Reisebericht: Zugreise Alpen – zwischen Schweiz und Cote d`Azur

12.05. – 20.05.2013, 9 Tage Rundreise in der Schweiz und Frankreich mit Zugfahrten – Montreux – Genfer See – Mont Blanc – Chamonix – Grenoble – Cannes – Nizza – Avignon – Lyon


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Eine Reise mit vielen unterschiedlichen Eindrücken und reich an Kontrasten. Das Erlebnis von Bergen und Meer, Landschaften und Städten, Sonne und Regen. Und darüber hinaus interessante Unterschiede zwischen den Ländern wie auch grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten.
Ein Reisebericht von
Cordula Conrad

1.Tag – die Anreise

In aller Frühe geht es um 5 Uhr morgens vom Flughafen Dresden los. Das Wetter ist freundlich und die Stimmung ebenso. Nach den Zustiegen an der Raststätte Teufelstal ist die Reisegruppe dann komplett. Der Weg führt nach Westen. Der Wetterbericht hat von Westen her Regen angesagt, und wie wir feststellen, ist dieser Bericht nicht falsch. Wir fahren auf eindrucksvolle hohe Wolkenbänke zu, fast wie ein Gebirge. Naja, ins Gebirge wollen wir ja, aber ...
Durch Thüringen und Hessen geht es nach Baden-Württemberg, von dort über den Rhein und dann über die Grenze ins Elsass. Das Elsass mit seiner wechselvollen deutsch-französischen Vergangenheit ist wie ein weicher Übergang in den französischen Kulturraum.
Unser erstes Etappenziel ist Mulhouse. Noch bevor wir dort unserer Hotel beziehen, steht ein Besuch der Cité du Train, dem Eisenbahnmuseum, an. Hier kann man sich umfangreiches Wissen über die Geschichte der Eisenbahn aneignen oder einfach die alten Züge auf sich wirken lassen. Auf jeden Fall ein guter Einstieg in das Thema der Reise, eben Alpenzüge.
Wer sich nach der langen Fahrt ein bisschen die Beine vertreten möchte, kann abends noch einen Bummel durch die schöne Altstdt von Mulhouse machen.

2. Tag


Am zweiten Tag steht die Schweiz auf dem Programm. Obwohl Montagmorgen, kommen wir in Basel ohne Stau über die Grenze. Das Wetter ist klar und die Fahrt vom Schweizer Jura hinab bietet einen einzigartigen Weitblick über das Schweizer Mittelland. In der Ferne sehen wir das Berner Oberland auf uns zukommen.
Interlaken, die Stadt zwischen dem Thuner und dem Brienzer See, ist unser erstes Ziel. Mönch und Jungfrau zeigen sich zwar nicht, aber das etwas umwölkte diesige Bergpanorama um die Seen herum hat trotzdem seinen Reiz. Durchs landschaftlich sehr ansprechende Simmental fahren wir dann weiter nach Gstaad, wo wir unseren ersten Alpenzug besteigen, den Golden Pass Panoramic. Die Fahrt nach Montreux geht durchs Hochgebirge der Berner Alpen. Berglandschaft pur, erschlossen durch schweizer Eisenbahntechnik.
In Montreux am Genfer See angekommen werden wir am Bahnsteig überraschend von Wilfried, unserem Busfahrer, begrüßt. Jeder hat Zeit, sich Montreux und insbesondere die südländisch anmutende, noble Strandpromenade anzusehen, die Sonne zu genießen, Eis zu essen ...
Auf der Weiterfahrt nach Martigny erinnert ein kurzer Stopp am Wasserschloss Chillon an mittelalterliche Vergangenheiten.

3. Tag


Martigny, die römische Stadtgründung am Rhone-Knick. Ein morgendlicher Spaziergang führt zurück in die römische Zeit. Theater, Thermen, archäologische Felder sind Zeugen der langen Geschichte von Martigny. Der Blick auf die Burgruine La Batiaz erinnert ans Mittelalter, manche Häuser an die letzten Jahrhunderte. Die Avenue de Grand St. Bernhard verweist auf die Nähe dieses wichtigen Passes, aber auch auf die von dort stammende Hunderasse der Bernhardiner.
Gegen 10 Uhr geht es dann weiter mit dem Mont Blanc Express, wegen Bauarbeiten leider nur bis Finhaut. Weiter dann mit dem Bus in Richtung Chamonix, der Stadt am Fuß des Mont Blanc Massivs, dem Mekka der Bergsteiger und Alpinisten. Alle sind gespannt auf den höchsten Berg Europas. Das Wetter ist ideal, ganz entgegen der Prognose, keine Wolke zu sehen. Das verspricht einen freien Blick auf den Mont Blanc.
Bei so viel Vorfreude ist die Enttäuschung umso härter. In Chamonix erfahren wir, dass die Seilbahn auf die Aiguille du Midi wegen einem technischen Defekt ausgefallen ist und die Brévent-Bahn erst ab Juni wieder fährt. Wir waren so nah dran ... die Enttäuschung lässt sich nicht so einfach wegstecken. Wir wollen noch bis 3 Uhr bleiben, jeder versucht Chamonix und dem schönen Wetter etwas abzugewinnen, sicher mit Erfolg. Einzigartig ist, dass in Chamonix die umliegenden Viertausender von der Talsohle aus zu sehen sind. Hintergrundgeräusch an diesem Tag sind die permanent auf und ab fliegenden Rettungshubschrauber, die ca. 120 Personen von oben ins Tal zurückbringen. Der Tag ist auf seine Art sicher irgendwie unvergesslich.
Am Abend ziehen Wolken auf, morgen soll es regnen, überall, wahrscheinlich auch in Grenoble unserem nächsten Ziel.

4.Tag


Nach dem Frühstück fahren wir in die Altstadt von Grenoble, dem vormals römischen Gratianopolis. Bei einem gemeinsamen Rundgang durch die engen Straßen und kleinen Plätze der gut erhaltenen mittelalterlichen Altstadt gewinnen wir interessante Eindrücke und können uns ein Bild von früheren Zeiten machen. Das Wetter ist noch gnädig.
Um einen Überblick über ganz Grenoble zu bekommen fahren wir anschließend mit der Seilbahn hinauf zum Fort de la Bastille. Eine weiträumige Festungsanlage, vom Mittelalter über die Jahrhunderte hinweg immer weiter ausgebaut und nach 1871 in den damaligen Befestigungsring miteinbezogen. Hier lässt sich auf mehreren Ebenen und Wallanlagen Militärgeschichte nachvollziehen. Außerdem gibt es zahlreiche Infotafeln zur Entwicklung der Region. Überraschend ist, wie klein Grenoble noch um 1900 war. Jetzt hat sich die Stadt über das gesamte Tal ausgedehnt und ist mit Schwerpunkt auf technisch-naturwissenschaftlicher Forschung zur renomierten Wissenschaftsstadt geworden. Der einsetzende Regen macht Spaziergänge auf dem Gelände jedoch etwas ungemütlich und mancher nimmt nach einer Weile gerne wieder die Seilbahn nach unten.
Getreu unserem Reisemotto wartet ohnehin am Nachmittag die nächste Bergbahn auf uns. Nach Golden Pass Panoramic, Mont Blanc Express und der Télépherique de la Bastille schon die vierte Bahn. Diesmal ist es die Standseilbahn Le Funiculaire, die den Talort Montfort mit dem ca. 600 m höher liegenden Dorf Saint-Hilaire du Touvet verbindet. Ziemlich steil die Auffahrt, stellenweise über 80% Steigung, kaum zu glauben, dass das funktioniert. Tut es aber, wir kommen heil oben an, leider im Regen und so endet der Aufenthalt oben schließlich gemütlich im dortigen Café.
Bei der Weiterfahrt auf unserer Rundreise folgen wir anschließend der so genannten Route Napoléon, dem Weg Napoléons bei seiner Rückkehr aus dem Exil auf Elba. Napolélon ist damals an der Cote d'Azur gestartet, wir machen es umgekehrt, wollen ja zur Cote d'Azur. Eifrig haben wir nach den Adler-Wegmarken ausgeschaut, und immerhin einen Adler gesehen.
Unser Etappenziel für diesen Tag ist Sisteron, das Tor zur Provence. Es regnet in Strömen, aber die mittelalterlichen Türme der Stadt stehen direkt vor unserm Hotel und lassen sich durchs Fenster bequem besichtigen.

5. Tag


Sisteron gilt als Tor zur Provence, und somit beginnt nun der "zweite Teil" der Rundreise. Unsere Fahrt führt durch die berühmten Lavendelfelder. Zum Blühen ist es jahreszeitlich noch zu früh, aber es fällt nicht schwer, sich die Pracht in Lila vorzustellen. Das "Schwalbennest"- Dorf Moustiers-Ste.-Marie berührt uns mit seiner eigenen Atmosphäre. Gerne wären wir länger geblieben, aber die Reise geht weiter.
Am Stausee Lac de Ste.-Croix beginnt die die Schlucht des Verdon. Sie gehört zu den größten Canyons Europas, bietet faszinierende Ansichten und im wahrsten Sinne des Wortes tiefe Einblicke in die Erdgeschichte. Spannend und atemberaubend ist die Fahrt für uns, anspruchsvoll ist sie für den Fahrer.
Mit der Durchquerung der Seealpen verabschieden wir uns dann von den Alpen, aber bevor wir in Beaulieu-sue-Mer an der Cote d'Azur ankommen, noch ein kurzer Abstecher nach Grasse, der "Hauptstadt" des Parfüms. Die Besichtigung einer Parfümfabrik hinterlässt neben allerlei Informationen zum Thema auch ganz sinnliche Eindrücke.

6.Tag


Am Vormittag steht Nizza auf dem Programm. Die Sonne scheint, wahrscheinlich extra für uns. Was soll die Cote d'Azur, wenn sich das Meer nicht auch einmal von seiner azurblauen Seite zeigt.
Die Fahrt mit dem touristischen Mini-Zug, dem Petit Train, verschafft zuerst einmal einen Überblick über das Sehenswerte von Nizza: die Promenade des Anglais, die Altstadt mit diversen historischen Gebäuden und berühmten Märkten, den Place Masséna und die schicken Einkaufsboulevards und schließlich den Burgberg, von dem aus einst die Stadtentwicklung ihren Anfang nahm. Nach dieser Tour geht es auf eigene Faust weiter, je nach Belieben.
Nachmittags dann ein Ausflug nach Monaco. Unter fachkundiger Führung erleben wir das Besondere dieses einzigartigen, nur 2 qkm großen Kleinstaates. Auch hier führt der Weg zuerst in die Altstadt, hinauf zum Fürstenpalast der Grimaldis, dann in der Kathedrale ein kurzen Blick auf die fürstlichen Gräber. Nebenher erfahren wir viel über die Grenzen und baulichen Erweiterungsbestrebungen Monacos, ob vertikal nach oben oder ins Meer hinaus. Die Formel 1 Rennstrecke ist nicht zu übersehen, denn in Vorbereitung des Rennens sind überall Tribünen und Absperrungen aufgebaut. Den Abschluss macht dann der Stadtteil Monte Carlo mit dem bekannten Casino. Wer Lust hat, kann das Casino auch von Innen besichtigen oder gar eine Runde spielen.
Mit dem Zug geht es nach Hause ins Hotel in Beaulieu. Damit haben wir, incl. Petit Train, schon sechs Züge kennengelernt.

7. Tag


Cannes erleben wir im Regen. Extrem, ohne Pause. Über der Filmfestivalstadt liegt ein diesiger nasser Film, Stadt und Meer verschwimmen zu einer einzigen Szenerie in Grau. Das hat durchaus seinen Reiz, wenn man nur nicht auf Besichtigungstour wäre ...
Gott sei Dank können wir bei unserer Ankunft direkt vom Bus in einen Petit Train überwechseln. Wir fühlen uns erst einmal gerettet. Und was soll's, wir sehen das Wichtigste der Stadt: die Promenade La Croisette, das Palais des Festivals, die Luxusmeilen, den Hafen, die Altstadt Le Suquet mit dem alten Wachturm auf dem Mont Chevalier. Danach Rettung in ein wirklich gastfreundliches Restaurant und wir trinken etwas auf Kosten (und natürlich auch aufs Wohl) von Eberhardt-Reisen ... bis der Bus uns wieder abholt.
Erst im Nachhinein lässt sich die bereichernde Kontrasterfahrung erkennen. Nizza bei Sonnenschein und Cannes bei Dauerregen, wir kennen die Cote d'Azur jetzt in beiden Facetten.
Das Picasso-Museum in Antibes, das wir am Nachmittag besuchen, hat ein Dach gegen den Regen und dazu starke Mauern. Es war nämlich einmal eine Burg. 1946 lebte Picasso dort für einige Monate, seine damals entstandenen Werke sind heute dort ausgestellt. Außerdem ist heute hoher offizieller Besuch angesagt, nicht wir, sondern der Justizminister, wie wir erfahren.

8. Tag


Bei unserer Weiterfahrt am frühen Sonntagmorgen streifen wir noch einmal kurz Nizza, unsere Sonnenstadt. Dann geht es ins Innere der Provence nach Avignon, dorthin wo im 14.Jh. mehrere Päpste ihre Residenz hatten. Es ist nicht zu leugnen, dieser riesige Papstpalast hat schon seine Wirkung, wie er da hoch über die Stadtmauer ragt. Er gilt als der größte gotische Palast Europas, wobei sich die Frage stellt, wo es denn außerhalb Europas überhaupt echte Gotik gibt. Manche von uns besichtigen auch die Innenräume des Palastes und bekommen einen Eindruck von päpstlicher Macht und Herrlichkeit im Mittelalter. Andere belassen es bei einer äußerlichen Betrachtung und erkunden stattdessen etwas intensiver die sehenswerte Altstadt von Avignon. Nicht zu vergessen die Brücke von Avignon, die als Brückenruine mit noch vier von ehemals 21 Bögen in die Rhone hineinreicht. Ein Blick auf die Wasserführung der Rhone erinnert noch einmal an den massiven Regen der letzten Tage ...
Ein Shuttle bringt uns danach zum TGV-Bahnhof Avignon, wo wir den TGV Méditerranée nach Lyon besteigen. Ruhig mit latenter Eleganz gleiten wir durch das Rhonetal in Richtung Norden der Heimat zu. Unser siebter Zug übrigens. Wieder holt uns unser Busfahrer vom Bahnsteig ab. Bei der Ausfahrt aus Lyon bestaunen wir die moderne Architektur dieser alten Seidenweberstadt.
Im Weiteren geht die Fahrt durchs Tal der Saone in die Region Burgund, berühmt für Wein, aber auch für vergangene Königreiche. In Chalons-sur-Saone verbringen wir unsere letzte Nacht. Wer möchte, tut dies mit einem Glas Burgunder.

9.Tag


Ungefähr 1000 km liegen vor uns, eine lange Fahrt und viel Zeit innerlich das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen.
Bei den Zügen haben wir eine breite Vielfalt erlebt, vom Petit Train zum TGV. In anderen Bereichen war es genauso. Die erlebte Vielfalt, die Unterschiede und Kontraste lassen sich zu einem facettenreichen Gesamtbild zusammensetzen.

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