Reisebericht: Rundreise Frankreich – Burgund vom Feinsten

24.09. – 30.09.2023, 7 Tage Busreise im klassischen Burgund nach Dijon – Clos Vougeot – Beaune – Citeaux – Cluny – Cormatin – Paray le Monial – Autun – Fontenay – Vezelay


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Ins ostfranzösische Burgund nach Dijon, zum Schloss Vougeot und den Klöstern Citeaux und Fontenay. Besuch von Cluny und Schloss Cromartin und der Weinstadt Beaune mit ihrem historischen Hospiz sowie der Wallfahrtsorte Paray-le-Monial, Autun und Vezelay.

Wenn man den Ausdruck „Leben wie Gott in Frankreich“ hört, könnte damit außer dem oft dafür angeführten Périgord auch genauso gut und berechtigt die ostfranzösische Region Burgund gemeint sein – eine der bekanntesten europäischen Weinregionen, aber auch Paradies für Feinschmecker und Liebhaber von Geschichte, Kultur und Landschaften sowie voller Orte mit besonderem Flair und Ambiente. Wir konnten während unserer Reise en wenig „Französische Lebensart“ kennenlernen, mit malerischen Orten und ihren verwinkelten Innenstädten und Zeugnissen der reichen französischen Geschichte. Interessante Dörfer und Städte, Klöster und Kathedralen zogen uns rasch in ihren Bann und überzeugten uns davon, dass hier die Heimat vieler Kunstwerke ist, aber auch vieler köstlicher Produkte, die Genuss und unbeschwerte Lebensweise mit Höhepunkten der französischen und gesamteuropäischen Baukunst und Geschichte verknüpfen, war doch Burgund lange Zeit nicht zuletzt durch den Einfluss seiner Herrscher und die oft geheimnisvoll wirkenden Abteien und Wohnsitze Zentren des christlichen Mittelalters in Europa.
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Tag 1, Sonntag 24.September: Dresden – Karlsruhe – Dijon

Am ersten Reisetag, der eine lange Strecke beinhalten würde, durchquerten wir Deutschland auf der Autobahn von Osten nach Südwesten und dann noch einen Teil des nordöstlichen Frankreich. Es gab nur wenige Stopps unterwegs, allerdings waren wir erst nach dem letzten Zustieg in Karlsruhe mit insgesamt 27 Mitreisenden komplett. Nach den üblichen Pausen auf bequemen Autobahnraststätten und einigen Erklärungen durch mich zur geologischen und Entstehungsgeschichte der durchfahrenen Regionen erreichten wir am Abend unser Hotel in Dijon. Gelegen am Rand der Altstadt und unweit vom Busparkplatz, mussten wir uns der kleinen Mühe unterziehen, unser Gepäck zum etwa 100 Meter entfernten Hotel zu befördern. Nach dem Check in in unser bequemes 4-Sterne-Haus „Jura Oceania“ legten wir noch einen kleinen Spaziergang ein, der uns zum ersten Abendessen im Burgund zu einem nichgt allzuweit entfernten Restaurant brachte.

Tag 2, Montag, 25. September: Dijon Stadtrundgang – Cassissium:

Unser Dijoner Stadtführer Sylvain holte uns um 9 Uhr im Hotel ab und von hier begannen wir unseren Altstadt-Rundgang, der uns in knapp zwei Stunden die interessantesten Sehenswürdigkeiten der burgundischen Hauptstadt näherbrachten. Heute ist – seit der letzten französischen Gebietsreform von 2016 - die einstige Metropole Burgunds auch Hauptort der neu gegründeten Großregion Burgund-Franche-Comte. Besonders bekannt ist sie international und auch in Frankreich für ihren Senf und Weinhandel. Der größte Teil der sehenswerten Altstadt von Dijon ist autofrei und nur vormittags von Lieferfahrzeugen durchbrochene Fußgängerzone. Mittelpunkt der Innenstadt ist der halbkreisförmige, von Kolonnaden gesäumte „Place de Liberation“ (Befreiungsplatz), an dem sich unter anderem der ehemalige herzogliche Palast befindet, der heute das Rathaus und das Museum der schönen Künste beherbergt. Über viele Details der schön erhaltenen Altstadt mit zahlreichen Patrizierhäusern und deren detailreichen Innenhöfen, über viele Fachwerkhäuser und großzügige, oft wundervoll architektonisch verzierte Sandstein-Paläste konnten wir nur staunen. Wir sahen die – montags leider geschlossene – Markthalle aus der Jugendstil-Zeit mit den umgebenden Freiräumen für Marktstände, die verwinkelten Straßen rund um den Herzogspalastmit seinem 46 m hohen Aussichtsturm Philippe-Le-Bon aus dem 15. Jh., der an einen der Geschlechtertürme in Italien erinnerte, und die schöne Kirche Notre Dame mit iher beeindruckenden Fassade voller Wasserspeier. Leider war der für eine Verkostung vorgesehene Senfladen nahe der Notre-Dame Kirche mit ihrem besonderen Detail – einer winzigen, glücksbringenden Eulenfigur“ – geschlossen, so dass wir gleich nach dem Abschied vom Stadtführer unsere Freizeit genießen konnten. Hierbei konnten wir die Muße nutzen, eine Kleinigkeit essen zu gehen, weitere Patrizierpaläste und Kirchen zu entdecken oder das im Herzogspalast untergebrachte Kunstmuseum zu besuchen und uns dort den Gardesaal, den „Saal der Grabmäler“, anzusehen:
Am späten Nachmittag und sozusagen als „Besichtigungsschluss“ besuchten wir dann noch das Cassissium in Nuits-St.-Georges. Obwohl dieser einenn der berühmtesten burgundischen Weinorte darstellt, ist diese Fabrik und ihr angeschlossenes Museum einem weiteren, zumindest in Frankreich gut bekannten burgundischen Produkt gewidmet, dem Cassislikör. Er wird hergestellt aus einer besonders großen, im Burgund gezüchteten Sorte Schwarzer Johannisbeeren. Für Feinschmecker bildet er zusammen mit dem trockenen Weißwein der Region die Grundlage eines in Frankreich gern verwendeten Aperitif - des Kir, benannt nach einem ehemaligen Bürgermeister von Dijon, der ihn zuerst serviert haben soll. Wir drehten eine Runde durch die Produktionsstätte des Johannisbeer-Likörs und erfuhren viel Wissenswertes über die Herstellung des fruchtigen Alkohol-Produktes und konnten ihn danach reichhaltig in verschiedenen Variationen: pur oder gemischt mit Rot- oder Weißwein oder auch Bier verkosten. Auch andere Fruchtliköre wie beispielweise aus Weinbergpfirsich, Rhabarber oder Holunder werden hier produziert und konnten von uns verkostet werden.
Wir kehrten nach Dijon zurück und nahmen unser Abendessen wieder in einem renommierten Restaurant in der Nähe ein.

Tag 3, Dienstag, 26. September, Kloster Citeaux – Schloss Clos de Vougeot – Beaune, Käserei Gaury

Unser erstes Ziel war Citeaux. Heute eher unscheinbar, wurde dieses Kloster schon im Jahr 1098 gegründet. Sein lateinischer Name „Cistercium“ wurde namengebend für einen der bedeutendsten mittelalterlichen Mönchsorden, den Reformorden der Zisterzienser. Als Begründer dieses Mutterklosters und seiner wichtigsten Regeln gelten Robert von Molesme, Stephen Harding und auch Bernhard von Clairvaux, der kurz darauf sein eigenes JKloster Clairvaux gründete, nach dem er auch benannt ist. Weit über 1000 Tochterklöster, nach Vorbild und Regeln von Citeaucx in Mittel- und Osteuropa gegründet, haben wesentlich Erscheinungsbild, Geschichte und Kirchenpolitik im Mittelalter geprägt, da sie die besonders srtenge Anwendung der Benediktinberregel in einer damals allzusehr „verweltlichten“ Kirche forderten. Citeaux wurde in der französischen Revolution stark zerstört und lange Zeit als Steinbruch benutzt. So ist nur wenig Altes erhalten und vom Kloster, in dem jetzt wireder Mönche in Neubauten leben, kaum noch etwas zu sehen außer einer ünberaus modernen und sehr schlichten Kirche.
Von Citeaux aus fuhren wir durch die Weinfelder der berühmten Lagen der Nuits-St.-Georges entlang der „Route des Grand Crus“, die die besten Weinlagen in Burgund kennzeichnet, zur „Cote d’Or“ eioner weiteren berühmten Weinregion. Hierliegt das wohl am häufigsten fotografierte und bekannte Schloss inmitten der Weinfelder. Zum „Clos de Vougeo“ gehören etwa 51 Hektar der vielleicht weltweit teuiersten Weinlage. In Frankreich und in aller Welt sind ihre Weine begehrt und kostbar. Heute verteilt sich die wertvolle Weinlage auf insgesamt 86 Besitzer, die oft nur eine oder eine halbe Weinreben-Reihe besitzen, aber alle nach eigenen Kriterien und Maßstäben Wein erzeugen. Überall weltweit erzielen sie damit Höchstpreise erzielt. Das Schloss gehörte, damals noch Weinlager der Mönche, vom 12. - 14. Jh. als Landwirtschaftsgut den Zisterziensern von Citeaux. Nach mehrfachen Besitzerwechseln gehört „Clos de Veugeot“ seit Mitte des 20. Jh. bis heute zur Bruderschaft oder Ritterschaft der Weinverkoster, der „Chevaliers du Tastevin“. Mehrmals im Jahr veranstalten diese hier große Festessen mit Weinverkostungen. Die Führung durch Weinkeller und Schloss, die auch jahrhundetealte Weinpressen zeigte, war überaus interessant.
Danach fuhren wir gegen Mittag nach Beaune, einst Palamentssitz Burgunds und zweite Residenz der Herzöge. Bei eriner halben Runde um die Stadt mit dem Bus erhielten wir einen Eindruck der malerischen Stadtbefestigung, die bis heute fast vollständig erhalten ist.. Vom Parkplatz an der Staftmauier ging es zu einem Rundgang durch die Alktstadt, die insgesamt relativ klein ist. Vom Marktplatz aus gingen wir am Belfried, dem „Turm der städtischen Freiheit“ vorbei bis zur Hauptkirche des Ortes, der eindrucksvollen Kollegiatskirche Notre Dame. Nach unserem kurzen Spaziergang erreichten wir dann das Hôtel-Dieu, ein 1443 vom damaligen burgundischen Kanzler Rolin gegründetes Krankenhaus und Armenhospiz. Beim Anblick des vollendet mittelalterlich aussehendes Bauwaerkes war kaum zu glauben, dass es bis 1971 noch als Krankenhaus diente. Heute ist das herrliche Bauwerk ein Museum und gibt einen höchst eindrucksvollen Einblick in die Krankenpflege und die medizinischen Vorstellungen des Spätmittelalters bis zur frühen Neuzeit. Ein imposanter Armensaal ist zu sehen, daneben auch die Kapelle, die Apotheke und das Laboratorium. Der bedeutendste und unbedingt sehenswerteste Kunstschatz jedoch ist zweifellos das Altargemälde von Rogier van der Weyden. Es wurde – als Mahnung, aber auch als Kraftquelle für die Gläubigen, die hier im Krankenhaus behandelt wurden, direkt für das Hospiz gemalt. Es stellt das Weltericht am Jüngsten Tag dar und stammt aus dem 15. Jh. Der richtende Christus mit dem die Seelenwaage haltenden Erzengel Michael sind hier im Mittelpunkt, aber Thema des Bildes sind auch die Engel die Menschen, die hier in für den Himmel bestimmte Glückliche und zur ewigen Hölle Verdammte dargestellt werden.
Nach dem Rundgang durch das Hôtel-Dieu – malerisch anzusehen und vor allem für seine Dächer mit Mustern aus glasierten Ziegeln bekannt – hatten wir Freizeit,, um uns die alten Häuser des Ortes anzusehen oder in Ruhe bei dem herrlichen Wetter in den Außenanlagen der zahlreichen Gaststätten einen Kaffee zu trinken.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir noch eine Käserei – wo wir eine weitere burgundische Spezialität verkosten konnten. Gaugry, unweit von Dijon nahe dem Dörfchen Brochon gelegen, ist Spezialist für die Herstellung von Weichkäse. Mehrere kleine Filmen führten uns in die Grundlagen seiner Herstellung ein – in die Art und Weise wie nach Gerinnung der Milch diese in Formen gefüllt, getrocknet und dann regelmäßig gewendet und in Handarbeit gewaschen werden – teilweise mit Wein oder Destillaten – was über ihren endgültigen Geschmack entscheidet. Abwaschen mit Salzwasser ergibt andere Geschmacksrichtungen als das mit Weißwein oder gar „Marc de Bourgogne“. Von diesen verschiedenen Aromen konnten wir uns bei einer Verkostung von Käsestücken in fünf Reifegraden überzeugen – begleitet von einem Glas rotem Burgunder.
Nach unserer Rückkehr nach Dijon nahmen wir unser Abendessen in einem weiteren Spezialitätenrestaurant ein.

Tag 4, Mittwoch, 27. September: Tournus – Cluny – Cormatin :

Da wir heute Vormittag bis zum Erreichen des berühmten Ortes Cluny – vor Citeaux gegründet und Konkurrenz“unternehmen“ zu den Zisterziensern – genügend Zeit hatten, konnten wir als kleines Extra einen Stopp im nicht so bekannten, für die burgundische Geschichte aber wichtigen Ort Tournus einlegen.
Die ehemalige Benediktinerabtei St. Philibert, die die Kleinstadt und ihr Stadtbild bis heute beherrscht, gehört zu bedeutendsten frühromanischen Sakralbauten in Mitteleuropa. Bis heute ist der Charakter eines Wehrklosters zu erkennen: Die Anordnung der Gebäude bildet noch einen geschlossenen Kreis um die Kirche und ihre vorgelagerten Plätze, die man nur über wenige, durch Rundtürme geschützte Einfahrten erreichen kann.
Schom Ende des 9. Jh. erbaut, wurde die Kirche im 10. Jh. nach Zerstörungen neu errichtet und im 11. Jh. in etwa den heutigen Zustand versetzt. Ihr Äußeres ist schlicht, Ihr Inneres von einer für die normalerweise recht niedrig bauende Romanik von erstaunlicher Raumwirkung. Die in diesem Baustil aufkommende, „Narthex“ genannte Vorkirche ist hier noch komplett ins Kirchen-Langhaus integriert.
Von Tournus fuhren wir weiter nach Cluny. Die heute etwa 5.000 Einwohner beherbergende Stadt war – wie das später gegründete Citeaux - ebenfalls Zentrum eines „Mönchs-Imperiums“ mit mehr als tausend Tochterklöstern in ganz EuropaHöchst beeindruckend sind die Reste der gewaltigen Klosterkirche, deren Grundriss heute noch einen Teil der Innenstadt einnimmt. Einst galt Cluna als der größte Sakralbau der Christenheit. Fast 190 m sollsein Hauptschiff lang gewesen sein – etwa 60 m länger als das von Notre Dame in Paris! Die Abteikirche war einst fünfschiffig und mit zwei Querhäusern versehen. Mit einem örtlichen Führer erkundeten wir die immer noch Respekt einflößenden Überreste der einstigen Benediktinerabtei von Cluny. Als „Licht der Welt“ – einem entsprechenden Bibel-Ausdruck folgend - wurde Cluny einst bezeichnet, Ausgangspunkt bedeutender Klosterreformen und eines der einflussreichsten religiösen Zentren der Kirchengeschichte. Nach der geführten Besichtigung, bei der wir auch die Reste von Kreuzgang und ehemaligem Abteigebäude sahen, konnten wir noch einige individuelle Erkundungen in der Stadt machen, die z. B. eines der ältesten Bürgerhäuser Burgunds und ein Interessantes „inneres Stadttor“ beherbergt. .
Anschließend besuchten wir noch das malerische Wasserschloss Cormatin, umgeben von seinen Gärten und erbaut im 17. Jh. im Stil der Renaissance auf den Resten einer älteren Wasserburg auf einer Insel im Fluss Grosne. Der Bau bietet ein geschlossenes, sehr fotogenes Bild. Einige Details seiner Inneneinrichtung sind selten und spiegeln die enge Verbindung des Besitzers zum französischen Königshof wider. Zudem siond sie auf ihre Art besonders representativ, da sie Details und Besonderheiten von Einrichtungen mit Adelssymbolik zeigen, die es in Paris nicht mehr gibt, da sie im Zuge der französischen Revolution in der Hauptstadt im Rausch des Adelshasses beseitigt wurden.
Nach dem Besuch des Wasserschlosses kehrten wir nach Dijon zurück und nahmen wiederum das Abendessen mit Spezialitäten in einem Restaurant im Zentrum von Dijon ein.

Tag 5, Donnerstag, 28. September, Charolles – Paray–le–Monial – Autun :

Eine ähnliche Strecke wie gestern fuhren wir heute, rollten aber auf der Autobahn an Tournus vorbei und nutzen auch nicht die Abfahrt nach Cluny. Unser Ziel war Charolles, namengebender Ort der Landschaft Charollais, die unter anderem für ihre Viehzucht mit einer eigenen Rinder- und einer Schafsrasse bekannt ist. Im Gewerbegebiet des Hauptortes liegt eine Filiale der traditionsreichen Schokoladenfabrik Bernard Dufoux. Der preisgekrönte Chocolatier war in den 60er Jahren des 20. Jh. bei Frankreichs berühmtesten und kreativsten Konfektherstellern vor allem in Lyon in die Lehre gegangen. In der kleinen, aber weithin bekannten Schokoladen-Manufaktur wurde uns die Erläuterung präsentiert, wie ECHTE Schokolade entsteht. Wir erfuhren, aus welchen Regionen die Kakaobohnen, die hier verarbeitet werden, bevorzugt stammten, wie genau man die Kakaobohnen verarbeitet, bricht und verfeinert werden und mit welchen Gewürzen und Zutaten man feinste Schokoladenprodukte erhält. Insgesamt fünf verschiedene, geschmacklich deutlich unterschiedliche Pralinen konnten wir verkosten.
Anschließend konnten wir natürlich auch einige der besonders leckeren Produkte kaufen, bevor unsere Reise weiterging in den Wallfahrtsort Paray-le-Monial. Gelegen am malerischen Flüsschen Bourbince und verbunden mit den Bourgogne-Banacl, der mit weiteren Kanalbauten des 16. Und 17, Jh. den französischen „Kanal du Centre“ bildet, der große Teile des Landes früher als Versorgungsweg verband. Die knapp 10.000 Einwohner zählende Stadt wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. zum Zentrum der Herz-Jesu-Bewegung, nachdem die Visionen einer hier im 17. Jh. lebenden Ordensschwester, die 1863 selig- und 1920 heiliggesprochen wurde, nach der Überwindung der Religionsablehnung durch die französische Revolution eine neue Wallfahrtswelle auslöste.
Deren Zentrum wurde Paray-le-Monial, nicht zuletzt wegen ihrer berühmten romanischen Kirche, die ursprünglich der Jungfrasu Maria geweiht war. Die fantastische Kirchenanlage ist eines der bekanntesten und mit Sicherheit auch schönsten Exemplare der burgundischen Romanik. Der Überlieferung zufolge stellt der wuchtige Kirchenbau, der nach nur knapp 20 Baujahren um 1100 fertig wurde, eine verkleinerte Ausgabe der ursprünglichen Abteikirche von Cluny dar, deren bekannter Abt Hugo auch der Bauherr in Paray war. Zwar ist der Kirchenau schlicht, wirkt aber mit seinen klaren Formen, der räumlichen Anordnung, seinen Proportionen und dem Licht- und Schattenspiel der burgundischen Sonne – die wir während der ganzen Reise genießen durften - ganz besonders schön und ausgewogen. Auffallend ist seine Zahlensymbolik: Die „Drei“ der Dreifaltigkeit kehrt im Gebäude immer wieder - in drei Schiffen mit je drei Jochen Länge gibt es über den Arkaden Dreierbögen mit je drei Fenstern darüber. Die kunstvollen Kapitelle im Inneren an den Pfeilern und die schlichte Außengliederung der Kirche sind als prächtiges Paradebeispiel der Burgunder-Romanik vollständig erhalten.
Im 19. Jh. wurde die Basilika dann zur Domkirche erhoben und in Herz-Jesu-Balika umbenannt .
Nach dem Besuch der Kirche hatten wir Freizeit für den hübschen Ort, der mit seinem Marktensemble aus dem Nikolausturm und aus einem ehemaligen Patrizierpalast hervorgegangenem Rathaus noch einige sehenswerte Details zu bieten hat.
Später konnten wir ein weiteres Beispiel des für die Region typischen Baustils kennen lernen. Wir setzten unsere Reise in das in der Landschaft des Morvan gelegene Städtchen Autun fort, das schon sehr früh Bischofssitz wurde. Einst von den Römern als bedeutender Handelsort gegründet, bekam Autun, das unter den Römern „Augustodunum“ hieß, seinen Charakter als Wallfahrtsort durch die im 10. Jh. hierher gebrachten Reliquien des Heiligen Lazarus. Dadurch wurde der Ort zum beliebten Pilgerziel für Kranke, insbesondere von der Lepra Betroffene. Zwischen 1120 und 1146 erbaut, ist die Lazarus-Kathedrale von Autun ebenfalls ein Paradebeispiel der burgundischen Romanik. Unersetzlich und etweas ganz Besonderes ist ihr Hauptportal. Einzigartig gut für ihr hohes Alter erhalten sind die Skulpturen des Tympanon, des Bogenfeldes über der Eingangstür. Sie wurden vermutlich zwischen 1130 und 1135 geschaffen und werden dem Meister Gislebertus, der vermutlich in Cluny und Vezelay ausgebildet wurde, zugeschrieben. In der exakten Ausführung der Figuren und der eindeutigen Symbolik gehören sie zu den besten und bewundernswertesten Werken der romanischen Bauplastik.
Auch für die Altstadt von Autun hatten wir wieder individuell etwas Zeit, bevor wir uns auf den Rückweg nach Dijon machten. Ein üppiges, regionstypisches Abendessen in einem Traditionsrestaurant schloss den Tag ab.

Tag 6, Freitag, 29. September, Abtei Fontenay – Vezelay – Flavigny–sur–Ozerain

Erstes Ziel heute war die Abtei von Fontenay, die seit 1981 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Wir fuhren ein paar Minuten eher in Dijon los als notwendig, damit wir noch zwei interessante Fotostopps einlegen konnten. Auf unserem Weg lag das – in den Morgenstunden noch sehr verschlafene - Städtchen Vitteaux, das wenig über 1000 Einwohner zählt, aber einige bemerkenswerte historische Gebäude aufweist, die die mittelalterliche Vergangenheit des Burgund wieder erstehen lassen: die alte – heute nicht mehr genutzte - Markthalle gehört zu den ältesten erhaltenen ihrer Art in Frankreich, das alte Stadtschloss am Markt ist in Resten erhalten und mehrere alte „Kaufhäuser“, die Gilde- oder Patrizierhäuser waren, verbreiten mittelalterliches Flair. Nach einer Fotopause unterbrachen wir die Fahrt nochmals im Ort Posanges, in dem eine im 15. Jh. errichtete Wasserburg steht – leider nicht zu besichtigen, aber fotogen.
Dann ging es weiter zum eigentlichen Ziel Fontenay. Die Abtei war bereits 1118, dem Jahr der Gründung der Tempelritter in Jerusalem, als zisterziensisches Tochterkloster von Abt Bernhard von Clairvaux gegründet worden. Noch heute sind die Gebäude weitgehend im Originalzustand erhalten und nur wenig durch die Restaurierungen im 19. Jh. unter Voilet le Duc verändert worden, so dass sie prototypisch für die Geschichte und Romanik der Zisterzienser dienen können. Die Westfassade der Abteikirche wirkt durch ihre Schlichtheit, das Innere durch seinen erstaunlichen Raum-Eindruck. Heute ist Fontenay immer noch im Ptrivatbesitz. Die baulichen Veränderung während der Nutzung der Anlage als Papierfasbrik wurden wieder zurückgebaut, so dass selbst der nur aus Lehm und Sand bestehende Fußboden original wie aus dem 12. Jh. wirkt. Auch der dem Chor der dreischiffigen Basilika seitlich direkt angeschlossene Schlaf- und Krankensaal der Mönche ist original und hilft dabei, sich noch in den Eindruck des 12. Jh. hinein zu versetzen. Selbst ein Fensterdurchbruch vom Chor zum Schlafsaal ist noch vorhanden, der es beispielsweise kranken oder gehbehinderten Mönchen erlauben sollte, vom Saal aus dem Gottesdienst zu folgen.
Ein bemerkenswertes Detail dieser Abtei ist auch das mächtige Gebäude der Schmiede, da die Mönche in einer nahegelegenen Grube Eisenerz gewannen, das sie hier verarbeiteten. Dazu nutzten sie unter anderem Wasserkraft für ein Hammerwerk – heute noch sichtbar, da es kürzlich im Rahmen eines internationalen Projekts mit Wasserrad und Kraftübertragung komplett und originalgetreu wiederhergestellt wurde.
Von Fontenay aus ging es dann zur nächsten Besichtigung weiter. Die Klosterkirche Ste-Marie-Madeleine liegt, die Umgebung beherrschend, auf einem Hügel oberhalb des befestigten Ortes Vezelay. Historisch bekannt wurde sie nicht nur durch ihr der Kirche von Autun ähnelndes romanisches Skulpturenfeld im Tympanon, sondern auch dadurch, dass von ihren Stufen 1146 einst der Heilige Bernhard von Clairvaux zum zweiten Kreuzzug aufgerufen hatte.
Als Kloster war Vezelay schon im 10. Jh. gegründet worden. Eine Legende besagte, sie beherberge das Grab der Heiligen Maria Magdalena, wodurch es zahlreiche Pilger anzog. Nachdem die Kirche bei einem verheerenden Brand 1120 völlig zerstört wurde, wobei ihr Einsturz angeblich fast 1000 Pilger das Leben kostete, begann ihr Wiederaufbau im 12. Jh. in romanischem Stil. Da ihr Neubau sich hinzog, wurden Chor und Querschiff um 1215 schon frühgotisch erbaut. Wie in der Lazarus-Kathedrale von Autun sind hier das Hauptportal und sein Tympanon äußerst sehenswert Die Basilika gehört sowohl zum UNESCO-Weltkulturerbe, macht aber auch das winzige mittelalterliche Städtchen Vezelay zu einem der meistbesuchten Touristenorte in Burgund. Im Inneren des Langhauses dominieren die Säulen, die das Mittelschiff tragen mit ihren abwechslungsreich nach Bibelszenen und –Aussagen gestalteten, sehr fein gearbeiteten Kapitelle, die Geschichten erzählen und Allegorien mit kirchlicher Moral darstellen. Einzigartig ist dabei die an der 4 rechten Säule des Mittelschiffs zu findende sogenannte „mystische Mühle Gottes“.
Auch in Vezelay hatten wir nach der Kirchenbesichtigung noch Freizeit zum individuellen Bummel, bevor wir uns am Bus trafen.Der brachte uns zu einem kleinen Weingut in der Nähe von Vezelay – ausnahmsweise keinem besonders berühmten, wie wir es ja schon beim, Clos de Vougeot gesehen hatten, sondern zu einer Weinkellerei, die erst vor ein paar Jahren ihren Betrieb aufgenommen hatte, aber bereits von ihren 15 ha Weinbergen Qualitätsweine erzeugte. Bei einer kleinen Besichtigung lernten wir den kleinen Betrieb kennen und konnten drei seiner Weine verkosten.
Unser letztes Ziel dieser schönen Burgund-Reise war der pittoreske Ort Flavigny-sur-Ozerain, ein altes Wehrdorf mit noch erhaltenen Teilen der Schutzmauer mit Toranlage. Viele uralte Häuser gibt es in diesem für sein Ambiente von der französischen Regierung preisgekrönten Ort, der schon mehrfach als Filmkulisse für Historienstreifen gedient hatte und in dem beispielsweise auch durch den hier im Jahr 2000 gedrehten Film „Chocolát“ mit Juliette Bioche und Johnny Depp bekannt wurde. Neben der – heute komplett geschlossenen – Chocolaterie aus dem Film weist er noch viele bemerkenswerte alte Häuser, zum Teil sogar ehemalige Adelssitze auf sowie eine einstige Benediktinerabtei, in der sich heute eine Fabrik befindet, in der die berühmten Anis-de-Flavigny-Bonbons hergestellt werden.
Direkt gegenüber der Kirche und dem Haus, das im Film „Cocolát“ die Hauptkulisse war, befindet sich ein rustikales Landrestaurant, in dem wir unser heutiges Abendessen einnahmen und wo man uns zum Abschluss der Reise mit einfachen aber deftigen lokalen Spezialitäten verwöhnte. Spät kehrten wir zu unserer letzten Übernachtung im Burgund ins Hotel zurück.

Tag 7, Samstag, 30. September, Dijon – Karlsruhe – Dresden:

Ganz früh am heutigen Tag begann unsere Rückreise. Der erste Halt, bei dem wir fast die Hälfte unserer Mitreisenden verabschieden mussten, war am frühen Nachmittag in Karlsruhe. Von da an ging es mit wenigen Zwischenstopps unaufhaltsam in Richtung Dresden das wir am späten Abend erreichten.

Schlusswort

Epilog
Eine schöne Reise bei prächtigem Wetter, mit einer fröhlichen und gut gelaunten Reisegruppe, die die zahlreichen Landschafts- und Kulturerlebnisse, aber auch die kulinarischer Erfahrungen genießen konnten, war zu Ende gegangen. Geblieben sind zahlreiche Fotos und – da bin ich recht sicher – schöne Erinnerungen! Vielleicht sogar der Wunsch, wieder einmal nach Frankreich zu fahren und dann eine andere Region unseres an Geschichte,. Landschaften und kulturellen Zeugnissen so reichen Nachbarlandes zu besuchen. Es wäre schön, wenn wir dann wieder einmal zusammen verreisen könnten!

Ihr Dr. Michael Krause, Eberhardt-Reiseleiter.

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