Reisebericht: Rundreise Ägypten – Kairo, Nilkreuzfahrt und Baden am Roten Meer

09.02. – 22.02.2024, 14 Tage Städteerlebnis Kairo – Pyramiden – Tal der Könige – Nilkreuzfahrt von Luxor nach Assuan – Abu Simbel – Badeaufenthalt am Roten Meer


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Ägypten ist das Land der Pharaonen und einer vergangenen Hochkultur. Zwischen damals und heute liegen bis zu 5000 Jahre, was nicht nur die Zeitspanne umschreibt, sondern auch für die Faszination steht, die das Land auf seine Besucher ausübt. Kairo ist mit 22 Mio. Einwohnern die größte Stadt des afrikanischen Kontinents, die sich bis zu den Pyramiden ausdehnt. Der über 6000 km lange Nil fließt vom Viktoriasee durch mehrere afrikanische Länder und die ägyptische Hauptstadt ins Mittelmeer. An dieser wichtigen Wasserstraße wurden bedeutende Tempel errichtet, die wir auf unserer Kreuzfahrt von Luxor nach Assuan besichtigen. Dank Essam, unserem großartigen und umsichtigen Reiseführer, sind wir ganz häufig die ersten vor Ort und haben Muße, uns die Stätten in Ruhe anzuschauen. Es ist eine Reise, die unvergessen bleibt.
Ein Reisebericht von
Vivian Kreft
Vivian Kreft

Flug nach Kairo

Die von Spree und Elbe an den Nil reisenden Gäste „schiffen“ sich pünktlich am Berliner Flughafen ein. Die Nacht über hat es geregnet, es ist grau und wir haben einen guten Grund, für eine Auszeit von hier zu verschwinden. Und schon werden wir mit den Gepflogenheiten der ägyptischen Lebensart vertraut gemacht: Ein Paar hat von seinem Taxifahrer gehört, dass unser Flug verspätet ist. Am Schalter weiß man hingegen nichts davon.
Wir durchlaufen die lange Schlange vor der Security, so lang habe ich sie noch nie erlebt. Rund 30 min. haben wir Zeit, uns schon ein wenig von uns zu erzählen.– Wir sind durch. Um 14 Uhr wird unser Gate bekannt gegeben und wir laufen los. Dann stehen wir oben auf C. Und als wir denken, wir müssten nun aufgerufen werden, kommt die Ansage der Verspätung. Wann wir starten, ist noch nicht bekannt. Das ist die ägyptische Salamitaktik.
Wir starten eine Stunde später. Und das Boarding nimmt unglaublich viel Zeit in Anspruch, weil die meisten Ägypter Handgepäck haben, große für kleine Racks. In Kairo sollen wir erfahren, was es damit auf sich hat.

Die Crew ist nett, wir landen um 21 Uhr in Kairo auf dem Rollfeld. Vor der Passkontrolle nimmt uns Akram in Empfang. Es geht zügig, auch wenn es voll ist. Nach dem Schalter schaut noch einmal jemand in den Pass. Kontrolle und Gegenkontrolle, willkommen in Ägypten! Wir stehen am Gepäckband. Die Gäste aus Frankfurt haben ihr Gepäck schneller als wir, sie sind mit Lufthansa geflogen, wir mit Egypt Air. So nach und nach erfahren wir von Akram, dass es bis zu drei Stunden dauern kann. Doch wir sind gesund, das ist das Wichtigste. Das soll uns jetzt beruhigen. Nun ist auch klar, warum die Passagiere unseres Flugs ihr Gepäck an Bord genommen haben: Sie waren vertraut mit der Situation.

Um 23.20 Uhr sitzen wir im Bus, müssen aber noch das „go“ der Polizei abwarten. Wir sind müde und wollen ins Hotel. 10 Minuten später geht es dann endlich los. Trotz unserer Müdigkeit freuen wir uns über den Blumengruß, den uns Akram überreicht. Jeder von uns erhält einen kleinen Strauß farblich hübsch arrangierter Astern. Entlang der toten Stadt, der Zitadelle, über den Nil geht die Fahrt. Obgleich heute für die Moslems Sonntag ist, sind noch Bauarbeiter auf der Straße zugange. Die Straßen sind voll, die Menschen auf den Beinen. Eine schwarz verschleierte Frau steht im Verkehr, mitten in der Nacht, und verkauft etwas. Wahnsinn. Die Warnweste, die sie überhat, sieht man gar nicht, sie trägt sie offen. Ein wissendes Auge erkennt die Pyramiden in der Ferne, dann endlich unser Hotel. Um 1 Uhr sind wir dort. Ein großer Komplex, mit einer Barriere verriegelt. Was der Sicherheit dient, dient auch der Kontrolle. Unser Gepäck wird ausgeladen, durch den Scanner gefahren. An der Rezeption werden alle Pässe kopiert. Schnell Koffer ausgepackt, das Wichtigste in den Safe, um 1.30 Uhr ins Bett. Es wird eine kurze Nacht.

Stadtbesichtigung in Kairo mit Ägyptischem Museum

Um 7.30 Uhr holt uns Essam ab. Sultan fährt den Bus. Und ein junger Mann im cognacfarbenen Wollmantel mit farblich passenden Schuhen sitzt in der ersten Reihe. Essam hat Germanistik studiert und Ägyptologie. Er ist in den nächsten Tagen unser Guide, Organisator, Stratege und Motivator – ganz toll.
Und gleich die erste Einführung in ägyptische Lebensart: IBM ist das Kürzel für die drei wichtigsten Worte: Inshalla (Gott möge es gefallen) – Bokra (morgen) – Malisch (es tut mir leid). Mit diesem Wortschatz kommt man durch, so Essam. Auf geht’s.

Auf dem Weg in die Stadt sieht man die Pyramiden schemenhaft Hintergrund. Wie eine Fata Morgana sehen sie aus. „Land der Ewigkeit“, so nennt sich Ägypten gerne. Wir fahren auf dem Ring, der vor 30 Jahren gebaut worden ist. 106 Mio. Ägypter bevölkern das Land, 22 Mio., ein Fünftel davon, lebt in Kairo. 2000 waren es noch 17 Mio. Alle 13 Sekunden wird ein Baby geboren. Die sechsspurige Straße säumen Häuser, die nicht fertig gebaut sind, auf Zuwachs. Schwarzbauten. Und kaum jemand scheint darin zu wohnen.
Der Verkehr ist irrwitzig, es gibt keine Regeln, doch alles läuft geschmeidig ab. Erst die Hupe, dann die Bremse. Auch Pferdefuhrwerke mischen sich in den Verkehr.

Entlang eines Nebenarms des Nils stehen wunderbare Villen aus dem 19. Jahrhundert, leerstehend, verwahrlost. Kairo muss eine herrlich schöne Stadt gewesen sein, die ich allzu gerne kennengelernt hätte.
6671 km lang ist der Nil. Was die Fluten erzählen könnten. Von Kairo nach Assuan sind es rund 1000 km. Rund 200 km fahren wir in den nächsten Tagen von Luxor nach Assuan – und dann wieder zurück.
Um 8.15 Uhr steigen wir vor dem Museum aus. Essam verteilt die Karten. Es öffnet sich das Tor zum Garten, wir stehen auf den Stufen vor dem Museumseingang und warten. Essam kommt mit den Kopfhörern, was es uns allen im Museum sehr erleichtert. .
Das Museum ist überschaubar und die Objekte, besonders im Obergeschoß sind lausig oder gar nicht beschrieben. Das Haus hat keine Klimaanlage und es ist ein Wunder, das die Mumien und Holzobjekte noch so gut erhalten sind. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, doch hier scheint man nach der Eröffnung des Hauses nichts verändert zu haben. Wie gut geht es da Nofretete im Ägyptischen Museum Berlin. Die hohe Dame wohnt 5-Sterne-deluxe. Hier stünde sie unter einem einfachen Glaskasten.
Essam führt uns eine Stunde und zeigt uns die wichtigsten Schätze. Die Plastik des Chephren ist ein Meisterwerk. Um 2500 v.Chr. ausgeführt und man würde nicht staunen, wenn Pharao sich erheben würde, so lebensnah ist er gearbeitet. Die herrliche Plastik des Ehepaars, so bekannt aus Büchern – wir stehen davor. Essam erklärt die Scheintür und führt uns gut ein in die Darstellung der Kartuschen und Hieroglyphen, dann können wir noch eine Stunde eigenständig stromern. Der Kopf der Hatschepsut ist wunderschön. Streitwagen, unzählige Uscheptis, Sandalen, Ruderboote in Spielzeugformat, Mumien, Tiere aus Fayence, Möbelteile – was man dem Verstorbenen so mitgibt ins Jenseits. Alles findet sich in den Räumen des Museums auf zwei Etagen verteilt.

Wir sitzen brav wieder im Bus, doch dieser muss auf ein Zeichen der Polizei warten, um weiterfahren zu können. Nun wissen wir auch, wer uns junger Begleiter ist, der kein Englisch spricht. Er ist Polizist und gibt uns sicheres Geleit.
Wir fahren zur Zitadelle, die majestätisch auf dem Saladin-Platz aufragt und besichtigen die Muhammad-Ali-Moschee. Diese ist aufgrund ihrer Wandverkleidung als Alabaster-Moschee berühmt. Der Vorhof mit dem großen Brunnen ist malerisch. Der Erbauer hat sich an Blauen Moschee in Istanbul orientiert. Entsprechend prächtig ist der Innenraum.

Weiter geht es zur Sultan-Hassan-Moschee, eine der beeindruckendsten Gebetsstätten Kairos. 1356 begannen die Bauarbeiten. Wir geben unsere Schuhe ab und gehen in den Innenhof. Die laute Stadt Kairo bleibt draußen. Vom Brunnenhof geht auf jeder Seite eine große Halle ab, sog. Liwane. Im Hauptliwan gibt uns Essam eine Einführung in den Islam. Der wichtigste Satz dabei ist, dass es auf die Auslegung des Korans ankommt. Wenn man ihn so lesen würde, dass er zum Wohle aller Gläubigen führt, gäbe es keine radikal-islamische Gruppen.
Auf Bitten Essams ruft der Imam zum Gebet auf, eine Sondervorführung für unsere Gruppe. Er führt dabei mit seinem Arm das große Schriftband entlang, das den Raum schmückt. Der Text „Allah ist groß“.

Nun haben wir uns das Mittagessen verdient und gestärkt fahren wir zum Basar Chan al Chalili. Lederwaren, Teppiche, Schmuck, Treibarbeiten, Gewürze, Nippes, Kleidung so vieles wird hier zum Kauf angeboten. Was wird verkauft, was liegt am Abend in der Kasse? Welche Konkurrenz sich hier alle machen, nach dem Motto, wenn mein Nachbar das verkauft, dann biete ich das auch an. Mein Blick wandert in die Höhe. Hier erkennt man die Lagerhäuser. Denn seit 1383 ist dieser Ort Handelszentrum, damals machten hier Juden, Christen, Armenier, Perser und Araber ihre Geschäfte. Schöne Fassaden mit Schmuckelementen, Holzerker, doch kaputt, verwahrlost.
An diesem Tag fahren wir auch zweimal an der Stadt der Toten vorbei. Erst versteht man nicht richtig, man muss es sich mit den Augen erschließen. Es sieht wie eine Ruinenstadt aus, die Fläche ist mit unzähligen einstöckigen Häusern bedeckt entlang schmaler Sträßchen. Es sind Begräbnisstätten von Familien. Ein riesiger Friedhof, der seit 1979 als Teil des „Historischen Kairo“ zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Ausflug nach Sakkara, Memphis und den Pyramiden von Gizeh

7.15 Uhr Abfahrt nach Sakkara, der Begräbnisstätte der damaligen Hauptstadt Memphis. Wir fahren entlang eines Kanals, der für die Bewässerung angelegt worden ist. Er ist entsetzlich dreckig, Plastikmüll sammelt sich an vielen Stellen. Der deutsche Arzt Theodor Bilharz ist in solchen stehenden Gewässern einer Wurmkrankheit auf die Spur gekommen, die nach ihm Bilharziose genannt worden ist. Er war 1855 sogar Professor an der Medizinischen Hochschule in Kairo. Während heute so viele der Armut entfliehen möchten nach Europa, zog es viele Gelehrte im 19. Jahrhundert in die andere Richtung. Ägypten hatte den Europäern viel zu bieten. Und ohne die Europäer, die die Ausgrabungen damals leiteten, hätte Kairo kein Museum und vieles andere nicht.

Pferdefuhrwerke, Felder beidseits der Straße. Hier scheinen die Häuser bewohnt zu sein. Einige sind teurer in Bau und Fassadenschmuck. Die Balkone werden nur zum Trocknen der Wäsche benutzt.

Der Ort im Süden von Kairo war Begräbnisstätte zahlreicher Herrscher und hoher Würdenträger aus dem Alten Reich. Sakkara, die Totenstadt, liegt im Westen von Memphis, der damaligen Hauptstadt, der untergehenden Sonne zu. Wir sind die zweite Gruppe am Morgen und betreten das Grab der Prinzessin Seshseshet Idut, um 2345 v.Chr. Die Wände sind mit Alltagsszenen ausgeschmückt. Die Reliefs zeigen den Fischfang mit Krokodil, Nilpferd und Fischen verschiedener Arten, fein aus dem Stein ziseliert. Stiere werden geopfert. Eine Erzählfreude zeigen die farbig gefassten Bilder, dass man alles ganz genau anschauen möchte. Doch die nächste Gruppe drängt schon nach.
„Das ewige Haus“, so nannte man die Begräbnisstätten und die Ewigkeit reicht bis heute. Mal sehen, wie lange sie reicht, wenn mit den einmaligen Kostbarkeiten weiter so umgegangen wird. Denn die Reliefs sind nicht geschützt und neugierigen Fingern und an der Wand entlangschabenden Rucksäcken und Taschen ausgesetzt.

Die berühmte Stufenpyramide des Königs Djoser (2690 – 2660 v.Chr.) und auch die Gestaltung herum sind beeindruckend. Bis zu diesem Bauwerk wurden die Herrscher unter Mastabas gegraben, was mit einem großen Sargdeckel verglichen werden könnte. Nun hatte der ehrgeiziger Baumeister Imhotep die Idee, mehrere Deckel sich verjüngend, aufeinanderzuschichten, und fertig ist die Stufenpyramide. Diese wurde aus Steinen errichtet die eine handhabbare Größe haben im Gegensatz zum großen Bruder „Cheops“. König Djoser war hierüber so dermaßen erfreut, dass er seinen Baumeister in den Stand eines Gottes erhob.
113 Pyramiden stehen in Ägypten und wir kennen gerade jene von Gizeh.
In Mexiko wurden die ersten Pyramiden von den Olmeken errichtet, vor etwa 3.000 Jahren. Sie bauten Stufenpyramiden zur Verehrung ihrer Götter. Erstaunlich, dass der Wunsch, zum Himmel zu streben, in zwei so entfernten Ländern unabhängig voneinander zum Bau von Pyramiden führte.

Zum Begräbniskomplex gehört ein mit Säulen bestandener Zugang. Die Säulen sind wie große Papyrusbündel gestaltet. Ein kleines Stück der Decke ist noch erhalten und legt sich wie ein schützendes Bastmattendach aus Stein über den prächtigen Gang.
Eine herrliche Anlage, umgeben von einer Mauer aus vor- und zurückspringenden Steinelementen.
In der Nähe gehen Grabungsarbeiten weiter. Horizontal in den Stein gearbeitet hat man weitere Gräber entdeckt, die nun mit Spaten und Schubkarre weiter entdeckt werden. Es wirkt wie auf einer mittelalterlichen Baustelle.
Die Hauptstadt des Alten Reiches, Memphis, ist das Ziel. Über Jahrhunderte hinweg war sie Mittelpunkt des Landes – an der Grenze zu Ober- und Unterägypten - und wurde von Theben abgelöst. Diese erste Metropole der Welt ist ausgelöscht. Nichts mehr zeugt von ihr als die beeindruckende Kolossalstatue von Ramses II., für den ein eigenes Gebäude errichtet worden ist. Da liegt er, der schöne muskulöse Mann aus Stein, ein perfektes Gesicht mit einem leichten Lächeln. Geschaffen, um verehrt zu werden, doch nun liegt er wie Schneewittchen in einem Sarg und wird nicht wachgeküßt.
Wie ist es möglich, eine große Stadt mit ihren Tempeln, Wegen, Toren zunichte zu machen, sodass keine Zeugnisse mehr da sind? Ein ungeheuerlicher Vorgang, der seinesgleichen sucht.

Wir essen in einem Freizeitpark zu Mittag, der ganz niedlich ist. Wir werden von einem Musikquartett begrüßt, eine Frau backt über offenem Feuer Fladenbrot. Eine Mutter mit Kind begrüßen uns, sie halten Pferde am Zügel und werfen uns Kusshändchen zu. Wir sitzen draußen und lassen uns verwöhnen mit Hühnchen auf einem Tischgrill.

So gestärkt begegnen wir nun einem ersten Höhepunkt der Reise, den Pyramiden von Gizeh, eines der sieben Weltwunder. Alle drei Pyramiden sind die Grabstätten von Cheops, Chephren, dessen wunderbare Skulptur wir gestern im Museum gesehen haben, und Mykerinos. Noch heute lösen die Daten der Pyramiden Bewunderung und Staunen aus. Die Nekropole des Cheops entstand in nur 20 Jahren. Ein Mann, der sich gerne Rechenaufgaben stellt, hat ausgerechnet, dass die 2,6 Mio. Steine der Cheopspyramide reichen würden, Frankreich zu umranden mit einer drei Meter hohen Mauer in einer Dicke von 15 cm. Das ist beeindruckend. Doch auch ohne Rechenkünste ist das Bauwerk beeindruckend. Gebaut unter unmenschlicher Kraftanstrengung, um einen Herrscher, Gott gleich, zur ewigen Ruhe zu betten. Und welche Kostbarkeiten in Form von Grabbeigaben wurden dafür „versenkt“ – für die Ewigkeit und für alle Ewigkeiten.

Um die drei Grabstätten zusammen aufs Bild zu bringen, fahren wir zu einem erhöhten Ausguck. Die Individualtouristen nehmen die Kutsche oder das Kamel, wir den Bus. Hier gibt es eine neue Gaststätte, an der jedoch noch gearbeitet wird. Es ist sicher schön, hier etwas trinken zu können mit Blick auf das Weltwunder.
Auf der anderen Seite liegt das neue Ägyptische Museum mit Front zu den Pyramiden. Die U-Bahn ist verlängert und hat nun eine Haltestelle bis hierhin.
Weiter zu dem Sphinx, dem Mischwesen mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen – vereint sind hier körperliche und geistige Kraft. Da der Kopf der Sphinx männlich ist, ist es „der“ und nicht „die“ Sphinx. Die europäischen Maler wie Franz von Stuck gaben dem Sphinx ein weibliches Antlitz, um es zum Symbol des unergründlichen Weiblichen zu machen. Der Kopf des Sphinx in Gizeh soll das Gesicht eines Pharaos darstellen, doch es lässt sich für mich nicht nachvollziehen. Da fehlt ja eine ganze Menge, seitdem Obelix hier war, die Mamelucken die Nase angeschossen haben und sich auch andere mit Schießübungen an dieser einzigartigen Skulptur vergangen haben. Nur der Löwenschwanz schmiegt sich anmutig und deutlich erkennbar an den Körper. Das Licht ist schön, honiggelb.
Um den Eingang ist eine vorstädtische Atmosphäre, Dachcafés mit Blick auf die Pyramiden. Es wäre schön, hier noch eine kleine Weile bleiben zu können.

Um 16.15 Uhr zurück im Hotel, um in den Swimmingpool zu springen oder im Dampfbad die verspannten Muskeln zu lösen.

Flug nach Luxor – Karnak–Tempel – Einschiffung – Luxor–Tempel

Mitten in meinen Traum hinein klingelt das Telefon. 3.15 Uhr, aufstehen, um um 7.15 Uhr nach Luxor zu fliegen. Der Koffer wird um 3.30 Uhr abgeholt, Kaffee gibt es in der Lobby, ebenso das Frühstückspaket, alles dick in Zellophan gewickelt. Selbst die Banane ist umwickelt.
Sultan, unser begnadeter Busfahrer, holt uns ein letztes Mal ab. Um 5.05 Uhr sind wir am Flughafen. Erster Securitycheck, zweiter Securitycheck, nun die Schuhe ausgezogen… Und jeder Fluggast wird auch hier noch einmal mit Hand abgetastet. Was soll auf der kurzen Strecke in unsere Taschen gelangt sein? An der Galley zum Flugzeug wird unser Ticket noch einmal überprüft. Im Flugzeug begrüßt eine Stewardess, eine reine Frauencrew begleitet uns nach Luxor, nachdem bei der Abfertigung nur Männer gearbeitet haben.

Der Flug geht eine knappe Stunde über Stein, Wüste. 5-6% sind fruchtbares Land. Auffallend die vielen Satellitenstädte, in geometrischen Formen in die Wüste gebaut. Wer zieht dorthin? Kaum jemand, wie uns Essam später erzählt. Die Wohnungen sind teuer und es fehlen die gewachsenen Strukturen, das Kaffeehaus, der Markt. Im Landanflug der Nil und rechts und links ein breiter Grünstreifen, dahinter erhebt sich Fels.
Wir fallen vom Rollfeld in die Gepäckabholung. Die Koffer werden früher ausgeladen als wir und somit geht es auch viel schneller als in Kairo. Um 9.15 Uhr sitzen wir im Bus. Zwischendurch noch Händel mit einem Kofferträger, der sich dazwischendrängt und hier gar nichts zu suchen hat und dennoch disputiert, als sei er im Recht.

Wir fahren zum Karnak Tempel, zu beiden Seiten der Straße Zuckerrohr. Hier ist Ägyptens größte Anbaufläche. Luxor wirkt wie ein Städtchen, ruhig, aufgeräumt, ganz anders als Kairo. Es ist sehr erholsam, diesem Moloch entronnen zu sein. Und warum bleiben die Menschen nicht hier und drängen in die Hauptstadt, wo der Überlebenskampf so viel anstrengender ist? Man geht unter, wird nicht sichtbar, verschwindet in der Masse und wohl auch ein Stück vor sich selbst.

Die größte Tempelanlage Ägyptens ist beeindruckend. Es gibt keinen Grund, den staunenden Mund zu schließen. Sieben Pylonen markieren die Eingänge. Und die aufeinanderfolgenden Räume sind mächtig. Zunächst die Allee mit liegenden Widdern, dann der Saal mit 134 Säulen, allesamt mit Reliefs überzogen und das Kapitell als geschlossene oder offene Lotusblüte gestaltet. Hier und dort noch farbige Fassungen, die zeigen, dass die Säulenreliefs bunt leuchteten. Die Augen auf die anderen Besucher, damit man seinen Weg findet. Dem flinken Essam nicht aus den Augen verlieren, um seine guten Erklärungen nicht zu verpassen. Und aus welchem Blickwinkel nun dieses und jenes Motiv fotografieren? Essam gibt uns nach seiner Führung genug Zeit, selbst noch auf Entdeckungstour zu gehen.

Dann fahren wir mit Bus und Gepäck zum Schiff. Die Nile Style wird für die nächsten Tage unser schwimmendes Zuhause sein. Essam schwärmt von der guten und abwechslungsreichen Küche und wir so freuen wir uns auf das Mittagessen. Wir überlassen die Koffer den Kofferträgern, die alles über die Quaitreppe schleppen und dann die schmale Galley zum Schiff. Wenn das die Anlegestelle für 400 Schiffe in Luxor ist, warum gibt es hier nicht schon längst Behelfsmöglichkeiten, um sich die Arbeit ein bisschen leichter zu machen? Die Arbeitskräfte sind billig, erklärt mir ein guter Freund, der jahrelang in Kairo als Hotelmanager gearbeitet hat. Wäre das Personal teurer, würde man über Arbeitshilfen nachdenken.
Wir haben Zeit bis 17.15 Uhr, bevor uns der Bus zum Luxor Tempel fährt. Steingewordenes Sinnbild für die Macht des Neuen Reiches, von Amenophis III. (1402 – 1364 v.Chr.) in Auftrag gegeben. Essam hat es arrangiert, dass wir die beleuchtete Tempelanlage besuchen können. Die Tickets hierfür sind teurer, doch der Mann ist ein toller Organisator und Verhandler. Es ist warm, die Mondsichel liegt wie eine Wiege über dem Land – der Mond wird geboren, ist der Ausdruck hierfür – und wir folgen staunend ein weiteres Mal Essams Ausführungen. Inzwischen sind wir schon ganz gut, die Figuren und Handlungen auf den Reliefs zu erkennen, die die Wände zieren. Es sind Erzählungen, die in übereinanderliegenden horizontalen Streifen zu lesen sind. Der zweite Obelisk, der hier stand, steht inzwischen in Paris auf dem Place de la Concorde. Die Beleuchtung ist sehr atmosphärisch. Ein echtes Geschenk, das uns Essam gemacht hat.
Und die beleuchtete Sphingenallee verliert sich in der Dunkelheit. Sie verband diesen Tempel mit Karnak über eine 2,5 Kilometer lange, mit Sphingen gesäumte Allee. Sie ist wieder freigelegt und viele Skulpturen begleiten den Weg des Fußgängers. Nähme man an, dass die Figuren im Abstand von 10 m stehen, müssten es 500 Figuren gewesen sein. Wer hat diese alle aus dem Stein gehauen?
Zurück auf dem Schiff dann das Abendessen. Die Crew ist zugewandt und freundlich. Wir sind nun sieben Tage hier zusammen.

Tal der Könige – Tempel der Hatschempsut – Beginn der Nilkreuzfahrt

Essam ist geschickt. „Wollt ihr das Tal der Könige genießen?“, was einstimmig beantwortet wird, hat zur Folge, dass wir um 5 Uhr dorthin aufbrechen und um 6 Uhr als erste die Elektrowagen besteigen, die uns den Weg erleichtern. Zwei Männer schlafen auf Stühlen im Eingangsbereich. Vielleicht waren sie gar nicht zu Hause. Nur die Gebetsteppiche zu ihren Füßen versichern, dass es einen strukturierten Tagesablauf gibt.

Die aufgehende Sonne färbt die Bergspitzen in goldenes Licht. Die Mitarbeiter des Geländes schwärmen aus, um ihre Positionen zu besetzen und uns das erste Grab aufzuschließen. Die Wände sind über und über mit Kartuschen, Figuren und Handlungen überzogen. Alles in leuchtenden Farben bemalt. Der Gang führt hinunter in die Grabkammer, wo es sehr warm ist. Das Grab von Ramses III. zeigt auch noch im Tod seine Macht. Sein Grab ist 188 m in den Felsen getrieben worden und war das längste, bis Thutmosis III. ihn mit 230 m übertrumpfte.
Das zweite Grab von Saptah ist nicht fertig geworden, der Nachfolger dieses Pharaos war kein Verwandter und hatte somit kein Interesse an der Vollendung. Der erste Teil ist noch ausgeschmückt, dann sind die Umrisslinien Motive nur noch eingeritzt wie in einem Kindermalbuch, in dem man die Flächen farbig ausmalen muss. Und in der Grabkammer ein großer Sarkophag, in den der Pharao gebettet worden ist. Ob er in das ewige Leben getreten ist, obgleich all die wichtigen Symbole und mit Lebensmittel gefüllten Tische fehlen? Wir wünschen es ihm.
Wir sind immer noch unter uns und betreten die dritte Anlage, die sehr geschickt genutzt worden ist, denn hier hat sich einfach ein zweiter ins gemachte Nest zur letzten Ruhe betten lassen. Hier liegen zwei Grabkammern hintereinander von Tausert und Setnakht.

Nach diesen einmaligen Besichtigungen kommen nun die Erläuterungen von Essam. 2700 – 2000 v.Chr. war die Zeit der Pyramiden. Und aufgrund der Grabplünderungen hat man sich nach sicheren Ruhestätten umgeschaut in der Umgebung von Theben (heute Luxor), der damaligen Hauptstadt des Neuen Reiches. Leider war das auch keine sichere Bank, da von den bisher bekannten 69 Gräbern bis auf jenes von Tutanchamun alle geplündert worden sind. 30% der Gräber sollen noch unentdeckt sein und es wird weiter gegraben wie wir sehen können. In einem Seitenweg schaufelt eine Gruppe Arbeiter mit Spaten Geröll in die Körbe. Es staubt und erinnert an die schwarz-weiß Aufnahmen von Carter und seiner Entdeckung von Tutenchamun. An den Methoden hat sich nichts geändert.

Auf der anderen Seite liegt der Ort für die damals mit den Gräbern Beschäftigen. 20 Tage arbeiteten sie im Tal der Könige, 10 Tage waren sie für die Familie und die Arbeiten zu Hause da. Zwei Gruppen à 60 Mann arbeiteten an einem Grab und nutzten nasse Maulbergzweige, um den Kalkstein zu sprengen.
Es wurde mit allen Tricks gearbeitet. Damit das Licht der Öllampe nicht rußt und im tiefen Gang nicht ausgeht, wurde die Flamme mit Natronsalz bestreut. So sinkt das Kohlendioxid nach unten, der Sauerstoff steigt nach oben.
Das Tal ist mit Licht gefüllt, wir sind hier fertig und überlassen den nun hereinströmenden Besuchern das Feld. Auf dem Parkplatz stehen mittlerweile rund 40 Busse. Wir ziehen weiter, vorbei am Haus von Howard Carter, der im siebten Jahr seiner aufwendigen Suche das Grab von Tutanchamun gefunden hat.

Wir halten an einer Alabasterwerkstatt. Hier erfahren wir die Unterschiede von echt und unecht, von manuell und mit der Maschine gefertigt. Vier Handwerker führen die einzelnen Schritte vor: das Behauen des Steins, das Aushöhlen eines Gefäßes, das Glätten wie auch das Reliefieren einer Kalksteinplatte. Mit einem Tambourin feuern sie sich selbst an. Tee und Kaffee sollen das Verkaufsgespräch anregen. Der Laden ist sehr groß und bietet vielerlei: Vasen und Schalen aus Alabaster, Figuren aus Basalt aus dem Sinai, Fayencen, Schachspiele und und und. Einige der Gäste kaufen schöne Andenken, dann geht es weiter.

Das zweite Highlight des Tages folgt: der Terrassentempel der Pharaonin Hatschepsut inmitten der mächtigen Felswände, auf deren anderen Seite das Tal der Könige liegt. Der Ruf der Polen als exzellente Fachkräfte im Bau ist bis hierher angekommen. Denn die Ausschreibung, den zerstörten Tempel wieder aufzubauen, haben unsere Nachbarn damals gewonnen und in einer Fleißarbeit von 17 Jahren das Puzzle zusammengesetzt. Selbst eine eigene Unterkunft in der Nähe wurde für die europäischen Feinarbeiter gebaut, überragt von einer Kuppel. Es scheint leerzustehen, wie so viele Häuser, dabei wäre es ein tolles Hotel in dieser Lage.
Der Tempel ist von vielen Abbildungen bekannt und dann steht man hier. Und kann den Eindruck selbst überprüfen, dass nämlich dieser Tempel mit seinen zwei großen Terrassen und früheren Teichanlagen, die nun verschüttet sind, wie aus der dahinterliegenden Felswand gemeißelt scheint. Auf der anderen Seite liegt das Tal der Könige und es gibt einen Gang, der Tempel und Grabanlage miteinander verbindet. Hatschepsut liegt als einzige Frau im Tal der Könige. Ob Mann oder Frau spielte keine Rolle, solange die Frau ihren Mann stand. In der Zeit ihrer über 20 Jahre währenden Regierung herrschte Frieden im Reich, die Handelsbeziehungen wurden ausgebaut und führten zu Wohlstand auf beiden Seiten der Grenzen. Leider gab es danach keine weiteren Frauen an der Spitze.
Die Anlage ist elegant, leicht, großzügig. Es heißt, der Architekt Senenmut sei der Liebhaber der Pharaonin gewesen und so scheint er ihr mit diesem Bau seine Verehrung zu zeigen.

Die Memnonkolosse, zwei 18 Meter hohe sitzende Statuen als Wächter des zerstörten Tempels Amenophis III. sind ganz schön kaputt. Die Ptolemäer sahen in ihnen das Abbild des legendären Äthiopierkönigs Memnon, der in der Schlacht um Troja von Agamemnon umgebracht wurde. Auf der weitläufigen Anlage arbeiten Restauratoren. In Theben-West stehen viele Tempelanlagen, so dass man eine Woche hier verbringen könnte. Es ist schön, zu sehen, dass die Ägypter sich nun selbst um ihr kulturelles Erbe kümmern.
Zum Mittagessen sind wir auf dem Schiff, das uns bereits ein Stück entgegengefahren ist. Und nun beginnt Erholung – auf dem Sonnendeck, das Schiff gleitet langsam durch die Flusslandschaft. Der Muezzin grüßt herüber, um 16.30 Uhr gibt es die Tea Time im Freien und kurz vor dem Abendessen lädt der Manager zum Cocktailempfang.

76 Personen zählt die Crew, 20 davon arbeiten in der Küche und kümmern sich darum, dass mittags und abends das Büffet steht mit Vorspeisen, Suppen, Hauptgang und Nachtisch. Jedesmal anders, zweimal am Tag, sieben Tage lang.
75 Kabinen hat das Schiff und kraftvolle MAN-Motoren sorgen für den Schub. Davon konnten wir uns heute Nachmittag schon überzeugen, als das Schiff zum Überholen ansetzte – ein Elefantenrennen, das wir für uns entschieden haben. Wie sind das zweite Schiff in der Schleuse von Esna, hinter uns schließen sich die Tore.

Nilkreuzfaht – Horus–Tempel in Edfu – Kom Ombo – Assuan

Vom Bett direkt in die Kutsche. Wem gelingt das schon außer früheren Hoheiten und uns. Um 5 Uhr beginnt unser Tag, begleitet von Muezzinrufen. Gestern am späten Abend hat unser Schiff in Edfu festgemacht. 42 andere Schiffe liegen neben und hinter uns und alle Reisende besichtigen den hiesigen Horus-Tempel. Das heißt, über 5000 Gäste aus aller Welt, darunter Japaner und Chinesen, fahren mit der Kutsche zur einzigen Sehenswürdigkeit der Stadt.
Wir traben und galoppieren durch den stillen Ort, nur verlangsamt durch die Fahrbahnschwellen, die es im ganzen Land gibt und die nicht - wie bei uns - markiert sind.

Wie sind auch heute die ersten am noch verschlossenen Eingang. Die Mitarbeiter trudeln schlurfend ein. Beide Eingänge halten wir besetzt und schnell bildet hinter uns eine Gruppe nach der anderen eine lange Schlange. Essam führt uns zielstrebig ans Ende der Tempelanlage, vor das Allerheiligste. Wir sind so schnell, dass die Beleuchtung noch nicht angeschaltet ist. Was wir dann sehen, ist eine Kultbarke aus Zedernholz. Den Anblick haben wir ganz für uns alleine. Alle Räume, der innere Umgang, der Säulenhof sind mit Reliefs vom Boden bis zur Decke ausgestaltet. Götter wechseln sind mit Pharaonen ab. In den oberen Reihen sieht man Reste der farbigen Fassung. Von den Griechen auf den Resten einer alten Tempelanlage errichtet, sollte diese Kultstätte für Horus, den die Griechen mit ihrem Gott Apollon gleichgesetzt haben, in der Tradition Ägyptens erbaut, für gute Stimmung sorgen.

Er sorgt auch bei uns für gute Stimmung, ist es doch der am besten erhaltene Tempel. Er ist wohl auch der jüngste, um 250 v. Chr. erbaut. Die Kapitelle wirken in ihren Darstellungen fast barock. Palmenwedel- wechseln sich mit Kompositkapitellen ab.
Der Eingangspylon ist mächtig, der größte nach Karnak. Doch erscheinen die Reliefs hier ein wenig grob. Die Blütezeit ist vorbei.
Mit Pferdestärke geht es wieder zurück zum Schiff. Jetzt erst sehen wir, in welchem Zustand die Pferde sind. Das ist ihr Kapital, ihre Arbeit und der eine oder andere könnte sich dadurch unterscheiden, dass er mit dem Pferd gut umgeht, es pflegt, sich kümmert. Doch das ist nicht der Fall. Stattdessen fordern die Kutscher wieder Bakschisch, obgleich sie schon bezahlt worden sind. Machos auf dem Kutschbock, doch Betteln und Streiten ohne Stolz.

Um 8.30 Uhr legt das Schiff ab. Alle Passagiere haben ihre Bordkarten abgegeben, alle Mann an Bord.
Weiter geht es nach Süden. Wir genießen den Vormittag bis zum Mittagessen auf dem Sonnendeck. Der Fluss ist gesäumt von Grün, wenige Orte am Nil. Auf Inselchen, wohl über eine Furt oder mit einigen Ruderschläge zu erreichen, weiden Kühe, hin und wieder Kinder, Erwachsene. Statt der Wasserräder, wie in meinem damaligen Geographiebuch abgebildet, hört man Dieselmotoren durch die Stille brechen, die Nilwasser in die Felder pumpen.

Um 14.15 Uhr haben wir Kom Ombo erreicht. Der Tempel steht oberhalb des Quais. Noch ein Tempel, mag man denken. Doch auch dieser ist ganz besonders. Es ist ein Doppeltempel, in dem Sobek und Horus verehrt werden.
In einem eigenen Museum werden die Krokodilmumien ausgestellt, die man hier gefunden hat. In Kom Ombo wurden diese heiligen Tiere verehrt, die als Gott der Fruchtbarkeit und des Wassers gelten.
Wir legen ab und sehen nun auch den Rauch der hiesigen großen Zuckerfabrik, der in einiger Entfernung über den Tempel hinwegzieht.

Philae Tempel – Hochdamm – Papyrusschule – Steinbruch – Felukkenfahrt

Wir sind in Assuan, 800 km von Kairo entfernt. Der Ort war früher Endpunkt einer Karawanenstraße und somit ein wichtiger Handelsplatz für Waren, die aus Nubien kamen. Von hier starteten auch die Feldzüge in den Süden, um sich genau diese Schätze wie Gold zu sichern.
Um 7 Uhr stehen wir vor den Toren zum Philae Tempel. Soll ich sagen, dass wir wieder die ersten sind? Wir besteigen das Boot, das uns zur Insel Agilkia übersetzt. Malerisch, verwunschen, die einsame Insel, die bereits von nubischen Händlern am Anlegesteg besetzt ist.
Der gut erhaltenen Isis-Tempel von Philae wurde auf diese höher gelegene Insel versetzt, als der erste Staudamm gebaut worden ist. Einige Zeit stand er unter Wasser bis man sich zur Rettung entschloss, die ein italienisches Team übernahm. Die Anlage ist kompakt und sehr schön. Wir sind inzwischen so geschult, dass wir mit einem Blick erkennen: Pylon, Vorhof, Vorhalle, Allerheiligstes. Und hier ist ein Nilometer, an dem man die Wasserstandsmarkierungen erkennen kann. Ein Polizist, der auf der Insel Dienst schiebt, zeigt ihn mir und fordert dafür ein Bakschisch. Als Staatsdiener sollte er das bekämpfen und mischt stattdessen mit.

Wir fahren mit den ersten schönen Eindrücken des Tages weiter zum Hochdamm. Und müssen dazu über die frühere Staumauer fahren. Von hier aus sehen wir unter uns das erste Katarakt und nun wird jedem begreiflich, was das eigentlich ist: ein Meer voller hoher Steine. Ein Hindernis für alles, was kein Fisch ist. Bei Hochwasser konnten die Schiffe hier passieren.
Seine Maße sind beeindruckend, auch wenn der Damm selbst nicht groß wirkt. Doch die Siemensturbinen decken 80% des Strombedarfs des Landes ab. Das klappt, da es kaum Industrie gibt. Der Damm gegen den Hunger, wie er damals beworben worden ist, hatte mehrere Funktionen: Er sollte damals weitere Ackerflächen gewinnen lassen, anstatt der einmal im Jahr stattfindenden Überschwemmung stetig Wasser liefern und Strom erzeugen. Nun steigt der Grundwasserspiegel, der Boden versalzt, der Dünger auf den Feldern fehlt und wird durch Phosphat ersetzt, was die Böden auslaugt. Das einzig Positive ist der gewonnene Strom. Die teureren Pläne der deutschen Ingenieure wurden nicht umgesetzt, man nahm eine russische Firma und hat nun die Probleme, die die Deutschen berücksichtigt hatten. Hat man damals gespart, hat man dadurch nun einen großflächigen Schaden, der nur mit Millionenaufwand wieder zu korrigieren ist.
Die Bewachung des Damms durch Militär mit Gesichtsmaske ist furchteinflößend. Panzer stehen am Eingang.

Wir fahren weiter zu einer Schule, in der Papyrus hergestellt und bemalt wird. Das Sumpfgras gilt als heilig, da die Blüte dem Sonnenaufgang ähnelt und der dreieckige Stängel an die Pyramiden erinnert. Bis zu drei Meter kann eine Pflanze hoch werden, die vornehmlich im Nildelta wächst. Der Stängel wird geschält, in Scheiben geschnitten und für einige Tage ins Wasser gelegt. Je länger es dort liegt, desto dunkler wird das Papier. Dann werden die Streifen wie gewebter Stoff zusammengelegt, zwischen Stoff gelegt und 12 Tage gepresst, wobei der Stoff gewechselt werden muss, um dem Produkt weiteres Wasser zu entziehen. Fertig ist das Papyrus. Haltbar für die Ewigkeit, wie die Rollen im Museum gezeigt haben. Die Verkaufsstücke sind sehr schön.

Weiter geht es zum Steinbruch, einem von vielen, in dem der Rosengranit für die Tempelbauten abgebaut wurde. Hier liegt der größte je geschaffene Obelisk. Wie ein gefallener Riese liegt er da in seinem Steinbett. Ein „Materialfehler“ – ein Riss im Stein – führte dazu, dass man liegenließ. Hätte man ihn auch in heilem Zustand jemals aufstellen können? Experten verneinen, da es unmöglich scheint, den Obelisk in seiner Länge aus dem Steinuntergrund zu lösen.

Am Nachmittag genießen wir eine Felukkenfahrt. Gar nicht so einfach, mit dem Wind zu segeln. Wir sehen hoch oben die Felsengräber und die zwei Rampen, auf denen die Sarkophage nach oben gezogen worden sind. Der Botanische Garten zieht an uns vorbei, auf der Höhe des Mausoleums des Aga Khans wenden wir und fahren zurück.

Ausflug nach Abu Simbel und Basarbesuch

Heute erwartet uns ein weiterer Höhepunkt unserer Rundreise, für den wir ein Opfer bringen müssen. Das können wir ja inzwischen ganz gut.
Mit der Frühstücksbox auf dem Schoß machen wir uns um 4 Uhr auf nach Abu Simbel. Da die Touristenbusse notiert werden von der Polizei und dadurch viel Zeit verloren gehen kann, wenn man später fährt, brechen wir früh auf. Am Nachmittag sind extra Touren unterwegs, die mit 200, 300 Euro bezahlt werden müssen. Daher die frühe Stunde.

Die Straße führt zweispurig die Wüste, immer geradeaus, begleitet von Strommasten. Plötzlich wird es grün. Hier wächst tatsächlich was. Über einen Kanal wird das Wasser vom Stausee hierhergeleitet und bewässert nun Gerste. Rollende Bewässerungsanlagen ziehen über die Felder. Es wirkt sehr befremdlich, hier etwas anbauen zu wollen. Es braucht ja auch Erde, Erntehelfer, Maschinen, etc. Eine sehr hübsche Trabantenstadt steht in einiger Entfernung, doch hier zieht keiner her. Es fehlt die gewachsene Struktur und im Sommer wird es bis zu 50 Grad heiß. Eine ewig lange Mauer zieht sich in einigem Abstand von der Straße dieser entlang, ca. 4 m hoch und oben mit Stacheldraht gesichert, wohl an die 5 km lang. Eine solide Mauer mitten im Nirgendwo. Dahinter Land, das der Staat an Bauern verpachtet. Es ist noch viel Platz da.
Parallel zu unserer Straße führt eine vom Untergrund her vorbereitete Straße entlang. Es gibt wohl weitere Ausbaupläne. Wir überqueren den Kanal in seinem Betonbett, der aus diesem kargen Landstrich ein blühendes Paradies machen soll.

Die berühmteste Sehenswürdigkeit Nubiens mit den Felsentempeln des Pharaos Ramses II. und seiner Gattin Nefertari ist an Größe und Mächtigkeit nicht zu überbieten. Die Tempel liegen direkt am Ufer des Nassersees und wurden bei der Flutung des Stausees in den 1960er Jahren in einem weltweiten Gemeinschaftsprojekt gerettet und versetzt. Sie besichtigen die gigantischen Felsentempel, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

Die Darstellungen im Innern sind auf die rauen Felswände aufgetragen. Der Streitwagen mit zwei Pferden beeindruckt mich am meisten. Es ist eng im Innern und jeder möchte das schönste Foto machen.
Auf dem Stausee haben auch zwei Flusskreuzfahrtschiffe halt gemacht. Von Assuan bis hierher dauert es drei Tage. Die Staumauer ist die Grenze, hier kommt kein Schiff drüber - entweder die eine oder die andere Seite wird befahren.
Wir fahren den langen Weg wieder zurück nach Assuan und sind froh, nicht mit dem Schiff zu fahren, denn die Umgebung ist reizarm.

Um 17 Uhr führt uns Essam in den Basar zu einem Gewürzhändler, der uns in gutem Deutsch durch sein Sortiment führt. In die großen Plastiktüten lässt sich einiges abfüllen und er füllt gerne großzügig ab. Da muss man schon mal „Stop“ sagen oder auch wieder was zurückgeben in die Gläser. Doch die Freude auf diese kulinarischen Souvenirs ist groß. Was wird es bei uns gut duften und schmecken.

Besuch eines nubischen Dorfes – Nil–Kreuzfahrt zurück nach Luxor

Heute können wir länger schlafen und fahren erst um 9.15 Uhr den Strom aufwärts. So haben wir keine Eile beim Frühstücksbuffet und genießen die Datteln, für die Assuan bekannt ist. Ganz frisch, rund und saftig sind sie. Zu Ramadan spielen sie eine wichtige Rolle, um die Gläubigen mit Dattelsaft bei Kräften zu halten. Dazu werden die getrockneten Früchte in Milch oder Wasser eingelegt, püriert und dann mit Honig oder Zucker gesüßt. Überhaupt ist die Fastenzeit nicht zum Abnehmen geeignet. Süßes spielt hier eine wichtige Rolle. Zwischen ein und zwei kg werden pro Tag für eine Großfamilie verbraucht. Dazu baut das Land viel Zuckerrohr an und der Preis blieb immer moderat. Doch für Devisen wird der Zucker jetzt ins Ausland verkauft und die Ägypter haben es schwer, für ihren eigenen Verbrauch Zucker zu kaufen,
Unser Motorboot warten gerade um die Ecke auf uns. Wir kommen wieder an den Felsengräbern vorbei, sehen die Sarkophagrutsche von nahem. Mit welcher Anstrengung wurden die Särge auf die Höhe gehievt?

Aga Khan folgte der Tradition, sich mit schönem Ausblick bestatten zu lassen und ließ sein Mausoleum ein Stück weiter errichten. Der hiesige Stein wie Rosengranit traf seinen Geschmack nicht, so dass er seine Ruhestätte mit Carraramarmor auskleiden ließ. Jeden Morgen liegt eine rote Rose auf seinem Grab. Darunter liegt seine Villa, eine sehr geschmackvolle, fast unauffällige Anlage. Bewohnt wird sie nur noch vom Hausmeister, der wohl in seinem Dienstvertrag stehen hat, sich auch um die Rose zu kümmern.

Vorbei an Kitchener Island, dem heutigen Botanischen Garten. Man sieht das Haus von Kitchener, dem früheren Gouverneur der Stadt. Da hat er sich eine schöne Lage ausgesucht. Die Durchfahrt wird enger, wir fahren nun durch Fließe, rechts und links Schilf, anmutige Felsformationen, das eine oder andere bescheidene Grundstück in toller Lage. Von weitem sehen wir eine ganze Reihe liegender Kamele, deren Besitzer auf Touristen warten für das nubische Dorf, das Essam früher besucht hat. Es ähnelt einer Völkerschau, sagt er, so dass wir nun zu einem anderen Ort fahren. Die Fahrt dorthin bleibt malerisch und wir steigen an einer Fährstation aus. Hier pendelt ein alter Mann mit seinem Ruderboot unablässig hin und her.
Wir sind hier ganz unter uns. Gehen die staubige Dorfstraße entlang, treffen auf einige freundlich lächelnde Dorfbewohner, bis zum Dorfplatz mit einem großen schönen Baum, der Moschee und dem Gemeindezentrum, das auch einen Kindergarten und ein kleines Krankenhaus hat. An unserem Weg stehen mehrere Tonkrüge mit Blechdeckel und Plastiktasse - Wasser zum Trinken.

Essam gibt uns vor der Moschee einige Erklärungen. 1.500 Einwohner hat unser Ort, rund drei Mio. Nubier wohnen in Ägypten. Der Imam übernimmt hier auch das Amt des Bürgermeisters. Die qualvolle Beschneidung der Frau wird leider immer noch praktiziert, ist jedoch offiziell verboten. Als verlässliche Hausmeister sind die Nubier bekannt. Sie wissen, wo eine Wohnung frei ist und verdienen sich über diese Maklerei gleich ein Zubrot, das den einen oder anderen wohlhabend gemacht hat. Es ist kurzweilig und interessant; der Ort ist ruhig, hier kann man gut leben, scheint es mir, ruhiger als in Assuan oder Luxor. Die Kinder toben auf der Straße und werden sicher nicht von einem Tuk-tuk überfahren.
Es geht nun auf einem anderen Weg zurück, vorbei am Old Cataract Hotel. Ein schönes altes britisch anmutendes Haus mit Holzbalkonen, auf deren einer Agatha Christie saß und „Tod auf dem Nil“ geschrieben hat. Von hier aus hatte sie auch einen Blick auf die gegenüberliegende Insel Elephantin. Hier soll früher mit Elfenbein gehandelt worden sein.
Es geht entlang der Corniche, der Nilpromenade, die derzeit aufwendig umgestaltet wird, zurück zu unserem Schiff, das auf mich inzwischen wie ein Zuhause wirkt.

Um 14.30 Uhr legen wir ab und dann geht es Richtung Luxor zurück. Wir nehmen wieder Liegen und Stühle auf dem Sonnendeck ein, obgleich es ganz schön weht. Die Landschaft zu beiden Seiten kommt mir unbekannt vor und richtig, auf dem Hinweg war es schon dunkel. Zunächst geht es noch entlang der Vororte von Assuan. Die aus Ziegeln gemauerten Brandmauern liegen zur Flussseite, so dass der Felsen im Hintergrund und die Häuser eine braune Einheit sind. Die Landschaft ist übersät mit Grundstücksmauern, dann noch die Hausmauern und das wars. Mauern, Mauern, ohne dass etwas errichtet, gebaut worden ist. Warum macht man das, da doch der fruchtbare Boden begrenzt ist?

Danach kommt ein langer Abschnitt, fast bis Kom Ombo, der malerisch ist. Inselchen mit Vieh, Landwirtschaft, Orte am Fluss mit bunter Wäsche.
Am späten Nachmittag liegt Kom Ombo vor uns mit seinem Doppeltempel, den wir auf der Hinfahrt besucht haben. Essam führt uns in ein Kaffeehaus, ausgeschmückt mit farbig gewirkten Decken und Sitzpolstern entlang des Raumes – sehr gemütlich. Es gibt verschiedene Teesorten wie Bockshornklee, Malve oder Pfefferminze und dazu eine Shisha, auch in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. So vertreiben wir uns die Zeit, während die anderen Gäste des Schiffs den Tempel besuchen. Um 19 Uhr stechen wir wieder in See.

Über Land und Leute – Basar in Luxor

Essam lädt uns heute zu einem Vortrag über Land und Leute ein. Es geht um die Stellung der Frau als Mutter, Tochter und Ehefrau.

Die Mutter wird im Koran hoch gepriesen. Unter den sieben Sünden steht an dritter Stelle, die Mutter schlecht zu behandeln. Sie hat Anspruch auf Güte und Verehrung. Am 21. März feiert die islamische Welt Muttertag und wie bei uns gibt es für die Mutti Geschenke.
50% der Scheidungen erfolgen aus dem Grund, dass die Frau keinen Sohn zeugen kann. Seit nunmehr 20 Jahren gibt es hierzu Aufklärungskampagnen von einem Arzt in den Medien, der erklärt, dass die Ursache mit den x- und y-Chromosomen beim Mann liegt. Das müsste einen Macho doch eigentlich freuen, dass er über das Geschlecht seines Kindes „bestimmen“ kann. Essam und seine Frau haben zwei Jungs und erzählen nicht von ihnen, wenn sie mit Leuten zusammen sind, die keine haben, um keinen Neid hervorzurufen. Die Geburt ist ein Gottesgeschenk, ganz gleich, welches Geschlecht, so Essam oder sagt es der Koran?

Frauen übernachten nicht außer Haus, daher ist die Schiffscrew auch ohne Frauen. Sie machen sich zu Hause klein, um den Mann als Löwen erscheinen zu lassen, doch letztlich ist er doch ihr „armes Kamel“.
Die Stellung der Frau bessert sich seit 1975. Zu der Zeit gab es eine erste Frauenbewegung. In staatlichen Einrichtungen, in Kran?enhäusern, Tourismusagenturen arbeiten 50% Frauen. Sie sprechen auch mehrere Sprachen. 1954 wurde in der Verfassung die Gleichstellung der Frau niedergelegt. „Ich bin eine Frau“ von Frau Saddat ist sehr lesenswert 1982 war eine Frau Botschafterin in Deutschland, was Essam als junger Mann nicht fassen konnte.

Für junge Leute, die selbst in Ägypten schon über 30 sind, ist es sehr schwer, zu heiraten, da sie keine bezahlbare Wohnung für ihr neues Glück finden. Eine Wohnung mit 100 qm kostet 350 bis 500 Euro, das Einkommen liegt mit 150 bis 200 Euro für einen Arzt weit darunter. Dabei ist die Stadt voller Häuser, die nur halb bewohnt sind. Ein neues Gesetz, das durch die tatkräftige Lobbyarbeit der Hauseigentümer zustande gekommen ist, beschränkt die Mietverträge auf ein Jahr, was neue Instabilität mit sich bringt. Dabei gehört eine Wohnung zu den Grundrechten.
Es gibt 8000 Sozialwohnungen für zwei Millionen Bedürftige. Bei einer Scheidung muss der Mann eine Wohnung für die Frau besorgen, so steht es im Ehevertrag. 2006 hat sich Frau Mubarak für ein besseres Scheidungsrecht eingesetzt. Nun kann sie beim Familiengericht die Scheidung verlangen.
Die Inflation liegt derzeit bei 27%. Auf Facebook und Tiktok ist zu lesen, dass Frauen kaum noch wissen, wo sie Fladenbrot einkaufen können, damit das Geld reicht.

So vieles, was wir von Essam hören und das wieder neue Fragen aufwirft.
Am Nachmittag erhalten wir eine Einladung, den Kapitän zu besuchen. Die Brücke ist überschaubar, der Kapitän und ein zweiter sowie Personal, um beim Ein- und Ausparken nach Back- und Steuerbord zu gucken. Die Armatur ist überschaubar und das Steuer hält der Kapitän mit seinen Knien fest. Der Job wird innerhalb der Familie weitergegeben und ist eine sehr honorige Arbeit. Der Mann hat ein faszinierendes Gesicht, entspannt und aufmerksam zugleich. Es ist schön, hier zu stehen und den Blick nach vorne zu richten. Nebenan ein Zimmer mit einer schäbigen Matratze und Möbeln. Hier legt sich dann der eine oder andere mal schnell zum Schlafen hin. Auch hier gibt es die deutliche Unterteilung von Klassen, Personal und Touristen.

Auf unserem Schiff gibt es einen Schmuck- und einen Andenkenladen. Dazu kommt ein Kameramann, der die Gäste auf den Touren begleitet. Es stellt sich einfach dazu, ohne zu fragen. Ziel ist, die Filme an die Touristen zu verkaufen. Ich kläre das mit Essam. Die Filme sind gut geschnitten und unzählige Fotos der Ausgrabungsstätten kommen noch dazu. Doch was verdient er damit? Auch in den zwei Läden geht kaum etwas über die Theke. Die Inhaber mieten sich auf dem Schiff ein, schlafen und essen auch hier.
Zum Abschied trinke ich einen Whiskey Sour auf dem Deck. Der Drink ist ein Longdrink, mit Limonen gemacht und der Whiskey, ein ägyptischer, schmeckt nach Spiritus. Mein Bekannter hatte mich gewarnt: „Keine Longdrinks in Ägypten. Die Ägypter schaffen es, einen Chivas Regal zu mischen, der keiner ist.“ Nun fällt es mir wieder ein.

Viele von uns hatten die Vorstellung, einen üppigen Sternenhimmel zu sehen. Doch an keinem Abend funkelte es vom Himmel. Dafür hat uns der Mond begleitet.

Ausschiffung – Weiterreise nach Hurghada am Roten Meer

Wir verabschieden uns vom Servicepersonal, das uns sieben Tage betreut hat. Die Koffer werden wieder die Quaitreppen nach oben zum Bus gebracht. Zuvor hingegen, zu früherer Stunde, bringen Männer auf Kiepen Lebensmittel und anderes auf die Schiffe wie Eier, Toilettenpapier. Das sind einige Gänge, da ja fünf Schiffe nebeneinander liegen.

In viereinhalb Stunden werden wir vom Nil am Roten Meer sein. Wir fahren durch Luxor, ein Tuk-tuk fährt vor uns her, Kinder mit Schulranzen auf der Ladefläche. Dieser Schultransport hätte mir früher sicher auch Freude gemacht.

Es geht raus aus der Stadt, immer einem Kanal entlang, an dem es allerhand zu sehen gibt: Arbeiter warten auf das Sammeltaxi, Eselkarren transportieren Obst und Gemüse, Traktoren fahren hochaufgetürmt Zuckerrohr vom Feld zur Weiterverarbeitung. Obststände mit Kisten voller großer reifer Tomaten werden an der Straße aufgebaut, Tuk-tuks suchen jede Lücke im Verkehr, um geschmeidig weiterzukommen. Es ist bunt und vielfältig, vergleichbar mit dem Kanal auf dem Weg nach Sakkara, doch längst nicht so dreckig, aufgeräumter. Es ist die Straße zwischen Luxor und Hurgadha und das mag ein Grund sein, dass jeder Ort ein hübsches Eingangsportal hat mit einem Pharao in Relief und dem Ortsnamen.
Eine letzte große Stadt durchqueren wir, dann sind wir in der Wüste. Eine Steinwüste, durch die sich die Fahrbahn windet. An einer großen Raststätte machen wir halt und sind hier die einzigen Gäste.

Wir fahren weiter, die Landschaft ändert sich. Lavagestein türmt sich auf, kein Weg, kein Grün zu sehen. Bizarr und abweisend. Im Hintergrund erheben sich Berge, die ich hier nicht vermutet hätte, wie eine Scheidewand zwischen Wüste und Meer, zwischen Ägypten und einem an europäischen Standards orientierten Badeort, wo die Menschen in Badehose und Bikini am Strand liegen.
Unser Hotel liegt in einer Siedlung von Hotels. Über einen zentralen Eingang mit Sicherheitskontrolle kommt man hinein und fährt an einer großen Golfanlage vorbei. Wie mag der Rasen im Sommer aussehen? Die gesamte Anlage ist sehr gepflegt, sogar die Rasenkanten sind abgestochen. Nirgendwo liegt auch nur etwas auf dem Boden. Es geht also doch.

Wir checken zügig ein, erhalten unsere Bändchen für Schlemmern satt. Die Zimmer sind gut ausgestattet, geschmackvoll mit Balkon oder Terrasse mit Blick auf den großzügigen Polbereich. Gleich eilen wir zum Mittagessen. Von der Auswahl ist es ganz wunderbar.
Die ersten gehen am Nachmittag in den Pool, der Badewannentemperatur hat. Da muss man sich wahrlich nicht überwinden, um Schwimmen zu gehen.

Badeaufenthalt in Hurghada

Ausschlafen, genüsslich frühstücken und um 9.30 Uhr brechen wir nach Hurghada auf. Die Stadt mit 80.000 Einwohnern liegt rund 45 min vom Hotel entfernt. Wir kommen an unzähligen Hotels im Rohbau vorbei. Werden sie jemals fertig gebaut? 1982/83 begann der Boom mit den Hotelbauten und er ist bis heute nicht Ende.

Eine ewig lange und breite Promenade liegt zwischen den beiden Fahrbahnen, mit Rasen, Palmen. Rabatten und farbigen Kieselsteinen gestaltet. Die Stadt wirkt gepflegter als all jene, die wir bisher gesehen haben.
Wasser ist hier das große Problem. Hier gibt es weder einen Nil noch Brunnen, die ausreichende Mengen für die vielen Hotelgäste liefern. So wird das Wasser aus dem Meer über Entsalzungsanlagen aufbereitet. Für die Duschen, zum Gießen, zum Kochen und Waschen.

Wir besuchen zuerst die koptische Kirche, die 1976 erbaut und 1996 vergrößert worden ist. Die Gemeinde wächst, wo gibt es das heute noch? Ursprünglich stand hier ein Kloster, das jedoch aufgegeben worden ist. In der Wüste am Roten Meer gibt es 13 koptische Klöster. Der Hauptsitz ist in Alexandrien. Die Messen werden in koptischer Sprache gelesen, eine Form des Altägyptischen. Das Wort „Kopte“ leitet sich aus dem Griechischen „Aigýptios“ ab und heißt „Ägypter“.

Weiter geht es zum alten Markt. Einige niedrige Stände, rechts eine Baubrache, dazwischen türmen sich Obst und Gemüse auf, Bananenstauden, Erdbeeren, eine schöner als die andere und mit einem phantastischen Geschmack (mit Wasser aus der Flasche abgespült). In einer Halle wird Fisch verkauft, mit Streifen und Punkten. Sardinen, Seezunge, Dorade erkenne ich.
Zum Vergleich fahren wir zum neuen Markt. In einer großen überdachten Halle wird in den großen und kleinen Ständen alles verkauft, was wir schon gesehen haben.

Badeaufenthalt in Hurghada

Morgens fahren jene nach Hurgadha, die den Ausflug mit dem Glasboot gebucht haben. Der Hafen ist noch genauso hübsch wie gestern, das Wasser leuchtet uns in wunderbaren Blautönen entgegen. Die Schiffe sind gelb gestrichen, man könnte meinen, man klettert auf ein Postschiff. Zunächst sind wir noch am Oberdeck und sehen, wie wir uns vom Hafen, der Moschee, der Werft entfernen. Nach einer halben Stunde können wir nach unten steigen, in den Bauch des Schiffes und sitzen vor großen Scheiben, die uns die Unterwasserwelt zeigen. Korallen, Zebrafische ziehen an uns vorbei. Eine Qualle, hier? – Nein, es ist eine Plastiktüte, die anmutig durch das Wasser schwebt. Ein ägyptischer Hai wird uns als Überraschung angekündigt. Und richtig, da ist er, das Ungeheuer: zwei Schwimmflossen bewegen sich vor den Fenstern. Die Ägypter sind für viele Späße zu haben.

Nun erfolgt die Einladung zum Schnorcheln. Außer einem mutigen Asiaten geht keiner von uns ins Wasser. Wir genießen die Luft, das Schaukeln auf den Wellen, den letzten Urlaubstag.

Rückflug von Hurghada nach Deutschland

Die Rückreise erfolgt gestaffelt. Zunächst verabschieden sich die Gäste nach Frankfurt, dann jene nach Hamburg und wir Berliner fliegen als letzte. Wie schön, dass es von Hurgadha Direktflüge gibt.

Es bleibt genügend Zeit, die Uferpromenade am Meer entlang zu gehen. Liegen reihen sich an Liegen, mit Sonnen- und Windschutz ausgestattet. Ein Resort grenzt an das nächste, alle sehr gepflegt mit Rasen und Blumenbeeten. Zwischen den Palmen sind Hängematten gespannt. Tagesbetten sind aufgestellt, man kann es sich hier jeden Tag aufs Neue behaglich machen. Für die Kinder gibt es betreute Spielecken, die Erwachsenen spielen Boccia, Tischtennis oder folgen den Anweisungen des Turnlehrers am Strand.

Eine schöne Welt, wenn die Hotelstadt nicht mitten in the middle of nowhere gebaut worden wäre. Kein Wasser, das wird aus dem Meer gezogen. Alle Speisen für drei Buffets am Tag für mehr als ein Dutzend Hotelanlagen müssen herbeigefahren werden. Was für ein Aufwand für ein paar Tage Erholung in der Sonne.

Der Flug mit Eurowings ist sehr angenehm. In Berlin regnet es und wir haben eine Außenposition, als wir um 23 Uhr ankommen. Inshalla. Bokra (Morgen wir alles besser). Malisch (Es tut mir leid). IBM, mit diesem Kürzel, das uns Essam schon am ersten Tag gelehrt hat, kommt man auch in Deutschland gut durch.

Schlusswort

Liebe Gäste,

es waren erlebnisreiche Tage mit Euch.

Ich danke Euch für Eure Begeisterungsfähigkeit und Euer Interesse an all dem, was diese schöne Reise uns geboten hat. Ihr habt es mit Freude wahrgenommen.

Ohne Essam, unseren genialen Reiseführer, wäre es nur halb so schön gewesen. Was hat er uns nicht alles vermittelt und die Tage dank seiner langjährigen Erfahrung gut strukturiert. Auch den versierten Busfahrern sei gedankt. Gerade Sultan hat uns mit großer Ruhe durch den Kairoer Verkehr gelenkt, dass es eine große Beruhigung war. Möge es allen, die wir auf der Reise kennengelernt haben, auch weiterhin gut gehen.

Ich wünsche Euch alles Gute, Gesundheit und schöne Reiseerinnerungen und freue mich, wenn es ein Wiedersehen geben sollte auf einer anderen Reise
Eure Vivian

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Hallo liebe Vivian,
Dein Bericht ist wirklich super gelungen. Wir haben ihn mit Freude gelesen und das Urlaubsgefühl war wieder da.
Wir waren sehr froh, Dich und Essam an unserer Seite gehabt zu haben.
Hier habt uns einen wunderbaren Urlaub erleben lassen.
Wir wünschen Dir alles Gute auf Deinen weiteren Reisen und hoffen sehr das wir Dich schon bald wieder sehen (vielleicht in 2 Jahren auf unserer Reise durch die Schweiz)
Viele Liebe Grüße aus Radeberg

Fam. Hagen/ Tschörtner / Fritsch
05.03.2024

Liebes Kleeblatt aus Radeberg,

ich danke Euch sehr herzlich auch im Namen von Essam, dass Ihr die Reise zu viert so genossen habt. Es war Euch jeden Tag anzumerken, mit welcher Freude Ihr den neuen Tag beginnt und das Land und seine Kulturschätze wahrnehmt.
Das waren auch für mich unvergleichliche Tage und die Fotos erinnern daran.
Und nun haben wir eine Verabredung, spätenstens in zwei Jahren auf der wunderbaren Schweizreise.

Ich wünsche Euch alles Gute, bleibt gesund, munter und reiselustig,
herzliche Grüße, Eure Vivian

Vivian Kreft
05.03.2024