Reisebericht: Nordkap und Lofoten – Rundreise Skandinavien

31.05. – 13.06.2023, 14 Tage Rundreise nach Schweden, Finnland und Norwegen mit Stockholm – Rovaniemi – Lappland – Nordkap – Lofoten – Fjorde – Trondheim – Oslo


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Die Alpen waren noch nicht geboren, als in den Fluten des großen Wassers, nahe der heutigen Arktis, ein kleiner Steinhaufen sichtbar wurde.
Eine unendliche Geschichte begann, die bis heute nichts an Faszination verloren hat.
Ein Land, geboren und gewachsen von den Elementen aus den Tiefen der Erde und geformt durch die Gewalten der Natur.
Majestätisch wie der Tiger und voll wilder Schönheit.
Ein Land, voller Kontraste mit magischem Licht.
Ein Land das nur jener verstehen kann, der selber einmal dort gewesen war.
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Michael Rass

Die Anreise

Der Tag begann, wie er endete.
Ein herrlicher Sommertag und die Stimmung unserer kleinen Gruppe konnte man fühlen und wie folgt beschreiben: Fröhlich, interessiert, erwartungsvoll, Spaß verstehend und gut gelaunt.
So wie es sich jeder Reise(beg)leiter nur wünschen kann.
Der Tag verlief harmonisch und völlig streßfrei und für unseren Busfahrer Jens war es verkehrstechnisch ein entspanntes Fahren.
Aber wir wurden verfolgt durch einen 2ter Bus von Eberhardt, der die „Wunderwelt der Fjorde“ auf dem Programm hatte. So fuhren wir fröhlich gemeinsam die Autobahn nach Kiel hoch und an den bekannten Haltestellen kam es zu guten Gespräche und einem gewissen Erfahrungsaustausch.
Selbst am Abend, während der Nachtfahrt hinüber nach Göteborg konnte man sich untereinander kennenlernen. Das Schiff bot ja jede Menge Gelegenheiten dazu.
Das Highlight des Abends war allerdings der erwartungsvolle Blick zum Horizont, wo die Sonne untergehen sollte. Einige der Gäste widerstanden dem kühlen Wind am Sonnendeck der Stena Germanica und blickten sehnsuchtsvoll gen Nordwesten.
Eine herrliche Abendstimmung auf See und als die Sonne dann endgültig um 21.30 Uhr hinter dem dänischen Festland verschwand, wurden zu Hauff die Mobiltelefone zu Fotoapperate umgewandelt, um diese Stimmung für immer festzuhalten.
Der Tag endete wie er begann, einfach wunderschön.

Typisch schwedisch

Strahlender Sonnenschein, ruhige See, übers Sonnendeck streifte der Seewind.
Einige Abgehärtete möchten es den Wikingern gleich tun und liefen kurzärmelig und in kurzen Hosen über das Deck, während andere in winddichten Kleidern warm eingehüllt waren.
Göteborg im Morgenlicht, vorbei am Ölhafen, unter der Brücke durch und unsere Seefahrt neigte sich dem Ende. Jeder hatte hoffentlich gut gefrühstückt und war bereit für neue Abenteuer, die mit dem Betreten des Bodens des Königreich Schweden begannen.
Diese Bodenhaftung sollten einige Gäste aus dem Ausland etwas länger genießen, dachte sich die schwedische Polizei und filzte sowohl unseren als auch alle andere Busse auf technische Mängel hin und die Fahrer auf ihre Lenk- und Ruhezeiten. Nach einer guten halben Stunde Kontrolle gaben die Polizisten auf, denn es gab bei unserem Bus nichts zu beanstanden.
Unser Eberhardt Bus schnitt erfolgreich ab und man kann sagen: „Sicher reisen mit Eberhardt“. Gratulation an dieser Stelle an die Verantwortlichen in der Firma, die dafür sorgen, dass immer alles einwandfrei ist und bleibt.
Der einzige Bus, den man ohne Kontrolle passieren ließ, war ein Schweizer Bus.

Diese Kontrolle verkürzte natürlich unsere Zeiten für die Besichtigungen einiger Schönheiten entlang der Route nach Stockholm, auf die man gern näher eingegangen wäre.
Um einen ersten Blick auf Schweden zu werfen, führte uns der Weg zunächst hinauf zum Aussichtsberg von Göteborg, nach Masthugget mit seiner markanten romanischen Kirche von 1914.

Goldgelbe Rapsfelder und dazwischen vereinzelte kleine roten Häuschen mit ihren weißen Giebeln. Immer tiefer, immer weiter hinein in das typische Schweden führte uns der Weg, wie man es aus den Filmen kennt.
Normaltouristen fahren sicher an einem kleinen unscheinbaren Dorf vorbei und das ist gut so. Abseits der breiten Straßen entstand im 13. Jahrhundert ein malerischer kleiner Ort, der wie eine einzige Filmkulisse wirkte.
Die ganze Schönheit des Dorfes aber, eröffnete sich uns erst bei einem kleinen Spaziergang durch den Ort mit den idyllisch roten Häuschen. Davor gepflegte Gärten in denen das Gemüse noch selbst angebaut wird. Duftender Flieder in den Farben weiß und violett, blühende Lindenbäume und in der Ferne ein rauschender Wasserfall. Um die Romantik zu vervollständigen dürfen zwei Wassermühlen, die heute noch in Betrieb sind und ein kleiner verlassener Naturhafen nicht fehlen. Die gesamte Szene wird uns allen in Erinnerung bleiben als ein kleines WOW auf dieser Reise.
Aber das eigentliche Geheimnis des Dorfes, warum wir überhaupt hier her gekommen sind, waren die etwa 20 selbst gezüchteten Hopfenstauden. Das kleinste Hopfenanbaugebiet Europas. 2013 sagten sich einige Freunde, „laßt uns Bier brauen mit heimischen Produkten“. Die Gerste kommt aus der Umgebung, der Hopfen wird selbst angebaut und das Wasser kommt aus dem Fluß, der seit tausenden von Jahren den Ort durchfließt.
Dies alles zusammen brachte man zu einer Brauerei in der Nähe, die das Bier nach dem Rezept der Freunde noch heute braut. Leider gibt es das Bier in den Geschäften nicht zu kaufen, die hergestellten Mengen sind einfach zu wenig. Dafür kann man es in den umliegenden Gasthäusern verkosten.
Nach diesem besonderen Erlebnis gab es für den ein oder anderen noch einen „süßen Nachtisch“ in der Polkagrisfabrik von Gränna, wo man durch eine Glasscheibe zusehen konnte, wie die geschickten Hände der Zuckerbäcker, die berühmten Polkagriser herstellten. Neben dem rot-weißen Original nach dem Geheimrezept von Tante Amalie, gibt es heute unzählige Geschmacksrichtungen.

Die Schleusenanlage von Berg bei Linjöping, ist ebenso ein Ort bei dem man nicht vorbeifahren sollte. Bildet er doch das Wunder des gesamten Götakanals, wo ein Höhenunterscheid von knapp 100m überwunden werden muss.
Ebenfalls in Linjöping wurden einst die kleinen wendigen Saab-Flugzeuge entwickelt und gebaut. An den Straßenrändern sieht man heute noch einige Flugzeugmodelle aufgestellt und ein Saabmuseum gibt es auch.

Noch 200km durch Smaland bis Stockholm. Die typische Landschaft Schwedens ist landwirtschaftlich geprägt mit Viehwirtschaft, Pferdezucht und Getreideanbau, bis dann kurz vor Stockholm, in Södertälje, die Industrie wie aus dem Nichts auftauchte. Linker Hand fuhr man kilometerlang an dem Fabrikgelände von Skania vorbei. Die Stadtgrenzen der beiden Orte Södertälje und Stockholm konnte man nicht mehr erkennen. Irgendwann bog der Bus ab und wir standen vor dem Hotel am Stockholmer Messegelände.
Gleichzeitig hieß es Abschied nehmen von unserem Busfahrer Jens, der uns wegen den Gesetzen der Lenk- und Ruhezeiten verlassen musste.
Ab morgen fährt uns Jörg weiter, der heute aus Berlin eingeflogen wurde.

Weit ist der Weg

Koffer verstaut, Abfahrt nach Stockholm zum Treffpunkt mit unserer Stadtführerin am Stadthaus. Unweigerlich kamen einige Erinnerungen in den Kopf, als sich unsere Stadtführerin mit ihrem Namen Alexa vorstellte.
Zum einen an die künstlichen Intelligenz, wo man Sprachbefehle wie „Alexa, sag mir den Weg“ in eine Box spricht und die Antwort erfolgt sofort und zum anderen war ihr Nachnahme „von Blücher“ , der an den berühmten Generalfeldmarschall Gerhard Leberecht von Blücher erinnerte, der Napoleon bei Waterloo besiegte.
Kurzweilig führte Sie uns durch ihre Heimatstadt Stockholm, erklärte den Funktionalismus, wo man versuchte mehr Licht in die Wohnungen zu bekommen, oder warum das Nebengebäude, in dem Alfred Nobel seine ersten Dynamitversuche machte, nicht mehr steht und woher die Preisgelder für den Nobelpreis stammen. Sie zeigte uns das Tonstudio von Benny Anderson, dem Gitarristen von ABBA, das Botschaftsviertel und den Platz an dem Olaf Palme nach seinem Kinobesuch erschossen wurde. Ein kleiner Spaziergang durch die Altstadt rundete unser Programm ab und im Anschluss folgte das Wasamuseum.

Mächtig, stolz und erhaben präsentierte sich ein Koloss von einem Kriegsschiff. Ein schwimmendes Kunstwerk, wenn man die exakten Schnitzereien an den Aussenplanken betrachtete. Ein Meisterstück der damaligen Schiffsbaukunst, hergestellt mit den einfachsten Werkzeugen die im 17 Jahrhundert zur Verfügung standen. Der Besuch, absolut empfehlenswert und ein demutsvolles Staunen, wenn man leibhaftig vor diesem imposanten Schiff steht.

Um die nächste Etappe gestärkt zu überstehen gab es am Skansen noch eine kleine Essensausgabe für die Freunde der Bordküche, bevor es weiter nach Uppsala ging. Dort steht die größte Steinkirche Schwedens und diese sollte man besuchen, wenn man schon daran vorbeifuhr.
Was wir aber nicht ahnten, aber zum Staunen und zur Freude aller beitrug, war ein riesiges Spektakel, das vermutlich viele nur einmal im Leben miterleben werden.

Wir waren zum richtigen Zeit am richtigen Ort. Freitag, Wochenende, kurz vor Mittsommer, Ferienbeginn. Uppsala war dicht, Verkehrsstau im Zentrum.
Ein kilometerlanger bunt geschmückter LKW-Konvoy, dazwischen vereinzelt die größten Traktoren mit Anhängern. Die Ladung bestand aus ausgelassenen und fröhlich feiernden Abiturienten, die auf der Ladefläche singend und tanzend durch die Stadt chauffiert wurden und ihren Abschied von der Jugend und ihren Eintritt ins Erwachsenenalter feierten.
Ob dabei auch so mancher Liebeskummer entstand, wie einst beim „Student aus Uppsala, den sie nie wieder sah“, blieb uns leider verborgen.
Fröhliche Gesichter überall aus allen Kulturschichten und Konfessionen. Herrlich anzusehen, dieses friedliche und freie Miteinander. Begleitet wurde der Konvoy durch unzählige PKW´s in denen die stolzen Eltern, Großeltern und sonstige Freunde und Bekannte unterschiedlicher Hautfarben ihre „Kinder“ salutierten.

Mit Verspätung erreichten wir dadurch den Dom, in dem uns gnädigerweise auch nur ein kleiner Blick in die mächtige Halle der größten gotischen Kirche gewährt wurde, da zu dem Zeitpunkt eine Veranstaltung zur Abiturfeier stattfand.
Wert war der Ausflug dorthin aber allemal.

Nun heiß es aber Gas geben, denn der Weg nach Sundsvall war noch weit. Ein wunderschöner Rastplatz, zwischen Gävle und Söderhamn direkt am See gelegen, mit Seeterrasse, Bade- und Spaziermöglichkeiten am Strand entlang lud zu einem gemütlichen Ausstieg ein.
Das urig eingerichtete Värdshus von Tönnebro, mit den typischen Wandmalerien aus der Region und einem gemütlichen Ambiente, wäre der beste Platz für eine original schwedische Fika. Zumal zum Gasthaus auch eine eigene Hausbäckerei gehört, bei der man den Bäckern über die Schultern schauen kann. Leider waren wir hierfür zu spät.

Im Hotel kam es zu weiteren lustigen Begebenheiten, besonders der Lift sorgte für ein gewisses Amüsement. Da man den Zimmerschlüssel im Lift an eine Art Scanner hinhalten musste und dann relativ schnell das ausgewählte Stockwerk drücken musste, funktionierte das Zusammenspiel beider Aufgaben nicht immer sofort und so fuhr dieselbe Gruppe ein paarmal rauf und runter bis sie am gewünschten Stockwerk endlich ihre Zimmer beziehen konnte.
Ich glaubte, bei allen Gästen sprach schon der Magen, „bitte füttere mich“ und als die Ersten zum Dinner gehen wollten, kam der Alarm: „Feuer, bitte folgen sie den grünen Treppen in Richtung Ausgang“, was ein braver deutscher Bürger natürlich sofort folgsam ausführt.
Diejenigen, die etwas später zum Restaurant gegangen waren, wurden zwar noch darüber informiert, aber während der Information brach der Alarm ab und der Weg zum Essen war frei.
Der Grund für diesen Alarm war ein Nebelgerät im Nebenzimmer des Speisesaals, in dem sich eine Disco befand und wo man für die abendliche musikalische Einlage die Funktion der Technik ausprobierte.
Die weitere Abendgestaltung blieb dann jedem frei überlassen. Wohl genährt und gut gelaunt konnte man die Erlebnisse des Tages in ruhigen Minuten verarbeiten.

Der Weg nach Norden

Die etwa 3 km westlich des Stadtkerns von Sundsvall gelegenen Hügelgräber des Adelsgeschlecht der Sverker, die im Mittelalter Schweden regierten, waren uns ein Besuch wert.
Ebenso der Aussichtsturm auf dem Norra Stadtberget, der herrliche Blicke hinunter auf die Stadt und auf die nahe gelegene Ostsee bot.
Der Aussichtsturm selbst konnte wegen Bauarbeiten nicht erklommen werden. Machte aber nicht viel, denn es setzte sowieso leichter Regen ein.
Ein Höhepunkt der Reise war die 120 km lange Fahrt entlang der „Hohen Küste“ zwischen Härnösand und Örnsköldsvik. Leider führte die E4 nicht direkt an der Küste entlang, sondern weiter im Landesinneren und berührte die Küste selbst nur an wenigen Stellen.
Nicht die Fahrt entlang am Meer macht das Geheimnis dieses Küstenabschnittes aus, sondern dass sich dieses Gebiet seit der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren, um knapp 300 m gehoben hat. Und diese Bodenhebung gilt als die Höchste der Welt. Noch heute verzeichnen Forscher eine Landhebung von jährlich 8mm.

Die Högakustenbrücke bildet den Höhepunkt dieses Abschnittes. Mit fast 2km Länge, 40m Höhe und 18m Breite, mit 4 Fahrspuren und eine Brückenspannweite von 1200m gehört sie zu den größten Hängebrücken der Welt und ähnelt stark an die Golden Gate in San Franzisco. Den tollen Blick auf die Brücke konnte mit unserem guten und frisch gemahlenen kubanischen Bordkaffee noch besser genoßen werden.

Über Örnsköldsvik mit den beiden Wahrzeichen, die Ganzjahres-Spungschanze, an der 1994 die Paralymics stattfanden und das bunte Tingsställehaus mit den schwebenden Balkonen, erreichten wir nach 2 Stunden Fahrt das ehemalige Eisenwerk in Olofsfors bruk.
Das lebendige Museumsdorf lud zu einem Rundgang ein und bot eine faszinierende Kulisse für unseren einmaligen „Höga Kusten-Snack“, bestehend aus Gurken, Tomaten, Kjöttbullar und schwedischem Käse. Eine vegetarische Variante gab´s natürlich auch.
Das Eisenwerk selbst ist heute noch in Betrieb, jedoch in neueren Räumen und die hergestellten Waren werden im nahegelegenen Verkaufsshop angeboten.

Der Weg nach Norden ließ jetzt deutliche Veränderungen erkennen. Die Natur dominierte über die Zivilisation. Der Verkehr wurde weniger, die Fahrt noch entspannter.
Mitten in den Wäldern der Taiga lag das Kirchdorf Lövanger. Eines der wenigen gut erhaltenen Kirchdörfer aus dem späteren Mittelalter, als die Könige Steuern von den Ureinwohnern erhoben. Aber nicht nur Steuern mussten hier gezahlt werden, es wurde auch Handel betrieben, Jobs gewechselt und die Kirchgänger konnten sich vor dem Nachhauseweg noch etwas ausruhen.
Es lohnte sich wirklich, die nach Hausnummer über 240 gut erhaltenen Wohnstuben und Ställe zu besichtigen.
Marode Häuser werden vor Ort sofort restauriert.
Es war uns auch erlaubt die zweckmäßig eingerichteten Häuser mit Küche, Bad, Schafzimmer und einem offenem Kamin zu besichtigen. Wer dort gern einige Tage verbringen möchte, könnte sich ein Haus mieten.

Immer wieder setzte auf unserem Weg Richtung Norden kurzeitig weicher, sanfter Regen ein, aber immer wenn wir ausstiegen um etwas zu besichtigen, hatte der Herrgott ein Einsehen mit uns und beendete den Regenguss.
So auch im alten Fischerdorf Jävre, an der E4 gelegen. Den Leuchttum sah man schon von Weitem, drum herum die alten urigen Fischerhütten. Oben am Turm, beim Leuchtfeuer, hatte man einen herrlichen Ausblick in die Umgebung und auf die Ostsee.
Leider hatte die berühmte Fischräucherei, mit den angeblich besten Lachsschnitten Schwedens und Bea´s uriges Kaffee gerade zugemacht. Schade! Es ist noch nicht Saison sagte Sie uns. Erst gegen Ende Juni, Anfang Juli ist hier länger geöffnet.

In Pitea, dem Tor ins Reich der Samen, empfing uns am Ortseingang die große Papierfabrik Smurfit Kapa. Auf dem Gelände standen einige neue Holzhütten herum, die als Konsumgüterproduktion definiert wurden.
Das mondäne Stadthuset, mit bewegter Geschichte, verwöhnte unsere Gaumen heute mit einem 3 Gänge Menü im italienischen Stil. Eine Art Bruscetta mit Knoblauch, Hühnerfilet, Wurst, Tomaten und Kartoffeln vom Grill und zum Abschluß 2 Kugeln Eis.
Interessant war auch den Geschmack der lokalen Brauszene kennenzulernen, bevor man sich zur wohlverdienten Nachtruhe begab.

Sommerpolarlichter und der Joulupukki

Heute stand die längste Etappe unserer Reise an.
Gleich vorne weg, die Wetterkapriolen spielten heute verrückt. Ein richtiges Aprilwetter, Sonne wechselte ab mit Regen und das den ganzen Tag durch.
Aber unsere Gruppe war so brav und immer so guter Laune, dass uns das Wetter wohl lieb gewonnen hatte. Denn immer wenn wir aus dem Bus ausstiegen schien die Sonne. Und als alle wieder im Bus waren, begann es zu regnen und die Sommerpolarlichter zeigten sich am Himmel.
Spannende Szenen und Stimmungen entstanden, als die Sonne durch die Wolken hindurch die Landschaft in ein warmes behagliches Licht tauchte, vor dem bedrohlich dunkelschwarzen Horizont im Hintergrund.
Ein kleiner Ausflug an den Gründungsort von Lulea musste sein. Gehört er doch zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist das größte und besterhaltenste Kirchdorf der Welt. Gamelstad. Unzählige alte Häuser, in typisch roter Farbe angemalt, reihten sich aneinenader. Ein Blick durch die Fenster zeigte uns die liebevoll eingerichteten kleinen Wohnungen und konnte uns um Jahrhunderte zurückversetzen in jene Zeit, als das indigene Volk des Nordens systematisch ausgebeutet wurde.
Kilometer nach Kilometer fraß sich unser Bus durch die endlosen Wälder der Tundra hinauf zur finnischen Grenze bei Haparanda.
Kurz vor der Grenze, ein Aufschrei im Bus, alle erschraken und diejenigen, die vielleicht eingeschlafen waren, wurde aus den schönsten Träumen abrupt geweckt.
Elchsichtung, gleich neben der Straße. Aber nicht irgendeine Elchsichtung, nein, es war schon was Besonderes, was viele vielleicht nur einmal im Leben zu sehen bekommen. Eine Elchkuh mit einem 1 bis maximal 2 Monate alten Junges graste friedlich auf der Wiese. Leider sind die Bremswege eines Reisebusses zu lang um ein Foto machen zu können. Und den lauten Aufschrei des Reisegastes hatte die Elchkuh vermutlich gehört und verschwand samt Junges im nahen Wald. So blieb das einzige Foto das gemacht werden konnte, exklusiv in unseren Köpfen. Eine solche Aufmerksamkeit musste natürlich belohnt werden und der Entdeckerin wurde hierfür eine Flasche Sekt spendiert.

In der offiziellen Heimatstadt des Weihnachtsmannes Rovaniemi ist die Überschreitung des Polarkreises und die Audienz beim Joulupukki, der Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens, ein MUSS.
Das kleine idyllische Weihnachtsdorf, das ich aus der Vergangenheit noch mit einer Holzhütte als Poststation und einem Souvenierladen kannte, hat sich im Laufe der Jahre in eine kleinen Stadt verwandelt, mit vielen modernen Bauten, Glasiglus, Hotels, Camping, Restaurants, Museum, Schneewelten und Vieles mehr. Sogar ein extra Gebäude für die Frau des Weihnachtsmannes wurde gebaut, und man staune, noch ein zweites Gebäude um den Weihnachtsmann zu treffen. Vielleicht sind sie mittlerweile dort schon zu zweit tätig, wegen der gesetzlichen vorgeschriebenen Arbeits- und Ruhezeiten und vielleicht wegen der Menschenmassen um die Weihnachtszeit.
Unsere Reisegruppe war die Erste dort. Die Saison hatte noch nicht begonnen und so war die „Stadt“ fast menschenleer. Vereinzelt sah man einige Urlauber, aber die meiste Zeit stand man ganz allein am Polarkreis. Ein schönes Gefühl.
Alle Zutritte im Santa Claus Village waren kostenlos und man konnte sich viel Zeit für Besichtigungen nehmen.
Eine Audienz bei Santa war der Höhepunkt der Reise und wir hatten ein nettes und längeres Gespräch mit ihm. Er hatte ja viel Zeit, waren ja keine Leute da.
Natürlich geht eine Polarkreisüberschreitung nicht ohne eine Taufe und so organisierten wir einen kleinen „tervetuloa napapiirille-Trunk“ in der Farbe des Weihnachtsmannes, als freudige Überraschung für unserer Reisegruppe.

Eine tolle Fotokulisse bot die alte Kirche von Sodankylä. Der weiße Turm leuchtete in der Sonne vor dem Hintergrund der dunkelblauen bis schwarzen Regenwolken.
Wir befanden uns am Übergang von der Taiga in die Tundra. Die Vegatation wurde knorriger und die Bäume kleiner.
Über die Goldgräberstadt Tankavaara erreichten wir spät abends den Wintersportort schlechthin in Lappland, Saariselkä.
Wer wollte konnte noch einen Abendspaziergang machen, während die Mitternachtssonne das Land in goldenes Licht tauchte und das finnische Glücksgefühl geweckt wurde.
Die Aromen Lapplands umarmten unsere Sinne und wer wollte, konnte sich abends noch in der eigenen Zimmersauna verwöhnen lassen.

Im letzten Paradies Europas

Im Samiland, dem Land der Sage,
wo zur Wolke streben heil'ge Berge,
wo die Flüsse über Goldsand strömen,
wo das Gold erglänze in den Herzen.

Mangel ist dort nicht an Rentiermoose,
heilig Wild eilt federnd durch das Buschwerk,
eitel Seligkeit des Jägers harret,
ewig junge Frauen, ewig junge Männer
essen, lachen, ruh'n auf ihren Fellen.“
(Auszug aus dem Prolog der Oper Aslak Hetta von Armas Launis 1884-1959)

Über uns der Himmel, der Blick schweifte über ein Land, wo im Sommer die Sonne niemals schlafen geht. Wir standen hoch über Saariselkä und unser Blick verlor sich im Horizont.
Heute schien es ein Regentag zu werden und wir hatten wirklich nicht ganz so viel Glück wie gestern. Denn direkt bei der Ankunft an der Bärenhöhle begann es kräftig zu regnen, aber wer nicht aus Zucker war, nutzte die Treppen hinauf zum Höhleneingang als Frühsport und Konditionstraining. Die frische Luft und der Duft des nassen Waldbodens füllten die Lungen mit Sauerstoff und sorgten für ein befreiendes Gefühl.

In Inari, oder Anar, wie die Samen sagen, gab es für kulinarisch interessierte Gäste im Supermarkt getrocknetes Rentierfleisch zu kaufen, während der Bus seinen Durst mit Diesel losch.
Weiter über Kaamanen bis Jouni Nuorgam, hier links ab auf die Wellenpiste hinüber nach Karasjok. Die spannende Straße, die über Moorboden verläuft, hinterließ ein tolles Gefühl während des Fahrens. Man gleitet auf den langen Geraden dahin, wie ein Schiff über sanfte Wellen und der Blick in die endlose Weite der Landschaft ist grandios.
Und irgendwann erreichten wir Karasjok, das Samenzentrum schlechthin. Hier befindet sich das Sametinget - das Parlament, das Sami-Radio, und das gesamte Kulturzentrum der samischen Bevölkerung.
Ein kostenloser Besuch im Samimuseum mit den dazugehörenden Gebäuden im Freigelände war für diejenigen hochinteressant, die sich für die unterdrückte Minderheit und der eigentlichen Urbevölkerung Skandinaviens interessierten.
Ein weiter Höhepunkt war sicher auch der Besuch der Messerschmiede Strömeng in Karasjok, die heute wie früher in Handarbeit Gebrauchsmesser für die Samen herstellt und deren Qualität unübertroffen ist. Zugegeben, sie sind nicht billig, aber die Investition lohnt sich wirklich und sie bleiben wertstabil. Ein Messer fürs Leben.

Die Landschaft wurde immer karger, die Nadelbäume verschwanden, Krüppelbirken wurden unsere Begleiter, bis plötzlich nur noch Moos und Felsen die Landschaft dominierten. Vereinzelt grasten Rentierherden auf ihren Sommerweiden entlang des Porsangerfjordes. Wir waren in der Heimat der Seesamen angekommen, die schon vor Jahrtausenden hier das Land bevölkerten und vom Fischfang lebten.
Einen kleinen Eindruck davon konnte man in der Silberschmiede von Tana Bru gewinnen. Hingen doch an der Decke jede Menge Stockfisch.
Die geologischen Formationen entlang der Straße bis Honningsvag waren faszinierend. Die Natur kann ein gewaltiger Künstler sein.
Schicht für Schicht reihten sich hunderte Meter hoch die Schieferplatten und wenn die Erosion daran nagte und sie zum Einsturz brachte gab es die spannendsten Formen und Gebilde.

Leider ließ das Wetter zu wünschen übrig, immer wieder Regen. Wir hatten kaum Hoffnung, dass sich das Wetter bessern würde wenn wir am Ende Europas ankommen würden. Lassen wir uns also überraschen. Ein köstliches Buffett stärkte uns für die bevorstehende Etappe.
Die Straße hoch zum Kap war ein einzigartiges Erlebnis. Diese Weite, keine Bäume weit und breit, auch keine Sträucher die die Sicht behinderten, nur Fels und Gestein. Mittendrin wieder eine Rentierherde mit ihren gerade geborenen Jungen. Und immer wieder Regenschauer.
3 Gad Plus zeigte das Thermometer. Ideale Temperatur für Glühwein, den man jetzt gerne trinken würde. Zur Verwunderung und zur Freude aller hatte unser Jörg in weiser Voraussicht einen im Gepäck.
Das passende Wetter kam gleich dazu, es begann kurz zu schneien und für einige Momente war Winter. Zur perfekten Stimmung brauchte es natürlich die passende Musik. Und da gabs nur eins: das Rentierlied von Rudolf mit der roten Nase.
Das Nordkap war erreicht, nur ein Bus und ein paar Wohnmobile standen herum. Am ganzen Felsen waren so wenige Leute, dass man diese suchen musste. Okay, es war sehr windig, fast stürmisch und die Temperatur sagte jetzt 1 Grad. Die meisten Leute saßen bei diesem Wetter im Restaurant und blickten durch riesige Glasfenster hinaus auf die endlose Weite des arktischen Ozeans.
So hatten wir die Weltkugel für uns ganz alleine. Noch war der Himmel wolkenverhangen, aber man konnte den Fleck schon erkennen wo die Sonne jeden Moment für kurze Zeit den Felsen in strahlendes Licht tauchen wird.
Zu viert standen wir am Abgrund, als die Sonne kam. Wundervolle Momente, eingebettet in arktischer Natur.
Heute gehörte das Nordkap allein der Reisegruppe von Eberhardt. Vermutlich ein Erlebnis das im Juni für sehr lange Zeit einzigartig bleiben wird.
Die Wolkenstimmung über dem Meer und die in der Mitternachtssonne golden schimmernde Weltkugel boten fantastische Fotomotive.
Dieses Erlebnis war sicher eindrucksvoller und unvergesslicher, als wenn Massen von Menschen sich auf dem Felsen gegenseitig auf die Füße treten, sich herum schieben und drängeln und die wirklich schönen Fotos der untergehenden Sonne mit ihren Köpfen behindern.

Zurück in die Vergangenheit

Weites Land, von Russland bis zum Nordmeer. Blaue Berge am Horizont, glänzende Schneefelder, leuchtend weiße Birken, dazwischen vereinzelt friedlich grasende Rentiere. Die Sonnenstrahlen verwandelte die karge Landschaft in ein perfektes und farbenfrohes Kunstwerk. Ab und zu wischte der Regen die Farben wieder ab, damit die Sonne noch bessere Stimmungen malen konnte.
Nach einem kurzen Abstecher zur Nordlichtkathedrale in Alta, die heuer 10 Jahre alt wurde, erwartete uns im Sonnenschein die Prähistorie.
Der heutige Tag war geprägt von der Geschichte und die Reise führte uns zurück in die Vergangenheit.
Die Anfänge der Zivilisation in Skandinavien nach der Eiszeit wurden dokumentarisch in vielen Felszeichnungen verewigt. Noch heute werden Felsritzungen im Großraum Alta entdeckt und erforscht. Ein kleiner Teil davon ist der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Interessant waren vor allem die sich im Laufe der Zeit verändernden Zeichenstile, aus den jeweiligen Epochen ihrer Entstehung und der Lebensweise der Menschen.
Interessant waren auch die Anordnungen der Zeichnungen über die Jahrtausende der Erdhebung.

Gleich im Anschluss nach unserem prähistorischen Ausflug gab es eine Zeitreise in die 1940iger Jahre, als die Tirpitz hier im Norden durch die Royal Air Force zum kentern gebracht wurde und versank. Unscheinbar am Wegesrand lagern ein paar Teile zur Erinnerung an eine dunkle Zeit für Alta.
Das „Hotel Savoy“ von Jan Baalsrud am Lyngfjord wäre noch sehenswert gewesen, wurde aber auf Wunsch der Gäste ausgelassen.
Alle wollten schnell ins Hotel und der Name „Willkommen Inn Hotel Lyngskroa“ war Programm, denn das 3 Gänge-Menü wurde von allen Gästen, als das Beste bisher gelobt.
Die Atmosphäre des Hotels mit dem großen offenen Kamin, das offene Feuer, das dem Raum wohlige Wärme spendete, lud vermutlich noch einige Gäste zu einer gemütlichen Runde an der Bar ein, bevor ein langer und geschichtsträchtiger Tag zu Ende ging.

Spätfrühling in Lappland

Die Wolken hingen tief, auf den Bergen lag etwas Neuschnee.
Weit waren wir noch nicht gekommen, als uns einige Lavvus am Straßenrand auffielen, die unser Interesse weckten. Zu originell war die Sache, das musste näher untersucht werden. Da auch WC´s in der Nähe waren, wurde der Halt erwünscht.

Ganz kurios war natürlich das alte Navigationsgerät als Wegweisersäule. Die verschiedensten Orten auf der Welt wurden mit den Himmelsrichtungen und den Kilometerangaben angegeben und sogar der Weg zum Mond gezeigt. Das kann bis dato kein einziges neumodernes Navi-gerät.
In der Zeltkota, der typische Behausung der nomadischen Samen, lud ein offenes Holzfeuer zum Verweilen ein. Darüber wurde gerade eine frische Rentiersuppe gekocht, die man natürlich auch probieren konnte. Eine Samenfamilie betrieb hier einen Souvenierladen. Man fand sowohl echte und originale Handarbeit, wie sie auch heute noch zum täglichen Gebrauch eingesetzt wird, als auch den sogenannten „Kitsch“, die später nur in den Zimmern herumstehen und den Staub fangen.
Gourmets kamen hier auf ihre Kosten, denn die Familie bot getrocknetes Rentierfleisch aus der eigenen Züchtung zum Kauf an.
Die Pause dauerte zwangsläufig etwas länger wie geplant, gab es doch zuviel zu entdecken und zu sehen.
Die Anzeige meldet 4 Grad Aussentemperatur. Oben auf den Hochebenen waren die Seen teilweise noch zugefroren. Die Gipfel der Berge waren weiß.
Es war Spätfrühling in Lappland. Es wurde aper, die Blätter begannen zu sprießen, zartes Leben erwachte zum Leben und die Vielfalt der verschiedenen grünen Farben war überwältigend.
Im Tal bereitete man sich schon auf den kurzen Sommer vor.

Die Lofoten empfingen uns mit Regen und 7 Grad Celsius. Pünktlich zu Weihnachten 2007 wurde der letzte Straßentunnel mit knapp 3,5 km Länge, der die Insel Austvagöya mit der Gemeinde Hadsel verbindet, festlich durch König Harald eingeweiht. Damit waren nun alle Inseln der Lofoten und Vesteralen mit dem Festland verbunden. Die E10 war nun durchgehend von A in Lofoten bis Fiskebol auf 170km Länge befahrbar.
Bei einem kurzen Stopp an einem idyllisch gelegenen Parkplatz war unsere Gruppe Zeuge von Anglerglück. Ein kapitaler Kabeljau wurde gerade vor unseren Augen an Land gezogen. Der Angler meinte, er würde ihm nach den üblichen Fotos wieder in die Freiheit entlassen. Ob er es letztendlich tat, blieb unseren Augen verborgen.

Eindrucksvoll war der Besuch des Wikingermuseum bestimmt für einige Reisegäste.
Die Führung, bzw mehr die Erklärung über die Lebensweise, die Geschichte und auch einige Hintergründe über das Wikingerleben, gab uns Laura auf ihre ganz natürliche Art und mit kleinem italienischem Dialekt, wodurch ihre Führung noch sympatischer wurde.
Wir hatten beschlossen, während sie uns die Geschichten über die Nordmänner erzählte, gleichzeitig ein Wikingermahl zu uns zu nehmen. Dies geschah im nachgebauten Langhaus des Häuptlings Borg. Über offenem Feuer in der Mitte des Hauses, kochte bereits das Lammfleisch mit Gemüse und verschiedenen Kräutern im großen Eisenkessel, während die Hausdame in die Lure bließ und den Beginn der Zeremonie andeutete. Ein Barde spielte dazu auf seiner Leier.
In originalen Gewändern der damaligen Zeit wurde uns die Lammsuppe kredenzt, dazu wurde Wasser, Wein oder Met gereicht, frisches selbst gebackenes Brot und Stockmilch zum Abrunden der Suppe. Auf den mit Schaffellen ausgelegten langen Bänken sitzend, genossen wir die köstliche Speise und hörten nebenbei die Erzählungen aus dem Leben der Wikinger.
Im Anschluß hatte jeder Gelegenheit einmal einen echten Wikingerhelm aufzusetzen, oder ein Kettenhemd anzuziehen, die Schwerter, Äxte und anderes Werkzeug in die Hand zu nehmen und zu fühlen wie es wäre, ein Wikinger zu sein.
Da wir uns auf dem ehemaligen Hof der Familie Borg befanden, sahen wir zum Ende der Führung noch den Film über das Drama der Familie Borg, die nach Island auswanderten um in Freiheit weiter leben zu können.
Denn nicht jeder war damit einverstanden, dass Harald Schönhaar der König von ganz Norwegen sein soll.
Ein Tag mit vielen schönen Momenten fand seinen krönenden Abschluss in einem wunderbaren Fischgericht, wie man es nur auf den Lofoten erhält.
Dazu passend natürlich ein lokales Bier aus der Lofotbrauerei in Svolvear.

Ein Leben auf den Lofoten

Der early-bird fängt den Wurm, oder geht zum Frühstück. Heute stand die Fahrt auf dem Trollfjord mit dem neuen Hybridschiff an. Und da Schiffe gewöhnlich nicht auf Passagiere warten, wollten wir pünktlich sein.
„Wollten“, war wohl schon die Vorahnung. Wir kamen 2 Minuten zu spät am Anleger an und das Schiff legte vor unseren Augen ab. Zum Glück für unsere Gruppe.
Denn was anfangs wie eine Katastrophe erschien, entwickelte sich wohl zum größten WOW-Erlebnis für uns auf der gesamten Reise.
Isabelle von der Trollfjord Cruise-Agentur organisierte ganz spontan ein anderes Schiff, exklusiv nur für uns.
Die Trolltind, Baujahr 1973, ein Schiff mit wahrer Seele und Karakter.
Die 3 köpfige Besatzung bestand aus unserem Kapitän Roar Lorentsen mit seiner Frau als Köchin und Mario, ein italienischer Junge, als Matrose. Dieses Team bleibt die ganze Saison über zusammen. Im Herbst und Winter geht man zusammen nach Tromsö und an Bord für Wahlbeobachtungsreisen.
Mit der Crew hatten unsere Gäste sofort eine familiäre Beziehung. Die Mannschaft erfüllte sofort alle unsere Wünsche.
Unser Schiff hatte ein Flair wie zu einstigen Seefahrerzeiten. Die mit Holz verkleidete kleine Brücke, der Hocker vor dem Holzsteuerrad, ein Kompass und anderen händische Navigationsutensilien.
Das alte Schnurtelefon und die vielen vielen kleinen Kippschalter für alle möglichen Instrumente. Der 4-fach Ganghebel, 2 für Maschine vor und zurück und 2 für das Gas. An der alten Schiffsglocke fehlte der Klöppel. Vermutlich damit niemand die begehrte Schiffsglocke unerlaubterweise entwendet.
Das Schiff konnte aber auch mit ganz modernen Geräten, wie mit GPS über Autopilot gesteuert werden, was unser Kapitän auch tat. Bis auf die Fahrt im Trollfjord selbst, da musste mit Hand gesteuert werden, da das Schiff in dem schmalen Fjord keine Sattelitendaten mehr empfangen konnte.
Bis vor einer Woche lag Svolvear noch unter einer Schneedecke sagte man uns. Heute war der erste schönere Tag seit 2 Wochen. Bis auf wenige Minuten hatten wir wirklich schönes Wetter auf unserer Fahrt in Norwegens schmalstem Fjord mit 100m Breite und 70m Tiefe in der Fahrrinne.
Einzigartige Erlebnisse, für jeden individuell, öffneten unsere Herzen und ließen strahlende und staunende Gesichter zurück.
Die Möwenfütterung war zum Beispiel so ein Erlebnis. Zu spüren, wie sich die großen Vögel uns ganz nah näherten und mit ihren großen Schnäbeln vorsichtig das Brot aus unseren Händen nahmen, oder wie der Adler in unmittelbarer Nähe an uns majestätisch vorüberschwebte und den Fisch aus dem Wasser holte.
Seefahrerromantik kam auf, wenn jemand selbst das Boot über die Wellen steuerte, oder einfach nur ganz entspannt unter Deck in den Mannschaftsräumen zwischen Lifejackets und wasserdichten Overalls seine Seele baumeln ließ.
Selbst die Möglichkeit zum Meeresangeln hätte man uns gegeben, wenn uns mehr Zeit zur Verfügung gestanden hätte.
Kaffee und Tee konnte man nehmen sooft man wollte, und der Kapitän hatte frischen Kabeljau gefangen, aus dem seine Frau eine köstliche Fischsuppe kreiierte, von der jeder nehmen konnte, bis der Kessel leer war. Und plötzlich war er leer?
So hatte jeder sein eigenes persönliches Erlebnis, das er nie mehr vergessen wird. Jeder war froh, dass er nicht mit dem großen Hybridboot für die Massen mitfahren musste
Wir waren so begeistert und glücklich über diese Tour, dass es für Isabelle am Ende der Fahrt einen riesen Applaus und ein großes Dankeschön von uns allen gab.
Leider konnte Jörg, der Busfahrer, nicht daran teilnehmen, da er zuerst einen Parkplatz für seinen Bus suchen musste. Er erkundete in dieser Zeit die Stadt Svolvear.
Nun pressierte es bereits wieder etwas, da die Führung in der Fischfabrik anstand.
Viel Interessantes erfuhr man über die Herstellung des Trockenfisches nach jahrhunderte alter Methode und dem Zyklus während der Hochsaison der Lofotfischerei. Während eines kleinen Films, der das Gesagte noch einmal verdeutlichte, wurden uns kleine Kostproben aus dem Hause gereicht.
Ein kleines Geheimnis, probieren Sie doch mal geräucherten Lachs mit einer Schnitte Erdbeere darauf.
Neben Trockenfisch betreibt die Firma auch eine Lachszucht.
Nicht jedem war der Zugang in die Lagerräume der Fischfabrik möglich, denn Fischgeruch muss man mögen.
Draußen hing der Kabeljau noch zu tausenden bis Ende Juni/Anfang Juli auf den Gestängen zum Trockenen, bevor er abgenommen, sortiert, verpackt und verschickt wird.

Unbedingt sehenswert ist der kleine Weiler Vikten an der Westküste. Einer der schönsten und faszinierendsten Orte der Lofoten. Jahraus, jahrein formt das Nordmeer hier die Steine zu interessanten Kunstwerken.
In der Zeit der Abendsonne wird der Ort in ein magisches Licht getaucht. Und in Zeiten mit stürmischer See, kann man hier die Naturgewalten spüren.
Die Glasfabrik, gegründet in den 1960iger Jahren und neu gebaut Anfang der 1990iger Jahre, ist ein lohnendes Ausflugsziel.
Wir waren leider etwas spät, so konnten wir bei der Glasproduktion nicht mehr zusehen. Wir waren aber auch zu früh, denn in etwa ab Mitte Juni hätte die Glasfabrik bis 22 Uhr die Türe offen gehalten.
Wir durften allerdings alleine durch die Produktionsstätte gehen, und uns im ganzen Hause umsehen.
Das Haus von Ase und Ansvar Tangard ist ein wahres Juwel auf den Lofoten. Im obersten Stockwerk lud eine bunte Stuhlreihe ein, auf den Atlantik zu schauen. Manche nennen es vielleicht Meditation, doch wenn man dem Wellenspiel zusah vergaß man die Umgebung und man spürte im Körper eine gewisse Freiheit und man kam in Einklang mit der Natur.
Die Sonne schien und draußen lud die Terrasse zum Verweilen ein, während unter uns das Meer sein Lied sang. Gläserne Skulpturen entlang der Terrasse sollten den Betrachter mit den Elementen der Natur verbinden.

Viel zu schnell hieß es Abschied nehmen von dem schönen Ort am Ende der Straße. Einen kleinen Besuch sind die kunstvoll gestalteten Sitzmöglichkeiten am Parkplatz Skreda wert, bevor der Feierabend eingeleitet wurde.
Heute verwöhnte uns der Küchenchef mit seiner Auswahl, Fisch oder Fleisch.
Bester Kabeljau mit feiner Senfsoße, Kartoffelpürree und grünem Gemüse, oder Schweinsbraten. Als Nachspeise Vanillepudding und Kaffee oder Tee.
Den besten Fisch gibt’s wirklich nur auf den Lofoten.

Lofoten, wie seid ihr doch schön,
umringt vom Meer, die luftigen Höh´n.
Wo Berge und Wellen sich küssen,
und Möwen und Fischer sich grüßen.
Ob bei Schnee oder Sonnenschein,
das Fleckchen Erde wird viele erfreu´n. © Michael Rass

Eine gewaltige Natur

Strahlender Sonnenschein und intensiver blauer Himmel – Kaiserwetter.
Heute hieß es Abschied nehmen von der Zauberwelt der Lofoten mit ihrem unvergesslichen Charme. Abschied von den majestätischen Gipfeln, von einem Fleck Erde, der durch sein Zusammenspiel von Licht und Schatten so viel Spannung bietet, wie kaum ein anderer.

Ziegen auf dem Grün eines Daches, habt ihr das schon mal gesehen? Gibt’s in Vareid auf den Lofoten. Ökologische Landwirtschaft eben.
Weitere Stationen auf unserer Fahrt nach Moskenes, waren die Holzkirche von Flakstad, die zweit älteste Kirche der Lofoten, der kilometerlange feine Sandstrand von Ramberg mit dem glasklaren türkisgrün schimmernden Meer.
Spannend wurde es bei Asphaltarbeiten im Ort Reine, Chaos bei Gegenverkehr, denn wenn sich 2 große LKW´s oder Busse auf den schmalen Straßen begegneten, dann konnte es schon mal richtig eng werden. Und dann noch die „Sonntagsfahrer“, die ihr Auto kaum beherrschten. Die Lage war wohl so spektakulär, dass so mancher Anwohner sein Haus verließ, oder das Rasenmäher vorübergehend stilllegte, um dem Treiben auf der Straße zuzusehen.
Manche brauchten heute Zucker in ihren Kaffee zur Beruhigung der Nerven.
Nach gut 45 Minuten konnten wir endlich unsere Fahrt fortsetzen, in der Hoffnung die Fähre noch rechtzeitig zu erwischen.
Getreu dem Motto Balus, dem Bären aus dem Dschungelbuch, „Probiers mal mit Gemütlichkeit, dann kommst du noch einmal so weit“, kamen wir gerade rechtzeitig zur Einschiffung hinüber nach Bodö am Hafen an.
Etwas Wehmut kam vielleicht bei dem ein oder anderen in den Sinn, als wir das Archipel der Lofoten verließen und uns die Silhouette der Bergkette zum letztenmal grüßte.

Auf der anderen Seite erwartete uns bereits das schneebedeckte Saltfjell und hieß uns aufs Herzlichste willkommen. Um dem Reiseverlauf etwas Abwechslung zu geben und unsere Gruppe für ihr Mitwirken am Gelingen der Reise ein bisschen zu verwöhnen, zeigten wir Ihnen ein einzigartiges Naturschauspiel. Wir besuchten den größten Gezeitenstrom der Welt, den Saltstraumen. Gigantische Naturgewalten die hier herrschen, wenn das Wasser mit etwa 40km/h pro Stunde durch den 100m breiten Sund rauscht. Wegen der Artenvielfalt unter Wasser ist dieser Strom ein Paradies für Angler, Vögel und auch Taucher.
Die Kulturstrasse mit der Nummer 812 führte uns durch eine landschaftlich reizvolle aber doch eher einsame Gegend. Der Ort Misvear ist noch ein Stück altes, ursprüngliches Norwegen.
Das ist es, was Norwegen so spannend macht. Zum richtigen Zeitpunkt gefahren erlebt man bestimmt 2 bis 3 Jahreszeiten. Die Birken oben auf den Hochebenen lagen noch in der Winterruhe, während drunten im Tale bereits die ersten Bäume zu blühen begannen. Und führe man noch weiter gen Süden, hätte man schon den Sommer.

Über uns die von Eis bedeckten Gipfeln des Saltfjells. Der Svartisengletscher funkelt um die Wette mit den Wassertropfen der noch teils mit Eis bedeckten Seen.
Links von uns die bekannte Bahnstrecke der Nordlandbahn, wo der berühmte Polarexpress von Trondheim nach Narvik verkehrt.
Ein grandioses Erlebnis, die Fahrt hinauf zum 683 m hoch gelegenen Polarkreiszentrum auf der Saltfjell-Hochebene. Die Temperatur ist mittlerweile auf 15 Grad Celsius angestiegen, kurze Hose und T-Shirt waren angesagt. Die Temperatur und der strahlende Sonnenschein luden viele zu einem besonders sahnigen Eisbecher ein. Hatte schon was besonderes, am Polarkreis einmal ein Eis zu essen.
Und norwegisches Eis soll ja angeblich zu den Besten der Welt gehören.

Es gäbe noch soviel zu sehen und zu entdecken, aber die Zeit verging im Flug und der Körper verlangte seine Vitamine. Also auf nach Mo I Rana, dem Ort der seinen Reichtum durch die Eisen- und Walzwerke für die Schwerlastindustrie verdiente und ab ins Hotel. Noch einmal Gelegenheit die hellen Nächte zu genießen, bevor es wieder dunkler wurde.

die Reise zum Mittelpunkt von Norwegen

Heute war der Tag der Fähren. Unsere Fahrt ging entlang der besonders schönen Helgelandküste.
Die Jahreszeit des Winters hatten wir hinter uns gelassen, der Frühling begann. Sattes Grün übersät mit tausenden Blüten des leuchtend gelben Löwenzahns. Dahinter als Kontrast das spiegelglatte dunkelblaue Meer und der strahlende wolkenlose blaue Himmel.
Die Temperatur klettere rasch auf 17, 18 Grad und noch weiter hinauf bis 23 Grad Celsius.
Der erste Fotostopp ließ deshalb nicht so lange auf sich warten, um Winter und Frühling auf ein Bild zusammenfassen zu können. Es gäbe viele solcher Stopps, aber die Fähre wartet gewöhnlich nicht auf Spätankömmlinge.
Die Fähren entlang unserer heutigen Route wurden alle in den letzten Monaten elektrifiziert. Und zuviel Elektronik, bewies uns seit jeher schon die Praxis, kann des Öfteren zu Problemen bis hin zu Ausfällen führen. Bei unserer Fähre hängte die Bugschraube fest und ließ sich nicht drehen. So legten wir mit etwas Verspätung von Tjötta ab. Eine herrliche Überfahrt auf ruhiger See und grandiosem Blick auf die Gebirgskette der 7 Schwestern. Die achte Schwester, Lekenöya liegt einige Kilometer weiter südlich im Meer.
Um den Gästen etwas Besonderes zu bieten fuhr uns Jörg heute ins Zentrum von Brönnöysund. Dort befindet sich ganz unscheinbar ein weißer Marmorbrocken mit der Aufschrift, dass hier der Mittelpunkt von Norwegen ist. Zum Kap im Norden ist es genauso weit wie zum Kap im Süden, 840km.
Die schöne Hafenstadt hatte heute aber noch etwas Seltenes angeboten. Frische Reker, auch als Garnelen bekannt, direkt vom Fischerboot. Besser im Geschmack wird man keine finden, als direkt vom Fischer selbst. Diejenigen der Busbesatzung, die sich überwinden konnten die Garnelen aus der Schale zu nehmen und zu essen, hatten ein unglaubliches Geschmackserlebnis und spürten den Unterschied in Biss und Geschmack zur Supermarktware.
Ein kleines Highlight war auch das spontane Treffen mit dem Mitarbeiter Martin Büchner, der sich sehr freute uns zu sehen.
Er wies uns darauf hin, dass wir die Augen offen halten sollten, da es in dieser Gegend sehr viele Elche geben sollte.
Einige Kilometer außerhalb Brönnöysund, bot sich uns ein herrlicher Blick auf den Torghattan. Jenen Hut eines Trolls, der den Pfeil des Hestemanns ablenkte, der die achte Schwester Lekenöya tödlich treffen sollte.
Kurz nach dem Halt ein Riesengeschrei im Bus…..Elchsichtung voraus!!!
Der Bus stoppte, alle raus und Foto. Die Fähre erreichten wir als letztes Fahrzeug. Der Motor vom Bus war noch nicht abgestellt, als die Luken geschlossen und die Anker gelichtet wurden.
Über Bindal, dem Geburtsort von Otto Sverdrup, dem Kapitän der Fram auf der Polarexpedition des Fritjof Nansen 1919 ging die Fahrt weiter, bis uns ein herrlicher, gut 200m hoher Wasserfall auf der linken Seite unsere Aufmerksamkeit weckte und als Fotostopp akzeptiert wurde. Es galt eine Haltestelle für den Bus zu suchen. Die fanden wir auch an einem Abzweig zu einer Hofeinfahrt. In Gedanken raus und schnell ein Foto vom Wasserfall. Zurück zum Bus und im Augenwinkel ein brauner Fleck. Da stand sie. Groß und majestätisch einige Meter direkt vor uns. Eine Elchkuh. Beide in Starre, ein leiser Ruf in den Bus um den Elch nicht zu verscheuchen. Ein besonderes Erlebnis einen Elch in unmittelbarer Nähe zu haben. Auch sie war mit einem Kalb unterwegs und nachdem sie uns einige Zeit begutachtet hatte und wir alle Fotos machen konnten, zog sie mit ihrem Kind weiter über den Hof und verschwand kurz darauf im Wald.
Glückliche Gesichter überall im Bus bis wir unser Hotel in Steinkjer erreichten.

Ein kleines Manko beim Abendessen sorgte für eine kleine Unstimmigkeit. Vermutlich war der Koch verliebt, denn die Champignonsuppe, die uns serviert wurde war „gut gewürzt“ und für die meisten zu salzig. Dies machte der Hauptgang und die Nachspeise allerdings wieder wett.
Statistisch gesehen war es doch ein gelungener und ereignisreicher Tag, den man nicht so schnell vergessen wird. Und bei so vielen schönen Momenten, sollte uns eine salzige Suppe den Tag nicht verdorben haben.

Im Reiche Peer Gynts

Auf zu neuen Abenteuern bei sommerlichen Temperaturen und wolkenlosem Himmel.
Dem drittlängsten Fjord Norwegens entlang ging es vorbei an der riesigen Papierfabrik Norsk Skog in Levanger hinunter bis nach Trondheim.
Leider konnte der Dom wegen den Vorbereitungen für die Konfirmation nicht besucht werden.
Dafür gab es einen Rundgang durch die Altstadt, wo es Vieles zu entdecken gab. Mit offenen Augen durch die Welt spaziert sind Einigen vielleicht die Kanaldeckeln aufgefallen, mit dem Bild der beiden Könige von Trondheim. Oder der hängende Mann an der Wand. Mancher wird sich sicher in einigen der urigen Kaffees ein köstliches Eis oder einen Kaffee gegönnt haben. Eis in Norwegen ist ein MUSS.

Über die unendliche Weite der 1063m hohen Hochebene des Dovrefjells, die Heimat der wilden Moschusochsen, die wir leider nicht zu Gesicht bekamen, gings hinunter in den Ort Dombas für einen kleinen Aufenthalt. So mancher nutzte ihn für den Einkauf eines Souveniers.
Dombas ist von Norden kommend das Tor in das Gudbrandsdal, der Kornkammer Norwegens mit historischer Vergangenheit. Das landwirtschaftlich bewirtschaftete Gebiet spiegelt seinen Reichtum in den Bauernhäusern wider. Der ganz spezielle Baustiel der früheren Bauernhöfe machten das Tal bekannt.
Hier war die Heimat des wilden Peer Gynt.
Hier ließen die norwegischen Bauern ein schottisches Söldnerheer in den Hinterhalt laufen.
Und die deutsche Wehrmacht, die den König an der Flucht nach England hindern sollte, kapitulierte hier vor den Angriffen der Norweger.
Hier war die Heimat des Wikingerkönigs Dale Gudbrand, der dem Tal den Namen gab.
Hier flohen die 2 besten Skiläufer der Birkebeiner vor den balgischen Verfolgern über die Berge und brachten so den Königssohn in Sicherheit. Noch heute erinnert der alljährlich stattfindende Birkebeinerlauf an dieses historische Ereignis.

Zum großen Bedauern aller, war in Dovre die außergewöhnliche 1736 erbaute Stabkirche im Kreuzstil geschlossen. Man konnte die wunderschönen Gemälde, die reichen Schnitzereien und die Orgel aus Dresden nicht bewundern.
Gewöhnungsbedürftig war ihr äußerlicher Anblick, denn die hölzernen Seitenwände wurden auf Grund der Witterungseinflüsse seit 1841 mit Schieferplatten verkleidet.

Also auf zur nächsten Stabkirche in Ringebu. Eine der größten und best erhaltensten Stabkirchen Norwegens. Es war schon eine besondere Atmosphäre, die erhabene Kirche, davor die mit frischen Frühlingsblumen geschmückten Gräber und in der Luft der Duft des weißen Flieders.
Über Hundorp, der ehemaligen Heimat des Wikingerkönigs Dale Gudbrand, dessen Hof heute das Kulturzentrum des Ortes ist, ging es weiter den Mjösasee entlang bis nach Lillehammer auf die Olympiaschanze von 1994 und 2016. Jens Weisflog gewann hier seine Medaillen im Skisprung, ebenso Markus Wasmeier im Super G.
Klein kam man sich vor, wenn man vor der Schanze stand.
Einige versuchten die Treppen hoch zu laufen, kamen aber nicht weit.
Dafür sorgte ein persönliches Schisprungfoto vor der Schanze für fröhliche Gesichter.

Die restlichen Kilometer nach Hamar waren bald geschafft und damit konnte man auch den Magen mit Bacalau oder Hähnchenfleisch, sowie diversen Salaten, Gemüsen und Lachs zufriedenstellen.

Ha det bra

Heut heißt es Abschied nehmen von Skandinavien. So schwer es Manchem auch fallen mag. Einmal legt ein Schiff wieder da an, wo es abgefahren ist und heute Abend sollte es soweit sein, dass wir wieder auf dem „Dampfer“ sitzen werden, der uns zurück in die Heimat bringen wird.
Aber noch war es nicht soweit.

Zuerst gab es einmal einen nahen Blick auf das „umgedrehte Wikingerschiff“. Das Gebäude mit 220m Länge und 25.000qm Dachfläche bietet für 10.600 Menschen Platz und wenn dann noch Konzerte stattfinden bringt man mit Leichtigkeit auch 20.000 Kulturenthusiasten unter. Bei genialer Effizienz kann man 2 Eisflächen gleichzeitig für Spiele benutzen. Ein wahnsinns Bauwerk, das 1992 fertiggestellt wurde für die olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer.
Der Verkehr ließ es zu, dass wir früher in Oslo eintrafen. Für die Stadtführerin war es kein Problem und so startete unsere Tour eben früher.
Oslo, eine Stadt in ständigem Wandel. Bis 2025 möchte man alle Verbrennermotoren aus der Stadt verbannen. Viele Straßen sind für den öffentlichen Verkehr bereits gesperrt. Über 600 Parkplätze wurden entfernt. Für die Einwohner Oslos ist es heutzutage besser kein Auto mehr zu besitzen, und viele Einwohner haben auch keines mehr.
In Oslo wohnen überwiegend junge Leute mit viel Geld. Will man aus der Stadt heraus, fährt man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
82% der Fahrzeuge in Oslo sind bereits Elektrofahrzeuge. Vor Jahren mit Vergünstigungen gelockt, entwickelt es sich heute zur Katastrophe. Denn der Strombedarf kann nicht gedeckt werden und die Preise pro KwH-Stunde schnellten um das 4fache in die Höhe. Ein großes Problem.
Die Stadtplaner gingen sogar soweit, dass sie ein Projekt des Future Built einführten, das besagt, dass alle Neubauten mindestens 50% der Emissionen einsparen müssen.
Diese und viele weitere interessante Geschichten zu Norwegen erzählte uns Kirstin während der Tour.
Als Dankeschön an unsere wundervolle und harmonische Reisegruppe gab es einen kleinen Ausflug hinauf zum Holmenkollen. Erstaunte Gesichter vor der mächtigen Schanze und ein großer Applaus der Reisenden für die Möglichkeit, dieses erlebt zu haben.

Ein weiteres Highlight bot natürlich die Skulptur eines Gemäldes des Dresdner Künstlers Caspar David Friedrich. „Das Eismeer“
Es steht vor dem neuen Opernhaus und dem „gebeugten“ Munch-Museum mitten im Oslofjord.
Vieles gäbe es noch zu schreiben, aber unsere Gruppe hatten die Infos und Erlebnisse abgespeichert und andere Gruppen sollen es erleben.
Leider mussten wir uns jetzt von 2 Fluggästen verabschieden, die vom Hauptbahnhof mit dem Zug zum Flughafen hinaus fuhren.
Unsere Fahrt ging weiter gen Süden nach Svinesund bei Halden. Hier, an der Shell-Tanke gab es den Tax Refund-Shop, den einige Reisende brauchten um die Mehrwertsteuer zurück erstattet zu bekommen. Ohne Probleme war dies in 1 Minute erledigt, sofern man eine Kreditkarte hatte. Einfache Bankkarten wurden nicht akzeptiert und nutzten leider nichts.
Die Sonne knallte schon den ganzen Tag über unaufhörlich durch die große Windschutzscheibe. Obwohl nur 23 Grad außen, fühlte man sich vorne im Bus wie in der Sauna. Aber die Sonne schafft frohe Gemüter und war auch ein schöner Abschluss einer spannenden Reise in den hohen Norden, wo wir 3 Klimazonen durchfahren hatten.
Wir waren die ersten in dieser Saison, was sehr viele Vorteile hatte. Der Verkehr war weniger, die Parkplätze waren frei, Staus gab es nicht, alles was entspannter, besonders auch für unseren Fahrer Jörg.
Und für die Gruppe war es besonders schön, weil die Plätze der Besichtigungen meistens menschenleer waren, weil dadurch die Erfüllung individueller Wünsche möglich war und besonders seltene Fotoaufnahmen gemacht werden konnten.
Pünktlich legte das Schiff in Göteborg ab, während wir bereits genüsslich am Abendbuffett die Aromen Skandinaviens noch ein letztesmal über unseren Gaumen spazierengehen ließen.
Viele genossen noch die Momente am Sonnendeck im strahlenden Sonnenschein mit einem Getränk in der Hand.
Wer abends noch an Deck war, als die Sonne glutrot im Meer versank und den Himmel in ein farbenfrohes Orange tauchte, erlebte eine besondere Stimmung untermalt mit den Klängen des Windes und dem Singen des Meeres.
Erinnerungen und Erlebnisse der Reise kamen in den Sinn.

Erinnerungen

Ein wunderschöner Urlaub mit wunderbaren Menschen an Bord, so wie es sich jeder Reiseleiter nur wünschen würde, neigte sich dem Ende entgegen.
Traurigkeit kam bei unserer Gruppe nicht auf, besonders wenn noch eine
Geburtstagsfeier an Bord des Busses stattfand.
Die besondere Überraschung, ein T-Shirt mit den Namen aller Reisenden darauf und das anschließende Geburtstagständchen, spontan angestimmt vom „Tenor“ aus der ersten Sitzreihe, wo alle mitsangen. Das Geburtstagskind zog sein Shirt auch gleich an und trug es stolz und mit Freude.
Möge es ihm für alle Zeit an diese wunderschöne Reise mit netten Leuten erinnern.

Auf der weiteren Heimreise stellte sich heraus, dass es da noch einen Gast gab, der Geburtstag feiern konnte. Und sicher auch getan hat, ohne dass wir es wußten.
Da unsere Gruppe aber wirklich zusammen hielt wie Pech und Schwefel, ging diese Information auch glücklicherweise an die richtige Stelle und anhand der uns noch vorhandenen Möglichkeiten gab es auch für ihn ein kleines Präsent und das mit versammelter Mannschaft live gesungene Geburtstagsständchen.
Die Reise zurück in die Heimat verlief ruhig. Dies sollte auch so sein, damit jeder die Erlebnisse der letzen 13 Tage verarbeiten konnte.
Für eine Dame war die Reise so inspirierend, dass sie unterwegs schon zu dichten begann und zu einzelnen Stationen der Reise wirklich schöne Zeilen verfasste. Nur schade, dass unsere „Nordlanddichterin“ ihr Werk der Öffentlichkeit nicht zugänglich machte.

So manches schönes und einzigartiges Erlebnis kam dabei nochmal Erinnerung.
5 Elchbegegnungen und ein Joker-Elch, den leider nur der Busfahrer sah, obwohl er direkt im Straßengraben gestanden haben soll.
99 Tunnel die durchfahren werden mussten.
5500 Kilometer bis ans Ende Europa und zurück.
Der Duft von frisch gemahlenem Kaffee im Reisebus
Die ständigen Verneigungen des Reiseleiters vor dem „König“ sorgten für so manches Gelächter und als eines Tages der „König“ vor dem Reiseleiter auf die Knie ging, war der Brüller perfekt.
Das „Märchendorf“ mit dem Hopfenanbau bei den rot-weißen Zuckerstangen.
Die Alexa, die uns den Weg durch Stockholm zeigte.
Das monströse und reich verzierte Schiff der Vasa, das nie in den Kampf zog und lieber 300 Jahre am Meeresboden einen Schönheitsschlaf hielt.
Der unendlich lange und reichlich geschmückte LKW-Konvoi mit den ausgelassen feiernden Abiturienten auf der Ladefläche.
Die hohe Küste mit dem wunderschönen Kirchdorf Levanger.
Das größte Kirchdorf der Welt und UNESCO Kulturerbe in Gamelstad.
Das Treffen mit dem Weihnachtsmann am menschenleeren Polarkreis in Finnland.
Das einmalige Erlebnis ganz allein am Nordkap an der Weltkugel zu stehen und ganz für sich allein diesen besonderen Augenblicke und das kurze Sonnenloch zu genießen.
Die spektakulären Lofoten und die Suche nach der richtigen Moltebeerenmarmelade. Die Erlebnisse und Düfte in der Stockfischfabrik mit anschließender Fischverkostung.
Unsere exklusive Fahrt mit der „alten Lady“ Trolltind auf dem Trollfjord. Adler hautnah erleben, Möwen füttern, eigenhändig das Schiff selber steuern, die köstliche Fischsuppe, mit der vom Kapitän eigenhändig gefangenen Hauptzutat.
Am Mittelpunkt Norwegens stehend und dabei die frischesten Garnelen direkt vom Fischerboot zu kosten.
Elchkuh mit Jungem direkt neben dem Bus
Torghattan, der Trollhut mit dem Loch in der Mitte
Die versteinerten Schönheiten der sieben Schwestern mit ihren weißen Schleiern.
Die versalzene Champignonsuppe eines vielleicht verliebten Kochs.
Der Hafenmann in Mo I Rana, ebenso die Graffitikunstwerke an den Wänden, die die Stadt repräsentieren sollen.
Die spektakuläre Fahrt über das Saltfjell, den Weg, den auch der berühmte Polarexpress von Trondheim nach Narvik nehmen muss.
Die Eisbecher am Polarkreiszentrum hoch droben auf 683m.
Die Fahrt durch die Kornkammer Norwegens mit den reichen Bauernhäusern.
Die grandiose Olympiaschanze in Lillehammer und das riesige „umgedrehte Wikingerschiff“ in Hamar.
Die Oslostadtführung mit den dezenten Hinweisen von Abhängigkeiten und das unvergessliche Erlebnis, hoch droben am Holmenkollen, wo wir alle ein richtiges Wow erlebt hatten.
Ein letztesmal vom skandinavischen Buffett geschlemmt und getrunken,
Die einsamen Stunden an Bord genossen, als die Sonne im Meer versank.
Die Menschen im Bus, wo man sich wünscht, sie auf einer neuen Reise wieder zu treffen.

Schlusswort

Skandinavien ist nicht nur eine Halbinsel in der nördlichen Hemisphäre, nein, Skandinavien ist ein Gefühl. Sie müssen dort gewesen sein, um das Fantastische zu spüren.

Schöne Momente mit netten Menschen zu teilen, macht doppelt glücklich.
so war es bei mir und ich hoffe auch bei euch.
In diesem Sinne: Auf ein baldiges Wieddersehen.

Ein großes Dankeschön an Euch, die ihr mich begleitet habt, ebenso an Jens und Jörg, unsere beiden Busfahrer und dem gesamten Team im Hintergrund um Martin Gruhle, die es nicht immer leicht mit uns haben, besonders wenn was umorganisiert werden muss.

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