Reisebericht: Rundreise Island – Naturparadies im Atlantik

09.07. – 18.07.2019, 8 oder 10 Tage Rundreise Reykjavik – Goldener Kreis – Akureyri – Myvatn – Ostfjorde – Höfn – Vatnajökull – Vik (Bei der 10–Tage–Reise zusätzlich Snaefellsnes–Halbinsel)


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Island - ein Eldorado für Naturfreunde. Aktive und lang erloschene Vulkane, brodelnde Quellen, sprudelnde Geysire, dampfende Lavafelder, imposante Wasserfälle und eindrucksvolle Gletscherlagunen zogen uns in ihren Bann.
Ein Reisebericht von
Martina Häselbarth

1. Tag: Dienstag, 09.07.2019: Anreise nach Island


14 Gäste und eine Reisebegleitung hatten sich bei brütender Hitze in Deutschland auf den Weg ins mit 11-15° angenehm temperierte Island gemacht. Der 3,5-stündige Flug mit Iceland Air von Berlin Tegel nach Keflavík verlief ereignislos, nur die beiden Gäste aus Frankfurt hatten etwas Verspätung. Unsere örtliche Reiseleiterin Nina erwartete uns schon am Flughafen und sofort wurde sie mit unseren erwartungsvollen Fragen gelöchert. Sollte man jetzt Bargeld tauschen, oder lieber aus dem Automaten ziehen? Braucht man überhaupt noch Bargeld auf Island? Warum befindet sich der Duty-Free-Shop hier nach der Kofferausgabe im frei zugänglichen Bereich des Flughafens? Loht es sich, hier Spirituosen einzukaufen? Nina beantwortete geduldig alle Fragen und verkürzte uns damit erheblich die Wartezeit. Als auch die Frankfurter wohlbehalten zur Gruppe gestoßen waren, machten wir uns erwartungsvoll auf den Weg nach Reykjavík, der nördlichsten Hauptstadt der Welt.
Zunächst steuerte Nina, die uns auf der ganzen Reise in der Doppelfunktion der Reiseleiterin und Busfahrerin begleiten würde, die „Perlan" an. Es handelt sich um einen spektakulären Aussichtspunkt auf dem Hügel Öskjuhlíð. Von hier hat man einen 360°-Rundumblick über die ganze Stadt und die Halbinsel Reykjanes. Das Gebäude ist eigentlich der Warmwasserspeicher der Stadt, dessen Glaskuppel an eine Perle erinnert. Es beherbergt auch ein sehr interessantes Kulturzentrum mit mehreren Ausstellungen, in denen dem Besucher die Naturwunder Islands nahegebracht werden. In den Ladengeschäften konnten wir einen ersten Eindruck von den typischen Erzeugnissen des Landes bekommen. Die sehr schönen, aber leider auch sehr kratzigen Wollpullover fanden in unserer Gruppe keinen Anklang.
Weiter ging es zu unserem zentral in der Innenstadt gelegenen Hótel Klettur. Nach dem Einchecken blieb nur wenig Zeit, bevor wir uns auf den kurzen Fußweg zu unserem Restaurant machten, wo wir uns zum ersten Mal von der ausgezeichneten Qualität der isländischen Küche überzeugen konnten. Da die meisten inzwischen etwas erschöpft von der langen Anreise waren, gingen nur wenige noch auf einen Spaziergang in die Stadt oder zum Hafen, die meisten Gäste zogen sich beizeiten und bei hellem Tageslicht in ihre Zimmer zurück. Alle hatten natürlich von den „weißen Nächten" gehört, in denen es im Sommer nie wirklich dunkel wird, ein besonderes Erlebnis ist diese 24-Stunden-Helligkeit dennoch. Die Verdunkelungsvorhänge in den Hotels sind jedoch sehr gut, sodass die Schlafqualität nicht darunter leidet.

2. Tag: Mittwoch, 10.07.2019: Goldener Kreis – Gullfoss – Haukadalur  – Nationalpark Þingvellir, 244 KM


Am ersten Tag unserer Rundreise stand gleich einer der absoluten Höhepunkte auf dem Programm: der „Golden Circle". Den ersten Stopp auf dieser Rundtour zu einigen der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Landes legten wir in Hveragerði ein. Der Ort ist für die mit Erdwärme beheizten Gewächshäuser, in denen Gemüse und sogar tropische Früchte angebaut werden, und für seine heißen Quellen bekannt und bei Urlaubern beliebt.
Am späten Vormittag erreichten wir den Gullfoss, den „goldenen Wasserfall". Unter den zahllosen imposanten Wasserfällen des Landes ist er einer der schönsten. Das Wasser des Flusses Hvítá stürzt hier malerisch in zwei Kaskaden 30 m in die Tiefe. Vor hundert Jahren sollte dieses herrliche Naturschauspiel einem Kraftwerk zum Opfer fallen, aber eine Bauerntochter aus der Umgebung setzte sich so vehement für den Erhalt ein, dass der Wasserfall in seiner ganzen Schönheit gerettet werden konnte.
Weiter ging es zum Hochtemperaturgebiet Haukadalur mit seinen heißen Quellen und Geysiren, wo wir eine längere Mittagspause einlegten. Der Große Geysir, der allen sprudelnden Quellen seinen Namen gegeben hat, ist zwar seit langem inaktiv, sein kleiner Bruder, der Strokkur hingegen, erfreut die zahllosen Besucher ca. alle 8 Minuten mit einer emporschießenden Heißwassersäule. Je nach Standort und Windrichtung kann der Wasserstrahl auch zur heißen Dusche werden. Fasziniert von der geothermischen Aktivität spazierten wir auf den Wegen zwischen den Geysiren und den sprudelnden und dampfenden Wasserlöchern.
Der letzte Höhepunkt des Tages war die UNESCO-Welterbestätte Þingvellir. Island befindet sich auf der Nahtstelle zweier Kontinentalplatten und hier treffen diese aufeinander. Die eurasische und die amerikanische tektonische Platte driften hier seit Jahrtausenden immer weiter auseinander, was sich in zahlreichen Rissen und Felsspalten zeigt. In den letzten 10.000 Jahren ist das Land hier um 70 m auseinandergedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 m gesenkt.
Das Þingvellir ist für die Isländer aber auch ein historisch-politisch bedeutsamer Ort. Einst kamen auf dieser „Ebene der Volksversammlung" regelmäßig die freien Männer des Landes aus allen Himmelsrichtungen zusammen, um das Althing, die traditionelle Versammlung, abzuhalten. Hier wurden Gesetze beschlossen und Gericht gehalten, es handelt sich also um eines der ältesten Parlamente der Welt. Es tagte jährlich, bis es Ende des 18. Jh. von den Dänen aufgelöste wurde. An diesem historischen Ort wurde am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen. Nach einem von Nina fachmännisch kommentierten Rundgang durch die Almannagjá, die „Allmännerschlucht", begaben wir uns voller neuer Eindrücke wieder zu unserem Bus und traten den Heimweg an.
Am Abend konnten es die meisten Gäste nicht erwarten, sich individuell auf den Weg in die Stadt zu machen, um Reykjavíks lange Hauptstraße mit ihren zahllosen Bistros, Restaurants und Andenkenläden zu erkunden. Auch der Hafen, die eigenwillige Hallgrímskirkja-Kirche oder die aufgrund ihrer architektonischen Besonderheit weltberühmte Konzert- und Eventhalle Harpa waren uns einen Besuch wert.

3. Tag – Donnerstag, 11.07.2019: Reykjavík – Snæfellsnes, 320 KM


Heute ging es von Reykjavík in nord-westlicher Richtung auf die Halbinsel Snæfellsnes, die aufgrund ihrer vielfältigen Attraktionen auch „Island in Miniatur" genannt wird. Nina nahm den ca. 6 KM langen Tunnel unter dem Hvalfjörður (Walfjord), der mit 30 KM Länge der tiefste Fjord Islands ist und lange Zeit als Basis für Walfangschiffe genutzt wurde. Hier waren im 2. Weltkrieg auch britische und amerikanische Truppen mit ihren U-Booten stationiert.
Snæfellsnes faszinierte uns mit seinen Ausblicken auf den 1446 m hohen Gletscherberg Snæfellsjökull und wir staunten über die endlosen Lavafelder, die zahllosen Krater, Wasserfälle, schwarzen Strände und ungewöhnlich geformten Berge. Die bizarre Landschaft inspirierte Jules Verne in seinem Klassiker „Reise zum Mittelpunkt der Erde" als Eingang zum Inneren der Erde. Der Gletscher diente dem isländischen Nobelpreisträger Halldór Laxness als Schauplatz einer seiner Romane.
Unseren ersten Halt legten wir in Búðir ein. Dieser Weiler besteht heute nur noch aus einer Kirche und einem Hotel, war jedoch in der Vergangenheit ein wichtiger Handelsplatz. Die erste Kirche wurde in Búðir bereits im Jahre 1703 von einem Kaufmann erbaut, die heutige wunderschöne schwarze Holzkirche steht als eine der ältesten isländischen Holzkirchen unter Denkmalschutz und überraschte uns mit ihrem Flügelaltar und dem Holzbild des Letzten Abendmahles. Nach einem kleinen Spaziergang am schwarzen Lavastrand machten wir uns wieder auf den Weg.
Unsere Mittagspause legten wir in dem kleinen Ort Arnarstapi ein, einem weiteren, ehemals wichtigen Handelsposten. Bei einem Spaziergang an der Küste genossen wir wunderschöne Meeresblicke, faszinierende Felsformationen und beobachteten das emsige Treiben in einer Küstenseeschwalben-Kolonie. Die berühmte Felsformation Gatklettur oder „Lochfelsen" und der winzige, malerische Hafen boten herrliche Fotomotive.
Einen weiteren Halt machten wir am Djúpalónssandur, einem beeindruckenden schwarzen Lavastrand. Zum Gedenken an die vierzehn Todesopfer liegen hier noch die Wrackstücke des britischen Trawlers Epine GY7, der am 13. März 1948 in der Nähe havarierte.
Die letzte Attraktion des Tages war der pfeilspitzenförmige 463 m hohe Berg Kirkjufell, der sich inzwischen zu einem Wahrzeichen Islands entwickelt hat, besonders seit er in der Kultserie „Game of Thrones" zu sehen war. Der kleine Wasserfall Kirkjufellsfoss komplettiert das malerische Bild.
Am frühen Abend erreichten wir das Fischerstädtchen Stykkishólmur, die größte Ortschaft auf der Halbinsel und bezogen unser Quartier im Fosshotel. Nach dem Abendessen machten einige Gäste im örtlichen Schwimmbad noch Bekanntschaft mit der isländischen Badekultur.

4. Tag – Freitag, 12.07.2019: Snæfellsnes – Akureyri, 442 KM


Unsere heutige Etappe auf der Ringstraße war zwar etwas länger, aber es warteten immer wieder spektakuläre Sehenswürdigkeiten auf uns. Über Borgarnes erreichten wir den Krater Grábrók und wanderten auf einem neu angelegten Treppenpfad aus Holz bis zu seinem Rand. Der mit Moos und Flechten bewachsene Grábrók ist der größte von drei Kratern in unmittelbarer Nähe und von oben hat man einen tollen Ausblick auf die anderen Krater und das Universitätsgelände. Ja, es ist tatsächlich so, dass es hier im 182 Einwohner zählenden Ort Bifröst eine private Wirtschaftsuniversität gibt!
Auf der anschließenden Fahrt über das Hochland senkte sich tiefer Nebel über die Landschaft und das gab Nina die Gelegenheit, allerhand Sagen und Geschichten aus dem reichen Schatz der isländischen Volkserzählungen zum Besten zu geben. Zu fast jeder Naturschönheit auf Island gibt es nämlich eine Geschichte von Elfen, Trollen, Geistern oder Feen......
Am Nachmittag erreichten wir die Pferdefarm Lýtingsstaðir. Hier, an der sogenannten "Wiege des Islandpferdes" betreibt Evelyn, eine Deutsche, die seit Jahrzehnten auf Island lebt, mit ihrer Familie den geschichtsträchtigen Hof als Pferdezucht und Gästebetrieb. Wir erfuhren viel über die weltberühmten Islandpferde und bekamen auch eine Vorführung der typischen Gangarten zu sehen. Etwas ganz Besonderes sind die Torfhäuser, die Evelyn auf dem Gelände nach historischen Vorbildern aus Torf, Steinen und Holz errichten ließ und die Ausstellung zur Geschichte des Islandpferdes mit den vielen, liebevoll zusammengetragenen Gegenständen.
Nach einer gemütlichen Kaffeerunde mit selbstgemachtem Kuchen hieß es Abschied nehmen auf dem Weg zu unserem heutigen Hótel Norðurland in Akureyri.
Das freundliche Universitätsstädtchen liegt malerisch am ca. 60 KM langen Fjord Eyjafjördur und ist durch die eigenwillige Kirche und den sehr sehenswerten Botanischen Garten bekannt. Nach dem Abendessen nutzten etliche Gäste die Helligkeit, um eine Walbeobachtungstour zu unternehmen. Auf unserer knapp 3-stündigen Bootsfahrt durch den Fjord ließen sich die Buckelwale und Delfine wegen des mangelnden Nahrungsangebots dieses Mal leider nicht blicken. Die fantastische Landschaft mit den schneebedeckten Bergen am Fjord und die Ausblicke auf Akureyri mit seinem Hafen und den Kreuzfahrtschiffen entschädigten uns jedoch dafür.

5. Tag – Samstag, 13.07.2019: Húsavík – Ásbyrgi – Akureyri, 404 KM

Nachdem wir dem heutigen Geburtstagskind ein kleines Ständchen in Isländisch und Deutsch dargebracht hatten, machten wir zunächst eine kleine Stadtrundfahrt in Akureyri, der „Hauptstadt des Nordens". Wir bewunderten die schönen, alten Häuser, darunter das Nonnahús, das ehemalige Wohnhaus des berühmten Kinderbuchautors Jón Sveinsson, der die Romanserie um den isländischen Jungen Nonni, der in die Welt hinausreist, geschrieben hat.
Wir genossen noch einmal den wunderbaren Blick über den Fjord Eyjafjördur und den Lichtersee, bevor wir uns auf den Weg nach Húsavík machten. Hier legten wir vorerst nur einen kurzen Stopp ein. Am Horizont konnte man die Insel Grímsey erspähen, die direkt auf dem Polarkreis liegt.
In der Nähe der Bucht Öxarfjörður liegt die beeindruckende Schlucht Ásbyrgi, eines von Islands beliebtesten Naturwundern, die wir zu Fuß erkunden wollten. Die Schlucht hat die Form eines Hufeisens und wird von mehr als 100 m hohen Klippen eingerahmt. Die Legende besagt, dass hier Oðins achtbeiniges Pferd Sleppnir seinen mächtigen Hufabdruck hinterlassen hat....
Im Inneren befindet sich ein wunderschöner See, der Heimat für Scharen von Wasservögeln ist. Er ist umrahmt von dichter Vegetation aus Birken, Tannen und bunt blühenden Blumen. Hier sang Nina für uns unter dem Beifall etlicher Zuhörer mit ihrer wunderschönen Altstimme ein berührendes Lied.
Erst jetzt fuhren wir zurück in das kleine Küstenstädtchen Húsavik, wo reichlich Zeit war für eine Mittagspause und einen Stadtrundgang. Sehenswert ist hier der kleine, aber geschäftige Hafen und die vollständig aus norwegischem Holz erbaute Kirche.
Ein weiterer, diesmal sehr entspannender Höhepunkt des Tages war ein fakultativer Besuch im nördlich des Mývatn-Sees gelegenen geothermalen Naturbad. Hier badet man inmitten eines Lavafeldes in milchig-blauem Thermalwasser, das eine Temperatur von 36 bis 40°C hat und völlig ohne Chlor auskommt.
Etwa auf halber Strecke zwischen Akureyri und dem Mývatn liegt der Wasserfall Goðafoss, den wir als nächstes und letztes Ziel des heutigen Tages ansteuerten. Er ist zwar nur 12 m hoch, beeindruckt aber durch seine Wassermassen, die sich in großer Breite in eine Schlucht stürzen. Der Sage nach geht sein Name „Götterwasserfall" darauf zurück, dass der Gode Þorgeir, nachdem er im Jahr 1000 das Christentum als offizielle Religion für Island angenommen hatte, alle seine Götterbilder im Goðafoss versenkte.

6. Tag – Sonntag, 14.07.2019: Mývatn – Dimmuborgir – Solfatarenfeld Námaskarð – Dettifoss – Ostfjorde, 375 KM


Unser erstes Ziel heute war noch einmal das Naturreservat um den wunderschönen See Mývatn mit seinen zahllosen Inselchen und einer reichen Flora und Vogelwelt. An der Südseite des Sees liegen die Skútustaðagígar, eine Reihe von atemberaubenden Pseudokratern, die wir auf einem Spaziergang erkundeten. Sie sind durch Gasexplosionen entstanden, bei denen sich schmelzende Lava über den Sumpfboden ergoss.
Gleich östlich des Sees erstreckt sich Dimmuborgir (übersetzt dunkle Städte/Burgen), ein Gebiet mit dunklen Lavafelsen in allen erdenklichen, die Fantasie anregenden Formationen. Und es wäre nicht Island, wenn die bizarren Felsformationen nicht zur Entstehung vieler Volkssagen beigetragen hätten. Hinter so manchem Felsen kann man tatsächlich die Form eines Trolls oder einer Elfe erkennen.... Sogar die berühmten 13 isländischen Weihnachtsmänner „Jólasveinar" sollen hier ihr Zuhause haben! Eine der bekanntesten Geschichten zu diesem Ort besagt, er sei der Eingang zur Hölle.
Nur wenige Kilometer entfernt vom lieblichen See Mývatn brodelt es gewaltig. Nachdem wir die Passhöhe Námaskarð passiert hatten, erreichten wir das am Fuße des Berges Námafjall gelegene beeindruckendste Solfatarenfeld Islands. In kräftigen Orange- und Brauntönen leuchten die vegetationslose Ebene und die angrenzenden Berge, ein Anblick wie von einem anderen Planeten. Aus zahllosen Spalten treten mit lautem Fauchen weiße Dampfsäulen aus, heiße Schlammtöpfe blubbern und brodeln vor sich hin, wie gigantische Kochtöpfe aus einer anderen Welt. Hier wurde früher Schwefel gewonnen und noch heute liegt über allem ein Geruch von faulen Eiern.
Auf dem Weg zum Dettifoss fährt man über eine eher unspektakuläre Ebene, in die der Fluss im Laufe der Jahrtausende einen Canyon gegraben hat. Nichts deutet auf die gewaltige Schlucht mit dem tobenden Gewässer hin, die man am Ende erreicht. Der Dettifoss - übersetzt „stürzender Wasserfall" - ist der energiereichste Wasserfall Europas, seine Kraft und Energie sind atemberaubend. Der Fluss Jökulsá stürzt am Dettifoss in die über 100 m tiefe Schlucht Jökulsárgljúfur, die isländische Version des Grand Canyon. Gefesselt von diesem einzigartigen Naturschauspiel fragten wir uns, wie es möglich ist, dass sich hier seit Jahrtausenden solch gewaltige Wassermassen in die Tiefe stürzen.
Auf unserem Weg zu den Ostfjorden legten wir scheinbar im Nirgendwo noch eine Kaffeepause mit selbstgebackenem Kuchen auf einem gemütlichen Hof ein und bewunderten die Kapelle mit dem kuriosen Bild einer Jesusfigur, die scheinbar den Ölberg hinunterrutscht. Am Abend bezogen wir unser heutiges Quartier, das Hotel Austur in Reyðarfjörður.

7. Tag – Montag, 15.07.2019: Ostfjorde – Petras Steinhaus – Djúpivogur – Höfn, 249 KM


Das fast immer regnerische und neblige Wetter an den Ostfjorden hatte gerade mal aufgeklart und so unternahmen wir vor unserer Abfahrt aus Reyðarfjörður noch einen kleinen Spaziergang entlang eines idyllischen Bachbetts. Wegen seines natürlichen Hafens diente der Ort im zweiten Weltkrieg den Alliierten als Militärbasis. Nach deren Niedergang wandten sich die Einwohner wieder dem Fischfang zu. In einem Militärmuseum kann man mehr über die Rolle Islands im 2. WK erfahren. Heute ist das Aluminiumschmelzwerk der größte Arbeitgeber vor Ort.
Unser Weg führte uns vorbei an dem Örtchen Fáskrúðsfjörður, wo wir von seiner vom französischen Fischfang geprägten Vergangenheit erfuhren. Das französische Erbe wird hier heute noch gepflegt. Im 19. Jh. war der Fischfang nicht nur für Ostisland ein bedeutender Erwerbszweig, auch 6000 Menschen in der französischen Stadt Dunkerque verdienten damit ihren Lebensunterhalt.
Unser erster längerer Halt heute war Petras Stein- und Mineraliensammlung, die größte private Steinesammlung der Welt. Die leidenschaftliche Steinesammlerin Petra Sveinsdóttir hat hier in ihrem Privathaus seit 1946 eine einzigartige Sammlung seltener Steine und Mineralien zusammengetragen, die alle aus dem Stöðvarfjörður und der näheren Umgebung ihres Wohnortes stammen. Diese in ihrem gepflegten Garten liebevoll dekorierte Sammlung ist seit 1974 öffentlich zugänglich und wurde seither von hunderttausenden Touristen besucht.
Unsere Mittagspause verbrachten wir heute in Djúpivogur, einem kleinen Küstenort auf der Halbinsel Búlandsnes am Hamallearsfjörður. Die 400 Einwohner des Ortes lebten traditionell vom Fischfang und seit dem 16. Jh. vom blühenden Handel, heute ist auch der Tourismus ein bedeutender Erwerbszweig. Der Ort ist geprägt vom pyramidenförmigen, über 1000 m hohen Basaltkegel Búlandstindur. Bemerkenswert ist auch die Freiluftausstellung der Sammlung „Eggin i Gleðivík" von Sigurður Guðmundsson. Der Künstler hat hier aus Stein 34 riesengroße Vogeleier von Vögeln geschaffen, die an der Küste heimisch und an der Meerespromenade ausgestellt sind.
Auf unserer Fahrt in den Süden legten wir eine Pause an einem Wasserfall ein, wo unser Geburtstagskind einen Umtrunk offerierte und Eberhardt zur Verkostung des einheimischen Branntweins Brennivín einlud. Am frühen Abend erreichten wir nach einer kleinen Orientierungsrundfahrt in Höfn das Fosshotel Vatnajökull, von dem aus wir einen fantastischen Blick auf den Gletscher Vatnajökull hatten.

8. Tag – Dienstag, 16.07.2019: Gletscherlagune Jökulsárlón – Nationalpark Skaftafell – Vík, 277 KM


Heute Vormittag stand einer der Höhepunkte der gesamten Reise auf dem Programm: die Gletscherlagune Jökulsárlón („Gletscherflusslagune"). Sie liegt direkt unter dem Vatnajökull, Europas größtem Gletscher und wird aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit als eines der „Kronjuwelen Islands" bezeichnet. Die mit dem Ozean verbundene Lagune ist in stetigem Wandel begriffen und entsteht aus dem Wasser, das vom Gletscher abschmilzt. Auch zwei James Bond-Filme wurden hier gedreht: „Stirb an einem anderen Tag" und „Im Angesicht des Todes". Als erstes machten wir einen Spaziergang am „Diamond Beach", dem Diamantenstrand. Die Eisbrocken, die durch den Gletscherstrom in die Lagune befördert werden, schmelzen langsam und treiben aufs Meer hinaus. Von dort werden sie von den mächtigen Wellen des Atlantiks auf den schwarzen Lavastrand gespült, wo sie in der Sonne wie Diamanten funkeln. Mit einem Amphibienboot unternahmen wir eine spektakuläre Bootsfahrt, die uns bei eisiger Kälte und Regen rund um die in verschiedenen Farbschattierungen aus dem Wasser aufragenden Eisberge führte. Auch einige putzige Robben bekamen wir zu Gesicht.
Auf unserem Weg zum Skaftafell-Nationalpark kamen wir an einem Denkmal vorbei, das uns die Kraft der Natur in Island noch einmal anschaulich verdeutlichte. Am Rande des Skeiðarársandur und gleich neben der Ringstraße erinnert ein massiver, aber völlig verbogener Stahlträger einer Straßenbrücke an eine folgenschwere Naturkatastrophe. 1996 kam es im Gebiet des Vatnajökull zu einem Vulkanausbruch mit einem gewaltigen Gletscherlauf, dessen Wassermassen und Eisblöcke große Schäden an den Verkehrswegen der Ringstraße und den Brücken hinterließen, die zum Teil vollständig weggeschwemmt wurden.
Wann immer eine der beeindruckenden Gletscherzungen des Vatnajökull aus den Nebelschwaden hervorlugte, machten wir einen Fotostopp, um das beeindruckende Schauspiel der Naturgewalten auf uns wirken zu lassen.
Gegen Mittag erreichten wir das Besucherzentrum des Nationalparks Skaftafell, wo wir unsere Mittagspause verbrachten und uns im Dokumentationszentrum informieren konnten. Skaftafell ist ein Teil des Nationalparks Vatnajökull und beeindruckt mit seinen Gletschern, Vulkanen und Seen. An einem klaren Tag hat man von hier eine unglaubliche Sicht auf die umliegenden Bergspitzen und Gletscher.
Auf unserem Weg nach Vík machten wir noch einen kleinen Spaziergang auf einem mit Moos und Flechten bewachsenen Lavafeld. Am frühen Nachmittag kamen wir in Vík an und erreichten nach einer kurzen Ortsrundfahrt unser Hotel Dyrhólaey Vík, wo wegen der geplanten Höhlenwanderung ein sehr frühes Abendessen vorgesehen war.
8 Gäste begaben sich nach dem Essen auf das fakultative Gletscherhöhlenabenteuer. Mit einem Jeep fuhren wir zunächst mit unserem kundigen Höhlenführer auf einer kaum erkennbaren und mit Schlaglöchern übersähten Straße durch ein „Niemandsland", das an eine Mondlandschaft erinnerte. Vorbei ging es an moosbedeckten Bergen und weidenden Schafen bis wir die Eishöhle im Mýrdalsjökull-Gletscher erreichten. Darunter liegt der mächtige Vulkan Katla, einer der aktivsten Vulkane Islands. Ausgerüstet mit Steigeisen unter unseren Schuhen unternahmen wir bei strömendem Regen den Einstig in die Höhle. Sie ist ganz mit Vulkanasche bedeckt und verändert durch den permanenten Abschmelzungsprozess andauernd ihre Form. Die Verantwortlichen müssen daher täglich die Sicherheit der Eisdurchgänge und Behelfsbrücken aus Holz prüfen. Der Weg durch die Höhle erforderte etwas Geschicklichkeit, aber mit der Hilfe unseres Höhlenführers bewältigten alle die Herausforderung und wurden mit unvergesslichen Eindrücken belohnt.

9. Tag – Mittwoch, 17.07.2019: Südküste – Reykjavík, 206 KM


Unser Weg führte uns heute zunächst zur Küste bei Dyrhólaey, dem südlichsten Punkt des isländischen Festlands. Wir waren beeindruckt von dem berühmten schwarzen Lavastrand von Reynisfjara und kamen endlich ganz nahe an den Brutfelsen einer riesigen Kolonie von Papageientauchern heran. Da die etwas plumpen Vögel nur schlecht fliegen können, brüten sie in Erdhöhlen an und auf Klippen, von denen sie sich dann direkt ins Meer stürzen, wo sie schwimmend und tauchend ihr ganzes Leben verbringen. Kaum vorstellbar, dass diese putzigen Vögel mit ihrem schwarz-weißen Gefieder und dem roten Schnabel auch heute noch als Delikatesse von Isländern und neugierigen Touristen verspeist werden.
Natürlich legten wir einen Fotostopp ein, als sich die Wolken lichteten und der gewaltige, 1652 m hohe Eyjafjallajökull (isländisch für „Inselberge-Gletscher") in der Ferne sichtbar wurde. Wir erinnerten uns alle noch gut an die Eruptionen des Vulkans im Frühjahr 2010, als der große Ausstoß von Asche zu tagelagen Flugverboten über Nord- und Mitteleuropa führte.
Weiter ging es zum 25 m breiten Skógafoss, der sich über 60 m in die Tiefe stürzt und als einer der schönsten Wasserfälle Islands gilt. Der Fluss ist beliebt bei Saiblings- und Lachsfischern. Der Sage nach soll ein Riese in der Höhle hinter dem Wasserfall einen Schatz versteckt haben. Einem Mann aus der Gegend gelang es später nicht, den goldenen Griff der Truhe zu ergreifen, ehe sie auf Nimmerwiedersehen verschwand.
Sehr interessant und informativ war der anschließende Besuch des Skógar-Museums mit deutschsprachiger Führung. Die weitläufige Anlage besteht aus einem Freiluftmuseum, einem Heimatkundemuseum und einem technischen Museum. Unglaubliche 16.000 Gegenstände illustrieren hier anschaulich das Leben der Isländer im Spiegel der Zeit.
Unser letzter Stopp heute war ein weiterer Wasserfall, der Seljalandsfoss. Auch er stürzt 60 m in die Tiefe und seine besondere Attraktion ist, dass man auf einem Weg hinter ihm durchgehen kann. Ein eher feuchtes Vergnügen! Der Seljalandsfoss diente auch als Kulisse für Justin Biebers Video zu seinem Song 'I'll Show You'.
Zurück in Reykjavík zeigte uns Nina auf dem Weg ins Hotel noch die grünen Wohnvororte und einige der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt vom Bus aus. Reykjavík (dt. „Rauchbucht") hat nur 200.000 Einwohner und ist die nördlichste Hauptstadt der Welt. Mit ihren vielfältigen Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten begeistert sie Kultur- und Naturfreunde ebenso wie Fans von Nachtleben und erlesener Küche. Wir fuhren vorbei an der Hallgrímskirkja-Kirche, deren Architektur sich optisch an die Basaltsäulen am Wasserfall Svartifoss anlehnt. Wir sahen den Stadtsee, das Rathaus und bestaunten die eigenwillige Architektur des Eventzentrums Harpa im Alten Hafen von Reykjavík.
Das Abendessen war für uns in einem der unzähligen Restaurants auf der Laugavegur, der Fress- und Shoppingmeile der Stadt reserviert. Mit einer exzellenten isländischen Variante des „Surf and Turf" aus Lammrücken und Riesengarnelen klang der Tag aus.

10. Tag – Donnerstag, 18.07.2019: Heimreise


Heute hieß es Abschied nehmen von dieser faszinierenden Insel aus Feuer und Eis, die uns von Nina in ihrer begeisternden Art so wunderbar nahegebracht wurde. Unsere letzte Nacht war sehr kurz, denn schon um 04.40h holte uns der Bus zum Flughafen ab. Wenigstens konnten wir uns vorher noch ein ausgiebiges Frühstück genehmigen, das unser Hótel Klettur bereits ab 03.00h serviert! Unsere Flüge nach Berlin und Frankfurt waren pünktlich und am Ziel standen die Transferfahrer bereit.

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