Reisebericht: Ostsee–Rundreise: Baltikum und Skandinavien

18.06. – 29.06.2014, 12 Tage Rundreise im Reisebus mit Fährfahrten ab/an Kiel – Litauen – Lettland – Estland – Finnland – Schweden


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6 Nationen und 4 Hauptstädte: Rund um die Ostsee bietet solch eine Reise nur Eberhardt-travel. Was wir an vielen schönen Dingen erleben konnten lesen Sie hier.......
Ein Reisebericht von
Peter Rudolph

1.Tag, Mi. 18. 06. 2014: Dresden – Kiel – Fähre

Die Morgendämmerung bricht an, als wir von Dresden aus in Richtung Norden aufbrechen. Ca. 700 km liegen bis Kiel vor uns. Durch 6 Bundesländer und deren unterschiedlichste Landschaften reisen wir bis an die Kieler Förde, wo wir nachmittags unsere Fähre besteigen. Vom Schiff aus können wir sehen, dass sich Kiel schon auf die Kieler Woche vorbereitet, mit der größten Windjammerparade der Welt. Überall sind schon Buden aufgebaut, nur die Gorch Fock, das Segelschulschiff der Marine liegt noch allein am Kai. Nach dem Abendbuffet legen wir ab. Das mächtige Marineehrenmal in Laboe zieht an uns vorbei, sowie die vielen, von uns aus gesehen kleinen Segelboote, welche an der allwöchentlichen Mittwochsabendsregatta teilnehmen. Schon sind wir auf offener See und eine steife Brise umfängt uns. Weil es für viele von uns doch ein sehr langer Tag war, liegen die meisten schon früh in ihren Kojen.

2. Tag, Do. 19. 06. 2014: Auf See – Klaipeda

Die See war des Nachts recht ruhig, und so können alle ihr Schlafkonto wieder auffüllen. Beim Frühstück an Bord sind wir nicht gleich die ersten und dehnen es gemütlich aus. Am Nachmittag kommt dann endlich die Kurische Nehrung in Sicht und unser Ziel Klaipeda, das ehem. Memel rückt näher.  Unser Hotel liegt direkt am Altstadtrand. Es ist ein riesiger Komplex noch aus sozialistischen Zeiten, aber gut saniert mit modernen, sehr stylischen und geräumigen Zimmern. Wir haben alle Blick über das Haff und die Kurische Nehrung auf die dahinter liegende Ostsee. Den kann man auch beim guten und reichlichen Abendbuffet genießen, dass wir im 20. Stock des Hauses einnehmen. Da bietet sich als Verdauungsspaziergang noch ein Rundgang durch die Altstadt an. Leider gießt es nun in Strömen, sodass einige auf die Altstadt verzichten, auf die man zur Not auch aus unserem Hotel hinunter blicken kann. Doch wir haben morgen keine Zeit mehr, weil wir abfahren müssen, denn es ist eine Rundreise. Mit Schirm und Windjacke erkunden wir das, was Klaipeda berühmt gemacht hat. Den Theaterplatz, in dessen Theater Richard Wagner die Königsberger Symphoniker dirigierte, und natürlich den Simon Dach Brunnen mit Ännchen von Tharau, über die dieser sein berühmtes Liebeslied schrieb. Dem Wundermäuschen zwei Gassen weiter flüstert man seine Wünsche in die großen Mauseohren. Dann gehen sie in Erfüllung. Und tatsächlich kommt die Sonne raus, als wir uns dem alten Segelschulschiff Meridanas nähern, das auf dem Fluss Dauna, der hier ins Haff mündet vor Anker liegt. Einiges vom alten Memel ist doch erhalten geblieben, wissen wir nun, obwohl die Stadt als Klaipeda, so der alte kurische Name, jahrzehntelang sowjetisches Sperrgebiet war. Nur die Kirchen, welche sonst immer die Silhouetten mittelalterlicher Stadtkerne prägen, sucht man hier umsonst. Alle 5 Altstadtkirchen wurden von den Sowjets nach 1945 abgerissen. Was an Altbauten stehen blieb, wird heute aber liebevoll von den Litauern restauriert. Als wir ins Hotel zurückkehren, ist es noch hell und das wird, weil wir schon weit im Norden sind, auch die längste Zeit der Nacht so bleiben.

3. Tag, Fr. 20. 06. 2014: Kurische Nehrung – Palanga – Riga

Mit einer Fähre setzen wir morgens über das Haff auf die Kurische Nehrung über. Sie besteht nur aus Sand, ist knapp 100 km lang und an der schmalsten Stelle nur 400 m breit. Mitten hindurch verläuft die russisch-littauische Grenze. Wir begeben uns nach Nida, dem ehem. Nidden. Hier sehen wir uns das Sommerhaus von Thomas Mann an, das etwas außerhalb des Dorfes, auf dem so genannten Schwiegermutterhügel liegt. Herr Mann wusste schon, wo es schön ist. Von der Terrasse aus hat man einen herrlichen, unverbaubaren Blick aufs Haff.  Südlich von Nida erklimmen wir die Parnidden Düne, die mit 52 m eine der höchsten Dünen Europas ist. Wir blicken auf eine unwirkliche Landschaft aus Sand und Heidekraut. Weit schweift der Blick bis ins 4 km entfernte Russland, dem Kaliningrader Gebiet hinein. Nachdem wir in Juodkrante, dem ehem. Dorf Schwarzort sehr hübsche Fischerhäuschen bestaunt haben, setzen wir mit der Fähre wieder über und reisen nach Norden. Palanga, das ehem. Polangen heiße unser Ziel. Es ist das Zentrum der litauischen Bernsteinverarbeitung und verfügt über eine sehr schöne neogotische Kirche, wie auch über einen sehr langen Landungssteg, der mehrere hundert Meter in die heute sehr aufgewühlte Ostsee hinein reicht. Die Fußgängermeile erinnert leider mitunter mehr an eine Schießbuden- und Discomeile, denn an eine idyllische Sommerfrische.
Es ist schon Nachmittag, als wir die Grenze zu Lettland überschreiten. Auffallend ist nun die geringe Besiedlungsdichte. Kein Wunder, fast die Hälfte aller Letten wohnt im Großraum Riga. Landschaft und Weite umfangen uns. Hin und wieder sehen wir ein Gehöft, fast jedes zweite verlassen. Landflucht scheint hier ein großes Problem zu sein. Erst als wir uns der Hauptstadt Riga mit ihren 700000 Bewohnern nähern, wird der Verkehr dichter und die Siedlungen häufen sich. Der Abend ist schon fortgeschritten, als wir unser Hotel erreichen, und so fallen alle nach einem üppigen Büffet sofort in ihre Betten. Nur der Reiseleiter und der Buschauffeur nicht. Weil das Hotel überbucht ist, werden diese bis ans andere Ende der Stadt in ein Ausweichhotel kutschiert. Es geht gegen Mitternacht, als auch sie im Dayly Hotel endlich ihre Zimmer beziehen können. Da sind ihnen die Flecken der letzten 30 Jahre auf der ehemals quittegelben Auslegeware ausnahmsweise egal.  So macht sich das heillos überbuchte Maritim in Riga sicherlich keine Freunde.

4. Tag, Sa. 21. 06. 2014: Riga – Jurmala

Den längsten Teil des Tags werden wir heute in der lettischen Hauptstadt verbringen. Zunächst begeben wir uns in die Viertel außerhalb der Altstadt. Riga verfügt über die meisten Jugendstilbauten Europas. Über 800 stehen um die Altstadt herum, von denen wir einige genauer betrachten. Viele sind schon liebevoll saniert, weisen nun jedoch sehr hohe Mietspiegel auf. Das kennen wir auch aus Deutschland, denken wir. Was Wunder, dass sich ausgerechnet in dieser Gegend sehr viele Botschaften befinden. Danach erkunden wir die große Altstadt zu Fuß. Durch z. T. enge, Kopfstein gepflasterte Gassen, sehen wir das wieder errichtete Rathaus und gegenüber das Haus der Schwarzhäuptergilde, der beherrschenden Kaufmannschaft der Hansestadt. Der Roland steht mitten zwischen ihnen. Wir schlendern um St. Johann, St. Petri und den Dom, kommen am Parlament und den drei Brüdern, das sind alte Giebelhäuser vorbei.  Am Nachmittag ist Freizeit und viele begeben sich in die riesigen Markthallen, die z. T. aus deutschen, hierher versetzten Zeppelinhallen bestehen.
Ich besorge den Johanniskäse, der nur zum Mitsommer hergestellt wird, und dazu das passende Schwarzbrot. Beides schmeckt sehr gut. Zwei Tage vor Mitsommer, tragen schon viele Frauen Blumen- und die Männer Eichenlaubkränze im Haar. Mehr und mehr folkloristisch gekleidete Menschen sieht man nun. Die Kränze sollen Glück und Gesundheit bringen und man hängt sie auch an Hauswänden und in Stallungen auf.
Am späten Nachmittag begeben wir uns nach Jurmala, das neben Sotschi schon im 19. Jh. Zum mondänsten Kurbad des zaristischen Russlands wurde. Grund: Zar Nikolaus I. hatte 1836 die dortige schwefelhaltige Heilquelle kennen und lieben gelernt. Folge: Alles was Rang und Namen hatte, wollte sich dort ebenfalls blicken lassen, auch aus Westeuropa. Nun verfügt Jurmala, das in jener Zeit aus etlichen Dörfern zusammen wuchs über mehr als 200 architektonisch wertvolle Gebäude, meist in der traditionellen Holzbauweise. Zurück im Hotel wollen nicht nur die mannigfaltigen Eindrücke von heute, sondern auch das gute Essen am Büffet verdaut werden.

5. Tag, So. 22. 06. 2014: Gauja Nationalpark – Tartu

Unsere Reise führt uns weiter nach Norden in Richtung Sigulda. Die alte Stadt ist das Tor zum Gauja Nationalpark, der von Gleichnamigen Fluß durchflossen und gestaltet wird. Hinter Sigulda befindet sich die alte Ordensburg Turaida, die auf Veranlassung des Erzbischofs von Riga Anfang des 13. Jh. Errichtet wurde. Zudem befindet sich unweit der Burg das Grab der Rose von Turaida. Es handelt sich um eine Jungfrau, die sich im Jahr 1620 aus Liebe zu ihrem zukünftigen Mann lieber töten ließ, als sich von einem anderen vergewaltigen zu lassen. Viele Blumen liegen auf ihrem Grab, die Vermählte dort ablegen um ihre Treue neu zu beschwören. Der Mord jedoch geschah in der ca. 2 km entfernten Gutmannshöhle, die wir hinterher besuchen. Dem Wasser der hier entspringenden Quelle sagt man nach, das es treu mache, und ewige Schönheit verleihe. Treueschüre und Initialen von frisch Verliebten aus über 2 Jahrhunderten sind in die Sandsteinwände der Höhle eingeritzt. Nach der Mittagspause machen wir uns auf den Weg nach Estland. Am Nachmittag passieren wir die Grenze. Irgendwie hat sich fast unmerklich die Vegetation verändert. Wir sehen an Laubbäumen im Grunde nur noch Birken in den Wäldern neben der Straße. Kein Wunder, dass die Birke der Lieblingsbaum der Esten ist. Gut, dass wir heute keine Außenaktionen mehr vorhaben, denn seit Lettland regnet es unaufhörlich Bindfäden. Erst gegen Abend hört es von Zeit zu Zeit auf, als wir unser schönes Hotel direkt am Fluss Emajögi bezogen haben.

6. Tag, Mo. 23. 06. 2014: Tartu – Tallin

Der Tag beginnt überraschend sonnig. Nach dem leckeren Frühstück treffen wir uns mit unserer Gästeführerin zu einem ausgedehnten Stadtrundgang. Er führt uns zunächst auf den Domhügel, der im frühen 19. Jh. nach langer Zeit der Brache mit Universitätsgebäuden im Klassizismus bebaut worden ist, wie z. B. der Sternwarte und dem Anatomiehörsaal. Natürlich besuchen wir auch den Dom aus Backsteingotik des 13. Jh., der aber zu großen Teilen eine mächtige Ruine ist. Im Chor hat man ein Museum eingerichtet. Wir begeben uns in die Altstadt unterhalb des Domhügels, die nach einem verheerenden Brand im frühen 18. Jh. ein fast völlig klassizistisches Gesicht bekam. Nur die Johanneskirche ist noch gotisch und wurde 1310 errichtet. Diese besticht durch ihre einzigartigen Terrakottafiguren, sowohl innen, wie vor allem außen. Über 2000 waren sollen es einst gewesen sein.
Um die Mittagszeit machen wir uns auf nach Tallin, dessen alter Name Reval bis 1918 der offizielle war, und auch heute noch genannt werden darf. Verbindet sich doch für die Talliner der alte Name mit einer Zeit, als ihre Stadt im Mittelalter eine reiche Metropole der Hanse war. Weil wir noch Zeit haben, schauen wir uns schon einige wichtige Dinge in den östlichen Außenbezirken an. Zunächst die Sängertribüne Baujahr 1960, von und vor der alle 5 Jahre ein Chor von 25000 Menschen alte Volksweisen singt. Zur politischen Wende waren es 100000 Menschen, die durch den Gesang ihren Willen zur Unabhängigkeit ausdrückten und so die singende Revolution der baltischen Staaten ins Rollen brachten.
Das Tallin auch Olympiastadt war, zeigen und der Regattahafen von 1980 mit dem Olympiazentrum. Das sich dieser hier befindet, ist der Tatsache geschuldet, dass der Austragungsort Moskau nicht am Meer liegt. Ein weiteres Highlight stellt der Katharinengarten dar. Es handelt sich um ein von Peter d. Gr. Für seine Gattin Katharina I. erbautes Schloß mit einem riesigen Garten drumherum. 1718 - 25 bauten es italienische Architekten im so genannten Petribarock. Nebenan, quasi einen Steinwurf entfernt sehen wir den Präsidentenpalast. Der Park ist riesig und lässt auf liebliches Vogelgezwitscher hoffen. Doch heute ist Nationalfeiertag, Tag der Befreiung von der Sowjetokkupation nennt man es hier, und so vollführt die Armee mit ihren Jagdgeschwadern Kunststücke im Himmel. Der Lärm der Düsenjets ist so Ohrenbetäubend, das bestimmt auch die letzte Amsel vor Schreck vom Ast gefallen ist. Aber irgendwann ist am Himmel wieder Ruhe. Wir begeben uns in unser schickes Hotel direkt am Yachthafen und genießen ein leckeres Abendmenü. Weil mitunter doch noch die Sonne scheint, lohnt nun auch ein Verdauungsspaziergang zwischen den Schiffen auf der einen -, und der alten Stadtsilhouette auf der anderen Seite.

7. Tag, Di. 24 06. 2014: Tallin

Nach dem opulenten Frühstücksbüffet kommt unsere Gästeführerin ins Hotel. Bei herrlichem Sonnenschein begeben wir uns in die Altstadt, die aus einer Unter- und Oberstadt besteht. Durch eine mächtige Bastion, dicke Margarethe genannt, betreten wir die engen Gassen und sofort umfängt uns hanseatisches Flair. Die alten Giebelhäuser mit ihren steilen Speicherdächern erinnern an Stralsund, Lübeck oder Visby. Vorbei an der mächtigen St. Olaf Kirche für die skandinavischen Händler kommen wir an den prächtigen Gildehäusern vorbei. Reval, bzw. Tallinn ist eine dänische Gründung von König Waldemar II. Doch auch er holte deutsche und gotländische Kaufleute ins Land, die der Hansestadt zu voller Blüte verhalfen. Für letztere steht die Kirche St. Nikolaus am anderen Ende der Altstadt. Wir erklimmen die Oberstadt, in der die adligen Familien ihre Wohnstätten hatten. Heute wird diese vom Dom und der russisch-orthodoxen Kathedrale beherrscht. Beide Kirchen sehen wir auch von innen. Wir blicken weit über die Stadt mit ihren mächtigen Mauern. Von den ehemals 42 Türmen ist noch die Hälfte erhalten. Am Horizont sehen wir den Fährhafen und die Kreuzfahrtschiffe, die dort vor Anker gegangen sind. Zurück in der Unterstadt gelangen wir auf den Marktplatz mit dem gotischen Rathaus und der alten Apotheke aus dem 15. Jh.
Am Nachmittag haben wir Freizeit für individuelle Entdeckungen. In Tallinn mangelt es nicht an Museen, Galerien, Cafes oder Restaurants. Viele kleine Läden mit Kunsthandwerk oder Bekleidung locken zum Bummeln und Shoppen. Um alles allein in der Altstadt zu entdecken, ist ein Tag kaum ausreichend. Gut, dass wir uns schon auf ein köstliches Abendmenü zur Stärkung freuen können.

8. Tag, Mi. 25. 06. 2014 Tallin – Helsinki

Bei strahlendem Sonnenschein winkt uns quasi die Stadtsilhouette von Tallin noch ein letztes mal mit ihren vielen Türmen vom Festland auf die Fähre hinüber. Doch die Überfahrt nach Helsinki dauert nicht lange. Schon mittags erreichen wir die finnische Hauptstadt. Tochter der Ostsee oder Perle des Nordens oder Welthauptstadt des Designsnennt sie sich selber gerne. Schon ist unsere lokale Gästeführerin zur Stelle. Mit dem Bus geht es zunächst durch die quirlige Metropole, die erst 1812, nach der Eroberung Finnlands durch das zaristische Russland Hauptstadt wurde. Der Berliner Architekt Carl Ludwig Engel wurde beauftragt, nach zahlreichen Flächenbränden der Stadt ein modernes, klassizistisches Gesicht zu geben. Das trifft auch auf den Don zu, dessen grüne Kuppeln weithin sichtbar sind. Jedoch gibt es auch viel Jugendstil (Bahnhof) und Moderne, wie das Olympiastadion. Helsinki war Austragungsort der Olympischen Spiele 1952, nachdem die 1940 aus Kriegsgründen abgesagt worden waren. Davor steht ein Denkmal für den Ausnahmeläufer Paavo Nurmi. Wir bestaunen das imposante Denkmal für den Komponisten Jean Sibelius, von Eila Hiltunen 1967 geschaffen.
Am Nachmittag haben wir Zeit für individuelle Besichtigungen. Natürlich gehen viele von uns in die weithin sichtbare Uspenski Kathedrale, die größte griechisch orthodoxe Kirche Westeuropas. Auch die alte Markthalle hat seit 14 Tage nach gründlicher Renovierung wieder geöffnet. Davor ist ein noch größerer Marktplatz und wir merken sehr schnell, dass die Preise im Gegensatz zum Baltikum hier mehr als gesalzen sind. Klar, landwirtschaftliche Produkte werden meist importiert, weil Finnland zu 75% mit Wald bedeckt ist. Dazu kommen noch 13000 Teiche und Seen. Dafür gehören Holz und Holzprodukte, wie auch Möbel zu den Hauptexportartikeln. Schnell ist auch dieser Nachmittag rum. Aber unser Hotel liegt im Zentrum, sodass jeder der möchte, nach dem guten Abendessen noch einen Gang um die Blocks machen kann.

9. Tag, Do. 26. 06. 2014: Poorvo – Turku – Fähre

Wir begeben uns zunächst nach Osten in die zweitälteste Stadt Finnlands. Sie erhielt 1346 vom schwedischen König Magnus Erikson Stadtrechte. Zudem hielt Zar Alexander I 1809 hier die erste finnische Reichstagsversammlung, nachdem Finnland nach dessen Okkupation russisches Großfürstentum geworden war. Sein Denkmal steht auch im Dom von Porvoo, den wir gemeinsam besichtigen. Dann verlieren sich nach und nach alle in den engen Gassen mit den schmucken Holzhäuschen und den uralten Speichern und Fischerhütten am Porvoojoki.
Auf dem Weg nach Westen machen einen außerplanmäßigen Halt in Lohja. Hier wartet die drittgrößte Feldsteinkirche Finnlands auf unsere Entdeckung. Aber das Besondere an ihr sind die volkstümlichen Fresken aus dem 16. Jh., mit denen die Kirche über und über bemalt ist. Vor dieser hübschen Kulisse der Kirche, deren Dach mit Holzschindeln gedeckt ist, stoßen wir mit einem Gläschen Sekt auf das bisher Erlebte an, und das was uns noch an schönen Dingen erwartet.
Am Nachmittag erreichen wir Turku, das ehemalige Abo. Die älteste Stadt Finnlands wurde von den Schweden gegründet und besitzt, weil es Erzbistum war und ist, einen gewaltigen Dom, der zu großen Teilen spätromanisch ist. Zu dieser Kulisse passt ein riesiger Mittelaltermarkt, der sich über viele Straßenzüge erstreckt und dessen einwöchige Dauer heute beginnt. Es gibt sehr viel zu gucken und zu bestaunen. Man merkt gar nicht, dass man Kilometer um Kilometer läuft, bis einem plötzlich die Füße brennen. Carl Ludwig Engel, der Berliner Architekt, welcher Helsinki und auch der Neustadt von Porvoo ein neues Gesicht gab, war grad mal zur Stelle, nachdem Turku völlig abgebrannt war. Und weil er ja nun geübt war im Städte entwerfen und er grad dabei war, so gab er auch gleich Turku noch ein neues Gesicht. Gegenüber des Doms hat die Stadt ihm ein Denkmal gesetzt. Gegen 20.00 Uhr sind wir auf der Fähre nach Stockholm und sitzen bei einem gar riesigen Büffet zusammen an reservierten Fenstertischen. Vor dem Schlafengehen schaut manch einer noch auf den schönen Anblick von Bord, nämlich die finnischen Schären bei untergehender Sonne.

10. Tag, Fr. 27. 06. 2014: Stockholm

Die Fähre legt sehr früh in Stockholm an, und so haben wir beim ersten Teil unsrer Stadterkundung z. B. das Stadthuset fast für uns allein. Das Wahrzeichen der Hauptstadt Schwedens besteht aus über 8 Mio. Ziegelsteinen. An der Seite liegt vergoldet, mit Blick mit Blick auf sein Werk, die Figur des Stadtgründers Birger Jarl. Natürlich landen wir irgendwann vor dem riesigen Schloß mit über 800 Zimmern, und machen einen Spaziergang durch Gamla Stan, der Altstadt mit ihren schmalen Gassen.
Vorbei an Nobelhotel, Oper, dramaturgischen Theater  und den Villen der vielen Botschafter erreichen wir schließlich das Museum, in dem eines der Berühmtesten Schiffe der Welt ausgestellt ist: Die Wasa. Gleich nach dem Stapellauf ging sie Mitte des 17. Jh. unter und wurde im Schlick hervorragend konserviert. Alle sind sich einig, dass dies tatsächlich ein eigenes Museum wert ist.
Um die Mittagszeit ist Muße für individuelle Erkundungen. Die Kilometer lange Fußgängerzone Drottningatan mündet direkt am Reichstag unweit vom Schloss. Hier ist um 12.15 Uhr große Wachablösung, die sich manch einer nicht entgehen lässt. Auch der Dom gleich am Schlossplatz, die Krönungskirche der Könige ist einen Besuch wert. Das Wetter ist herrlich und die vielen Cafes laden zum Verweilen ein. Trotzdem tun allen nach einigen Stunden die Füße weh, und so beschließen wir, dem Schloss Gripsholm in Mariefred einen Besuch abzustatten. Bekannt ist es vor allem wegen der gleichnamigen Liebesnovelle von Kurt Tucholski, der auf dem nahen Friedhof auch begraben liegt.
Sein Grab ist heute Kulturdenkmal. Herrlich liegt der wuchtige Renaissancebau aus dem 16. Jh. in der malerischen Landschaft am Mälarsee. Auch Mariefred ist ein kleines aber nettes Städtchen mit den typischen alten Holzhäusern in den Gassen. Heute war ein sehr erlebnisreicher und langer Tag. Deshalb hat sich bei vielen der Schlaf nach dem reichhaltigen Abendbüffet  schnell eingestellt.

11. Tag, Sa. 28. 06. 2014: Stockholm – Göteborg – Fähre

Wir reisen heute nach Süden. Göteburg ist unser Ziel, wo wir die Fähre nach Kiel bekommen müssen. Durch die abwechslungsreiche Landschaft Südschwedens erkunden wir zunächst den Götakanal. Der Schweden unter Ausnutzung der vielen Seen von der Ost- zur Nordsee durchschneidet. 1810 wurde er begonnen, konnte jedoch wegen des Erfolgs der Eisenbahn nie wirtschaftlich rentabel werden. Insgesamt überwindet er 91 Höhenmeter mit 58 Schleusen, wovon 5 hintereinander geschaltete bei Berg am Roxensee zu beschauen sind. Einen weiteren Halt machen wir gegenüber des Vätternsees, dem zweitgrößten See Schwedens. Hier liegt über dem Städtchen Gränna die Ruine des Brahehus, eines Schlosses des gleichnamigen Geschlechts. Und natürlich bekommt jeder eine der berühmte Polkagrisa (Polkaschweinchen) zu kosten. Dabei handelt es sich um Zuckerstangen mit Pfefferminzgeschmack, nach einem über 100 Jahre alten Rezept. Vor unserem Ziel bestaunen wir noch den größten erhaltenen Runenstein der Welt mit der längsten Inschrift von über 700 Runen bei Rök. Dann haben wir am Nachmittag Göteborg erreicht und können sofort auf die Fähre der Stena Line. Bei klarer Sicht haben wir von Bord noch einen guten Blick auf die Stadt, die langsam nach dem Ablegen in der Ferne verschwindet. Das reichhaltige und üppige Abendbüffet rundet den erlebnisreichen Tag genussvoll ab.

12. Tag, So. 29. 06. 2014: Heimreise

Wegen der Kieler Woche ist dermaßen viel Verkehr auf dem Wasser, dass es dort wundersamer Weise einen Stau gibt und unsere Fähre erst eine halbe Stunde später anlegen kann. Schon in Hamburg müssen wir uns von den ersten Gästen trennen. Nach und nach leert sich unser Bus. Dank der Disposition von Eberhardt-travel stehen alle Taxis schon an den Haltepunkten bereit. Mit Deutschland haben wir 6 Nationen durchquert, 4 Hauptstädte besichtigt, und die unterschiedlichsten Landschaften durchfahren und dabei weit mehr als 3000 km mit dem Bus zurück gelegt.
Zeitverschiebungen, Währungswechsel, frühes Aufstehen, Wetterkapriolen, Land und Meer, Dörfer und Städte, Sprachen und Mentalitäten, Armut und Reichtum, Natur und Kultur, Verfall und Aufbruch : Alles Das hat eine super Reisegruppe nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel" rund um die Ostsee beobachtend miterleben können. Die Aufgeschlossenheit gegenüber und Wissbegier auf Neues und Fremdes zeichnete die Gäste aus und einte uns. Ich bedanke mich nochmals ganz herzlich dafür.

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