Reisebericht: Flusskreuzfahrt auf der Loire mit der MS Loire Princesse

24.04. – 02.05.2023, 9 Tage Loire–Kreuzfahrt in Frankreich: Reims – Nantes – Saint–Nazaire – Ancenis – Azay–le–Rideau – Angers


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Die Loire ist für die Franzosen identitätsstiftend. Schließlich ist diese Dame, der man nachsagt, sie sei launisch, der Fluss, der immer zum französischen Terrain gehörte. Seit 2015 hat die Loire Princesse ihre Fahrt auf dem längsten Fluss Frankreichs aufgenommen und tatsächlich gibt es hier nur ein einziges Flusskreuzfahrtschiff. Dies wird sicher auch so bleiben, denn das in Saint-Nazaire gebaute Schiff verfügt über sehr geringen Tiefgang. Doch oft ist das Wasser der königlichen Loire so niedrig, dass die Strecke nicht bis Chalonnes-sur-Loire gefahren werden kann. Jetzt im April und Mai ist dies möglich!
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Montag, 24.04.2023 Anreise zur Zwischenübernachtung in Reims

Wie so oft, wenn uns der Weg nach Frankreich führt, legen wir eine Zwischenübernachtung in Reims ein. Nachdem das Wochenende sich in Deutschland schon sehr frühlingshaft mit Temperaturen um die 20 Grad präsentierte, stürzen ausgerechnet zu unserem Reisebeginn die Temperaturen wieder ab. Zu allem Überfluss schickt Petrus auch noch Wasser von oben. Das verheißt nichts Gutes. Hoffentlich werden wir in den kommenden Tagen auch ein wenig Sonne sehen. Obwohl wir an einem Montag unterwegs sind, kommen wir erstaunlich gut voran. Gegen 18:30 erreichen wir die Hauptstadt der Champagne, die für die Geschichte Frankreichs von großer Bedeutung ist. Der Frankenkönig Chlodwig I. ließ sich hier im Jahr 498 taufen und festigte damit das Christentum in Frankreich. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde aus der romanischen Kirche eine gotische Kathedrale, in der die meisten französischen Könige gekrönt wurden. Die Erkundung Reims verschieben wir jedoch auf das Ende unserer Reise. Heute essen wir im Hotel, welches im obersten Stockwerk einen schönen Blick auf die erleuchtete Kathedrale offeriert.

Dienstag, 25.04.2023 Fahrt nach Blois – Besuch des Château Chambord

Unser Weg für uns heute über Troyes in Richtung Orleans und dann über die Loire weiter zur Domaine Chambord. Wir hätten einige Male anhalten können, um kleine Besichtigungstouren zu starten. Auf unserem Plan steht allerdings Loireregion und zugegeben, wollten wir jeden Tag ein Schloss besuchen, würden wir über ein Jahr benötigen. Schließlich reden wir von über 400 Schlössern, da sind die Herrenhäuser noch nicht mitgezählt. Diese Konzentration der architektonischen Vielfalt im Loiretal, das seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe zählt, bietet viel. Von Sully-sur-Loire bis nach Chalonnes-sur-Loire, 280 Kilometer angefüllt mit Schlössern, deren HerrscherInnen Geschichte schrieben. Wir steigen heute auch gleich mit einem Superlativ ein: Château Chambord. Es gibt gute Gründe, warum dieses Schloss zu den meist besuchten im Loiretal zählt. Franz I. entschließt sich 1515 zum Bau dieses Schlosses. Wir können immer wieder lesen, es sei als Jagdschloss erbaut worden. Diesen Zweck erfüllte es auch. Aber tatsächlich manifestierte sich in diesem Bau vor allem die Macht Franz I. Er wollte hier keine neue Residenz errichten, nur um die 50 Tage logierte er hier, sondern wollte ein Zeichen seiner Herrschaft, seines Weitblicks und seiner Modernität setzen. Letztere wollte er durch Ideen Leonardo da Vincis unterstrichen, der so manche Innovation hier umsetzte. Beleg ist die Doppelwendeltreppe. Die zwei ineinander verschränkten Spiralen ermöglichen es zwei Personen gleichzeitig hinauf- und hinab zuschreiten, ohne sich zu begegnen: ein vergnügliches Treppensteigen. Doch damit nicht genug: Über 400 Zimmer, 282 Kamine, deren Sanierung auch in diesem Frühjahr noch nicht abgeschlossen ist. Die Hoffnung auf Fotos ohne Gerüste geht einmal mehr in Rauch auf. Von den vielen Zimmern sind um die 60 zu besichtigen. Dank des Histopads können wir sogar eine visuelle Zeitreise antreten. Sehenswert ist auch der Garten des Schlosses, der seit 2017 neu oder besser gesagt, wie zur Zeit Ludwig XIV aussieht. Und auch hier geht es nicht ohne Superlative: 18874 qm Rasenfläche, 600 Bäume, 800 Sträucher und, und, und. Und wäre dies nicht schon genug, das Ganze ist auch noch gleich so groß wie Paris mit seinen 20 Arrondissements. Voilà, das ist Chambord. Nun wundert es niemanden, dass ein Besuch hier durchaus erschöpft. Deshalb haben wir es auch gar nicht mehr weit zu unserer nächsten Übernachtung. Wir haben uns für ein Hotel in Blois entschieden und die meisten Gäste nutzen denn auch die Möglichkeit vor oder nach dem Essen einen Spaziergang entlang der Loire bis zum Schloss von Blois zu unternehmen und das charmante Städtchen entdecken.


Mittwoch, 26.04.2023 Fahrt zur Einschiffung nach Nantes – Besuch Château Chenonceau – Villandry

Ein weiteres Mal werden die Koffer verladen. Wir verlassen Blois. Zwar könnten wir auch hier ein wichtiges Schloss besuchen, doch wir konzentrieren uns heute auf andere Ziele, schließlich wollen wir heute noch auf unser Schiff. Jetzt im Frühjahr führt die Loire ordentlich Wasser. Das ist auch gut so, denn der besondere Reiz einer Fahrt auf dem Fluss ist natürlich die unterschiedlichen Facetten der Landschaft vom Schiff aus zusehen. Die Vorzeichen sind also gut, dass wir die volle Strecke bis Chalonnes-sur-Loire fahren können.Doch zuvor wollen wir eines der wichtigsten Schlösser im Loiretal besuchen. Chenonceau wird gerne als Damenschloss bezeichnet, ein Wasserschloss und neben Chambord das meistbesuchte Schloss des Loiretals. Es liegt gar nicht an der Loire, sondern an dem Fluss Cher. Dieser gehört wie einige andere Wasserläufe zum Flusssystem der Loire. Dass dieses Schloss so viele Besucher anzieht, kommt nicht von ungefähr, denn die Architektur und die Lage lassen dieses Schloss zum echten Blickfang werden. Außerdem spinnt um dieses Schloss eine echte Liebesgeschichte und die Rivalität zweier starker Frauen. Der Stoff also für viele Geschichten und Anekdoten ward gefunden. Eine Innenbesichtigung lohnt, denn dieses Schloss hält einige Besonderheiten parat. Eine Augenweide sind die Dekors und Einrichtungen sowie der Blumenschmuck, der jeweils der Jahreszeit angepasst wird. Mittlerweile ist es Mittagszeit und der kleine Hunger meldet sich. Gut, dass wir nun nicht nur dem Magen etwas zu bieten haben, sondern auch dem Auge. Schließlich besuchen wir das zweite Schloss an diesem Tag - Villandry. Diese Anlage kann man wegen des Schlosses besuchen. Dieses Kleinod ist der letzte große Bau eines Renaissance-Schlosses, bevor es die Adligen in Richtung Paris zog. Wer jedoch Freude an Pflanzen und Gartenarchitektur kommt wegen der Gärten hierher. Ein bisschen Sorge habe ich schon. Schließlich wollen wir picknicken und der Himmel sieht ein wenig nach Regen aus. Doch hier hat das Restaurant schon vorgesorgt. Die Picknick-Körbe stehen in einem Saal für uns bereit. Nach dieser Stärkung und einem Rundgang durch die Gartenanlage, nehmen wir die letzte Etappe in Angriff und fahren nach Nantes. Die Crew erwartet uns für das Einschiffen. Nachdem alle ihre Kabine bezogen haben, stellt sich die Crew bei einem Willkommensgetränk vor. Das Schiff wird heute in der Nacht fahren. Anders als in unserem Plan werden wir in Paimboef anlegen, da die Schleuse von St.Nazaire gewartet wird.


Donnerstag, 27.04.2023 Paimboef – La Baule – Guérande – Nantes

Unser Chauffeur Daniel ist von Nantes mit unserem Bus gekommen und erwartet uns schon. Der Weg führt uns zunächst über die Schrägseilbrücke von St.Nazaire auf die andere Seite der Loire. Hier ist der Fluss auf eine beachtliche Breite angewachsen. Das Wetter präsentiert sich dem Klischee entsprechend bretonisch - es regnet.
Also schnell in den Bus. Regen hin oder her, wir wollen an die Küste. Im Seebad La Baule trotzen wir der Feuchtigkeit, schließlich haben wir hier einen der längsten Sandstrände Frankreichs und eine schöne Bucht obendrein. Auf dem Wege nach Guérande kommen wir an den Salzbecken vorbei und da es noch immer regnet, statten wir der Terre de Sel einen Besuch ab. Hier können wir uns über die Salzgewinnung informieren und auch gleich noch einige Mitbringsel einkaufen. Tatsächlich sind auch einige Salzbauern, Paludiers, zu sehen. So schlecht kann das Wetter also gar nicht sein.
Ein Rundgang durch die kleine Stadt Guérande, deren einstiger Reichtum tatsächlich mit dem Salz kam, schließt sich an. Da dies im Laufe der Geschichte viele Neider auf den Plan rief, wurde die Stadt mit einer mächtigen Mauer umgeben, die noch vollständig erhalten ist. Uns bleibt noch ein wenig Zeit, so können auf dem dem Rückweg einen Abstecher nach St.Nazaire machen. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg durch die Alliierten stark zerstört. Grund hierfür war vor allem der U-Boothafen, den die Deutschen hier als einen Teil des sogenannten Atlantikwalls unterhielten. Ironie der Geschichte, die Stadt lag danieder, der U-Bootbunker blieb. Lange haderte die Stadt mit diesem Erbe. Heute wird der Bunker als Kulturzentrum, Mediathek und Museum genutzt. Aber nun wieder zurück zum Schiff, schließlich erwartet uns das Mittagessen und eine Flussfahrt in Richtung Nantes - tatsächlich fast ohne Regen.
Gegen Abend erreichen wir Nantes, wo wir über Nacht liegen werden. Nach dem Abendessen hören wir noch ein Konzert, das uns nochmals in die Bretagne und durch das Land der Kelten führen wird.


Freitag, 28.04.2023 Stadtrundgang Nantes – Route de Muscadet

Nach einer ruhigen Nacht in Nantes wollen wir heute die einstige Hauptstadt der Bretagne kennenlernen. Unser Stadtführer Tim macht den Vorschlag zu Fuß zu gehen. Die Gruppe stimmt gerne zu und so erlaufen wir uns die Innenstadt. Diese hat eine Menge zu bieten. Immerhin gibt es ein Schloss, eine Kathedrale, letztere wurde jedoch auch Opfer eines Brandes, wir können sie nur von außen sehen. Zuvor konnten wir noch über die Place Royale zur Passage Pommeraye gehen. Diese Einkaufspassage sucht in Frankreich ihresgleichen, weshalb sie auch Ende 1976 als historisches Monument klassifiziert wurde. Ebenerdige Einkaufspassage gibt es in Frankreich einige, diese hier geht über mehrere Etage und nutzt so die unterschiedlichen Niveaus der Stadt aus.
Am Nachmittag fährt uns der Bus nach Clisson. Eine wichtige Schnittstelle zwischen der Bretagne und dem Anjou. Und ein Hauch von Italien scheint durch diesen Ort zu wehen. Doch damit nicht genug. Eine Weinprobe soll den Tag noch abrunden. Mit dem Muscadet wird uns der Wein für die Meeresfrüchte präsentiert. Und glücklicherweise gibt es ihn nun auch an Bord der Loire Princesse.


Samstag, 29.04.2023 Schifffahrt nach Chalonnes–sur–Loire und Ausflug Angers

In der Nacht haben wir in Ancenis angelegt. Und nun um 8 Uhr heißt es erneut Leinen los, denn wir werden noch weiter flussaufwärts fahren. In Chalonnes-sur-Loire haben wir unseren Endpunkt erreicht. Von hier aus starten wir nach Angers. Im Ranking der Franzosen gehört Angers nicht nur zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität, sie weist darüber ein mächtiges Schloss und einen Kulturschatz ersten Ranges auf: den Wandteppich der Apokalypse. Dass dieser Zyklus gerade im Schloss von Angers aufbewahrt wird, ist kein Zufall. Das Schloss von Angers war der Sitz der Herzöge von Anjou. Diese waren reich und mächtig. Der König Frankreichs Charles V. lieh in den 1370er Jahren ein Manuskript, nach dem Louis I. d’Anjou die Teppiche in Auftrag gab. Eine wechselvolle Geschichte könnten die Teppiche erzählen, denn sie wurden wahrlich nicht immer ihrem Rang angemessen aufbewahrt und gepflegt. Aus diesem Grund sind leider nicht mehr alle Teile vorhanden. Eindrücklich sind die verbliebenen 103 Meter Länge und 4,50 Meter Höhe allemal. Uns reicht noch die Zeit für einen Rundgang durch die Altstadt und einen Café, bevor wir unseren Rückweg zum Schiff antreten, wo heute des Galadiner auf uns wartet.


Sonntag, 30.04.2023 Schlössertour

Ein Wasserschloss haben wir im Rahmen des Vorprogramms schon kennengelernt, ein weiteres wird nun folgen. Azay-le-Rideau ist ein Schmuckstück! Hier ist es der Fluss Indre, der umgelenkt wurde, damit mittels Pfahlgründung dieses Schloss erbaut werden konnte. Azay-le-Rideau ist ein Renaissanceschloss, welches in den vergangen Jahren komplett restauriert wurde. Es ist eines der wenigen Schlösser, wo kein Gerüst das Fotomotiv stört. Nach dem Mittagessen geht der Weg am Indre entlang bis zum Schloss Ussé. Während Azay-le-Rideau zu den Nationalen Monumenten zählt, ist dieses Schloss in Privatbesitz. Mit seinen vielen Türmchen erhebt es sich vor einem Wald und bietet einen schönen Blick über das Loiretal. Bei unserem Nachbarn ist es der Inbegriff eines Märchenschlosses. Die französische Version von Dornröschen fand hier ihre Heimstatt. Für unseren Rückweg zum Schiff wählen wir zunächst nicht die Autobahn, sondern fahren bis zur Loire um noch einen Blick auf Saumur zu werfen. Und dann verabschieden wir uns von diesem Stück der Loire und fahren nach Ancenis zurück. Mit dem Schiff geht es nun weiter flussabwärts zu unserem Ausgangshafen Nantes.


Montag, 1.05.2023 Ausschiffung und Reims

Um 8:45 verlassen wir Nantes. Von den angekündigten Demonstrationen bekommen wir zum Glück noch nichts mit. Vorbei an Le Mans und Paris nehmen wir Kurs auf Reims. Der Kathedrale und der Innenstadt der Hochburg des Champagners wollen wir noch ein wenig Zeit widmen. Die Kathedrale ist mit ihren 2303 Skulpturen seit 1991 auf der UNESCO - Weltkulturerbeliste zu finden. Sie ist eines der bemerkenswertesten Beispiele der Gotik und ein besonderes Symbol für die Franzosen. Die Mehrzahl der französischen Könige wurden hier gekrönt. Dies war wohl auch einer der Gründe, warum die Kathedrale im Ersten Weltkrieg durch die Deutschen unter Beschuss genommen wurde. Man wollte die Franzosen in ihrem Selbstverständnis treffen. Es sollte bis 1938 dauern, bis die Wunde im Herzen der Stadt geheilt werden konnten. Die Verletzungen zweier Weltkriege sollte das Verhältnis der Franzosen und Deutschen noch viele Jahre trüben. Robert Schuman ebnete mit der Montanunion 1950 den Weg, der sich 1963 mit der Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks fortsetzte. Beeindruckend ist die Kathedrale jedoch nicht nur von außen, sondern auch von innen. Mit einem Abendessen in einer Brasserie geht unsere Frankreichreise ihrem Ende zu. Für uns bricht die letzte Nacht en France an.


Dienstag, 2.05.2023

Unsere Abreise beginnen wir um acht Uhr. Vor uns liegen erneut über 900 Kilometer bis Dresden. Daniel wird den Großteil der Strecke meistern. Sergey übernimmt dann das letzte Stück ab Chemnitz. Pünktlich erreichen wir unser Ziel, den Flughafen Dresden.
Ich hoffe, Sie haben die Zeit an der Loire und auf der Loire genossen.
Tatsächlich konnten wir die gesamte mögliche Strecke fahren, was mich besonders freut. Ich danke Ihnen für eine sehr schöne Zeit, die ich mit Ihnen verbringen durfte und grüße Sie sehr herzlich, Ihre Roswitha

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