Reisebericht: Rundreise Ost–Kanada zum Indian Summer

02.10. – 14.10.2023, 13 Tage Städte– und Naturreise im Osten Kanadas mit Toronto – Ontariosee – Niagara–Fälle – Algonquin Provinz Park – Ottawa – Montreal – Lac Taureau – La Malbaie – Quebec


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Das eingespielte und eingeschworene Männerteam aus unserem italienisch-kanadischen Chauffeur Marco, meinen beiden Plüschbären Max und Jacques sowie Reiseleiter Andreas freut sich auch dieses Jahr auf eine schöne Rundreise durch den farbenfrohen kanadischen Herbst mit lieben Reisegästen. Auf uns wartet eine abwechslungsreiche Reise mit einem tollen Mix aus Städten und Natur, lebhaftem Gewusel und Entpannung an bildhübschen Seen.
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Reisetag (Montag, 02.10.2023): Flug nach Toronto

Meine Reisegäste freuen sich auf eine schöne Zeit im Osten Kanadas und sind gespannt auf die Laubfärbung des „Indian Summer“. Die ersten beiden Paare begleiten mich ab Leipzig; in Frankfurt stoßen dann fast alle anderen Teilnehmer dazu. Der Flug verläuft ruhig und geht erstaunlich schnell vorüber. Auch die Einreiseformalitäten können wir recht schnell und unkompliziert abhaken — und auch die Koffer sind alle angekommen. Mein Kumpel Marco erwartet uns freudestrahlend mit seinem Bus. Mit ihm durfte ich bereits letztes Jahr zusammenarbeiten. Er ist ein sehr umsichtiger Fahrer und stets gut gelaunt. Sein italienischer Charme färbt schnell auf die Gruppe ab. Da wir schon am frühen Nachmittag in Toronto angekommen sind, können wir schon ein bisschen mit der Erkundung der Stadt beginnen und auch ein paar Ecken mitnehmen, für die sonst keine Zeit bestanden hätte, z. B. den Distillery District. Oder anders ausgedrückt: Andreas fährt mit seinen Gästen bei diesem herrlich warmen (fast schon heißen) und sonnigen Wetter zu seiner Lieblingseisdiele in Toronto, einer Schokoladenfabrik. Die perfekte Symbiose aus Eigennutz und Sightseeing. Nach einem Fotostopp am Gooderham Building und St Lawrence Market können wir bei einem Spaziergang zur Harbourfront nicht nur sehr gut den CN Tower fotografieren, sondern auch die erste Laubfärbung sehen. (Jetzt hätte ich fast vergessen, die Brauerei im alten Ringlokschuppen zu erwähnen, die scheinbar größeres Interesse geweckt hat als die davor ausgestellen Lokomotiven und Waggons der kanadischen Eisenbahn.) Durch Chinatown fahren wir nun zum Hotel und können unsere Zimmer beziehen. Den ersten Abend in Kanada können meine Gäste nun nutzen, um das wuselige Zentrum der mit Abstand größten Stadt des Landes auf eigene Faust zu erkunden. Unser Hotel liegt sehr zentral und nicht weit vom Dundas Square und Eaton Centre entfernt.


2. Reisetag (Dienstag, 03.10.2023): Stadtrundfahrt Toronto – CN Tower – Niagarafälle

Nachdem nun alle Gäste zur Gruppe gestoßen sind und sich am reichhaltigen Frühstücksbuffet im Chelsea Hotel satt gegessen haben, setzen wir unsere Erkundung der größten kanadischen Metropole fort. Den besten Eindruck von Toronto bekommt man natürlich vom CN Tower — sofern das Wetter mitspielt. Für meine Wetterengel spielt es natürlich richtig gut mit; besser kann es eigentlich erstmal nicht laufen. Sonne, blauer Himmel, unter uns die Wolkenkratzer und der Lake Ontario. Und wir sehen sogar einen tierischen Fernsehstar, denn zeitgleich mit unserem Besuch findet ein Fotoshooting mit der kanadischen Version von Kommissar Rex und seinem Herrschen statt! Ob dieser Rex auch so auf Wurstsemmeln steht? Zumindest hat er wenig Angst vor den Glasböden (es geht immerhin mehr als 300 Meter nach unten) und wirkt sehr brav. Zurück am Boden begeben wir uns nun auf eine kleine Stadtrundfahrt durch Chinatown und das Univiertel mit dem Royal Ontario Museum und dem Parlament von Ontario. Bevor wir Toronto verlassen, halten wir vor dem bekannten und markanten neuen Rathaus und laufen dann hinüber zum Eaton Centre, wo wir unsere Mittagspause machen. Die zweite Tageshälfte verbringen wir in der Niagara-Region auf der Südseite des Lake Ontario. Dazu muss uns Marco einmal durch das „Goldene Hufeisen“ fahren, was ungefähr 1,5–2 Stunden dauert. Aber der Ausflug lohnt sich (gerade heute — hatte ich schon das tolle Wetter erwähnt?), denn die Niagara-Region ist das berühmteste Weinanbaugebiet Kanadas und natürlich auch die Heimat der gigantisch großen Niagarafälle. Entlang des Niagara River nähern wir uns diesem gewaltigen Naturschauspiel und machen einen ersten Fotostopp am sog. Whirlpool. Die Hälfte meiner Reisegruppe möchte auch gern einen Rundflug mit dem Helikopter über die Niagarafälle machen und sich das Spektakel aus der Vogelperspektive ansehen. Auch Marco hüpft hinter meinem Rücken still und heimlich in den Hubschrauber und nutzt die Gunst der Stunde. Strahlend landet er wenig später wieder und ist wie alle anderen sehr begeistert. Nun möchten wir aber alle was vom Wasser (ab)haben! Also geht es auf ein Ausflugsboot von Niagara City Cruises und, mit schicken roten Regencapes ausgestattet, ganz dicht an die Wasserfälle heran. Eine feucht-fröhliche Angelegenheit! Ein Fotostopp am Aussichtspunkt oberhalb der Horseshoe Falls eröffnet uns eine weitere Perspektive. Wie viel Wasser hier jede Sekunde herunterrauscht! Wie schon vom Boot aus können wir auch hier wieder einen Regenbogen sehen. Nun schnell im Hotel eingecheckt, dann wartet auch schon das Abendessen auf dem Skylon Tower auf uns. Derweil wird es draußen langsam dunkel und die Fälle werden nun in vielen wechselnden Farben beleuchtet. Vom Observation Deck lässt sich dies nach dem Essen besonders gut fotografieren. Später am Abend gibt es sogar noch das tägliche Feuerwerk zu bestaunen.


3. Reisetag (Mittwoch, 04.10.2023): Niagara–on–the–Lake – Sainte–Marie among the Hurons – Huntsville

Es soll noch einmal richtig schön sonnig und warm werden heute! Deshalb wollen wir den Tag bestmöglich nutzen und begeben uns gleich am Vormittag nach Niagara-on-the-Lake. Die hübsch rekonstruierte Hauptstraße mit dem vielen Blumenschmuck wirkt dank Weihnachtsgeschäft und Souvenirläden schon auch ein bisschen kitschig, doch manchmal braucht es genau das! Außerdem gibt es leckeres Eis und ein Alkoholgeschäft mit Eiswein aus regionalem Anbau — schon sind alle glücklich! Nun wartet erstmal eine recht lange Fahrt auf uns. Marco muss uns wieder zurück um den Ontariosee fast bis Toronto fahren und dann nach Norden abbiegen. An der Georgian Bay wartet in einem urigen kleinen Restaurant unser Mittagessen auf uns. Zum Nachtisch bekommen wir (noch) ein Eis (ist 2x Eis am Tag erlaubt?) — und zwar heute wegen des schönen Wetters im Schwesterrestaurant unten am kleinen Bootshafen. Sonne, Wasser, Eis = Urlaub! Jetzt sind wir gestärkt und bereit für eine Zeitreise in die Vergangenheit. Im Freiluftmuseum Sainte-Marie among the Hurons wandeln wir auf den Spuren jesuitischer Missionare, die die Seelen der Wendat (= Huronen) retten wollten. Wir kommen nicht umhin, den Mut, das handwerkliche Geschick und den Einfallsreichtum jener Männer zu würdigen, auch wenn ihre Motivation aus heutiger Sicht natürlich mindestens fragwürdig ist. In Orillia stürmen wir einen Supermarkt und decken uns mit etwas Proviant für die nächsten Tage ein, vor allem Obst und Knabbereien. Sogar Bier finden wir, allerdings nur wenige Angestellte, die es auch tatsächlich verkaufen dürfen, was wiederum zu Irritationen an der Kasse führt. Aber auch das ist Kanada! Bürokratische Seltsamkeiten, die bei uns Europäern für Stirnrunzeln sorgen, gehören hier zum (Arbeits-)Alltag. Geduld führt allerdings fast immer zum Erfolg, zumal die sprichwörtliche kanadische Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft viele Situationen entschärft. Geduld brauchen wir an manchen Tagen auch angesichts der Weite des Landes und der langen Fahrstrecken. Dafür werden wir mit schönen Landschaften entschädigt. Inzwischen haben wir die südlichen Ausläufer des Kanadischen Schildes erreicht und nähern uns Huntsville. Um uns herum viel Fels, viele hübsche Seen, viel bunter, herbstlicher Wald. So ungefähr haben wir uns den Indian Summer vorgestellt! Unser nächstes Hotel, das Hidden Valley Resort, liegt auch an einem schönen See und wird diesmal für zwei Nächte unsere Basis sein.


4. Reisetag (Donnerstag, 05.10.2023): Bootsfahrt auf dem Lake Muskoka – Dorset Scenic Lookout Tower – Erholung im Hidden Valley Resort

Wir beginnen den Tag, den wir insgesamt etwas ruhiger angehen lassen, mit einem Herbstspaziergang zum benachbarten Deerhurst Resort und zurück, bevor wir zu Marco in den Bus steigen und nach Gravenhurst aufbrechen. Mit dem Ausflugsdampfer machen wir von dort aus eine Bootsfahrt auf dem Lake Muskoka, einem ziemlich großen See, von dem wir dann auch „nur“ den südwestlichen Teil sehen können. Wir erhalten viele Informationen zur Geschichte des Sees und der Region (auf Englisch), die sehr stark von der Holzwirtschaft geprägt wurde. Inzwischen überwiegt die Nutzung als Naherholungsgebiet, wovon viele Cottages und Ferienbungalows zeugen. Am Nachmittag möchte ich mit meinen Gästen dann noch eine kleine Runde durch die Muskoka-Region drehen, lasse mich aber gern erstmal zu einem Abstecher zur Muskoka Brewery überreden. Dort entdecken wir nicht nur die Möglichkeit zu einer Bierverkostung (jeweils drei Sorten zur Auswahl), sondern auch einen hübschen kleinen Souvenirladen. Anschließend übernehme ich aber wieder das Kommando und weise Marco an, nach Dorset zu fahren, denn dort gibt es neben einem LCBO-Alkoholgeschäft auch den angeblich hübschesten General Store (= Tante-Emma-Laden) Ontarios. Und in Letzterem wiederum gibt es definitiv Eis! Ein dringend notwendiger Stopp also am heutigen Tag! Gleich um die Ecke ist ein Aussichtsturm, den ich gern besuchen möchte; ich falle allerdings ob des in diesem Jahr verlangten Eintrittspreises fast in Ohnmacht. Gott sei dank kann mich Marco auffangen … Wenn wir allerdings zu Fuß die paar Meter den Hügel rauflaufen, sparen wir mehr als die Hälfte … ein Plan beginnt zu reifen und fast alle kommen mit. Der kleine Aufstieg auf Hügel und Turm lohnt sich sehr, gerade zum Indian Summer, denn die Aussicht auf den Lake of Bays und den herrlichen Herbstwald ist fantastisch! Hat sich am Ende also doch gelohnt, der Abstecher! Nun geht es zurück ins Hotel, wo der schöne Tag mit einem sehr guten inkludierten Abendessen seinen Abschluss findet.


5. Reisetag (Freitag, 06.10.2023): Algonquin Park – Logging Trail – Stadtrundfahrt Ottawa

Wir verlassen das Hidden Valley und ziehen weiter in die kanadische Hauptstadt Ottawa. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir den riesigen Algonquin Park mit seinen Wäldern und Tausenden Seen. Im Besucherzentrum schauen wir uns einen Film an, der uns die Natur und Geschichte des Parks mit tollen Bildern vermittelt. Anschließend öffnet sich ein großes Tor und wir werden auf die Aussichtsplattform entlassen. Ein ähnlicher Showeffekt kommt danach auch im Holzfällermuseum zum Einsatz — so was lieben die Kanadier einfach! Das Logging Museum ist eigentlich ein kleiner Spaziergang durch einen sehr schönen Wald, vorbei an verschiedenen Exponaten aus mehr als 150 Jahren Geschichte. Ein hartes Leben, das wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können. Bis nach Ottawa sind es von hier aus fast drei Stunden. Damit wir unterwegs nicht verhungern, haben Marco und ich für uns alle Plätze im „Schnitzelhaus“ in Eganville reserviert, das von österreichischen Auswanderern eröffnet wurde. Neben Schnitzelgerichten gibt es hier auch Smoked Meat (eine Spezialität aus Montréal) zu probieren. In der Hauptstadtregion angekommen, ist unser erster Anlaufpunkt das ikonische Nationalmuseum für Geschichte. Leider reicht die Zeit nur für einen kurzen Blick hinein und nicht für einen Besuch der Austellung, aber wir sind auch hauptsächlich hier, weil sich vom Aussichtspunkt auf dieser Seite des Ottawa River sehr schön das Parlament mit der alten Bibliothek fotografieren lässt, zumal das Wetter viel besser ist als vorhergesagt und die Sonne wieder vom Himmel lacht. Nun machen wir noch eine kleine Stadtrundfahrt zum Wohnsitz des frisch getrennten Premierministers Justin Trudeau. Auch am Rathaus und an der deutschen Botschaft am Rideau-Kanal fahren wir vorbei. Unser Holiday-Inn-Hotel liegt relativ zentral in der Innenstadt unweit der Nationalbibliothek. Auf dem Weg zum Abendessen besuchen wir zu Fuß den Parlamentshügel mit der „Ewigen Flamme“ und passieren auch das Fairmont Château Laurier. Das Restaurant für das Abendessen ist sehr gut ausgewählt. Ein ausgewanderter Australier kümmert sich sehr aufmerksam und mit viel Charme um uns. Und das Essen ist richtig gut! (Zum Glück habe ich aber als Nachspeise diesmal das gemischte Sorbet und nicht das mächtige Stück Kuchen gewählt!) So langsam wird diese Tour zu einer wahren Schlemmerreise!


6. Reisetag (Samstag, 07.10.2023): Omega–Wildpark – Château Montebello – Ankunft in Montréal

Während wir die Hauptstadt am Morgen verlassen, erzähle ich meinen Gästen, dass ich gern statt im Hotel mit Ihnen lieber in der Jugendherberge übernachtet hätte — einem ehemaligen Gefängnis mit Todestrakt. Allein, der Vorschlag stößt auf wenig Gegenliebe. Marco ist derweil auf eine schöne Strecke parallel zum Ottawa River gefahren und nach etwa 1,5 Stunden haben wir den Omega-Wildpark bei Montebello erreicht. Hier wartet bereits das tierische Empfangskomittee aus Wapitis und Wildschweinen auf uns. Wir steigen in einen ehemaligen Schulbus um und können die Tiere nun aus den offenen Fenstern heraus füttern. Fast alle zumindest, denn Wölfe, Füchse und Kojoten machen sich wenig aus Karotten. Für sie hat unser Fahrer extra ein paar Würstchen in den Park geschmuggelt. Außerdem sehen wir Weißwedelhirsche, Karibus, Elche, Bisons und ganz am Ende der zweistündigen Rundfahrt auch Schneeziegen und Schwarz- bzw. seltene Zimtbären. Das Wetter könnte heute zwar besser sein, aber die Atmosphäre im Park ist sehr schön herbstlich. Auch geschmückt und dekoriert ist es schön an den Parkgebäuden. Nachdem wir ganz aufopferungsvoll die vielen Tiere gefüttert haben, steht nun unser eigenes leibliches Wohl im Vordergrund! Nach nur wenigen Minuten Fahrt stehen wir in der eindrucksvollen Lobby des Fairmont Château Montebello und bewundern den riesigen Kamin. Auch der Speisesaal des angeblich größten Holzgebäudes der Welt (errichtet aus 10.000 (!) kanadischen Rotzedern) wirkt auf rustikale Art gemütlich. Hier bekommen wir ein leckeres 3-Gänge-Menü serviert — sogar mit Schokoladenkuchen als Dessert! Andreas ist glücklich. Satt und zufrieden verfallen wir auf der Weiterfahrt nach Montréal in einen tiefen Mittagsschlaf. Außer Marco natürlich, der bringt uns sicher und zügig in die zweitgrößte Metropole Kanadas. Doch was herrscht hier für ein Wetter? Ach herrje! Wir lassen uns vom Regen nicht demotivieren und springen am Olympiastadion trotzdem kurz aus dem Bus. Außerdem wagen wir noch einen Abstecher zu den beiden vorgelagerten Inseln im Sankt-Lorenz-Strom mit dem ehemaligen Expo-Gelände und der berühmten Formel-1-Rennstrecke. Aufgrund einer Baustelle können wir leider nur einen kleinen Abschnitt davon erkunden. Dann fahren wir erstmal zum Hotel. Für den Abend habe ich fast alle Gäste überreden können, mit in die Licht- und Laser-Show AURA in der Basilika Notre-Dame zu kommen. Dankenswerterweise fährt uns Marco dorthin. Die Show ist sehr bewegend und sorgt für Begeisterung. Zudem setzt sie den Innenraum der Kirche, vor allem den Altarbereich, sehr eindrucksvoll in Szene. Gleichzeitig bildet sie den Höhepunkt und krönenden Abschluss der ersten Hälfte unserer Reise.


7. Reisetag (Sonntag, 08.10.2023): Stadtrundfahrt Montréal – Fahrt zum Lac Taureau

Unsere Stadtführerin Bettina möchte uns heute weitere schöne Ecken ihrer Heimatstadt zeigen. Das Wetter hat sich auch wieder gebessert im Vergleich zu gestern. Wir beginnen mit einem Abstecher in die unterirdische Stadt unterhalb der Christ Church Cathedral. Hier können wir auch die U-Bahn sehen, die in Montréal auf Gummireifen fährt. Im Anschluss zeigt uns Bettina den Stadtteil Westmount mit hübschen Villen und das Oratorium, dessen riesige Kuppel von weithin sichtbar ist. Dann wartet auch schon der namensgebende Mont Royal auf unseren Besuch. Vom Aussichtspunkt am Chalet können wir über das moderne Stadtzentrum bis zum Sankt-Lorenz-Strom blicken. Ein weiterer Aussichtspunkt erlaubt uns einen Blick nach Osten in Richtung Olympiastadion. Die drei Stunden mit Bettina gehen leider viel zu schnell vorbei. Nach einer Umrundung der historischen Altstadt müssen wir uns auf der Place d’Armes vor der Basilika Notre-Dame nach den Glockenschlägen um 12 bereits wieder von ihr verabschieden. Nun haben wir noch Freizeit in der Altstadt, die wir für eine Mittagspause, den Kauf von Souvenirs im Marché Bonsecours oder eine weitere Besichtigung der Kathedrale nutzen können. Am Nachmittag beginnen wir unsere Fahrt an den Lac Taureau, denn es steht die nächste Erholungspause in der Natur an. Zwischendurch geraten wir in einen heftigen, stürmischen Regenschauer, aber zum Glück sitzen wir im Bus und sind bei Marco in sicheren Händen. In Joliette steuern wir noch einmal einen großen Supermarkt an, um ein bisschen Verpflegung einzukaufen. Denn am Lac Taureau werden wir dann mitten im Nirgendwo sein, wo sich Wolf und Schwarzbär „Gute Nacht!“ sagen! Die restliche Fahrt führt durch pittoreske Ortschaften und Täler. An einer kleinen Parkbucht feiern wir unser (leider schon) Bergfest — mit einer Flasche Zaubertrank (Geheimzutat: Ahornsirup), die ich heimlich in Dorset erworben habe. Bis zur Auberge ist es nun nicht mehr weit. Das urige Ambiente unserer neuen Unterkunft mit viel Holz gefällt uns sehr und auch das Abendessen ist wieder einmal sehr lecker!


8. Reisetag (Montag, 09.10.2023): Erholung am Lac Taureau

Ein paar Gäste konnten im Morgengrauen Hirsche beobachten, die um das Hotel herum durch den Wald streiften, was mich sehr freut. Uns alle freut dann das sehr reichhaltige und hübsch präsentierte Frühstücksbuffet im urigen Speisesaal. Wiederum weniger erfreulich ist der Blick nach draußen: Ausgerechnet heute regnet es fast den ganzen Tag. Wir lassen uns vom Wetter jedoch nicht abhalten und unternehmen trotzdem einen Spaziergang von ca. acht Kilometern durch den herbstlichen Wald. Einen Herrn Biber (nicht Bieber!) sieht noch jemand schnell abtauchen, doch ansonsten ist es ruhig heute am Biberdamm. Gegen Mittag sind wir wieder zurück und können nun im Bistro eine Kleinigkeit bestellen oder vom mitgebrachten Proviant zehren. Zum Paddeln auf dem See hat heute Nachmittag beim wieder stärker werdenden Regen niemand mehr Lust. Dafür locken das Schwimmbad und der Whirlpool, jeweils auch mit schönem Außenbereich. Überhaupt tut es gut, mal zur Ruhe zu kommen und die vielen Eindrücke der letzten Tage sacken zu lassen. Beim Abendessen werden wir dann wieder kulinarisch verwöhnt und feiern zudem einen runden Geburtstag mit Schokoladenkuchen.


9. Reisetag (Dienstag, 10.10.2023): Sanctuaire Notre–Dame du Cap – Montmorency Falls – Fahrt nach La Malbaie

Es geht zurück in die Zivilisation! Mit unserer Abreise ist die Auberge am Lac Taureau fast verlassen. In meinem Gebäudetrakt war ich in der Nacht sowieso schon der einzige Gast, was auch ein bisschen gruselig war! (Vor allem beim kurzen Stromausfall!) Auf der Fahrt zurück an den Sankt-Lorenz-Strom werden wir Zeuge, wie versnobt einige Québecois gegenüber anderen Provinzen immer noch sind, als unserem lieben Marco an einer Baustelle (völlig ungerechtfertigterweise) nicht nur Beschimpfungen an den Kopf geworfen, sondern sogar die Polizei auf den Hals gehetzt wird — was diese allerdings sehr locker und humorvoll nimmt. Da muss zur (mentalen) Stärkung ein Kaffee bei Tim Hortons her. Das gehört zu Kanada einfach dazu (und wurde von mir ignorantem Teetrinker bis hierhin sträflich vernachlässigt). Nun ist es nicht mehr weit bis zum Wasser. Gleich hinter Trois-Rivières begeben wir uns im Sanctuaire Notre-Dame-du-Cap auf die Spuren zweier Wunder, werden jedoch leider kein Zeuge eines solchen, obwohl ich zur konspirativen Mitwirkung eingeladen habe. Dann schließe ich halt wieder meine Augen … bis zum Picknickplatz am Fluss in Champlain. Schön, dass sich das Wetter gehalten hat. Nur ganz schön kalt ist es in den letzten Tagen geworden! Keine 25–27 Grad mehr wie am Anfang unserer Reise! Wir fahren eine Weile entlang des alten Königswegs und bewundern sowohl die Aussicht als auch die hübschen Grundstücke und Häuser am Wasser. Eine friedliche Herbstidylle in Québec, die vom Leid und Terror in der Welt ablenkt. Wir passieren die Stadt Québec und erreichen den Montmorency-Wasserfall in ihren Vororten. Er ist nicht so breit wie die Niagarafälle, aber tatsächlich ein gutes Stück höher und liegt landschaftlich schön eingebettet zwischen Berghängen aus Schiefergestein und einem bunten Herbstwald. Wir schauen uns den Wasserfall zunächst von oben an und machen dort einen kleinen Spaziergang. Dann fährt uns Marco die Straße hinunter zur Talstation der Seilbahn. Hier machen wir einen weiteren kurzen Spaziergang mit Fotostopp. Auf der Fahrt nach La Malbaie kommen wir durch immer einsamere Gegenden und halten zudem am Rand des Charlevoix-Kraters, der einen Durchmesser von über 50 Kilometern hat. Als wir La Malbaie schließlich erreichen, ist es schon fast dunkel (obwohl wir sehr gut in der Zeit liegen). Auch die Auberge des 3 Canards wirkt sehr gemütlich und kann mit frankokanadischer Gastlichkeit und der Qualität des Essens bei uns punkten.


10. Reisetag (Mittwoch, 11.10.2023): Meeressäugermuseum und Walbeobachtung in Tadoussac

Unsere Zeitreise in die Vergangenheit Kanadas findet heute ihr Ende in Tadoussac, wo 1600 der erste dauerhafte französische Handelsposten gegründet wurde. Erstmal kaufen wir uns jedoch Verpflegung im Supermarkt in La Malbaie, der schon hübsch für Halloween dekoriert ist, und fahren dann durch die schöne Herbstlandschaft zum Saguenay-Fjord. Für einen kleinen herbstlichen Fotostopp an einem See nehmen wir uns auch die Zeit. Mit der kostenlosen Autofähre setzen wir dann nach Tadoussac über und sehen bereits vom Ufer und von der Fähre aus die ersten Belugas und mindestens einen Zwergwal. Denn die Wale sind der wahre Grund, weshalb es uns hierherzieht, denn Tadoussac gilt als einer der besten Walbeobachtungsplätze auf der ganzen Welt. Darüber hinaus lässt sich hier aber auch einfach gut die schöne Landschaft genießen — Bucht, Fjord, Wald und der gewaltige Sankt-Lorenz-Strom, der hier schon mehr als 20 Kilometer breit ist. Ein Besuch des Museums/Forschungszentrums für Meeressäugetiere stimmt uns mit einer Führung durch einen sehr netten Mitarbeiter auf unsere spätere Walbeobachtungstour ein und gewährt Einblicke in die alltägliche Forschungsarbeit und das Leben der Belugas, die gerade im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Nun haben wir Zeit für ein kleines Picknick an der Uferpromenade. Beim Warten auf das Boot haben wir Bedenken, dass es ganz schön voll werden könnte, doch an Bord verläuft es sich sehr schnell und wirkt nicht übermäßig voll. In Baie Sainte-Catherine kommen noch ein paar weitere Gäste an Bord, darunter auch Marco, der die Tour zum ersten Mal mitmachen darf. Und er ist ein echter Glückspilz, denn so gut wie heute sind die Bedingungen selten: eine spiegelglatte Wasseroberfläche und vor allem viele, viele Wale! Wir sehen: ganz, ganz viele Buckelwale, einige Zwergwale, Finnwale, Belugas und kleine flinke Schweinswale! Vor allem die Buckelwale bieten uns ein tolles Schauspiel, wenn sie ihre Schwanzflosse aus dem Wasser heben, bevor sie in die Tiefe tauchen. Ganz glücklich und berührt gehen wir nach mehr als drei Stunden von Bord und treten die Heimfahrt nach La Malbaie an. Und wir hatten richtiges Glück mit dem Wetter, denn auf dem Rückweg fängt es heftig zu regnen an. Bevor wir das Hotel erreichen, fahren wir noch kurz am Fairmont-Hotel und am Casino vorbei. Zum Abendessen gibt es heute eine Auswahl frankokanadischer Spezialitäten, darunter auch Schnecken, Hirsch und Ente — und Schokoladenkuchen!


11. Reisetag (Donnerstag, 12.19.2023): Canyon Sainte–Anne – Basilica Sainte–Anne de Beaupré – Stadtrundfahrt Québec – Abschlussabend

Das letzte Reiseziel, die letzte Stadt wartet heute auf uns — und wir haben uns die hübscheste Stadt auch bis zuletzt aufgehoben. Auf dem (Rück-)Weg nach Québec halten wir jedoch noch im Canyon Sainte-Anne und an der benachbarten Basilika in Beaupré. Im Canyon wird es leider heute auch ein Regenspaziergang, doch Schlucht, Wasserfall und Hängebrücken schaffen es trotzdem, ihren Zauber zu entfalten. Wer mutig ist, kann sogar die Zipline ausprobieren. Die Basilika Sainte-Anne de Beaupré ist hingegen ein menschengemachter neogotischer Prachtbau mit viel Gold im Innenraum und lässt uns an der Notwendigkeit einer Krankenversicherung in Kanada zweifeln. So viele Wunderheilungen soll es hier gegeben haben? Die beiden hohen Säulen am Eingang sind zugepflastert mit Gehstöcken und Rollatoren. Immerhin lässt der Regen nach, als wir Québec erreichen und dort bereits zur Mittagszeit ein bisschen Freizeit in der unteren Altstadt genießen können. Unsere Stadtführerin Marina treffen wir um 14 Uhr am Parlament der Provinz Québec. Sie entführt uns zunächst mit dem Bus auf die Plains of Abraham und anschließend auf einen Spaziergang durch die Altstadt, denn Québec ist zur Abwechslung mal klein genug, um alles zu Fuß zu erkunden. Über das Ursulinenkloster, Rathaus und Dom laufen wir bis zum ikonischen Wahrzeichen der Stadt: dem Luxushotel Château Frontenac. Es thront wie ein großes französisches Schloss auf den Klippen oberhalb des Sankt-Lorenz-Stroms und dominiert die Silhouette der Stadt. Über die Halsbrechertreppe gelangen wir in die untere Altstadt, die wir bereits am Mittag kurz erkundet hatten. Auch hier zeigt uns Marina die wichtigsten Ecken, bevor wir den lieben Marco anrufen, damit er uns zum Hotel bringt. Es ist ein schönes Hotel zum Abschluss unserer Reise und liegt wieder sehr günstig in unmittelbarer Nähe zu Parlament und Altstadt. Ein bisschen Freizeit bleibt noch bis zum Abschiedsabendessen, das in einem Steakrestaurant in der oberen Altstadt stattfindet und diesmal sogar aus vier Gängen besteht. Noch ein Gang mehr und man hätte uns danach den Hügel zum Parlament und Hotel hinaufrollen müssen! War das wirklich schon das letzte gemeinsame Abendessen in Kanada? Wie schnell die Zeit doch vergangen ist! Jetzt bin ich doch ein bisschen traurig … Gut, dass es im Hotel einen Weinautomaten gibt!


12. Reisetag (Freitag, 13.10.2023): Freizeit in Québec – Fahrt zum Flughafen von Montréal

Auf uns wartet bis zur Abfahrt ein schöner sonniger Morgen und Vormittag in Québec. Das Hotel ist gut gelegen, sodass wir auch noch einmal in die Altstadt laufen können. So landen noch fehlende Souvenirs und vielleicht auch eine Flasche Sortilège im Koffer. Trotz neuerlicher (problemlos bestandener!) Inspektion schafft es Marco pünktlich zur Abfahrt zum Hotel, worüber wir natürlich alle sehr erleichtert sind, Marco ganz besonders. Schnell sind wir auf dem Highway 40 und nähern uns Montréal. Im dortigen obligatorischen Stadtstau erinnern wir uns gern an die AURA-Show in der Basilika vor einigen Tagen zurück. Überhaupt konnten wir bei fast immer gutem Wetter viele schöne Erinnerungen und Eindrücke sammeln. Der liebe Marco hat fast Tränen in den Augen, als wir uns von ihm verabschieden und für die Zukunft und seinen neuen Job alles Gute wünschen. Viele weitere Abschiede stehen nun an: vorübergehend von unseren Koffern und den ersten Gästen, die uns in Richtung Zürich bzw. Wien verlassen. Für die Zukunft gut zu wissen, dass es auch im Duty Free Shop das gute Zauberwasser gibt — sogar in Premium-Qualität mit längerer Reifung. Der Flieger nach Frankfurt hebt schließlich pünktlich ab und wir düsen mit fast 1.000 km/h durch die Nacht, der Heimat entgegen.


13. Reisetag (Samstag, 14.10.2023): Ankunft in Frankfurt

In Frankfurt werden wir mit einem heftigen Regenschauer empfangen, der auf die Außenhaut des Flugzeugs prasselt. Wenig später wird es draußen jedoch schön und auch nochmal ziemlich warm, auch wenn wir davon im klimatisierten Terminal erstmal wenig mitbekommen. Während für viele Gäste damit die Reise endet und wir uns nun verabschieden müssen, warten auf fast die Hälfte der Gruppe fünf Stunden Aufenthalt bis zum Weiterflug nach Dresden bzw. Leipzig. Das sollte selbst in Frankfurt für das Umladen der Koffer reichen! Es liegt kostenloser Lesestoff aus und Möglichkeiten zur Verköstigung gibt es ebenfalls, gleichwohl die mitunter mangelnde Höflichkeit im Kundenkontakt den Wunsch erweckt, sofort den nächsten Flieger zurück nach Kanada zu besteigen. Nur wenige Tische weiter sitzen zwei Ehepaare, die mit mir auf einer früheren Eberhardt-Reise unterwegs waren und gerade aus Vancouver zurückgekommen sind — so ein Zufall! Nun kann es mein Wölfchen aber wirklich kaum noch erwarten, sein neues Zuhause kennenzulernen! Glücklicherweise geht auch der Flug nach Leipzig pünktlich. Und es sind dann tatsächlich auch alle Koffer auf dem Band; da ist die Freude groß! Nun muss ich mich auch von den letzten Gästen verabschieden, hoffe aber, auch sie bald wiederzusehen.

Schlusswort

An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei unserem Chauffeur Marco! Auf ihn, seinen italienischen Charme und seine Herzlichkeit konnten wir uns immer verlassen. Für uns ist und bleibt er der beste Busfahrer in Kanada und wir wünschen ihm für seine Zukunft alles Gute. Aber auch Euch, meine lieben Gäste, gebührt ein herzliches Dankeschön! Ihr wart eine sehr liebe, lustige, herzliche und „pflegeleichte“ Reisegruppe! Gemeinsam haben wir eine wirklich schöne Zeit in den kanadischen Provinzen Ontario und Québec verbracht! Das Wetter hat bis auf 2–3 Tage auch immer mitgespielt – und die Wale haben uns ein Schauspiel geboten, an das wir uns wohl noch lange erinnern werden!
Ich freue mich schon sehr darauf, Euch alle bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen zu dürfen!

Herzlichst, Euer

Andreas Wolfsteller

Kommentare zum Reisebericht

Es war eine sehr, sehr schöne Reise für uns. Wir haben Kanada mit dem schönsten Indian Summer erlebt und neben gigantischen Städten auch die Natur genießen können. Es war alles sehr gut organisiert. Unser Reiseleiter Dr. Andreas Wolfsteller war sehr kompetent und uns viel über Land und Leute erzählt. Wir möchten uns hiermit nochmals bei Ihm bedanken. Der Umgang mit den Trinkgeldern hat uns gefallen und ist eine gute Idee. Ein besonderes Dankeschön auch an den Busfahrer Marco, der uns jeden Tag fürsorglich mit Wasserflaschen versorgte. Wir wünschen Andreas und Eberhardt Reisen weiterhin viel Erfolg und verbleiben mit freundlichen Grüßen Klaus und Edeltraud Jentsch

Edeltraud Jentsch
06.11.2023

Liebe Edeltraud, lieber Klaus,
vielen Dank für euren lieben Kommentar und die netten Worte! Es hat mir großen Spaß gemacht, den Osten Kanadas mit euch allen zu bereisen. Ich wünsche euch alles Gute, viel Gesundheit – und vielleicht sehen wir uns dann bald mal wieder auf einer anderen Eberhardt-Reise!
Herzlichst, Euer
Andreas Wolfsteller

Andreas Wolfsteller 12.11.2023