Reisebericht: Lappland – finnisches Winterwunderland

30.03. – 05.04.2013, 7 Tage Rundreise auf den Spuren der Huskies, Rentiere und des Sami–Volks


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"noch weiter in die Kälte? noch höher in den Norden wollt ihr?" - so waren wohl die Reaktionen unserer Familie bevor wir uns nach Lappland in Finnland aufmachten! Falsch gedacht! Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel erwartete uns ein Highlight nach dem anderen in traumhafter Landschaft!
Ein Reisebericht von
Elisa Müller

Samstag, 30.03.13 – Anreise nach Lappland

„Warum nach Finnland wenn es hier zu Ostern auch schneit?" - Das war wohl unser aller erste Reaktion am heutigen Morgen. Aber andererseits wäre uns ein Abschied von Frühblühern und 15 Grad in Richtung Lappland sonst schwerer gefallen. Also geht es los nach Berlin, von wo aus wir mit Finnair über Helsinki nach Rovaniemi - der Hauptstadt Lapplands - reisen wollen. Unsere Gruppe besteht aus 17 schneeverrückten, husky-liebhabenden und an-den-Weihnachtsmann-glaubenden Reisenden, die sich „mutig" in ein Land begeben in dem auf 5 Millionen Finnen ganze 2 Millionen Saunen und 200.000 Seen kommen!
Überpünktlich um 12 Uhr heben wir ab und landen nur knappe 2 Stunden später im sonnigen Helsinki. Gegen 17:45 Uhr erreichen wir schließlich Rovaniemi und auch hier werden wir freundlichst begrüßt - nicht nur von Reiseleiter Ari, sondern auch von Strahlesonne, blauem Himmel und „milden" 3 Grad plus! Bereits aus dem Flugzeug bekommen wir einen herrlichen Eindruck von einem Land, das zu 77% von Wald bedeckt ist. Nichts als Seen, Wald, Wald und noch mehr Wald erstrecken sich weit unter uns.
Nur wenige Fahrminuten sind es nun zu unserer Bungalowanlage „Ounasvaaran Pirtit", die direkt am Fuße eines weitläufigen Skigebietes und eingebettet in die idyllische Natur liegt. Wir beziehen unsere rotgestrichenen Finnenhütten, ausgestattet mit einer eigenen Sauna, kleiner Küche, dem typisch-finnischen Geschirr-Abtropfgitter über der Spüle und von innen komplett mit Holz verkleidet. In einem Land, in dem übermäßige Nähe zu Mitmenschen als unangenehm empfunden wird und „Einsamkeit" eine überaus positive Bedeutung hat, ist das wohl genau die richtige Behausung für unser Lappland-Abenteuer!
Bevor nun die ersten die hauseigene Sauna ausprobieren oder bereits auf die Suche nach den berühmten Nordlichtern  gehen, versammeln wir uns alle im gemütlichen Restaurant, wo das Kaminfeuer knistert und Rentierfelle den Raum warm und behaglich wirken lassen. Wir probieren Lappische Lachssuppe, Hühnerbrust oder auch (etwas weniger landestypischen) Flammenkuchen und kommen auch das erste Mal in Berührung mit den leicht gehobenen Essen- und Getränkepreisen Finnlands. Der eine oder andere unternimmt noch, die Augen nach funkelnden Nordlichtern offen haltend, einen kleinen Spaziergang, bevor doch alle müde aber glücklich und voller Vorfreude auf die nächsten Tage, ins Bett fallen.

Sonntag, 31.03.13 – Tag auf der Rentierfarm

Während es in Deutschland schneit sollte uns der heutige Tag mit Sonne verwöhnen! Beim ersten Schritt vor die Tür, hinaus in die klare Winterluft staunen wir nicht schlecht: Der Osterhase hat tatsächlich den ganzen weiten Weg von Deutschland auf sich genommen um uns kleine schokoladige Osterüberraschungen vor die Tür zu legen  Beim anschließenden (Oster-)frühstück stärken wir uns für die spannenden Erlebnisse des heutigen Tages. Zuerst geht es in Richtung „Stadtzentrum" des 40.000 Einwohnerortes Rovaniemi, wo wir unsere Schneeausrüstung in Empfang nehmen. Und die hat es in sich! An Schulzeiten erinnert stellen wir uns artig an der Sachenausgabe ab und bekommen dicke Winterboots, Wollsocken, einen Ganzkörper-Schnee-Overall, mit Lammfell gefütterte Lederhandschuhe, Mütze und Wollschal! Ausgerüstet wie zur Polarexpedition könnten wir so sicher auch minus 30 Grad standhalten! Alle umgezogen sehen wir nun aus als würden wir gemeinsam in den Stollen zum Arbeitseinsatz losziehen!
Jetzt geht es aber endlich los zur nur wenige Kilometer entfernten Rentierfarm. Hierbegrüßen uns herzlich die Finnin Irene und ihr Mann Ari auf ihrem Grundstück. Wir setzen uns in die gemütliche, liebevoll eingerichtete Werkstatt der Familie und Irene nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise in das Leben traditioneller Rentierzüchter in Lappland. Ca. 200.000 Rentiere leben derzeit in Finnisch-Lappland und nahezu jedes Tier gehört einem Farmer. Die Rentierzucht ist für die Farmer nicht einfach nur eine Arbeit, sondern verkörpert vielmehr deren Kultur, Lebenseinstellung und Leidenschaft. Denn jedes Körperteil des Rentiers wird nachhaltig und sinnvoll verarbeitet und verwendet. Da wären nicht nur das schmackhafte Fleisch und das unglaublich dichte, weiche Rentierfell, aus dem u.a. für viel Geld gefragtes Leder für italienische Designer gewonnen wird. Ob Hufe, Sehnen, Wadenknochen oder Geweih - alles wird in kleine Kunstwerke und praktische Alltagsgegenstände verwandelt. Irene zeigt uns ihre Schätze: Lappische Schuhe aus Rentierfell, von ihrem Mann hergestellte Kronleuchter aus dem Geweih der Tiere, Messer, Schmuck und vieles mehr! Wir müssen auch selbst ran und basteln nun unsere eigenen Ketten, Ohrringe oder Schlüsselanhänger! Aus Perlen, Rentiergeweihknochen und anderen Naturmaterialien fertigen wir mit der Hilfe von Irene unsere eigenen Souvenirs! Irene, die uns niedlich mit „Mann" bzw. „Frau" anspricht und überall mit einem „Ich helfe Sie" gleichzeitig sein will, begeistert uns mit Ihrer Liebe für die natürlichen Schätze, die das Überleben ihrer Familie sichern. Noch beeindruckter sind wir, als sie uns schließlich in ihr Wohnzimmer im Nachbarhaus führt und bereits Blaubeersaft, Kaffee und leckere Vanilleküchlein für uns bereitgestellt hat! Das Herzstück eines lappischen Hauses ist der Ofen sowie die 5 Kühl- und Gefrierschränke! Liebevoll stellt sie uns ihre Leidenschaft des Beerenpflückens vor und zeigt uns ihren Vorrat sämtlicher Beeren! Außerdem gibt sie uns einen Einblick in die Geschichte, Kulturentwicklung und Lebensweise der Einheimischen in Lappland und wir sind gerührt von der tiefen Zufriedenheit, die die Menschen in ihrem Leben in völliger Abgelegenheit, mitten im Wald empfinden, deren nächste Nachbarn ca. 200 km entfernt wohnen! Sie sind glücklich, leben in völligem Einklang mit der Natur, die ihnen alles gibt was sie brauchen.
Nach ca. 20 Minuten Fahrt geht es nun weiter auf die andere Seite des Kemi-Flusses, wo uns echte Rentiere erwarten! Wir sind schon ganz gespannt und wollen den Tieren, über die wir nun schon so viel erfahren haben, selbst näher kommen! Hübsch sehen sie aus in ihren bunten Geschirren! Noch eine Tasse süßen Beerensaft zur Stärkung und dann geht es auch schon los! Immer zu zweit setzen wir uns auf den Schlitten, die Tiere werden kurz in die richtige Bahn geschickt und schon sind wir unserem Schicksal selbst, bzw. dem Rentier überlassen! Zunächst mit zackigem Galopp, später mit unbeirrter Gemütlichkeit werden wir durch den verschneiten Winterwald gezogen, in der Hoffnung nach 10 Minuten auch wirklich wieder anzukommen! Die Rentierzüchter haben die gesetzliche Auflage 150 Tiere im Jahr zu schlachten um die Population gleichmäßig zu halten. Jedes Jahr 2 x, im Juni und im August, werden die Tiere zusammen getrieben um einmal die Neugeborenen zu kennzeichnen und das andere Mal entsprechende Tiere für die Schlachtung und den Verkauf auszuwählen. Diese Freunde hier auf der Farm wurden also auserwählt uns kreischende Touristen in blauen Anzügen durch den Wald zu ziehen J. Wir können die Tiere noch mit weichem Moos füttern, bevor wir selbst „Fütterungszeit" haben. Es geht in die Gaststube und was wird es wohl HIER zum Mittagessen geben. Genau, Rentierfleisch mit Kartoffelbrei, selbst gebrautem alkoholfreien Bier und finnischem Gebäck. Wir bekommen nun auch unseren 5-Jahre-gültigen, internationalen Rentierführerschein!
Satt und zufrieden geht es gegen 15 Uhr zurück und fast alle nutzen die wunderbare Sonne noch für einen Spaziergang in der Umgebung, zum und auf dem zugefrorenen Kemi-Fluss oder auf den Berg hinauf, direkt neben unserer Bungalowanlage!
Am frühen Abend steht dann schon wieder der nächste Programmpunkt an: auf ein kleines Osterquiz (wer hat Elisa heute gut zugehört und sich somit einen von 3 goldenen Schokoosterhasen verdient?), folgt „Elisas finnische Märchenstunde Teil 1" im behaglichen Gastraum. Passend zu den Erlebnissen des Tages liest uns Elisa interessante sowie belustigende Erfahrungsberichte aus dem Buch „Finnland - das letzte Postamt diesseits des Polarsterns" von Helge Sobik vor. Wir bekommen einen genaueren Einblick in die einstige Naturreligion und Götterverbundenheit der Sami und erfahren warum es einfach nicht möglich ist ein Rentier zu dressieren. Ich sage nur - Respekt vor dem Weihnachtsmann!
Nun wir es aber höchste Zeit endlich mal die eigene Sauna auszuprobieren und den erlebnisreichen Tag beim Schwitzen Revue passieren zu lassen...

Montag, 01.04.13 – mit den Motorschlitten zum Arctic Snow Hotel

Heute erwarten uns: Tempo - Adrenalin - Action - Motoren - und jede Menge Spaß! Voller Vorfreude geht es zunächst mit dem Bus nach Rovaniemi. Hier nehmen wir unsere Helme und Sturmmasken und auf geht es zum Flussufer wo unsere heutigen Rennmaschinen auf uns warten. Wie die Helden eines Actionfilms schreiten wir in unseren blauen Anzügen, die Helme cool unter den Armen, den Hügel hinab, bereit für den Nervenkitzel! Es fehlt nur noch die passende Filmmusik!
Nach kurzer Einweisung geht es auch schon los! Wir besteigen immer zu zweit die rot-schwarzen Schneemobile, machen uns noch kurz mit den Handzeichen für „Stopp", „Achtung" und „los geht's" vertraut und ab geht die Post! Schön in einer Reihe mit genügend Sicherheitsabstand tuckern wir gemächlich und mit gehörigem Respekt für die Fahrzeuge über den zugefrorenen Fluss. Nach wenigen Kilometern leider der erste kleine Crash. 3 unserer Fahrzeuge sind leicht ineinander geschoben und so müssen unsere 2 Guides erst die Lage besprechen und neu organisieren. Nach dem kurzen Schreck geht es schließlich mit einem Fahrzeug weniger weiter - in den Wald hinein! Durch eine traumhafte Landschaft, auf engen Wegen bahnen wir uns unseren Weg zwischen mit Schnee bestäubten Tannen und weißen Winterwald hindurch. „Idyllisch" dürfte hier als beste Beschreibung passen! Wir fühlen uns nun schon fast wie echte Finnen, für die hier der Besitz eines Schneemobils schlicht zum Alltag gehört. Langsam entwickeln wir auch ein Gefühl für das Fahrzeug, das wesentlich schwerer zu steuern und bändigen ist als man es sich vorgestellt hat!
Aus dem Wald hinaus geht es über einen schneebedeckten See und auf dieser offenen Fläche können wir unseren Gashebel mal etwas ausreizen. Mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 60 km/ h donnern wir über das Eis, die Sonne schiebt sich mehr und mehr durch die Wolkendecke und wir genießen einfach nur dieses tolle Erlebnis umgeben von schönster lappischer Natur! Nach knapp 40 km erreichen wir unser Ziel: das Arctic Snow Hotel in Sinettä. Bei einer kleinen Führung erfahren wir mehr über die eisige Behausung, die inzwischen das 5. Jahr gebaut wurde. Immer zwischen Ende Dezember und Anfang April können sich Besucher hier in 33 Zimmern und 8 Suiten den frostigen Temperaturen von bis zu -5 Grad aussetzen. Wir staunen nicht schlecht über die beeindruckende Eisbar, deren Eiswände aber so dünn sind, dass sogar das Sonnenlicht hindurch scheint. Hier sind die Eiswürfel nicht IM Glas, sondern sie SIND das Glas. In der kleinen eisigen Hochzeitskapelle geben sich jährlich bis zu 10 Paare bibbernd das „Ja-ja-ja-ja-Wort". Nach der Begutachtung der Eissaunen haben wir nun aber doch Hunger. Unser Mittagessen verspeisen wir heute nicht irgendwo, sondern in einer urigen, kleinen Holzhütte mit einen kräftigen Feuer in der Mitte. Und genau in diesem Feuer werden unsere oberleckeren Lachse gegrillt! Zusammen mit roter Bete und heißem Tee, lassen wir uns den Fisch schmecken bevor wir uns erneut auf unsere Schneemobile schwingen, um die Rückfahrt anzutreten. Inzwischen sind wir alle fast Profis und brausen mit ordentlich Karacho durch die weiße Landschaft! Am Nachmittag widmen wir uns alle artig (neben dem Sonnenbaden und spazieren gehen) dem Schreiben unserer Wunschzettel, denn morgen geht es zum Weihnachtsmann!

Dienstag, 02.04.13 – Weihnachtsmanndorf & Schneeschuhwandern

Sicherlich sind heut alle mit einem kribbeligen Gefühl aufgewacht...heute wird es ernst . Wir fahren zum „Santa Claus Village" und passend zu unserem Ausflug rieselt leise der Schnee. Reiseleiter Wim führt uns über das liebevoll gestaltete Gelände, zeigt uns das Hauptpostamt, wo jährlich bis zu 250.000 Briefe an den Weihnachtsmann eingehen und fleißig beantwortet werden! Hier können auch wir schon jetzt unsere  Weihnachtskarten schreiben, die erst in 9 Monaten, pünktlich an Heilig Abend  eintreffen werden! Doch vorher überschreiten wir alle nun endlich den Polarkreis, auf dem Weg zum Mann mit dem Rauschebart... ein wenig bekommen ein Gefühl dafür, wie es sich anfühlen muss als kleines Kind den dekorierten Gang entlang zu schreiten um schließlich vor der großen hölzernen Tür stehen zu bleiben, die die letzte kleine Hürde zur Begegnung mit dem Weihnachtsmann darstellt! Und dann ist es soweit, wir stehen Santa Claus gegenüber, der uns einem nach dem anderen die Hand schüttelt, uns freundlich begrüßt und uns bittet neben ihm Platz zu nehmen. Gesagt - getan und schon stehen wir alle hübsch aufgereiht um den Weihnachtsmann herum und machen ein Gruppenfoto - mit 18 strahlenden Gesichtern! Viel zu schnell ist der Spaß schon wieder vorbei aber vergessen werden wir diese Begegnung wohl alle nicht so schnell. Nun bleibt genug Zeit sich in dem einen oder andern Souvenirgeschäft ein Mitbringsel zu erstehen, bevor wir uns zum Buffet-Mittagessen wieder treffen.
Am Nachmittag machen ein paar von uns die Innenstadt und Einkaufsmeile von Rovaniemi unsicher, während die anderen vorschlafen für unseren abendlichen Ausflug. Wer möchte kann sich um 19 Uhr wieder zur „Lesestunde mit Elisa Teil 2" einfinden und diesmal gibt es kleine Episoden zum Thema Weihnachtsmanndorf, finnisch-verrückte Sportarten und den echten Saunagang auf die Ohren. Gut gelaunt können wir uns anschließend auf unseren nächtlichen Ausflug freuen. Unsere Guides, ausgestattet mit einem Haufen tennisschlägerartige-Schneeschuhe, holen uns ab und es geht „in die Wildnis"...nach einer halben Stunde Fahrt, den Sonnenuntergang vor der Busfensterscheibe, erreichen wir unser Ziel und schnallen die Schneeschuhe an die Füße. Jetzt soll es also ganz einfach sein, wie eine Ente durch den Tiefschnee zu stapfen. Es SOLL einfach sein...wie die Heinzelmännchen, im Gänsemarsch beginnen wir unsere kleine Wanderung durch die verschneite Landschaft des Birkenwaldes. Die Sonne sinkt tiefer und tiefer und schon bald umringt uns nichts als Dunkel und Natur (und das Kichern und Stapfen unserer Gruppe). Nach diesem Ausflug haben wir uns Entspannung am Lagerfeuer verdient. Es gibt heißen Tee, Kaffee und Lappische Brote und so unter freiem Himmel schmeckt alles gleich noch besser! Plötzlich rückt Elisa noch mit einer kleinen Überraschung raus: es gibt feinsten finnischen Likör aus hübschen Lappland-Schnaps-Gläsern, die alle als Erinnerung behalten dürfen. Mit warmen Likör im Bauch und dem Geschmack von Menthol, Lakritze und Eukalyptus im Mund, müssten sich die Nordlichter doch nun aber mal von selbst zeigen! Gespannt starren wir zum Himmel in Richtung Norden, doch auch nach der dritten Runde Schnaps können wir leider nix sehen (also, der eine oder andere vielleicht schon, aber das liegt dann wohl eher am Glasinhalt).
Trotzdem war es ein wunderbarer, abenteuerlicher Abend und wir steigen zufrieden und müde in den Bus. Heute Nacht werden wir wohl alle gut schlafen und von den wunderschönen Nordlichtern träumen...

Mittwoch, 03.04.13 – Kulturtag in Rovaniemi

Vom Sonnenschein geweckt, wollen wir uns heute mal der kulturellen Seite Lapplands widmen. Unsere erste Station ist das Kultur- und Wissenschaftszentrum „Pilke". Das Gebäude ist eines der größten Holzhäuser Finnlands und nicht nur Dachträger und Gerüst sind komplett aus Holz gefertigt, sondern auch Fußboden, Treppen und Geländer. Warmes Licht durchströmt das helle,  erst 2,5 Jahre alte, moderne Gebäude, das vor allem auch durch seine riesigen Glasfronten besticht. Die Ausstellung hier befasst sich auf sehr anschauliche und spielerische Art & Weise mit der Nachhaltigkeit und Bedeutung des finnischen Waldes für das Land und seine Bevölkerung. Die Nachhaltigkeit der Nutzung natürlicher Ressourcen kann aus 4 verschiedenen Perspektiven betrachtet werden: aus wirtschaftlicher, kultureller, sozialer und ökologischer Sichtweise. Diese 4 Seiten gilt es ins Gleichgewicht zu bringen und, wie man es in der Ausstellung sehr gut ausprobieren kann, schafft man das am besten wenn man zusammenarbeitet. Abgesehen von tollen Attraktionen wie dem großen Bagger in den sich unsere großen Jungs auch mal reinsetzen dürfen , bekommen wir bald ein Gefühl dafür, wie wichtig den Finnen ihr geliebter Wald ist und wie viel zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung dessen unternommen wird.
Weiter geht unsere kulturelle Reise ins nur wenige Schritte entfernte „Arktikum" - Museum und arktisches Wissenschaftszentrum. Bei einer deutschsprachigen, überaus interessanten Führung erfahren wir mehr über das Leben und die Kultur der Sami, über die historische Entwicklung Finnlands sowie über die klimatischen Besonderheiten und schleichenden Veränderungen in den Polarregionen. Eine Ausstellung über das Zusammenspiel zwischen Mensch, Natur, Klima und Kultur - ein spannendes Erlebnis! Begeisternd ist allein schon die tolle Architektur des gläsernen Gebäudes: ein langer, lichtdurchfluteter Tunnel reicht bis an den Rand des Kemi-Flusses und soll einen Finger, der in Richtung Norden zeigt, darstellen. Seit 1992 empfängt das Museum Besucher aus aller Welt und verwandelt diese durch die liebevolle und detailgetreue Gestaltung in wahre Fans des hohen Nordens.
Nach dem leckeren Mittagessen besuchen wir noch Teil 3 unserer Ausstellungsrunde: das Haus der Kultur „Korundi". Dieses beherbergt nicht nur das moderne Kunstmuseum Rovaniemis, sondern auch das Kammerorchester Lapplands, denn die Konzerthalle hier verfügt über eine außerordentliche Akustik. In dem roten Backsteingebäude befinden sich außerdem noch eine Kunstbibliothek, ein Café sowie einen Museumshop. Wir haben Zeit uns die 2 derzeitigen Ausstellungen auf 2 Etagen anzuschauen: eine finnische Ausstellung zum Thema „Bronze und Drucke" und eine internationale Ausstellung zum Thema „Wege". Schnell stellt sich heraus, dass wir nicht gerade die kunstbegeistertste Gruppe sind die das Museum je begrüßt hat, denn schneller als gedacht finden wir uns alle wieder im Souvenirshop zusammen.
Nach so viel Kultur und Bildung freuen wir uns aber nun alle die Sonne zu genießen und so verbringen wir den restlichen Nachmittag bei einem Bummel in der Innenstadt, mit einem Spaziergang auf dem Kemi Joki oder sonnenbadend vor unseren Bungalows.

Donnerstag, 04.04.13 – Husky–Safari & Wildpark Ranua

Früher als sonst brechen wir heute auf und das liegt einzig und allein an den Tieren die wir heute näher kennen lernen wollen: denn die Huskys können wir nicht zu lange auf uns warten lassen! Freundlich werden wir von den bellenden, schwanzwedelnden, freudig erregten 4-Beinern begrüßt und neugierig beäugt. Nach einer kurzen Einweisung zur Fahrt mit dem Hundeschlitten geht es auch direkt los! Aufgeteilt in 2 Gruppen besteigen die ersten 10 Mutigen die bereits vorbereiteten Schlitten. Und dabei geht es erst richtig los: die energiegeladenen Tiere sind nun nicht mehr zu halten, bellen, springen herum, heulen, quietschen, so dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht! Schnell lassen wir uns mitreisen und regelrecht anstecken von der herrschenden Hektik und Aufregung! Mit gehörigem Respekt geht es immer paarweise los - die krallenartige Bremse in den Schnee drückend! Auf den ersten 200 Metern entspannt sich die Lage, die Hunde werden ruhiger, denn sie können endlich rennen und rennen und rennen. Entlang schmaler Waldwege rauschen wir durch die zauberhafte Landschaft. Der Schnee glitzert im Sonnenlicht und wir genießen die Atmosphäre, die diese wunderschöne Naturausstrahlt. Doch auch Konzentration ist gefragt: bergauf müssen wir den Huskys helfen, bergab kräftig bremsen und uns zwischendurch entsprechend in die Kurven legen, um nicht im Tiefschnee zu landen (wie es dann aber doch dem einen oder anderen passiert). Nach ca. 8 Kilometern und einer halben Stunde ist die rasante Fahrt vorbei und wir sind einfach begeistert von diesen tollen Tieren und dem einmaligen Erlebnis! Während die andere Gruppe an der Reihe ist, haben wir Zeit uns auf der Farm umzuschauen, mit den Hunden etwas zu schmusen, Fotos zu machen und mehr über Huskys zu erfahren. Hier im Huskypark wohnen 90 Huskys, von denen 40 noch Welpen sind. In den Sommermonaten werden die Hunde trainiert und ausgebildet und ziehen hierfür Quads statt Schlitten. Gezogen und durch den Schnee manövriert wurden wir heute von Alaska-Huskys die eine Mischung sind aus Sibirischen Huskys und einer Jagdhund-Rasse. Bei diesem strahlenden Sonnenschein kommen die Tiere heut mit uns ordentlich ins Schwitzen, denn am liebsten laufen Sie bei Temperaturen zwischen -20 und -35 Grad! Schnell sind wir verliebt in die verschmusten und doch so wilden Hunde, die alle auf ihre eigene Art toll aussehen, ob mit türkisen, tiefblauen oder braunen Augen. Alle haben ganz individuelle eigene Charaktere. Nur schwer können wir uns trennen und würden am liebsten alle einen Hund mitnehmen (obwohl, dann könnten wir erlebnisreiche Reisen wie diese nicht so häufig antreten...). Da es in unserem Bus nun doch ein wenig nach nassem Hund riecht, legen wir einen kurzen Stopp am Hotel ein um uns die Hände zu waschen J und um uns vorerst von unseren beiden Eisfischern zu verabschieden.
Für den Rest von uns geht es jetzt in die ca. 80 km entfernte Kleinstadt Ranua. Als fakultativen Ausflug wollen wir hier den Wildpark besuchen, bei dem es sich um einen der nördlichsten Zoos der Welt handelt. Wir genießen die Fahrt und den Ausblick auf die an uns vorbeiziehende schneebedeckte Landschaft, die roten Holzhäuschen und die scheinbar nie endenden Birken- und Tannenwälder. In Ranua angekommen spazieren wir durch den wundervoll angelegten Wildpark mitten im Wald und erfreuen uns an Elchen, Schneeeulen, Wölfen und (riesigen!) Eis-und Braunbären. In unseren blauen Anzügen könnte man uns 16 auch alle in ein Gehege stecken, so ähnlich wie wir uns sehenJ. 50 verschiedene Arten und um die 200 Tiere sind hier im Park zu Hause, der tatsächlich das ganze Jahr über geöffnet ist. Nach einem wohltuenden heißen Kaffee erkunden wir noch den Fazer-Schokoladenladen, um letzte leckere Souvenirs zu erstehen.
Viel Sonne haben wir heute wieder getankt und so treten wir glücklich und zufrieden die Rückfahrt an, um vielleicht noch ein letztes Mal die Sauna in unseren Bungalows zu genießen. Am Abend treffen wir uns alle noch einmal im gemütlichen Restaurant zum Essen und um auf die erlebnisreichen Tage anzustoßen.

Freitag, 05.04.13 – Heimreise nach Deutschland

Noch einmal lassen wir uns von den Strahlen der arktischen Sonne wecken, genießen ein leckeres Frühstück und dann ist Koffer packen angesagt. Es geht zum kleinen Flughafen Rovaniemi und wir starten pünktlich um 13:50 Uhr von der offiziellen Start- und Landebahn des Weihnachtsmannes. Über Helsinki fliegen wir zurück nach Berlin, wo wir wie erwartet durch eine graue Wolkendecke stoßen. Beflügelt von unseren tollen Erlebnissen kann uns aber auch das Wetter hier nicht das Lächeln aus dem Gesicht treiben. Die Verabschiedung fällt nach der tollen Woche ein wenig schwer, doch ein bisschen freuen sich doch alle auf zu Hause und auf den nun hoffentlich nahenden Frühling!
Ich danke euch allen für diese ereignisreiche, abenteuerliche Woche voller Action, Spaß, tierischer Erlebnisse und fantastischem Wetter! Es hat mir riesigen Spaß gemacht all diese Erlebnisse mit euch zu teilen! Ihr ward eine tolle Gruppe, wir haben viel gelacht und ich würde mich wahnsinnig freuen den einen oder anderen mal wieder auf einer (abenteuerlustigen) Reise begrüßen zu dürfen!  Eure (strahlende) Elisa!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Sehr, sehr schöne Fotos! Ein guter Querschnitt unserer Ausflüge und Erlebnisse. Sehr viele davon waren wunderschön und einmalig Weiter so!! Birgit und Gunter Kaule

Gunter Kaule
08.04.2013

Liebe Elisa, dem Bericht ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, weil er alle wichtigen Details aussagt. Für uns war es auch ein sehr großes Erlebnis. Die Gruppe war auch OK. Sicher hängt das auch von der Art der Reiseführung ab. Du hast das sehr gut gemacht, interessant, mit viel Liebe und ohne Stress. Die Verabschiedung in Tegel spricht für sich... Danke für alles und liebe Grüße. Vielleicht klappt es wieder mal. Wir werden auf jeden Fall wieder bei Eberhardt-Travel buchen. Birgit und Gunter

Birgit und Gunter Kaule
08.04.2013

Liebe Elisa, vielen Dank für die Bereitstellung der Bilder. Wir haben uns einige runtergeladen. Es war wirklich ganz toll, wie Du uns alle durch die "läppische Wildnis" begleitet hast. Die Organisation war wirklich perfekt. Alle guten Wünsche von uns und vielleicht klappts mal wieder ... Katrin und Roland Zwönitzer

Roland Zwönitzer
27.04.2013