Reisebericht: Große Rundreise Kanada – Höhepunkte im Osten und Westen

08.09. – 28.09.2013, 20 Tage Rundreise in Ost– und West–Kanada: Montreal – Quebec – Ottawa – St. Lorenz Strom – Thousand Islands – Toronto – Niagara–Fälle – Calgary – Rocky Mountains – Banff– & Jasper–Nationalpark – Whistler – Vancouver Island – Tofino – Vancouver


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An einem schönen Spätsommersonntagmorgen traten die Teilnehmer unserer kleinen Reisegruppe den "Treck" gen Westen nach Kanada an, selbstverständlich nicht per Schiff und weiter mit historischen Planwagen, sondern zeitgemäß mit einem Airbus A330 einer großen deutschen Fluggesellschaft.
Unsere Reise trug den Untertitel "Quer durch Kanada" und deutete damit schon die Größe des Vorhabens an. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass wir die Provinzen ganz im Osten (Newfoundland, New Brunswick und Nova Scotia) sowie den mittleren Westen (Manitoba und Saskatchewan) ausließen und Aufgrund der Zeitproblematik auch die paar tausend Kilometer in die Northern Territories nicht auf uns nahmen. Die Inuit mögen es uns nachsehen, auch Reiserouten sind nicht vollkommen... Was blieb, waren die touristisch wohl wichtigsten Provinzen Québec, Ontario, Alberta und British Columbia. Nach unserer Landung auf dem Flughafen Montreal Dorval und der etwas zeitaufwendigen Einreisezeremonie wurden wir von unserer Reiseleiterin Brigitta herzlich begrüßt. Obwohl es nach heimischer Zeit bereits nach Mitternacht war, flutete noch genügend Adrenalin durch unsere Körper, um uns noch am ersten Abend ein wenig bei einer kleinen Stadtrundfahrt in Montreal umzuschauen. Wir fuhren zum Hausberg, dem Mt. Royal, und hatten nach einem kurzen Spaziergang einen fantastischen Blick auf die nächtliche Skyline von Downtown Montreal. Anschließend fuhren wir in unser Hotel und nahmen ein spätes Abendessen ein. Derartig gestärkt, dafür aber mit sechs Stunden Zeitunterschied in den Körpern, fielen wir todmüde ins Bett.
Ein Reisebericht von
Ralf Mehnert
Ralf Mehnert

Montreal, 09.09.2013

Nach mehr oder weniger ergiebigem Schlaf, die Zeitverschiebung "verstellte" natürlich auch unsere innere Uhr, begann der erste Tag unserer Erkundungstour durch das zweitgrößte Land unserer Erde. Mit unserer örtlichen Reiseleiterin ging es zuerst in die Tiefen Montreals, in die über 30 Kilometer verzweigte Ville Souterraine, der Stadt unter der Erde, die mit ihren Geschäften, Restaurants und U-Bahnhöfen ein autarkes Leben unter der, vor allem im Winter, unwirtlichen Oberfläche ermöglicht. Für diejenigen, die das wollen. Auf sympathische Art und Weise erfuhren wir vieles zur Geschichte der größten französischsprachigen Stadt außerhalb Frankreichs. Durch das Universitätsviertel und Chinatown ging es über den St. Lorenz-Strom zur Île Sainte-Hélène, wo wir einen Fotostopp gegenüber der Kulisse der Montrealer Innenstadt machten, bevor wir anschließend am Habitat 67 und dem Hafen vorbei wieder nach Downtown fuhren. Vom Rathaus aus unternahmen wir einen Spaziergang zur Basilika Notre Dame, dem einstmals größten sakralen Bauwerk Nordamerikas. Die fantastische Architektur und die imposanten Dimensionen ließen uns andächtig innehalten, bevor wir uns von unserer örtlichen Reiseleiterin verabschiedeten und zum Place Jacques Cartier spazierten. Bei herrlichem Sonnenschein bummelten wir durch die kleinen Straßen und Gassen und nutzten die Gelegenheit, sich dem französischen Soir Vivre hinzugeben oder die ersten Andenken zu kaufen. Danach verließen wir die Stadt in östlicher Richtung, nicht ohne vorher am Olympiapark mit dem weltweit bekannten Olympiastadion von 1976 vorbeizuschauen. Ahornkekse und "Montreal Smoked Meat", gepökeltes und geräuchertes Schweinefleisch, waren Spezialitäten, die wir während unserer langen Fahrt nach Québec-City kosteten. Unterbrochen von Kleinen Pausen, an der Wallfahrtskirche Notre Dame du Cap im schläfrigen Örtchen Cap-de-la-Madelaine und in Ville de Cap Sante, erreichten wir unsere heutiges Etappenziel am späten Nachmittag. Da noch ausreichend Zeit bis zum Abendessen blieb, erkundeten wir Quebec-City individuell, sozusagen jeder auf eigene Faust. Hervorstechende Ziele waren dabei das Château Frontenac, als Wahrzeichen hoch über der Stadt thronend und meistfotografiertes Hotel der Welt, die sogenannte Halsbrechertreppe oder auch die malerischen Gässchen in der Unterstadt. Pünktlich und mittlerweile auch hungrig trafen wir uns alle dann zu einem leckeren Abendessen in einem urigen Restaurant in der Altstadt. Bei gebackenem Käse, Karottensuppe mit Süßkartoffeln, Lachs, Hühnchen oder Fleischspießen ließen wir den Tag ausklingen und gingen dann voll Vorfreude auf das vor uns liegende der nächsten Tage zu Bett.

Quebec, 10.09.2013

Nach einem stärkenden Frühstück traten wir frohen Mutes vor die Hoteltür, um bei einer kombinierten Stadtrundfahrt/ einem Stadtrundgang die Sehenswürdigkeiten Quebecs noch besser kennenzulernen. Leider war das Wetter heute nicht auf unserer Seite und drohte uns schon morgens mit Regen und Düsternis. Doch davon ließen wir uns natürlich nicht abschrecken. Mit unserer örtlichen Stadtführerin Julie fuhren wir zuerst zur Zitadelle mit der einzigen Stadtmauer Nordamerikas und besichtigten die „Fields of Abraham", wo sich im Jahre 1759 3500 Franzosen und 4500 Briten gegenüberstanden und im Kampf um die Stadt Quebec die Köpfe einschlugen. Britannien gewann und die Stadt wurde britisch. Weiter führte uns unser Weg zum Parlament, dem Château Frontenac, durch die malerischen Gassen der Oberstadt zur Basilika Notre Dame de Québec, welche wir kurz besichtigten, bevor wir über die berüchtigte Halsbrechertreppe in die Unterstadt stiegen, wo uns unsere Stadtführerin Julie, die uns ihre Heimatstadt auf sehr humorvolle und kompetente Art näher gebracht hat, verlassen musste. Die europäische Prägung der Stadt in architektonischer Hinsicht war an jeder Ecke zu erkennen. Wüsste man es nicht besser, könnte man an mancher Stelle meinen, in einem Städtchen in der Bretagne oder auch in der Region Cornwall gewesen zu sein. Nicht umsonst wurde die Altstadt 1985 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Wir kehrten Québec den Rücken und machten uns auf den Weg zu den Montmorency-Wasserfällen, ca. 10 Kilometer außerhalb der Stadt gelegen und mit 83 Metern Fallhöhe um einige Meter höher als die Niagarafälle, Aufgrund der geringeren Wassermenge aber nicht so spektakulär. Ein kurzer Spaziergang für die einen (Besichtigung von unten), die Überwindung von 500 Treppen für die anderen (Besichtigung von oben) - je nach Gusto konnte jeder seine persönliche Herausforderung an den Fällen suchen und finden. Weiter führte uns unser Weg nach Beaupré, wo wir gegen Mittag ankamen und die Basilika Ste. Anne de Beaupré besichtigten. Anschließend fuhren wir zum Ste. Anne Canyon, wo wir wegen des unbeständigen Wetters die einzigen Besucher waren und uns über Waldwege, Hängebrücken und Treppen zum Fuß des Canyons hinunter arbeiteten. Das Wasser schoss an vielen Stellen über Kaskaden dem Talboden entgegen. Floristische Bezeichnungen und geologische Informationen wurden auf den allgegenwärtigen Hinweistafeln auch auf Deutsch gegeben. Man staune! Nach anderthalbstündiger Erkundungstour ging unsere Fahrt weiter entlang des immer breiter werdenden Sankt Lorenz Stromes in die Nähe des kleinen Städtchens Baie St. Paul, von wo aus man einen schönen Blick über die Küstenlinie und den an dieser Stelle schon gewaltigen Strom hat. Den Abschluss unseres heutigen Tages bildete ein Besuch in einem „Sugar Shack", einer sogenannten Zuckerhütte, wo seit Generationen Ahornsirup hergestellt wird. Gelegen inmitten eines Waldes und umgeben von 12000 Ahornbäumen wurde uns die Herstellung des Ahornsirups erklärt. Die angrenzende Scheune beherbergte die wichtigsten Tiere der kanadischen Wildnis, selbstverständlich in ausgestopfter und konservierter Form. So nah wird man einem Schwarz- oder Polarbären wohl nie wieder kommen. Anschließend nahmen wir ein traditionelles, rustikales Abendessen ein, bestehend aus Erbsensuppe, Bratkartoffeln, Schinken, Ei-Soufflé, dunklen Bohnen, Schweinelende, Pie mit Hackfleisch sowie Pancakes. Natürlich alles mit Ahornsirup zubereitet oder nachträglich verfeinert. Wer noch Süßes vertragen konnte, der hat danach über gestoßenes Eis gegossenen Ahornsirup auf ein kleines Holzstäbchen gedreht und so einen leckeren Lollipop hergestellt. So schmackhaft das Abendessen auch war, wer abnehmen will, sollte einen großen Bogen darum machen...

Ottawa, 11.09.2013

Bei trübem und nasskaltem Wetter verließen wir heute Québec und machten uns auf den Weg in Richtung Ottawa, in die kanadische Hauptstadt. Die etwas ereignislose Fahrt über den kanadischen Highway verkürzte uns Brigitta mit Erklärungen zum Leben eines Durchschnittskanadiers von der Wiege bis zur Bahre. Links und rechts der Autobahn wechselten sich endlose Wälder, Flüsschen, Felder und kleine Ortschaften ab. Leider war so zeitig im September von der Farbenpracht des Indian Summer noch nichts zu sehen, aber deswegen waren wir ja auch nicht hier. Unser Zwischenziel zur Mittagszeit war das Fairmont Hotel Montebello, wo wir unseren Lunch einnahmen. Es wurde als Blockhaus errichtet und ist in seinen Dimensionen eines der größten Blockhäuser weltweit. Im Inneren finden sich unter anderem ein 5-Sterne-Hotel sowie ein öffentliches Restaurant, welches mit einer vorzüglichen Küche aufwartete. Nachdem wir uns am ausgezeichneten Buffet gestärkt hatten, unternahmen wir einen kleinen Spaziergang am nahe gelegenen Ottawa-River. Anschließend führte uns unser Weg zum nur wenige Kilometer entfernten Omega Tierpark. Dieser ist als "Safaripark" zum durchfahren mit dem Pkw oder Bus angelegt. Viele kanadische Wildtiere bekamen wir hier zu Gesicht, unter anderem sahen wir Hirsche, Rehe, Bisons, Schwarzbären, Timber- und Polarwölfe, Coyoten, Wildschweine, Elche, Caribous und Bergziegen. Wir verließen den Tierpark am späten Nachmittag und steuerten unser heutiges Etappenziel Ottawa an, welches wir nach knapp einstündiger Fahrt erreichten. Eine kurze Orientierungsfahrt durch die kanadische Hauptstadt führte uns zum Rockcliffe-Park und dem Rideau-Kanal, den Sussex-Drive hinauf, an der Münze, dem Kunstmuseum, dem Hotel Fairmont Chateau Laurier, dem Markt und dem Parlament vorbei zu unserem Hotel. Da das Wetter schön und der Abend recht lau war, machte sich nach dem Bezug unserer Zimmer ein Teil unserer kleinen Reisegruppe auf, Ottawa zu Fuß zu erkunden bzw. den Tag in einem der vielen Straßenlokale in der Nähe unseres Hotels ausklingen zu lassen.

Thousand Islands, 12.09.2013

Der heutige Tag war eine echte Herausforderung, galt es doch einerseits, ein interessantes und schönes Besichtigungsprogramm möglichst pünktlich durchzuführen, andererseits mussten wir die 450 Kilometer zwischen Ottawa, Upper Canada Village und Toronto bis zum Abend bewältigen. Los ging es mit einer Besichtigungstour auf dem Parliament Hill, wo wir einiges zum politischen System in Kanada sowie vieles zur Geschichte und den historischen Gebäuden und Denkmälern rund ums Parlament erfuhren. Bei bedecktem Himmel ging es anschließend in die Nähe von Morrisburg zum Upper Canada Village. Dieses aus weitestgehend original erhaltenen Gebäuden und Requisiten bestehende Museumsdorf ließ den Alltag der kanadischen Siedler um das Jahr 1860 auf faszinierende Weise lebendig werden. Museumsmitarbeiter, kostümiert in Gewändern der damaligen Zeit, zeigten und erklärten anschaulich und mit Hingabe die jeweiligen Gewerke. Wir sahen dem Bäcker, dem Müller, dem Schmied, der Schneiderin und noch vielen anderen über die Schulter und ließen uns von den realistischen "Darbietungen" gefangen nehmen. Geschichte zum anfassen, Geschichte zum riechen und schmecken, Geschichte wie sie sein sollte. Man hätte hier noch etliche Stunden verbringen können, doch leider drängte die Zeit, den es erwartete uns ein weiteres Highlight des heutigen Tages, eine Bootsfahrt bei den tausend Inseln. Dazu fuhren wir am St.-Lorenz-Strom entlang weiter westwärts, in das kleine Dörfchen Rockport, dem Ausgangspunkt unserer Bootstour. Nach einem schmackhaftem Mittagessen, bei welchem wir heimischen Barsch aus dem Ontariosee serviert bekamen, gingen wir an Bord und erkundeten die vor uns liegende malerische Seenlandschaft mit den vielen kleinen Inselchen, die wie dahin gestreut im Wasser lagen. Eine wahrhaft idyllische Szenerie tat sich vor unseren Augen auf. Kleine oder große Ferienhäuschen luden den Sommer über zum verweilen auf den Inseln ein und ließen den nicht allzu fernen Großstadtstress schnell in Vergessenheit geraten. Oh Welt, wie bist du schön! Über die alte Hauptstadt Kingston führte uns unser Weg immer weiter den Ontariosee entlang Richtung Westen. Gegen Abend sahen wir die Lichter der Großstadt vor uns auftauchen - Toronto begrüßte uns im Abendlicht.

Toronto, 13.09.2013

Nach einer erholsamen Nacht und einem ausgezeichneten Frühstück in unserem Hotel im Herzen Torontos begannen wir bei kühlen Temperaturen unsere Stadtrundfahrt durch die Metropole am Ontariosee. Erstes Ziel und dabei eines der schönsten war der 553 Meter hohe CN-Tower. Wir waren beinahe die ersten Besucher an diesem Tag und ließen uns in gut 60 Sekunden vom Boden in 346 Meter Höhe "katapultieren". Hier, vom sogenannten Lookout, hatten wir einen fantastischen Blick über die Stadt und den Ontariosee. Aus dieser Perspektive erschien die Welt zu unseren Füßen wie eine Spielzeuglandschaft und der Song "i believe i can fly" kam einem unwillkürlich in den Sinn. Unsere Reiseleiterin Brigitta erklärte uns ihre Stadt aus der Luft und setzte Orientierungspunkte, die uns halfen, uns auch am Boden zu Recht zu finden. Anschließend stellten sich alle auf den unvermeidlichen gläsernen Fußboden und "genossen" das Gefühl der scheinbaren "Bodenlosigkeit". Gänsehaut und sich aufstellende Nackenhaare inklusive... Wieder zurück auf dem Erdboden setzten wir unsere Stadtrundfahrt fort. Wir durchfuhren die Straßen rund um die Yonge-Street, den Finanzdistrikt, hielten an der City Hall und Besichtigten das Parlamentsgebäude mit dem Sitzungssaal. Brigitta erzählte die Geschichte Torontos, der wichtigsten Gebäude und spannendsten Begebenheiten. Weiter ging die Fahrt nach Yorkville, zum Casa Loma, über Chinatown die Spadina Ave. entlang. Wer wollte, konnte am Hafen oder am Eaton-Center aussteigen und den Nachmittag damit verbringen, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Der Tag ging mit einem schmackhaften Abendessen in einem schönem Restaurant gegenüber dem Flat Iron Building zu Ende. Der sich anschließende Spaziergang zurück zu unserem Hotel führte uns nochmals durch die belebten und hell erleuchteten Straßen von Downtown Toronto.

Niagara Falls, 14.09.2013

Der erste Teil unserer großen Kanadareise neigte sich so langsam seinem Ende zu. Nachdem wir bisher schon einige interessante Städte und Landschaften im Ostteil kennengelernt hatten, stand heute ein besonderer Höhepunkt in diesem Teil des Landes bevor. Wir machten den berühmten und von allen mit Spannung erwarteten Niagarafällen unsere Aufwartung! Nach einem wieder sehr reichhaltigen Frühstück in unserem Hotel verließen wir Toronto in Richtung Süden, nicht ohne jedoch noch einen kurzen Stopp am Markt mit Foto-Blick auf das Flat Iron Building  zu machen. Bestes (Foto)Wetter inklusive. Knapp 80 Kilometer um den Ontariosee herum stoppten wir in dem pittoresken Künstler- und Pensionärsstädtchen Niagara on the Lake, welches mit seinen kleinen Läden und gepflegten Grünanlagen zum Bummeln und verweilen einlud. Wir spazierten bei schönstem Sonnenschein zum Ufer des Ontariosee, wo in der Ferne die Skyline von Downtown Toronto zu erkennen war. Trotz vieler Touristen strahlte dieser Ort Ruhe und Beschaulichkeit aus. Nach den Großstädten der vergangenen Tage eine willkommene Abwechslung. Bevor wir unsere Fahrt in Richtung Niagara Falls fortsetzten, stießen wir bei Ahornsirupkeksen und kanadischem Whisky auf einen sehr schönen, aber leider auch letzten Tag im Osten Kanadas an. Über ein paar Umwege, wegen eines Straßenradrennens, erreichten wir gegen Mittag die mit Spannung erwarteten Wasserfälle, die sich auf amerikanischer Seite langgezogen und auf kanadischer Seite hufeisenförmig in die Tiefe stürzten. Mit uns genossen tausende Touristen aus aller Welt dieses grandiose Schauspiel, welches wir uns aus nächster Nähe anschauen wollten. Deshalb gingen wir in blaue Regencapes gekleidet an Bord der „Maid of the Mist", welche uns bis an die amerikanischen und kanadischen Fälle heranfahren würde. Die Urgewalt des Wassers wurde einem erst so richtig bewusst, als das kleine Schiff unmittelbar an den Fällen stoppte und die Wassermassen donnernd und tosend an uns vorbei rauschten. Ein wahrhaft beeindruckendes Erlebnis. Gischt besprühte uns unablässig und die schlumpfig-blauen Regencapes leisteten gute Dienste gegen die Nässe. Den wilden Wassermassen entkommen, spazierten wir oberhalb der Fälle entlang und fotografierten diese aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln und Positionen. Einige aus unserer Gruppe begaben sich "Behind the Falls", zur Tour hinter den Fällen oder schauten sich einen interessanten Film über die Niagarafälle im nahegelegenen IMAX-Theater an. Unser letztes Dinner im kanadischen Osten nahmen wir an exponierter Stelle ein, im Restaurant des Skylon-Towers, 180 Meter hoch über den Wasserfällen. Von unseren Tischen aus hatten wir einen tollen Blick über die kanadischen "Horseshoe Falls" und die unter uns liegende Stadt. Wir stärkten uns am leckeren Buffet und betrachteten anschließend vom darüber liegenden Observation-Deck das Farbenspiel bei den Fällen und die bunten Lichter der Casinos, Hotels und Restaurants. Unser letzter Abend vor dem Flug in den Westen nahm damit einen schönen Abschluss.

Calgary, 15.09.2013

Heute hieß es endgültig Abschied nehmen. Unser Bus brachte uns in knapp anderthalb Stunden zum Flughafen außerhalb Torontos. Wir verabschiedeten uns mit einer Träne im Auge von unserer Reiseleiterin Brigitta, die uns so herzlich und kompetent mit ihrer Wahlheimat vertraut gemacht hat. Wir hatten hier viele schöne Erlebnisse, aber auf uns wartete der kanadische Westen, das Land der Rockies, der Grizzly's und der Abenteuergeschichten. Go West! war nun unsere Devise. Wir landeten überpünktlich in Calgary, der Stadt der olympischen Winterspiele von 1988, gelegen am Rande der Rocky Mountains und Öl- und Rinder-Metropole der Provinz Alberta. Victor, unser Reiseleiter im Westen, nahm uns mit auf eine orientierende Stadtrundfahrt durch Calgary. Wir fuhren durch den fast menschenleeren Bürodistrict, stoppten am Olympic Plaza und dem Calgary Tower, bevor wir  zum Gelände der „Calgary Stampede" weiterfuhren, wo das größte Rodeo der Welt jedes Jahr im Juli ausgetragen wird. Der Saddledome, einst Austragungsstätte der Olympischen Winterspiele von 1988, ist heute die Heimat der  Eishockeycracks von Calgary. Wir verließen die Stadt Richtung Westen und kamen auf unserer Fahrt nach Banff, unserem heutigen Übernachtungsort, an den olympischen Skisprungschanzen und am Wintersportzentrum Canmore vorbei. Die knapp 130 Kilometer zwischen Calgary und Banff legten wir in gut anderthalbstündiger Fahrt mit dem Bus zurück. Bevor wir jedoch in unserem Hotel eincheckten, machten wir uns bei einer kleinen Rundfahrt durch das dreizehnhundert Meter hoch gelegene Banff mit der siebentausend-Einwohner-Stadt und der wunderschönen Umgebung vertraut. Wir stoppten gegenüber dem imposanten Fairmont Banff Springs Hotel und an den bizarren Kalksteinsäulen, den Hoodoos, etwas oberhalb von Banff gelegen. Welch herrlicher Blick in die Landschaft. Nachdem wir unser Hotel im Herzen Banffs bezogen hatten, stillten wir unseren Hunger mit einem schmackhaften Büffelsteak. Obwohl es für unsere europäischen Gaumen ein ungewöhnliches Geschmackserlebnis war, hat es denn meisten sehr gut geschmeckt. Nach einem anschließenden kurzen Spaziergang ging es dann endlich ins Bett, denn die zwei Stunden Zeitunterschied zu Toronto forderten irgendwann ihren Tribut.

Banff– und Yoho Nationalpark, 16.09.2013

Bei bewölktem Himmel, es hatte in der Nacht geregnet, begaben wir uns heute auf den Weg durch die Nationalparks. Unser erstes Ziel war die Gondeltalstation am Sulphur Mountain. Von hier aus ging es mit der Gondel auf den 2154 Meter hohen Berg in der Nähe von Banff. Von oben hatte man eine fantastische Sicht auf die umliegenden Berge des Banff-Nationalparks sowie auf die Stadt selbst und den tief unten fließenden Bow-Fluss. Wieder unten angelangt, führte uns unsere Fahrt als nächstes zum Johnston Canyon, welcher etwa 25 Kilometer außerhalb von Banff gelegen ist. Gut ausgebaute Wege, zwei schöne Wasserfälle und die herrliche Natur ringsherum lassen jedes Wanderers Herz schneller schlagen. Bei mittlerweile schönem Wetter unternahmen wir einen kleinen Spaziergang den Canyon entlang. Malerisch stürzte sich der untere Wasserfall in das enge Tal, was ein schönes Fotomotiv abgab. Anschließend setzten wir unsere Fahrt in den Yoho-Nationalpark fort. Wir passierten den gewaltigen Castle Mountain, hofften bei den Spiral Tunnels auf das fotogene Erscheinen eines Zuges, leider vergeblich, und erreichten schließlich den wunderschönen smaragdgrünen Emerald Lake, eingebettet in die Berge um den Kicking Horse Pass. Welch atemberaubende Szenerie bot sich uns! Das unglaublich grüne Wasser, gesäumt vom baumbestandenen Ufer, die hoch aufragenden Berge und die kleinen roten Kanus auf dem See vermittelten ein Bild unendlichen Friedens. Man hielt unwillkürlich den Atem an und verweilte in Ehrfurcht vor der Natur. Doch weiter führte uns unsere Reise an die Natural Bridge, eine Gesteinsbrücke über den Fluss Kicking Horse, der an dieser Stelle eine reisende Strömung oder besser einen gewaltigen Strudel bildet. Auf der Rückfahrt nach Banff passierten wir ein Rudel Wapitihirsche, die friedlich neben der Straße ruhten. Ein letzter Stopp mit Blick auf den beeindruckenden 2949 Meter hohen Mt. Rundle, der sich majestätisch in der Landschaft erhebt und schon sind wir zurück in Banff. Ein Teil unserer Gruppe genoss ein Bad in den heißen Quellen am Fuße des Sulphur Montain, der andere Teil nutzte die freie Zeit, um durch das beschauliche Örtchen Banff zu flanieren und das eine oder andere Andenken zu erstehen. Unser Abendessen im Ticino Swiss-Italian Restaurant, bei Kalbfleisch auf Spaghetti mit Gemüsevariation, war ein schöner Schlusspunkt unter einem ebenso schönen Tag.

Lake Louise, 17.09.2013

Und einen weiteren Tag hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns; es war trocken, als wir das schöne Örtchen Banff am Morgen verließen und uns in Richtung Lake Louise in Bewegung setzten. Nach kurzer Fahrt und mittlerweile sonnigem Wetter stoppten wir am beeindruckenden Castle Mountain, dessen oberer Teil von einem Wolkenmantel bedeckt war. Auf die Entfernung sah das aus, als würde der Berg eine Mütze tragen. Eine dreiviertel Stunde später erreichten wir den traumhaft gelegenen Lake Louise, eingerahmt von hohen Bergflanken und gespeist von einem Gletscher. An einer Seite ragte das imposante Hotel Chateau Lake Louise auf, welches wir kurz besichtigten. Bei einem Spaziergang am Ufer des Sees entlang entstanden viele eindrucksvolle Fotos. Mit etwas mehr Zeit ließe sich der See auch mit einem Kanu erkunden, welches vor Ort auszuleihen wäre. Wir setzten unseren Weg über den Icefield Parkway fort und befanden uns inmitten einer wirklich spektakulären Landschaft. Für Fotografen und Naturliebhaber war dieser Teil unserer Reise ein wahrhafter Höhepunkt. Crowfoot Glacier, Bow Lake und Bow Glacier waren die Kulissen, von denen normalerweise alle Fotografen träumen. Wir machten viele schöne Fotos, auch wenn das Licht nicht immer optimal war. Nach der Überquerung des über 2000 Meter hoch gelegenen Bow Passes erreichten wir den Peyto Lake, der mit seinem smaragdgrünen Wasser einer der meist fotografierten Seen in den kanadischen Rockies ist. Er erstreckte sich tief unter uns im Sonnenschein und festigte das Bild einer wildromantischen Landschaft, welche wir hier in den kanadischen Rocky Mountains vorgefunden haben. Nach einer kurzen Mittagspause an einer Raststätte gelangten wir zum 2040 Meter hoch gelegenen Sunwapta-Pass, der den Übergang zum Jasper Nationalpark markierte. Nun war das Columbia Icefield mit dem Athabasca-Gletscher nicht mehr weit, von wo aus wir zu einer Gletschertour aufbrachen. Mit einem Bus wurden wir zum Rande der Gletscherzunge gebracht, wo wir in sogenannte Ice-Explorer umstiegen, riesige Fahrzeuge, speziell für die Bedingungen auf Eis und Schnee gebaut. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen genossen wir dann das einzigartige Panorama auf dem Athabasca-Gletscher, bevor wir uns in Richtung Sunwapta Falls-Resort, unserem heutigen Übernachtungsdomizil, aufmachten. Dieses befand sich inmitten des Jasper Nationalparks, umgeben nur von Wald, Wasser und hohen Bergketten, dutzende Kilometer von jeder größeren Ansiedlung entfernt. Sehr idyllisch, sehr abgelegen, sehr ruhig. Mit einem Wort: perfekt. Wir wurden mit einem Becher heißer Schokolade begrüßt, bezogen unsere Zimmer in kleinen Holzbungalows und unternahmen vor dem Abendessen einen kurzen Spaziergang zu den namensgebenden Wasserfällen. Anschließend gab es ein leckeres Barbecue im Restaurant des Resorts. Bei deftigem Steak oder Fisch stärkten wir uns für die "Herausforderungen" der kommenden Tage und schliefen in dieser Nacht inmitten der fast unberührten Natur so tief und fest wie schon seit langem nicht mehr.

Jasper–Nationalpark, 18.09.2013

Ein kalter, wolkenverhangener Morgen und ein paar leichte Regentropfen ließen nicht so viel Gutes für den neuen Tag erwarten. Was insofern schlecht gewesen wäre, da wir jede Menge Outdoor-Aktivitäten auf dem Programm stehen hatten. Wir ließen uns davon aber nicht entmutigen, denn erstens waren wir in den Bergen und da ändert sich das Wetter innerhalb ganz kurzer Zeit und zweitens galt es heute ein Geburtstagskind zu feiern, was wir mit Sonne im Herzen tun wollten. Nach einem kleinen Geburtstagsständchen und einem wunderbaren Frühstück fuhren wir über den Icefield Parkway in Richtung Jasper, wo wir die Ausfahrt zum Maligne Lake nahmen. Bevor wir jedoch den See erreichten, unternahmen wir eine kleine Wanderung den Maligne Canyon entlang. Wie an so vielen Stellen im Park konnte man auch hier die unglaubliche Kraft des Wassers bestaunen, welches sich teilweise bis zu 50 Meter tief ins Gestein gegraben hatte. Nicht weit nach dem Canyon tat sich vor uns der Medicine Lake auf, welcher zu dieser Zeit allerdings nur wenig Wasser führte. Unsere Hoffnung, hier Elche oder Caribous beobachten zu können, erfüllte sich leider nicht. Deshalb setzten wir die Fahrt fort und erreichten am späten Vormittag den zweitgrößten Gletschersee unserer Erde, den Maligne Lake. Am See entlang führte ein Rundweg, der zu einem lohnenswerten Spaziergang einlud. Doch wir wollten hier mal keine Entdeckungstour zu Fuß vornehmen, sondern den See und die angrenzenden Berge mit dem Boot erkunden. Deshalb bestiegen wir das Boot der 25jährigen Kapitänin Britany, welche uns in anderthalbstündiger Fahrt über den See "schipperte" und dabei auch bei dem bekannten "Spirit Island" stoppte. Leider war das Licht nicht auf unserer Seite, so dass wir das berühmte Postkarten- und Kalendermotiv nur dunkel und wenig beeindruckend ablichten konnten. Aber die schöne Bootstour über das smaragdgrüne Wasser entschädigte dafür umso mehr. Da es mittlerweile schon früher Nachmittag war, setzten wir unseren Weg fort und fuhren zum 2400 Meter hohen Whistlers, einem Berg, nur wenige Kilometer außerhalb von Jasper gelegen. Mit der Seilbahn, der Jasper Tramway, "flogen" wir auf den Gipfel, von wo aus man einen tollen Blick auf die 5000 Einwohner zählende Gemeinde und die Berge der Umgebung hatte. Bei klarem Wetter kann man hinter der Yellowhead-Bergkette sogar den Mt. Robson mit seinem schneebedeckten Gipfel erkennen. Ein schmackhaftes, wenn auch spätes Mittagessen im Restaurant der Bergstation ließ uns wieder zu Kräften kommen, bevor wir nach einer kleinen Gipfelwanderung wieder ins Tal hinab "flogen". Wir "flogen" deshalb hoch und runter, weil die Seilbahnkarten keine Fahrten, sondern lustigerweise Flüge auswiesen. Glücklicherweise wissen wir nicht, auf welches prägende Ereignis das zurück zuführen ist... Ein kurz Stopp in Jasper zum einkaufen oder flanieren und wir saßen wieder im Bus in Richtung Wildnis, nach Sunwapta, zu unserem Hotel. Dort angekommen, feierten wir bei einem Gläschen Wein unser Geburtstagskind und das Bergfest unserer Reise, denn von nun an ging es tage- als auch höhenmäßig nur noch bergab. Als Überraschungsgast des heutigen Abends begrüßten wir dann die Wanderführerin und Naturalistin Heidi, die uns kurzweilig mit interessanten Fakten und Informationen über die regionale (Wild)Tierwelt im Jasper-Nationalpark versorgte. Wir waren danach nicht nur in der Lage, zwischen Schwarz- und Grizzlybären zu unterscheiden, sondern erfuhren auch so einiges über die Lebensgewohnheiten der Wapitihirsche und Dickhornschafe.

Wells Gray Park, 19.09.2013

Heute hieß es wieder einmal Abschied nehmen. Vom Sunwapta Falls Resort, von den Rocky Mountains, ja sogar von der Provinz Alberta. Denn der Treck gen Westen rollte weiter und unser Ziel lag heute jenseits der Rockies in Clearwater, Provinz British Columbia. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt steuerten wir zuerst den Athabasca-Wasserfall an, welcher sich trotz geringen Wasserstandes strudelnd in die Tiefe ergoss. Die Luft war klar und kalt und man meinte schon den nahen Winter riechen zu können. Eine dreiviertel Stunde später und 50 Kilometer weiter waren die Temperaturen schon deutlich gestiegen, so dass wir einen außerplanmäßigen Stopp am Pyramid Lake einlegten, um das atemberaubende Panorama und den sich im See spiegelnden Pyramid Mountain zu bewundern. Wir ließen die Region Jasper hinter uns und gelangten über den Yellowhead-Pass nach British Columbia. Am Eingang zum Mt. Robson Park wechselten wir wieder einmal in eine andere Zeitzone, dieses Mal von der Mountain- in die Pacific-Standard-Time. Das verlängerte den heutigen Tag um eine Stunde. Am Fraserfluss entlang, vorbei am Yellowhead Lake, erreichten wir um die Mittagszeit das Mt. Robson Besucherzentrum, welches sämtliche Informationen zum höchsten Berg der kanadischen Rockies für uns bereithielt. Und dann standen wir vor ihm! 3954 gewaltige Gesteinsmeter, bedeckt mit einer weißen Zipfelmütze und unseren Augen in seiner ganzen Pracht dargeboten. Herz, was willst Du mehr. Nur ein paar kleine Wölkchen verdeckten ab und zu die weiße Spitze, um dann schnell wieder davon zu ziehen. Wir schossen jede Menge Fotos und nahmen kleine Erfrischungen im nahegelegenen Restaurant zu uns. Und weiter ging es den Fraserfluss entlang, hinaus aus den Rocky Mountains. Wir halten zwischendurch an den Rearguard Falls, die letzten (Lachs)Wasserfälle, welche nur noch von den größten und stärksten Chinook-Lachsen auf ihrem 800 Meilen weiten Weg vom Pazifik zu ihren Laichgründen überwunden werden können. Anschließend verlassen wir die Rockies endgültig. Wir erreichten jetzt die Columbia Berge, welche an dieser Stelle Caribou-Mountains heißen und mit unseren Mittelgebirgsketten vergleichbar sind. Das Land änderte seine Gestalt. Die schroffen Bergketten verschwanden und die Umgebung wird von sanften, grün bewaldeten Höhenrücken dominiert. Unsere Fahrt nach Clearwater wurde von zwei Unterbrechungen gekennzeichnet. Einmal stoppten wir im Örtchen Blue River für eine kurze Rast, das andere Mal querte (endlich) ein Schwarzbär unseren Weg! Welche Aufregung! Wir hatten schon fast nicht mehr daran geglaubt, dieses scheue Tier in freier Wildbahn zu Gesicht zu bekommen. Und dann spazierte er einfach neben der Straße einher. Welch ein Glück. Am frühen Nachmittag erreichten wir dann unser Hotel in Clearwater. Nach dem Zimmerbezug und einer kurzen Ruhepause begannen wir mit unserer Tour in den Wells Gray Park. Noch auf der Fahrt in den Park war uns das Glück ein weiteres Mal hold. Wir konnten weitere drei Schwarzbären auf einer Anhöhe neben der Straße beobachten. Das war insofern fast unglaublich, wussten wir doch durch Heidi um die geringe Population in den Parks. Auf einer Fläche von 11000 Quadratkilometern verteilen sich gerade mal 200 Exemplare. Und wir sahen an einem Tag ganze vier Tiere! Großartig. Unsere "Wildtierausbeute" stellte sich jetzt wie folgt dar: ein Hirsch in Banff (gegenüber unserem Hotel, direkt in der Stadt!), eine Wapitiherde im Banff-Nationalpark, zwei Bergziegen in den Rockies, diverse Eichhörnchen (übers Land verteilt) und vier Schwarzbären am heutigen Tag. Super. Jetzt fehlen uns also nur noch: Grizzlys, Elche, Dickhornschafe, Wölfe, Murmeltiere, Wale und, und, und... Wir erreichten im Wells Gray Park zuerst die Dawson Falls, die wie eine Miniaturausgabe der kanadischen Niagarafälle aussehen. Anschließend ging die Fahrt über eine kleine, enge Holzbrücke zu den faszinierenden Helmcken Falls, die sich aus einer Höhe von 140 Metern in die tiefe Schlucht stürzen. Unser heutiges Abendessen nahmen wir auf einer Western-Ranch, der Wells Gray Guest Ranch, ein. Im stilechten Saloon ließen wir uns ein schmackhaftes BBQ schmecken. Steak, Bohnen, Kartoffeln, Mais - ein typisches Westernmahl, wie es seinerzeit die Cowboys, Outlaws und Glücksritter dieser Gegend auch zu sich nahmen.

Whistler, 20.09.2013

Immer weiter westwärts führte uns unsere Reise. Nach den entspannten letzen Tagen stand uns heute eine etwas längere Fahrt im Bus bevor. Wir fuhren von Clearwater über 420 lange Kilometer nach Whistler, neben Vancouver Austragungsort der olympischen Winterspiele von 2010. Gut gestärkt bei einem ausgezeichneten Frühstück und von Sonnenschein begleitet machten wir uns auf den Weg nach Kamloops, der Stadt der Cowboys, wo wir einen kurzen Stopp einlegten, bevor wir weiter über den Kamloops Lake in Richtung Küstengebirge fuhren. Wir durchquerten die kleinen Städtchen Savona und Cache Creek und bewegten uns dabei zum Teil auf der alten Goldgräberroute der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Landschaft änderte sich hier wieder grundlegend. Die baumbestandenen Mittelgebirgszüge wichen gelben, vielerorts kahlen Hügeln, bewachsen nur von Gras, Büschen und den für diese Region typischen Ponderosa-Kiefern. Gegen Mittag erreichten wir die „Hat Creek Ranch", zu Zeiten des Goldrausches eine Raststätte für Postkutschenpassagiere und Goldgräber, gelegen an einem letzten öffentlich zugänglichen Teilstück der historischen "Cariboo Wagon Road". Gleich zu Beginn bestiegen wir die Postkutsche und ließen und von der Postkutscherin Jackie über das Gelände der Ranch kutschieren. Jackie erklärte uns die Bedeutung der Ranch zu Zeiten der Landbesiedlung und führte uns durch das Hat Creek House, das einzige noch erhaltene Rasthaus aus dieser Zeit. Weithin erfuhren wir Wissenswertes zu den Lebensgewohnheiten der damals in der Gegend ansässigen Indianer. Nach einem Besuch beim Blacksmith, dem örtlichen Schmied und einer interessanten Schmiedevorstellung stärkten wir uns im Haupthaus der Ranch bei Rinderbraten, Kaffee und Kuchen. Weiter ging es anschließend über das Inlandsplateau, vielerorts Indianerland oder richtigerweise First Nations Land und den Highway 99 in Richtung Whistler, wobei wir den Ort Aufgrund der Entfernung nicht vor dem Abend erreichen konnten. 150 Kilometer vor unserem Ziel, an der bis zu 300 Meter tiefen Fraser-Schlucht, machten wir einen weiteren Fotostopp, bevor wir in der Nähe des kleinen Städtchens Lillooet den Lachsen beim laichen zusahen. Die Flüsse ringsum waren voll von Lachsen, und man sah allenthalben tote Fische an den Flussrändern liegen, die nach der Eiablage verendet sind. Durch die Küstenberge ging es weiter zum Duffy Lake. Und wieder änderte sich das Aussehen der Landschaft. Mit dem Erreichen der Coast Mountains wurden die Berge wieder höher, schroffer und grüner. Baumbewuchs verschönerte die zwischenzeitlich doch recht karge Landschaft und das Auge konnte sich wieder an etwas mehr Farbe erfreuen. Über die Serpentinen der Coast Mountain führte uns unsere Fahrt durch den Ort Pemberton nach Whistler. Wir erreichten unser Hotel im Zentrum von Whistler am späten Nachmittag, so dass uns doch noch genügend Zeit blieb, um durch die schöne Fußgängerzone einen kleinen Spaziergang durch das vor allem am Abend quirlige Städtchen zu machen. Denn zumindest die olympischen Ringe am Olympic Plaza sollte man gesehen haben, alle anderen "Sehenswürdigkeiten" wiederholen sich in allen Skiorten der Welt. Liftanlagen, Restaurants, Shops sowie Fun & Entertainment. Business as usual.

Vancouver Island, 21.09.2013

Obwohl wir laut Wetterbericht jetzt jeden Tag mit Regen rechnen mussten, war das Wetter erfreulicherweise weiterhin auf unserer Seite. Es regnete entweder nachts oder zu Zeiten, wenn wir im Bus saßen und es uns nicht störte. Als wir an diesem Morgen um 07.30 Uhr unser Hotel verließen, um die Fähre nach Vancouver Island pünktlich zu erreichen, waren die Straßen noch nass von den nächtlichen Schauern. Doch mit einem leichten Wind und der stetig steigenden Sonne trocknete alles schnell wieder ab. Wir verließen Whistler über den Highway 99 und machten auf dem Weg zu unserem Fährhafen in Horseshoe Bay, westlich von Vancouver gelegen, in dem kleinen Örtchen Squamish einen kurzen Stopp. Am zeitigen Vormittag erreichten wir dann unser Fährterminal. Bis zur Abfahrt blieb uns noch etwas Zeit, ein zweites Frühstück einzunehmen oder einfach in dem kleinen Örtchen bummeln zu gehen. Mit der Fähre ging es dann in anderthalbstündiger Fahrt von Horseshoe Bay nach Nanaimo, der zweitgrößten Stadt auf Vancouver Island. Das Wetter war schön und wir konnten die Überfahrt auf dem Aussichtsdeck genießen. Mit knapp 550 Km Länge und 140 Km Breite ist die Insel die größte vor der pazifischen Küste des nordamerikanischen Kontinents. Mit knapp 600.000 Einwohnern ist sie ähnlich dünn besiedelt wie der Rest des Landes. Ausgedehnte Regenwälder, vor allem  an der Westküste der Insel im Pacific Rim Nationalpark, sind Anziehungspunkt für viele Besucher von Vancouver Island. Unsere Fahrt führte uns von Nanaimo über das Städtchen Coombs nach Tofino, auf einer Landzunge im Westen der Insel gelegen. Es ist vor allem bei Surfern bekannt und beliebt und bietet in vielen kleinen Galerien und Shops indianische Volkskunst und Handwerksarbeiten an. Durch die dichten Wälder im Inneren der Insel fuhren wir am Kennedy Lake vorbei zum Combers Beach, einem Abschnitt des mehr als zwanzig Kilometer langen Sandstrandes Long Beach zwischen Ucluelet und Tofino. Am wildromantischen Strand, gesäumt von Regenwald und Treibholz, feierten wir das Erreichen eines weiteren Etappenzieles: Wir waren am Pazifik angelangt, dem westlichsten Abschnitt unserer Reise Quer durch Kanada. Bei Ebbe und Nebel über dem Ozean stießen wir, dem Anlass entsprechend, mit kanadischem Whiskey auf das Ereignis an. Anschließend fuhren wir ins 20 Kilometer entfernte Tofino und bezogen unsere Zimmer in einer Lodge im Regenwald. Idyllisch gelegen, nicht weit vom Meer entfernt und eingebettet in eine urzeitlich anmutende Umgebung fühlten wir uns hier sofort wohl. Das Abendessen nahmen wir in einem Restaurant am Rande von Tofino ein. Es lag direkt am Wasser und man hatte einen schönen Blick auf eine kleine Marina, wo hauptsächlich Sportboote für Anglerausflüge oder zur Walbeobachtung vor Anker lagen.

Tofino und Long Beach, 22.09.2013

Nach vielen Tagen voller Entdeckungen war heute ein freier Tag zur Erholung und für individuelle Erkundungen geplant. Da uns aber das Wetter am Morgen erstmalig mit Starkregen begrüßte und alle noch voller Tatendurst und Entdeckerfreude steckten, beschlossen wir, auch diesen Tag gemeinsam in der Gruppe zu gestalten. Nach einem ausgedehnten Frühstück bestiegen wir unseren Bus, um zum Wickaninnish Beach und dem dortigen Info Center zu fahren. Als hätte der Himmel ein Einsehen ob unseres ungebrochenen Tatendranges, schloss er seine Schleusen und schickte ein paar Sonnenstrahlen auf Reisen. Auf dem Weg dahin sahen wir am Straßenrand einen weiteren Schwarzbären. Darüber hinaus muss man in den Wäldern auf Vancouver Island auch mit Wölfen und mit dem Cougar, dem Puma, rechnen. Am Wickaninnish Info Center angekommen war das Wetter mittlerweile so schön, dass wir uns spontan zu einer Strandwanderung an diesem Teil des Long Beach entschieden. Es waren noch ein paar Stunden, bevor die Flut ihren höchsten Stand erreichte und wir konnten jede Menge Muscheln, Algen, Seesterne, kleine Korallen und exotische Quallenformen auf dem jetzt sehr breiten Strand bestaunen. Im Anschluss daran schauten wir im Info Center einen Film über den Pacific Rim Nationalpark, bevor wir uns Aufgrund des anhaltend schönen Wetters zu einer Wanderung durch den Regenwald entschieden. Wir nahmen den knapp zwei Kilometer langen Nuu-chah-nuith-Trail zur Florencia Bay, welcher teilweise über Stege, teilweise über Stock und Stein durch eine scheinbar unberührte, urwüchsige Landschaft führte. Da es unterwegs leider wieder mit dem Regen anfing und der Trail dadurch unangenehm zu gehen war, nutzten wir für unseren Rückmarsch zum Info Center einen anderen Weg. Wir machten einen kleinen Abstecher über den achthundert Meter langen Bog-Trail und gelangten gegen 14.00 Uhr wieder wohlbehalten am Wickaninnish Info Centre an. Nach einer kurzen Verschnaufpause bestiegen wir unseren Bus und fuhren zurück in das 1000-Einwohner-Städtchen Tofino, um hier etwas zu bummeln oder einen Kaffee zu trinken. Man konnte am kleinen Hafen auch Wasserflugzeuge starten oder landen sehen oder eine der zahlreichen indianischen Kunstgalerien besuchen. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel nahmen wir unser Abendessen wieder im "Jack's Diner at Marina West" ein, wo wir heute ein sehr schmackhaftes Hühnchenfilet mit Kartoffelmus auf einem Gemüsebett serviert bekamen. Satt und gut gelaunt traten wir die Rückfahrt in unsere Lodge an.

Chemainus, 23.09.2013

Heute verließen wir die "Wildnis" um Tofino und durchquerten Vancouver Island in südlicher Richtung. Ziel des heutigen Tages war Victoria, größte Stadt auf der Insel und gleichzeitig Provinzhauptstadt von British Columbia. Wir folgten zuerst der Straße nach Nanaimo über Port Alberni und stoppten im Mac Millan Provincial Park zur Besichtigung der gigantischen Cathedral Crove, eine Ansammlung riesiger Zedern, Hemlocks und Douglasien, überragt vom monumentalen Big Tree, einer über 800 Jahre alten, 76 Meter hohen und 9 Meter im Umfang messenden Douglasie. Alle waren beeindruckt von den gewaltigen Stämmen der hier wachsenden Bäume und den vorzeitlich anmutenden Farnen, Sträuchern und Wurzeln. An dieser Stelle kann man sich auch leicht urzeitliche Echsen oder ähnliche Tiere in ihrer natürlichen Umgebung vorstellen. Weiter ging es durch den allgegenwärtigen Regenwald links und rechts der Straße, bis wir in Nanaimo auf den Trans Canada Highway Nr. 1 abbogen, welcher uns jetzt bis nach Victoria führen sollte. Bei dem kleinen Örtchen Ladysmith überquerten wir den 49. Breitengrad und stoppten wenig später in dem Städtchen Chemainus, welches über die Grenzen von British Columbia hinaus durch seine Wandmalereien bekannt wurde. Mehr als 40 davon zieren die Hauswände im Ort und eine gelbe Fußabdruckspur führt den interessierten Besucher von Haus zu Haus. Szenen, vor allem aus dem Alltagsleben vor einhundert Jahren, sind hier liebevoll und detailgetreu dargestellt. Man kann auch in einem der vielen kleinen Läden und Restaurants etwas essen oder dem Treiben auf den Straßen zusehen. Wir fahren weiter über Duncan, der „City of Totems", der Stadt der Totempfähle und erreichen über den 352 Meter hohen Malahat Pass am frühen Nachmittag Victoria. Wir begannen unsere kleine Stadtrundfahrt an der Universität, dem Mitaustragungsort der Commonwealth-Spiele von 1994, fuhren durch den Nobelvorort Uplands, über Oak Bay, Ross Bay und dem Beacon Hill Park mit dem ehemals größten Totempfahl der Welt und stoppten schließlich an der Meile „0" des Trans Canada Highways, der drittlängsten Straßenverbindung der Welt. Diese zieht sich über 8000 Kilometer von St. Johns in der östlichen Provinz Neufundland bis nach Victoria im kanadischen Westen. Anschließend führt uns die Fahrt nach Downtown Victoria zu unserem Hotel. Nach dem Einchecken und einer kurzen Pause bestaunten wir die britischste Stadt außerhalb des Empire bei einem Spaziergang zu unserem Restaurant am Hafen. Unser Weg führte uns am Royal British Columbia Museum, dem Fairmont Empress Hotel am Inner Harbour, den Einkaufstempeln der Government- und Douglas Street zur ältesten Chinatown Kanadas. Im schön restaurierten Harbour Canoe Club, welcher gleichzeitig eine kleine Brauerei beherbergt, haben wir uns an diesem Abend ein wunderbares Steak schmecken lassen, bevor wir am beleuchteten Parlament und am majestätischen Empress Hotel vorbei zu unserem Domizil in Victoria zurück gelaufen sind.

Victoria, 24.09.2013

Ein weiterer Tag voller individueller Aktivitäten stand auf dem Programm. Nach einem Frühstück mit herrlichem Blick über die erwachende Stadt begab sich der Großteil der Gruppe zum Inner Harbour, um dort an einer Walbeobachtungstour teilzunehmen. Gemeinsam mit weiteren Gästen begaben wir uns an Bord der "Five Star", welche uns in die Gewässer vor der Küste von Victoria brachte. Alle waren wir gespannt, ob das Glück auf unserer Seite sein würde, hatten wir doch genug Geschichten von Leuten gehört, die trotz mehrmaligen Versuches bisher keinen Wal zu Gesicht bekommen hatten. Die Chancen, hier in der Juan de Fuca Strait zum Zuge zu kommen, waren dabei gar nicht so schlecht, waren doch hier angeblich etwa 80 Orcas, sogenannte Residents, ganzjährig zu Hause. Und tatsächlich; unsere dreistündige Beobachtungstour war gleich mehrfach von Erfolg gekrönt. Wir sahen zuerst ein Buckelwalpärchen, eine Mutter mit ihrem Jungen, in etwa 200 Metern Entfernung mehrfach vor uns auf- und abtauchen. Anschließend statteten wir mehreren kleinen Inseln vor der kanadischen Küste einen Besuch ab, wo sich Kolonien von California und Northern Sea Lions niedergelassen haben. Diese bis zu 2000 Pfund schweren Tiere waren beeindruckende Gestalten und ließen mit ihrem Gebrüll keinen Zweifel daran, wer der Herr im Hause, sprich auf den Inseln, war. Auf dem Rückweg zum Hafen von Victoria streiften wir die Schwimmbahn von drei Killerwalen, welche sich durch unsere Anwesenheit nicht stören ließen und gemächlich ihre Bahnen schwammen. Orcas aus so kurzer Entfernung zu sehen, das Schwert aus dem Wasser ragend, war für alle Walbeobachter ein fantastisches Erlebnis. Auch wenn die Tiere mit ihrem Körper größtenteils im Wasser blieben, gelangen doch den meisten schöne Erinnerungsfotos für das heimische Album. Wieder an Land unternahmen wir mit unserem Reiseleiter Victor einen Rundgang durch das Parlamentsgebäude, entsprechende Erklärungen inklusive. Einige aus unserer Gruppe rundeten den Tag mit einem Besuch im British Columbia Museum ab, welches die regionale Geschichte lebendig und überaus anschaulich darstellt. Eine Empfehlung für jeden Besucher dieser schönen Stadt. Wer danach noch Lust und Zeit hatte, nutzte den Aufenthalt für einen Bummel oder zur Vervollständigung seiner Reiseandenken. Unser Abendessen nahmen wir hoch über den Dächern der Stadt im Restaurant VISTA 18 ein, welches im Licht der untergehenden Sonne einen schönen Ausblick über die Stadt, den Hafen und das Meer bot.

Butchart Gardens, 25.09.2013

Am drittvorletzten Tag unserer langen Reise von Ost nach West stand wieder eine Ortsveränderung an, die letzte dieses Mal. Wir verließen bei schönstem Wetter die Provinzhauptstadt Victoria und machten und auf den Weg nach Vancouver, dem letzten Ziel unserer Reise. Ein erster Stopp an diesem Tag führte uns zu den bezaubernden Gärten der Jenny Butchart, die mittlerweile zur National Historic Site of Canada gehören, einer Reihe Denkmale mit historischer Bedeutung. Über ein mehrere Hektar großes Gelände spazierten wir entlang wunderschön angelegter Blumenbeete, Rabatten, Rasenflächen und gepflegter Gehölze. An vielen Stellen sind diese thematisch untersetzt und oder einer einzelnen Pflanzengattung vorbehalten. So kann man unter anderem den Japanischen,- den Rosen- und den Italienischen Garten bewundern. Alle Hobbygärtner konnten sich im angrenzenden Andenkenshop mit diversen Blumensaaten eindecken und ihr gärtnerisches Geschick zu Hause unter Beweis stellen. Im Blue Poppy-Restaurant erwartete uns zum Abschluss ein kleines Lunchbuffet, bevor wir nach Swartz Bay zu unserer Fähre weiterfuhren. In wiederum anderthalbstündiger Überfahrt gelangten wir zurück auf das kanadische Festland und gingen mit unserem Bus in Tsawwassen an Land. Über Delta, Richmond und den Fraser-Tunnel fuhren wir anschließend nach Vancouver, der drittgrößten kanadische Stadt und mit 2,3 Mio. Einwohnern die "Perle am Pazifik". An der City Hall, dem Olympia-Stadion und dem Olympischen Dorf vorbei sowie durch Chinatown hindurch erreichten wir die Altstadt, wo wir für ein Foto in Gastown, an der berühmten Gasuhr, hielten. Nur wenige Meter weiter sahen wir am Canada Place den Strahlen der untergehenden Sonne zu, die das gegenüberliegende North Vancouver in ein tolles Fotolicht tauchte. Vorbei am ehemaligen olympischen Feuer fuhren wir weiter durch das Bankenviertel zum Robson Square, wo wir nicht weit entfernt für die letzten beiden Nächte in Kanada untergebracht waren. Die meisten unternahmen nach dem Zimmerbezug einen kurzen orientierenden Bummel durch die angrenzenden Straßen, bevor ein weiterer schöner Tag zu Ende ging.

North Vancouver, 26.09.2013

Sonnenschein begrüßte uns am Morgen beim Verlassen unseres Hotels, um uns den ganzen Tag über auf unserer Tour durch den Norden Vancouvers zu begleiten. Obwohl heute bereits der vorletzte Tag unserer Reise anbrach, war die Stimmung in der Gruppe ob des schönen Wetters und des tollen Programms sehr gut. Wir erreichten als erste Station die größte innerstädtische Parkanlage Nordamerikas, den schön gelegenen Stanley Park. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf die morgendliche Skyline von Downtown Vancouver und kann die schön gearbeiteten Totempfähle der Westküstenindianer bestaunen, die einen bunten Kontrast zum Grün des Parks abgeben. Über die Lions Gate Bridge gelangten wir anschließend in den Nordteil Vancouvers und besuchten hier eine Lachsaufzuchtanlage, nicht ohne jedoch im Vorfeld einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Cleveland Damm zu unternehmen. In der Lachsaufzuchtanlage erfuhren wir mehr zu den einzelnen Arten der Pazifischen Wildlachse sowie zu den Aufzuchtmöglichkeiten und Bedingungen und konnten Lachse bei einer eigens dafür eingerichteten Lachstreppe springen sehen. Ein großes Gewusel und Getümmel spielte sich im Wasser ab und für die Zuschauer war es eine aufregende Show. Danach fuhren wir weiter zum Grouse Mountain, dem 1200 Meter hohen Hausberg Vancouvers. Mit der Skyride, der Bergseilbahn, überwinden wir die 700 Meter Höhenunterschied von der Talstation in knapp acht Minuten, um von der Spitze des Berges einen atemberaubenden Blick auf Vancouver und das Umland zu genießen. Bei schönstem Sonnenschein besuchten wir eine kurzweilige Holzfällershow und statteten den zwei Grizzlybären, die es am Gipfel zu bestaunen gibt, einen Besuch ab. Da wir ja bisher "nur" Schwarzbären gesichtet hatten, war das die letzte Möglichkeit, diese gewaltigen Raubtiere in Natura zu erleben. Wenn auch nicht in freier Wildbahn... Leider hieß es kurze Zeit später schon wieder Abschied nehmen, da das nächste Erlebnis auf uns wartete. An übermannsgroßen Holzschnitzereien vorbei ging es zurück zur Gondel und in wenigen Minuten wieder den Berg hinab. Anschließend erwartete uns ein weiteres Highlight hier im Norden, die Parkanlage der Capilano Suspension Bridge, welche neben der besagten und weithin bekannten Hängebrücke weitere interessante Besichtigungs- oder besser gesagt Begehungsmöglichkeiten bot. Wer keine Höhenangst hatte und schwindelfrei war, konnte hier die 70 Meter hohe, 137 Meter lange und stark schaukelnde Suspension Bridge überqueren und hoch oben in den alten Douglasien und Zedern über Hängebrücken balancierend ein Treetops-Abenteuer bestehen. Der in 80 Metern Höhe über der Schlucht verlaufende Cliffwalk bescherte uns dann allen ein leichtes Bauchkribbeln, lief man doch quasi „durch die Luft", unter den Füßen nur etwas Stahl und Holz und ansonsten ganz viel Nichts... Im Park und den schön angelegten Rundwegen erhielten wir viele Informationen zu den hier wachsenden Pflanzen, den Bäumen und dem Regenwald und man konnte sich darüber hinaus die größte private Sammlung an Totempfählen anschauen. Am Nachmittag ging es dann zurück in die Stadt. Bei einem weiteren Stopp am Prospect Point im Stanley Park konnten wir tolle Fotos von der imposanten, an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnernden Lions Gate Bridge schießen oder die malerisch gelegen Häuser im gegenüberliegenden West-Vancouver und die vor Reede liegenden Schiffe in der English Bay betrachten. Nach einer kleinen Pause in unserem Hotel bereiteten wir uns auf das abendliche Dinner vor, welches einen weiteren Höhepunkt des heutigen Tages darstellte. Mit der MPV Constitution, einem kleinen Schaufelraddampfer, begaben wir uns auf eine abendliche „Kreuzfahrt" rund um Vancouver. Im Glanz der untergehenden Sonne schipperten wir vom Coal Harbour aus entlang der beeindruckenden Skyline von Vancouver, unter der Lions Gate Bridge hindurch, am Stanley Park vorbei zur English Bay und den False Creek hinauf. Am Science Center drehte unser Schiff und fuhr an den schön beleuchteten Hochhäusern von Downtown Vancouver zurück zum Hafen. Während der Fahrt konnten wir uns am leckeren Buffet stärken und bei Gesprächen in geselliger Runde unsere Reise Revue passieren lassen. Nach zweieinhalb kurzweiligen Stunden erreichen wir wieder unseren Liegeplatz am Coal Harbour, bestiegen unseren Bus und kehrten zur letzten Übernachtung in unser Hotel zurück. Wir verabschiedeten herzlich unseren Busfahrer Gerry, der sich wenig später auf den Heimweg nach Edmonton machte und begaben uns letztmalig hier im kanadischen Westen zur Ruhe.

Vancouver und Heimreise 27./28.09.2013

Nun war er da, der unausweichlich letzte Tag unseres Aufenthaltes in Kanada. Und als ob uns das Wetter den Abschied erleichtern wollte, war für den ganzen Tag Regen angesagt. Doch davon ließen wir uns natürlich nicht abschrecken, wollten wir doch noch einige Ecken Vancouvers zu Fuß erkunden. Gut bejackt und beschirmt machten wir uns deshalb nach dem Frühstück auf den Weg in Richtung Coal Harbour. Wir spazierten an den Neubauten in der Howe St. entlang, begutachteten die Auslagen in der Robson St. und bogen an der Ecke Jervis St. zum Coal Harbour ab. Obwohl der Himmel unvermindert seine Schauer auf uns herabregnen ließ, war die Stimmung in der kleinen Gruppe gut. An der Waterfront entlang führte uns unser Weg zum Canada Place, wo wir uns nochmal die olympische Feuerstelle von 2010 anschauten, bevor wir den Kreuzfahrtschiffanleger umrundeten, um nach Gastown zu gelangen. Im historischen Stadtteil von Vancouver schauten wir uns die weltweit erste dampfbetriebene Uhr an, bevor wir den Expo Blvd. zurück spazierten, vorbei am BC Place Stadium und der Rogers Arena, den Heimstätten der BC Lions und der Vancouver Canucks. Ein wenig nass, dafür mit umso mehr schönen Eindrücken erreichten wir am frühen Nachmittag wieder unser Hotel. Jetzt hieß es endgültig Abschied nehmen. Nachdem wir unser Gepäck in den Bus geladen hatten, gelangten wir in knapp fünfzigminütiger Fahrt zum Vancouver International Airport. Hier nahmen wir Abschied von unserem Reiseleiter Victor, checkten unser Gepäck bis zu den Heimatflughäfen durch und machten es uns anschließend in der Boardingzone bis zum Abflug gemütlich. Unser Flug nach München starte pünktlich und verlief ohne Probleme. Wieder auf deutschem Boden hieß es dann innerhalb der Gruppe Abschied nehmen, was uns allen nach drei Wochen Zusammensein nicht leicht viel. Uns blieb aber noch genügend Zeit, diese wunderschöne Reise Revue passieren zu lassen und uns die Höhepunkte unserer knapp 8000 Kilometer langen Tour quer durch sechs kanadische Provinzen ins Gedächtnis zu rufen. Was bleiben wird, ist die Begeisterung für ein landschaftlich wunderschönes Land, herzliche, aufgeschlossene Menschen, viele interessante Begegnungen und der einzigartige Kontrast zwischen scheinbar unendlichen, unberührten Landstrichen und pulsierenden, modernen Metropolen. Ein Land zum Erinnern, zum Träumen und zum - wiederkehren.

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