Reisebericht: Städtereise St. Petersburg – Russlands Zarenmetropole an der Newa

29.08. – 03.09.2021, 6 Tage Städtereise St. Petersburg mit Flug: Winterpalais – Eremitage – Peterhof – Katharinenpalast mit Bernsteinzimmer in Puschkin


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Reisen nach Russland sind unter Berücksichtigung einiger Formalitäten wieder möglich. So machten wir uns mit einer ganz kleinen Reisegruppe von nur 6 Personen auf zu der wunderschönen Metropole an der Newa mit ihren wunderschönen Palästen und imposanten Kathedralen.
Wir hatten die einmalige Möglichkeit durch fast leere Räume in der Eremitage zu schlendern und standen für einen Moment völlig alleine im sagenumwobenen Bersteinzimmer.
Ein Reisebericht von
Anna Jeske
Anna Jeske

Flug nach St. Petersburg

In einer kleinen Reisegruppe von gerade einmal 6 Reisegästen machten wir uns am Morgen des 29.08.2021 auf den Weg nach St. Petersburg. Für die Einreise nach Russland muss jeder – auch wenn bereits geimpft oder genesen – einen negativen PCR-Test vorlegen. Hierbei kam es bei unserer Reisegruppe zu leichten Komplikationen, weil ein Testergebnis nicht rechtzeitig vorlag. Zum Glück besteht direkt am Flughafen Berlin-Brandenburg noch die Möglichkeit einen Express-PCR-Test zu machen, dessen Ergebnis nach bereits 30 Minuten vorliegt. Auch während des Fluges wurde ein Formular für die Einreise nach Russland ausgeteilt, in dem man unter anderem die Aufenthaltsadresse in Russland und das Ergebnis des PCR-Tests angeben musste. Abgesehen von diesen Besonderheiten verliefen Flug und Anreise aber vollkommen problemlos und am Flughafen hieß uns bereits unser Reiseleiter Evgenij willkommen. Evgenij hat mittlerweile einiger unserer Reisegruppen durch St. Petersburg geführt und während des Lock-Downs sogar auf virtuellen Stadtführungen unseren Kunden seine Heimatstadt nähergebracht.
In unserem Hotel – dem Sokos Hotel Olympia Garden – wurden wir gleich mit einem Willkommensdrink begrüßt. Nachdem alle abgelegt hatten, wollten wir den freien Nachmittag noch nutzen, um zum Newskij Prospekt zu spazieren. Auf dem Weg tauschten wir Geld und kehrten in einer typisch russischen Kantine – einer Stolowaja – ein. In den Stoloiwajas kann man in Russland grundsätzlich für einen sehr niedrigen Preis gutes und typisch russisches Essen bekommen.
Auf dem Newskij Prospekt angekommen, war es uns aufgrund der vielen Menschen fast unmöglich Fotos zu machen. Auf den Straßen herrscht reges Treiben und von Corona ist nicht viel zu spüren. Lediglich in geschlossenen und öffentlichen Räumen werden Masken getragen und jeden Morgen vor dem Früshtück im Hotel wurde unsere Körpertremperatur gemessen. Unser Spaziergang endete mit einem Blick auf die Kasaner Kathedrale, das Singer Haus und die Blutskirche. Hier warten wir aber noch geduldig ab, bis Evgenij uns mehr über die historischen Hintergründe dieser Sehenswürdigkeiten berichtet. Zurück führen wir mit der Metro – dem wichtigsten Verkehrsmittel St. Petersburgs. Mit einer Rolltreppe fuhren wir ca. 60 Meter unter die Erde. Nach zwei Stationen erreichten wir die Station „Technogitscheskij Institut“, die sich in der Nähe unseres Hotels befindet.
Bei einem ausgiebigen 4-Gang-Menü klang der erste Tag unserer Reise ruhig und entspannt aus.


Stadtrundfahrt durch St. Petersburg – Peter–und–Paul–Festung – Besichtigung der schönsten Metrostationen

Nach einem reichhaltigen und ausgiebigen Frühstück trafen wir uns mit Evgenij um 10.00 Uhr an der Hotelrezeption. Unser Busfahrer Sergej fuhr uns direkt ins Stadtzentrum von St. Petersburg, damit wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt an der Newa kennenlernen und uns einen ersten Überblick verschaffen konnten.
Evgenij erzählte uns, dass im Gegensatz zu anderen Städten, selbst Kinder ganz genau wissen, wann und von wem ihre Stadt gegründet wurde: am 27.05.2021 von Peter I.
Gegründet wurde die Stadt auf dem Territorium der Peter und Paul Festung. Das Gebiet war sumpfig und es war hier eigentlich undenkbar eine Stadt zu errichten. Aber Ziel Peter des Großen war es ein Fenster zum Westen zu errichten und sich gegen die Schweden schützen zu können. Bei dem Bau kamen Tausende Arbeiter ums Leben. In der gelben Peter und Paul Kathedrale mit seiner hohen vergoldeten Spitze finden sich heute die Zarengräber – unter anderem von Katharina der Großen und Elisabeth II. Fotostops machten wir auch auf der Wassilewskij Insel bei den Sphinxen, bei der Admiralität, beim Smolnij-Kloster und der Nikolaij Kirche. In allen Kirchen, die aktive Kirchen sind, darf man nicht fotografieren. In der Nikolaj Kirche kamen wir sogar rechtzeitig zur Lethurgie und lauschten dem kirchlichen Gesang. Kirchen, wie die Bluts- oder Isaakskathedrale gelten in Russland jedoch als aktive Kirche und Museum und somit durften wir während der Führung durch die Blutskirche wieder fotografieren. Die Kirche begeisterte durch Ihre hohe Kuppel und aufwendigen Wandmalereien. In der Kuppel ist das Gesicht Jesus Christus gemalt, dass auf einen hinabblickt, als ob er vom Universum auf die Menschen schut. An der Stelle, wo die Blutskirche heute steht wurde Zar Alexander II von einer terroristischen Gruppe erschossen. Er wollte unter anderem die Leibeigenschaft abschaffen, was für viele Menschen zu der damaligen Zeit noch zu fortschrittlich und progressiv war. Evgenij erzählte uns, dass es in Russland noch zwei weitere Blutskirchen gibt: die Demetrios Kirche in Uglitsch und die Blutskirche in Jekaterinburg, in der die letzte Generation der Romanow Familie erschossen wurde.
Anschließend stand uns der ganze Nachmittag noch zur freien Verfügung. Da wir hungrig waren, kehrten wir ins Café Singer ein. Das Café befindet sich direkt im zweiten Stock des Singer Hauses. In diesem Gebäude befand sich einst die Russland-Zentrale des US- Nähmaschinenkonzerns Singer. Heute befindet sich im obersten Geschoss das russiche Facebook „w kontakte“ und im ersten und zweiten Geschoss das größte Büchergeschäft der Stadt – das Dom Knigi. So mussten wir bis zum Café an einigen Bücherregalen vorbei, bevor sich uns ein wunderschöner Blick auf die Kasaner Kathedrale bot.
Anschließend unternahmen wir eine unterirdische Stadtrundfahrt und erkundeten die schönsten Metrostationen St. Petersburgs. Die Metro gehört zu dem wichtigsten Verkehrsmittel der Metropole. Die Metrostationen liegen im Durchschnitt 60 Meter unter der Erde. Zu den schönsten Stationen zählen unter anderem Puschkinskaja – die dem russischen Dichter Alexander Ouschkin gewidmet ist oder die Station Awtowo mit ihren Kronleuchtern und wunderschön verzierten Säulen.
Am Abend erwartete einige von uns noch ein ganz besonderes Highlight: eine Lichterfahrt durch das beleuchtete St. Petersburg mit dem Hochziehen der Brücken. Bei Nacht erschienen die Gebäude, die wir tagsüber gesehen hatten, nochmal ganz anders: alle Sehenswürdigkeiten und Häuser am Newskij Prospekt wurden direkt angestrahlt und auch in der Nacht herrschte auf den Straßen noch reges Treiben.
Das Hochziehen der Brücke wird jedes Jahr vom Frühjahr bis zum Herbst vollzogen, damit die Frachtschiffe St. Petersburg passieren können. Jede einzelne Brücke in der Stadt geht nach einer Art Stundenplan zu einer festgesetzten Zeit hoch. Hier muss jeder Petersburger aufpassen, dass er sich rechtzeitig wieder auf der richtigen Newaseite befindet. Wir konnten unter anderem das Hochziehen der Schlossbrücke um 01.10 Uhr in der Nacht beobachten. Ca. gegen 02.30 Uhr kehrten wir zurück ins Hotel.


Eremitage – Bootsfahrt auf den Kanälen

Heute stand eine der wichtigsten und größten Kunstgalerien der Welt auf unserem Programm: die Eremitage.
Die große Sammlung der Eremitage zählt mehr als 60.000 Exponate. Den Grundstock für diese große Sammlung legt Katharina die Große, die in dem Winterpalast zahlreiche Gemälde und Kostbarkeiten ausstellte und sammelte. Evgenij erzählte uns, dass man, wenn man jeden Tag ein Bild der Eremitage für eine Minute betrachten wurde, mehr als ein halbes Jahr bräuchte, um alles zu besichtigen. Also war von vornherein klar, dass wir nur einen Bruchteil der gewaltigen Sammlung begutachten konnten. Aber allein schon die prunkvollen Säle mit ihren Vasen Bildern, Stuckornamenten und Säulen ließen uns erstarren und es wir konnten uns nicht vorstellen, wie all das erschaffen wurde und wie viele Menschen daran beteiligt waren. Selbst kleine Mosaike, mit denen die Tischplatten verziert wurden, bestanden aus winzig kleinen Teilen und waren passgenau ineinander gesetzt. Zudem machte es bei vielen Sehenswürdigkeiten St. Petersburgs, dass hierfür Tonnen von Gold verwendet wurden, aber Evgenij erzählte uns, dass eigentlich nur Kilogramm von Gold verwendet wurde und alles mit einer hauchdünnen Goldschicht überzogen wurde.
Anschließend erkundeten wir St. Petersburg noch auf einer Bootsfahrt auf den Kanälen und der Newa. Zu den schönsten Kanälen gehören die Moika und die Fontanka. Auch hier säumten sich links und rechts bekannte Sehenswürdigkeiten und Museen, wie das Wohnhaus, in dem Alexander Puschkin die letzten Monate seines Lebens gelebt hatte, der Michailowskij Palast oder das Faberge-Museum.
Am Abend stand für einige von uns ein weiteres kulturelles Highlight auf dem Programm: der Besuch einer Ballettvorstellung im Alexandrinskij Theater. Es wurde an diesem Abend Nussknacker aufgeführt – ein Klassiker vor allem in den Wintermonaten. Die weltberühmte Musik stammt von dem russischen Komponisten Peter Illjitsch Tschaikowskij, der während seines Schaffens auch in St. Petersburg lebte und komponierte.


Peterhof

Heute stand eine der schönsten Zarenresidenzen St. Petersburgs auf unserem Programm: der Peterhof. Dieser liegt in einem Vorort – ca. 30 Kilometer von St. Petersburg entfernt. Auf dem Weg passierten wir sogenannte Schlafbezirke und Evgenij erzählte uns wie die St. Petersburger wohnen, und wieviel beispielsweise die Wohnungen hier kosten
Der Peterhof war eine der Sommerresidenzen von Peter dem Großen. Der 33 Meter lange Barockbau erstreckt sich auf einer Anhöhe - unterhalb der sich die riesige Parkanlage der Sommerresidenz befindet. Der Palast entstand in seinen Grundzügen zwischen 1714-1723. Elisabeth - die Tochter Peter des Großen - erweiterte den Palast im Jahr 1750 um einige Räume. In Auftrag gegeben wurden diese Anbauten bei dem italienischen Baumeister Bartolomeo Rastrelli.
Interessant zu sehen waren in dem Palast vor allem der Speisesaal oder das sogenannte Diwanzimmer, weil man sich hier besonders gut vorstellen konnte, wie die Zaren hier gelebt und die Zeit verbracht haben. Anschließend besuchten wir den Park. Bei schönem Wetter und Sonnenschein bot sich uns ein wahres Postkartenmotiv mit der Kaskade und den Fontänen vor dem Hintergrund des Palastes.
Heute am 01. September begann nach langen Sommerferien wieder die Schule in Russland. Von Evgenij erfuhren wir, dass am 1. Schultag aber nicht gleich unterrichtet wird, sondern die Schüler mit ihrer Klasse einen Ausflug unternehmen. So fanden sich auch einige Schulklassen im Peterhof.
Wir spazierten durch den Park bis zum Ostseeufer, wo das Lustschlösschen Monplaisier lliegt, wo Peter der Große arbeitete und in dessen Nähe sich auch die Hofküche befand. Die Küche befand sich nie in den Palästen, da man unangenehme Gerüche vermeiden wollte. So musste Das Essen immer vom Ostseeufer bis hoch zum Palast befördert werden und wurde anschließend im Palast aufgewärmt. Katharina die Große liebte ausgiebige und langwierige Abendessen mit mehr als 15 Gängen.
Wir aßen dazu im Vergleich zum Mittag nur bescheidene 4 Gänge in einem Restaurant direkt auf dem Parkgelände. Frisch gestärkt hatten wir noch ein wenig Freizeit, bevor wir zurück zu unserem Hotel Sokos Olympia Garden fuhren.


Isaakskathedrale – Katharinenpalast – Abschiedsabendessen im Podworje

Der Vormittag stand uns heute zur freien Verfügung. Wir unternahmen einen Spaziergang zur nahegelegenen Troizkij Kathedrale. Diese ist eine aktive Kirche. Im Inneren wurde gerade eine Tauerfeier vollzogen. Zurück liefen wir über den Kanal Fontanka zurück zu unserem Hotel. Um 14.00 Uhr trafen wir uns wieder mit Evgenij. Als letzte Kathedrale stand noch die Isaakskathedrale bei uns auf dem Programm. Hier handelt es sich um einen Bau der Superlative: 12.000 Menschen finden hier Platz, die Höhe beträgt 101 Meter, das Gesamtgewicht liegt bei 300.000 Tonnen und die Kathedrale steht auf 10.762 Pfählen.
43 verschieden Mineralien wurden für die Innenausstattung verwendet - unter anderem Granit aus Karelien.
Die Isaakskathedrale wurde nach dem Heiligen Isaak benannt, der am selben Tag wie Peter I geboren wurde.
Weiter fuhr uns Sergej nach Puschkin, wo sich der Katharinenpalast befindet. Leider fanden wir uns zeitweise in einem dichten Stau wieder und fürchteten schon nicht rechtzeitig zum für unsere Gruppe letztmöglichen Einlass den Palast zu erreichen. Am 4. September wird der Sempner Opernball zum 2. Mal in St. Petersburg ausgetragen. Nachdem der Ball vor zwei Jahren im Michailowskij Theater veranstaltet wurde, war diesmal der Katharinen Palast als Austragungsort vorgesehen. Draußen waren die Aufbauarbeiten bereits im Vollen Gange und eine große Bühne wurde vor der weiß, blau, goldenen Fassade der Sommerresidenz errichtet.
Der Katharinenpalast wurde von Katharina I - der Ehefrau Peter des Großen - zwischen 1717 und 1724 erbaut. Der Palast erstreckt sich über eine Länge von 306 Meter und wurde ebenfalls bei Bartolomeo Rastrelli in Auftrag gegeben.
Auch in diesem Palast bot sich uns wieder viel Prunk: Mehrere 100 kg Gold wurden für die aufwendigen Vergoldungen und Verzierungen in den Sälen verwendet.
Highlight des Katharinenpalast ist und bleibt das Bernsteinzimmer mit seiner bewegten Geschichte:
im Jahr 1717 schenkte der preußische König Friedrich Wilhelm I. Peter dem Großen als Zeichen der deutsch-russischen Freundschaft ein Bernsteinkabinett. Während der Blockade Leningrads verschleppte die Wehrmacht dann das Zimmer. Es gilt bis heute als verschollen und verbrannte vermutlich im Jahr 1945, als die Sowjetarmee Königsberg eroberte. Das Bernsteinzimmer wurde im Katharinenpalast jedoch sehr nah an Beschreibungen und Überlieferungen wiederaufgebaut.
500.000 Bernsteinscheibchen sind hier passgenau auf die Wände angebracht. Wir hatten das einmalige Privileg uns auf einmal ganz alleine im Bernsteinzimmer zu befinden und alles in Ruhe betrachten zu können.
Im Katharinenpark finden sich in den Pavillons, Brücken und Toren verschiedene Landschaftsstile wieder.
Einen krönenden Abschluss fand die Reise in dem Restaurant Podworje. Besitzer des ERestaurants ist wohl ein guter Bekannter von dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. So kehren neben Touristen auch Prominente hier regelmäßig ein. Mit russischem Essen, ein wenig Wodka und kurzen Folkloredarbietungen, fand unsere Reise ein schönes Ende.


Rückflug nach Deutschland

Am frühen Morgen um 05.45 Uhr mussten wir unser Hotel bereits verlassen. Ein letztes Mal fuhr Sergej uns durch St. Petersburg und wir verabschiedeten uns kurz vor dem Check- In Schalter von Evgenij. Reisepass, Bordticket, Einreiseanmeldung und Impfnachweis mussten vom Check-In bis zum Boarding immer bereit gehalten werden und bei Einreise nach Deutschland wurden Einreiseanmeldung und Impfnachweis auch nochmal überprüft. Da Russland zum jetzigen Zeitpunkt noch als Hochrisikogebiet eingestuft ist, sind ein Impf- oder Genesungsnachweis erforderlich, um in Anschluss an die Reise sich nicht in Quarantäne begeben zu müssen.
Ausgenommen von diesen Besonderheiten, hat diese Reise uns gezeigt, dass man Russland ohne große Bedenken besuchen kann und man gerade jetzt die einmalige Möglichkeit hat die weltberühmten Sehenswürdigkeiten, wie Eremitage, Katharinenpalast oder den Peterhof abseits von Touristenströmen und regem Treiben besuchen kann.
Unsere Reisegruppe wird diese Reise aufgrund dieser Einmaligkeit sicher immer in guter Erinnerung behalten und wer noch mit dem Gedanken spielt demnächst nach Russland zu reisen, sollte sich die Gelegenheit auf alle Fälle nicht entgehen lassen.

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