Reisebericht: Schottland aktiv erleben – Großbritannien

06.08. – 18.08.2023, 13 Tage Kultur– & Wanderreise in Schottland: Glasgow – West Highland Way – Glen Nevis – Jacobite Steam Train – Great Glen Way – Loch Ness – Orkney–Inseln – Edinburgh – Hadrianswall


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Die schottische Landschaft ist sehr dramatisch, fasst es unser englischer (!) Chauffeur Les im Laufe der Reise einmal anerkennend zusammen. Gleiches gilt für die wechselhafte, eng verwobene Geschichte und Beziehung beider Länder. Landschaft, Geschichte, Whisky und das Military Tattoo ziehen uns im August ins Land des Haggis. Auf den Spuren vieler berühmter Roberts – u. a. Rob Roy, Robert the Bruce und Robert Burns – wollen wir uns den nördlichen Teil des Vereinigten Königreichs auf vielen schönen und abwechslungsreichen Wanderungen erschließen.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 06.08.2023): Anreise nach Glasgow – Kelvingrove Art Gallery & Museum – West End und Stadtzentrum

Es ist noch sehr zeitig am Morgen, eigentlich viel zu zeitig für eine Nachteule wie mich, als ich mich auf dem Flughafen von Dresden mit den ersten Gästen meiner Schottlandreise treffe. Diesmal fliegen wir mit der Lufthansa über Frankfurt nach Glasgow; in Frankfurt trifft die zweite Hälfte der Reisegruppe zu uns. Der (Weiter-)Flug nach Glasgow ist fast pünktlich. Auch unser Gepäck kommt heil an und unser Chauffeur Neil fährt mit seinem großen grauen Bus auf Abruf vor und sammelt uns ein. Bis hierhin alles prima also. Schauen wir mal, wie weit wir heute in Glasgow kommen, denn die internationale Radrenn-WM sorgt mit Straßensperren und riesigem Besucherandrang für mächtig Chaos in der größten schottischen Stadt. Wir fahren erstmal so nah wie möglich an unser Hotel heran — in die Parallelstraße — und stellen unsere Koffer bis zum Abend unter. Dann wird Neil für heute in den Feierabend verabschiedet, denn den Rest des Programms bestreiten wir lieber zu Fuß und mit der U-Bahn. Bis zur Kelvingrove Art Gallery & Museum sind es auch nur ein paar hundert Meter. Das prächtige rote Gebäude im spanischen Barockstil beherbergt eine bunte Sammlung an Gemälden und Ausstellungsstücken, weitestgehend mit Bezug zur schottischen Geschichte, darunter auch eine Sammlung von Highlander-Waffen und eine Spitfire. Außerdem findet jeden Sonntag ein öffentliches Orgelkonzert statt, das wir auch noch „mitnehmen“ können, während draußen die Radprofis vorbeizischen. Nicht nur für jene ist das Wetter heute ideal; auch wir erfreuen uns an angenehmen Temperaturen und einem Mix aus Sonne und Wolken, als wir uns den Gilmore Hill hinauf zum Hauptgebäude der University of Glasgow „quälen“. Es erinnert eher an ein Märchenschloss oder eine Zauberschule und stimmt damit ideal auf den weiteren Verlauf der Reise ein. Unweit davon befindet sich die Ashton Lane mit ihren vielen Kneipen, die wir jetzt zügigst durchqueren, bevor doch noch ein Gast auf die Idee kommt, die mehr als 20 Sorten Craft Beer vom Zapfhahn zu verkosten. Wir wollen erstmal zur U-Bahnstation Hillhead und von dort aus in die Innenstadt fahren. Die drittälteste U-Bahn-Strecke der Welt ist mit ihren niedrigen Waggons eine Sehenswürdigkeit für sich und bringt uns in wenigen Minuten zur Fußgängerzone und Haupteinkaufsstraße Buchanan Street. Gleich um die Ecke liegt der George Square mit dem Rathaus, der leider aufgrund des Radrennens abgesperrt und kaum einsehbar ist. Lediglich den Turm der City Chambers können wir über den Zaun hinweg sehen. Immerhin erhalten wir durch die umliegenden Gebäude einen guten Eindruck von den prächtigen Handelshöfen der Kaufleute aus der Blütezeit der Stadt. Weiter die Buchanan Street hinunter kommen wir heute leider nicht mehr, da alles abgesperrt ist und wir sogar für 10–15 Minuten regelrecht zwischen zwei Straßen eingesperrt sind, da gerade der Zieleinlauf der Radfahrer stattfindet. Großer Jubel, großer Trommelwirbel um uns herum, viele begeistere Zuschauer — und wir mittendrin. Das kann auch nicht jeder von sich behaupten! Irgendwann wird der Weg zur U-Bahn-Station wieder freigegeben, sodass wir die Rückfahrt zum Hotel antreten können. Von der Station Kelvinhall marschieren wir strammen Schrittes in Richtung Unterkunft. Die Dusche ruft, der Magen knurrt, es war ein langer Tag für die meisten von uns. Deshalb fallen wir nach dem Abendessen schließlich erschöpft aber glücklich in unsere Hotelbetten.


2. Tag (Montag, 07.08.2023): Loch Lomond – Wanderung auf dem West Highland Way

Nach dem Trubel am ersten Tag zieht es uns hinaus in die Natur. Bei einer Wanderung am berühmten Loch Lomond wollen wir den Menschenmassen entfliehen und erste Highland-Luft schnuppern. Nach nur einer Stunde Fahrt stehen wir bereits in Tarbet am Seeufer und freuen uns über das herrliche Wetter an diesem Morgen. So kommt die traumhafte Kulisse der Berge um den See herum, insbesondere der markante Gipfel des Ben Lomond besonders gut zur Geltung. Mit einem kleinen Ausflugsboot nur für uns als Gruppe werden wir zur Jugendherberge von Rowardennan am anderen Ufer gebracht. Unterwegs fischen wir ein großes Stück Plastikmüll aus dem See, das sich als Einstiegstreppe eines anderen Bootes entpuppt. Wie ist die hier mitten in den See gekommen? In Rowardennan sieht der West Highland Way noch ganz breit und harmlos aus, doch die Tagesetappe nach Inversnaid (ca. 12 km offiziell) hat es durchaus in sich. Zwei längere Abschnitte führen auf einem Pfad fast unmittelbar am Seeufer entlang über Stock und Stein — alles machbar, aber wir müssen schon auf den Weg achten. Das ist nicht immer leicht, denn viel lieber würden wir stattdessen den Wald um uns herum, die Strände uns Buchten am See, die kleinen Bäche und Wasserfälle, die eindrucksvollen Felsen und die wunderschöne Highland-Landschaft am anderen Ufer betrachten. Immer mal wieder regnet es im Verlauf der Wanderung ganz leicht, vor allem in der zweiten Hälfte, doch das Anziehen der Regenjacke lohnt sich kaum, so schnell ist die Wolke wieder über uns hinweggezogen. Auch von den berühmt-berüchtigten schottischen Midges bleiben wir fast vollständig verschont. Nach ca. 5 Stunden (mit mehreren kleineren und größeren Pausen, u. a. an einer Schutzhütte im Wald) haben wir unser Ziel erreicht: das Inversnaid Hotel. Die Freude über ein kühles Bier ist jetzt groß bei meinen Gästen — und das haben sie sich auch redlich verdient. Eine Stunde haben Durst und Hunger jetzt Zeit, bevor wir vom gleichen Boot mit gleicher Crew über den See zurück nach Tarbet gebracht werden. Neil ist mit dem Bus zum Glück noch da und hat uns schon erwartet. Er fährt uns sicher zum Hotel zurück, diesmal über die Erskine Bridge über den Clyde und durch eine Regenhusche. Und er kann uns sogar vor dem Hotel absetzen, obwohl die Straße noch gesperrt sein sollte. Ein glücklicher Abschluss eines zwar auch anstrengenden, aber sehr schönen Tages im Loch-Lomond-and-the-Trossachs-Nationalpark.


3. Tag (Dienstag, 08.08.2023): Bannockburn – Stirling – Glencoe – Wanderung im Glen Nevis

Nach dem gestrigen Tag lasse ich meine Gäste heute etwas länger (aus)schlafen. Erst um 9 Uhr verlassen wir Glasgow. Wie schon im 13. Jahrhundert die Engländer wollen wir uns die Highlands über Stirling erschließen — wir kommen allerdings in friedlicher Absicht und wollen nicht plündern, sondern sogar etwas Geld dalassen. Deshalb werden wir auch nicht aufgehalten, wie es dereinst William Wallace und Robert the Bruce mit den englischen Armeen taten. Beiden Helden der Unabhängigkeitskriege wurden monumentale Denkmäler errichtet; wir besuchen das Reiterdenkmal von Robert the Bruce auf dem Schlachtfeld von Bannockburn. In der Ferne können wir bereits das Stirling Castle auf dem Hügel sehen. Das Wetter ist wieder toll heute morgen und soll laut Vorhersage bis Donnerstag erstmal so bleiben — mit Temperaturen von bis zu 22 Grad. In Stirling holt uns dann die Radrenn-WM noch einmal ein. Obwohl das Rennen erst morgen ist, stehen schon viele Absperrungen und wir werden nicht zum Castle durchgelassen. Wir steigen in der Altstadt an einer Bushaltestelle aus und laufen den Hügel hinauf bis zur Burg. Hier können wir ein paar Fotos machen (soweit es durch die Absperrungen möglich ist), dann laufen wir langsam den Hügel hinunter durch das historische Stadtzentrum und schauen uns u. a. das Old Town Jail an (allerdings lieber nur von außen). Meine Gäste haben noch Zeit für eine Mittagspause und/oder ein paar Besorgungen im Shopping Centre, bevor wir die Stadt verlassen und nun tief in die Highlands vorstoßen — nicht ohne allerdings noch einen letzten Fotostopp unterhalb der Burg einzulegen. Wir durchqueren noch einige Orte, dann sind wir wieder im Loch Lomond and the Trossachs Nationalpark. Die vorbeiziehende weite grüne Landschaft mit ihren großen Hügeln, Lochs und kleinen Wäldchen zieht uns nun schnell in ihren Bann. Richtig spektakulär wird es dann nach der Kaffeepause im Glencoe, weshalb wir uns am Fuße der „Drei Schwestern“ auch die Zeit für zwei Fotostopps nehmen. Bald darauf erreichen wir den Loch Linnhe und nähern uns Fort William am westlichen Ende des Great Glen. Heute fahren wir nur durch den Ort durch, morgen jedoch soll hier vom Bahnhof aus ein weiteres großes Abenteuer für uns alle starten! Hinter Fort William erstreckt sich auch das malerische Glen Nevis am Fuße des höchsten Berges Großbritanniens. In diesem schönen Tal vertreten wir uns nun bei einer kleinen Wanderung die Füße und versuchen, den Gipfel des Ben Nevis auszumachen. Zumindest der serpentinenartige Aufstieg dorthin lässt sich aus unserer Perspektive gut erkennen. Einen viel schöneren Anblick bieten uns aber (meiner Meinung nach) die drei schüchternen zotteligen Highland-Rinder auf einer Weide neben unserem Wanderweg. An unserem Hotel für die nächsten zwei Nächte sind wir auf dem Hinweg schon vorbeigefahren; es liegt ein Stück südlich von Fort William und bietet nicht nur eine große Whisky-Auswahl, sondern auch eine herrliche Aussicht über den Loch Linnhe. Neil bringt uns sicher dorthin und freut sich auf seinen morgigen freien Tag. Sollte das Wetter wieder so sein wie heute, kann es nur toll werden!


4. Tag (Mittwoch, 09.08.2023): Jacobite Steam Train – Fähre von Mallaig nach Armadale – Eilean Donan Castle

Wir haben auf unserer Reise bisher tatsächlich nicht nur Glück mit dem schottischen Wetter, sondern auch in Bezug auf den nächsten Programmpunkt: die Fahrt mit dem Jacobite Steam Train. Heute ist nämlich der allererste Tag, an dem er nach einer behördlich verordneten Zwangspause wieder fahren darf. Und nicht nur die Harry-Potter-Fans unter uns haben sich sehr auf die Fahrt gefreut. Die Strecke folgt der „Road to the Isles“ zur Küste mit Blick auf die Hebriden. Höhepunkt ist stets die Fahrt über das Glenfinnan Viaduct. Um das Viadukt herum haben sich schon viele Fans postiert und warten mit ihren Kameras auf die Ankunft des „Hogwarts Express“. Wir sitzen sehr weit hinten im Zug, was dank der Biegung der Brücke den Vorteil hat, dass wir die Dampflokomotive an der Spitze während der Fahrt über das Viadukt fotografieren können. Nach der Pause in Glenfinnan wird die Strecke fast noch schöner, da sie näher an der Küste vorbeiführt. Einen Teil davon dürfen wir sogar 3x bewundern, da es der Zug im ersten Anlauf nicht über den letzten großen Hügel vor Mallaig schafft und einige Minuten zurücksetzen muss. So etwas habe ich auch noch nicht erlebt! Zum Glück erwischen wir in Mallaig trotzdem noch die Fähre nach Armadale, auch wenn unser Bus schon ohne uns auf die Fähre drauffahren muss. Nach der Überfahrt gönnen wir uns eine kleine Kaffeepause. In Armadale residierte übrigens der berüchtigte Clan der MacDonalds, die Lords of the Isles. Auch sie finden sich – wie viele Ereignisse der schottischen Geschichte – in abgewandelter Form und Gestalt in Game of Thrones wieder. Wir fahren ein kleines Stück über die Isle of Skye, die größte Insel der Hebriden, zu unserem nächsten Ziel: dem Eilean Donan Castle. Die rekonstruierte Burg taucht in fast jedem Kalender und Bildband über Schottland auf, war in vielen Filmen zu sehen und ist ein weiteres kleines Highlight der Reise. Sie befindet sich noch heute im Privatbesitz des Clan Macrae (verwaltet von einer Stiftung) und kann mit Audioguides besichtigt werden. Sie hat alles zu bieten, was ein Burgherr in den Highlands so braucht: eine große Halle für Gelage, Wände mit Ohren und eine große Küche, in der gerade unter Aufsicht der Hausherrin ein wahres Festmahl zubereitet wird. Beim Schreiben dieser Zeilen läuft mir gleich wieder das Wasser im Mund zusammen. Die Wolkendecke könnte heute zwar gern etwas weniger dick sein, aber es regnet nach wie vor nicht und wir können trotzdem schöne Fotos machen. Zur Musik der bekannten schottischen Band Runrig fahren wir durch die imposante Highland-Landschaft zurück nach Fort William und unserem Hotel am Loch.


5. Tag (Donnerstag, 10.08.2023): Neptune’s Staircase – Fort Augustus – Wanderung auf dem Great Glen Way – Urquhart Castle – Inverness

Wir verlassen heute unsere Zimmer mit Aussicht am Loch und ziehen weiter durch das Great Glen in die Hauptstadt der Highlands, Inverness. Durch das langgezogene Trogtal führt nicht nur der Great Glen Way — auf dem wir später noch eine Wanderung absolvieren wollen — sondern auch der Kaledonische Kanal. Um diesen zu durchqueren, müssen die Boote insgesamt 29 Schleusen passieren, darunter die Neptune‘s Staircase, die längste Schleusentreppe Großbritanniens. Wir haben Glück bei unserem Besuch am Morgen: drei Segelboote werden gerade durchgeschleust. Wir schauen dem Treiben eine Weile zu und knipsen Fotos, aber bevor dann die Straßenbrücke aufgemacht wird, fahren wir weiter nach Fort Augustus. Hier beginnt der berühmte Loch Ness und hier begegnen wir auch Nessie in allen Variationen — nur das echte Monster lässt sich auf dem See nicht blicken. Zwei Kanus und ein paar kleine Segelboote begeben sich auf die Suche nach Nessie und sorgen für ein schönes Fotomotiv. Weitere schöne Fotomotive in Fort Augustus bilden die ehemalige Abtei und eine weitere Schleusentreppe mitten im Ort. Außerdem wollen wir uns mit Proviant für unsere Wanderung versorgen, die von hier aus startet. Sie führt uns zunächst durch einen schönen Märchenwald mit riesigen Bäumen, den wir schließlich hinter und unter uns zurücklassen, als wir auf einer Höhe von ca. 300 Metern ankommen und sich uns von hier oben der erste Blick auf den Loch Ness eröffnet. Dafür hat sich die Mühe wirklich gelohnt — und wir machen an Ort und Stelle auch gleich unsere Picknickpause. Tatsächlich wird die Aussicht im weiteren Verlauf der Wanderung noch besser; fast der gesamte Loch Ness lässt sich von hier oben sehen. Nur Nessie lässt sich einfach nicht blicken. Dabei sind wir so eine liebe Gruppe und würden uns wirklich freuen — so, wie wir uns auch über das schöne Wetter freuen, das im Verlaufe des Nachmittags immer besser wird. Der Abstieg führt ebenfalls durch einen Wald und dann sind wir auch schon fast in Invermoriston, wo Neil mit dem Bus auf uns wartet. Am Nachmittag steht dann noch eine Besichtigung des Urquhart Castle auf dem Programm, das zwar schon seit Jahrhunderten nur noch Ruine ist, aber durch seine herrliche Lage am Ufer des Loch Ness besticht. In der Vergangenheit oft vom Clan der MacDonalds überfallen und schließlich von den Eigentümern gesprengt, trotzen die dicken Mauern der recht großen Burganlage nunmehr dem täglichen „Ansturm“ von uns Touristen. In Inverness haben wir dann die erste Übernachtung im Royal Highland Hotel, das mit seiner riesigen Lobby und gutem Essen beeindruckt. Und letzteres haben wir uns nach der längsten Wanderung der Reise und vielen überwundenen Höhenmetern auch wirklich verdient.


6. Tag (Freitag, 11.08.2023): Glenmorangie Distillery – Stacks of Duncansby – Überfahrt auf die Orkney–Inseln

Ausschlafen, Whisky verkosten, eine kleine Klippenwanderung beim nördlichsten Ort Großbritanniens und ein 3-Gänge-Menü auf der Fähre zu den Orkney-Inseln? Klingt nach einem herrlichen Urlaubstag für meine Gäste! Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen … Und das soll heute relativ wechselhaft werden. Wir brauchen also ein bisschen Glück. Aber bis jetzt schien uns das Glück ja sehr hold zu sein. Wir brechen also nach einem guten und ruhigen Frühstück (die große andere deutsche Reisegruppe muss schon 8:10 (!) abfahren) auf in den Norden und ereichen nach aufgerundet einer Stunde Fahrt — auch durch einen Regenschauer — die berühmte Glenmorangie Distillery. Bevor wir aber das kostbare Wasser des Lebens verkosten dürfen, müssen wir natürlich an einer Führung durch die Produktions- und Lagerhallen teilnehmen, sonst können wir das Ergebnis (und auf das fertige Produkt muss man hier mindestens 10 Jahre geduldig warten!) ja gar nicht angemessen würdigen. Nachdem wir die große Halle mit den höchsten Brennblasen Schottlands und das historische Lagerhaus mit seinen vielen Fässern gesehen haben, dürfen wir im Verkostungsraum jeweils hinter zwei Gläsern mit einer goldenen Flüssigkeit Platz nehmen. Und es sind zwei ganz besondere Wässerchen, die uns vorgesetzt wurden, Sondereditionen, die sich jeweils durch einen besonderen Twist vom Standardprodukt (immerhin auch schon ein 10-jähriger Single Malt) abheben. Einfach lecker! Auf dem weiteren Weg in den Norden führt die Straße meist parallel zur Nordseeküste, wodurch wir fast immer das Meer sehen können. Wir sehen unsere bevorstehende Küstenwanderung unterwegs auf der Höhe von Wick schon ins Wasser fallen, denn der Himmel verdunkelt sich immer mehr und dann geht der Regen auch wieder los. Doch pünktlich bei unserer Ankunft in John o‘Groats ist die Wolkenfront vorübergezogen. Mit dem unterwegs gekauften Proviant stärken wir uns für den kleinen Aufstieg zum Stevenson-Leuchtturm am Duncansby Head. Grasende Schafe, das türkisblaue Meer und ein feiner weißer Sandstrand säumen den Pfad über die Wiese. Nun geht es etwas bergauf bis zum Leuchtturm. Schon bis hierhin hat sich der Weg gelohnt. Aber das beste kommt ja erst noch! Kurz haben wir sie bereits rechts von uns gesehen, nun laufen wir direkt darauf zu: die Stacks of Duncansby. Was haben wir wieder für ein Glück! So schönes Wetter und so ein toller Himmel! Perfekt für tolle Fotos! Die Felsnadeln vor den Klippen an der Küste sind auch wirklich beeindruckend. Auf dem Rückweg nach John o‘Groats können wir uns außerdem am blühenden Heidekraut kaum sattsehen. Das Wetterglück bleibt uns auch am Abend treu. Beim Einstieg in die Fähre zu den Orkneys prasselt wieder ein Regenschauer auf die Hamnavoe nieder. Da schaut der aufgemalte stolze Wikinger ganz schön bedröppelt. Doch kaum haben wir uns mit drei Gängen vom Buffet (mehr als) gesättigt, hört der Regen wieder rechtzeitig auf und macht die Bühne frei für das bestmögliche Spektakel während dieser Überfahrt: die Abendsonne, die die hoch aufragenden Klippen der Insel Hoy wie ein riesiger Scheinwerfer anstrahlt. Mitten im Rampenlicht steht der einsame Wächter, der Old Man of Hoy, und genießt sichtlich die Bewunderung. Bei der Ankunft in Stromness geht gerade die Sonne hinter der Landzunge unter und sendet einen letzten Gruß über den Hügel. Unser Hotel liegt nur wenige Schritte vom Terminal entfernt und auch eine (Hafen-)Kneipe liegt gleich um die Ecke — perfekt, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.


7. Tag (Samstag, 12.08.2023): Tag auf den Orkney–Inseln – Skara Brae – Kirkwall – Churchill Barriers

Nach der eindrucksvollen Überfahrt am gestrigen Tag sind wir schon sehr gespannt auf den heutigen Tag auf den Orkney-Inseln. Am Anfang steht ein sehr gutes Frühstücksbuffet im Stromness Hotel – und das macht gleich Freude auf mehr. Die Entfernungen sind zum Glück heute überschaubar, weshalb wir relativ schnell am ersten Ausflugsziel stehen, nämlich den Standing Stones of Stennes. Auch auf die Gefahr hin, 200 Jahre in der Vergangenheit zu landen, schauen wir uns den Steinkreis aus der Nähe an. Noch wesentlich größer und damit beeindruckender ist der Ring of Brodgar, den wir bei einem kleinen Spaziergang umrunden. Dank des tollen Himmels und Lichts sind auch hier wieder wunderschöne Fotos möglich. Beide Steinkreise gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe „Heart of Neolithic Orkney“, dessen Zentrum das Steinzeitdorf Skara Brae bildet, in dem wohl auch die Erbauer der Kreise lebten. Bettkasten, Schrankwand, Wohnungstüren – gab es damals alles schon, wie wir uns während unseres Besuchs vergewissern, nur eben aus Stein. Da fühlen wir uns ein bisschen an Familie Feuerstein erinnert. Das benachbarte Skaill House, Wohnsitz der Lairds of Orkney, dürfen wir mit unserem Ticket ebenfalls besichtigen. Es bildet einen harten Kontrast zu den beengten Hütten aus der Jungsteinzeit, holt uns gleichzeitig aber langsam wieder in die Gegenwart zurück. Wir bleiben noch ein bisschen an der Westküste der Hauptinsel Mainland. Aufgrund des herrlichen Sonnenscheins mache ich mit meinen Gästen einen Überraschungsspaziergang zu den Klippen und Felsnadeln von Yesnaby. Auch Neil holt seine Kamera raus und kommt uns begeistert hinterher. Stundenlang könnten wir trotz des stürmischen Windes hier sitzen und zusehen, wie sich die Wellen an den Felsen brechen, doch die Orkneys haben noch viel mehr zu bieten! In Kirkwall, der Hauptstadt, machen wir eine späte Mittagspause im Stadtzentrum, die wir auch für einen Bummel durch die kleine Fußgängerzone mit hübschen Cafés und kleinen Geschäften nutzen können. Vor der großen St.-Magnus-Kathedrale treffen wir uns alle wieder und werfen einen Blick hinein in das „Licht des Nordens“. Die Gebeine des Heiligen, dem die Kirche geweiht ist, sollen sich sogar in einem Pfeiler neben dem Altar befinden. Am Nachmittag steht noch eine Panoramafahrt zu den Churchill Barriers auf dem Programm. Sie wurden während des 2. Weltkriegs auf Befehl Churchills erbaut, nachdem ein deutsches U-Boot in die Bucht von Skapa Flow eingedrungen war und dort die Royal Oak versenkt hatte, deren Schiffglocke wir übrigens eben erst in der Kathedrale gesehen haben. Heute stellen die Dämme eine wichtige Straßenverbindung zu den südlichen Inseln dar. Ganz unabhängig von der historischen Bedeutung gibt es in dieser Ecke der Inseln schöne Buchten und Strände. Mit der Ankündigung eines weiteren Fotostopps in einer Parkbucht auf leicht erhöhter Position mit Blick auf die Bucht von Skapa Flow locke ich meine Gäste aus dem Bus und zücke dann eine Flasche Highland Park Whisky, um mit ihnen unser Bergfest zu feiern, denn die Hälfte der Reise ist leider – wirklich leider – schon um. Anschließend beziehen wir unsere Zimmer im Orkney Hotel unweit der Kathedrale in Kirkwall, sodass wir uns von hier aus vor oder nach dem Dinner auch gut noch einmal die Beine vertreten können. Das Abendessen im Hotel ist wieder mal sehr gut, auch wenn das von mir als Hauptgericht gewählte Curry für meinen Geschmack etwas zu scharf geraten ist, was auch meine Gäste bemerken ...


8. Tag (Sonntag, 13.08.2023): Rückfahrt nach Scrapster – Dunrobin Castle – Schlachtfeld von Culloden – Spaziergang in Inverness

Das Rollen unserer Koffer hallt durch das nächtliche Kirkwall, dessen meiste Bewohner noch tief und fest schlafen. Reisen bedeutet manchmal leider auch ein zeitiges Aufstehen, was gar nicht am bösen Willen des Reiseleiters liegt, sondern an der Abfahrtszeit unserer Fähre zurück nach Scrapster. Und die ist heute leider schon um 06:30 Uhr ab Stromness. Dafür ist das Frühstück an Bord des Schiffes; wir können uns wieder vom Buffet bedienen und haben 1,5 Stunden dafür Zeit. Das ist doch auch mal schön entspannend! Währenddessen tuckert die Hamnavoe — begleitet von einigen Seehunden — aus dem Hafen von Stromness und wieder an den mächtigen Klippen von Hoy vorbei. Die anschließende Fahrt von Scrapster nach Golspie können wir nutzen, um etwas Schlaf nachzuholen – mit Ausnahme von Neil natürlich. Der darf dafür die Augen zumachen, während wir das majestätische Dunrobin Castle mit seinen 189 Zimmern besichtigen (wovon allerdings nur ein Teil öffentlich zugänglich ist). Während der Garten unterhalb dem Vorbild Versailles nachempfunden ist, scheint das Schloss selbst eher einem Disney-Film entsprungen zu sein. Ein bisschen Neid auf die herrliche Aussicht kommt schon auf, als wir aus dem großen Wohnzimmer oder der holzvertäfelten Bibliothek auf den Garten und das Meer blicken. Die prognostizierten hohen Heiz- und Personalkosten schrecken uns dann aber doch vom Erwerb der Immobilie ab; da soll sich der Clan Sutherland doch bitte schon selbst mit rumschlagen. Apropos schlagen: Vernichtend ge-schlagen wurden die Jakobiten unter Bonnie Prince Charlie 1746 auf dem Schlachtfeld von Culloden, trotz anfänglicher Erfolge in ihrer Kampagne. Da viele Highland-Clans Anhänger der Stuart-Monarchie waren, nimmt die Schlacht nach wie vor einen wichtigen Platz in ihrer Erinnerungskultur ein. Deshalb kann das Schlachtfeld auch heute noch besichtigt werden, einschließlich eines gut konzipierten Museums und vieler Gedenksteine der einzelnen Clans. Natürlich hat auch hier die Outlander-Saga für ein erhöhtes Besucheraufkommen gesorgt. Das Wetter wird nun etwas wechselhafter, bleibt aber trocken. So können wir tatsächlich nach dem erneuten Einchecken im Royal Highland Hotel in Inverness und unserem obligatorischen 3-Gänge-Menü den geplanten kleinen Abendspaziergang am River Ness zu den Ness Islands unternehmen und noch einmal nach Nessie (oder einem neuen Zweitwohnsitz in einem der schicken Häuschen entlang des Flusses) Ausschau halten.


9. Tag (Montag, 14.08.2023): Wanderung um den Loch Morlich – Wanderung zu den Birks of Aberfeldy – Dunkeld Cathedral – Ankunft in Edinburgh

Mit dem heutigen Tag – der Fahrt nach Edinburgh – nähern wir uns unweigerlich dem geplanten Höhepunkt der Reise und Verlassen schließlich auch die Highlands. Bis dahin stehen aber noch zwei kleinere Wanderungen sowie 1–2 (oder auch 3?) Überraschungen für meine Gäste auf dem geheimen Ablaufplan des Reiseleiters. Wir verlassen also Inverness und nehmen Kurs auf den zweiten schottischen Nationalpark, den Cairngorms-Nationalpark, der sogar der größte des gesamten Vereinigten Königreichs ist. Nach einem Einkaufsstopp in Aviemore, einem ausgesprochen touristisch geprägten Ort mit vielen Outdoor-Geschäften (der Vergleich mit Österreich oder der Schweiz drängt sich auf) fährt uns Neil an den Loch Morlich im Herzen des Parks. Bei wieder einmal tollem Wetter – wie machen das meine Gäste bloß? – wandern wir einmal um den See herum und erhalten immer wieder neue Perspektiven auf die Berggipfel der Cairngorms, an deren Hängen sich drei Skigebiete befinden; die Pisten sind deutlich erkennbar. Kaum habe ich meine Wetterengel gelobt, fallen doch ein paar Regentropfen vom Himmel, obwohl wir den Bus noch nicht ganz erreicht haben. Petrus sieht seinen Irrtum jedoch schnell ein und dreht den Hahn geschwind wieder zu. Geht doch! Für so viel Einsatz hat sich die Gruppe die erste Überraschung verdient, weshalb ich Neil bitte, kurz beim Highland Chocolatier anzuhalten. Allein schon der Duft, als wir die Schokoladenfabrik durch die Eingangstür betreten! Himmlisch! Reiseleiter Andreas ist in seinem Paradies! Vielleicht nicht paradiesisch, aber wunderschön findet er auch immer wieder die Wanderung zu den Birks auf Aberfeldy, auch wenn einige Höhenmeter zu überwinden sind. Doch die Schlucht ist wunderschön und endet an einem Wasserfall – kein Wunder, dass Robert Burns hier zu seinem Volkslied „The Birks of Aberfeldy“ inspiriert wurde! Wieder eine schöne Wanderung, wieder komplett anders. Trotzdem dürstet es meine Gäste nach so viel Anstrengung nach einer Erfrischung – wie gut, dass der Reiseleiter in Dunkeld einen Laden kennt, wo es gutes Eis zu kaufen gibt! Die Eistheke erweist sich sogar als größerer Anziehungsmagnet als die Ruine der berühmten Kathedrale mit den Überresten des Missionars Columba. Ich merke schon, wo die Prioritäten liegen ... Nun aber weiter nach Edinburgh! Der mächtig breite Firth of Forth stellt ein letztes Hindernis dar, bevor wie die Hauptstadt erreichen. Zum Glück führen heutzutage drei Brücken über ihn, darunter die imposante rote Forth Bridge (noch ein Weltkulturerbe!). Gab es da nicht einen Aussichtspunkt für einen Fotostopp? Hach, als Reiseleiter hat man es auch nicht leicht mit seinen geheimen Überraschungen, wenn ein Teil der Gäste schon mal auf einer Schottlandreise war. Ja, natürlich gibt es den, und natürlich machen wir da auch einen Halt! Den Fotostopp nutzen wir dann nicht nur, um die Flasche Highland Park noch bis auf den letzten Tropfen zu leeren, sondern auch, um uns von unserem liebgewonnenen Neil zu verabschieden, der ab morgen seinen wohlverdienten Urlaub antreten kann. Sein Nachfolger Les erwartet uns bereits am Hotel, das etwas nördlich des Stadtzentrums ebenfalls am Firth of Forth liegt, und lässt sich sogar gleich zu einem Abendspaziergang zur Royal Yacht Britannia überreden, die nicht weit entfernt im Hafen liegt. Der Ankerplatz ist allerdings gleich hinter einem riesigen Shopping Centre, weshalb wir etwas suchen müssen, bis wir schließlich im dortigen Parkhaus doch noch einen guten Platz finden, von dem aus wir die königliche Yacht tatsächlich fotografieren können. Unterwegs treffen wir sogar auf die Fregatte Hessen der deutschen Marine – ein Gruß aus der Heimat sozusagen. Wir sind nun schon sehr gespannt, was uns morgen in der Hauptstadt erwartet!


10. Reisetag (Dienstag, 15.08.2023): Stadtrundfahrt in Edinburgh – Edinburgh Castle – Arthur’s Seat – Military Tattoo

Mit unserem neuen Chauffeur Les und unserer Stadtführerin Meriel stürzen wir uns mutig ins Getümmel in der Innenstadt. Während wir uns langsam dem Castle auf seinem Hügel nähern — es ist schon von weitem sichtbar — wirken die Straßen um uns herum zunächst noch recht ruhig und verschlafen. Wir widmen uns zunächst der Ende des 18. Jahrhunderts errichteten Neustadt, betrachten vom Bus aus die georgianischen Wohn- und Geschäftshäuser aus Sandstein sowie die grünen Privatgärten dazwischen. Hier wohnten berühmte Persönlichkeiten wie David Hume und Robert Louis Stevenson; heute residiert am Charlotte Square der schottische First Minister. Schön ruhig ist es auch noch in den Princes Street Gardens unterhalb der Burg, in denen wir mit Meriel eine kleine Runde drehen und das Castle fotografieren. Von hier unten im Graben aus erscheint es oben auf dem Vulkanfelsen noch gewaltiger und bedrohlicher. Während der Rundfahrt durch die Altstadt sehen wir dann schon deutlich (!) mehr Menschen auf den Straßen, vor allem entlang der Royal Mile, und vor und im Castle herrscht ein ganz schönes Gewusel. Der August ist Festival-Zeit in Edinburgh: Fringe Festival, Edinburgh Festival und natürlich Military Tattoo. Meriel lenkt uns geschickt durch die Massen und erläutert uns die wichtigsten Gebäude und historischen Eckpunkte. Dann entlässt sie uns vor der großen Halle in die Freiheit bzw. Freizeit. Wir danken ihr herzlich für die informative und abwechslungsreiche Stadtführung, bevor wir uns verstreuen und auf eigene Faust die schottischen Kronjuwelen und/oder anderen Sehenswürdigkeiten im Castle besichtigen. Einen großen Teil meiner Gruppe sehe ich am Nachmittag dann tatsächlich zur Besteigung des Arthur‘s Seat wieder. Ich bewundere den Enthusiasmus dieser Gruppe! Na gut, dann wollen wir uns mal schön gemütlich den Hausberg Edinburghs hinaufquä- … äh -begeben. Auch hier sind noch einige Leute unterwegs, aber natürlich deutlich weniger als auf der Royal Mile, obwohl das Wetter nahezu ideal für den Aufstieg ist. Und natürlich werden wir oben mit einer herrlichen Aussicht über die ganze Stadt und Umgebung belohnt; deshalb haben wir ja die Anstrengung überhaupt auf uns genommen. Nach dem Aufstieg ist vor dem Abstieg, der zwar schneller geht, aber durchaus auch Vorsicht erfordert, zumal während der ersten Hälfte auch ein paar Regentropfen vom Himmel fallen. Da wir sehr gut in der Zeit liegen, können wir uns unten im Café am Holyrood Palace mit einem Kaffee, Tee oder einer heißen Schokolade für die erfolgreiche Bewältigung auch dieser Wanderung belohnen. Derweil trudelt vor dem Parlament der Rest der Gruppe ein. Zum Duschen, Umziehen und Abendessen fährt uns Les (fast) alle zurück zum Hotel in Leith. Erfrischt und gestärkt werden wir anschließend für das Abendprogramm mit Taxis wieder vor das Castle gefahren — alle meine Gäste haben (zum Glück) Tickets für das Royal Edinburgh Military Tattoo gebucht, diesmal unter dem Leitmotiv „Stories“. Dieses herrliche Spektakel sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen! Die über 800 aus vielen Ländern angereisten Musiker, Sänger und Tänzer erschaffen gemeinsam eine abwechslungsreiche, wunderbare Show, die zum Song „The Story“ von Runrig in einem emotionalen und mitreißenden Finale mündet. Traditionell beendet der einsame Dudelsackspieler auf der Burgmauer das Event, bevor alle Mitwirkenden aus der Arena ziehen. Ganz begeistert und — im positiven Sinne – emotional aufgewühlt geht es zurück ims Hotel, doch es soll noch eine Weile dauern, bevor wir innerlich zur Ruhe kommen. Auch mir geht die Musik eine ganze Weile nicht aus dem Kopf und ich schaue mir wieder und wieder meine Fotos an.


11. Reisetag (Mittwoch, 16.08.2023): Melrose Abbey – Wanderung am Hadrianswall – Dumfries

Nach dem großen Spektakel am gestrigen Abend verlassen wir die Hauptstadt noch etwas müde, aber innerlich sehr beschwingt, und ziehen gen Süden in ruhigere Regionen weiter. Schon im sehr hübschen kleinen Örtchen Melrose geht es deutlich beschaulicher zu als in Edinburgh. In den Fußstapfen von Theodor Fontane besichtigen wir — zudem zur selben Tageszeit — die Ruinen der Melrose Abbey, einer der drei großen historischen Abteien in den Scottish Borders. Hier ruht (angeblich) auch das Herz von Robert the Bruce unter einem Gedenkstein. Die Tatsache, dass es sich (nur noch) um eine Ruine handelt, macht das Bauwerk in meinen Augen nur imposanter und interessanter, da sich der innere Aufbau an vielen Stellen besser erkennen lässt. Gedanklich versuchen wir, die Reste zu erweitern und die Abtei vor unserem inneren Auge wieder zum Leben zu erwecken. Wenig später erreichen wir die Grenze zu England und machen am wuchtigen Grenzstein natürlich einen Fotostopp mit tollem Blick zurück nach Norden. Nun wird die Landschaft ziemlich hügelig und wir fühlen uns im Bus an manchen Stellen wie in einer Achterbahn. Der gute Les gibt sein Bestes und lenkt uns sicher bis an den Hadrianswall. Das Mittagspicknick gibt uns Kraft für den Aufstieg zum Museum und den Ruinen von Vercovicium, des einst größten Kastells am Wall. Eine beeindruckende Anlage, in der es vor fast 2.000 Jahren schon öffentliche Latrinen und eine Fußbodenheizung gab. Wir wollen nachempfinden, wie sich dereinst die patroullierenden römischen Soldaten gefühlt haben mussten, und brechen zu einer kleinen Wanderung entlang des Walls auf. Rechts von uns fällt die Schichtstufenlandschaft in einer Abbruchkante teils sehr steil ab — so gut wie unmöglich für die Pikten, die Grenze an dieser Stelle zu überwinden. Ziel unserer Wanderung über einige Hügel ist ein ganz bestimmter Baum, der im Kevin-Costner-Film „Robin Hood — König der Diebe“ relativ am Anfang eine prominente Rolle spielte. Wenig später verlassen wir den Wall und lassen uns vom Kaffeeduft zurück zur Hauptstraße und zu einem Besucherzentrum leiten, bei dem neben Kaffee und leckerem Eis glücklicherweise auch Les mit unserem Bus wartet. Da wir im Herzen alle Romantiker sind (ganz tief verborgen zumindest), darf auf der Weiterfahrt nach Dumfries ein kleiner Stopp in Gretna Green nicht fehlen. Und tatsächlich scheint sich gerade ein Paar am Amboss der Schmiede das Jawort gegeben zu haben und posiert nun für Fotos. Hach … Wir wünschen nur das Beste! Zumindest sahen sie nicht minderjährig aus, wie viele Paare, die hier in der Vergangenheit heirateten. Unser Hotel in Dumfries liegt sehr idyllisch im Grünen auf einem Uni-Campus, sodass wir abends noch draußen eine Runde drehen oder in der Abendsonne auf den Holzbänken vor der schicken Fassade ein Bierchen genießen können.


12. Tag (Donnerstag, 17.08.2023): Culzean Castle – Robert Burns Cottage – Strandpromenade in Ayr – Glasgow

Auch gestern war das Wetter ja ganz schottlanduntypisch wieder trocken, warm und insgesamt wenig bewölkt. Heute legt der Wettergott noch eine Schippe drauf und will uns zeigen, dass auch in Schottland ein richtig herrlicher, fast schon mediterraner Sommerurlaubstag möglich ist. Die längste Fahrstrecke des Tages bringen wir gleich am Morgen/Vormittag hinter uns und erreichen pünktlich auf die Minute das Culzean Castle an der schottischen Westküste. Das vom berühmten schottischen Architekten Robert Adam entworfene Schloss ist in einen riesigen Landschaftspark mit Ruinen, Schwanenteich, viktorianischem Garten und viel Wald eingebettet, den meine Gäste bei bestem Wetter erkunden können. Die Sonne brennt für britische Verhältnisse regelrecht vom Himmel, weshalb Sitzbänke im Schatten heiß begehrt sind. Doch auch das auf den Klippen sitzende Schloss selbst ist mit seinen herrschaftlichen Räumen, der imposanten Waffensammlung gleich im Eingangsbereich und der großen Küche am Ende des Rundgangs einen Besuch wert. Am Nachmittag widmen wir uns dem nächsten berühmten Robert, auf dessen Spuren wir bereits in Aberfeldy gewandert sind, Robert Burns. In Alloway befinden sich nicht weit voneinander entfernt und fußläufig erreichbar sowohl sein Geburtshaus als auch das Robert Burns Museum. Das Haus seiner Eltern führt uns vor Augen, aus welchen bescheidenen Verhältnissen Burns eigentlich stammte, und dennoch zu einer großen und weltweit berühmten Persönlichkeit werden konnte, nicht zuletzt deshalb, weil eine gute schulische Bildung ihrer Kinder für die Familie ungemein wichtig war. Natürlich war Burns auch ein Frauenheld und Lebemann, was die Schotten alljährlich beim Burns Supper durchaus ironisch zu würdigen pflegen. Ohne seine Ode an den Haggis wäre das Nationalgericht der Schotten vielleicht schon längst in Vergessenheit geraten! An so einem wunderschönen Sommertag darf auch ein Eis am Strand nicht fehlen, weshalb wir zu Strandpromenade von Ayr weiterziehen. Sich in der Sonne am Sandstrand bräunen – ja, auch das ist in Schottland zur Überraschung meiner Gäste durchaus möglich, und wird an einem Tag wie heute von den Einheimischen in großer Zahl zelebriert. Obwohl unser Blick nun sehnsüchtig auf das Meer und die Isle of Arran am Horizont streift, müssen wir unseren Urlaub in Schottland nun langsam beenden und nach Glasgow zurückkehren. Die Rundreise endet, wo sie begonnen hat: im Argyll Hotel auf der Sauchiehall Street, unweit der Kelvingrove Art Gallery. Für unser Abschiedsabendessen laufen wir ein paar Minuten zu einem Grillrestaurant. Passenderweise gibt es Haggis-Kroketten als Vorspeise, und auch die Auswahl an Whiskys und Bourbons kann sich sehen lassen. Und dann wird sogar noch „Auld Lang Syne“ angestimmt ...


13. Tag (Freitag, 18.08.2023): Rückreise nach Deutschland

Der Tag des Abschieds von Schottland ist gekommen. So richtig begreifen können wir es nicht. Und doch sitzen wir pünktlich um 10 Uhr mit unseren gepackten Koffern im Bus. Wenigstens konnten wir aber ausschlafen und das Frühstück in Ruhe genießen. 20 Minuten später sind wir schon am Flughafen und sagen dem lieben Les „auf Wiedersehen“ — ein wirklich herzensguter und hilfsbereiter Mensch, dem wir hoffentlich irgendwann noch einmal begegnen werden, vielleicht bei einer Reise in den Lake District, von dem er uns so vorgeschwärmt hat. Kofferabgabe und Sicherheitskontrolle sind auf dem überschaubaren Flughafen von Glasgow schnell erledigt. Durch die verspätete Ankunft der Lufthansa-Maschine kriegen wir zwar noch eine weitere Stunde Aufenthalt in Schottland geschenkt, aber die Umsteigezeit in Frankfurt wird nun ziemlich knapp. Zu unserer Erleichterung starten jedoch auch die Weiterflüge ab Frankfurt mit Verspätung, sodass wir nach einer schnellen, aber herzlichen Verabschiedung alle unsere Flugzeuge erreichen. Den strammen Marsch zum Gate für den Flieger nach Dresden hätten wir uns sogar ganz sparen können, denn wir warten und warten und warten auf das Eintreffen der Crew, die irgendwann mit einer anderen verspäteten Maschine eintrifft. Während wir also mit 1,5 Stunden Verspätung in Dresden landen, haben sich unsere Koffer insgeheim verschworen und machen gemeinsam noch ein paar Tage Urlaub in Frankfurt. Es sei ihnen gegönnt, zumindest mein Koffer musste dieses Jahr schon hart und viel arbeiten. Zwar kommen wir im Verlaufe des Abends alle Wohlbehalten zuhause an, doch gedanklich sind wir immer noch in Schottland. Davon Zeugen die Fotos von edlen Whiskyflaschen, DVDs mit Filmen über Schottland und Videolinks, die mich auf dem Telefon im Verlaufe des Wochenendes noch erreichen. Und auch in meinem Kopf läuft vor meinem geistigen Auge (und teils auch auf dem Bildschirm) wieder und wieder das Finale des Military Tattoo vor der traumhaften Kulisse des Edinburgh Castle ab. Ja, wir haben insgesamt auch eine tolle Story erlebt, von der wir noch lange erzählen können.

Schlusswort

Liebe Gäste meine besonderen August-Reisegruppe,
Ihr als Gruppe wart einfach toll, unsere beiden Chauffeure Neil und Les waren toll, die Landschaft war toll, das Wetter war toll und auch das Military Tattoo war toll! Mehr ist dem nicht hinzuzufügen! Es wäre mir daher eine große Freude und Ehre, wenn ich euch bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen darf.

Herzlichst,

Euer Andreas Wolfsteller

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