetzt Weihnachten. Die Stadt Natal in Brasilien ist jedoch alles andere als weihnachtlich und wird bei den Einheimischen auch gerne „Cidade do Sol“, die Stadt der Sonne genannt. Ski fahren kann man hier sehr gut, das allerdings nicht auf Schneehängen, sondern auf Sanddünen, die sich in Kilometerlängen vor Ihnen ausbreiten.

Heute möchte ich Ihnen den wunderschönen Nordosten Brasiliens, bzw. meine Lieblingsstadt Natal gerne näherbringen. Der Nordosten gehört für mich zu den schönsten Regionen Brasiliens und ist leider bei ausländischen Touristen eine noch eher unbekannte Reisedestination. Ich möchte Ihnen ein bisschen von dem Brasilien zeigen, das ich kenne und liebe und das die Medien leider viel zu wenig veranschaulichen.

Brasilien ist heute wohl bei jedermann bekannt und zwar für: …Samba, Karneval, Fußball und leicht bekleidete Frauen. Es hat aber so viel mehr zu bieten als das! Das Land bietet eine Vielzahl atemberaubender Naturschönheiten und -schauspielen. Außerdem ist es das artenreichste Land der Erde. Brasilien sind nicht nur die Metropolen Rio de Janeiro und Sao Paulo, sondern eben auch Natal – fern des Trubels der Großstädte. Natal ist die Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Norte und liegt im Nordosten Brasiliens.

Für mich persönlich ist der Nordosten das reale Brasilien. Das Brasilien, das die Welt sehen sollte. Es ist das authentische Brasilien: hier lebt ein Mix aus Mulatten, schwarzen und weißen Menschen. Die Kultur könnte vielfältiger nicht sein. Hier findet sich eine Vielzahl an traumhaften Stränden auf der einen und Kolonialstädte auf der anderen Seite. Im Nordosten ist der Einfluss der afrikanisch importierten Kultur stark zu spüren, was sich vor allem sowohl in der Musik als auch in der Gastronomie bemerkbar macht. Was seine Infrastruktur etc. betrifft, ist der Nordosten unterentwickelter als der Rest des Landes und wird daher, selbst von den Brasilianern etwas abgetan. Auch im Bildungswesen gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. Geht es jedoch darum, die nächste Urlaubsdestination zu bestimmen, entscheiden sich auch Brasilianer oftmals dafür, ihren Urlaub im Nordosten des Landes zu verbringen, dessen weiße Strände mit dem guten Wetter landesweit bekannt sind. Die Brasilianer kennen ihr Land gut, und wissen, wo es sich super entspannen lässt; und zwar an Traumstränden rund um Natal „Cidade do Sol“, der Stadt der Sonne. An Stränden wie z.B. der Praia do Cotovelo, Praia de Pirangi do Norte, Praia de Búzios, Barra de Tabatinga, Praia de Camurupim um nur einige wenige zu nennen, stehen die Uhren still. In Natal direkt befindet sich ebenfalls ein wunderschöner Strand, der Strand „Ponta Negra“, und seine berühmte Sanddüne „Morro do Careca“.

Mein Favorit, der sich ca. 80 Kilometer von Natal befindet und neben der Landeshauptstadt die zweite Attraktion in Rio Grande do Norte ist, ist der kleine atemberaubende Küstenort „Praia da Pipa“. Ich habe mich beim Anblick der pittoresken Häuschen, Pousadas etc., die im ökotouristischen Stil gehalten sind, sofort in Pipa verliebt. Die Landschaft besteht nicht nur aus weißen Sandstränden, sondern überwiegend aus roten Felsen, die sich die Klippe entlang ziehen. Die Strände direkt in und auch um Pipa sind ein Traum und mit ein bisschen Glück kann man sogar – vor allem am Strand „Praia dos Golfinhos“ (Dem Strand der Delfine) - Delfine zu Gesicht bekommen.


Praia de Pipa in BrasilienPraia da Pipa


Die Natalenses, wie die Einwohner der Stadt Natal genannt werden, gehen unter der Woche ihrer Arbeit oder ihrem Studium und zahlreichen anderen Aktivitäten nach. Die schönen Strände sind zu dieser Zeit wie leer gefegt. Ich – die den Strand, als in Deutschland aufgewachsene Brasilianerin zu schätzen weiß – habe es bevorzugt, jeden Morgen eine Runde am Strand „Ponta Negra“ in Natal spazieren zu gehen, bevor die Hektik des Tages auch für mich begann.

Pünktlich zum Wochenende kommen die Natalenses aus ihren Häusern gekrochen, denn dann möchten auch sie an den wunderschönen Stränden relaxen. Wichtig und sehr essentiell ist neben dem Entspannen außerdem das „Zeit verbringen“ mit der Familie. Das wird an den Wochenenden so vereint, dass die Familie in versammelter Mannschaft in ihr privates Strandhäuschen fährt, das sich in den meisten Fällen nur unweit der Stadtgrenzen befindet.

An diese Wochenenden erinnere ich mich gerne zurück. Geschlafen wurde in Hängematten, die um das Strandhäuschen herum hingen, denn die angenehm milden Nächte laden nahezu dazu ein, die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen.

Für mich definiert sich Brasilien nicht nur über seine wunderschönen Landschaften, sondern außerdem über die Mentalität der brasilianischen Bevölkerung. An den Wochenenden trifft sich die gesamte Familie, von den Eltern und natürlich Geschwistern bis hin zu Cousins und Tanten und Onkel – niemand darf fehlen. Brasilianer lieben es zu feiern, zu musizieren und miteinander zu kommunizieren. Daher gibt es wohl keine Sekunde, in der einmal niemand spricht, lacht oder singt. In Kombination mit den wunderschönen Stränden, die teilweise auch sehr abgelegen sind, ist die Mentalität der Brasilianer und die Landschaft eine perfekte Kombination, um von dem Alltagsstress abzuschalten, den die Brasilianer wahrscheinlich eher seltener verspüren als wir. Denn die Kunst der Brasilianer liegt darin, für alles einen Weg zu finden, auch „jeitinho brasileiro“ genannt, für den sie übrigens weltweit bekannt sind.

 

Kamilla Maciel Riemann am brasilianischen Strand


Für die, die einen Badeurlaub mit etwas Kultur verbinden möchten, hat Natal mindestens genauso viel zu bieten: Die Stadt ist das Zuhause interessanter Kulturobjekte und historischer Sehenswürdigkeiten. Sie zieht z.B. schon seit vielen Jahren Wissenschaftler aller Welt an, da man hier Zeichen prähistorischer Siedlungen entdeckt hat. Es gibt zahlreiche Attraktionen, wie Kirchen und Museen, die sehr empfehlenswert sind. Des Weiteren liegt Natal eigentlich direkt in einem Naturpark für die außergewöhnliche Dünenlandschaft, dem Dune State Park. Die Dünen sind dabei eine Sehenswürdigkeit für sich. Sie können mit dem Buggy befahren oder aber bei einem Ritt auf einem Dromedar erkundet werden. Das Wahrzeichen Natals ist das Fort „Forte dos Reis Magos“, das Ende des 16. Jahrhunderts am Tag der heiligen drei Könige in Form eines fünfzackigen Sterns von Portugiesen erbaut wurde. Ebenfalls sehenswert ist der größte Cashew-Baum der Welt.

Ein weiterer Geheimtipp: Karneval anstatt in Rio im Nordosten Brasiliens zu verbringen! Hier gibt es keine - wie in Rio organisierten, aufwendigen Paraden - sondern traditionelle Volksfeste kombiniert mit sehr viel Tanz und lauter Musik. Das bunte Treiben dehnt sich von den Städten auch auf die Strände aus, die voller Menschen sind, da die Karnevalszeit auch Ferienzeit ist.



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