Reisebericht: Rundreise Holland – Keukenhof, Amsterdam und IJsselmeer

10.04. – 14.04.2014, 5 Tage Busreise mit Amsterdam – Keukenhof in Lisse – Blumenkorso zw. Nordwijk & Haarlem ODER Seebad Scheveningen – Enkhuizen – Dampfschifffahrt auf dem IJsselmeer


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Von Apeldoorn über die Blütenpracht im Keukenhof und das Seebad Scheveningen in die Grachtenstadt Amsterdam sowie nach Hoorn und Medemblik und mit Museums-Eisenbahn und -Dampfschiff nach Enkhuizen.
Moderne und Geschichte sowie die typische Landschaft der Niederlande, zur „günstigsten Zeit" - der Farbenpracht der Tulpenblüte - zu erleben, das ist das Ziel unserer Rundreise gewesen! Nahezu alles, was wirklich typisch für Holland, die bekannteste Provinz der Niederlande ist, haben wir in diesen fünf Reisetagen sehen und dabei unser Nachbarland wirklich erleben können. Das Wetter hat dabei hervorragend mitgespielt und so wurde es eine echt wunderschöne Holland-Schau, in der Windmühlen, Käse, Grachten und vor allen natürlich die „tollen Bollen" vorkamen, jene Blumenzwiebeln, aus denen die holländischen Gärtner ein unglaubliches Feuerwerk an Farben; Duft und Schauwert schaffen.   
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Erster Tag, Donnerstag, 10.04.2014 : Über Siegerland und Ruhrgebiet nach Apeldoorn in den Niederlanden

Erwartungsvolle „Tulpen"-Reisende trafen wir schon am Flughafen Dresden, aber trotz Stopps in Siebenlehn, Chemnitz, Gera und Neudietendorf mussten wir noch etwas warten, ehe wir komplett wurden. In Reinhardshain stießen viele Mitreisende aus Baden-Württemberg zu uns und ab Flughafen Dortmund waren wir vollzählig: 33 Neugierige. Gar nicht mehr so lang war dann die anschließende Fahrt ins Nachbarland Niederlande, noch etwas kurzweiliger gemacht mit technischen Hinweisen und unserem Sicherheitsvideo sowie lockeren Plauderei über die an der Strecke liegenden Sehenswürdigkeiten. Schnell  verging die Fahrt bis zur Grenze der Niederlande - fast wie von selbst und nach Abspielen der Nationalhymne und Setzen der rot-weiß-blauen Flagge waren wir im Nachbarland. Ein paar wissenswerte Fakten zu unserem neuen Gastland und ein kleiner niederländischer Sprachkurs führten dazu, dass es einigermaßen kurzweilig für die Gäste wurde, bevor wir unser modernes Hotel „Hampshire" in den Außenbezirken von Apeldoorn erreichten.   

Zweiter Tag, Freitag 11.04. 2014 : Keukenhof und Scheveingen bei Den Haag

Der aufregendste Höhepunkt der Reise ist zweifellos der Besuch des Keukenhofs, des größten europäischen Blumenparks mitten im Kerngebiet der holländischen Blumenzucht. In unserem insgesamt an Highlights recht reichen Programm kommt der Keukenhof zuerst - und dass wir ihn an einem Wochentag besuchen konnten, hat dafür gesorgt, dass trotz großer Besuchermengen die bunte Touristenattraktion nicht total überlaufen war. Denn herrliches Wetter tat ein Übriges - die Blumenpracht des Keukenhofs kam an diesem Freitag bei strahlendem Sonnenschein wunderbar zur Geltung. Mehrere Millionen Zwiebelpflanzen -allen voran Tulpen, Hyazinthen und Narzissen - blühen jeden April und Mai auf dem 32 Hektar großen Gelände. Auf das Feinste arrangiert von erfahrenen Gärtnern, bilden die Erzeugnisse von etwa 90 Hoflieferanten des niederländischen Königshauses einen unglaublich vielfältigen und farbenfrohen Blumenteppich. 

Keukenhof

Ein etwa fünfzehn Kilometer langes Wegenetz im Park sorgt dafür, dass sich die Besucher jede Kleinigkeit der künstlich angelegten Garten- und Blumenlandschaft ansehen und in vielen Bereichen ganz entspannt genießen können. Auch wenn das Wetter schlechter wäre - was uns erspart blieb - ist für Attraktionen gesorgt : in mehreren geräumigen Pavillions kann man sich Blumenausstellungen, sogar Orchideen ansehen. Eigentlich aus dem „Küchengarten" - wie es der Name auch besagt - der Gräfin von Holland hervorgegangen, deren alte Burg noch nahebei liegt, wurde der Blumenpark nahe Lisse und inmitten der riesigen Blumenfelder des „Bollestreek", der „Blumenzwiebelstrecke" gelegen, seit 1949 zu einer DER angesagten Touristenattraktionen der Niederlande. Zusammen mit dem begleitenden Neureiseleiter Stefan Jahnke nutzten wir noch die letzte Stunde Freizeit, um ein kleines Souvenir für die Gäste zu besorgen und konnten sie mit einer kleinen holländischen Schüssel voller Tulpenzwiebeln erfreuen. 

Scheveningen

Am Nachmittag ging es dann nach Scheveningen. Das größte Seebad der Niederlande hat sich wie so manches andere aus einem kleinen Fischerort entwickelt. Schon recht früh gegründet wurde die Fischersiedlung von der im 13. Jh. entstehenden Residenz der Grafen von Holland, Den Haag, vereinnahmt und wurde nie selbständig: noch heute gehört es zu dieser nunmehr drittgrößten Stadt der Niederlande, die ja auch Residenz des König und Sitz der Regierung ist. Die Strandpromenade zwischen der fast vollständigen Bebauung mit Ferienhäusern, Hotels und Funktionsgebäuden und dem feinsandigen Strand ruht immer noch teilweise auf Betonmauern, die im 2. Weltkrieg als Befestigungsanlagen errichtet wurden. Eine fast 400 m lange Seebrücke mit einem Aussichtsturm am Ende gilt zwar als Sehenswürdigkeit Scheveningens, war aber bei unserem Besuch leider geschlossen. Außerdem gibt es als hervorstechendes Bauwerk noch das Kurhaus, ein gewaltiges Gebäude, das 1894 - 1897 erbaut wurde und heute unter anderem Hoteleinrichtungen und ein Casino beherbergt. Hier hatten wir, bei etwas Wind zwar doch bei herrlichem Sonnenschein, Zeit zum Flanieren auf der Strandpromenade, bevor wir zu unserem Hotel in Apeldoorn und einem leckeren Abendessen zurückkehrten.      

Dritter Tag, Samstag, 12.04. 2014 : Käserei "Rembrandthoeve" – Amsterdam mit Grachtenrundfahrt

Auch der heutige Tag sollte uns mit herrlichem, überhaupt nicht nach erster Aprilhälfte aussehendem Wetter beglücken! Unser heutiges Ziel Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande. Gelegen in der Provinz Noordholland ist sie mit einer Bevölkerung von derzeit über 800.000 Menschen innerhalb der Gemeinde und dem Dreifachen als Ballungszentrum seit Jahrzehnten die größte Stadt des Landes. Zunächst allerdings wollten wir uns noch etwas anderes ansehen: Wer nach den Niederlanden und in den oft synonym für das ganze Land gebrauchten Landesteil Holland fährt, der möchte natürlich die besonders „typischen" Dinge sehen, das, was gemeinhin als das „Bekannteste" an den Niederlanden gilt: natürlich sind das Windmühlen, Käse und Holzschuhe! Na gut, Porzellan mit Delfter Blau und Tulpen gehören natürlich auch dazu - aber letztere hatten wir ja schon gestern und Delft war im - zugegebenermaßen mit fünf Tagen recht kurzen Programm - nicht vorgesehen, da die malerische alte Stadt in anderen unserer Reiseprogramme eine Rolle spielt.


Käserei

Aber Käse und Holzschuhe, da konnten wir schon etwas machen: wir fuhren den südlichen Autobahnring um Amsterdam und bei der Ausfahrt Amstelveen auf eine sehr idyllische Straße direkt am Fluss Amstel, der der Stadt ihren Namen gab. Nachdem unser Bus ein paar Ruderboote überholt hatte, deren Besatzungen auf dem ruhig dahinströmenden Fluss wohl für eine Regatta trainierten oder einfach nur die Bewegung auf dem Wasser in frischer Luft bei strahlender Morgensonne genossen, erreichten wir den Käsehof „Rembrandthove". Wir wurden freundlich begrüßt und bekamen sogleich einen Einblick in die Geheimnisse der Käseherstellung: seit Jahrhunderten war Holland ein Käseland -.das hatte ich den Gästen schon im Bus erklärt. Günstige klimatische Bedingungen und fette Weiden sorgten seit langem für kräftiges großes Vieh mit guter Milchleistung. Aktenkundig sind die holländischen Milchprodukte spätestens seit dem 8. Jahrhundert, wo sie an den Hof Karls des Großen geliefert wurden. Die Holländer sollen den festen Schnittkäse erfunden haben, selbst Frankreich importierte ihn von hier bis ins späte Mittelalter als Ergänzung des dort üblicheren Weichkäses. In den Niederlanden wird die Milch leicht erwärmt, mit Verdickungs-  und Verdauungsenzymen und eventuell Kräutern und Würzmischungen versetzt (natürlich immer ein Familiengeheimnis) und nach ihrer Verdickung mehrmals „gebrochen", bis eine formbare Masse entsteht. Die wird in eine Käseform gepresst und muss dann reifen. Immer wieder gewendet verlieren die großen Laibe Wasser und werden fest. Nach zwei Monaten als „junger" Käse verkaufsbereit, können sie aber auch mehrere Monate bis zum „mittelalten" oder gar Jahre reifen, um dann als „alter" Käse verkauft zu werden. Seitdem nach der industriellen Revolution und der Erfindung der Zentrifuge künstlich fettangereicherte sowie pasteurisierte Milch in großen Mengen zur maschinellen Käseproduktion verwendet wird, wissen Kenner den handgefertigten „Boerenkaas", den „Bauernkäse", besonders zu schätzen. Wir konnten die Käse-Lagerregale fotografieren und auch ein paar leckere Würfel  der gelben Köstlichkeit naschen, wurden aber auch noch in die Herstellung der Holzschuhe, der „Klompen", eingeweiht. 


Holländische Holzschuhe

Einfach aus einem dicken Holzscheit werden die feingeschliffenen und später oft bemalten oder lackierten Schuhe hergestellt. Was früher reine Handarbeit war - eingekeilt auf der Werkbank wurde mit Äxten und zur feineren Arbeit mit einer Art Hebelscheren zunächst die äußere Form geschnitten - wird heute mit einer Art Drehmaschine in wenigen Minuten erledigt. An beiden Enden der Holzschuhe bleiben Verdickungen stehen, an denen man die Pantinen erneut einspannen kann. Nachdem die charakteristische Form schon im ersten Arbeitsgang zutage trag, werden nun mittels Löffelbohrer die Öffnung und der spätere Fusraum ausgebohrt. Auch das geht heute maschinell und recht flott. Noch sind Nacharbeiten erforderlich, Ausbohren auf die gewünschte Größe - das ist die Fußlänge in Zentimetern - Abschlagen der äußeren Spannzapfen und zum Schluss Glätten und Bemalen, bevor der fertige Schuh als Souvenir verkauft oder tatsächlich angezogen werden kann. Nach Bestaunen und kleiner Verkostung gab es natürlich die Möglichkeit, die Erzeugnisse des „Rembrandhoeve" zu erwerben - und danach setzten wir den nun nicht mehr weiten Weg ins Zentrum von Amsterdam fort. Nach wenigen Metern schon folgte wieder ein Stopp: eine der größten Kappenwindmühlen der Niederlande lag am Weg  und wir konnten die nächste „hollandtypische" Attraktion bestaunen. Hier hielten wir zum Fotostopp an, bei dem auch ein Gruppenfoto entstand und fuhren dann weiter bis fast zum königlichen Residenzschloß Amsterdams. Der „Dam" ist so etwas wie die Mitte des Zentrums von Amsterdam, das nach außen hin von einem Grachtengürtel umschlossen wird, den mehreren gerade Grachten queren. Die dazwischenliegenden Dämme tragen heute die oft schmalen Straßen - häufig nur in einer Richtung befahrbar -und die beidseitig stehenden Häusertrakte aus dem malerischen Amsterdamer Giebelhäusern. So ist die Innenstadt an vielen Stellen recht eng und es herrscht beständige Parkplatznot. Übrigens waren die Dämme auch namengebend für Amsterdam, wie auch dessen Hauptfluss - denn aus dem einstigen „Amsteleredamme" - Damm an der Amstel  - wurde die heutige, kürzere, Stadtbezeichnung. Der Platz am Dam liegt schön zentral und ist beständig überlaufen - andererseits ist hier immer was los! Sein „Koninklijk Paleis", der Wohnsitz des Königs, wenn er in Amsterdam weilt, wurde eigentlich 1648 - 1665 von Jacob van Kampen als Rathaus erbaut und gilt mit seinem 51 m hohen Turm als Hauptwerk des niederländischen Klassizismus. Als 1806 der - später in den Niederlanden sehr beliebte - Bruder von Napoleon Bonaparte auf dessen Betreiben hin zum König des neugeschaffenen Königreichs Holland proklamiert wurde, da wünschte sich der neueingesetzte Monarch Louis Bonaparte - als Lodewijk Bonaparte - das Rathaus Amsterdams zu seiner Residenz - und das ist seitdem. Der neue König beendete nicht nur die republikanische Geschichte der Niederlande, in seiner kurzen Regierungszeit (bis 1810) brachte er soziale und wirtschaftliche Reformen auf den Weg, die die Niederlande noch heute prägen. Neben dem Königspalast sahen wir auch die „Neue Kirche", einen Bau aus dem 15. Jahrhundert, neu erbaut nach Brand im 17. Jahrhundert, in dem seit 1814 die niederländischen Könige gekrönt werden. 


Amsterdams Beginenhof

Mit den Gästen spazierten wir über die immer belebter werdende Fußgängerzone der Kalverstraat, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die Neuzeit die größte Einkaufsstraße Europas war, bis zum Beginenhof. Wie eine Oase der Ruhe und des Friedens erstreckt sich über zwei Höfe der Gebäudekomplex, der im 14. Jh. Als Stiftung für alleinstehende fromme katholische Frauen gestiftet worden war, die zwar in religiöser Gemeinschaft, aber ohne endgültig verbindliches Ordensgelübde leben und sich sozialen Aufgaben widmen wollten. Die heutigen Gebäude strammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Nach Besichtigung der Höfe und der kleinen Kirche kehrten wir zum Dam zurück und schlenderten dann, am großen Amsterdamer Kaufhaus „Bienenkorb" und der Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Kaufmannsbörse des Architekten Berlage zum attraktiven Hauptbahnhof. Hier war Zeit für eine Toilettenpause, ehe wir dann die Hauptstadt der Niederlande vom Wasser aus in einem der flachen Grachtenboote erkundeten.


Grachtenrundfahrt

Eine solche Grachtenrundfahrt - wobei „Gracht" für die Wasserstraßen in Amsterdam steht - gehört zum absoluten Muss in der Metropole an der Amstel, denn die Entdeckungen vom Wasser aus ergänzen hervorragend die Eindrücke vom Spaziergang „zu Lande". Besonders die verschiedenartigen, den Wasserläufen zugewandten, Giebel der Handels- und Patrizierhäuser machen einen der wesentlichen Reize eines Amsterdam-Aufenthaltes aus und gelten für die Stadt als genauso typisch wie die Windmühlen für das ganze Land. Etwa eine Stunde hieß es nun, sich bequem in den Sitzen des Rundfahrtbootes zurückzulehnen, den an Bord in drei Sprachen gegebenen Erläuterungen zu den vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten zu lauschen und die Fahrt zu genießen. Im Anschluss an die Rundfahrt hatten wir dann Zeit zur freien Verfügung: um uns ins Gewimmel der Kauflustigen zu stürzen, gezielt eine der Sehenswürdigkeiten anzusteuern oder einfach zu bummeln und irgendwo einen Kaffee zu trinken... Später trafen wir uns dann vor der Abfahrtsstelle der Grachtenboote, wo uns unser Bus abholte und ins Hotel zurückbrachte, wo wiederum ein leckeres Abendessen auf uns wartete.   


Vierter Tag, Sonntag, 13.04. 2014 : Westfriesland mit Hoorn und Dampfzug nach Medemblik -  Dampferfahrt nach Enkhuizen und Zuiderzeemuseum

„Holland" - die einstmals größte Provinz der Niederlande und traditionell deren kultureller, politischer und gesellschaftlicher Hauptteil - wird oft synonym für das ganze Land gesagt - egal, ob es sich um Sprache, Kultur oder Historie handelt. Vielleicht war das ein Grund, 1840 die alles dominierende Region in die Provinzen Noord- und Zuid-Holland zu teilen. Heute jedenfalls ging es in die Provinz Nordholland, noch genauer gesagt in die Region Westfriesland, die neben den holländischen Städten Amsterdam, Den Haag und Rotterdam maßgeblichen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung des Landes im 17. Jahrhundert nach dessen geglückter Loslösung vom Königreich Spanien hat, zu dem es durch Erbe gehörte. Obwohl anfangs noch ein brutaler Unabhängigkeitskrieg tobte, der auch Züge eines Religionskonfliktes zwischen dem katholischen Spanien mit seiner „heiligen Inquisition" und dem protestantisch-calvinistischen Niederlanden hatte, wird es dennoch als „Goldenes Zeitalter" benannt. Die Niederlande erhielten ihre endgültige Anerkennung erst mit dem „Westfälischen Frieden" von 1648, obwohl sie de facto schon seit mehr als 60 Jahren unabhängig waren, beherrschten aber mit ihrer Flotte damals fast die Hälfte des Welthandels. Ungewöhnlich für eine doch flächenmäßig kleine, wenn auch dicht besiedelte Nation, hatten sie ausgedehnte Kolonien vor allem in Asien , aber auch in Amerika und Afrika, auch wenn sie an vielen Stellen vor allem von den Engländern vertrieben wurden. Möglich wurde dies durch die Herrschaft und Organisation einer mächtigen Handelsgesellschaft, der Niederländisch-Ostindischen Compagnie. Der 1602  gegründete Kaufmannsverband erhielt vom Staat Hoheitsrechte und Handelsmonopole und hatte seine Hauptsitze in Amsterdam und Zeeland (Middelburg), die beide auch fast zwei Drittel des Kompagnie-Vorstandes stellten. Andere Kaufmannskontore gab es beispielsweise in Rotterdam und auch in Westfriesland, z.B. in Hoorn und Enkhuizen. Die erstere Stadt war unser heutiges Ziel, die zweite unser letztes: Heute morgen ging es nach Hoorn! Dort stand schon die Museumseisenbahn unter Dampf, die uns durch die flache Landschaft Westfrieslands bringen würde. Doch zuvor war noch etwas Zeit, um das Städtchen anzuschauen, das Geschichte geschrieben hatte. Als einer der wichtigsten Häfen der Niederlande und der Ostindien-Kompanie setzte er seinem „großen Sohn", Jan Pieterszoon Coen (1587 - 1629) ein Denkmal, der als erster Generalgouverneur der Kolone „Niederlandisch Indien" - heute Indonesien - maßgeblichen Anteil am Wirtschaftsaufschwung der Niederlande hatte, aber auch berühmt-berüchtigt für seine Härte und Grausamkeit beim Ausschalten von Konkurrenz war. Auch der Seefahrer und Entdecker Willem Cornelisz Schouten (1580 - 1625) stammte von hier und gab bei einer Expedition der Südspitze Südamerikas den Namen seiner Heimatstadt - bis heute heißt die markante Landmarke Kap Hoorn. Am Vormittag dann bestiegen wir den für uns reservierten Waggon der Museumseisenbahn und dampften los: durch die flache, oft saftig-grüne Landschaft ging es etwa eine Stunde in Richtung Norden. Die bunten Streifen der Blumenfelder wechselten mit gepflügtem Acker und Weidelandschaften, immer wieder durchzogen von Entwässerungsgräben, kleinen Fliessen und Teichen, an denen nicht selten Prachtexemplare von Reihern und Kranichen standen. Das historische Eisenbahnwägelchen, in dem wir saßen, war zwar „nur" Holzklasse, aber zuckelte tatsächlich so wie einstmals durch die Lande und strahlte dennoch Gemütlichkeit aus. 


Dampferfahrt mit der "Friesland" zum Zuiderzeemuseum

Gegen Mittag erreichten wie Medemblik, auch ein bedeutender alter Hafen an der ehemaligen Meeresbucht der Zuiderzee, die heute abgetrennt von der Nordsee existiert und „Ijsselmeer" heisst. Auch hier hatten wir ein Stündchen für uns und konnten einen kleinen Stadtbummel machen. Die alte Bäckerei mit Museum, das alte VOC-Gebäude und Stadtwaage liegen dicht an der Endstation der Museums-Dampfbahn und gleich am Deich macht der Dampfer fest, der zum Zuiderzee-Muzeum nach Enkhuizen fährt -  Zeit genug also, sich das Städtchen anzuschauen, das trotz großer Vergangenheit schon im 17. Jahrhundert hinter seinen Konkurrenten Hoorn und Enhuizen an Bedeutung verlor. Kurz darauf startete dann das Dampfschiff „Friesland" zu seiner ruhigen Fahrt über das Ijsselmeer - natürlich mit uns an Bord. Im Salon in der ersten Etage konnte man nicht nur sitzen, sondern auch einen kleinen Imbiss zu sich nehmen oder sich eine Tasse Kaffee und einheimischen Apfelkuchen schmecken lassen. Auch der Dampfer fuhr eine gute Stunde, dann war das „Zuiderzee-Museum" erreicht, eines der größten Freilichtmuseen der Niederlande. Mit viel Liebe hat man hier in jahrelanger Arbeit an der originalen Stelle eines Fischerdorfes hier typische Bauwerke aus der Umgebung zusammengetragen und aufgebaut, so dass sie heute ein typisches Städtchen und ein Fischerdorf aus der Zeit vor der Eindeichung des Ijsselmeeres vorzeigen. Alle alten Handwerke und  Gewerbe werden hier vorgeführt, an der Fischräucherei kann man sogar frisch geräucherten Ijssel-Aal kosten. Eine kleine Windmühle mit archimedischer Schraube führt vor, wie die tausenden Windmühlen der Niederlande bei der Trockenlegung der Ländereien genutzt wurden. Es gab viel zu sehen und so war ein etwas längerer Aufenthalt hier angebracht. Erst am späten Nachmittag ging ich dann mit der Gruppe zum in Bahnhofsnähe geparkten Bus und wir fuhren nach Apeldoorn in unser Hotel zurück. Dieses Mal wählten wir aber eine besonders interessante Strecke: Die niederländische Nationalstraße 302 führt über den fast 30 km langen Deich, der das nunmehrige Binnenmeer „Ijsselmeer" vom „Markermeer" abtrennt. Zwischendurch gab es einen Fotostopp und dann, auf der anderen Seite, als wir mehr als 20 Minuten „Durchs Meer" gefahren waren, noch eine Fotopause nahe der Schleusenanlagen vom Hafen Lelystad. Dies ist die Provinzhauptstadt der größtenteils UNTER dem Meeresspiegel liegenden und komplett „gepolderten" (eingedeichten) Provinz Flevoland, der jüngsten der Niederlande und sie trägt den Namen von Cornelis Lely, einem holländischen Wasserbauingenieur, von dem maßgeblich die Pläne zur Trockenlegung der Polder und der Abtrennung der einst rauen Zuiderzee stammen, um den ständigen Überschwemmungen - wie der verheerenden Flut von 1916 - einen Riegel vorzuschieben. Neben vielen gelungenen Beispielen niederländischer Architektur sind natürlich die Wasserbauwerke besonders imponierend. Kurz vor dem Abendessen erreichten wir voller Eindrücke unser schönes Hotel.   


Fünfter Tag, Montag, 14.04. 2014 : Heimreise

Heute mussten wir schon wieder Abschied nehmen von den Niederlanden. Nach dem Frühstück ging es auf die Autobahn und schon nach ein paar Minuten war die Grenze erreicht: Deutschland hatte uns wieder. Es dauerte auch gar nicht lange bis zur Verabschiedung des ersten Reisegastes, dann waren wir nach der nächsten Pause und dem „letzten" Bordservice bloß noch mit zur Hälfte besetztem Bus unterwegs... Ein paar Staus sorgten dann zwar noch für etwas Verspätung, aber sicher gelangten wir bis zum Abend nach Hause     Auch wenn sie nur fünf Tage dauerte: die Reise nach „Holland zur Tulpenblüte" war ereignisreich und keiner unserer Mitreisenden wird sagen, die „niederen" Lande hätten nichts zu bieten. Vielleicht hat ja der Trip nach Holland Lust gemacht auf den nächsten Besuch beim Nachbarn  oder darauf, auch das nächste Nachbarland zu entdecken - Belgien - z.B. bei unserer Reise „Belgischer Charme"?. Ich freue mich auf die nächsten Touren und  auch darauf, vielleicht beim nächsten Mal SIE wieder zu begrüßen.   Bis bald! Ihr Reiseleiter Dr. Michael Krause

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