Reisebericht: Italien – Wandern an der Amalfiküste und auf Capri

21.05. – 28.05.2022, 8 Tage Flugreise Minori – Amalfi – Götterweg – Positano – Insel Capri mit Anacapri – Vesuv – Pompeji – Ravello – Scala – Tramonti (52 / 62 Wanderkilometer)


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Die aufregendste und spektakulärste Steilküste Italiens bietet uns Wanderern so ziemlich alles, was unser Herz begehrt: bequeme aber auch anspruchsvolle Wege, eine wunderschöne Landschaft mit Zitronenkulturen und Weinbergen, Wäldern, kleinen Flüssen und Bergbächen, lieblichen Tälern und schroffen Felswänden. Zudem locken uns das Meer mit seinen Badestränden und die vielen kulturellen Kostbarkeiten. Und so verbringen wir 8 unglaublich intensive Wandertagen an der „Göttlichen Küste“.
Ein Reisebericht von
Christin Kuschka
Christin Kuschka

1. Tag, 21.05.2022: Auf ins Abenteuer

Voller Vorfreude auf unser Wander-Abenteuer in Italien machen wir uns am Morgen aus den verschiedensten Ecken Deutschlands und der Schweiz auf den Weg Richtung Süden – unser Ziel ist der Flughafen in Neapel. Dort angekommen erwartet uns eine aufregende Fahrt über Serpentinen und spektakulären Ausblicken in Richtung Hotel Villa Romana, in der kleinen Ortschaft Minori. Nachdem wir die Zimmer bezogen haben bleibt auch noch Zeit, um den das kleine Küstenstädtchen zu erkunden, einen erfrischenden Lemon Spritz zu probieren und die ersten Sonnenstrahlen am hoteleigenen Pool zu genießen, bevor wir am Abend unsere Wanderführerin Anna Maria kennenlernen dürfen, die uns erste wichtige Informationen für unseren ersten Wandertag mit auf den Weg gibt. Anschließend treffen wir uns beim reichhaltigen Abendessen und lassen diesen ersten Tag beim gemütlichen Zusammensitzen und gegenseitigen Kennenlernen ausklingen.

2. Tag, 22.05.2022: Zitronen überall

Ausgangspunkt für unsere erste Wanderung ist Ravello, eine kleine Ortschaft auf einem über der Küste beinahe schwebendem Hochplateau gelegen, in der wir uns dem Himmel näher fühlen als dem Meer. Zu Fuß erkunden wir das Zentrum, gehen über die Piazza Duoma, vorbei am Dom von Ravello - eine Basilika mit monumentalen Bronzepforten am Hauptportal. Unsere gut 15-minütige Erkundungstour endet am südlichen Ortsende bei der Villa Cimbrone. Dem Reiz der Amalfiküste verfallen, erwarb der schwermütige Ernest William Becket das ausgedehnte Grundstück mit den Resten einer alten Villa. Die mit viel Fantasie wieder aufgebaute Villa und der ausgedehnte Landschaftsgarten gerieten ihm zum schönsten Antidepressivum der Geschichte. Und natürlich lassen wir es uns nicht nehmen uns von der Schönheit der Gartenanlage zu überzeugen. Langsam schlendern wir durch den Park und gelangen zu dem wohl spektakulärsten und schwindelerregendsten Aussichtspunkt der Küste - einer Terrasse mit dem vielversprechenden Namen „Terrasse der Unendlichkeit“. Von hier oben genießen wir einen herrlichen Blick über das Meer. Nach diesen tollen Eindrücken geht es zurück zur Piazza, wo wir einen kurzen Stopp einlegen, um uns mit einem Kaffee zu stärken. Dann aber geht es endlich los, unsere erste Wanderung der Reise startet von hier aus und bringt uns zum nächsten sehenswerten Ort Amalfi. Unser Weg führt uns hierbei entlang zahlreicher Zitronenhaine, bergauf, bergab, oberhalb von Scala zur Piazza de S. Giovanni. Hier kehren wir um die Mittagszeit in einem typisch italienischen Restaurant ein und lassen uns die Antipasti und den Wein schmecken. Gestärkt geht es über viele Stufen hinab nach Amalfi, das touristische Zentrum der gleichnamigen Küste. Amalfi war vermutlich die erste Stadt Italiens, in der im Mittelalter Papier geschöpft wurde. Und so darf natürlich ein Besuch im Papiermuseum hier nicht fehlen. Bei einer kleinen Führung werden wir anhand der einzelnen Arbeitsschritte in die Papierherstellung eingeführt. Nach diesen tollen Eindrücken treten wir am Nachmittag unseren Heimweg mit dem Boot zurück nach Minori an, wo wir später im Hotel diesen gelungenen Wandertag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen lassen.

3. Tag, 23.05.2022: Wandern auf dem Weg der Götter

Es ist nicht nur der Wanderweg an der Amalfiküste – sondern auch einer der schönsten Wege Italiens – vielleicht sogar Europas. So zumindest heißt es. Entsprechend groß war unsere Freude diesen Weg am heutigen einmal selber beschreiten zu dürfen. Ca. 10 km mit teils anstrengenden Anstiegen und vor allem Abstiegen sollen vor uns liegen. Und so machen wir uns am Morgen mit dem Bus auf zu unserem Startpunkt von wo aus die Wanderung starten soll, nach Bomerano. In dem kleinen Bergdorf legen wir noch einen kleinen Stopp für einen stärkenden Kaffee ein und holen hier auch unsere Paninis für das spätere Picknick ab. Dann aber geht es endlich los. Leider ist der Himmel noch wolkenverhangen und aber wir haben die Hoffnung, dass sich dies im Laufe der Wanderung noch geben wird. Und so folgen wir von Bomerano aus den Hinweisschildern und kommen nach ein paar Minuten zum offiziellen Start des Wanderweges. Unter felsigen Wänden hindurch erreichen wir den Pfad, der uns auf ca. 500 Höhenmetern entlang der Küstenlinie bis zum Ziel bringt. Leider ist der Wettergott heute nicht so gnädig mit uns und so verbringen wir den gesamten Götterweg in den Wolken, womit wir die für den Weg berühmten Aussichten leider nicht genießen können. Das tut unserer Laune aber keinen Abbruch und so geht es immer weiter, bis wir das kleine Bergdorf Nocelle erreichen. Einige unserer Wandergruppe nutzen ab hier die Möglichkeit den Bus bis zum Ziel – Positano – zu nehmen, während die anderen tapfer weiterlaufen und nach einem Abstieg von ca. 1300 Treppenstufen dann etwas später das Zentrum Positanos erreichen. Hier verbringen wir in den schönen Gassen noch etwas Zeit für uns, bevor wir am späten Nachmittag gemeinsam, mit einer Flasche typischen Limoncellos, mit dem Boot entlang der Küste zurück nach Minori fahren.

4. Tag, 24.05.2022: Der Berg ruft…

…oder wie in unserem Fall heute der Vulkan. Denn heute machen wir uns auf zur faszinierenden Vulkan-Landschaft des Vesuvs. Der Vesuv ist der König des Golfs von Neapel und der einzige aktive Vulkan Kontinentaleuropas. Er liegt im fast 8500 ha großen gleichnamigen Nationalpark. Als Schutzmaßnahme vor unkontrolliertem Besucherstrom wurde das Parkareal komplett eingezäunt und mit Zugangsbeschränkungen versehen. Und so machen wir uns heute etwas früher auf den Weg, da wir nur in dem für uns festgebuchten Zeitfenster zum Krater laufen dürfen. In Serpentinen steigen wir das steile Natursträßchen aufwärts und folgen dem Touristenstrom in Richtung Kegel. Das tolle Wetter ermöglicht uns dabei einen atemberaubenden Panorama-Blick auf Neapel. Am Schlund angekommen genießen wir die Aussicht und bekommen eine kleine Führung eines erfahrenen Vulkanologen, der uns kurzweilig in die Besonderheiten dieses Vulkans einführt. Wer genau hinsieht, entdeckt im Krater sogar ein wenig weißen Rauch aufsteigen. Ein Zeichen und für uns eine Erinnerung daran, dass dieser Vulkan bis heute aktiv ist. Von hier oben entdecken wir auch die verschüttete am Fuße des Berges liegende Stadt Pompeji, unser nächsten Ziel. Der Ausbruch des Vesuvs 79 nach Christi war verheerend. Zwei Eruptionen beendeten das Leben in der römischen Stadt schlagartig. Aus heutiger Sicht ist diese Katastrophe ein Glücksfall für die Archäologie. Denn der Vulkanausbruch konservierte die Stadt wie eine zeitlich unverfälschte Momentaufnahme für die Nachwelt. Bis heute wurde ein Teil des Stadtgebiets freigelegt und teilweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Und so bekommen auch wir die Chance Pompeji zu entdecken. Bei einem gut zweistündigen geführten Rundgang mit Anna Maria erhalten wir einen ausgezeichneten Überblick über das Leben und Sterben im antiken Pompeji. Die Mauern der Gebäude und die Straßen mit ihren großen Pflasterblöcken und den Rinnsteinen sind bis heute sehr gut erhalten, so dass wir wirklich das Gefühl haben durch eine richtige Stadt zu laufen. Zum Teil entdecken wir auch noch gut erhaltene Fresken und Mosaike. Der Gesamteindruck ist sehr spannend und vor allem die Einblicke in das Alltagsleben hier faszinieren uns. Mit diesen spannenden Eindrücken vom Tag treffen wir uns alle beim Abendessen wieder, tauschen uns über unsere heutigen Erlebnisse aus und freuen uns bereits auf unsere morgige Wanderung. Wir sind ganz gespannt, was der nächste Tag uns Schönes bringt.

5. Tag, 25.05.2022: Wasserfälle, Wälder und Felsen

Ausgangspunkt unser heutigen spektakulären Wanderung ist Scala, ältestes Dorf an der Amalfiküste. Wir gehen durch das verschlafene Dorf und betreten wenig später das Naturschutzgebiet Valle delle Ferriere („Tal der Eisenhütten“). Auf gut 12 km beschert uns die Wanderung großartige Blicke auf den Felsenzirkus des Valle delle Ferriere, ins Mühlental und auf Amalfi. Wie bewegen uns heute entlang von Felsabhängen, durchqueren Waldgebiete, kommen an die Wasserquellen der Region, passieren bis zu 25 Meter hohe Wasserfälle, deren Umgebung uns für eine kleine Rast dient und gehen durch Terrassengärten. Der Weg ist eine spannende Mischung aus Auf- und Abstiegen, sowie einer schönen Flora und vielfältigen Landschaft. Zum Mittag kehren wir in einem kleinen Restaurant im Dorf Pogerola ein, wo wir mit regionalen Köstlichkeiten und Limoncello verköstigt werden, bevor wir den Weg in Richtung Amalfi fortsetzen. Hier besuchen wir zum Abschluss des Tages noch den beeindruckenden Duomo Sant’Andrea mit seiner imposanten Freitreppe und lassen uns für einen kurzen Moment in einen Traum aus „1001 Nacht“ entführen, bevor wir mit dem Linienboot unseren Weg zurück nach Minori antreten.

6. Tag, 26.05.2022: Ausflug zur blauen Insel

Optisch bildet der Vesuv den Ausgangspunkt im Golf von Neapel. Ein weiterer exponierter Bezugspunkt im Golf ist ohne Frage die vorgelagerte Insel Capri. Die kleine Insel vor der sorrentinischen Halbinsel überrascht als Wandergebiet und darf bei unserer Reise natürlich nicht fehlen. Und so begeben wir uns am Morgen von Minori aus mit dem Boot auf die zweitgrößte Insel im Golf von Neapel. Der Name Capri stammt übrigens vom lateinischen „capraeae“ (Ziegen) und wie bei den meisten griechischen Kolonien gab es auch auf dieser Insel zwei Ansiedlungen, die eine an einer geeigneten Landstelle, die andere auf einer Anhöhe. Aus den ursprünglichen Ansiedlungen sind die heutigen Gemeinden Capri und Anacapri (Oberes Capri) entstanden. Letztere ist unser erstes Ziel. Mit dem Bus machen wir uns vom Hafen in Capri auf und erreichen nur wenige Fahrminuten später Anacapri. Hier erkunden wir die kleine Ortschaft zu Fuß, bevor wir den Monte Solaro, die höchste Erhebung der Insel, besteigen. Nur wenige von uns wählen heute den steilen Weg zu Fuß nach oben. Wer nicht läuft nutzt die Möglichkeit mit dem Sessellift ganz bequem zur Aussichtsterrasse zu kommen. Egal auf welchem Weg wir nach oben kommen, von hier bietet uns sich uns allen ein prachtvoller Rundblick auf die Insel und sowohl auf den Golf von Neapel als auch von Salerno. Der ideale Punkt, um unser kleines Picknick mit Panini, Rotwein und Limoncello zu genießen. Am Nachmittag bringt uns der Bus zurück nach Capri, wo wir den schönen botanische Garten Augusto besuchen und etwas Zeit individuell nutzen, um diese charmante Stadt kennenzulernen, bevor wir am späten Nachmittag die Heimreise mit dem Linienschiff antreten.

7. Tag, 27.05.2022: Der Weg ist das Ziel

Das Beste kommt zum Schluss oder wie in unserem Fall heute die anspruchsvollste Wanderung unserer Reise. Sie führt uns in eine Gegend, die geprägt ist von Natur, Zitronen und vielen Auf- und Abstiegen. Heute verbindet die weltberühmte Küstenstraße die einzelnen Städtchen entlang der Amalfiküste. Früher jedoch dienten Treppen, Maultierwege und das Meer der Kommunikation. Wir starten heute direkt von unserem Hotel aus. Der Weg führt entlang eines Flusslaufes und schon zu Beginn steil bergan. Anfänglich begleiteten uns Zitronenplantagen, abgedeckt mit einem Meer aus schwarzen Netzen, sodass man die Früchte darunter nur erahnen kann. Weiter geht es hinauf zum Sella die Mandrino bis hinüber ins Tal von Tramonti. Unser Weg, ein Naturpfad, verlangt von uns Wanderern volle Konzentration, wandern wir heute doch bei schwülen 32°C. Ein wirklich abenteuerlicher und sehr interessanter Weg, der durch scheinbar unberührte Landschaften mit hohen Farnen und Urwäldern führt. Der Weg bietet uns Einblicke in das Gestern und lässt uns nur erahnen wie beschwerlich das Leben früher gewesen sein muss, als man diese Wege mit Lastentieren und schlechter Ausrüstung in der sommerlichen Hitze bewältigen musste. Zur Mittagszeit kehren wir in der Casa Vacanze in Tramonti ein und werden verwöhnt mit leckerem Focaccia aus dem Holzhofen, hausgemachter Salami, verschiedenen Käsesorten, Tomaten, Auberginen, leckerem Rotwein und zum Abschluss einer süßen Leckerei und selbstgemachtem Zitronensorbet. Da haben sich die Strapazen des Vormittags wirklich gelohnt. Nach dem leckeren Essen nun trennen sich aber unsere Wege. Der Großteil tritt mit dem Bus die Heimfahrt ins nahegelegene Minori an, um den Nachmittag noch etwas zur Entspannung zu nutzen, während einer kleiner Trupp sich auch den letzten Kilometern bis zum Hotel zu Fuß stellt. Am Abend aber treffen wir uns alle beim gemeinsamen Abendessen wieder und lassen diesen letzten Tag mit gutem Essen und netten Gesprächen gemütlich ausklingen.

Tag 8, 28.05.2022: Die Heimat ruft

Heute heißt es Abschied nehmen von der wunderschönen Amalfiküste die uns mit ihrer atemberaubenden Natur in den letzten Tagen in seinen Bann gezogen hat. Die Heimat ruf und so geht es für uns am Vormittag zurück nach Deutschland und die Schweiz. Unser Gepäck mit tollen Erinnerungen, einmaligen Abenteuern und Erlebnissen und vielen Fotos gefüllt, findet unsere 8-tägie Erlebnisreise in Italien hier ihren Abschluss.

Schlusswort

Liebe Wanderfreunde,
nun heißt es leider „Arrivederci!“ sagen. Es war so schön mit euch gemeinsam die Amalfiküste wandernd zu entdecken. Habt ihr vorher geahnt was da auf euch zukommt? In jedem Fall verdient ihr meinen größten Respekt für eurer Durchhaltevermögen, eure Dankbarkeit, eure Begeisterung und eure Herzlichkeit auch untereinander. Mit euch war die Reise einfach perfekt und was bleibt sind unglaublich schöne Erinnerungen, Momente und 1000de von Bildern. Ich wünsche euch für die Zukunft viele weitere solch tolle Erlebnisse und würde mich sehr darüber freuen, wenn wir das ein oder andere davon gemeinsam erwandern. Bis dahin bleibt gesund, neugierig und vor allem abenteuerlustig. Und denkt bitte immer daran, das wichtigste Stück des Reisegepäcks ist und bleibt ein fröhliches Herz.
Alles Liebe eure Reisebegleiterin
Christin

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