Reisebericht: Radreise Masuren – Im Land der Wälder und Seen

22.07. – 30.07.2011, 9 Tage Radreise in Polen mit Torun – Allenstein – Lötzen – Steinort – Wolfsschanze – Borker Heide – Zondern – Nikolaiken – Spirdingsee – Niedersee – Eckertsdorf – Cruttinen (215 Radkilometer)


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Das Naturparadies Masuren stand auf unserem Reiseplan. Immer mit dabei war dabei die Ungewißheit vor dem Wetter, doch ließ es uns letztlich doch halbwegs in Frieden, so dass wir die Reise genießen konnten.
Ein Reisebericht von
Martin Jentzsch
Martin Jentzsch

1. Tag – Freitag, 22.07.2011 – Anreise

Am Anfang unserer Reise hieß es natürlich erstmal in die Masuren zu kommen. Wir starteten also pünktlich zum Sonnenaufgang aus Dresden in Richtung unseres Zieles. Auch wenn "nur" etwa 900 Kilometer bis in die Masuren vor uns liegen, werden wir das leider nicht an einem Tag schaffen. Denn leider ist das Straßennetz in Polen noch nicht so gut ausgebaut wie in Deutschland, so dass man oft auf den Landstraßen entlang schleicht ohne wirklich voran zu kommen. Unser heutiges Ziel hieß daher zunächst Torun.
Auf dem Weg dahin hatten wir aber schon unsere ersten Erlebnisse miteinander: Im ersten Stau starteten wir nämlich eine erste Bingo-Runde um ein paar Eberhardt-Präsente zu verteilen. Die Zeit des Stillstand war somit schnell vergangen und fortan ging es gut voran. Dennoch waren wir am Abend recht erschöpft. Auch wenn keiner auf das Abendessen verzichtete, vervorzugten die meisten im Anschluss das Hotelbett. Unseren eigentlich geplanten gemeinsamen Stadtrundgang verschoben wir daher auf den kommenden Morgen.

2. Tag – Samstag, 23.07.2011 – Von Torun nach Zelwagi


Nachdem es bereits am Vortag gut geregnet hatte, begrüßte uns auch der heutige Tage mit ähnlichem Wetter. Wir bereuten es nun ein wenig, dass wie den Stadtrundgang verschoben hatte, denn am Vorabend war es trocken. Aber wir ließen uns vom Regen natürlich nicht unterkriegen und erkundeten gemeinsam Torun, bevor wir dann unsere zweite Bus-Etappe in Richtung Zelwagi starteten.
Zur Mittagsrast legten wir einen Stopp am Denkmal in Grunwald ein, wo wir uns nach Belieben verpflegen konnten: Entweder das Bus-Menü oder aber der dortige Imbiß. Am frühen Abend kamen wir dann an unserem Hotel in Zelwagi an, wo wir bereits begrüßt wurden. Nach dem verdienten Abendessen trafen wir uns zu dem ein oder anderen Plausch, das Hauptthema war dabei das Wetter... Nachdem es zwei Tage geregnet hat, waren die Wettervorhersagen nicht gerade viel besser. Doch was erwartet uns tatsächlich? Werden wir unsere Fahrräder überhaupt aus dem Eberhardt-Radanhänger entladen?

3. Tag – Sonntag, 24.07.2011 – Rad–Tour nach Kruttinnen


Es ist ein kleines Wunder geschehen, denn wir wurden alle von Sonnenstrahlen und einem wunderschönen blauen Himmel geweckt. Der ein oder andere musste zwischen zweimal kneifen, bevor er wirklich glauben konnte, dass dies die Wirklichkeit ist.
Umso so freudiger ging es schon an den Frühstückstisch um uns für den heutigen Tag zu stärken. Dann wurde auch der Hänger geöffnet, und auch die Räder glänzten nun im Sonnenschein. Jeder überprüfte nochmal sein Rad, so das manche Schraube nochmal fest gezogen oder der Luftdruck im Reisen erhöht wurde. Und schon konnte es los gehen...
Unser erstes Zwischenziel war ein altes Philipponen-Kloster am Dusch-See, welches wir besichtigten und bei kurzer Rast auch zum Teil eine kleine Zwischenstärkung zu uns nahmen. Dann ging es zügig weiter nach Kruttinnen, welches wir nach etwa 30 Kilometern erreicht hatten.
Hier gab es dann eine Nachricht, die ein Großteil mit Freude aufnahm: Leider hatte unser Bus einen Defekt und konnte uns daher nicht abholen kommen, so dass wir alle die Tour auch zurück fahren mussten. Da es unser erster Radtag war und auch das Wetter sich von seiner guten Seite zeigte, hatten die meisten sowieso schon den Rückweg per Rad eingeplant. Die meisten anderen hatten auch nichts gegen diesen Vorschlag, so dass wir später den Rückweg auch fast komplett antraten. Für diejenigen, denen die bisherige Strecke schon ausreichend war, wurde ein Transfer organisiert, so dass natürlich jeder wieder am Hotel ankam.

Doch bevor es soweit war, ließen wir uns erstmal gemeinsam das Mittag schmecken. Bei verschiedenen masursichen Gerichten fand jeder etwas nach seinem Geschmack. Und danach ging es noch auf den Fluss Krutynia, wo wir, je nach persönlichem Wunsch, entweder aktiv paddelten oder uns bequem staken ließen. Auch wenn durch das Wochenende auch viele Einheimische unterwegs waren, war es für alle ein erster kleiner Höhepunkt auf der Reise.
Danach ging es dann zurück und bei gemeinsamem Abendessen werteten wir den ersten Tag aus. Leider ließ uns am Abend dann doch das Wetter im Stich, so dass wir das eigentlich geplante Lagerfeuer ausfallen lassen mussten.

4. Tag – Montag, 25.07.2011 – Fahrt durch die Johannisburger Heide


Nachdem wir schon gestern die Räder wieder in den Anhänger beladen haben, konnte es heute pünktlich nach dem Frühstück los gehen zum Startort unserer heutigen Tour. Mit einem kleinen Zwischenstopp am Spirdingsee, dem größten See Polens, ging es mit dem Bus durch Johannisburg an die dortige Heide, wo wir unsere Räder entluden und startklar vorbereiteten.
Mit den Rädern ging es dann auf unserem ersten Teilstück bis Ruciane Nida. Entlang der Strecke mussten wir leider auch ein paar Passagen entlang von Straßen hinnehmen. Sicherlich kann man in den Masuren noch viel für den Radfahrer machen, dennoch muss man auch sagen, dass man mit jedem Eingriff auch die Natürlichkeit der Masuren gefährden würde. In Ruciane Nida nahmen wir dann Platz zum Mittag. Nun, das Wetter war nicht unbedingt einladend für viele Gäste, so dass das dortige Lokal ein wenig überfordert mit unserem gemeinsamen Kommen war. So wurde die Mittagspause ein wenig länger als zunächst geplant, aber wir nahmen das alles mit gemeinsamen Humor auf.

Unser weiterer Weg führte uns nun durch den PAN-Nationalpark, wo auch seltene kleine Pferde leben sollen. Leider blieb und deren Anblick verwehrt, wie den meisten Gästen. Man hat nur ganz selten das Glück. In Richtung Nikolaiken standen uns dann einige recht sandige Wege und noch eine kleine Fährüberfahrt bevor. In Nikolaiken selbst wollte das Wetter kurzzeitig nicht so wie wir, ein kleiner Schauer überraschte uns. Zum Glück war dieser nur kurz, so dass wir dennoch unsere kleine Stadtführung trocken genießen konnten. Jeder hatte im Anschluss noch ein wenig eigene Freizeit zur selbstständigen Erkundung des Ortes, bevor es dann auf die letzten Kilometer zurück zum Hotel ging. Die heutige Tour war doch recht anstrengend, so dass wir uns heute noch etwas Spezielles verdient haben...
Denn heute fand ein masurischer Abend statt, bei dem wir mit masurischen Grillspezialitäten verwöhnt wurden. Für die Unterhaltung sorgte ein musikalisches Trio, welches masurische Volksmusik spielte. Dabei wurden wir auch immer wieder zu Tanz und Gesang angeregt und auch kleine Spiele wurden gemacht, die uns gemeinsam zum Lachen brachten. Insgesamt hatten wir viel Spaß an dem Abend und ließen diesen dann auch noch bis spät in die Nacht am Lagerfeuer ausklingen, bevor es uns in die Betten zog.

5. Tag – Dienstag 26.07.2011 – Überraschung in Sadry

Am 5. Tag müssen wir leider Abschied nehmen von unserem Hotel Zelwagi. Früh regnet es noch in Strömen, aber nach dem Frühstück meint es der Wettergott wieder gut mit uns - und wir können pünktlich 9 Uhr radeln. Nur leider sind die Wege heute abenteuerlich. Große Pfützen werden von uns durchquert - doch der erstmal sandige, feuchte Weg führt uns zum Bauernmuseum nach Sadry.
Hier werden wir schon erwartet von der humorvollen Hausherrin Christl, die uns Geschichten von ihrer Familie erzählt und uns ihre liebevoll gesammelten Erinnerungsstücke zeigt.
Zeitgleich wurde für uns durch Lukas' Frau ein herrliches Picknick vorbereitet.
Es fehlt an nichts - Obst, Käse, Wurst, Salate, Gurken, Joghurt, Kaffee, Säfte, selbst gebackener Kuchen  - alles, was das Herz begehrt.
Reichlich gestärkt auf zum großen Teil gut zu befahrenden Asphaltwegen radeln wir weiter zu unserem Hotel Anek in Mragowo, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen werden. Direkt am See gelegen mit gut ausgestatteten Zimmern und nah am Stadtzentrum fällt uns der Abschied vom Hotel Zelwagi nicht mehr schwer. Das Abendessen gibt es wieder als Menü im Hotel. Nach dem Abendessen werden die letzten Räder von Ingo und Martin in den Radanhänger eingeladen.

6. Tag – Mittwoch 27.07.2011 – Masurische Erlebnisse im Regen

Heute starten wir schon um 8:30 Uhr mit dem Bus zur Wolfsschanze. Das Wetter ist uns nicht hold - mit wetterfester Kleidung und Regenschirmen besichtigen wir nach 40 Minuten Busfahrt Hitlers Hauptquartier während des 2. Weltkrieges. Bei strömenden Regen erinnern wir uns an das gescheiterte Attentat an Adolf Hitler, ausgeführt von Oberst Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944.
Wir fahren heute nicht Rad. Als Aternative fahren wir mit dem Bus nach Rastenburg, wo uns nach einem Cafe-Besuch der sehr sympathische evangelische Pastor Paul Schwarz erwartet, der uns zunächst die heutige katholische St. Georgskirche zeigt und erklärt und uns dann in der nebenliegenden evangelischen Johanniskirche mit einem Orgelspiel erfreut.
Mit dem Bus geht es dann nach Steinort, wo unser Schiff schon bereit steht. Der Regen hat aufgehört, somit können wir die Bootsfahrt richtig genießen. Auf dem Schiff können wir endlich Zander probieren. An einer Kormoraninsel und vielen Segelbooten vorbei endet unsere Fahrt in Lötzen. Hier haben wir etwas Freizeit, bevor wir mit dem Bus zurück ins Hotel gebracht werden.

7. Tag – Donnerstag 28.07.2011 – Heilige Linde und Rössel

Juhu, kein Regen. Wir radeln zur Heiligen Linde (Swieta Lipka). Seit dem Mittelalter ist Heilige Linde ein Wallfahrtsort. Der Legende nach soll ein zum Tode Verurteilter nach seiner Begnadigung und Entlassung aus der Rastenburger Burg in einer Linde eine Marienfigur aufgestellt haben. Kurze Zeit darauf ereigneten sich an dieser Stelle zahlreiche Wunderheilungen. Die Wunder veranlassten den Deutschen Orden, 1320 an dieser Stelle eine Kapelle zu errichten. Die Arbeiten an der barocken Klosteranlage, die die Besucher noch heute besichtigen können, begannen drei Jahrhunderte später, im Jahr 1686  unter der Leitung von Jerzy Ertly aus Vilnius. Entstanden ist eine Kirche mit zwei sich nach oben hin verjüngenden 52 m hohen Doppeltürmen, die von niedrigen Kreuzgängen umgeben ist.
Die Orgel im Kloster ist fast dreihundert Jahre alt. Zwischen 1719 und 1721 baute sie der königlich-preußische Orgelmacher, Johann Josua Mosengel aus Königsberg. Das Instrument verfügt über 40 Stimmen und bewegliche Figuren, die eine Verkündungsszene darstellen.
Nachdem wir uns im Restaurant an der Heiligen Linde gestärkt haben, geht es weiter nach Rössel (Reszel), einer Stadt mit der am besten erhaltenen Altstadt der Region. Die Räder werden zum letzten Mal in den Radanhänger von Ingo und Martin verladen - währenddessen besichtigen wir die im Stil der Backsteingotik errichtete Burg Rössel.
Der Bau der Burg dauerte über ein halbes Jahrhundert (1350-1401). Seit 2001 sind hier ein Hotel mit Restaurant, eine Galerie und ein Museum untergebracht. Einige bestiegen den Turm, dann schauten wir uns noch die wunderschöne katholische Kirche St. Peter und Paul an.
Mit dem Bus ging es zurück zum Hotel Anek, wo wir nun Koffer packen mussten.

8. Tag – Freitag 29.07.2011 – Abschied aus den Masuren

Pünktlich um 9 Uhr brechen wir nach Posen (Poznan) auf. Damit uns der Bustag nicht zu lang wird, halten wir am frühen Nachmittag in Torun (Thorn), um noch mal die Stadt bei schönem Wetter zu genießen. Erst am Abend kommen wir in Posen im Novotel Hotel an. Nach dem Abendessen sind die meisten erschöpft.

9. Tag – Samstag 30.07.2011 – Der letzte Tag

Unser letzter Tag. Wir treffen uns morgens nach dem Frühstück am Bus zum Koffer einladen. Die Hälfte der Gruppe fährt dann mit der Straßenbahn zur Dominsel von Posen, die andere Hälfte läuft bis dahin. Wir treffen uns alle an der Kathedrale, dem Posener Dom, wieder. Sie ist eine der ältesten Kathedralen des Landes, die Anfänge gehen auf die Gründung des polnischen Bistums im Jahre 968 zurück.
Von hier aus gehen wir zusammen in die historische Altstadt mit wunderschönen restaurierten Fassaden und einem der wertvollsten Baudenkmäler der Renaissance in Mitteleuropa, dem Rathaus. Erbaut wurde es Ende des 13. Jahrhunderts, ein Umbau erfolgte 1550-67 durch den italienischen Architekten Giovanni Baptista Quadro - das Gebäude wurde damals um ein Stockwerk erhöht. Wir sehen uns hier gemeinsam um 12 Uhr das Glockenspiel der Posener Böcke an. Es erscheinen zwei Böcke auf der Plattform der Uhr, die 12 mal mit ihren Köpfen
zusammenstoßen. Die beiden Böcke, die auch im Stadtwappen von Posen verewigt sind, sollen die Stadt einst vor einem großen Feuer gewarnt haben.
Danach treten wir die Heimreise an, die durch unser Bingo-Spiel mit dem Hauptpreis (ein masurisches Vogelhaus) etwas kurzweiliger wird. Wir erinnern uns gemeinsam an die vielen Eindrücke unserer Reise.
Allen Reisegästen wünschen wir alles Gute, viel Freude beim Anschauen der Reisefotos und hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen! Eine tolle Gruppe. Danke sagen Martin und Annette.

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