Reisebericht: Rundreise Japan – Land der aufgehenden Sonne

30.03. – 10.04.2024, 12 oder 14 Tage Rundreise Japan mit Tokio – Nikko – Kamakura – Vulkan Fuji – Übernachtung im Ryokan–Hotel – ursprüngliches Takayama – Shinkansen–Schnellzug – Burg Himeji – Hiroshima – Miyajima–Insel – Tee–Zeremonie – Kyoto – Nara (Termine zur EXPO 2025)


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Der japanische Wetterdienst sagt in seiner Kirschblütenvorhersage „cherry blossom forecast“ für unsere Reisezeit den Höhepunkt der Kirschblüte voraus. „Sakura“, die japanische Bezeichnung für Kirschblüten, sind eine japanische Leidenschaft. Die Kirschblüte markiert den Beginn des Frühlings und steht für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. Es ist also genau die richtige Zeit, ins Land der aufgehenden Sonne zu reisen….noch nicht ahnend, wie sehr uns das Phänomen Kirschblüte in den Bann ziehen wird.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1. Tag: Flug nach Tokio

Von Wien, Düsseldorf, Frankfurt und Dresden mit dem Flieger oder auch individuell reisen wir heute zum Münchner Flughafen. Wir, das sind 26 Japan Interessierte, die sich auf eine großartige Reise freuen. Fast pünktlich starten wir mit dem neusten Langstreckenfliegermodell von Airbus, einem A 350 Richtung Tokio. Da der russische Luftraum tabu ist, ist die Flugstrecke länger, verläuft südlicher über Zentralasien. Ich glaube, das kostet etwa zwei Stunden mehr Zeit als in besseren Zeiten. Lufthansa gibt sich mit dem Bordservice Mühe – wer mag kann schon mal wahlweise die japanische Küche testen. Für japanische Gäste ist auch eine japanische Stewardess mit an Bord. Eine Stunde Zeitvertreib verdanke ich einem angenehmen Gespräch mit F. und M. bei einem Glas Wein in der Bordküche.


2. Tag: Ankunft in Tokio

Guten Morgen Japan! Die Uhr stelle ich jetzt 8 Stunden nach vorn. Ein Blick aus dem Flugzeugfenster auf der linken Seite sorgt für ein freudiges Lächeln – Japan zeigt sich von seiner sonnigen Seite mit dem Schnee bedeckten Fuji voraus.
Nach einem ruhigen Flug, über 11.000 km und rund 12 Flugstunden landen wir schließlich in Tokio Haneda, dem fünftgrößten Flughafen weltweit. Die Einreise analog mit auszufüllenden Kärtchen oder alternativ mit vorbereitetem QR Code ist kein Problem. Notfalls ist auch helfendes Personal nicht weit. Jetzt treffen wir Samira, unsere örtliche Reiseleiterin. Ich habe gleich ein gutes Gefühl, dass das passt. Allerdings ahne ich noch nicht, dass wir mit Samira großes Glück haben….Wer noch keine Yen hat, besorgt sich gleich noch am Flughafen das nötige Kleingeld.
Draußen wartet schon Herr Iwasaki mit dem Reisebus auf uns. Samira erzählt uns von ihrem ersten Kontakt mit ihm: er war wohl sehr erleichtert, dass sie fliesend Japanisch spricht, eine gute Grundlage für das Arbeitsverhältnis beider, was uns natürlich zu Gute kommen wird….
In Tokio geht es zum Anfang gleich hoch hinaus: nach einer kurzen Mittagspause fahren wir auf die 350 m hohe Aussichtsplattform des Skytrees. Dieser ist mit 634 m Höhe das derzeit dritthöchste Gebäude der Welt. Von hier oben bekommt man eine grobe Vorstellung von der riesigen Ausdehnung der Stadt. Obwohl es sonnig ist, können wir den über 100 km entfernten Fuji durch den Dunst allerdings nicht sehen.

Am Nachmittag haben wir etwas Zeit zum Erholen in unserem Hotel, bis wir dann eine kleine Wanderung zum Restaurant für das Abendessen unternehmen. Wir sind in einem landestypischen Restaurant mit tiefliegenden Tischen knapp über dem Boden. Dennoch kann man bequem sitzen, da der Bereich unter den Tischen Vertiefungen für die Beine hat. Essen, Bier und Sake schmecken, so kehren wir zufrieden ins Hotel zurück. Dieses Mal mit der Bahn der Yuikamome-Linie. Ich schaue Samira schon mal über die Schulter, wie man am Automaten Fahrkarten kauft…


3. Tag: Tokio's interessante Vielfalt mit Meiji–Schrein, Ginza und Asakusa

Beim ersten Frühstück in Japan geht es erst einmal darum, sich zu orientieren, was das Buffet so alles bietet.
Unsere Stadtbesichtigung von Tokio beginnen wir am Meiji-Schrein. Doch zuvor gibt es von Samira eine Einführung zur Bedienung von japanischen Getränkeautomaten: eigentlich ganz einfach, wenn man beachtet, dass der Automat zuerst Geld haben möchte, erst dann kann ausgewählt werden. Kalt- und Heißgetränke sind entsprechend blau und rot gekennzeichnet. Also ganz einfach…

Im Meiji-Schrein erfahren wir, dass der schintoistische Schrein dem 1912 verstorbenem Meiji-Kaiser gewidmet ist, aus Spenden finanziert und nach seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg 1958 wieder aufgebaut wurde. Untrennbar mit japanischen Tempel- und Schreinanlagen ist das käufliche Glück in Form von Amuletten, passend für jede Lebenslage von der glücklichen Geburt bis zur unfallfreien Autofahrt ist alles dabei…
Wir wollen die Besichtigung des Schreins nutzen, um unsere Audioguides zu testen. Wie sich zeigt, sind diese eine echte Bereicherung. Samiras nette Stimme im Ohr wird ab jetzt unser täglicher Begleiter sein, wenn wir zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind.

Unsere Stadtbesichtigung führt uns weiter ins luxuriöse Stadtviertel Ginza, wo wir die Mittagszeit verbringen. Ich finde in den Kaufhäusern besonders die Lebensmittel-, Obst- und Feinkostabteilungen eine Augenweite.
Inzwischen hat sich Herr Iwasaki Gedanken gemacht, wie er meiner Bitte nachkommen kann, am Kaiserpalast vorbeizufahren. So fahren wir nun an den äußeren Anlagen des Palastgeländes vorbei und passieren anschließend den Hauptbahnhof von Tokio – ein 1914 fertig gestellter Bau mit einer Fassade aus roten Mauerziegeln. Dem Bahnhofsgebäude wird eine gewisse Ähnlichkeit mit Bahnhof Amsterdam Centraal nachgesagt.

Unser nächster Halt ist das quirlige Asakusa-Viertel. Zunächst laufen wir an das Ufer des Sumida Flusses wo wir einen tollen Ausblick auf den Skytree und den Asahi Beer Tower haben – eine gute Kulisse für unser erstes Gruppenfoto. Dann folgen wir den Menschenmassen Richtung Senso-ji (auch Kannon- oder Kinryuzan-Tempels). Der Weg führt durch das eindrucksvolle Donnertor mit seiner 750 kg schweren Laterne und durch die sehr gut besuchte Ladenstraße Nakamise-dori. Auffällig ist, das viele Japanerinnen in traditioneller Kleidung, also mit einem schönen Kimono den buddhistischen Tempel besuchen. Sie wollen natürlich schöne Selfies mit dieser Kulisse für sich festhalten. Zusammen mit den blühenden Kirschbäumen und einem schönen japanischen Garten ergeben sich so auch für uns wunderbare Motive und Perspektiven, auch wenn sich die Sonne hinter den Wolken versteckt.

Mit vielen schönen Eindrücken kehren wir ins Hotel zurück. Obwohl wir eigentlich nur Frühstück gebucht haben, sind wir hier zu einem leckeren Abendessen eingeladen. Bei einem französisch-japanischen Menü (ich glaube es waren mindestens 8 Gänge) sitzen wir alle in der ersten Reihe mit Blick auf das abendliche Tokio.
Anschließend bin ich noch mit 6 Gästen mit der Bahn (Yuikamome-Linie und Ginza-Linie) unterwegs, um die berühmte Kreuzung von Shibuya (Shibuya Scramble Square) zu erleben.


4. Tag: Ausflug nach Nikko

Heute strahlt die Sonne, also beste Bedingungen für unseren Ausflug nach Nikko. Die Busfahrt nach Nikko nutzen wir für vielerlei Informationen über Japan und das Leben hier, vom Schulsystem über Hochschulen, Berufsausbildung bis zum harten Arbeitsleben. Im Gedächtnis bleibt mir in diesem Zusammenhang Samiras Spruch „Japan ist schön, aber nur für Ausländer“. Auch zu Samiras Lieblingsthema – der japanischen Sprache erfahren wir viel Wissenswertes.

Vormittags erreichen wir den Ort Nikko mit der roten heiligen Brücke sowie den Toshogu-Schrein in den Bergen des Nikko-Nationalparkes. Es ist etwas frisch geworden, es sind so um die 10 bis 12 Grad.
Die sehr weitläufige Anlage befindet sich eingebettet in einem imposanten Zedernwald (Japanische Zeder, auch Japanische Sicheltanne genannt). Für die Besichtigung benötigen wir mehrere Stunden und unsere Audioguides bewehren sich hier sehr gut. Mit dem Toshogu-Schrein wird der Samurai-Führer Tokugawa Ieyasu verehrt. Das Bemerkenswerte sind die vielen reich verzierten Gebäude mit zahlreichen Schnitzereien und meisterhaften Verzierungen (UNESCO-Weltkulturerbe). Hervorzuheben sind das Yomeimon-Tor als das am stärksten verzierte Tor in ganz Japan, der reich vergoldete innere Schrein (Okumiya), Schnitzereien von imaginären Elefanten, von einem Künstler geschnitzt, der niemals in der Realität einen Elefanten gesehen hat oder die berühmt gewordenen drei weisen Affen. Der erste Affe sieht nichts Böses, der zweite spricht nichts Böses und der dritte hört nichts Böses. Diese Schnitzerei ist Teil einer Bildserie am Stall des heiligen Pferdes.

Es besteht auch die Möglichkeit, verschiedene Tempel zu betreten (Schuhe ausziehen…) Dabei bekommen wir in einem Falle die japanische Gastfreundlichkeit zu spüren: als „Ausländergruppe“ bekommen wir vorrangigen Zutritt :-)
Im Prinzip werden fast an jeder Ecke und selbst in den heiligen Tempeln die bei den abergläubigen Japanern beliebten Glücksbringer verkauft. Da der gekaufte Wunsch nur ein Jahr hält, sind stetige Einnahmen gesichert…
Zurück in Tokio spendiert uns auch heute Abend das Hotel ein leckeres Abendmenü. Anschließend unternehmen einige Unternehmungslustige noch einen Ausflug, um vom Skytree Tokio bei Nacht zu bewundern.


5. Tag: Erkundung von Kamakura und Erlebnis Ryokan–Hotel

Samira hat heute Geburtstag. Bevor wir unser Hotel verlassen, singen wir ihr noch ein herzliches Happy Birthday.
Vorbei am Flughafen Haneda kommen wir nach Kawasaki und über die ca. 2 km lange und imposante Yokohama Bay Bridge nach Yokohama. Inzwischen hat es wie vorhergesagt angefangen, leicht zu regnen. Doch trotz Regen lassen wir uns die Freude bei unseren Besichtigungen in Kamakura nicht nehmen. Außerdem meint unser Busfahrer, dass wir mit dem Regen Glück haben, weil so weniger Besucher unterwegs sind und wir besser einen Parkplatz finden. Zunächst besuchen wir den Hasedera-Tempel mit einem sehr schönen und gepflegten japanischen Zengarten. Hier blühen die Kirschbäume und die ersten Azaleen. In kleinen Teichen tummeln sich Kois. Interessant sind auch die in den Fels gehauene Grotte, viele Details am Rande und die Aussicht auf den Pazifik.
Ein kurzer Spaziergang durch Kamakura führt uns zur zweitgrößten Buddha-Statue Japans. Die reichlich 11 Meter hohe Bronzestatue ist in eine schöne Anlage integriert und sogar von innen begehbar.
Zur Mittagszeit halten wir uns im Zentrum von Kamakura auf. Wir haben Glück, das zu dieser Zeit der Regen eine Pause macht. Blickfang ist eine mehrere hundert Meter lange Kirschbaumallee, welche auf einen Schrein zuführt. Die Kirschblüte hat hier Stufe 3 von 6 erreicht, also kurz vor der maximalen Blütenpracht :-) In der Parallelstraße befindet sich eine lange Fußgängerzone wo es neben diversen Geschäften auch eine große Auswahl an Speisen und Naschereien gibt.

Am Nachmittag erreichen wir unser Hotel in Yugawara. Ein freundlicher Mitarbeiter des Hotels ist mit seinem Regenschirm bemüht, dass wir beim Ausstieg aus dem Bus nicht nass werden. Den Check-In nutzen wir gleich noch, um Samiras Geburtstag zu würdigen. Bei unserem Hotel handelt es sich um ein traditionelles Ryokan. Die großen Zimmer sind mit dem Nötigsten ausgestattet und mit Tatami-Matten ausgelegt. Der Schlafplatz auf dem Boden, ein Futtonbett wird während des Abendessens bereit gemacht. Vor dem Abendessen nutzen die meisten von uns die nach Geschlechtern getrennten Onsen – heiße Thermalwasserbecken. Während unseres Aufenthaltes im Ryokan tragen wir das traditionelle Gewand Yukata. Mit dem Yukata erscheinen wir auch zum Abendessen, welches aus vielen traditionellen Spezialitäten besteht.


6. Tag: Von Yugawara nach Takayama

Zum Frühstück im Ryokan gibt es traditionelle und damit für uns sehr ungewohnte Speisen. Zur Abreise wird für uns der Straßenverkehr geregelt und ein Verabschiedungskomitee winkt uns zu :-)

Nach dem Dauerregen der letzten Nacht ist es noch bewölkt, aber wider Erwarten können wir unser Programm durchführen und müssen nicht auf die Schlechtwettervariante ausweichen. Über den Hakone Pass (845 m) erreichen wir den Ashi See (Lake Ashinoko). Mit der „Queen Ashinoko“, ein Ausflugsschiff im Stile eines Piratenschiffs, überqueren wir den Kratersee. Gleich neben dem Schiffsanleger können wir in die Gondelbahn steigen, welche uns auf etwas über 1.000 m zum Owakudani Tal befördert. Wie wir sehen und riechen können, ist das Tal geprägt von Schwefelquellen und -schloten. Der Verkaufsschlager sind gegarte schwarze Eier – beim Garen der Eier über dem Schweldampf färbt sich die Eischale schwarz. Der Verzehr eines Eis verlängert das Leben um 7 Jahre, sagt man (…fördert aber ganz bestimmt den Umsatz). Theoretisch könnte man von hier aus den Fuji sehen, doch dafür hängen die Wolken noch zu tief…

Am Nachmittag haben wir eine längere Fahrt Richtung Takayama. Es ist eine interessante und abwechslungsreiche Busfahrt. So durchqueren wir ein Tal, wo Obst angebaut wird. Die Pfirsiche stehen gerade in voller Blüte. Später nähern wir uns den Japanischen Alpen, wo wir dutzende Tunnel durchfahren. Wir sehen eine Skipiste, steil abfallende Berge, Flüsse und Stauseen. In den höheren Lagen kommen wir bei nur noch 5 Grad in eine Winterlandschaft. Nach Sonnenuntergang erreichen wir schließlich unser Hotel. Schlüsselausgabe und Informationen erhalten wir noch vorm Aussteigen im Bus. Mit einigen hungrigen Gästen suchen wir noch ein Restaurant mit freien Plätzen und werden letztendlich beim Inder fündig.


7. Tag: Erleben des urigen Takayamas sowie des UNESCO–Welterbe–Dorfs Shirakawago & Genuss eines Hida Abendessens

Der Tag beginnt mit einer Hiobsbotschaft – G. ist im Hotel ein Fenster auf den Fuß gefallen. Samira ist mit ihm im Hospital, wo ein Bruch festgestellt wird. Das bedeutet leider für ihn und R. den Abbruch der Reise. Im Laufe des Tages werden die ersten Schritte für die vorzeitige Heimreise eingeleitet.
Indes setzen wir unser Programm fort: Nach dem Frühstück laufen wir zum Morgenmarkt am Fluß und sehen uns die Stände mit regionalen Produkten von Bonsai über Trockenfrüchte bis allerlei Souvenirs an. Anschließend unternehmen wir mit dem Bus einen Abstecher nach Shirakawago. Die einstündige Fahrt verläuft hauptsächlich durch Straßentunnel und manchmal sind zwischen durch die Berge zu sehen. Bei sehr schönem Wetter besichtigen wir Shirakawago (UNESCO-Weltkulturerbe). Das malerisches Dorf mit Stroh gedeckten Bauernhäusern ist einerseits ein Museumsdorf, andererseits werden einige der traditionellen Häuser noch bewohnt. Im Prinzip erleben wir gerade Winter und Frühling zu gleich – da sind einerseits noch Schneereste am Wegesrand und weiße Berggipfel und andererseits blüht es bei frühlingshaften Temperaturen, darunter natürlich auch die beliebte Zierkirsche.

Nachmittags, zurück in Takayama, verabschieden wir unseren netten Busfahrer Herrn Iwasaki, der jetzt nach Tokio zurückkehren wird. Nach einer kurzen Pause im Hotel geht es noch einmal zu Fuß in die Altstadt. In der beliebtesten Ladenstraße des Viertels nahe der Nakabashi-Brücke laden viele Geschäfte zum Verweilen ein, darunter einige Sake-Läden, die mit kostengünstigen Kostproben die Kundschaft locken. Gleich in der Nähe, über den Fluß besichtigen wir schließlich noch das Historische Regierungshaus (Jinya).
Zum Abendessen sind wir in einem Restaurant, welches sich auf Hida-Rindfleich spezialisiert hat. Dabei handelt es sich um das Fleisch des japanischen Schwarzrindes, welches hohen Normen und Qualitätsstandards unterliegt. Das in dünne Scheiben geschnittene Rindfleisch bereiten wir auf dem Tischgrill selbst zu.


8. Tag: Fahrt mit dem Shinkansen–Schnellzug mit Zwischenstopp an der Burg von Himeji und Endstation Hiroshima

Heute werden wir erstmals mit der Eisenbahn unterwegs sein. Unsere Koffer werden separat nach Kyoto transportiert, während wir mit Handgepäck reisen.
Zunächst fahren wir mit dem „Limited Express“, eine Art Regionalzug durch eine abwechslungsreiche Bergwelt nach Nagoya. Der Zug verspätet sich um 15 Minuten, das heißt hier „erhebliche Verspätung“. Dennoch schaffen wir es in Nagoya, noch rechtzeitig in den Shinkansen umzusteigen. Am Bahnhof von Osaka verabschieden wir uns von G. und R. – gute Heimreise und gute Besserung! Ich selbst begleite beide noch ins Hotel in Osaka und nehme dann einen Zug, um zur Gruppe in Himeji aufzuschließen.
Die Stadt Himeji ist bekannt für seine imposante Burg, die Burg des weißen Reihers. Bereits wenn man den Bahnhof von Himeji verlässt, ist in einem Kilometer Entfernung die Burg nicht zu übersehen. Es ist Sonnabend, schönes Frühlingswetter und die Kirschbäume stehen in voller Blüte. Der Park um die Burg ist als ein besonders schöner Ort der Kirschblüte bekannt. So zieht es heute tausende Einheimische zur Burg. Aufgrund des großen Andrangs entfällt die geplante Burgbesichtigung. Statt dessen halten wir uns in den Außenanlagen auf und erfreuen uns an der Kirschblüte, der besonderen Atmosphäre und tollen Motiven. Dann geht’s auch schon weiter, zurück zum Bahnhof und weiter mit dem Shinkansen nach Hiroshima. In Hiroshima nehmen wir Taxis, um zum Hotel zu gelangen. Mit dem Hilton Hiroshima haben wir ein gutes Hotel mit komfortablen Zimmern in der 15. Etage.
Am Abend fahren wir wieder Taxi, es geht in ein Okonomiyaki-Restaurant. Okonomiyaki wird bei uns manchmal auch als „japanische Pizza“ bezeichnet. Es wird direkt am Tisch vor unseren Augen auf einer heißen Eisenplatte (Teppan) zubereitet. Wenn man so will eine Art Showkochen.


9. Tag: Erkundung der Insel Miyajima und ehrwürdiger Besuch des Friedensparks Hiroshima

Es ist Sonntag, aber ausschlafen geht nicht, denn auf uns wartet ein langer und ereignisreicher Tag. Schon kurz nach sieben Uhr starten wir mit Taxis, zunächst zum Bahnhof, um nicht benötigtes Handgepäck in Schließfächern zu deponieren und um letztendlich zur Fährstation am Motoyasu Fluss zu gelangen. Von hier aus setzen wir mit der Fähre zur Insel Miyajima über.
Miyajima ist besonders, ich denke, sie wird zu Recht zu den schönsten Landschaften Japans gezählt. Auf der grünen und hügeligen Insel läuft zahmes Rotwild frei umher. Berühmt ist der Itsukushima-Schrein mit dem (bei Flut) im Meer stehenden rot-orangen Torii. Das Torii, also das symbolische Eingangstor des Schreins, ist das Fotomotiv – im Itsukushima-Schrein stehen hunderte von Japanern geduldig in einer langen Schlange an, nur um das ultimative Foto zu schießen… Nach der Besichtigung des Schreins erkunden wir die Insel individuell. Mich zieht es hinauf in die Hügel, wo Kirschbäume in voller Blüte stehen und man eine gute Aussicht genießen kann. Sicher könnte man auf Miyajima noch viel unternehmen. Doch bevor die Ebbe kommt, müssen wir mittags mit der Fähre wieder zurück.

Den Nachmittag verbringen wir im Friedenspark von Hiroshima. Verschiedene Monumente wie die Atombomben-Kuppel, das Kinderdenkmal, die ewige Flamme oder das Gedenkmuseum erinnern an das schreckliche Ereignis vom 6. August 1945 und machen nachdenklich. Der Friedenspark ist Erinnerungsort, Mahnmal, ein Wahrzeichen für den Frieden aber auch ein Naherholungsgebiet für die Bewohner Hiroshimas. Und das kann man an diesem Frühlingssonntag auch gut erleben: die Einheimischen erfreuen sich an den blühenden Kirschbäumen. Am Ufer des Motoyasu Flusses drängen sich viele Japaner unter einer langen Allee mit Kirschbäumen. Hier werden Selfies gemacht, Blüten fotografiert und vor allem setzt man sich zum Picknick unter einen blühenden Kirschbaum…wenn man noch einen Platz findet.

Unser nächstes Ziel: Kyoto, die alte Kaiserstadt. Dort warten auf uns heute ein Bett und unsere Koffer. Mit der Straßenbahn begeben wir uns vom Friedenspark zum Bahnhof von Hiroshima. Von hier sind es 90 Minuten mit dem Shinkansen nach Kyoto. Der Bahnhof von Kyoto hat eine moderne, futuristisch anmutende Architektur. Wir teilen uns hier auf: Einige fahren mit Samira mit Taxen zum Hotel, einige bleiben mit mir noch im Bahnhof und gehen in die kleine Ramen-Straße in der 10. Etage zum Abendessen.


10. Tag: Erkundung der Kaiserstadt Kyoto, Teilnahme an einer traditionellen Tee–Zeremonie und Besuch eines illuminierten Tempelgartens

Es heißt, in der alten Kaiserstadt sind über 2.000 Tempel, Schreine und Pagoden zu finden. Bei meiner Reisevorbereitung stieß ich auf den Begriff „Versailles des Fernen Ostens“ und das historische Zitat „selbst wenn ich in Kyoto bin und den Ruf des Kuckucks höre, habe ich Sehnsucht nach Kyoto“ (Verfasser ist mir nicht bekannt).
Wir konzentrieren uns heute Vormittag auf drei historische Tempel bzw. Schreine: Zunächst sind wir im Ryoanji-Tempel. Dieser hat einen weitläufigen gepflegten Garten und einen großen Teich sowie den für die Anlage bekannten Zen-Garten. Außer uns sind hier nur wenige Besucher. Das ist im folgenden buddhistischen Kinkaku-ji Tempel ganz anders. Der als „Goldene Pavillon“ bekannte Tempel steht bei Touristen offensichtlich hoch im Kurs. Allerdings ist der großflächig mit Blattgold überzogene Tempel, eingebettet in eine Landschaft mit Teich und üppigem Grün auch wirklich ein Juwel. Samira meinte, dass einmal ein Priester von der Schönheit so überwältigt war und den Anblick nicht mehr ertragen konnte, dass er ihn in Brand setzte (1950). Zum Glück wurde der Goldene Pavillon wieder aufgebaut. Schließlich besuchen wir noch den Heian-Schrein. Bei dem Shinto-Schrein handelt es sich teilweise um eine Rekonstruktion eines alten Kaiserpalastes. Die weitläufige Anlage mit seinen knallroten, monumentalen Gebäuden erinnert mich entfernt an die Verbotene Stadt in Peking. Und tatsächlich wurde die Architektur des Heian-Schreins durch China geprägt.

Die Mittagszeit verbringen wir in der Innenstadt im berühmten Nishiki-Markt. Der Nishiki-Markt ist eine historische, überdachte Einkaufspassage, welche vor allem aus Imbissständen und Restaurants besteht. Hin und wieder gibt es auch eine Sake-Probe zum Essen. Nachmittags besuchen wir in der Nähe des Marktes eine japanische Teezeremonie. Dabei geht es um den berühmten Matcha-Tee. Matcha ist ein zu Pulver vermahlener grüner Tee. Er entwickelt in der Tasse eine frische und intensive grüne Farbe.

Zum Tagesausklang beginnt es wieder an zu regnen. Mit Taxen fahren wir zum Kodaiji Zen Tempel, um mit Regenschirm ausgerüstet, die besondere Abendbeleuchtung zu erleben.


11. Tag: Tierische Bekanntschaften und größter Bronzebuddha der Welt in Nara

Die letzte Nacht gab es Dauerregen. Aber wir haben Glück, jetzt da wir starten, hat der Regen gerade aufgehört. Ziel unseres letzten Ausflugtages ist Nara. Nara war im 8. Jahrhundert Hauptstadt Japans und kann aus dieser Zeit bedeutende Tempelanlagen und Kunstwerke vorweisen. Untrennbar mit Nara verbunden sind die zutraulichen, aber wild lebenden Sikahirsche. Schon kurz nach unserer Ankunft mit der Bahn in Nara begegnen uns auf dem Fußweg die ersten Hirsche. Auch später im Nara-Park treffen wir immer wieder auf sie. Viele von ihnen haben die Eigenheit, dass sie sich dreimal verbeugen, bevor sie einen Hirsch-Cracker bekommen. Übrigens ist der Tempel einer Gottheit gewidmet, die auf einem heiligen Hirsch nach Nara gekommen sein soll. Deshalb werden die Tiere verehrt und genießen einen besonderen Status. An diesem Vormittag besichtigen wir natürlich auch den bekanntesten Tempel, den Todaiji-Tempel, größte Holzgebäude der Welt und Standort der größten bronzenen Buddhastatue der Welt.

Zurück in Kyoto legen wir eine Pause im Hotel ein. Am Abend fahren wir mit der Metro zu unserem letzten gemeinsamen Abendessen in ein Restaurant neben dem Hauptbahnhof. Noch einmal genießen wir japanische Köstlichkeiten mit Stäbchen. Als Andenken bekommt noch jeder ein paar dekorierte Stäbchen.
In der Hotellobby versammeln wir uns noch einmal, um uns bei Samira für ihre hervorragende Reiseleitung zu bedanken. Mit ihrem Insiderwissen und vielen Erzählungen über persönliche Erfahrungen hat Samira unsere Reise auf ihre liebenswerte Art maßgeblich bereichert. Von ihren fundierten Kenntnissen zur Sprache, zu Land und Leuten konnten wir alle profitieren. Ich bin beeindruckt, auf welch hohem Niveau Samira Japanisch beherrscht. Samiras angenehme Stimme im Ohr (über Audioguide) werde ich spätestens bei meinem nächsten Japanbesuch schmerzlich vermissen. So, nun ist es aber schon spät, der Koffer muss noch gepackt werden und wir müssen morgen früh aufstehen.


12. Tag: „Einmal rum“

Um 4.00 Uhr am Morgen verlassen wir Kyoto mit dem Bus Richtung Osaka. Der Inlandsflughafen der Millionenmetropole Osaka scheint mir etwas provinziell – erst müssen wir mal den Eingang suchen, dann am Eingang warten, bis 5.30 Uhr aufgeschlossen wird. Am Schalter dann bekommen wir als Gruppe eine Sonderabfertigung. Wie wir schon auf unserer Reise bemerkt haben, ist im Hochtechnologieland Japan nicht immer alles digital. So sind unsere Bordkarten in einer Holzbox alphabetisch sortiert noch ganz analog für uns vorbereitet.
An dieser Stelle müssen wir uns nun leider von Samira verabschieden. Alles Gute für Dich und hoffentlich auf ein Wiedersehen.
Mit einer Triple 7 der ANA (All Nippon Airways) fliegen wir zunächst eine Stunde bis nach Tokio. Dabei ist auf der linken Seite wieder wunderbar der Fuji zu sehen. Das Umsteigen am Tokioter Flughafen braucht Zeit und man muss aufpassen…einmal nicht abgebogen und schon kann man nicht mehr zurück, aber es wird einem geholfen…
Dann starten wir von Tokio Richtung Deutschland. Genau genommen ist es kein Rückflug, sondern ein Weiterflug, weiter nach Osten, also „einmal rum“ so zu sagen bis wir wieder am Ausgangspunkt München ankommen. Es ist eine geographisch interessante Route über die Beringstraße, die Datumsgrenze, das Nordpolarmeer und die Nordspitze von Grönland, um schließlich über den Nordatlantik nach Europa zu kommen. Nach über 13 Flugstunden und mehr als 12.700 km landen wir (dank Datumsgrenze) noch am selben Tag in München. Ein Tag an dem es scheint, dass die Sonne nie unter geht. Wir landen am frühen Nachmittag etwas vorfristig in München. Als wir in der Parkposition länger warten müssen, bis der Rüssel angedockt wird, meint der Pilot, dass eine zeitige Landung nicht zwangsläufig eine pünktliche Ankunft bedeuten muss…


Schlusswort

Eine intensive, erlebnisreiche Reise geht zu Ende. Mit unglaublich vielen Eindrücken und hunderten von Kirschblütenfotos kehren wir zurück. Mich hat Japan fasziniert. Wie sich doch das Leben der Japaner von dem unsrigen unterscheidet. Ich denke da an eine intensive Rücksichtnahme und Disziplin, andere Menschen nicht stören oder behindern, ich denke an eine Servicementalität, wo der Kunde sich wie ein König fühlt, ich denke an schwierige Arbeitsbedingungen, an eine starke Hilfsbereitschaft gerade gegenüber Ausländern und ich denke an Samira, die uns ihr geliebtes Japan auf ihre charmante du liebenswerte Art näher gebracht hat und damit auch unser Bild von Japan geprägt hat. Dafür ganz ganz herzlichen Dank!
Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass zwei Gäste vorzeitig zurückkehren mussten. Ich wünsche G. gute Besserung und hoffe, dass Du bald voll einsatzfähig bist.
Es war mir eine Freude, mit Euch gemeinsam dieses faszinierende Land kennenzulernen. Ich wünsche Euch allen Gesundheit und alles Gute. Es würde mich freuen, wenn wir uns mal wiedersehen.
Euer Frank

Kommentare zum Reisebericht

Lieber Frank,

Vielen Dank für die schöne Reise mit den tollen Erlebnissen und den umfangreichen Reisebericht.
Das hast du wirklich sehr ausführlich beschrieben. Es bleibt einen ja doch nicht alles im Gedächtnis.
Wir freuen uns schon auf die nächste Reise mit dir.

Herzliche Grüße aus Chemnitz senden dir

Uwe und Rita

Rita und Uwe Püschner
28.04.2024