Reisebericht: Singlereise Schottland – Erlebnis Kultur & Natur

29.05. – 04.06.2017, 7 Tage Bus–Rundreise für Singles und Alleinreisende: Rosslyn Chapel – Melrose Abbey – Schiffshebewerk Falkirk Wheel – Edinburgh – Loch Lomond – Whisky Distillery mit Whisky–Verkostung – Glasgow – Dundee – Räucherei in Arbroath – St. Andrews – Jedburgh Ab


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7 Tage Glasgow - Loch Lomond - Oban - Schottische Highlands - Loch Ness - Edinburgh
Halten wir uns an das Klischee, dann fahren wir nach Schottland, um Männer in Kilts, fässerweise Whisky und dazu Klänge aus dem Dudelsack zu erleben, irgendwo im Hintergrund lauert außerdem noch Nessie, das liebenswerte Monster.
Nun, tatsächlich gehören Männer in karierten Wollröcken wie der Dudelsack zum Alltagsbild. Doch den passenden Whisky gilt es erst heraus zu finden. Wir starteten in Pitlochry mit einem eher fruchtigen Malt, für weitere Experimente wäre eine Tour auf dem Whisky-Trail recht empfehlenswert.
Tja, was Nessie angeht - welcher Schuft würde wohl ihre Existenz bestreiten? Allerdings haben wir nicht versucht, mit Beethovens 9. Sinfonie oder Haribo Gummibärchen Nessie aus der Reserve zu locken. Das überlassen wir getrost den Wissenschaftlern, den Marketingexperten und den Künstlern.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag: Flug nach Edinburgh – Glasgow


Unsere Reise startet und endet in Edinburgh, dem schottischen Athen und unbestrittenem kulturellen Zentrum des Landes. Zwischen zahlreichen Hügeln liegen georgianische solide Bürgerhäuser und über allem thront das Castle. Hier wird wie in den umliegenden mittelalterlichen Gassen Geschichte lebendig.
In urigen Pubs tauschen sich internationales Publikum und multikulturelle Einwohner gleichermaßen aus, ist für Unterhaltung und Stimmung bis weit nach Mitternacht gesorgt.
Doch greifen wir nicht vor, denn zunächst fuhren wir mit unserem Bus durch Zentralschottland in die größte Stadt Schottlands. Jedes dritte Schiff wurde hier einst in den rund 40 Werften am Clyde gebaut.
Überraschend wird Glasgow 1999 zur Kulturhauptstadt Europas gewählt - neben Athen, Amsterdam und Marseille. Überall ist auch jetzt noch der frische Wind zu spüren, den diese Wahl mit sich brachte. Viktorianische Gebäude wurden entrußt und das Hafenviertel erstand in modernem Gewand von renommierten Architekten gestaltet. Architektonisch sind der Millenium Tower in Form eines Propellerflügels und das futuristische Lighthouse von Bedeutung.
Nach unserer Ankunft im Hotel starteten wir mit unserem Stadtführer Ian auf Wegen entlang der Spuren des einstigen Handelszentrums Merchant City, zum heutigen Mittelpunkt George Square und zur Kathedrale St. Mungo, der als erster Bischof im 7. Jahrhundert bereits eine Kirche errichten ließ und dort sein legendäres Grab fand. Das heutige Kirchenschiff wurde dort erst im 14. Jahrhundert vollendet.
Neben dem Universitätsgelände fanden wir auch das Kelvingrovemuseum und das modern gestaltete Hafengelände bemerkenswert.
Einige waren nicht zu müde, um den Abend in diversen nahen Pubs gesellig ausklingen zu lassen.

2. Tag: Loch Lomond – Glen Coe – Oban


Eine der beliebtesten Ferienregionen erstreckt sich keine 15 km hinter Glasgow mit Loch Lomond und Umgebung im ersten Nationalpark Schottlands von 2002.
Gepriesen in zahlreichen schottischen Volksliedern (das bekante „The Bonnie Banks o' Loch Lomond kennt jedes schottische Kind), ist Loch Lomond die grüne Lunge vor den Toren der Industriestadt und größtes Süsswasserreservoir des Landes.
Der 34 km lange und 7 km breite See bietet etwa 200 Vogelarten Lebensraum. Radwanderwege, Badeanlagen, Campingplätze, Hotels und zahlreiche Wassersportangebote säumen seine westlichen Ufer.
Auf der Ostseite schlängelt sich der 153 km lange West Highland Way entlang, der bis Fort William führt.
Einen Abstecher machten wir zum gepflegten denkmalgeschützten Luss, das sich einmal im Jahr zu den Highland Games in einen einzigen Parkplatz verwandelt.
Das Zentrum von Argyll ist Inverraray, ein Modellort aus dem 18. Jahrhundert. Wir besuchten es mit Main Street, Kirche, Gefängnis und Schloss des Campbell Clans am spiegelglatten Meeresarm des Loch Fyne gelegen.
Das neogotische Schloss - hörten wir - wartet mit Garten, Waffensammlungen und prunkvollen Sälen auf, bewohnt vom 13. Duke und seiner Familie.
Die hübsche Hafenstadt Oban an der Nordwestküste von Argyll mit vorgelagerter Insel Kerrera bietet uns eine Hafenpromenade zum Spazieren und Shoppen und über dem Stadtbild eine kuriose Kolosseums-Adoration, genannt McCaig's Tower nach dem gleichnamigen Banker mit Garten im Inneren.
Von Oban aus starten Fähren zu den Hebriden oder zur Insel Mull. Im Hafenbecken tummeln sich manchmal Seehunde, leider konnten wir keine bemerken.
Ansonsten findet sich neben der klotzig wirkenden St. Columba Cathedral noch die Oban Distillery, wo man sich im Besucherzentrum noch mit einem Whisky stärken kann und die Oban Chocolate Company für die „Süßen" unter uns.
Die südlichen Highlands sind eine Gegend voller Kontraste. Die Bergwelt im Glencoegebiet ist jedoch einzigartig.
Wie wir erfuhren, befinden wir uns eigentlich auf dem Meeresboden von vor 500 Millionen Jahren, durch den 100 Millionen Jahre später Massen an geschmolzenem Granit(!) nach oben gepresst wurden. Durch vulkanische Aktivitäten, Erosion und die Eiszeit vor 25.000 Jahren wurden die steilen, „hängenden" Täler von Glencoe (gälisch „Tal der Hunde") geformt.
Im Glencoe Visitor Centre machten wir Rast und wer mochte, informierte sich dort über das Massaker von Glencoe vom 13. Februar 1692, von dem wir unterwegs hörten und über die Fauna und Flora der Bergwelt.
Vom Glencoe Visitor Center führt ein beschilderter Weg zum Mahnmal einer beim Massaker zerstörten Siedlung (Inverrigan Memorial).
Ein abwechslungsreicher Tag neigt sich, die meisten beschlossen ihn nach dem Hotel-Abendessen im Pub BrewDog House nahe dem Hotel.

3. Tag: Stirling Castle – Schottische Highlands – Whisky Distillery Blair Atholl


Zweifellos ist Stirling noch immer das Tor zu den Highlands und auch wir müssen hier vorbei, da wir weiter in den Norden wollten. Die Engländer bissen sich in Stirling die Zähne an ihren schottischen Widersachern aus und die Stuart-Könige präsentierten sich im prächtigen Castle - es erscheint uns als Vorgeschmack zum Edinburgh Castle.
Umgeben von den beliebten Wandergebieten der Ochil Hills und dem Falkirk Wheel am römischen Antoniuswall (das riesige Hubrad besuchten wir zuvor - es transportiert Boote vom hohen Forth und Clyde Canal in den niedrigen Union Canal) ist auch die geschichtsträchtige Umgebung sehr sehenswert.
Einst prägte man im mittelalterlichen Stirling die bekannten Silbermünzen und kämpfte um die schottische Unabhängigkeit. Bis heute werden die Nationalhelden William Wallace und Robert the Bruce hier mit Denkmälern und überall in Geschichtsbüchern verehrt.
Zeit ist genug für unsere Erkundungen von Burg und Ort mit seinem Friedhof, der Ruine Mar's War, Argylls Lodging und dem Friedhof mit Kirche.
Von den Burgmauern genießen wir eine herrlichen Blick auf das weite Land an der Forthmündung über einstige Schlachtfelder bis zum Wallacemonument, wie einst der Dichter Fontane in seinem "Bilderbuch aus England" beschrieb (berühmt sein Buch „Jenseit des Tweed").
Prachtgebäude der Burg bildet die restaurierte Great Hall, wo uns kostümierte Laiendarsteller in die Zeit der Renaissance zurück versetzten.
Weiter durch die einzigartige Natur der Highlands führte unser Weg nach Pitlochry (gälisch „Platz beim Wachposten"), ein malerischer Ort am River Tummel.
In viktorianischer Zeit als Luftkurort gerühmt, sind heute Hauptattraktonen die Lachstreppe am Staudamm und zwei Destillerien, wovon die Bell's Blair Atholl aus dem 18. Jahrhundert unser erklärtes Ziel ist.
Wie wir bei der unterhaltsamen Führung vom schweizer Geschäftsführer hörten, bringt sie es auf fast zwei Millionen Liter Malt und Blended Whisky im Jahr. Das hätten wir nicht schaffen können, doch die Probe war überzeugend genug und mundete den meisten von uns.
Auf der Fahrt zum Hotel in Grantown-in Spey genossen wir die wunderschöne Landschaft der Cairngorm Region, seit 2003 ein Nationalpark. Die Strathspey Steam Railway schnauft noch immer durch das anmutige Speytal von Aviemoore bis Broomhill und erfreut durch wunderschön geschmückte kleine Bahnhöfe.
Grantown aus dem 18. Jahrhundert bietet sich uns als viktorianische Siedlung nahe der Old Spey Bridge, viktorianisch ist auch unser Hotel.
Wer Lust hatte auf einen Pubbesuch im Städtchen beschließt mit uns dort den ereignisreichen Tag bei Bier und Billard.

4. Tag: Inverness – Loch Ness – Urquart Castle


Fort George wurde nach der Schlacht von Culloden erbaut, um weitere Jacobiten-Aufstände zu unterbinden (wozu es nicht mehr kam).
Auf dem weit in den Moray Firth hineinragenden Landzipfel steht die wohl mächtigste britische Festung, auch heute noch militärisch genutzt. Das Gelände ziert nahe den Kasernen mit dem Regimentsmuseum ein Dudelsack spielender Engel in der Militärkirche.
Mit etwas Glück lassen sich ab und an Delfine sehen, leider sahen wir keine.
Am Wege liegt auch das Hexenschloss Cawdor Castle aus dem 14. Jahrhundert, wo einst laut Shakespeare Macbeth seinen Widersacher Duncan ermordet haben soll. Ist jedoch eine Legende.
Inverness liegt an der Flussmündung des Ness und am Ende des Great Glen ist Hauptstadt und Verwaltungszentrum der Highlands. Zuerst begrüßt uns das Schloss aus dem 19. Jahrhundert mit der Statue der Heldin Flora Mac Donald, die dem hübschen und als Zofe verkleideten Prinzen Charlie das Leben rettete durch die Flucht auf die Insel Skye. Gern hörten wir später den dazu passenden Sky Boat Song.
Schön war es für uns, am Ufer des Ness zu bummeln, das Schloss kann leider nicht besichtigt werden, da es als Gerichts- und Verwaltungsgebäude dient.
Am in Restaurierung befindlichen Rathaus (Townhouse) symbolisiert der Waschkübelstein das Schicksal der Stadt und am Kirchhof der St. Stephen's Old Church zeigt ein Stein die Einschüsse bei der Hinrichtung der Jacobiten nach ihrer Niederlage auf dem nahe gelegenen Culloden Battlefield am 16.04.1746 (in dessen Nähe befinden sich übrigens auch die jungsteinzeitlichen Begräbnisstätten „Clava Cairns").
Urquart Castle am Loch Ness kontrollierte im 12. Jahrhundert den Zugang in das Great Glen und in das Glen Urquart, bevor es im 17. Jahrhundert zerstört wurde, wie ein Film im Besucherzentrum uns zeigte.
Die Ruine ist jedoch nicht nur wegen seiner malerischen Lage am Ufer des fast schwarzem Loch Ness beeindruckend, sondern auch wegen seiner imposanten Anlage, von der wir eine schöne Aussicht genießen (leider entdeckte niemand von uns Nessie).
Unser Schiff schipperte den See entlang bis Dochgarroch, beleitet von vielen Geschichten und Liedern, von wo wir mit unserem Bus in Richtung Fort Augustus fuhren.
Auf halbem Weg zwischen Fort William und Inverness liegt Fort Augustus, benannt nach dem Sieger (dem „Schlächter") von Culloden.
Das Fort aus dem 18. Jahrhundert gibt es als solches nicht mehr und auch nicht die bis in das 20. Jahrhundert hier lebenden Benediktinermönche. Dafür sahen wir die Schleusentreppe von Telford, leider ohne wartende Skipper.
Das martialische Commando Memorial bei Spean Bridge in Sichtweite des höchsten schottischen Berges Ben Nevis erinnert an das frühere Trainingslager der Soldaten, abkommandiert in den zweiten Weltkrieg.
Später als sonst, doch mit vielen Eindrücken erreichten wir unser Hotel und erfreuten uns am Abendessen.

5. Tag: Cairngorm–Nationalpark – Livingston bei Edinburg


Über die Cairngorms, Corgarff Castle mit Besuch der ehemaligen Schmugglerburg, über Braemar Castle und Braemar mit seiner schnuckligen Coffee Bar und den Stadion-Gatherings inmitten des Royal Deeside, dann über Perth mit WC-Stopp erreichten wir nachmittags South Queensferry und genossen den phantastischen Blick zu den drei Firth of Forth-Brücken:
zu der Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jahrhundert, zu der Maut pflichtigen, fast 2 km langen Hängebrücke von 1964 und zu der modernen Brücke, die in einem Monat eröffnet wird.
Dann erreichten wir bei schönstem Wetter das etwa eine dreiviertel Stunde von Edinburgh entfernte Livingston mit unserem Hotel und freuten uns, diese Kulturstadt am nächsten Tag kennen zu lernen.

6. Tag: Stadtrundfahrt in Edinburgh


Die Talsenke von Waverley Station teilt die Stadt in den alten und neuen Teil. Gegensätzlicher könnten beide nicht sein: hier mittelalterliches enges Gassengewirr, dort rechtwinklige großzügige Stadt-Strukturen. Hier die einstige Armut, dort der Wohlstand. Hier Königssitz, dort Bürgerort. Bei unserer Rundfahrt genossen wir zunächst einen wunderbaren Blick von Arthur's Seat auf die Stadt zu unseren Füßen.
Dann erkundeten wir New Town und Princess Street, dann die Old Town mit der Royal Mile, dem Holyroodpalast und als Krönung besuchten wir den Castlerock.
Die Newtown beeindruckte uns als geschlossenes georgianisches Ensemble .
Hier sahen wir auch in der Heriot Row 17 das Haus des weltbekannten Autors der „Schatzinsel" - Robert Louis Stevenson und das Scott Monument (Autor von „Waverley").
Im königlichen Palast gab es einst rauschende Feste und hinterhältige Morde, heute gibt die Queen hier ab und an Teapartys (Damen nur mit Hut zugelassen).
Auf dem Weg durch die Altstadt erfahren wir von Leichenräubern und gespaltenen Persönlichkeiten, von Gespenstern und protestantischer Reformation nahe der Kathedrale.
Von der Esplanade aus besichtigen wir die düsteren Castlemauern mit Königsgemächern und Gefängnissen, Kanonen (auch mit dem Ein-Uhr-Schuss) und Kapellen.
In der Schatzkammer dürfen wir zwar nicht fotografieren, doch erfahren wir die erstaunliche Geschichte ihrer Entdeckung, in der auch Sir Walter Scott eine wichtige Rolle spielte.
Nun haben wir Zeit für ein Essen und eigene Wege in Burg und Stadt, bevor der Abend im Merchant Pub gesellig ausklingt.

10. Tag: Heimflug von Edinburgh


Nun heißt es schon wieder Koffer packen und Kontakte tauschen, denn die ersten von uns fliegen bereits um die Mittagszeit.
Die Gäste mit späteren Flügen genossen den Aufenthalt in Edinburgh, bevor es Abends wieder mit dem Flugzeug ab Airport Edinburgh heimwärts ging.
Es war eine schöne Reise mit unvergesslichen Eindrücken, gern einmal wieder.
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger

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