Reisebericht: Wanderreise Bretagne – Brise des Atlantiks

07.08. – 17.08.2021, 11 Tage Wandern und Kultur an der Atlantikküste Frankreichs mit Vannes – Carnac – Halbinsel Penmarch – Concarneau – Pointe du Raz – Quimper – Lannion – Ploumanach – Cancale – Mont–Saint–Michel – Rouen (57 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Herrliche Wanderwege entlang der Küste und durch hohe Farnwälder im Hinterland, rätselhafte Riesensteine entlang der Wege, tosende Wellen, türkisfarbenes Wasser und weiße Sandstrände, Kultur, Kunst, und Kulinarisches lassen die Herzen der Bretagne Liebhaber höher schlagen. Es ist diese Mischung, die den Nordwesten Frankreichs für Urlauber so attraktiv macht. Hier kann man die Seele baumeln lassen. Hier werden Urlaubsträume wahr!
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

Anreise von Dresden nach Troyes im komfortablen Reisebus

Ausgerüstet mit Wanderschuhen und Rucksack starteten die ersten Gäste am frühen Samstagmorgen am Quality Hotel in Kesselsdorf in den jungen Tag. Am Flughafen in Dresden pickten wir die nächsten Gäste auf und fuhren im *****Sternen Luxusbus zügig weiter nach Meerane, Jena, Erfurt und Pfungstadt. Wir überquerten den Rhein und erreichten am frühen Nachmittag Grünstadt, wo unsere letzten drei Reisegäste zustiegen. Eine gute Stunde später passierten wir bereits in Saarbrücken die Grenze zu Frankreich. Die ersten 700 Kilometer waren geschafft, weitere 300 Kilometer lagen noch vor uns. Unser erstes Etappenziel Troyes liegt in der neu geschaffenen Region Grand Est, einer Zusammenlegung der historischen Regionen Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne. Klangvolle Städtenamen wie Metz, Gravelotte, Verdun, Châlons, Valmy und Reims weckten das Interesse für die nicht immer einfache deutsch-französische Geschichte. Die Zeit verging wie im Flug, gab es doch auf der Fahrt viel zu sehen und zu hören. Das Hotel Golden Tulip in Troyes erwartete uns bereits mit einem leckeren Abendessen aus regionalen Produkten. Dankbar, unser Lager nicht mit fremden Reisenden teilen zu müssen, wie es Geheimrat Goethe im Jahre 1792 beschreibt, als er als Berichterstatter die Schlacht bei Valmy kommentierte, sanken wir müde in unsere Betten.

Stadtführung in Troyes und Weiterfahrt nach Vannes in der Bretagne

Am nächsten Morgen starteten wir mit einer kleinen Verspätung zu unserer ersten Stadtbesichtigung. Das kleine Städtchen Troyes präsentierte sich in sonntägliche Ruhe. Wir bummelten durch die engen Gassen und bestaunten die bunten und windschiefen Fachwerkhäuser. Die Stadt atmet noch den Geist des Mittelalters. Im elften Jahrhundert wurde hier Schlomo Jizchaki, der spätere Rabbiner und Gelehrte Raschi, geboren. Er ist einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters, der auch in Worms und Mainz studierte. Der Befreier Jerusalems, Thibault, schrieb hier seine Liebeslieder für Blanca von Kastilien und Chrétien de Troyes mischte christliche Tugenden, Ritterehre und Minne mit dem Mythos um die Ritter von der Tafelrunde und König Artus: Der moderne Ritterroman des zwölften Jahrhunderts hatte hier seinen Ursprung. Tempelritter zogen von Troyes ins Heilige Land, Gelehrte, Geldwechsler, Handwerker aller Art brachten Reichtum in die Stadt und die Mühlen an der Seine klapperten unablässig. Troyes war eine reiche Stadt mit vielen Kirchen und Höfen. Die Kathedrale St. Pierre wurde durch die französischen Revolutionäre ihres Figurenschmucks beraubt, doch im Inneren erscheinen die wunderschönen, damals in Sicherheit gebrachten alten Glasfenster wieder in ihrer ganzen Pracht. Die ganze Stadt erscheint heiter und lebensfroh. Vor den Lokalen saßen bereits die ersten Gäste in der Sonne und genossen ihren Kaffee. Wir schlenderten durch die schönen Parkanlagen, schnupperten an duftenden Rosen und bewunderten die originellen modernen Skulpturen sowie das alte Karussell aus der Jahrhundertwende.
Ein kleiner Regenschauer beschleunigte unseren Schritt zurück zum Bus, wo unser Fahrer Andreas bereits auf uns wartete. Bis Vannes in der Bretagne lag noch ein langer Weg vor uns. Im Hotel angekommen, wurden wir freundlich begrüßt und das leckere bretonische Abendessen wurde begleitet von Cidre aus der Bol.

Stadtführung in Vannes und Wanderung im Wald von Brocéliande bei Tréhorenteuc

Der Himmel war bedeckt und es war mit 16° recht kühl als uns unsere Stadtführerin Kristin, eine waschechte Bretonin, am Hotel abholte. Vor dem beeindruckenden Hôtel de Ville von Vannes erzählte sie uns viel von der Geschichte der Stadt und der Bretagne. Wir streiften durch die Stadt und erreichten die imposante Stadtmauer und das Château de L´Hermine, das seinen Namen `Hermelin´ dem Wappentier des Herzogs Jean IV verdankt. In der Zeit seiner Regentschaft blühte die Stadt auf. Wir gingen über die Stadtmauer zum alten Waschhaus und bewunderten den herrlichen Blumenschmuck. Auf holprigen kopfsteingepflasterten Straßen ging es wieder in den alten Stadtkern zurück, mit seinen pittoresken Plätzen und den alten Fachwerkhäusern. In der Mitte der Stadt steht die gotische Kathedrale St. Pierre, die mit 110 Meter Länge einer der größten Kirchenbauten der Bretagne ist. Mit einem kurzen aber heftigen Regenschauer endete unsere Führung am Monoprix, wo wir uns mit Proviant und Getränken für unsere erste Wanderung am Nachmittag versorgten.

Wanderung im Wald Brocéliande
Unser erster gemeinsamer Spaziergang führte uns zur Quelle des Barenton im mystisch mythischen Zauberwald von Brocéliande. Dieses Waldgebiet sei der Schauplatz der Artus Legende. Zwischen Weihern, Quellen, Felsen und Dickicht sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und unweigerlich denkt man an Artus, Merlin, Viviane und Lancelot. An der magischen Quelle, mitten in dem herrlichen lichten Wald entdeckten wir ihn dann: den Heiligen Gral! Ein silberner Kelch, den ein Artus Jünger an dieser strategischen Stelle platziert hatte. Da keine unserer Mitwanderinnen auf der Suche nach einem Ehemann war und niemand an Ringelflechte litt, verließen wir die wundertätige Quelle wieder und nutzten das schöne Wetter für eine Pause, um uns miteinander bekannt zu machen. Unsere Mittagspause verbrachten wir in Tréhorenteuc, einem kleinen Ort, der sich seit 70 Jahren zum Zentrum der Gralssucher entwickelt hat. In der kleinen Kirche bestaunten wir die bunten Glasfenster mit den christlichen und mystischen Legenden, bevor wir uns auf den Weg ins `Tal ohne Wiederkehr` machten. Da der Weg durch das Tal von Wasser und französischen Freizeitgruppen überschwemmt war, machten wir uns am Arbre d´or, dem goldenen Baum, einem Kunstobjekt des französischen Bildhauers François Davin aus dem Jahre 1991, gleich an den steilen Aufstieg zum Hochplateau. Dort genossen wir den herrlichen Ausblick über das unberührt scheinende Waldgebiet. Die Wölkchen im Hintergrund wiesen den Weg zum Meer. Zurück am Bus gab es zuerst einen Kaffee und leckere Madeleines.

Wanderungen zu den Megalith Stätten in Carnac und von Crucuno nach Erdeven sowie ein Besuch im Museum in Locmariaquer

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Megalithkultur. Taranis, der keltische Gott des Wetters und des Donners meinte es gut mit uns und wir umrundeten die großen drei Alignements (Steinreihungen) von Carnac, die mit ihren 4000 aufrecht stehenden Steinen mit einer Höhe von bis zu vier Metern zu den bekanntesten und beeindruckendsten rätselhaften Monumenten der Jungsteinzeit vor 6000 Jahren zählen. Vom Aussichtsturm hatten wir einen Blick über die unendlich scheinenden Steinreihen dieser Anlage, die die größte ihrer Art in Europa ist und die bis heute ihr Geheimnis nicht preisgegeben hat. Auf einem Hügel oberhalb der Küstenstraße von Carnac erhebt sich weithin sichtbar eine kleine Kapelle, die dem heiligen Michael geweiht ist. In diesem 10 m hohen künstlich angelegten Hügel befindet sich ein Dolmen und weitere Bestattungen in Steinkisten. Mit 30.000 m³ Erdaufschüttung ist es das größte Megalithgrab Europas. Von dort oben hat man eine wunderschöne Aussicht auf den gesamten Golf von Quiberon. Der anschließende Besuch im Museum von Locmariaquer trumpfte noch einmal mit Superlativen der Jungsteinzeit auf: dem größten Menhir mit 300 t Gewicht, dem längsten Galerie Grab mit 140 m Länge und einem begehbaren Dolmen mit einzigartigen rätselhaften Gravuren im Inneren.
Am Dolmen von Crucuno startete unsere nachmittägliche Wanderung durch einen mannshohen Farnwald, vorbei an weiteren Dolmen, Grabanlagen, Steinsetzungen und Menhirfeldern bis zu den sogenannten Riesen von Kerzerho. Sie gehörten zu einer Einheit aus tausenden von Steinen, die sich auf 2 km Länge und 65 m Breite ausdehnte. Auf der Bundesstraße, die das Ensemble grob zerschneidet erwartete uns bereits Andreas mit unserem Bus. Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir unser nächstes Ziel, Quimper. Zum Abendessen gab es wieder frischen Cidre und zur Vorspeise leckeren warmen Ziegenkäse mit Honig und Nüssen.

Stadtbesichtigung Concarneau und Strandwanderung an der Cornouaille Küste zum Leuchtturm von Eckmühl

Gleich am Morgen brachen wir auf nach Concarneau. In den frühen Morgenstunden waren wir die einzigen Touristen in der Ville Close, die der Stadt vorgelagerte Seefeste, die deutlich die Handschrift Vaubans, des großen Festungsbaumeisters Ludwigs XIV trägt. Von den massiven Wehrmauern hat man einen schönen Blick auf die Uferstraße, an der das ´Amiral`, das Stammlokal des (fiktiven) Kommissar Dupin liegt. Unter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec hat 2012 der Autor und Verleger Jörg Bong einen neuen Serienhelden geschaffen, dessen Einsatzgebiet in der Bretagne ist. Die Romane, mittlerweile zehn an der Zahl, wurden vor der herrlichen Kulisse der Bretagne verfilmt und haben, vor allem in Deutschland, einen unglaublichen Bretagne Boom ausgelöst.
Weiter ging unsere Fahrt nach Tronoen, wo wir vor unserer Wanderung ein beeindruckendes Zeugnis der Volksfrömmigkeit, einen der ältesten Kalvarienberge der Bretagne aus dem 15. Jahrhundert, besichtigten. Danach wanderten wir zu den Dünen und entlang der herrlichen Küste barfuß über den weißen Sand der Baie d´Audierne. Wir umrundeten eine kleine Halbinsel zur Pointe de la Torche, auf der sich die Zeugnisse der Geschichte seltsam summieren: ein Dolmen und daneben eine Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Bis St. Guenolé wetteifern bizarre Felsformationen, umspült von tosender Gischt im smaragdblauen Wasser um die Gunst der Betrachter. Wir genossen die Wanderung am Strand als Thalasso Therapie und erreichten am späten Nachmittag, nach zwölf gemütlich gewanderten Kilometern, den Leuchtturm von Eckmühl.
Zurück in Quimper waren wir am Abend in einer kleinen Crêperie eingeladen, wo wir uns spritzigen Cidre aus Bio Anbau und leckere Crêpes aus Buchweizenmehl nach Großmutters Rezept schmecken ließen.

Küstenwanderung zur Pointe du Raz und Stadtbesichtigung von Locronan

Heute stand die längste Wanderung mit insgesamt 15 Kilometern auf unserem Programm: von der kleinen Kirche Notre-Dame de Bon Voyage, hoch auf einem Hügel über dem Ort Kerven Vihan gelegen, gingen wir erst durch einen schattigen Hohlweg zum Küstenpfad, dem berühmten GR 34, der auf 1700 km um jede Klippe, jede Buch der Bretagne vom Mont Saint Michel bis nach St. Nazaire führt. Ganz so viele Kilometer hatten wir nicht im Sinn, doch freuten wir uns alle nach vier Stunden stetigen Auf und Ab entlang der Küste auf eine ausgedehnte Mittagspause an der Pointe du Raz. An dieser fast westlichsten Landspitze Europas, die sich 72 Meter über dem Meer erhebt, donnern die Wellen des Atlantiks an die baren Felsen. Auf zwei vorgelagerten Inseln stehen meerumbrandete Leuchttürme und die Statue der Mutter Gottes der Schiffbrüchigen erinnert daran, dass das Meer für die Küstenbewohner seit jeher sowohl Segen wie Fluch ist. Viele französische Touristen nutzten wie wir den schönen Tag für einen Ausflug zu dieser besonderen Stelle. Daher entschlossen wir uns, nicht zum überfüllten Parkplatz zu gehen, sondern noch weitere zwei Kilometer durch die herrliche Landschaft zu marschieren und uns erst an der herrlichen Baie de Trépassés abholen zu lassen. Es war die richtige Entscheidung! Die Bucht präsentierte sich friedlich mit weißen langsam anrollenden Wellen und ließ ein klein wenig Karibikfeeling aufkommen.
Auf der Rückfahrt machten wir Halt an der Kirche von Confort, um dem Glockenspiel der wundertätigen Maria zu lauschen. Mittels eines Seils wird ein hölzernes Rad hoch oben im Kirchenschiff in Bewegung gesetzt und es erklingt eine lustige Melodie aus zwölf Glöckchen. Danach trafen wir uns im Schatten hinter dem Gemeindehaus zu einem kleinen Umtrunk, bevor wir unser nächstes Ziel ansteuerten: Locronan, der Ort des Heiligen Ronan. Nicht umsonst ist dieser Ort, der einst vom Tuchhandel reich geworden war, mit dem Label „besonders malerischer Ort der Bretagne“ ausgezeichnet. Hier, in diesem sehr englisch wirkenden Ort mit seinen Steinhäusern aus bretonischem Granit, drehte übrigens Roman Polanski den Film `Tess` mit der jungen Nastassja Kinski in der Hauptrolle

Stadtführung in Quimper, Wanderung um die Halbinsel Renote bei Trégastel und Whiskyverkostung in Lannion

Heute Morgen wollten wir uns noch Quimper genauer ansehen. Wir trafen uns mit unserer Stadtführerin Yolande an der Kathedrale. Ähnlich wie Rom liegt die Stadt auf sieben Hügeln, drei Flüsse treffen sich hier und bis zum Meer sind es nur wenige Kilometer. Wir bummelten durch die Gassen der Altstadt und bestaunten die schönen alten Fachwerkhäuser, den Buttermarkt mit seinen netten Crêperien und natürlich die Kathedrale St. Corentin. Mehr als 600 Jahre mussten vergehen bis das Gotteshaus seine heutige Gestalt erhielt. Auffallend ist im Inneren der leicht abgeknickt gebaute Chor, der viel Platz für Spekulationen lässt und in dieser Form baugeschichtlich einzigartig ist. Im Chorumgang beeindruckten uns die bunten Glasfenster, darunter auch moderne Arbeiten der in Paris lebenden ungarischen Künstlerin Anna Stein. Die Zeit eilte schnell vorüber und nach kleineren Einkäufen verließen wir Quimper und fuhren weiter in den Norden Richtung Lannion. Eine kleine Programmänderung beschied uns in Trégastel an der rosa Granitküste eine Wanderung um die Halbinsel Renote. Herrliche Felsformationen, wunderschöne Anwesen, und Ausblicke auf die umgebenden Inseln vermittelten einen schönen Eindruck dieses Landstrichs. Auf einer der Inseln hat sich Didi Hallervorden einen Traum verwirklicht: er hat auf der Insel Costaèrés das neogotische Schloss, das Bruno Abdank-Abakanowicz Ende des 19. Jahrhunderts errichtet hat, 1988 als Zweitwohnsitz erworben. Nach unserer kleinen Wanderung stand der Besuch einer Whisky Destillerie auf dem Programm. Vor 35 Jahren wurde die Idee, in der Bretagne Whisky herzustellen, von der Brennerei Warenghem umgesetzt. Die edlen Brände haben längst einen festen Platz in der Branche und genießen bei Kennern einen guten Ruf. Im gemütlichen Gartenhotel Kyriad in Lannion ließen wir den Abend ausklingen.

Wanderung auf dem Zöllnerpfad entlang der rosa Granitküste und Baden im Meer in der Bucht von Trestraou

Heute stand die Wanderung zu dem vielleicht schönsten Abschnitt unserer Reise auf dem Programm. Bei wunderschönem Wetter und angenehmen Temperaturen starteten wir unsere Wanderung an der Wassermühle am Eingang des Traouiero Tales. Gleich hinter dem kleinen Stausee geht es in das Tal, wo sich große Steinbrüche befinden. Im sechsten Band der Romane um Kommissar Dupin, Bretonisches Leuchten, ist dort der Schauplatz der Geschichte. Für uns beginnt hier der geologisch interessanteste Teil der Route vor 300 Millionen Jahren sind diese Steine entstanden, die wie von Riesenhand geworfen, bizarre Formationen bilden. Der Interpretation dieser Gebilde sind keine Grenzen gesetzt. Wir gingen über den alten Zöllner- und Schmugglerpfad, der uns immer wieder herrliche Ausblicke auf das Meer und die vorgelagerten Inseln bot. In der Bucht von Ploumenac´h steht mitten im Wasser ein kleines Oratorium mit der Statue des Heiligen Guirec. Die alte hölzerne Statue wurde längst ausgetauscht in eine aus massiven Stein, denn die heiratswilligen Mädchen früherer Zeiten glaubten fest daran, dass eine Nadel in die Nase des Heiligen gestochen, ihnen einen passenden Ehemann bescheren möge. Kurze Zeit später erreichten wir den Leuchtturm von Men Ruz. Nach einer kleinen Pause entschieden wir uns, die folgenden drei Wanderkilometer, die sanft den Weg hinunter zum Strand von Trestraou führen, individuell zu gehen. So konnte jeder nach seinem Tempo und seinen Interessen seine Zeit einteilen und den Weg für sich genießen. Der weiße Sandstrand und die Wellen luden besonders Wagemutige zu einem erfrischenden Bad im 17° warmen Wasser des Atlantiks ein.
Nun hatten wir unsere nächste längere Busfahrt zu bewältigen. Die Hafenstadt und Seefeste St. Malo war unser nächstes Ziel, wo wir die folgenden beiden Nächte verbrachten.

St. Malò, Besuch des Mont St. Michel, Austern Essen in Cancale und Wanderung zur Pointe de Grouin

Schon früh am nächsten Morgen machten wir uns auf zum Mont St. Michel. Wir erreichten den Berg noch vor dem großen Ansturm. Seit 1300 Jahren zieht der Inselberg die Menschen in seinen Bann. Jedes Jahr wird der Berg, der seit 1979 UNESCO Weltkulturerbe ist, von drei Millionen Touristen und Pilgern besucht. Viele Stufen galt es zu bewältigen, bevor wir ganz oben den lichtdurchflossenen Chor der gotischen Kathedrale sehen konnten. Der Kreuzgang begegnete uns in meditativer Stille. Die unteren Geschosse erinnerten an die langen Jahre nach der französischen Revolution, als die alte Klosteranlage ein gefürchtetes Staatsgefängnis war. in der Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich Victor Hugo für die Restaurierung des ursprünglichen Ensembles stark gemacht. Bei einem Rundgang über die Festungsmauern konnten wir die Wattwanderer beobachten und sahen, einer Ameisenstraße gleich, die Besuchermassen über die neue Brücke den Berg erstürmen.
Das nächste Highlight unseres Tages war der Besuch des Austernmarkts am Hafen von Cancale. Schon seit dem 13. Jahrhundert ist hier die Austernzucht nachgewiesen. Heute beschäftigen 50 Austernzuchtbetriebe mit einem Jahresumsatz von über 4 Mio € gut 300 Mitarbeiter und versorgen die Gourmets in aller Welt mit den besten und frischesten Austern der Welt. Ausgerüstet mit gekühlten Flaschen Sauvignon blanc spazierten wir durch das hübsche Städtchen zu den Austernständen, hinter denen die Gourmets frische Austern schlürfen, deren Schalen bereits einen großen Berg bilden. Auch wir leisteten unseren Beitrag zur Erhöhung des Bergs aus Austernschalen und verglichen den Geschmack der pazifischen Austern mit dem der flachen einheimischen Austern aus Cancale.
Unsere letzte Wanderung führte uns zur Pointe de Grouin. Leider war die Parkplatzsituation für unseren Bus suboptimal und der Küstenweg nur über einen dornigen Pfad zu erreichen. Auf der Landspitze blickten wir auf das smaragdfarbene Meer und konnten den Mont St. Michel wie einen Schemen im Meer sehen. Hier an den schroffen Felsen lässt sich der Tidenhub von bis zu 14 Metern am besten ablesen.
Kurze Zeit später waren wir wieder in St. Malò und hatten genügend Zeit die kleine Corsarenstadt auf eigene Faust zu erkunden, lag doch unser Hotel genau in der Mitte der von einer festen Mauer umgebenen Altstadt. Zum Abendessen waren wir im Hotel Châteaubriand verabredet. Das Hotel besticht durch seinen Charme des kaiserzeitlichen alten Frankreichs. Ein gewaltiger Kronleuchter erhellt den Speisesaal und ein kleines Feuerwerk überraschte uns zum Nachtisch.
Die Nachtschwärmer unter uns konnten auf dem Hauptplatz am Abend noch eine beeindruckende Licht- und Toninszenierung zum Leben des Entdeckers von Kanada, dem Malouiner Francois Cartier erleben.

Von St. Malò nach Rouen und Weiterfahrt nach Reims mit Stadtführungen in Rouen und Reims

Am nächsten Morgen hieß es „Koffer packen“ und Abschied nehmen von der Bretagne, dem Meer und der Küste. Die erste Zwischenstation unserer Rückreise war die Stadt Rouen. Die Kathedrale Notre-Dame mit ihren beiden Türmen der Westfassade steht auf den Grundmauern eines romanischen Vorgängerbaus. Der Butterturm mit seinen 75 m Höhe ist eines der schönsten Beispiele für die Kunstfertigkeit der Bauleute der Hochgotik. Claude Monet war fasziniert von der Fassade und hat sie in einem Bilderzyklus von 33 Gemälden festgehalten. Natürlich haben auch wir versucht von der Stelle aus, wo seine Staffelei stand, die Kathedrale im Bild festzuhalten. Kein einfaches Unterfangen! Hinter der Kathedrale liegt der stille Kreuzgang, die Kirche St. Maclou mit dem dazugehörigen Hospital, dem Pesthof und die engen Gassen der alten Stadt. Hier wohnten Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Nach einer kompakten Stadtführung, vorbei am Justizpalast und Uhrenturm erreichten wir den alten Markt. An dem Ort, an dem die junge Jeanne d´Arc im Jahre 1431 den Flammentod erleiden musste, steht heute eine moderne Kirche, die ihr geweiht ist.
Am frühen Abend erreichten wir Reims in der Champagne. Unser zentral gelegenes 4 Sterne Hotel bot allen Komfort für die Zwischenübernachtung und das Abendessen entsprach den gehobenen Ansprüchen der französischen Küche. Mit einem kleinen Abendspaziergang durch das nächtliche Reims mit seinen römischen Hinterlassenschaften, seinen modernen Gebäuden aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und natürlich der beeindruckenden Kathedrale Notre-Dame, einem Meisterwerk der Hochgotik, beendeten wir unser umfangreiches Besichtigungsprogramm. Der Gruß des lächelnden Engels begleitete uns in die Nacht.

Heimreise von Reims nach Dresden

Nach einem für französische Verhältnisse vielfältigen Frühstück bestiegen wir unseren Bus und nahmen die lange Heimfahrt in Angriff. Bereits nach drei Stunden erreichten wir in Saarbrücken die Grenze zu Deutschland. Nach und nach wurde unsere Reisegruppe kleiner und es galt beständig Abschied zu nehmen. Nach einer fast staufreien Fahrt quer durch fünf Bundesländer Deutschlands erreichten wir am Abend wieder unseren Ausgangsort Kesselsdorf.
Eine schöne Reise ging zu Ende und obwohl einige Reisegäste andere Pläne für ihren Sommerurlaub hatten, trugen doch alle dazu bei aus dieser Rundreise durch die Bretagne etwas ganz Besonderes zu machen. In den vergangenen elf Tagen wanderten wir gemeinsam 60 Kilometer auf den schönsten Wanderwegen durch bretonische Wälder und entlang der wilden bretonischen Küste. Wir besichtigten interessante Städte und Dörfer und genossen kulinarische Höhepunkte. In unserem bequemen Reisebus legten wir insgesamt 3000 Kilometer auf französischen Straßen sowie 1300 Kilometer auf deutschen Autobahnen zurück.

An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an unseren Fahrer Andreas, der seinen Bus versiert und geduldig durch den französischen Urlauberverkehr schlängelte und die vielen Autobahnkilometer souverän meisterte.

Ein weiteres herzliches Dankeschön gilt meinen Mitreisenden, die mit viel Verständnis und Empathie auf meine schwierige familiäre Situation reagiert haben.

Ich wünsche allen meinen Reisegästen viele schöne Erinnerungen an die wunderschönen Wanderungen und Urlaubserlebnisse auf dieser Rundreise in der Bretagne.

Bitte bleiben Sie gesund und reisefreudig!
KENAVO AR WACHAL BREIZH!
Auf Wiedersehen Bretagne!

Eure Reiseleiterin und Wanderführerin
Gabriele Sauer

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Auch ich habe zu den Reisegästen gehört, die ursprünglich ein anderes Urlaubsziel anvisiert hatten. Freue mich jedoch sehr, dass ich diese Wanderreise mitmachen konnte.

Herzlichen Dank liebe Gabi für deine Erklärungen über Land und Leute sowie die reichhaltige Geschichte der Bretagne. Ich hoffe, mal wieder eine Reise mit dir machen zu dürfen.

Unserem Buschauffeur Andreas vielen Dank, dass er uns so sicher und souverän an alle schönen Fleckchen und Ecken dieser Reise gebracht und im Hintergrund ebenso für einen reibungslosen Ablauf gesorgt hat.

Claudia Steyer
31.08.2021