Reisebericht: Rundreise Frankreich – Normandie und Bretagne

30.04. – 09.05.2023, 10 Tage Rundreise mit Metz – Verdun – Rouen – Etretat – Honfleur – Caen – Landungsstrände – Mont St. Michel – St. Malo – Carnac – Vannes – Chartres


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Reisetagebuch – Journal de voyage





Flughafen Dresden, fünf Uhr morgens, leichter Wind, die Frisur sitzt – so ähnlich hieß es einst in einer legendären TV-Werbung die einem in den Sinn kommen kann, wenn einem frühmorgens ein Flughafen ganz alleine gehört.
Ein Reisebericht von
G. Adamietz

Anreise

Flughafen Dresden, fünf Uhr morgens, leichter Wind, die Frisur sitzt – so ähnlich hieß es einst in einer legendären TV-Werbung, die einem in den Sinn kommen kann, wenn einem frühmorgens ein Flughafen ganz alleine gehört.

Statt eines beengten Privatjets, wie in der alten Werbung, wartet jedoch ein komfortabler Fünf-Sterne-Luxusbus auf uns. Blau mit rotem und weißen Schriftzug: „Eberhardt – Richtig reisen. In die ganze Welt.“ Die ersten Teilnehmer unserer Reisegruppe treffen pünktlich und gut gelaunt ein. Wir brechen auf und sammeln auf der Fahrt quer durch Deutschland weiter Mitreisende ein.

Bald erreichen wir den kleinsten deutschen Flächenstaat, das Saarland, ein Land das nicht nur als Größenvergleich legendär ist. Die Menschen hier erlebten im Laufe der Geschichte wechselhafte Zeiten. Heute herrscht erfreulicherweise schon lange, wie in Lothringen und auch im Elsass, beste Nachbarschaft zwischen Deutschen und Franzosen. Dass es einmal sehr anders war, davon werden wir im ersten Teil unserer Reise noch einiges erfahren.

An der Grenze gibt es schon lange keine Ausweiskontrollen mehr, nur der letzte Rest Bürokratie schafft es noch, uns kurz aufzuhalten. Unser Fahrer Jan muss den Wechsel in ein anderes Land in seinen Fahrtenschreiber eingeben. Unsere nächste, eine richtige Pause findet schon in Frankreich statt, in einer eleganten Raststation, einem guten Beispiel für französisches Design und dank kostenloser blitzsauberer Toiletten auch für Kundenfreundlichkeit und Gastfreundschaft. Zum ersten Mal gibt es auf dieser Reise die legendären Würstchen aus der Eberhardt-Bordküche. Die Müdigkeit der Frühaufsteher ist schon lange verflogen.

Frankreich erscheint von außen immer als ein großer einheitlicher Nationalstaat, lange Zeit war dies auch das Bestreben der Pariser Zentralregierung. In den letzten Jahrzehnten wurde man sich allerdings wieder immer mehr der Bedeutung der Vielfalt der Landesteile bewusst. Regionen und auch regionale Sprachen bekamen wieder mehr Beachtung und Bedeutung. Wir sind jetzt in Frankreich – vor allem aber sind wir in Lothringen.

Unser Hotel in Metz, mitten im Zentrum der Hauptstadt der Region, erwartet uns mit kleinen, aber freundlichen und eleganten Zimmern. Viele liebevolle Details zeugen von der Kreativität und vom guten Geschmack der französischen Gestalter.

In Metz wird an großen Beispielen aber auch deutlich wie Architektur zur Darstellung von Macht genutzt werden kann. Ein wilhelminischer Bahnhof und eine deutsche Kirche, der Temple Neuf, zeugen davon, so wie auch bewusste Umbauten an der Kathedrale von Metz, dem Hauptziel unseres Stadtrundganges.

Nach einer kurzen Einführung in Gebäudestatik und die Geschichte des Kirchenbaus (Der Studienreiseleiter und Verfasser dieses Berichtes ist Architekt) wird deutlich, welch gewaltige Leistung die Erbauer dieses Meisterwerks vollbracht haben. Die damals revolutionär neue gotische Bauweise ermöglichte gewaltige Fensterflächen (übrigens von der Größe genau eines Fußballfeldes!). Die Glasmalereien stammen aus allen Jahrhunderten, unter anderem auch von Marc Chagall und Jacques Villon. Aktuell werden zeitgenössische Fenster des 21. Jahrhunderts ergänzt.

Zurück, beim guten Abendessen im Hotel, können unter anderem preisgekrönte Biere, hergestellt von einer Brauerei um die Ecke, bestellt werden. Unsere kleine exklusive Reisegruppe von 23 Gästen ist nun wirklich angekommen!

Trotz des langen Tages ist auch nach dem Essen kaum jemand aus der Gruppe zu müde für einen individuellen Spaziergang durch die abendliche Stadt. Im Lichterschein ist Metz besonders schön. Der Blick über die Mosel am späten Abend bleibt ein unvergessener Eindruck vor der ersten erholsamen Nacht auf unserer Reise.


Nie wieder Krieg!

Ein Besuch auf einem der schlimmsten Schlachtfelder des ersten Weltkrieges erinnert an diese Mahnung. Man sollte meinen, nichts wünschen wir uns mehr als das – und dennoch zeigt die Gegenwart, dass die Menschen noch nicht genug gelernt haben aus dem Schrecken der Vergangenheit.

Die Namen mancher Orte werden überschattet von ihrer Geschichte, die schöne alte Stadt Verdun von ihren Schlachtfeldern, der Fluss Maas von alten Parolen (von der Maas bis an die Memel). In Verdun an der Maas treffen wir Ursula, die eigentlich aus Deutschland stammt und seit Jahrzehnten hier lebt. Sie ist unsere Expertin vor Ort und begleitet uns im Bus auf einer Fahrt in die Hügel östlich der Stadt.

Vor knapp über hundert Jahren in eine Mondlandschaft verwandelt, sehen wir nun friedliche grüne Wiesen und Wälder und doch überall Narben und Spuren des Krieges. Nur teilweise überwachsene Schützengräben, Reste verschwundener Dörfer und zahlreiche Denkmäler geben Zeugnis von einer über zehn Monate dauernden, verheerenden Schlacht.

Ursula führt uns durch das Fort von Douaumont. Wir bekommen einen Eindruck vom Leben der Soldaten in der Festung und den immer schlimmer werdenden Bedingungen, die in ihr herrschten.

In der Schlacht von Verdun fanden weit über 300.000 Franzosen und Deutsche einen sinnlosen Tod. Noch viel mehr wurden verwundet und kehrten als Invalide in ihre Heimat zurück.

Ungefähr die Hälfte der Opfer konnte nicht einmal identifiziert werden. Diese Gefallenen liegen nun gemeinsam in einem riesigen Grabmal, dem Beinhaus von Verdun. Wir besuchen diese Erinnerungsstätte, die umgeben ist von unendlichen Reihen mit Einzelgräbern identifizierter Soldaten.

Wir sind hier, da wir das Glück hatten, dass unsere Vorfahren überlebt haben. Nach jedem großen Krieg wünschte man sich ewigen Frieden. Nicht überall ging dieser Wunsch in Erfüllung, wie wir gerade wieder täglich erfahren müssen.

Nach so einem Besuch wird einem bewusst, wie groß unser Glück ist, heute in Deutschland oder in Frankreich zu leben. Um vieles Wissen reicher, verabschieden wir Ursula und reisen bei schönstem Wetter weiter.

Wir lassen die Champagne links und rechts liegen und fahren an Paris vorbei in Richtung Rouen. Dort wartet unser Hotel im Grünen mit ruhigen und schönen Zimmern auf uns. Eine zugige Klimaanlage im Restaurant lässt sich nicht abstellen und wird erfolgreich vom freundlichen Personal mit mehreren großen Tabletts aus der Küche abgedeckt. Aus einem angekündigten Caesar-Salat wird eine regionale Gemüsesuppe, umso besser! Das Essen ist in jedem Fall sehr gut, genauso wie die Stimmung unserer Gruppe!


Rouen – Étretat – Honfleur – Caen

Nach einem formidablen Frühstücksbuffet brechen wir auf, in die Altstadt von Rouen. Hier treffen wir Inga, unsere Stadtführerin. Sie zeigt uns natürlich zuerst die Kathedrale. Von außen die vielschichtige Westfassade, deren Schattenspiele Claude Monet zu seiner berühmten Bilderserie inspirierten. Von innen natürlich besonders ausführlich. Ganz besonders in Erinnerung bleiben uns die ungefähr lebensgroßen Steinstatuen, die auf der Kathedrale standen. In verschieden Restaurierungsstadien in der Apsis der Kirche aufgestellt, geben sie Zeugnis von den Schäden, die sie über die Jahrhunderte nahmen, die meisten wohl im 20. Jahrhundert durch Umweltbelastungen.

Im Anschluss führt uns Inga durch die engen Gassen der Altstadt von Rouen, an der imposanten großen Uhr Gros-Horloge vorbei zum Platz und der Kirche von Jeanne d’Arc. Nach kurzer Freizeit treffen wir uns alle am Bus und setzen unsere Reise fort, voll neuer Eindrücke.

Wir erreichen Étretat, ein beliebtes Seebad an der normannischen Atlantikküste, das mit seinen malerischen Felsentoren Künstler und Schriftsteller genauso anzog, wie heute Badegäste und Touristen aus aller Welt. Bei schönstem Frühsommerwetter gibt es genügend Zeit für einen Spaziergang zu den berühmten Felsentoren oder eine lange Pause am Kiesstrand aus Feuersteinen. Wer genau hinsieht, dem fallen Bunker aus dem zweiten Weltkrieg auf, der hier wie in der gesamten Normandie seine Spuren hinterließ.

Als nächstes besichtigen wir jedoch ein besonders friedliches Meisterwerk der Baukunst, den Pont de Normandie. Jeder der zwei Pylone der Brücke wiegt doppelt so viel, wie der Eiffelturm, bei zwei Dritteln der Höhe. Die Konstruktion der Türme besteht aus hauchdünnem Stahlbeton, wie ein Modell in Originalgröße vor Ort eindrucksvoll zeigt.

Auf der anderen Seite der Brücke erreichen wir Honfleur. Ein besonders malerisches Seebad, einst ein bedeutender Hafen, in dem Seeleute eine einzigartige Holzkirche errichtet haben. Genau zum Fünf-Uhr-Läuten stehen wir vor dem freistehenden Glockenturm der Kirche St. Cathérine aus dem 15. Jahrhundert.

Abends kehren wir in unser Hotel in Caen ein. Was die Zimmer betrifft kann es sich mit dem in Metz absolut messen. Zu unserem Abendessen in einem typisch französischen Bistro spazieren wir an der mächtigen Festung der Stadt vorbei – und später wieder zufrieden zurück in unser gemütliches Hotel.


Landungsstrände und Saint–Malo

Operation Tonga oder auch Deadstick: Mit diesen Decknamen wurde die erste und vielleicht wichtigste Kommandooperation der Landung der Alliierten in der Normandie bezeichnet. Was so martialisch klingt, bedeutet unter Fliegern eigentlich nur „toter Propeller“. Tatsächlich hatten die ersten sechs Flugzeuge, die aus Großbritannien landen sollten, nicht einmal Motoren. In der Nacht zum 6. Juni 1944, der als D-Day in die Geschichte einging, sollten ihre Besatzungen die wichtigsten zwei Brücken im Osten der Landungsgebiete einnehmen. Mit gewaltigen Lastenseglern landeten 181 britische Soldaten – und waren äußerst erfolgreich. Wir besuchen die Brücken, die die Codenamen Pegasus und Horsa bekamen, sie lagen bei Bénouville, französische Ortsnamen waren auf Englisch viel zu schwer auszusprechen.

Wir besuchen hier auch den Ort, an dem das erste Gebäude des D-Day, ein Café, von britischen Truppen eingenommen werden konnte und überqueren die neue Pegasus-Brücke an dieser Stelle. Neben der alten Brücke sehen wir auch einen Nachbau eines der schweren Segelflugzeuge.

Den restlichen Tag werden uns zahlreiche Codenamen begleiten. Besonders nachdenklich macht der Besuch der deutschen Kriegsgräberstätte La Cambe und des amerikanischen Ranger Monuments am Pointe du Hoc. Sehr bewegend war für den Verfasser dieses Berichtes, dass er diesen Ort schon vor fast dreißig Jahren als Reiseleiter, damals mit amerikanischen Veteranen besuchen konnte, die selbst an der damaligen Landung teilgenommen hatten. Aus den Eindrücken von damals und von heute entstanden sehr interessante Gespräche mit den Teilnehmern unserer Reise. Der Überflug einer historischen Propellermaschine vom Typ DC-3 (militärisch C-47) gab unserem Besuch noch das letzte i-Tüpfelchen.

Wir befanden uns mittlerweile schon länger in der Region Calvados und so konnte der Tag nicht enden, ohne gemeinsam mit dem gleichnamigen Getränk auf friedlichere Zeiten – und natürlich unsere Reise anzustoßen!

Am frühen Abend erreichen wir die Bretagne und unser historisches Grand Hotel in Saint-Malo. Zum Abendessen werden wir mit einem Kir als Willkommensgetränk überrascht bevor uns ein Kellner, der äußerst sympathisch an Asterix erinnert, einen riesigen, sieben Stunden in Cidre zubereiten Braten serviert – der wiederum sehr an Obelix erinnert!


Mont Saint Michel – Cancale – Saint–Malo

Nach einem feudalen Frühstück in unserem neuen Lieblingshotel bringt uns unser Busfahrer Jan nach Mont Saint-Michel ¬¬¬– aber nur fast! Für die letzten Kilometer steigen wir um auf lokale Shuttlebusse die uns über eine sehr dezente und elegante Brücke auf die Klosterinsel bringen. Diese kleinen Busse haben Stehplätze statt unseres gewohnten Fünf-Sterne-Komforts – dafür aber Lenkräder und Fahrerplätze vorne und hinten. Für die kurze Fahrt ist der Tausch in Ordnung und bei weiterhin schönstem Wetter haben wir ausgiebig Zeit das Kloster und den Klosterberg zu entdecken.

Wenn wir hier gelegentlich das gute Wetter erwähnen, heißt das nicht, dass es niemals regnete. Freundlicherweise fand das schlechte Wetter aber immer dann statt, wenn wir in unserem Bus waren. Sobald wir an einem Ziel ankamen hörte es – wie bestellt – wieder auf. Die Kraft der positiven Energie macht das möglich, es genügt die positiven Momente besonders wahrzunehmen!

Zurück vom Klosterberg geht es nun wieder mit unserem blauen Eberhardt-Bus an die bretonische Küste, nach Cancale. Ein Ort, der seit Jahrhunderten für seine Austernzucht bekannt ist, die auch heute noch auf vier Quadratkilometern betrieben wird. Dort können wir nicht nur den Austernfarmern bei der Arbeit zusehen, vor allem dürfen wir frische Austern direkt am Strand verkosten.

Direkt vom Austernmarkt am Pier bekommen wir die wichtigsten Sorten aus lokaler Produktion in allerbester und köstlicher Qualität zur Verkostung. Dazu gibt es Wein und Getränke aus einem 64 Jahre alten und sensationellen Citroën-Lieferwagen, direkt unter dem alten Leuchtturm am Hafen.

Zurück in Saint-Malo führt uns ein kleiner Spaziergang noch durch die Stadt, zur Kathedrale und zu den alten Befestigungsmauern im historischen Stadtkern, intra muros genannt. Sicher von diesen Mauern umgeben genießen wir auch ein weiteres wunderbares Abendessen in unserem Lieblingshotel France et Chateaubriand. Es heißt so wie der Mann, nach dem das Steak benannt wurde, er wurde im Nachbarhaus geboren!


Palim, palim

Zufrieden lassen wir Saint-Malo zurück, vorbei am ersten der wenigen Gezeitenkraftwerk der Welt, La Rance. Hier machen wir einen ersten Halt und fahren danach weiter zu den schönsten Flecken der Bretagne.

Am Cap Fréhel, eigentlich einem harschen felsigen Ort, überwältigt uns die Blütenpracht der Pflanzen, die hier Wind und Wetter trotzen. Rosa Grasnelken, lila Hasenglöckchen, weiße Leimkräuter, gelber Stechginster, rote Lichtnelken und vieles mehr sind zu sehen – und in der salzigen Luft zu riechen.

Zwei stolze Leuchttürme stehen am Kap, das auch ein bedeutendes Vogelschutzgebiet ist, vor allem aber auch der weite Blick wird bestaunt. Bei der Anfahrt vom Kap müssen wir das einzige Mal auf der ganzen Reise auf zwei Mitreisende warten, nur ca. 15 Minuten, das sollte aber für das Timing unserer Reise schon am nächsten Halt von Bedeutung sein.

Als wir Ploumanac'h, den Ort der für seine rosa Granitfelsen berühmt ist, erreichen, beginnt es aus vollen Kannen zu regnen. Wie in einer Autowaschanlage gießt es eine Viertelstunde in Strömen. Sollten wir diesmal endlich nass werden? Nein! Die von fast allen vorbestellten Bordwürstchen werden im Bus serviert. Kaum haben alle aufgegessen, endet der Regen von einem Moment auf den anderen. Jan öffnet die Türen und wir können bei strahlendem Sonnenschein die wundersamen Felsgebilde, die von Wasser und Wind geformt wurden, besichtigen.

Im Sonnenschein in der Bucht von Ploumanac'h erstrahlt auch das Chateau von Costaérès. Hier schrieb Henryk Sienkiewicz seinen Roman Quo Vadis für den er 1905 den Nobelpreis erhielt. Seit über dreißig Jahren ist dieses Schloss nun im Besitz eines berühmten Deutschen: Dieter Hallervorden.

Wir reisen weiter und besuchen die eindrucksvolle Kirche von Guimiliau, hier sehen wir zum ersten Mal auf unserer Reise einen bretonischen Calvaire, eine steinerne Figurengruppe, die einen stilisierten Kalvarienberg darstellt. Ebenfalls typisch für die Bretagne: Kirche und Friedhof sind hier von einer Mauer umgeben, die das Reich der Toten vom Reich der Lebenden trennen soll. Der heilige Sankt Miliau hilft übrigens bei Rheuma und Rückenschmerzen, der Verfasser des Berichtes ruft ihn vor Ort an und fühlt tatsächlich eine wesentliche Verbesserung.

Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich unser Hotel in Quimper, das nur wenige Meter entfernt von den Passerelles liegt, das sind die zahlreichen kleinen Fußgängerbrücken, die vor der alten Stadtmauer über den Fluss Odet führen. Ein weiterer Tag endet mit einem sehr guten, typisch französischen Abendessen.


Wind und blauer Regen

Der heutige Tag ist frei für einen wunderbaren Tagesausflug – dem sich unsere Reisegruppe fast vollständig anschließt. Wir erkunden die Cournaille, eine bretonische Landschaft, deren Name nicht nur zufällig an den französischen Namen von Cornwall erinnert, wie wir erfahren. Das erste Ziel unserer Exkursion ist der Hafenort Audierne. Hier gibt es einen großen Markt am Hafen – und natürlich das wie immer rechtzeitig bestellte gute Wetter. Der Busfahrer und der Reiseleiter suchen inzwischen den örtlichen Großmarkt auf und kaufen dort ein frisches bretonisches Picknick ein.

Das nächste Ziel ist der westlichste Punkt des französischen Festlandes: Pointe du Raz. Hier gibt es dramatische Wolken und es weht eine steife Brise, die sehr gut vorstellbar macht, wie hart das Leben der Seefahrer hier immer schon war. Direkt hinter dem Kap zwischen blühendem Ginster ist es sofort wieder ruhig. Wie bestellt kommt die Sonne aus den Wolken hervor und scheint auf unser bretonisches Picknick, das wir auf großen Holztischen abhalten. Die Auswahl von regionalen Spezialitäten und Getränken findet großen Anklang und wir können gestärkt zu neuen Zielen aufbrechen.

Nach einem Fotostopp am herrlichen Surfstrand der Baie des Trépassés geht es weiter zur Kirche Notre Dame von Confort, neben einem weiteren Calvaire gibt es hier das Rad der wundertätigen Madonna zu bestaunen, ein jahrhundertealtes Glockenspiel, das wir auch betätigen dürfen.

Anschließend fahren wir in einen der schönsten Orte Frankreichs, nach Locronan. Das kleine Städtchen dient zurecht immer wieder in Historienfilmen als Kulisse. Passend dazu findet während unseres Besuches ein Mittelaltermarkt statt, der fast alle Straßen mit wundersamem Treiben erfüllt. Wieder scheint die Sonne auf uns und vor allem auf ein gewaltiges Blütenmeer von Blauregen, der im Ort an vielen Häusern wächst. Nasser Regen von oben bleibt uns auch hier wieder erspart.

Zurück in Quimper rundet eine Führung zur Kathedrale mit anschließender Besichtigung das Tagesprogramm ab. Die Kirche hat einen sehr besonderen Knick im Grundriss, den wir vor Ort erkunden. Etwas später folgt ein weiteres hervorragendes ortstypisches Abendessen im Hotel des Vortages, wieder schmeckt es allen und zufrieden können wir schließlich in unseren ruhigen Zimmern einschlafen.


Obelix GmbH & Co. KG

Morgens erreichen wir die vollständig von Stadtmauern umgebene Altstadt von Concarneau, die langsam erwacht, während wir sie besichtigen. Ein weiterer Tag mit Sonnenschein nach Wunsch liegt vor uns.

Nun geht es aber noch einige tausend Jahre weiter in die Geschichte der Bretagne zurück. In der Nähe des Ortes Erdeven besuchen wir die Steinreihen von Kerzerho. Kaum zu glauben, dass Teile dieses eindrucksvollen Erbes einst achtlos für den Straßenbau beiseite geschoben wurden.

Noch mehr Menhire gibt es dann in Carnac zu sehen. Kilometerweit stehen die Riesensteine in mehreren Reihen auf den Feldern. Der legendäre Obelix hätte seine Freude, nicht umsonst wird er im Museumsshop vor Ort ausreichend gewürdigt.

Am Nachmittag erreichen wir nun die Stadt Vannes, hier treffen wir unsere Stadtführerin Kristin, die uns in einem interessanten Rundgang ihren Heimatort zeigt. Sie begleitet uns noch zu Fuß bis zu unserem Hotel, das uns mit eiskaltem bretonischen Cidre in großen Tassen begrüßt. Auch hier essen wir wieder sehr gut zu Abend bevor wir in wieder sehr ruhigen Zimmern unsere letzte bretonische Nacht verbringen.


Angers – Chartres – Brie

Wir verlassen heute die Bretagne und erreichen die alte Königsstadt Angers in der Nähe des Flusses Loire. Der Großteil unserer Gruppe lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, die mächtige Festung zu besichtigen. Hier gibt es vor allem auch die Teppiche der Apokalypse zu sehen, gewaltige Tapisserien aus dem 14. Jahrhundert, die größten, die in Europa je hergestellt wurden.

An Le Mans vorbei, dem Ort der durch seine Autorennen bekannt wurde, setzen wir unsere Fahrt zum abschließenden Höhepunkt des Tages fort, zur Besichtigung der Kathedrale von Chartres.

Wer früher hier hin pilgerte, war bereits in der Kirche und dennoch noch mehr als einen Viertelkilometer vom Ziel entfernt. Über 260 Meter lang ist der Weg durch das berühmte Labyrinth, das vor 800 Jahren in den Fußboden der Kathedrale eingelegt wurde. Wir dürfen es überschreiten, und müssen so nur zwölf Meter zurücklegen.

Wir hatten unser Besichtigungsprogramm vor etwas mehr als einer Woche in Metz mit einer außerordentlichen Kathedrale begonnen. Wir durften auf unserer Reise zahlreiche Wunder bestaunen, sowohl von Menschenhand geschaffene als auch von der Natur geschenkte. Mit den großen Kathedralen der Welt zeigten die Menschen ihre Dankbarkeit für die Schönheit und den Wert der Schöpfung und so schließt sich der Kreis unserer Reise auf besondere Weise, hier in der Kathedrale von Chartres.

Am frühen Abend erreichen wir schließlich unser elegantes Hotel in Ferrières-en-Brie, der berühmte Brie-Käse kommt aus dieser Gegend. Ein letztes französisches Abendessen im hellen modernen Restaurant endet mit einem italienischen Dessert, langsam erinnern wir uns wieder an den Rest der Welt und schlafen zufrieden in unseren schicken Zimmern ein.


Heimkehr

Der Verfasser dieses Berichts ist glücklich, dass seine Leidenschaft für die Normandie und Bretagne, für Frankreich, für die Geschichte und Kultur aber auch für so alltägliche Dinge wie Tankstellen, französische Autos und ihre Kennzeichen so reges Interesse fand.

Unser Fahrer Jan erreicht gut gelaunt und munter wie die ganze Reise hindurch, auf die Minute pünktlich und sicher unseren letzten Halt am Flughafen Dresden. Die letzten Reisenden verabschieden sich. Es geht nach Hause, um Familien und Freunden von unserer schönen Fahrt zu berichten!


Schlusswort

Vor zehn Tagen fuhr ein Bus mit 25 Fremden in ein unbekanntes Land. Nun reist derselbe Bus dieselbe Strecke in die andere Richtung zurück. Nun mit 25 neuen Freundinnen und Freunden, richtig Reisenden, die nun aus einem gemeinsamen Lieblingsland zurückkehren.

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