Reisebericht: Radreise Frankreich im malerischen Tal der Loire

04.09. – 12.09.2021, 9 Tage Bus–Rundreise in Frankreich mit geführten Radtouren: Orleans – Chambord – Blois – Tours – Chenonceau – Usse – Villandry – Chinon – Saumur – Metz (220 Radkilometer)


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Seit dem Jahr 2000 ist das Loire-Tal Weltkulturerbe. Es umfasst jedoch weit mehr, als nur die Schlösser an der Loire. Der Reiz und der Reichtum dieser Landschaft wird auch geprägt durch die Nebenflüsse, die ihre Mündung in der Loire haben. Geschichte, Architektur und Kulinarik bilden hier eine herrliche Mélange, die sich mit dem Fahrrad wunderbar erkunden und erleben lässt.
Ein Reisebericht von
Roswitha Zytowski
Roswitha Zytowski

Samstag, 04.09.2021: Anreise zur Zwischenübernachtung in Troyes

Wie immer, wenn es gen Frankreich geht, müssen die Gäste aus Sachsen und Sachsen-Anhalt früh aufstehen. Um sechs Uhr brach ein großer Teil der Gäste auf und Reisebegleiter Ekkehard Villing brachte die Gruppe bis in die Pfalz, wo die Reiseleiterin zustieg. Gemeinsam ging es nun in Richtung Saarland um sodann endlich nach Frankreich einzureisen. Kontrollen gab es keine und so konnten wir unsere Fahrt nach Troyes fortsetzen. Die Zimmer konnten die Gäste nach Vorzeigen des Impfzertifikats beziehen. Ein Prozedere, welches nicht nur in den Hotels, sondern bei jedem Schloss sowie den Restaurantbesuchen wiederholt werden musste.
Nach dem ersten Abendessen freuten sich die meisten sicher auf die Nachtruhe.

Sonntag, 5.09.2021: Weiterfahrt nach Sully–sur–Loire – Radtour bis Châteauneuf–nur–Loire – Rundgang in Orléans

Bevor zum ersten Mal die Fahrräder zum Einsatz kommen können, gilt es noch weitere Kilometer im Bus zurückzulegen. Am frühen Nachmittag ist es dann endlich so weit. In Sully-sur-Loire ist ein Musikfestival, weshalb wir nicht wie geplant direkt am Schloss die Räder ausladen können. Doch ein anderer Platz, der für unseren großen Bus nebst Hänger geeignet ist, wird gefunden. Wir werfen einen ersten Blick auf ein Loire-Schloss und beim Anblick vom Château Sully wird schnell deutlich, dass viele Schlösser an der Loire und den Nebenflüssen in ersten Linie nicht dem angenehmen Leben dienten, sondern insbesondere der Sicherung des Gebietes. Der bedeutendste Schlossherr dieses Schlosses war Maximilian de Béthune, der in der französischen Geschichte aber viel bekannter als Sully ist. Dieser Mann hatte am Beginn des 17. Jahrhunderts eine außergewöhnliche Machtfülle angehäuft und stand in der Gunst von Heinrich IV. Einerseits wurde er geschätzt, da er es vermochte, nicht nur an den Ufern der Loire, sondern im gesamten französischen Königreich eine Struktur zu schaffen. Allerdings trieb er die Ordnung auch auf die Spitze, denn kein einziger Baum konnte ohne notarielle Beurkundung gepflanzt werden. Mit der Ermordung von Heinrich IV. schwand seine politische Macht. Doch wirklich bedauern muss man ihn nicht, da er sich zwar etwas verkleinern musste, aber immer noch mit einem beachtlichen Hofstab ausgestattet war. Wir verlassen Sully-sur-Loire und nehmen Kurs auf Saint-Benoît-sur-Loire. Wir überqueren die Loire und fahren nun flussabwärts. Da der Sommer noch einmal zeigen möchte, dass er noch nicht vorbei ist, fiel die Wahl auf den Uferweg. Dieser ist zwar nicht in der Sonne, wird jedoch mehr und mehr der Natur überlassen. Die Gruppe nimmt es sportlich und schließlich landen wir auf dem gut ausgebauten Radweg. Immerhin so nah, werden wir der eigentlichen Natur des Flusses an den folgenden Tagen nicht mehr kommen. Mit der Abtei Saint-Benoît-sur-Loire lernen wir eine der berühmtesten romanischen Klosterkirchen Frankreichs kennen, die im Mittelalter eine der wichtigen Stätte der klösterlichen Kultur war. Architektonisch weist der Bau einige Besonderheiten auf. So betritt man die die Kirche nicht direkt durch das Westportal, sondern durchschreitet zunächst einen quadratischen Vorbau, der die Gläubigen auf das Kommende vorbereiten soll. Auch wenn der Ort heute ein wenig verschlafen wirkt: Wir befinden uns an einer wichtigen Station der Pilgerreise.
Wir müssen gar nicht so weit radeln, da entdecken wir in Germigny-des-Prés eine weitere architektonische Preziose. Das Oratorium ist als Zentralbau errichtet, der in seinem Grundriss ein Quadrat ergibt. Von den einstigen Mosaiken sind nur noch wenige erhalten - eine Besonderheit hier im Loire-Tal allemal. Über Châteauneuf-sur-Loire geht es schließlich bis Jarneau, wo uns unser Chauffeur Maik nicht nur mit dem Bus, sondern auch mit gekühlten Getränken empfängt.
Mit dem Bus machen wir noch eine kleine Stippvisite in Orléans. Die Franzosen sind wieder aus den Ferien zurück und la Rentrée ist in der Stadt deutlich zu vernehmen. Selbst ein paar Regentropfen scheinen die Franzosen nicht davon abzuhalten, für das nun beginnende Schuljahr einzukaufen und neue Pläne zu schmieden. Wir begnügen uns damit der Kathedrale einen Besuch abzustatten und natürlich die Präsenz einer Frau zur Kenntnis zu nehmen, die hier besonders verehrt wird: Jeanne d'Arc.
Nach kurzer Fahrt im Bus geht es dann ins Hotel und zum Abendessen.


Montag, 6.09.2021: Radtour Chambord und Blois

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Schlösser. Mit dem Bus geht es zunächst nach Beaugency, wo wir die Fahrräder ausladen. Nachdem wir Zeuge wurden, wie sich der erste Schultag in Frankreich gestaltet, nämlich mit viel Verkehr, erwerben wir noch Proviant in der schönen Altstadt von Beaugency. Zum Bus zurückgekehrt, sind auch schon die Räder abladen und unser Weg führt hinunter zur Loire.
Wir folgen dem Fluss zunächst auf der rechten Seite, überqueren ihn dann in Höhe Muides-sur-Loire. Ein kleines Stück noch und wir sind in Saint-Dyé-sur-Loire. Hier am Fluss legen wir unsere Mittagspause ein. Wo wir jetzt sitzen, wurden einst die Baumaterialien angeliefert, die man für das Schloss Chambord benötigte. Gestärkt und bei hochsommerlichen Temperaturen setzen wir unsere Fahrt in Richtung Chambord fort und allein schon die Zufahrt zum Schloss ist die Reise wert. Wir wollen es jedoch damit nicht bewenden lassen, schließlich lockt das Château auch innen mit so manchem Superlativ. Kaiser Karl V. bezeichnete dieses Bauwerk als, "ein Inbegriff dessen, was menschliche Kunst hervorzubringen vermag." Und obwohl es bei dessen Besuch im Jahre 1539 noch unvollendet war, ließ der Bauherr Franz I. keinen Zweifel daran, dass hier etwas Großes entstehen sollte. Wir setzen nach dem Besuch des Schlosses den Ausflug in Richtung Blois fort. Dies geschieht auf Grund der Temperaturen teilweise im Bus und auf den Rädern. In der Königstadt Blois lässt sich am Schloss auf wunderbare Weise die Entwicklungen der französischen Baukunst ablesen. Das Portal wird mit einer Reiterstatue Ludwigs XII geschmückt. Sein Emblem, das Stachelschwein, ist auch in der Fußgängerzone zu finden. Von Blois geht es nun nach Tours, wo wir in einem Vorort für die nächsten fünf Nächte unser Hotel beziehen.


Dienstag, 7.09.2021: Chaumont – Radtour nach Amboise – Chenonceaux – Schifffahrt auf dem Cher

Die Sonne ist uns immer noch hold. Im Bus geht es zum ersten Schloss, dem wir jedoch nur von außen einen Blick schenken. Schließlich erwarten uns mit dem Château Clos Lucé die letzte Heimstätte eines großen Künstlers: Leonardo da Vinci. Drei Jahre weilte Leonardo hier, bevor er 1519 in den Armen Franz I. verstarbt. So zumindest will es uns später der Maler Ingres glauben machen. Belegt ist aber, dass da Vinci seine letzten Lebensjahre hier auskömmlich verbringen und sich insbesondere seinen Erfindungen widmen konnte, von denen einige hier getestet werden können. Bei seiner Reise hatte Leonardo übrigens drei Gemälde im Gepäck. Eines davon war La Gioconda, besser bekannt als Mona Lisa. Eine Dame, die bis heute die Besucher des Louvre in Paris in ihren Bann zieht. Unsere nächste Station ist das Wasserschloss Chenonceau. Das steht nicht an der Loire, sondern am bzw. im Cher. Deshalb wollen wir uns den Bau auch vom Wasser aus erschließen. Nach einer unterhaltsamen Bootsfahrt geht es nun noch zur Schlossbesichtigung. Zwei Frauen zeichneten für dieses Schloss verantwortlich. Diane de Poitiers und Catharina de Medici. Die eine, einflussreiche Geliebte Heinrichs II., die andere, seine Gemahlin. Mit dem Tod Heinrichs II. fand die herausragende Stellung von Diane ein jähes Ende. Sie musste das wunderschöne Wasserschloss verlassen und stattdessen in das Château Chaumont beziehen, welches Catharina de Medici 1560 erwarb. Diane hasste jedoch dieses Schloss, da es ihr zu düster und ohne jedwede Heiterkeit war. Sie bevorzugte für ihren Lebensabend das Schloss Anet. Nach so viel Geschichte und Geschichten treten wir unseren Rückweg im Bus nach Tours an.


Mittwoch, 8.09.2021: Radtour nach Villandry und Langeais – Abendessen in Tours

Die Natur steht heute ganz im Zentrum. Zum einen natürlich die Flusslandschaft, die uns aufs Neue in ihren Bann zieht. Aber es steht auch eine außergewöhnliche Gartenanlage auf dem Programm. In Villandry wurde die Idee des Renaissance-Gartens auf wunderbare Weise wiederbelebt. Diese Gärten sind vom Frühjahr bis zum Herbst eine Attraktion für Menschen mit und ohne grünen Daumen.
Nach einer besonderen Mittagspause setzen wir unsere Radtour in Richtung Langeais fort. Die kleine Stadt kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Als Festung des Grafen von Anjou im ausgehenden 10.Jahrhundert errichtet, sollte ab dem Jahre 1465 auch noch ein Schloss folgen. Besonderen Glanz verlieht die Hochzeit Karls VIII mit Anne de Bretagne. Diese Verbindung hat nicht nur Frankreich, sondern auch Europa nachhaltig verändert.
Dass wir in Langeais auf Anne de Bretagne treffen, passt sehr gut zu unserem Abendessen. Denn in Tours besuchen wir eine Crêperie, die uns die Gastronomie der Bretagne näher bringt. Und schließlich ist es bis zur einstigen und bis heute heimlichen Hauptstadt der Bretonen, Nantes, auch nicht mehr so weit.


Donnerstag, 9.09.2021: Château d'Ussé – Chinon – Weinprobe

Es ist heute nicht die Loire, sondern die Vienne, die uns begleitet. Unsere Räder nehmen wir an einem wahren Märchenschloss in Empfang. Es hat viele Illustrationen von Märchenbüchern beeinflusst und der Dichter Charles Perrault soll hier gar zu seinem Werk "Die Schöne, die im Walde schlief"angeregt worden sein. Obwohl der Tag sehr schön beginnt, hält er für uns einige Fallstricke bereit. Eine Straßensperrung und sintflutartige Regenfälle in Chinon gestalten den Ablauf etwas abenteuerlich. Immerhin gelingt es den Gästen in Chinon noch einen Unterschlupf zu finden, so dass die geplante Weinprobe in trockener Bekleidung genossen werden kann. Auf vergnügliche Art lernen wir einiges über die Höhlen der Kellerei und über die Weine, die hier in der Region produziert werden. Chinon bietet nämlich nicht nur das eindrückliche Schloss, welches hoch oben thront, sondern die Umgebung zählt zu den besten Rotweingebieten Frankreichs. Einige Erinnerungen werden dann auch in der Kellerei erworben und finden ihren Platz in unserem Bus, der uns wieder gut nach Tours bringt.

Freitag, 10.09.2021: Fontevraud – Saumur – Cunault

Der Sommer scheint langsam die Lust zu verlieren und so kündigt der Wetterbericht für heute einige Schauer an. Dem ersten können wir mit dem Besuch der Klosteranlage von Fontevraud ausweichen. Und einmal mehr begegnen uns hier Eleonore von Aquitanien und Richard Löwenherz. Unsere Strecke führt uns weiter in Richtung Saumur, nicht jedoch, ohne uns dieses besondere Gestein anzuschauen, welches den Menschen in der Region bis heute als Baumaterial dient. Die Höhlen ihrerseits, die mit dem Abbau des Gesteins entstehen, werden als Keller, Garage, für die Zucht von Pilzen oder als Weinkellereien genutzt. Leider, war es mit der ersten Husche nicht getan und unsere Weiterfahrt wurde bis Saumur immer wieder mit Regenfällen angereichert. Aber in Saumur hatte dann das Wetter ein Einsehen mit uns und wir konnte eine sonnige Pause in den Cafés der Stadt einlegen. Zu Fuß ging es hinauf zum Schloss Saumur, welches eine wechselvolle Geschichte erlebte. Einst als Festung erbaut, wurde es als eine Art Modellschloss weit über die Grenzen bekannt. Heute zählt es nicht zu den Nationalen Monumenten, sondern gehört der Stadt Saumur, die es in der Sommermonaten für kulturellen Veranstaltungen nutzt.
Wir folgen der Loire, vorbei dann den Kellereien und machen einen kleinen Halt, um nun auch den Crémant de la Loire zu verkosten. Vielleicht lag es an dem prickelnden Getränk; die letzten Kilometer auf dem Rad vergingen fast wie im Fluge. In Cunault treffen wir nicht nur Maik, sondern können uns noch einen der eindrucksvollsten Kirchenbauten an der Loire anschauen. Auf das 10. Jahrhundert geht die Eglise de Notre-Dame zurück und sie ist ein Juwel der romanischen Baukunst.
Die Räder sind ein letztes Mal verladen und wir nehmen Abschied von Loire, die uns die letzten Tage begleitet hat.


Samstag, 11.09.2021: Reise nach Metz

Unsere Fahrräder haben ab jetzt Pause. Wir verlassen Tours und nach und nach auch das Loire-Tal. Die Schilder an der Autobahn weisen uns immer wieder auf die Sehenswürdigkeiten hin, von denen wir tatsächlich viele kennenlernen durften.
Am Nachmittag erreichen wir Metz und es ist wahrscheinlich nicht nur dem schönen Wetter geschuldet, dass wir das Gefühl haben, ganz Metz ist auf den Beinen. Frankreich scheint sich über das allmählich wiederkehrende öffentliche Leben zu freuen. Wir statten der Kathedrale Saint Etienne einen Besuch ab und das Sonnenlicht zaubert durch die Fernster eine ganze besondere Atmosphäre. Bis zum Abendessen bleibt noch Zeit um Einkäufe zu tätigen oder einen Aperitif in einem der zahlreichen Straßencafés zu trinken.
Nach einem geselligen Abendessen erwartet uns die letzte Nacht in Frankreich.


Sonntag, 12.09.2021: Au revoir – Rückreise nach Deutschland

Sonntagmorgen, acht Uhr in Metz: Wir besteigen unseren Bus und verlassen fast ohne Verkehr die Stadt in Richtung Autobahn. Gute zwei Stunden werden wir bis zur ersten Pause und zum ersten Ausstieg benötigen. In diesem Falle verlässt jedoch nicht ein Gast den Bus, sondern die Reiseleiterin. Die Gruppe ist jedoch bei Ekkehard Villing in sehr guten Händen, dem ich für seine Unterstützung herzlich danken möchte.
Unserem Chauffeur Maik Richter danke ich für seine Flexibilität und seine Mithilfe beim Aufsuchen von Parkmöglichkeiten. Es war nicht das erste Mal, dass wir gemeinsam gereist sind, und die Zusammenarbeit war einmal mehr ein großes Vergnügen.
Mein besonderer Dank gilt Ihnen, liebe Gäste. Sie haben erst die hochsommerlichen Temperaturen ertragen und dann den Regengüssen getrotzt. Gemeinsam haben wir den öffentlichen Nahverkehr in Tours erprobt und auch so manchen "Schlenker"mit dem Rad mitgenommen. Und auch der Feueralarm wird sicher im Gedächtnis bleiben.
Mögen Sie viele schöne Souvenirs von dieser Reise behalten, Ihre Roswitha Zytowski

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