Reisebericht: Rundreise West–Kanada und Kreuzfahrt Alaska

09.09. – 24.09.2018, 16 Tage Rundreise in Kanadas Westen + Kreuzfahrt mit Norwegian Cruise Line nach Alaska: Calgary – Rocky Mountains – Vancouver – Inside Passage – Juneau – Ketchikan – Skagway – Anchorage


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Auf dieser Reise wollen wir den Westen Kanadas und den südlichen Teil Alaskas erkunden - zunächst per Bus und dann an Bord der "Emerald Princess". Wir freuen uns auf tolle Landschaften und viele Tiere.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 09.09.2018): Ankunft in Calgary

Gespannt warte ich am Flughafen von Calgary auf meine neuen Gäste. Erst gestern hatte ich mich in Vancouver von meiner letzten Gruppe nach 14 gemeinsamen Tagen in West-Kanada verabschieden müssen. Meine neuen Gäste werden mir von meiner sehr lieben Kollegin Marianne sozusagen „mitgeliefert". Auf den ersten Blick sehen alle sehr lieb und freundlich aus - ein bisschen Müdigkeit in den Knochen nach dem langen Flug sei durchaus gestattet. Um diese zu vertreiben, machen wir nach dem Check-In im Hotel in der Innenstadt von Calgary noch einen kleinen Spaziergang. Wie für junge nordamerikanische Städte üblich, ist hier am Sonntagnachmittag bzw. -abend nicht besonders viel los. Das Stadtbild wird von modernen Hochhäusern mit viel Glas und Beton geprägt, in denen hauptsächlich Banken und Ölfirmen residieren. Dazwischen finden wir auch ein paar ältere Bauten - eine Kirche oder eine alte Feuerwehrstation. In der Fußgängerzone stoßen wir auf ein Kaufhaus der Hudson Bay Company; ein Name, der uns noch mehrmals auf dieser Reise begegnen wird, da die ehemaligen Pelzhandelsgesellschaften gerade im Westen maßgeblich zur Erschließung des Landes beigetragen haben. Wir machen einen kurzen Abstecher zum Calgary Tower. Der 190,8 m hohe Aussichtsturm wurde 1967 anlässlich des 100. Geburtstags Kanadas von einer Immobilienfirma in Zusammenarbeit mit einem Ölunternehmen errichtet. Wenig später erreichen wir das erklärte Ziel des kurzen Spaziergangs: die Olympic Plaza vor dem Rathaus im Herzen der Stadt. Hier wurden 1988 während der Olympischen Winterspiele die Medaillen vergeben. Auf dem Rückweg werfen wir einen Blick auf die unweit vom Hotel gelegene Chinatown, bevor wir uns zum ersten gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant einfinden.

2. Tag (Montag, 10.09.2018): Fahrt in die Rocky Mountains – Banff–Nationalpark – Lake Louise

Nach dem Frühstück holt uns unser neuer Fahrer Toni in einem noch sehr neuen, komfortablen Bus vom Hotel ab. Er wird uns bis nach Seattle begleiten. Das erste Ziel, das ich ihm vorgebe, liegt allerdings nicht weit entfernt: Fort Calgary. Auf dem Gelände des heutigen Museums begann 1875 mit der Gründung eines Forts durch die North-West Mounted Police an der Mündung des Elbow in den Bow River die Geschichte der Stadt Calgary. Die berittene Polizei sollte vor allem den illegalen Whiskeyhandel durch amerikanische Schmuggler unterbinden, was ihr auch mit großem Erfolg gelang. An das Fort erinnern heute nur noch ein Nachbau eines Barackengebäudes, die angedeuteten Palisaden und ein Reiterdenkmal, das dem zweiten Kommandanten der Polizeieinheit gewidmet ist, der auch dem Fort und damit der Stadt den Namen gab. Calgary ist international bekannt durch die Calgary Stampede, ein großes jährliches Volksfest und größte Rodeoshow der Welt. Auf dem Veranstaltungsgelände machen wir einen Fotostopp und sehen u. a. auch die Multifunktionsarena Scotiabank Saddledome, Heimat der Eishockeymannschaft Calgary Flames. Ein Besuch des Olympiaparks außerhalb von Calgary rundet unsere Stadtbesichtigung ab. 1988 wurden hier die Rennrodel-, Bob- und Skisprung-Wettbewerbe ausgetragen. Auf dem Transcanada Highway geht es nun Richtung Westen, in die Rocky Mountains. Unser erstes Ziel in den Bergen ist die Stadt Banff, in der sich auch unser Hotel befindet. Doch wir wollen noch lange nicht einchecken, sondern heute noch ausgiebig den Banff- und Yoho-Nationalpark erkunden! Wir beginnen mit zwei Sehenswürdigkeiten innerhalb der Ortschaft. Das Banff Springs Hotel ist das wohl berühmteste Luxushotel in den Rocky Mountains, das von der Canadian Pacific Railway erbaut wurde. Heute werden die berühmten Eisenbahnhotels von der Fairmont-Kette betrieben. Unterhalb des Hotels befinden sich die Bow Falls, an denen wir einen weiteren Fotostopp einlegen. Anschließend haben wir einen Termin an der Talstation der Banff Gondola, einer Seilbahn, die uns hinauf auf den Sulphur Mountain (2451 m) bringt. Der Name verweist auf die heißen Schwefelquellen, die nicht nur dem Berg seinen Namen gaben, sondern auch zur Entstehung des ersten kanadischen Nationalparks führten. Oben angekommen lernen wir jedoch das erste Mal auf dieser Reise, wie unberechenbar das Wetter in den Bergen sein kann, denn es ziehen nicht nur dunkle Regenwolken auf, die uns die Sicht versperren, nein, es beginnt tatsächlich auch zu schneien! Zumindest ist die Cafeteria geöffnet, und wir können uns für die zweite Tageshälfte stärken. Das Pech verfolgt uns aber leider noch weiter am heutigen Tag. Unseren geplanten Abstecher in den Yoho-Nationalpark müssen wir abbrechen, da der Highway aufgrund eines Unfalls gesperrt ist. Kurzerhand fahren wir dann heute schon zum Lake Louise. Aufgrund seiner markanten Farbe hat es der Gletschersee zum berühmtesten Ausflugsziel und Fotomotiv der Rocky Mountains gebracht. Unser Glück kehrt ein bisschen zurück, denn wir können ohne nass zu werden an den Ufern des Sees spazieren, schöne Fotos machen und einen Blick in das Château Lake Louise werfen, ein weiteres Fairmont-Luxushotel. Der Regen kehrt erst zurück, als die Abfahrtszeit fast gekommen ist. Nur meine geplante Vorstellungsrunde fällt vorerst ins Wasser. Zurück in Banff fahren wir noch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus wir eine gute Aussicht auf das Banff Springs Hotel haben. Einchecken tun wir dort leider nicht, sondern in der Caribou Lodge direkt an der Banff Avenue. Beim Abendessen in einem nahe gelegenen Restaurant werden wir u. a. von einer jungen Frau namens Heidi bedient, einer echten Olympia-Teilnehmerin! Sie startete in Sotschi für Kanada und jobbt nun nebenbei im Restaurant ihrer Familie, während sie sich auf ihr Studium vorbereitet.

3. Tag (Dienstag, 11.09.2018): Yoho–Nationalpark – Panorama–Fahrt auf dem Icefields Parkway – Jasper

Wir starten unseren zweiten Anlauf für den Besuch im Yoho-Nationalpark. Dieser schließt sich direkt im Westen an den Banff-Nationalpark an, liegt aber schon in British Columbia. Die Straße wurde über Nacht geräumt, sodass wir diesmal durchkommen und zu den Spiral Tunnels fahren können. Als die Bahnstrecke durch die Berge eröffnet wurde, war das Gefälle viel zu steil. Es kam zu mehreren Unfällen, bei denen die Dampfloks entgleisten und auch Todesopfer zu beklagen waren. Deshalb baute man spiralförmige Tunnel, die zwar die Fahrstrecke verlängerten, das Gefälle aber auf 2,2 % reduzierten. Als die Tunnel 1909 für den Bahnverkehr freigegeben wurden, galten sie als technische Meisterleistung. Da die Züge in Kanada weit mehr als 100 Waggons haben, kommt es nicht selten vor, dass sie sich selbst auf der Fahrt durch die Tunnel über- bzw. unterqueren. Wir fahren noch ein Stückchen weiter zum Emerald Lake. Hier holen wir erst einmal die gestern wetterbedingt ausgefallene Vorstellungsrunde nach. Der Name des Sees verweist auf seine smaragdgrüne Farbe. Das auf einer Insel gelegene Lodge-Hotel und die umliegenden Berge machen ihn zu einem wunderschönen Fotomotiv - er braucht sich vor dem Lake Louise nicht zu verstecken. Nach einem weiteren Stopp an der Natural Bridge - einer natürlichen Steinbrücke über den Kicking Horse River - bringt uns Toni vorerst zurück nach Alberta. Dort wartet heute noch der 230 Kilometer lange Icefields Parkway auf uns, der als eine der schönsten Panoramastraßen der Welt gilt. Er ist bekannt für seine schneebedeckten Berggipfel und seine vielen Gletscherseen, darunter auch der Bow Lake und der Peyto Lake, an denen wir jeweils eine kleine Pause machen. Höhepunkt ist jedoch die Fahrt mit dem Snow Coach auf den Athabasca Glacier, der Teil des riesigen Columbia Icefields ist. Ganz langsam rollt der Bus mit den mannshohen Reifen die Seitenmoräne des Gletschers hinunter und ebenso langsam geht es auf den eigentlichen Gletscher hinauf. Hier zeigt sich das Wetter für uns heute von seiner besten Seite, denn wir können auf dem Eis bei strahlendem Sonnenschein wunderschöne Fotos machen. Nach einem anschließenden Spaziergang an den Athabasca Falls erreichen wir am frühen Abend unser Hotel kurz vor Jasper und beziehen unsere Bungalows. Womit wir alle auf dieser Reise nicht gerechnet haben: Schneefall im September. Als wir hinüber ins Hotelrestaurant zum Abendessen gehen, spüren wir die sanfte Berührung von Schneeflocken auf unseren Wangen und Nasenspitzen. Außerdem sehen wir noch eine Wapiti-Hirschkuh, die sich von einem Rudel Wölfe verfolgt in den Athabasca River rettet. Im eiskalten Wasser wartet sie ab, bis die Gefahr vorüber ist. Wir hoffen, dass die Wölfe wirklich abgezogen sind und sie heute dem Tod noch einmal entkommen ist.

4. Tag (Mittwoch, 12.09.2018): Maligne–Canyon und Maligne–See im Jasper–Nationalpark – Aufenthalt in Jasper

Heute besichtigen wir einen weiteren Teil des Jasper-Nationalparks, der parallel zum Icefields Parkway verläuft. Entlang des Maligne River wollen wir zunächst durch den Maligne Canyon wandern und uns dann zum Maligne Lake vorarbeiten. Wohl keiner von uns hat allerdings damit gerechnet, dass wir im September in den Rocky Mountains richtigen Winterurlaub machen! Über Nacht hat sich die ganze Gegend um Jasper in ein wahres Winterwunderland verwandelt. Jetzt fehlt eigentlich nur noch die passende Weihnachtsmusik... Kein Wunder also, dass wir den Maligne-Canyon fast für uns alleine haben. Im Laufe der Zeit hat sich der Maligne River hier tief in den Fels hineingeschnitten und einen sehr eindrucksvollen Canyon geschaffen. Gut eine Stunde dauert unser Spaziergang durch den verschneiten Wald, bei dem wir an verschiedenen Stellen einen Blick hinunter auf die durch den engen Canyon tosenden Wassermassen werfen können. Nur wenige Kilometer entfernt, am Medicine Lake, ist von Winter noch nicht viel zu sehen. Dieser See ist geologisch ausgesprochen interessant, weil er keinen überirdischen, sondern nur einen unterirdischen Abfluss hat, der sich in eines der größten zusammenhängenden Höhlensysteme der Welt ergießt. Der Wasserstand des Sees schwankt im Laufe des Jahres abhängig von der Zuflussmenge sehr stark. Jetzt im September hat der Pegel einen sehr niedrigen Stand erreicht. Auf der Weiterfahrt zum Maligne Lake sehen wir vom Bus aus drei Elche im Wald unweit der Straße. Wir haben wirklich großes Glück, diese scheuen Tiere zu Gesicht zu bekommen. Doch es kommt noch besser: Während wir mit dem Ausflugsboot zur berühmten Spirit Island fahren, sehen wir drei Weißwedelhirsche, die hinter uns durch den eiskalten See schwimmen! Die geheimnisumwitterte (Halb-)Insel „Spirit Island" ist für die Indianer ein geschütztes Heiligtum und dank der eindrucksvollen Bergkulisse gleichzeitig eines der am meisten fotografierten Motive der kanadischen Rocky Mountains. Nun beginnt es auch am Maligne Lake zu schneien. Nach einer Mittagspause in der Cafeteria machen wir uns auf den Rückweg nach Jasper. Kurz vor Jasper sehen wir auf einer verschneiten Wiese noch ein paar Wapitis grasen. Angesichts des Wetters gucken sie ähnlich verwundert wie wir. Am Pyramid Lake versuchen wir noch weitere Tiere zu finden, doch eine einsame Ente ist unsere einzige Ausbeute. In Jasper machen wir eine ausgedehnte Pause, damit meine Gäste in Ruhe ein paar Besorgungen machen oder auch mal zur Bank oder Post gehen können. Jasper ist deutlich kleiner als Banff und nicht ganz so touristisch. Es geht wie viele kanadische Orte im Westen auf einen Handelsposten der Hudson's Bay Company zurück. Nachdem auch ich meine Einkäufe erledigt habe, gönne ich mir in einem Café eine heiße Schokolade und beobachte beim Blick aus dem Fenster, wie draußen ein richtiger Schneesturm tobt. Da fahren wir dann auch lieber zurück in unser Hotel, wo wir uns bei einer heißen Dusche oder am Kamin aufwärmen können. Später werden wir dann noch einmal mit einem sehr guten Abendessen verwöhnt.

5. Tag (Donnerstag, 13.09.2018): Weiterreise nach British Columbia

Heute können wir etwas länger schlafen, denn in British Columbia müssen wir die Uhren später wieder eine Stunde zurückstellen. Bevor wir aufbrechen, gibt es noch einen Geburtstag zu feiern. Deshalb lade ich meine Gäste auf mein Zimmer ein. Mit Schokoladen-Käsekuchen und kanadischem Whiskey mit Ahornsirup stoßen wir auf das Geburtstagskind an. Danach verlassen wir den Jasper-Nationalpark und damit die Provinz Alberta auf dem Yellowhead Highway in Richtung Westen. Auf der anderen Seite der kontinentalen Wasserscheide ändert sich das Wetter sehr drastisch - Schnee und Kälte lassen wir hinter uns. Der erste Stopp des heutigen Tages erfolgt am Fuße des Mount Robson. Der Gipfel des mit 3.954 m höchsten Berges der kanadischen Rocky Mountains ist heute leider nicht vollständig zu sehen, gleichzeitig lassen uns die vielen Lücken in der Wolkendecke dessen Gestalt und Größe erahnen. Das Wetter wird besser und besser, und bei unserer Mittagspause in einem typischen kanadischen Landrestaurant steht keine Wolke mehr am Himmel. Wenig später erreichen wir schon das Örtchen Clearwater, in dem wir heute übernachten werden. Den Nachmittag verbringen wir im Wells Gray Provincial Park mit der Besichtigung dreier jeweils sehr unterschiedlicher, aber sehr schöner Wasserfälle. Die Dawson Falls werden auch die kleinen Niagara-Fälle genannt und stürzen auf einer Breite von 90 Metern bis zu 15 m in die Tiefe. An den Helmcken Falls fällt der Murtle River dann weitere 141 m nach unten. Der spektakuläre, nach dem deutschstämmigen britischen Arzt John Sebastian Helmcken benannte Wasserfall ist der vierthöchste in Kanada und nur über eine schmale, schwer anzusteuernde Holzbrücke zu erreichen. Unser Fahrer Toni bringt uns aber jeweils sehr souverän auf die andere Seite. Auch der dritte Wasserfall im Bunde, der Spahat-Wasserfall, ist sehr schön, denn er kommt aus einer schmalen Felsspalte herausgeschossen. Wir genießen den warmen Sonnenschein und den blauen Himmel, und fahren am späten Nachmittag glücklich zurück nach Clearwater.

6. Tag (Freitag, 14.09.2018): Hat Creek Ranch – Wintersportort Whistler

Auf den Spuren der Abenteurer, Pelzjäger, Goldsucher und ersten Siedler fahren wir mit unserem Wagen (Bus) immer weiter Richtung Westen. Dabei verlassen wir die Berge vorerst und erreichen das Interior Plateau, eine riesige Hochebene im Inneren der Provinz British Columbia. Die Landschaft verändert sich deutlich. Während wir zunächst noch Hügelland und Wälder durchqueren, fahren wir nach unserem kurzem Stopp am Eisenbahnmuseum in Kamloops nur noch durch eine trockene Halbwüste. Dabei überqueren wir sowohl den Thompson als auch den Fraser River. Beide wurden nach Entdeckern der North West Company benannt, einer Pelzhandelsgesellschaft aus Montréal, die auf der Suche nach einer schiffbaren Handelsroute zum Pazifik war. Das Unternehmen wurde später mit der konkurrierenden und weitaus bekannteren Hudson's Bay Company zwangsfusioniert. Auf dem Weg nach Whistler besuchen wir die Hat Creek Ranch und tauchen in die Zeit des großen Goldrauschs ein. Ursprünglich war die Ranch nämlich ein Road House, also ein Hotel entlang der Straße zu den großen Goldfunden in den Caribou Mountains. Wer dorthin wollte, musste hier absteigen, sofern er es sich denn leisten konnte. Bezahlt wurde mit Goldnuggets - Wechselgeld gab es nicht. Wir fühlen uns wirklich in der Zeit zurückversetzt und dürfen sogar mit einer alten Postkutsche fahren. Hier könnte man auch sofort einen Western drehen! Im Joffre Lakes Provincial Park machen wir unterwegs noch einen kleinen Zwischenstopp und laufen zum ersten der drei kleinen Seen. Dann haben wir den Wintersportort Whistler erreicht. (Als wir uns zum Rundgang durch den Ort treffen, wundern wir uns alle über die Whirlpools direkt neben unseren Hotelbetten.) Während der Olympischen Winterspiele 2010 wurde in Whistler ein großer Teil der Wettbewerbe ausgetragen. Auch Whistler hat daher einen Olympic Plaza, auf dem die Medaillen verliehen wurden. Am anderen Ende der Fußgängerzone sind die Seilbahnen und Sessellifts, die die sportbegeisterten Touristen hinauf auf die Berge bringen. Außerhalb der Skisaison ist Whistler ein beliebter Ort für Mountainbiker. Das Abendessen beim Italiener direkt neben dem Hotel ist wirklich vorzüglich und auch der Wein wird von meinen Gästen heute sehr gelobt.

7. Tag (Samstag, 15.09.2018): Weiterfahrt zum Pazifik und Stadtrundfahrt Vancouver

Nach dem Frühstück, das wir außerhalb des Hotels in einem Restaurant an den Seilbahnstationen einnehmen, verlassen wir Whistler, um auf dem Sea-to-Sky Highway das letzte Teilstück bis zur Pazifikküste zurückzulegen. Wie vom Wetterbericht vorhergesagt, beginnt wenig später ein heftiger Regenschauer, sodass ich nur wenige Gäste motivieren kann, den Bus zu verlassen und mit mir die Shannon Falls anzuschauen. Als wir Vancouver am frühen Mittag erreichen, hat der Regen zum Glück nachgelassen. Dennoch ist die Aussicht auf die Skyline vom Queen Elizabeth Park aus heute nicht besonders gut - schade! Der Park südlich des Stadtzentrums wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs angelegt und ist wirklich sehr schön anzuschauen. Auf dem Rückweg zum Bus treffen wir auf eine Hochzeitsgesellschaft und bewundern die schönen Kleider und Anzüge. Bevor wir die Erkundung der kanadischen Metropole am Pazifik fortsetzen, gebe ich zur Stärkung im Bus eine Runde Nanaimo Bars aus, sehr kalorienreiche Schokoladenküchlein mit Kokosraspeln und einer Cremefüllung. In der Chinatown von Vancouver machen wir einen kleinen Spaziergang durch den Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden und fotografieren das schmalste Haus der Stadt. Gastarbeiter aus China wurden im 19. Jahrhundert vor allem zum Bau der Eisenbahn ins Land geholt, sahen sich später aber vielen rassistischen Vorurteilen und Übergriffen ausgesetzt. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielten sie die vollen Bürgerrechte. Heute sind wiederum die reichen Investoren aus China das neue (alte) Feindbild. Das Viertel „Gastown" mit seinen denkmalgeschützten Gebäuden ist der historische Altstadtkern Vancouvers. Absoluter Besuchermagnet ist die alte Dampfuhr, die jede Viertelstunde die Westminster-Melodie ertönen lässt. Der Stanley Park ist die grüne Lunge von Vancouver und ein beliebtes Naherholungsgebiet. Von hier aus führt die berühmte Lionsgate Bridge nach North Vancouver, die von der Guinness-Familie aus Irland finanziert wurde. Im Park sind auch einige Totempfähle ausgestellt, die von First Nations aus der Region stammen. Gegen 15 Uhr erreichen wir dann unser Hotel mitten in Downtown Vancouver. Bis zum Abschiedsabendessen im hoteleigenen Steak House können meine Gäste die Innenstadt nun auf eigene Faust erkunden.

8. Tag (Sonntag, 16.09.2018): Fahrt nach Seattle und Beginn der Kreuzfahrt nach Alaska

Mit einem Abschiedsumtrunk in meinem Hotelzimmer (d. h. der Vernichtung des letzten Whiskeys) verabschieden wir uns am Morgen von Vancouver und aus Kanada. An der Grenze zu den USA herrscht mittelgroßer Andrang, weshalb wir etwas warten müssen. Die Einreise selbst verläuft hingegen zügig und unspektakulär - wir werden sogar von den Beamten herzlich willkommen geheißen. Dies überschneidet sich mit meinen früheren Erfahrungen, wonach vor allem die Einreise auf dem Luftweg an den großen Flughäfen problematisch sein kann. Bis zum Terminal nach Seattle sind es nun noch ungefähr zwei Stunden Fahrt. Diese führt uns unter anderem an Everett vorbei. Hier befindet sich das dem Volumen nach zweitgrößte Gebäude der Welt - die Endmontagehalle der Firma Boeing, aus der auch die Dreamliner-Maschinen von Air Canada stammen. Seattle liegt am Puget Sound, einem Fjord, der sich in Nord-Süd-Richtung weit ins Landesinnere erstreckt. Als wir zum Hafen abbiegen, können wir zum ersten Mal die Skyline und die Space Needle sehen. Kurz nach 13 Uhr erreichen wir dann das Kreuzfahrtterminal und verabschieden uns von unserem Fahrer Toni, der seinen Job wirklich immer sehr freundlich und hochprofessionell ausgeübt hat. Im Terminal werden wir sehr zügig durchgeschleust und stehen schon bald an Bord der „Emerald Princess". Unsere Kabinen können wir bereits beziehen, und nach der obligatorischen Seenotrettungsübung steht es uns frei, das Schiff zu erkunden. Um 16 Uhr wird der Anker gelichtet und unser schwimmendes Hotel beginnt seine Reise durch den Puget Sound bis zum Pazifik. Vom Deck aus können wir einen Blick zurück auf die Skyline von Seattle werfen. Nach dem Ablegen organisiere ich uns unseren Stammtisch im Restaurant für das tägliche gemeinsame Abendessen. Da der Tag wegen der vielen formalen Programmpunkte heute etwas anstrengender war, lassen wir uns am Abend besonders gern verwöhnen.

9. Tag (Montag, 17.09.2018): Erster Seetag – Erkundung unseres neuen Zuhauses

Während das Schiff Vancouver Island umrundet, nutzen wir den ersten vollen Tag an Bord, um unser neues Zuhause zu erkunden, d. h. natürlich vor allem die Cafés und Restaurants, den Spa-Bereich und andere Freizeitangebote. Am Vormittag unternehme ich deshalb mit meinen Gästen einen Rundgang durch das Schiff. Wir beginnen ganz unten bei der Krankenstation (die wir zum Glück während der ganzen Reise nie aufsuchen müssen) und arbeiten uns dann Deck für Deck bis ganz nach oben durch. Am Nachmittag biegt die Emerald Princess in die Inside Passage ab und nimmt zwischen der Inselgruppe Haida Gwaii und dem kanadischen Festland Kurs auf Alaska. Wir genießen die Erholung an Bord und treffen uns einerseits entspannt, andererseits sehr gespannt auf Alaska zum Abendessen im Restaurant „Botticelli" wieder.

10. Tag (Dienstag, 18.09.2018): Ketchikan, Alaska

Schon früh am Morgen läuft die Emerald Princess unseren ersten Zielhafen in Alaska an. Ketchikan begann als kleiner Fischereihafen, in dem Lachs verarbeitet wurde. Später fielen die Goldgräber ein und die Siedlung wuchs rasant an. Die meisten meiner Gäste begleite ich am Vormittag auf einer kleinen Bootstour, bei der wir vor allem nach Weißkopfseeadlern Ausschau halten. Tatsächlich sehen wir einige dieser majestätischen Vögel in den Bäumen am Ufer sitzen. Vor allem durch den Einsatz von DDT war das Wappentier der USA stark in seiner Verbreitung gefährdet. Inzwischen haben sich die Bestände soweit erholt, dass der zweitgrößte Greifvogel Nordamerikas nicht mehr gefährdet ist. Erst bei den ausgewachsenen Tieren ist der Kopf weiß gefiedert. Ein heute automatisierter Leuchtturm auf einer kleinen Insel ist unser Wendepunkt und wir fahren zurück zum Hafen. Das Wetter ist übrigens traumhaft und soll auch die nächsten Tage so bleiben! Zurück in Ketchikan haben wir noch Zeit zum Shoppen und für einen Spaziergang. Wie es typisch ist für den nordamerikanischen Westen, insbesondere für Minen- und Goldgräberstädte, wurden gleich nach Ankunft der ersten Goldgräber Bordelle (allein dreißig in Ketchikan) und Saloons eröffnet, in denen die Arbeiter ihr hart erkämpftes und erarbeitetes Gold gleich wieder loswerden konnten. Einige der alten Häuser kann man in Ketchikan auch heute noch in der Creek Street besichtigen, auch wenn inzwischen andere Geschäfte Einzug gehalten haben. Im Creek entdecken wir nicht nur viele Lachse, sondern auch zwei Seehunde spielen. Fast die gesamte Stadt steht übrigens auf Pfählen. Am Nachmittag nimmt unser Kreuzfahrtschiff dann langsam Kurs auf Juneau, die Hauptstadt Alaskas.

11. Tag (Mittwoch, 19.09.2018): Tracy Arm Fjord und Juneau, Hauptstadt von Alaska

Auf dem Weg in die Hauptstadt Alaskas machen wir am Vormittag einen Abstecher in den Tracy Arm Fjord, der ungefähr 50 km lang ist. Die Felswände rechts und links sind bis zu 1.000 m hoch, und wir können oben zwischen den Gipfeln Gletscher sehen. Auch im Wasser neben dem Schiff schwimmen kleine Eisbrocken. Am frühen Nachmittag legt die Emerald Princess dann in Juneau an. Eberhardt TRAVEL hat für uns hier einen privaten Ausflug mit einem Kleinbus gebucht. In der Hauptstadt Alaskas, die man nur per Schiff oder Flugzeug erreichen kann, leben nicht einmal 33.000 Menschen. Dementsprechend klein ist das Stadtzentrum, das trotzdem natürlich alle Verwaltungsgebäude enthält, die die Hauptstadt eines US-Bundesstaates braucht. Nach der kleinen Stadtrundfahrt fährt uns unsere sehr nette örtliche Reiseleiterin zur Hauptattraktion Juneaus, dem Mendenhall-Gletscher, der sich etwa 20 km außerhalb des Stadtzentrums befindet. 20 km beträgt auch die ungefähre Länge des Gletschers, der nur einen von über 40 großen und 100 kleinen Abflüssen des Juneau Icefields darstellt. Ein kleiner Weg führt zu den Nugget Falls, die von einer Felswand rechts neben der Gletscherzunge herunterstürzen. Von hier aus haben wir auch einen tollen Blick auf den Gletscher und den Gletschersee, der erst seit 1929 existiert und durch den abtauenden Gletscher gespeist wird. Während des Spaziergangs zum und vom Gletscher sehen wir übrigens eine Schwarzbärenmama mit zwei Jungtieren - wie niedlich! Damit können wir uns hinsichtlich der Tierbeobachtungen auf dieser Reise nun wirklich nicht mehr beschweren, ganz im Gegenteil. Ein kurzer Abstecher auf die Insel Douglas Island rundet unseren Ausflug ab. Von hier aus können wir nicht nur unser Schiff fotografieren, sondern auch noch einmal von Weitem einen Blick auf den Mendenhall-Gletscher werfen. Wir beeilen uns ein bisschen, damit wir noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit mit der Seilbahn auf den Mount Roberts fahren können. Auf einer Höhe von ungefähr 500 m bietet sich uns hier oben ein toller Ausblick auf das Stadtzentrum und den Gastineau Channel.

12. Tag (Donnerstag, 20.09.2018): Skagway und Fahrt mit der White Pass & Yukon Route Railway

Mit Skagway haben wir heute den nördlichsten Punkt unserer Alaska-Kreuzfahrt und den Endpunkt der Alaska Inside Passage erreicht. Das sehr hübsch rekonstruierte Städtchen ist als Ausgangspunkt des berüchtigten White Pass Trail bekannt, dem Leidensweg der Goldsucher. Mit der historischen White Pass & Yukon Route Railway fahren wir entlang des schmalen alten Pfades, auf dem die Goldsucher während des Klondike-Goldrauschs ihre Ausrüstung über die kanadische Grenze schaffen mussten. Die Mounties kontrollierten streng und schickten alle zurück, die nicht Ausrüstung und Proviant für ein Jahr vorweisen konnten. Schließlich warteten nach Überquerung des Passes und damit der amerikanisch-kanadischen Grenze immer noch 700 km Wildnis auf die Glücksritter, ehe sie das Goldgräberparadies Dawson City im Yukon-Territorium erreicht hatten. Als der Bau der Eisenbahn 1900 nach nur zwei Jahren Bauzeit unter Einsatz von 450 Tonnen Sprengstoff vollendet war und die Überquerung des Passes deutlich einfacher wurde, war der Goldrausch am Klondike River allerdings schon fast vorbei. Bis zur Grenze und zurück ist es wirklich eine wunderbare Zugfahrt in urigen Waggons, die ich nur weiterempfehlen kann, mit einer traumhaften Aussicht auf die umliegende Bergwelt. In Skagway selbst haben wir dann noch genügend Zeit für einen Stadtbummel, ehe das Schiff wieder ablegt und durch das Taya Inlet und den Lynn Canal über Nacht hinaus auf das offene Meer fährt. Die Ausfahrt aus Skagway am späten Nachmittag gehört für mich zu den absoluten Highlights dieser Kreuzfahrt. Schneebedeckte Berggipfel, vom Licht der Abendsonne rot gefärbte Berge, die sich im stillen Wasser des Kanals widerspiegeln... Beim Niederschreiben dieser Zeilen gerate ich gleich wieder ins Schwärmen!

13./14. Tag (Freitag/Samstag, 21./22.09.2018): Seetag und Victoria, British Columbia

Am zweiten Seetag gehe ich mit meinen Gästen am Vormittag schon einmal die Ausschiffung in Seattle durch und bespreche unseren geplanten Landgang in Victoria. Nach einem gemütlichen Tag an Bord treffen wir uns am Abend zur üblichen Zeit im Restaurant zu unserem letzten gemeinsamen Abendessen. Es ist gleichzeitig der zweite formale Abend an Bord, und alle Gäste an Bord haben ihre beste Abendgarderobe angelegt. Das Personal verabschiedet sich von uns schon einmal mit einer Eistorten-Prozession und wir bedanken uns bei unseren beiden Kellnern, die uns wirklich die ganze Zeit über sehr höflich, charmant und professionell betreut haben. Voller Vorfreude auf Victoria erwarten wir dann gespannt den nächsten Tag. Dieser beginnt mit Buckelwalen, die wir am Vormittag vom Deck aus in der Ferne beobachten können. Wir sehen die Fontänen und ab und zu auch einen Rücken aufblitzen. Unser Glück bleibt uns aber im Laufe des Tages nicht hold. Aufgrund starker Winde kann der Kapitän nicht mit dem Schiff in Victoria anlegen; er muss außerhalb des Hafens vor Anker gehen. Das ist natürlich bitter, auch wenn wir es nachvollziehen können - der Wind ist tatsächlich recht stark und das Schiff hat ganz schön Schlagseite. Uns bleibt leider nur, noch einmal das Abendessen im Restaurant zu genießen und das Unterhaltungsprogramm an Bord zu nutzen. Hut ab, wie schnell und professionell die Besatzung reagiert, und das Programm kurzfristig umgestellt hat.

15./16. Tag (Sonntag/Montag, 23./24.09.2018): Ankunft in Seattle – Stadtrundfahrt – Rückreise nach Deutschland

Nun ist das schöne Leben vorbei - wir müssen uns langsam damit arrangieren, dass uns morgens und abends niemand bedient, niemand unser Bett macht und wir unser Essen wieder selber kochen müssen. Ein furchtbarer Gedanke! Nur gut, dass meine nächste Kreuzfahrt nicht allzu lange in der Zukunft liegt! Die Ausschiffung von der Emerald Princess geht ebenfalls wieder reibungslos über die Bühne, was mich - gemessen an der Größe des Schiffes - doch positiv überrascht. Am Terminal werden wir von unserer örtlichen Stadtführerin Marion sehr herzlich empfangen. Sie hat die etwas undankbare Aufgabe, uns in nur zwei Stunden diese vielseitige Metropole, ihre Wahlheimat, in möglichst vielen Facetten näherzubringen, meistert diese jedoch in meinen Augen mit Bravour. Das schöne Wetter mag auch einen Anteil daran haben, dass wir von Seattle einen guten Eindruck mitnehmen. Auch in Seattle lebten ursprünglich vor allem Pelzjäger und Holzfäller - heute gilt die Stadt dank Unternehmen wie Boeing, Microsoft, Amazon und Facebook als eine der wichtigsten High-Tech-Metropolen der Welt. Berühmtestes Wahrzeichen der Stadt ist natürlich die „Space Needle", ein 184 m hoher futuristischer Turm, dessen Aussichtsplattform die Form eines UFOs hat. Erbaut wurde er zur Weltausstellung 1962. Ebenfalls zur Weltaustellung erbaut wurde die Alwegbahn, eine Einschienenbahn, die das Stadtzentrum mit dem Weltausstellungsgelände verbindet. Das von Frank Gehry entworfene und von Paul Allen gestiftete Museum of Pop Culture wurde im Jahr 2000 eröffnet. Neben der Space Needle gehört der Pike Place Market zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir erhalten etwas Zeit, die historische Markthalle zu erkunden, bevor wir unsere Stadtrundfahrt fortsetzen. Am Flughafen von Seattle verabschieden wir uns schließlich von Marion und treten gemeinsam den Heimflug nach Frankfurt an, wo wir am nächsten Morgen mit nur 15 min Verspätung landen. Hier müssen wir uns als Gruppe endgültig Lebewohl sagen und begeben uns dann mit vielen neuen Erinnerungen auf den letzten Abschnitt unserer Heimreise.
An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei Ihnen, meine lieben Gäste, für die sehr schöne Reise. Wir hatten fast immer Glück mit dem Wetter, haben tolle Landschaften und viele Tiere gesehen. Ich werde mich jedenfalls immer sehr gern an unsere Rundfahrt durch den Westen Kanadas und die Alaska-Kreuzfahrt durch die Inside Passage zurückerinnern und würde mich sehr freuen, wenn ich Sie bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen darf.
Herzlichst, Ihr
Andreas Wolfsteller

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