Reisebericht: Rundreise Sizilien und die Liparischen Inseln

08.04. – 17.04.2024, 8 oder 10 Tage Rundreise Taormina – Ätna – Syrakus – Villa Romana – Agrigent – Selinunte – Palermo – Madonie–Gebirge – Cefalù – Liparische Inseln – Nebrodi–Gebirge – Alcantara–Tal – Giardini Naxos


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„Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem.“ Johann Wolfgang von Goethe, „Italienische Reise“
Ein Reisebericht von
Heike Jack
Heike Jack

1. Tag: 08. April 2024 Montag – Anreise und Kennenlernen

Die Insel ruft: Eine gespannte Reisegruppe trifft sich auf dem Frankfurter Flughafen, wo der Abflug nach Catania planmäßig verläuft.
Als dort alle ihre Koffer in den Händen halten, gehen wir in die Ankunftshalle, wo Vincenzo, unser örtlicher Reiseleiter uns schon erwartet. Nachdem wir das Gepäck im Bus verstaut haben, ein kleiner Schreck – Busfahrer Luca sucht seinen Zündschlüssel. Hat ihn jemand gestohlen? Na das geht ja gut los! Aber Entwarnung, der Schlüssel war gut verstaut und wir fahren unserem sizilianischen Abenteuer und dem Ätna entgegen zu unserem Hotel Antares in Letojanni.
Nach dem Einchecken macht sich Verwirrung breit. Das System der Zimmernummerierung und der verschiedenen Fahrstühle ist wohl das Ergebnis einer Doktorarbeit. Doch wir finden unsere Zimmer und treffen uns im Restaurant Olimpo mit den selbst angereisten Gästen zu unserem ersten gemeinsamen Abendessen. Das Buffet hält für jeden Geschmack italienisch-sizilianische Spezialitäten bereit, auch Wasser, Wein und andere Getränke fließen in Strömen.


2. Tag: 09. April 2024 Dienstag – Vulkan Ätna & Taormina

Am folgenden Morgen erwartet uns eine Herausforderung und wir fahren durch Zitronen- und Orangenplantagen mit einzigartigen Landschaftspanoramen zum größten, noch aktiven Vulkan Europas, dem Ätna. Auf halber Höhe machen wir einen kleinen Kaffeestopp im hübschen Ort Zafferana.
Unser Reiseleiter Vincenzo erzählt in humorvoller Weise über seine Insel, sein Leben und lässt auch seine vier Frauen nicht aus.
Seine Geschichte über den Kopf von Moro amüsiert uns dabei besonders. Die Legende erzählt, dass sich ein junger Mohr vor etwa tausend Jahren, als Sizilien unter arabischer Herrschaft stand, in eine Frau aus Palermo verliebte. Es war Liebe auf den ersten Blick: einmal gesehen, schon wahnsinnig verliebt. Die junge Frau, die viel Zeit zu Hause verbrachte und sich gerne auf ihrem Balkon um ihre aromatischen Pflanzen kümmerte, erwiderte die Aufmerksamkeit. Nach kurzer Zeit jedoch, als das Mädchen realisierte, dass ihr Geliebter bald nach Arabien zurückkehren würde, wo bereits eine Frau auf ihn wartete, kam sie blind vor Eifersucht und wütend auf die Idee, ihn zu töten und seinen Kopf abzuschneiden.
Der Kopf des jungen Mohren wurde dann von dem Mädchen benutzt, um eine Basilikumpflanze aufzunehmen, die das Mädchen auf ihrem Balkon züchtete und die sie mit ihren Tränen tränkte. Beim Anblick des üppigen Basilikums wollten die Nachbarn des Mädchens etwas Ähnliches in ihre eigenen Häuser stellen.
Deshalb haben sie die Köpfe „gefälscht“ und so die lange Tradition hervorgebracht, die im Laufe der Jahrhunderte zu uns gekommen ist. Bis heute werden sie häufig als Schnickschnack und Deko verwendet, aber offensichtlich haben nur die größeren Hohlräume, in denen die Pflanzen untergebracht werden können. Überall sieht man die farbenfrohen Dekorationen aus Caltagiron-Keramik, die für ihre Raffinesse hoch geschätzt werden. Uns geht das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie man den Kopf des Liebhabers nachhaltig nutzen kann.
Der Bus bringt uns dann bis zu den Silvestri-Kratern auf ca. 2.000 Meter Höhe. Von hier aus nehmen wir die Seilbahn, die Funivia dell'Etna, bis auf 2.600 Meter. Diese wurde bei den Ausbrüchen 2001/2002 komplett zerstört und durch die neue Bahn ersetzt. Die Atmosphäre im Lavagestein und die Ausblicke über die Caldera sind hier schon gigantisch. Wir haben Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint und selbst oben am Krater wird es nicht so kalt wie gedacht. Per Allradbus geht es weiter bis auf ca. 3.000 Meter, wo uns ein ortskundiger Guide erwartet, mit dem wir noch höher bis zum Kraterrand steigen können (aber nicht müssen). Kleine Schneefelder dekorieren das schwarze Gestein, Pflanzen gibt es hier oben nicht mehr, die Luft wird dünner.
Wieder unten am Bus können wir uns einiger Kleidungsstücke entledigen und fahren wieder durch herrliche Landschaften zum malerischen Städtchen Taormina auf einem Hügel in Höhe von 204 Metern. Am Wegrand blühen der lila Judasbaum und das gelbe Hasenkraut. Wir spazieren zum historischen Zentrum und in das antike Theater, das 5.400 Zuschauern Platz bot.
Das griechisch-römische Theater in Taormina mit seiner traumhaften Kulisse wird von Liebhabern als schönste Bühne der Welt bezeichnet. Wir genießen den fantastischen Panoramablick auf die Küste und den Ätna. Wie schön wäre es, hier einmal eine Aufführung miterleben zu können.
Nach einem Bummel durch die Ortschaft mit dem einzigartige Flair und tollen Ausblicken auf die vorgelagerte Isola Bella geht es zurück in unser Hotel, wo das Buffet zum Abendessen noch einmal sich selbst übertrifft.


3. Tag: 10. April 2024 Mittwoch – Villa Romana in Piazza Armerina & Tal der Tempel Agrigento

Der Tag beginnt mit einem Ständchen für unser Geburtstagskind. Mit gepackten Koffern reisen wir weiter nach Piazza Armerina und besuchen die römische Villa del Casale, die vermutlich als luxuriöses Landhaus eines Mitglieds der römischen Aristokratie diente und Weltkulturgut ersten Ranges ist. Die Böden der 40 Räume auf einer Fläche von ca. 3.000 qm sind mit fast vollständig erhaltenen Mosaiken bedeckt, die so hervorragend erhalten sind, da sie im 12. Jahrhundert durch Erdrutsche verschüttet wurden. Berühmt sind der 66 Meter lange „Gang der großen Jagd“, die „Bikinimädchen“ und der dreiäugige Zyclop.
Überall auf der Insel begegnen wir dem Symbol der „Trinacria“, wie die Insel Sizilien in Homers Zeiten genannt wurde. Die drei Beine stellen die unterschiedlichen Formen dar, in denen sich der phönizische Gott Baal offenbarte: Frühling, Sommer und Winter. In der Mitte ist das Haupt der Medusa (Gorgoneion) mit einem Flügelpaar und drei Weizenähren dargestellt. Zur Zeit der Griechen eine schreckliche Gorgonenfratze, verwandelten die Römer in ein Abbild ihrer Fruchtbarkeitsgöttin Ceres. Die Trinacria kann gedreht werden wie man will, ohne dass sie jemals kniet. Somit macht sie es auch zu einem Symbol der Unbeugsamkeit und des Widerstandes.
Gegen Mittag machen wir Halt im Ristorante „Primavera“. Es soll hier „nur“ ein paar Vorspeisen geben. Aber die Tische brechen fast zusammen unter der Last der vielen Teller, die hier serviert werden. Es macht Spaß, von alle den landestypischen Leckereien zu probieren: Bruschetta (sprich: Brusketta), Carciofi (Artischocken), gegrillte Auberginen und Zucchini, verschiedene Käsesorten, Pizzabrot, getrocknete Tomaten, Blumenkohl, Oliven, Kürbis, Pilze, gegrillte Paprika, Salami, Caprese und einiges mehr.
Anschließend besuchen wir das Tal der Tempel in Agrigent. Zuerst müssen wir durch eine Sicherheitskontrolle am Eingang wie im Flughafen, dann spazieren wir über das gigantische Ausgrabungsgelände und sehen unter anderen die Tempel der Hera, der Concordia, des Zeus, des Castor und des Pollux.
Auf unserer weiteren Fahrt macht uns Vincenzo immer wieder auf Besonderheiten der Landschaft aufmerksam. Es wird Gemüse angebaut und Wein. Seine Lieblingsausrufe sind „Molto bello!“ und „Wunderbar!“. Was er nicht mag, sind die oxidierenden Bediensteten des Staates: „Der eine macht nix und der andere hilft.“ Wir haben viel Spaß an seinen Ausführungen. Auch seine „atemberaubenden“ vier Frauen sind immer wieder Thema – sie haben ihm Asthma verursacht. Und endlich verstehen wir auch, woher der Begriff Kosmetik kommt - aus dem Griechischen: In Ordnung bringen, wo keine ist.“
Es dämmert schon, als wir am Landhotel Case di Latomie in Castelvetrano ankommen, wo wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden. Eine überschaubare, sehr gemütliche Anlage mit mehreren Gebäuden, Pool im Garten, einem kleinen Tiergehege und riesigen Oliven- und Zitronenplantagen.
Das servierte Menü ist wieder hervorragend, nur werden langsam die Hosen eng. Es war ein kulturvoller und kulinarischer Tag.


4. Tag: 11. April 2024 Donnerstag – Selinunte, Salinen in Marsala & Erice

Es gibt ein schönes Frühstück im Hotel und dann ist es nicht weit zu den Ausgrabungen in Selinunte. Wir sind schon früh da und können so noch etwas die Ruhe und Gelassenheit des Ausgrabungsgebietes genießen, bevor die italienischen Schulklassen kommen. Blühende Wiesen im Sonnenschein, dazwischen die „alten Steine“ – es ist ein schöner, geschichtsträchtiger Ort. Zwischen den Tempeln A bis D und E bis G (Zeus-Tempel) die zu den bedeutendsten Siziliens zählen, spazieren wir auf den Überresten der alten griechischen Stadt Selinus.
Marsala ist ein Likörwein, der seinen Namen von der sizilianischen Hafenstadt Marsala hat, die wir leider nur am Rande vom Bus aus sehen können. Wir sind auf dem Weg nach Mozia an der sogenannten Salzstraße. Die "via del sale" führt an Salzfeldern und alten Mühlen vorbei. Das Wasser schimmert oft rosafarben und auch Flamingos können wir in der Ferne entdecken. Bei unserem kurzen Fotostopp haben wir einen schönen Blick zu den Windmühlen und den Salinenfeldern. Zur Salzgewinnung wird Meerwasser in flache Becken eingeleitet, wo es verdunstet und das Salz am Boden zurücklässt. Dies wird gesammelt, in Haufen geschichtet und mit Hilfe von Tonziegeln gepresst – die ganze Konstruktion ähnelt dem Dach eines Hauses.
Danach geht es zum Mittagessen in die Tenuta Fratelli Sanacore bei Trapani. Wir werden freundlich begrüßt und bekommen wieder jede Menge sizilianische Leckereien. Der Chef erklärt die eigene Olivenöl-Produktion (auch hier das beste in Italien). Und auch wie sich die Busiate-Nudel um ein Stöckchen dreht, wird gezeigt. Im Rapunzel-Turm gibt es Zimmer zu vermieten und von oben hat man einen herrlichen Blick über die Landschaft bis nach Erice.
Dort auf dem Monte San Giuliano ist unser nächstes Ziel. Malerisch thront der Ort auf 751 Meter Höhe. Einzigartig sind die Panorama-Blicke, die wir von hier aus haben. Wir unternehmen einen Spaziergang durch die mittelalterlichen Straßen und sehen die Hauptkirche Santa Maria dell' Assunta, die mächtigen Stadtmauern aus phönizischer Zeit und die Reste der Venusburg. Erice ist Mitglied der Vereinigung
„I borghi più belli d’Italia“ (Die schönsten Orte Italiens). Eine Probe der köstlichen Süßigkeiten darf für einige nicht fehlen, da kann man sich schon einmal in den Gassen verirren …
Bei unserem Agriturismo wieder angekommen, ist noch Zeit für einen kurzen Rundgang und vor dem Abendessen bekommen wir eine Olivenöl-Probe. Und wieder ist es das beste des Landes, wer möchte, kann online bestellen und bekommt es frei Haus geliefert. Auf jeden Fall werden wir ab sofort nicht mehr nur auf das MHD achten, sondern auch auf das Erntedatum. Mehr als zwei Jahre danach sollte das Öl nicht mehr verwendet werden.


5. Tag: 12. April 2024 Freitag – Palermo & Cefalú

Nach dem leckeren Frühstück fahren wir in die pulsierende Metropole und Hauptstadt der Provinz Siziliens: Palermo. Ein einzigartiger Kultur-Mix macht Palermo zu einer der interessantesten Städte Europas. Am Normannenpalast wollen wir zuerst die palatinische Kapelle besuchen, aber aufgrund einer Veranstaltung im sizilianischen Parlament bleibt er bis zum Mittag für Besucher geschlossen.
Also gehen wir zuerst zur Kathedrale Maria Santissima Assunta (Heiligste in den Himmel aufgenommene Maria). Auf dem Boden vor dem Altarraum befindet sich eine horizontale Meridianlinie, die der Astronom Giuseppe Piazzi 1801 anbringen ließ und die als eine Art Sonnenuhr fungiert.
Die Cappella Palatina („Palastkapelle“) wurde 1132 bis 1140 n. Chr. unter König Roger II. im normannisch-arabisch-byzantinischen Stil als Hofkapelle des Palazzo dei Normanni errichtet. Um dieses Wunderwerk der Kunst und Architektur besichtigen zu können, müssen wir uns nun erstmal in der Schlange anstellen. Das heißt, Heike steht an und besorgt die Tickets, wir sitzen auf einem Mäuerchen in der Nähe. Und dann kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Der Innenraum der Kapelle ist reich verziert und mit Mosaiken, Fresken, biblischen Szenen, Darstellungen von Heiligen und Skulpturen geschmückt. Die Wände der Kapelle sind in warmen Farben gehalten und mit Arabesken und dekorativen Mustern verziert.
Ein heftiger Kontrast dazu bietet sich uns, als wir danach über den quirlig-geschäftigen Streetfood-Markt von Palermo gehen. Hier tobt das Leben. Die Wäsche hängt über den Gassen, darunter preisen die Verkäufer schreiend ihre Ware an. Es herrscht dichtes Gedränge, was aber die unerschrockenen Motorini-Fahrer nicht davon abhält, sich ihren Weg hindurch zu bahnen. Wir bekommen Appetit und einige nehmen sich Pistazien oder andere Köstlichkeiten mit.
Das Teatro Massimo wurde Ende des 19. Jh. im Stil des Historismus auf der Piazza Verdi am ehemaligen Westtor der Altstadt erbaut und 1897 mit Verdis Oper „Falstaff“ eröffnet. Es war Schauplatz der Schlussszenen von Coppolas Film „Der Pate III“, gespielt wurde dabei die Oper „Cavalleria rusticana. Heute symbolisiert das Opernhaus Palermos Kampf für seine „politische und kulturelle Wiederauferstehung“ – gegen die Mafia. Hier beenden wir unseren Stadtrundgang.
Für die Mittagspause haben sich Heike, Vincenzo und Luca heute etwas Besonderes ausgedacht. Vincenzo legt einen kurzen Sprint ein, um die bestellten ARANCINI aus einem Laden abzuholen. Diese sizilianische Spezialität – gefüllte Reisbällchen – müssen wir unbedingt probieren. Direkt am Meer, auf einer Art Mole machen wir nun ein Picknick. Wein gibt es auch dazu. Was für eine schöne Idee!
Es ist nur wenig Zeit für ein Mittagsschläfchen – die italienische Siesta – im Bus, denn nach einer reichlichen Stunde schon erreichen wir die schöne Stadt Cefalú am Fuße ihres Hausberges Rocca.
Unser gemeinsamer Stadtbummel führt uns zur normannischen Kathedrale Santissimo Salvatore. Geplant wurde der Bau des Domes von Roger II. Damit wollte er – der Legende gemäß – Gott seinen Dank erweisen, nachdem sein Schiff 1130 vor der Nordküste Siziliens in einen schweren Sturm geraten war und er sich nach Cefalù retten konnte. Wir haben etwas Zeit, eigenständig den Ort zu erkunden, z.B. das mittelalterliche Waschhaus, das uns in die Zeit zurückversetzt, als die Frauen dort ihre Wäsche gemeinsam wuschen und wo der Fluss Cefalino fließt. Der Legende nach soll die Reinheit des Wassers auf die Tränen einer trauernden Nymphe zurückzuführen sein, die sich in den Fluss ergossen, nachdem sie ihren Geliebten wegen eines Verrats getötet hatte. Ob sie dann wohl auch Basilikum in seinen Kopf gepflanzt hat?
Unser nächstes Hotel Il Mulino liegt in Capo d’Orlando sehr schön direkt am Meer an der Küstenstraße. Aber diese Straße ist nicht sehr breit. Um auszusteigen und unser Gepäck auszuladen, müssen wir den Verkehr lahmlegen. Unser Busfahrer hat ein bißchen Angst vor Sanktionen, aber die Sizilianer sehen es gelassen.
Nach dem Abendessen gehen wir müde ins Bett, es war ein langer ereignisreicher Tag voller Kunst und Kultur.


6. Tag: 13.04.2024 Samstag – Ausflug zu den Äolischen Inseln Lipari und Vulcano

Wunderbar, der Wettergott spielt mit – die Sonne scheint! Unser heutiger Ausflug wäre wetterabhängig, das heißt bei Regen, Sturm oder „mare alto" könnten die Schiffe zu den Inseln nicht fahren.
Aber so sind wir pünktlich am Hafen in Milazzo, ergattern noch gute Plätze auf dem Boot und können die frische Seeluft genießen. Als erstes legen wir in Lipari an, überqueren die Insel zu Fuß vom kleinen zum großen Hafen, wo uns ein Bus für die Inselrundfahrt erwartet. Giuseppe fährt souverän die Serpentinen hinauf, ein atemberaubender Ausblick jagt den nächsten. Wir entdecken die anderen sechs Inseln: Stromboli, Panarea, Vulcano, Salina, Alicudi und Filicudi.
Die Foto-Stopps geben auch die Gelegenheit, ein paar typische Inselspezialitäten auszuprobieren. Weiter geht es am Mittag mit der kurzen Überfahrt von Lipari nach Vulcano, wo wir Zeit für einen gemütlichen Inselbummel zum schwarzen Strand La Baia Negra haben. Zugegeben – es riecht wirklich etwas streng nach faulen Eiern. Der Schwefelgehalt der Luft ist hoch, die Schlammbäder sind geschlossen. Aus einigen Löchern am Wegrand kommt stinkender, heißer Dampf.
Auf dem Rückweg macht unser Kapitän noch eine Rundfahrt um die Insel Vulcano und so können wir auch die Faraglioni und die berühmte Grotta del Cavallo (Pferdegrotte) bewundern. Viel zu schnell ist auch dieser schöne Tag wieder zu Ende und verabschiedet sich mit einem phantastischen Sonnenuntergang.


7. Tag: 14. April 2024 Sonntag – Ausflug ins Nebrodi–Gebirge

Montalbano Elicona ist ein reizendes Örtchen mit nur knapp 2.000 Einwohnern, das etwas verlassen wirkt. Aber 2015 hat dieser Ort den Titel „Schönstes Dorf von Italien“ erhalten.
Der Hohenstaufer Friedrich II. ist hier allgegenwärtig, er schenkte das Festungsdorf seiner ersten Frau als Mitgift, das im Gefolge einer Rebellion gegen das Stauferreich zerstört wurde. Er erkannte jedoch die strategische Bedeutung von Montalbano und ließ die Burg wieder aufbauen, die allerdings erst unter Friedrich II. von Aragon ihre ganze Majestät entfaltete. Der machte sie zu seiner Residenz, befestigte den Burgfelsen und umgab das Dorf mit neuen Mauern.
Durch das Nebrodi Gebirge mit großen Haselnusswäldern führt unser Weg weiter ins Landesinnere. Der Monte Soro ist mit 1.847m die höchste Erhebung, markanter ist der Rocca di Novara mit 1.340m, auch das Matterhorn Siziliens genannt.
Auf der Hochebene von Argimusco stoppen wir, um die riesigen „Megalithen“ zu besichtigen. Wahrscheinlich ist aber der Ursprung der bizarren Formen der Quarzsandsteinfelsen in Wind und Regen zu suchen. Für uns heißt es erst einmal „Happy Birthday“ und es gibt ein Brindisi mit Lemoncello auf unser heutiges Geburtstagskind. Ein sehr besonderer Ort, um Geburtstag zu feiern.
Nach einem kleinen Spaziergang durch die vielfältige Pflanzen-, Tier- und Steinwelt geht es mit dem Bus weiter zum Mittagessen. Die Fahrt ist schön mit herrlichen Ausblicken, auch zur Nordseite des Ätna, aber auch etwas abenteuerlich. Die Zufahrt zum Agriturismo „Borgo San Nicolao“ bei Randazzo ist für den Bus nicht befahrbar. Wir werden also an der Hauptstraße abgeholt und zwar von der ganzen Familie. Durch ein separates Tor an den Weinreben gehen wir dann zum Essen und es wird wieder aufgetafelt: formaggi (provola, ricotta fresca al pistacchio, ricotta al forno, pecorino fresco stagionato, ricotta calda) Salumi (pancetta o prosciutto crudo, salame locale, lardo dei Nebrodi), sott'olii (pomodori secchi, olive, funghi, melanzane grigliate), caponatine, verdure saltate, ricottine fritte, pane. Cannolicchio di ricotta. Acqua e vino.
Auf der Fahrt zum Alcantara-Tal unterhält uns Vincenzo mit seinen amüsanten „Liebegeschichten“, die mag er besonders. Ob es nun wirklich vier Frauen waren, mit denen er die Badewanne teilte, ihnen den Föhn oder die Kreditkarte reichte – wir wissen es nicht, aber es macht Spaß, ihm zuzuhören. Auch seine vielen Hinweise auf Berglein, Hügelein und Bäumlein, durch die wir mit dem Buslein fahren entlockten uns immer wieder ein Lächeln.
Die Gole dell'Alcantara (Alcantara Schlucht) entstand indem sich der Fluss durch Lavagestein des nahen Vulkan Ätna gefressen und atemberaubende basaltische Strukturen hinterlassen hat. Wahrscheinlich hat sich Lava langsam abgekühlt und sehr hohe Felswände mit prismatischen, fünfeckigen und sechseckigen Formen gebildet. Im Laufe der Jahre hat der Alcantara-Fluss mit seinem eisigen Wasser die Flusswände langsam erodiert und eine Canyon-ähnliche Landschaft geschaffen. Bei Motta di Camastra besichtigen wir den Eingang zur mehr als 6 km langen Schlucht und kühlen die Füße im klaren Wasser. Und wir treffen eine Eberhardt-Wandergruppe, die die schöne Insel vorwiegend zu Fuß erkundet. Respekt!
Unweit von dort ist wieder Letojanni und wir beziehen neue Zimmer im Hotel der ersten Tage, wo wir aber das Fahrstuhl-System noch immer nicht verstehen.
Außerdem müssen wir uns von Vincenzo und Luca verabschieden, mit denen wir eine wunderbare Woche verbracht haben. Molto bello e arrivederci!


8. Tag: 15. April 2024 Montag– Freizeit oder Halbtagesausflug nach Catania

Einige von uns möchten heute keinen zusätzlichen Ausflug machen, sie ruhen sich aus oder nehmen den öffentlichen Bus nach Taormina oder Castelmola.
Für die anderen ist schon um acht Uhr Abfahrt nach Catania. Wieder etwas früh, deshalb fallen einigen im Bus schon wieder die Augen zu. Aber heute ist Laura bei uns, ihre grünen Augen leuchten, als sie von ihrem Leben aus Sizilien erzählt. Es geht um den Tagesablauf der Familien, um das Schulsystem und natürlich ums Essen. In Catania laufen wir an der Stadtmauer entlang zur Cattedrale di Sant’Agata. Der Normanne Roger I. errichtete das Bauwerk zwischen 1078 und 1093 ursprünglich als Wehrkirche zu Ehren der Heiligen Agatha, der Schutzheiligen Catanias, auf den römischen Thermen des Achilles. Doch durch das gewaltige Erdbeben im Jahre 1169 auf der Insel Sizilien blieben nur noch Teile des Querschiffs bestehen. Erst nach dem Erdbeben im Jahre 1693 baute der Architekt Girolamo Palazotto ab 1709 den heutigen Dom auf den Ruinen des normannischen Gebäudes wieder auf. Die Außenfassade mit Granitsäulen aus dem antiken Theater wurde zwischen 1733 und 1761 von Giovanni Battista Vaccarini neu gestaltet. Was für ein herrliches Barockgebäude. Im Inneren sehen wir das Grabmal des Komponisten Vincenzo Bellini und die Capella Sant’Agata. Die Kapelle bewahrt in einem reich verzierten Silberschrein im gotischen Stil die Reliquien und den Schleier der Heiligen Agatha auf.
Der Elefantenbrunnen auf dem Domplatz wird leider teilweise von einem Bauzaun verdeckt. Der schwarze Elefant ist das Symbol der Stadt für Stärke und Langlebigkeit. Es soll Glück bringen, ihm den Hintern zu küssen… Zu Fuß geht es weiter auf den lebhaften Fischmarkt, dessen Geruch man schon von weitem wahrnimmt und auch die Rufe der Fischer schallen weit. Um die Ecke herum gibt es dann auch Obst, Gemüse, Käse und Wurst, alles landestypische und frische Produkte. Im historischen Zentrum Richtung Castell Ursino wird es etwas ruhiger. An der Via Crociferi bestaunen wir die prächtigen Fassaden der Klöster und Kirchen. An der Piazza dei Quattro Canti, die mit ihren vier Ecken die Stadtteile begrenzt, trennen sich unsere Wege und wir gestalten unsere individuelle Mittagspause. Wir lassen uns Kaffee, Gelato oder die typischen Cipolline schmecken – oder kaufen einen Rucksack.
Am Bus verabschieden wir Laura, die uns in angenehmer Art und Weise ihre Stadt gezeigt hat. Am Nachmittag bleibt noch Zeit, die nähere Umgebung des Hotels in Letojanni zu erkunden. Ein kleines Örtchen direkt am Strand, das sich mit allerlei Bauarbeiten auf die kommende Saison vorbereitet.


9. Tag: 16. April 2023 Dienstag – Ganztagesausflug nach Syrakus

Bisher war Petrus uns wohlgesonnen, heute weint der Himmel. Wir begrüßen unsere heutige Stadtführerin Juliane. Ausgerüstet mit Schirm und Regencapes erreichen wir nach ca. zwei Stunden Fahrt Syrakus und besichtigen zunächst die archäologische Zone, sehen die Latomie del Paradiso, den Steinbruch, den Opfer-Altar des Hieron und die Seilergrotte. Besonders beeindruckt uns die 23 Meter hohe Grotte „Ohr des Dionysios“, die aus dem Kalksteinfelsen heraus gehauen wurde und ihren Namen dem Maler Caravaggio verdankt, weil der Eingang in seiner Form dem menschlichen Ohr ähnelt. Außerdem ist in der Höhle eine sehr spezielle Akustik, man sollte dort keine Geheimnisse ausplaudern, jeder könnte mithören. An diesem Tag wird eine Ausstellung mit Bronze-Plastiken aus dem Atelier Mitoraj auf dem Gelände eröffnet, die wir nun bereits am Vormittag sehen können. In der Grotte ist ein riesiger Kopf des Spartakus ausgestellt, den man in der Dunkelheit nur erahnen kann.
Ein weiteres Highlight ist das gut erhaltene römische Amphitheater mit ursprünglich 15.000 Sitzplätzen. Aber wir kämpfen uns mit den Regenschirmen durch die Touristenströme und einige sind sogar enttäuscht. Denn die steinernen Stufen sind mit Holz überbaut und auf der Bühne entsteht schon das Bühnenbild für die Aufführungen der Tragödie „Ajace“ von Sophokles, die ab Mai hier stattfinden werden.
Nun geht geht es mit dem Bus in die Altstadt von Syrakus auf der Halbinsel Ortigia zum Apollo-Tempel. Unsere Wetter-Apps zeigen Besserung und so zerstreuen wir uns in die Gassen und auf den Markt zu unserer Mittagspause. Auch hier können wir allerlei Köstlichkeiten nicht widerstehen.
Als die Sonne wieder scheint, unternehmen wir einen Spaziergang zur Kathedrale Santa Maria delle Colonne (Heilige Maria der Säulen). Schnell verstehen wir, warum sie so heißt, denn nach zahlreichen Umbauten und Erweiterungen ist die Kathedrale heute eine einzigartige architektonische Mixtur. Neben den immer noch erkennbar gebliebenen Teilen des antiken Tempels (die Säulen!) sind Elemente der byzantinischen Baukunst, der normannischen Romanik und des sizilianischen Barocks in ihr vereint.
Wir spazieren weiter zur Arethusa-Quelle, einem antiken, sagenumwobenen Nymphen-Brunnen am Meer mit vielen Papyrusstauden, Enten, Schwänen und anderen Wasservögeln. Am Hafen besteigen wir dann wieder unseren Bus und freuen uns über diesen schönen, erlebnisreichen letzten Tag auf der Insel Sizilien.
Unsere Reise neigt sich leider dem Ende zu. Doch es passiert noch, was nicht passieren sollte. Eine unserer Reisenden bleibt im gläsernen Fahrstuhl stecken. Es dauert ein halbe Stunde, bis alle befreit werden. Am Abend lassen einige von uns den Tag an der Bar ausklingen und schwingen sogar noch fröhlich das Tanzbein.


10. Tag: 17. April 2024 Mittwoch – Abschied und Heimflug

Die Koffer sind gepackt, für den größeren Teil der Gruppe ist noch Zeit für einen Spaziergang in der Nähe, bevor uns ein Bus zum Flughafen von Catania bringt. Auch der kaputte Aufzug wird gerade noch rechtzeitig repariert.
Die Heimreise verläuft ohne Komplikationen und wir nähern uns mit gefüllten Foto-Speicherkarten und schönen Erinnerungen unseren Heimatorten.


Schlusswort

„Die schönste Zeit im Leben sind die kleinen Momente, in denen du spürst, du bist zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“
Genau das haben wir getan. In zehn Tagen auf der Insel waren wir genau richtig. Danke für diese schöne Reise mit einer harmonischen, fröhlichen Gruppe.
Bleibt gesund und reiselustig, ich freue mich auf ein Wiedersehen an weiteren reizvollen Orten auf dieser großen, weiten Welt.
Herzlichst, Eure Heike

Kommentare zum Reisebericht

Ein ganz großes Lob und Dankeschön an alle die ,diese schöne Reise ein Erlebnis werden lassen haben.

Kapell Ingrid
20.04.2024