Reisebericht: Vulkane in Italien – Vesuv, Ätna und Liparische Inseln

02.09. – 11.09.2022, 10 Tage Rundreise mit Flug: Halbinsel von Sorrent – Pompeji – Vesuv – Amalfiküste – Neapel – Palermo – Cefalú – Lipari – Vulcano – Panarea – Stromboli – Ätna – Taormina


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Goethe, Nurejew, Wagner, Sofia Loren und jetzt WIR, die Reisegruppe von Eberhardt Travel –

Der Golf von Neapel, die Amalfiküste, Vulkane und die Inseln der Winde begeistern die Menschen Damals wie Heute.
Ein Reisebericht von
Sabine C. Seifert
Sabine C. Seifert

Napoli wir kommen, streikende Piloten halten uns nicht auf!

Ein Tag der Aufregung oder sagen wir besser eine Nacht der Unruhe liegt hinter uns. Am 2. September 2022 streikten die Piloten der Lufthansa. Wieso denn genau an dem Tag unseres Abfluges?, fragten sich viele unserer Gäste.
Glücklicherweise konnten wir auf die Erfahrung und Voraussicht von Eberhardt Travel vertrauen, welche schnellstens einen Plan B erarbeiteten und umsetzten. So flogen wir von Prag nach Neapel im Direktflug. Auch wenn die meisten von uns bereits zwischen 2 und 3 Uhr starten mussten, wurden wir dafür mit einem sonnigen Nachmittag in Süditalien belohnt.
Giovanni, unser Busfahrer, erwartete uns bereits am Flughafen und ließ uns mit dem italienischen Verkehr erste Bekanntschaft machen. Gleich zu Beginn unserer Fahrt sichteten wir einen Moped-Unfall. Gott sei Dank müssen wir hier nicht selbst hinter dem Steuer sitzen. Ein wenig Stau, dafür tolle Aussicht, Sonne und Meer.
Trotz allem waren alle froh als wir nach ca. einer Stunde das „Grand Hotel Hermitage“ hoch oben am Berg erreichen. Einige Gäste gingen Mittag essen, andere sprangen in den Pool und am Nachmittag war die Müdigkeit etwas verflogen oder auch die Neugier groß, so dass ein Teil der Gruppe einen kleinen Erkundungsgang durch Sorrent unternahm. Auch unsere zwei Gäste aus dem Norden Deutschlands stießen nun zu uns.
Bei einem gemeinsamen Abendessen lernten sich alle etwas näher kennen während wir ein schmackhaftes 3-Gang-Menü im Hotel genossen und der Tag gemütlich ausklang.

Tag Pompeji, Wein und der Vesuvio

Peppe, unser lokaler Guide begrüßte uns im Hotel und nahm uns von Sorrent mit nach Pompeji. Charmant brachte er uns Süditalien näher und tauchte mit uns schon in die Geschichte Pompejis ein.
„Sonntag waren wir in Pompeji. – Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hätte“ schrieb schon 1787 Johann Wolfgang von Goethe in seinem Buch „Italienische Reise“. Wie wahr. Und was für ein Glücksfall für die Archäologen bzw. für die gesamte Nachwelt. Diese antike Stadt wurde beim Ausbruch des Vulkans Vesuv im Jahr 79 n. Ch. unter sieben Meter Asche und Bimsstein begraben sowie gleichzeitig konserviert, so blieb all das erhalten, was uns heutzutage so fasziniert. In den letzten Jahrhunderten haben Archäologen große Teile der Stadt ausgegraben. Pompeji ist wohl eine der bekanntesten Ausgrabungsstätten der Welt, denn hier sind Häuser, Straßen, Geschäfte, Bilder, Statuen und sogar die Leichen der ehemaligen Bewohner sehr gut erhalten. Wir erlebten einen Einblick ins Alltagsleben der Menschen von Damals, sahen die Backstube, Gasthäuser, die Therme, welche schon mit einer Fußbodenheizung ausgestattet war und schlenderten einmal durch das Freudenhaus, natürlich nur aus wissenschaftlichem Interesse ??. Im Haus einer reichen Familie sahen wir dagegen die Unterschiede bereits an den Wandmalereien. Fast fühlte man sich zurückversetzt in die damalige Zeit, sah vor dem inneren Geiste die Frauen an den Brunnen schwatzend beim Wasserholen oder im Theater die Schauspieler eine Komödie aufführen. Und und und … so viel gäbe es noch zu sehen, mindestens einen Tag benötigt man, damit man annähernd einen Großteil gesehen hat, sagte uns Peppe, dabei sind nur etwa 60 % der Gesamtfläche Pompejis freigelegt. Staunend spazierten wir auf Straßen, auf denen vor uns schon vor mehr als 2000 Jahren Menschen wandelten. Mit unserem zweistündigen Besuch bekamen wir einen kleinen Eindruck von Ausmaß der ehemaligen Stadt als auch der Katastrophe, welche sie heimsuchte.
Mittagessen auf dem Weingut „Cantina del Vesuvio“, wo uns der Besitzer persönlich begrüßte. Auf der Terrasse zwischen Weinreben und mit Ausblick auf den Golf von Neapel wurde erst ein Aperitif serviert, dann ein Weißwein, zur Vorspeise mit leckerem Olivenöl ein Rosé. Als Hauptgericht probierten wir hausgemachte Spagetti Pomodoro, einer richtigen Tomatensauce mit Kirschtomaten , welche jeder Süditaliener ohne Parmesan isst, weil dies den Geschmack der Sauce verfälschen würde, dazu natürlich einen kräftigen Rotwein und dann noch einen zweiten, weil er so gut schmeckt. Den krönenden Abschluss bildete der Osterkuchen sowie ein Aprikosenschnaps… ´Wer denkt denn in so einem Moment noch an den Aufstieg zum Vesuv, welcher noch vor uns liegt?´ Sonne, Meer - Dolce Vita, Napoli.
Doch Peppe behielt die Zeit im Auge. Schnell noch ein Abstecher in den Weinkeller ein paar Flaschen Olivenöl oder Wein für zu Hause kaufen.
Pünktlich kamen wir im Nationalpark Vesuv an, ein Aufstieg von 1.200 m mit Überwindung von knapp 200 Höhenmetern lag vor uns. Fast alle bestiegen den Vulkan, schwitzten, schnaubten und genossen dabei doch immer wieder den gigantischen Ausblick auf Neapel.
Hinter dem Eingang sitzt Mimo, der ältere Mann, welcher Holzstöcke für ein kleines Trinkgeld verleiht. Nicht nur beim Aufstieg, sondern vor allem beim Abstieg waren wir ihm dafür dankbar.

Eine Panoramafahrt entlang der Amalfiküste

Mit Luiciana, der temperamentvollen Italienerin starten wir in den Tag. Nur leider ist Regen angesagt, erst nur bis 8 Uhr, dann bis 10, vielleicht lebt der Wettergott hier nach der italienischen Uhrzeit.
Den heutigen Tag verbringen wir aber zum Großteil im Bus, so dass uns der Regen wenig ausmacht und mit Luiciana steigt auch das sonnige Gemüt der Italienerin mit ein. Sie kennt die Gegend seit ihrer Kindheit, denn ihre gesamte Familie ist in der Stadt Pozzuolli geboren. Luiciana erzählte von Schönheit der Gegend, ihrer Geschichte, aber ebenfalls von den Schwierigkeiten des Alltagslebens, denn die langgezogene Stadt Pozzuolli klebt förmlich an den Hängen der Küste. Jeden Einkauf, jedes Werkzeug, jedes Haushaltsgerät trugen die Menschen auf ihren Schultern die Stufen bergan zu ihren Häusern. Bekannt ist die antike Stadt auch durch das seltsame Phänomen des Bradyseismus: Diese vulkanische Aktivität, angetrieben durch den Druck der unterirdischen Gase, lässt die Stadt im Verhältnis zum Meeresspiegel steigen und fallen.
Vorbei ging es an der Insel Gallo Lungo, die einem Delfin zum Verwechseln ähnlich sieht und einmal dem berühmten Balletttänzer Rudolf Nurejew gehörte, jedoch heute ein Hotel-Resort beherbergt, weiter zu den ehemaligen Villen von Sofia Loren, Richard Wagner oder Caruso. Sie alle verzauberte die Amalfiküste.
Noch vor dem großen Ansturm der meisten Touristen trafen wir in der Stadt Amalfi, der größten Stadt an der Amalfiküste ein. Wunderschön liegt sie an den Ufern des Golfs von Solerno und am Fuße des Monte Cerreto. Auch Amalfi wurde zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, gemeinsam mit anderen Städten an der Amalfiküste, wie z.B. Ravello oder Positano. Vom Hafen liefen wir – nun ohne Regen - durch die geschichtsträchtige Stadt aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. und hörten Luiciana zu wie sich die Seemacht Amalfi entwickelte, indem sie Handel trieb; mit Getreide aus den Nachbarländern und Sklaven aus dem Landesinneren, man tauschte Salz aus Sardinien sowie Holz gegen Golddinare aus Ägypten oder Syrien. So erwarb man byzantinische Seidenstoffe, um sie dann in den Westen weiterzuverkaufen. Geschäfte machen, versteht man auch heutzutage in Amalfi – eine Kugel Zitroneneis kostete 5 Euro.
Und mitten in der Stadt erwartete uns die Cattedrale Sant Andrea mit ihrem Glockenturm, der „Campanile“, welcher mit wertvoller, leuchtender Majolika-Keramik geschmückt ist. Danach stiegen wir die 62 Stufen hinauf zum Bronzeportal. Wir besichtigten die mit Blumen geschmückte Kathedrale aus dem 10. Jahrhundert, die in der Krypta die Reliquien des Schutzheiligen des Domes und der Stadt, des Heiligen Andreas, beherbergt. So wundervoll dekoriert war die Kathedrale vor allem, weil an diesem Tag eine Hochzeit stattfinden sollte.
Die ganze Schönheit der Küstenregion erkannten wir bei der kurzen Schifffahrt von Amalfi nach Maiori. Doch schon bald stiegen wir wieder zu unserem Fahrer Giovanni in den Bus, der uns auf weitere Kilometer kurvenreicher Strecke auf der sogenannten „Amalfitana“ mitnahm. Oftmals hielten wir den Atem bei Gegenverkehr an auf der schmalen Straße mit ihren Haarnadelkurven. Bereits unter König Ferdinand V. von Bourbon begann man mit dem Bau der Amalfitana. Es war zur damaligen Zeit eine unglaubliche Leistung, denn die Straße führt durch felsiges Gebiet sowie an halsbrecherischen Steilhängen und immer ca. 100 m über dem Meer vorbei.
Nach 50 km an der Küste entlang, erblickten wir im Hinterland bereits wieder den Vesuv und entschlossen uns, eine Pause in Sorrent einzulegen, für ein spätes Mittagessen oder die Möglichkeit einkaufen zu gehen.
Und plötzlich lässt sich die Sonne doch wieder blicken. Dem Nachmittag am Pool stand nichts weiter im Wege als die eigene Müdigkeit.

Sorrent, Landgut und Napoli mit Pizza

Die Koffer waren gepackt, gut gefrühstückt hatten wir ebenfalls, also brachen wir gemeinsam mit einem uns schon bekannten Reiseführer - unserem Peppe – auf, dessen Heimatstadt Sorrent kennenzulernen.
Sorrento wie die Italiener sagen oder das Land der Meerjungfrauen, Land der Orangen- und Zitronenhaine, das Land des Limoncelli: Die kleine Stadt Sorrent in Kampanien verdient all diese romantischen Umschreibungen. Steile Hänge und hohe Meeresklippen machten sie berühmt und boten auch uns einen atemberaubenden Blick auf das azurblaue Wasser von Ischia, Capri und den Golf von Neapel. Mit Peppe spazierten wir vorbei am besten Hotel am Platze, dem Hotel Vittoria, durch kleine Gassen hinüber zum Rathaus, entlang der alten Stadtmauer und schlussendlich gelangten wir wieder auf die uns schon bekannte Einkaufsstraße. Staunend blieben wir mit Peppe noch eine Weile bei den Handwerkern stehen, welche kunstvolle Einlegearbeiten aus Holz fertigten. Diese Intarsientechnik ist fast so alt wie die Geschichte Europas, aber doch vielleicht vom Aussterben bedroht. Im mittelalterlichen Italien und vor allem hier in Sorrent blühte diese Art des Handwerks auf. Oftmals wurden entsprechend gefertigte Möbelstücke zu hohen Preisen verkauft. Vor allem in Klöstern pflegte man die jahrhundertelange Tradition des Intarsienhandwerks.
Vom Busbahnhof ging es weiter zum Landgut „Le Colline di Sorrento“, einer Kooperative von 8 Familien, schön gelegen mit Blick auf Sorrent.
Mit Rosa entdeckten wir die Geheimnisse der Mozzarella-Herstellung. In Sorrent wird Mozzarella traditionell aus Kuhmilch hergestellt. Heißes und kaltes Wasser sowie der richtige Schwung sind notwendig, um aus dem vom Vortag entstandenen Rohkäse, eine Rosette zu formen, die gleichmäßig auf Rosas Hand thronte. Im Gegensatz zu diesem nur kurzzeitig haltbaren Käse, steht der Queso de Caballo. Dieser reift mindestens einen Monat hängend, nachdem er vorher in Salzwasser eingelegt wurde. Und der Rest wird verarbeitet zu Ricotta, wenig Fett und sehr gesund.
Auf unserem kleinen Spaziergang durch einen alten Bauerngarten begleiteten uns so viele Mücken, dass es nicht leicht war, den interessanten Ausführungen Rosas zu folgen.
Im Anschluss erwartete uns ein leckeres Mittagessen, natürlich mit Käse, aber auch mit Salami und italienischen Würstchen – eine andere Seite der Küche Italiens. Mit gut gefülltem Magen und Limoncelli, Honig oder Olivenöl in den Taschen verliesen wir Rosa und die Kooperative, um die Metropole Neapel kennenzulernen, die mit knapp einer Million Einwohnern die drittgrößte Stadt Italiens ist - nach Mailand und Rom. Napoli ist nicht nur Hauptstadt der Region Kampanien, sondern auch wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Süditaliens und die gesamte Altstadt wurde bereits 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Peppe konnte uns natürlich nur einen kleinen Teil von Napule zeigen, so nennen die Einwohner ihre Stadt. Der Ursprung des Namens geht eigentlich auf die Zeit der Gründung durch die Griechen zurück, welche die Stadt „néa pólis“ nannten, die „neue Stadt“.
Bevor wir uns auf der Fähre einschifften, um schlafend nach Sizilien zu gelangen, probierten wir noch die legendäre neapolitanische Pizza Margherita. Der Legende nach soll von dem Pizzaiolo (Pizzabäcker) Raffaele Esposito genau diese Pizza 1889 in Neapel König Umberto I. und seiner Frau Margherita serviert worden sein. Er belegte sie mit Zutaten in den italienischen Nationalfarben: Basilikum (grün), Mozzarella (weiß) und Tomaten (rot). Andere Quellen besagen, es gab noch andere Pizzabäcker, die das Königshaus zur damaligen Zeit belieferten, nur Raffaele Esposito bewahrte eben den königlichen Beleg als Beweis auf. Sei es wie es sei – die Pizza Margherita in Napoli war wirklich lecker.

Einmal Luftholen in Sizilien

Am nächsten Morgen wachten wir mit Blick auf Sizilien auf. Vor dem Hafen wartete bereits unser Bus und brachte uns nach Cefalú, einer kleinen Küstenstadt an der Nordküste Siziliens. Schon von weitem sahen wir den monumentalen, 270 m hohen Felsen mit seinem Leuchtturm, auf dem einstmals ein Dianatempel stand. Dort stand nicht Diana sondern Silia, unsere lokale Reiseführerin, um uns „ihre“ Stadt zu zeigen.
Die Griechen nannten das heutige Cefalú Kephaloidion, was soviel wie "Kopf" oder "Landzunge" bedeutet, und die Römer kannten die Stadt als Coephaledium und unter den Araber nannte man sie Gafludi, die "befestigte Stadt mit reichlich Wasser".
Wir näherten uns dem historischen Viertel von der Seite des Meeres, liefen auf einem schönen Küstenweg über schroffe Felsen und genossen die Sonnenstrahlen des sizilianischen Morgens. Mit Silia erkundeten wir das noch verschlafen wirkende Städtchen, die ersten Geschäfte öffneten und die Restaurantbesitzer stellten die Stühle auf den Gehsteig. Wir besuchten derweil das mittelalterliche Waschhaus, das vollständig in den Fels gehauen und bis vor kurzem noch täglich genutzt wurde. Über eine eindrucksvolle Lavasteintreppe, die sogenannte "Lumachella" gelangten wir zu den Waschbecken, in denen das Wasser des Fiume Cefalino aus zweiundzwanzig gusseisernen Rohren fließt. Die Leute hier sagen, das Wasser des Flusses Cefalino wäre kälter als Schnee und reiner als Silber, heilsam eben.
Weiter bummelten wir an den Bäckereien mit ihren kulinarischen Köstlichkeiten vorbei, ließen uns von Silia die Empfehlung geben, unbedingt einmal „Arancinis“ – frittierte Reisbällchen, Mandelgebäck oder einen „Eisburger“ – Eiskugeln in einem Brioche-Brötchen zu probieren.
Doch zuvor wartete erst noch der Dom auf uns, eine gigantische Kathedrale, die von Ruggero II. dem Normannen in Auftrag gegeben wurde und eigentlich viel zu protzig über dieser kleinen Stadt thront. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die antiken megalithischen Mauern, von denen es entlang der Giudecca-Klippen und an der antiken Porta Terra, der heutigen Piazza Garibaldi noch Überreste zu sehen gibt. Silia erzählte uns von der Legende, die besagt, dass die Kathedrale nicht in Palermo, der Hauptstadt des Königreichs erbaut wurde, weil Roger als er einem Sturm entkam und an den Stränden der Stadt landete, einen Schwur vor dem Heiland ablegte, hier eine Kathedrale zu errichten. Es ist jedoch durchaus wahrscheinlich, dass auch politische oder militärischen Gründe eine Rolle bei der Entscheidung spielten. Dieses Bauwerk beeindruckte uns nicht nur durch seine zwei imposanten Türme, sondern ebenfalls durch das Gold der Wände und die arabisch anmutenden Mosaike. Die Fenster sind neu und modern interpretiert, doch ohne Silias Erklärungen hätten wir sicher nicht so einfach deren Sinn erfasst.
Ein interessanter Vormittag ging zu Ende, unser Magen knurrte und jeder suchte sich ein kleines Plätzchen auf der Piazza oder in den Seitengassen, um eine Kleinigkeit zu essen. Die Arancini´s waren superlecker und das sizilianische Pistazien-Eis lachte viele von uns an.
Am Nachmittag stiegen wir auf ein großes Fähren-Schnellboot, und sprangen förmlich über die Wellen der Insel Lipari entgegen. Vom Hafen war es nur ein kleiner Fußmarsch zu unserer wunderschönen Hotelanlage.

Ein Tag der Entspannung & schöne Ausblicke

Nach einem Frühstück mit Blick auf den schönen Garten des Hotels mit Pool, starteten wir mit unserer heutigen Reiseführerin Elisabeth Curie zu einer 35 km langen Inselrundfahrt. Die grüne Insel Lipari ist eine der 7 Isoles Eolis, der Äolischen Inseln. Alle sind vulkanischen Ursprungs und dazu beherbergen sie gleich noch zwei aktive Vulkane: Vulcano und Stromboli. Die Inselgruppe liegt im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien und ist eigentlich heutzutage eher unter dem Namen Liparische Inseln bekannt. Der eigentliche Name steckt jedoch voller Mythen, so erinnern wir uns gemeinsam an die Fahrt des Odysseus: Äolus, der Gott des Windes, lies sich auf einer der Inseln nieder als Zeus ihm den Auftrag erteilte, die Winde zu verwalten. Als Odysseus nach dem Trojanischen Krieg auf seiner Heimreise an dem Archipel vorbeikam, wurde er von Äolus freundlich empfangen. Dieser unterstützte zunächst dessen Rückreise, jedoch verlängerten Odysseus´ Kameraden durch Unwissenheit und Neugier die Reise.
An einem wunderschönen Aussichtspunkt blieb Zeit für das ein oder andere Foto vom Meer und den Nachbar-Inseln, doch die Schau stahl ihnen, trotz ihrer Schönheit, eine kleine Katze, die unter den Bougainvillean das fast noch beliebtere Fotomotiv wurde.
Blicken wir auf die vulkanische Entstehungsgeschichte sehen wir viele Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Inseln. Lange fristeten sie ein Schattendasein, praktisch unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Leben die Menschen heute vielfach vom Tourismus, so war dies vor einigen Dekaden nur der Fischfang, Anbau von Wein, Kapern oder anderen Feldfrüchten. Wie wir von Elisabeth erfuhren, wanderten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts viele Inselbewohner ab, zogen aufs Festland, oder gleich nach Australien. Der Bürgermeister besuchte Australien und traf ca. 25.000 Nachfahren der ehemaligen Auswanderer. Damals drohten die Inseln zu verwaisen. Dann wurden die Inseln des Windes vom Tourismus entdeckt.
Interessant der Anblick der Insel Volcano, denn von unserer Anhöhe aus, waren die vulkanischen Formationen perfekt sichtbar und die geologische Entwicklung der Insel besser nachvollziehbar.
Seit dem Jahr 2000 ist die Inselgruppe nun durch die UNESCO geschützt. Die vulkanischen Landschaften und die Erforschung des Vulkanismus erheben die Liparischen Inseln zum Weltkulturerbe. Nicht zuletzt, weil hier gleich zwei Eruptionsarten definiert wurden: vulkanisch und strombolianisch.
Bevor es weiterging, nahmen wir noch eine kleine Kostprobe vom Malvasia, einem Wein aus den beiden Sorten Malvisia di Lipari (ca.95%) und Corinto Negro (ca. 5%) gekeltert.
Am Strand vom Canetto suchten wir Obsidian, das Gold der Steinzeit. Nach einigen Anschauungsstücken von Elisabeth war das Auge geschult und viele stiegen mit einem kleinen Stein in den Bus.
Vom Hafen aus schauten wir am Schluss noch hoch zum Castello, welches auf einem Felsen genau über dem Meer prangt. Es beherbergt das heutige Rathaus sowie den Dom mit einem Kreuzgang aus der Normannenzeit. Einige interessierte Gäste wagten den Aufstieg, vor allem des Archäologischen Museums wegen, dass sich dort befindet, genauer gesagt in dem alten Palast der Bischöfe, neben der Kathedrale, die im siebzehnten Jahrhundert erbaut wurde. Davor sind die Ausgrabungen der Akropolis von Lipari aus der Zeit der Griechen mit besonderen Schätzen u.a. Griechischen Theatermasken, die regelmäßig griechische Lehrer anlocken, da diese Sammlung einzigartig in der Welt ist. Ein interessanter Platz mit so viel Geschichte.

Insel Vulcano – Zu Besuch beim Feuergott

Frühstück am Pool, Sonnenschein und die Vorfreude auf eine Schifffahrt zur Insel Vulcano ließen uns entspannt dem Tag entgegensehen. Mit Elisabeth trafen wir uns wieder am Hafen, bestiegen mit einer Gruppe fröhlicher Italiener das Boot zu einer Inselrundfahrt mit Badepause im natürlichen Meerbecken der Venus, welche uns um 10 Jahre verjüngen sollte. Die Pause dauerte jedoch nur ca. 10 min, so dass wir den Sprung ins kalte Meereswasser den italienischen Gästen der Bootstour überließen.
Nach ca. einer Stunde kamen wir am Hafen der Insel Vulcano an, deren Namen auch der Ursprung unseres Wortes Vulkan ist. Auf dieser kleinen Insel – im Liparischen Archipel vor der nordöstlichen sizilianischen Küste soll gemäß der griechischen Mythologie, die Werkstatt des Feuergottes Hephaistos zu finden sein. In der Antike nannte man die Insel auch Hiera, Thermessa, die Heiße oder Theresia, also die heiße Erde. Gern hätten wir nachgeschaut, ob der Feuergott mit den einäugigen Zyklopen die Waffen der Götter schmiedet, jedoch ist der Spaziergang zum Gran Crater auf Vulcano wegen erhöhter vulkanischer Aktivitäten untersagt. Wer weiß, woran der Feuergott gerade schmiedet? Auch die schon seit der Antike genutzten Heilschlamm-Tümpel, die berühmten Schlammbäder für Gelenk-, Haut- und Atemwegsprobleme sind aus diesem Grund leider derzeit geschlossen oder weil lt. einer Anzeigetafel ein Neubau in Planung ist…. Wer den Heilschlamm aber unbedingt einmal probieren wollte, konnte als Souvenir kosmetische und therapeutische Produkte mitnehmen. Auf die berühmten Heildämpfe mußten wir jedoch nicht in Gänze verzichten, denn den penetranten Schwefelgeruch schnupperten wir trotzdem bei einem kleinen Rundgang mit Elisabeth.
Sie erzählte uns, dass im letzten Jahr oftmals verendete Katzen und Hunde gefunden wurden, die Menschen am Morgen mit geschwollenen Gesichtern aufwachten, so dass derzeit eine Untersuchung durchgeführt wird, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Abschließende Ergebnisse lägen noch nicht vor, weshalb zur Sicherheit weitere touristische Aktivitäten eingeschränkt wurden. Schwitzend folgten wir unserer Reiseführerin Elisabeth, welche uns die zwei schönen schwarzsandigen Strände zeigte. Ein Teil mit schwefelhaltigem, sprudelndem Wasser im Meer, der andere ruhig und mit schönem Ausblick.
Einige nutzten die Zeit, um ins kühle Nass zu springen, andere genossen typisches Essen oder eine Granita, ein fruchtiges Sorbet. Laut Elisabeth muss man in Vulcano unbedingt einmal Pizza essen, denn selbst die Einheimischen kommen dafür extra auf diese Insel.
Am frühen Nachmittag schipperten wir zurück nach Lipari. Für jeden blieb Zeit für eigene Aktivitäten, sei es Wandern mit Obsidian sammeln, leckeres Mittagessen oder einfach mal Ausspannen am Pool.

Die Mondäne und der Leuchtturm des Mittelmeers

Die Erwartungshaltung war hoch. Wir wollten nicht nur die Vulkaninsel Stromboli besuchen, sondern auch das Schauspiel bewundern, wenn der brodelnde Vulkan Asche und Feuer aus seinem glühenden Innersten spuckt.
Zuerst blieb aber der Vormittag zur freien Verfügung, zum Baden, Bummeln oder für weitere Inselerkundungen. Nach dem Mittagessen liefen wir zielstrebig Richtung Marina Corta, dem kleinen Hafen entgegen. Den Weg kannten wir schließlich, so dass Elisabeth dort auf uns wartete. Heute stand ein Ausflug nach Panarea, der „ältesten“ und Stromboli, der "jüngsten" Insel auf dem Programm. Wieder mit auf dem Boot dabei unsere lautstarke, italienische Gruppe.
Als erstes erreichten wir Panarea, die Mondäne. Die Insel der Schickeria Norditaliens zeigte sich uns von ihrer ruhigen Seite. Bei einem entspannten Spaziergang vorbei an kleinen Hotels, Kakteen und Hibiskuspflanzen führte uns Elisabeth bis zur kleinen Kirche San Pietro. Anschließend auf Stromboli angekommen, blieb noch Zeit für ein landestypisches Abendessen oder für den Besuch des Ingrid Bergmann Hauses, bevor wir alle versuchten, auf dem Boot die besten Plätze für den Abend zu ergattern. Es war Vollmond und dieser schien direkt über dem Strombolicchio, einem kleinen unbewohnten Felsen mit einem Leuchtturm – eine mystische Atmosphäre. Der Strombolicchio – der kleine Stromboli - ist der Kern eines früheren Vulkans, dessen Rest im Meer versunken ist.
Wir wendeten uns dem Hauptakteur zu, dem Vulkan, der 924 m aus dem Wasser ragt und fast 2000 m unter die Wasseroberfläche reicht. Besonders bei Nacht sind die aufleuchtenden Flammen der Explosionen von Weitem so gut sichtbar, dass die Seeleute in der Antike den Vulkan auch als "Leuchtturm des Mittelmeers" bezeichneten. Es sei denn, der Stromboli bedeckt sich mit einer flauschigen Wolkendecke – so wie das bei uns der Fall war. Geduldig warteten wir vor dem steilen Abhang der Sciara del Fuoco - die Straße des Feuers - an der Nordseite der Insel. Alle 15-20 Minuten soll glühendes Lavagestein aus dem Vulkankegel geschleudert werden, das oft auf der Sciara del Fuoco hinunter ins Meer rollt. Auf dieses unvergessliche Erlebnis bei Nacht hofften auch wir, und mancher flehte vielleicht den Feuergott an, sich wenigstens ein wenig zu zeigen. Schließlich brach für einen kurzen Moment die Wolkendecke auf und eine Eruption erhellte für einen Augenblick den Nachthimmel. Nicht stark, keine 100 m hohe aufleuchtende Lavafontäne, aber sichtbar und ein Raunen ging durch die Menschenmenge.
Ein Fünkchen Freude blieb trotzdem, auch wenn wir uns mehr erhofft hatten.

Der Ätna ist weiblich!

Bereits 7 Uhr morgens standen wir an der Fähre. Mit einer Breakfastbox in der Hand suchten wir den Horizont nach dem ankommenden Fährschiff ab, welches uns zurück nach Sizilien bringen sollte.
Vom Hafen in Milazzo starteten wir mit dem Bus Richtung Messina. Immer an der Küste fuhren wir direkt an der sagenumwobenen Straße von Messina entlang. Diese Meerenge zwischen Sizilien und der Stiefelspitze Italiens ist nur 32 km lang und zwischen 3 und 8 km breit. Sie gilt als schwer schiffbar, denn nicht nur die Winde spielen eine Rolle, sondern z.B. auch das es eine sogenannte „Stufe“ in der Meeresoberfläche gibt: das Ionische Meer im Süden liegt tiefer als das Tyrrhenische Meer im Norden Siziliens und der Salzgehalt des Meereswasser auf beiden Seiten des Nadelöhrs soll verschieden stark sein. Früher kannte man solche wissenschaftlichen Daten nicht und schrieb einfach alles den beiden mythologischen Ungeheuern Skylla und Charybdis zu, die nach Homer an dieser Meerenge hausten und die Durchfahrt sehr erschwerten. Für uns spielte das momentan jedoch nur eine untergeordnete Rolle, denn wir waren ja mit unserem klimatisierten Bus unterwegs.
An einer Mautstelle nahmen wir nach einem kleinen kommunikativen Missverständnis noch unsere heutige Reiseleiterin Domenica an Bord. Mit ihr fuhren wir dem Etna, oder Frau Ätna entgegen, denn im italienischen ist der Etna weiblich. Der Ätna wird umgangssprachlich auch Mongibello genannt und ist Europas größter und aktivster Vulkan. Seine Eruptionen der vergangenen Jahre wurden oft von Lavaströmen begleitet, die aber selten eine Gefahr für die naheliegenden Orte darstellten. Diese Kraft der Natur hätten wir gern aus nächster Nähe gesehen. Fast jedes Jahr meldet sich der Ätna oder zumindest aller zwei Jahre verzeichnet man Eruptionen, Gasausbrüche oder Schwefelwolken. Im Jahr 2021 zeigte er sich besonders aktiv, ein Lavastrom zog langsam glühend vorwärts. Unser Abenteuer begann auf 2500 Metern Höhe an der Seilbahnstation, wo wir in kleine kompakte Geländebusse umstiegen, um die große Senke des Valle del Bove zu bewundern. Ein Guide wurde uns zugewiesen, den wir nur schwer zwischen den vielen Menschen ausmachen konnten. Sich gegen den Wind stemmend, folgten wir der Gruppe, standen vor diesem erkalteten Lavastrom, blickten auf den alten, riesigen Montagnola-Krater, schmeckten das Vulkangestein förmlich und spürten wie kleine Steinchen auf unsere Haut niederprasseln. Ein Erlebnis für alle Sinne. Hier oben begriffen wir die Ausmaße des Vulkans, denn es scheinen hunderte Krater und Lavaströme zu sein. Und tatsächlich erklärte der lokale Führer, dass der Ätna zwar 4 Hauptkrater hat, jedoch auch fast 300 seitliche Krater. Jeder Hügel, den wir im riesigen Ätna-Gebiet sahen, ist ein erloschener seitlicher Krater. Diese seitlichen Ausbrüche sind sogenannte monogenetische Ausbrüche, d.h. Öffnungen die nur einmal aktiv sind und danach so fest verschlossen sind, dass sie nie wieder ausbrechen. Die Hauptkrater sind hingegen ständig „offen“, da sie mit der Magmakammer verbunden sind. Ganz bis zum höchsten Punkt schafften wir es nicht, dafür war die Zeit zu kurz und der Wind zu stark. Vier Mutige aus der Gruppe bestiegen noch einen weiteren steilen Kraterhügel. Der Großteil der Gruppe fuhr mit der Seilbahn schon Richtung Restaurant und genoss einen Espresso und Arancinis.
Der restliche Nachmittag war der kleinen Stadt Taormina vorbehalten. Die müden Beine wollten uns den Dienst versagen, der Geist bereits erschöpft von so vielen Eindrücken, die es noch zu verarbeiten galt. Doch mit Domenica erklommen wir die Stufen des griechischen Theaters. Belohnt durch einen atemberaubenden Panoramablick mit dem Ätna als Hintergrundkulisse vergaßen wir die Erschöpfung.
Jetzt verstanden wir, warum Domenica uns das zweifellos berühmteste Bauwerk Taorminas unbedingt vorstellen wollte. Wahrscheinlich im 3. Jahrhundert v.Ch. von Hieron II. von Syrakus errichtet, doch in römischer Zeit weiter ausgebaut, trägt es noch immer den Namen „Griechisches Theater“. Doch seit dem römischen Umbau ist es ein spezifisch römisches Theater mit allen wichtigen Merkmalen. Wir liefen an der erhöhten Bühne vorbei und sahen das reich gegliederte Bühnenhaus, dessen Mauern mit den Sitzreihen abschließen und so einen geschlossenen Raum bilden. Unter den Römern zeigte man hier anstatt griechischer Tragödien und Komödien lieber blutige Gladiatorenspektakel. In der Jetztzeit sangen vor dieser Kulisse Eros Ramazotti und Andrea Boccelli, auch heute probten Künstler am Klavier.
Unsere letzte Nacht verbrachten wir in Naxos, den Wellen lauschend und auf ein Grummeln des Ätna wartend.

Arrivederci, Italia!

Ein letztes Frühstück in Italien bei Sonnenschein. Wir reckten unsere Gesichter der Sonne entgegen, wohlwissend, dass uns in Deutschland der Herbst erwartete.
Am frühen Nachmittag sollte uns unser Flugzeug zurück in die Heimat bringen, nur der Busfahrer in Italien sah das wohl anders. Mit einer Stunde Verspätung traf er am Hotel ein und sorgte für eine letzte Aufregung vor dem Abflug. Mit Herzklopfen erreichten wir den Flughafen, doch weder streikten diesmal die Piloten, noch verpassten wir den Flug.
Mit schönen Erinnerungen im Koffer und Sonne im Herzen kehrten wir nach Deutschland zurück.
Arrivederci, Italia!

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