Reisebericht: Sondergruppe Seniorenakademie – Reise zu den Bregenzer Festspielen

30.07. – 02.08.2018, 4 Tage Rundreise Bregenzer Festspiele – Carmen – Bregenz – St. Gallen – Säntis


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Unsere Reise führt ins Dreiländereck Deutschland, Österreich, Schweiz. Wir wollen den Bodensee erleben, die Opernaufführung „Carmen“ auf der Seebühne Bregenz genießen, in St. Gallen Wissen aus Jahrhunderten bewundern und den Wolken ein Stück näher sein.
Ein Reisebericht von
Marion Kottlos
Marion Kottlos

Montag, 30.07.2018 – Lindau – Bregenz

Bei heißem Sommerwetter starteten wir unsere Reise voller Erwartungen ab dem Deutschen Hygiene-Museum. Auf direktem Weg wollten wir nach Lindau an den Bodensee fahren. Aber leider waren auf der Strecke nach Nürnberg sehr viele Baustellen angezeigt. Also nahmen wir in Franken eine andere Strecke und reisten über Würzburg durch eine landschaftlich reizvolle Region an das östliche Ufer des Bodensees. In der alten Reichsstadt Lindau legten wir auf der Altstadtinsel am späten Nachmittag einen Stopp ein. Unser Chauffeur Jörg brachte uns bis zum Lindauer Bahnhof und von dort waren es nur wenige Schritte bis zum Hafen mit dem Leuchtturm aus dem Jahre 1856 und dem sechs Meter hohem steinernen Bayerischen Löwen, der in Richtung Schweiz blickt. Das berühmte Ensemble am Hafen wird durch den Mangturm aus dem 12. Jahrhundert ergänzt. Er fungierte bis in das 14. Jahrhundert als Leuchtturm. Er gilt ebenfalls als Wahrzeichen der Stadt. Wer Lust hatte, spazierte durch die Fußgängerzone in der Maximilianstraße und schaute auch in das ein oder andere Geschäft.
Nun war es nur noch ein kleines Stück bis ins österreichische Bregenz zum Hotel „Lamm", unweit des Ufers des Bodensees gelegen. Wir wurden herzlich im Hotel begrüßt und konnten schnell unsere Zimmer beziehen. Dann lockte nach der langen Anreise das Abendessen im neuen, modernen Restaurant des Hotels. Da noch eine weitere Reisegruppe im Hotel weilte, speisten wir heute sehr langsam. Noch ein wenig geplauscht, aber nur ein wenig, denn wir waren durch die Fahrt etwas müde und wollten an den nächsten Tagen wieder fit sein.

Dienstag, 31.07.2018 Bregenz – Pfänder – Bregenzer Festspiele

Das Wetter zeigte sich auch heute von seiner schönsten Seite, eigentlich war es viel zu heiß.
Aber wir wollten Bregenz näher kennenlernen. Zunächst stärkten wir uns vom reich bestückten Frühstücksbuffet. Anschließend fuhren wir mit unserem Bus in die Innenstadt, wo uns unsere beiden Gästeführerinnen begrüßten. Wir teilten uns in eine Schnellläufergruppe, deren Spaziergang auch in die Oberstadt führte, und in eine Langsamläufergruppe, die in der Unterstadt verweilte. Entlang des Bodensees erreichten wir den Fischersteg, einst Station der Wasserflugzeuge und heute im Sommer eine beliebte Freiluft-Bar. Hier berichtete unsere Gästeführerin auch zur Seebühne, die ursprünglich hier ihren Sitz hatte. Bei Turandot hat sie selbst als Komparsin mitgewirkt und so erhielten wir den ein oder anderen Insider-Tipp. Weiter führte uns die Besichtigungstour zum Hafen, von dort zur kleinen, imposanten Johannes-Nepomuk-Kapelle mit dem äußerst reich bestückten Hochaltar, zum Kornmarkt und zum Vorarlberg-Museum mit seiner interessanten Fassade. Diese schlägt einen gedanklichen Bogen von der römischen Zeit bis in die Gegenwart. Nun ging es vorbei an der Pfarrkirche Herz Jesu und an prächtigen Stadtvillen etwas bergan. Da auch heute in diesem Jahrhundertsommer bei wolkenlosem Himmel erneut weit mehr als 30 °C angesagt waren, hatten wir uns mit beiden Gruppen an der Talstation des Hausberges von Bregenz verabredet.
Wir wollten hinauf auf 1.064 Meter, auf den Pfänder. Unsere Hoffnung, dass es dort etwas kühler ist, sollte sich erfüllen. Zudem nutzten wir die Zeit, uns zu erfrischen, aber vor allem, um das wundervolle Panorama mit Blick auf den Bodensee, das Rheintal und zu den Gipfeln der Alpen aufzusaugen. Wir sahen auch den Hohen Kasten und den Säntis, unser Ziel am nächsten Tag. Dies brachte uns ein zusätzliches Erlebnis, ein Bergerlebnis.
Am frühen Nachmittag trafen wir uns wieder im Tal, denn 15 Uhr wollten wir hinter die Kulissen der Bregenzer Seebühne blicken. Unsere beiden Gästeführerinnen zeigten uns zuerst den Saal im Festspielhaus. Hier spielen die Wiener Symphoniker bei allen Aufführungen live, hier singt der Prager Philharmonische Chor live und bei Regenwetter bietet der Saal Platz für einige der teuersten Plätze und die Oper wird konzertant aufgeführt. Nach einigen Schritten im Festspielhaus traten wir ins Freie und standen mitten im Rund der größten Freilichtbühne der Welt. 7.000 Besucher können jeden Abend die imposante, äußerst eindrucksvoll inszenierte Aufführung der Oper „Carmen" bestaunen. Ich blickte hinauf zu unserer Reihe 37. Da würden wir am Abend sicher einen guten Blick haben. Aber wie wäre es mit dem Hören. Kein Problem! Dank des ausgeklügelten Bregenzer Richtungshörens mittels 780 Lautsprechern, die sich wie ein Band um die Zuschauerplätze ziehen, werden wir am Abend ein ausgezeichnetes Klangerlebnis haben. Zum Blick hinter die Kulissen der Seefestspiele gehört auch der Gang auf und hinter die gewaltige Bühne. Die Bühnenbilder werden von den beiden Händen der Carmen (17 bzw. 20 Meter hoch) und den übergroßen Spielkarten dominiert. Zudem gibt es unterschiedliche, teilweise absenkbare Spielebenen - ein Bühnenbild der Superlative! 20.000 Tonnen Material sind kunstvoll verbaut und bilden ein geschlossenes Ganzes. Es ist einzusehen, dass man bei diesem Aufwand nicht jedes Jahr ein neues Stück spielen kann. Unsere Vorfreude auf den Abend war nun immens und kaum noch zu toppen. Tief beeindruckt fuhren wir zum Hotel zurück. Nutzten die Zeit für einen Kaffee oder eine kleine süße Erfrischung, ein leckeres Eis, direkt im Hotel hergestellt.
Das Abendessen nahmen wir heute bereits 18 Uhr ein, wir wollten ja rechtzeitig die Seebühne erobern, um das Flair aufzunehmen. Was hatten wir für ein Glück: Es war ein lauer Sommerabend, klarer Himmel, ein wundervoller Sonnenuntergang über dem Bodensee! Dann beginnt das Spiel der Oper um Carmen, Micaela, Don José und Escamillo, mal temperamentvoll, mal voller Sehnsucht, mal traurig, fast sentimental und dann wieder feurig mit den schönsten Melodien von Georges Bizet. Dazu das Spiel auf der Bühne voller Lichteffekte, Projektionen, Umbauten ... keiner konnte sich dieser besonderen Inszenierung entziehen. An diesem Abend sangen, tanzten und spielten für uns Lena Belkina als Carmen, David Pomeroy als Don José, Kostas Smoriginas als Escamillo und Corinne Winters als Micaela. Es war für uns ein Opernerlebnis mit einer Inszenierung für die Seebühne ... José erstach Carmen nicht, sondern ertränkte sie in seiner Wut, Sehnsucht und Leidenschaft im See ...
Tief beeindruckt kehrten wir zum Hotel zurück und saßen bis weit nach Mitternacht bei einem guten Glas im Garten des Hotels und berichteten über das Gesehene und Gehörte - wir hatten einen Augen- und Ohrenschmaus genießen dürfen.

Mittwoch, 01.08.2018 St. Gallen – Säntis – Appenzell

Wieder meint es die Sonne sehr gut mit uns und heizt uns kräftig ein. Zuerst fahren wir in die Schweiz, heute zum Nationalfeiertag, nach St. Gallen. Da es keine Grenzabfertigung gab, waren wir etwas zu zeitig am Treffpunkt. Also nutzen wir die Zeit zu einer kleinen Rundfahrt und konnten so einen ersten Eindruck von der alten Reichsstadt und heutigen Kantonshauptstadt erhalten. Mit unseren Gästeführerinnen, erneut teilten wir unsere große Gruppe, begaben wir uns vorbei an der Tonhalle und dem Theater St. Gallen zum Waaghaus und über die Kugelgasse, wo wir die wunderschönen Balkone als Zeichen des Wohlstandes und der Reiseerfahrungen der Besitzer, meist Tuchhändler, bestaunten, zur Kirche St. Laurenzen, der evangelisch-reformierten Pfarrkirche der Stadt. Leider reichte die Zeit nicht dieses imposante Bauwerk von innen zu besuchen.
Denn wir hatten ein Zeitfenster zur Besichtigung der Stiftsbibliothek. Also lenkten wir unsere Schritte durch die Zeughausgasse zum Unteren Klosterhof. Durch das gewaltige Eingangstor betraten wir dann den eigentlichen Klosterhof. Der gesamte Stiftsbezirk steht heute unter dem Schutz der UNESCO. Zuerst besuchten wir die Stiftsbibliothek mit den wundervollen Handschriften, die in einem kunstvoll gestalteten Barocksaal ausgestellt sind. 719 gegründet gilt sie als eine der am längsten gepflegten Bibliotheken der Welt. Wir haben den Bestand nicht gezählt, es sollen mehr als 163.750 Handschriften, Inkunabeln, frühe Druckwerke und Bücher sein. Natürlich nicht alle in diesem Raum, viele in den Depots. Der Blick auf die toll gestalteten Seiten lässt jeden Freund der Bücher jubeln. Zudem sahen wir die ägyptische Mumie Schepenese und bestaunten die Kopie des Erd- und Himmelsglobus von St. Gallen. Das Original ist im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich zu betrachten. Anschließend besichtigten wir die Stiftskirche St. Gallus und Ottomar aus dem 18. Jahrhundert, die zugleich Kathedrale des Bistums St. Gallen ist. Das Innere ist im Stil des Spätbarocks, des Rokokos und des Klassizismus ausgestaltet.
Getreu unserem Motto, bei den Reisen Kultur und Natur in den Mittelpunkt zu stellen, setzten wir nun unsere Reise in der Schweiz fort. Etwas mussten wir auf unseren Bus noch warten, weil in St. Gallen viele enge Gassen die Anfahrt zum Stiftsbezirk für unseren Chauffeur Jörg nicht ganz so einfach gestalteten. Aber er ist erfahren und so kamen wir schnell zusammen. Mit einem kurzen „Versorgungsstopp" erreichten wir schließlich das Hotel „Schwägalp" mit der Talstation zum Säntis in 1.351 Metern Höhe. Von weitem erblickten wir den Gipfel und die weltgrößte Schweizer Fahne. Schnell hatten wir unsere Fahrkarten, weil alles bestellt war, der Andrang hielt sich am heutigen Feiertag in Grenzen, und schon konnten wir mit der Kabinenbahn bis auf 2.473 Meter Höhe sanft entschweben. Den Höhenunterschied von 1.122 Metern legten wir in zehn Minuten zurück. Und dann hieß es nur noch staunen. Wir waren im wörtlichen Sinn des Wortes, den Wolken ein Stück näher. Einige Gäste nutzten auch die Möglichkeit, an der Talstation einen Blick in die Alpschaukäserei zu werfen, den Käse zu probieren oder ein Glas frischer Milch zu trinken. Meinen lieben Gästen hatte ich nicht verraten, dass eigentlich für den Nachmittag Gewitter angesagt werden. Ich vertraute einfach darauf, dass uns der Wettergott holt ist. Und das war er! Langsam zogen Wolken auf, die einen Wetterwechsel ankündigten, aber zum Glück noch nicht für uns.
Konnten wir also unsere Überraschung im Reiseablauf verkünden: Wir fuhren nicht auf dem gleichen Weg zurück, sondern Namen eine neue Strecke mit einem Abstecher in das kleine Appenzell. Unterwegs sahen wir viele kleine zum Nationalfeiertal mit Flaggen festlich geschmückte Orte. Auch so in Appenzell am Fuße des Alpsteinmassivs. Wir spazierten zum Landsgemeindeplatz, zur Marktgasse und zur Hauptgasse. Dabei erfreuten wir uns an den bunten Fassaden der Holzhäuser. Jede Fassade anders, manche erzählten ganze Geschichten, zum Beispiel an der Löwendrogerie mit Darstellungen von Kräutern und dem Spruch „Vielerlei Kraut gegen Leibesnot, aber kein einziges wider dem Tod.".
Nun fuhren wir für den heutigen Tag unsere letzte Etappe mit dem Bus. Das Wetter wurde langsam ungemütlich: dichte, kräftige Wolken und stürmischer Wind kamen aus dem Bregenzer Wald auf uns zu. Wir erreichten noch trockenen Fußes das Hotel. Wir stärkten uns beim Abendessen erneut mit einem leckeren 3-Gang-Menü. Was hatten wir für ein Glück! Nun blitzte und donnerte es kräftig, dazu dichter Regen. Schade für alle, deren lange geplante Aufführung auf der Seebühne heute war. Wir saßen noch etwas zusammen und hatten bereits die letzte Nacht unserer Reise vor uns.

Donnerstag, 02.08.2019 Ulm – Heimreise

Der Morgen empfängt uns wieder mit Sonne, aber nun mit etwas gemäßigteren Temperaturen.
Wir verabschieden uns vom Hotel „Lamm". Der Senior-Chef der Familie Schenk gibt uns einige Gedichten und eine Flasche „Wegzehrung", einen Obstler, mit auf den Weg. Den Obstler lassen wir uns dann unterwegs schmecken.
Wir fahren zuerst nach Ulm, wollen wir doch das Münster besuchen. Leider gibt es einige Sperrungen und so dürfen wir eine kleine Runde um die Altstadt Ulms fahren. Macht nichts, so sehen wir das älteste durchgehende bespielte Theater Deutschlands am Herbert-von-Karajan-Platz, das Kornhaus und das wundervoll mit Wandmalereien verzierte Ulmer Rathaus. Vom Parkplatz ist es nicht weit bis zum Ulmer Münster. Der Kirchturm ist mit 161,53 Metern der höchste der Welt. Auch das Innere der Kirche ist sehenswert, beispielsweise das Chorgestühl mit Darstellungen der Bürger der Stadt, die Kanzel mit Schalldeckel und natürlich die Orgel aus fast 9.000 Pfeifen, wobei die größte 10 Meter misst. Dem Münster gegenüber befindet sich das Stadthaus, ein sehr moderner weißer Bau.
Es bleibt etwas Zeit für einen Kaffee oder ein Eis. Danach setzen wir unsere Heimreise fort. Pünktlich 19 Uhr sind wir zurück in Dresden, das uns mit einem kräftigem Gewitterguss aber auch einem doppelten Regenbogen empfängt.
Liebe Reisegäste,
es war eine Erlebnisreise mit herausragender Kultur und schöner Natur, die uns in das Länderdreieck von Deutschland, Österreich und der Schweiz führte. Wir waren eine tolle Gruppe. Es hat mir viel Freude bereitet, Sie begleiteten zu dürfen. Bis zu einer der nächsten Reisen der Dresdner Seniorenakademie Wissenschaft und Kunst!
Herzliche Grüße
Ihre Marion Kottlos

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