Reisebericht: Nord–Norwegen im Winter erleben

07.03. – 11.03.2012, 5 Tage Tromsø – Alta – Eishotel – Nordkap – Hurtigruten – Kirkenes


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Im hohen Norden Norwegens erwartete uns ein einmaliges und unvergessliches Wintererlebnis mit märchenhaft in Szene gesetzten Eis- und Schneehotels und dem magischen Licht der Aurora Borealis. Der Hurtigruten-Spruch "Jage das Licht" reist einen mit!
Ein Reisebericht von
Dirk Schlosser
Dirk Schlosser

Mittwoch, der 07.03.2012: Flug nach Tromsö

Am Mittwoch, dem 07.03.12, begann unsere Reise in den winterlichen Norden Norwegens mit der Abholung durch die Transferfahrzeuge an unseren Wohnorten. Da die Fahrzeuge am Flughafen Berlin-Schönefeld aus unterschiedlichen Richtungen eintrafen, hatten wir als Treffpunkt den Meeting-Point am Informationsschalter vereinbart. Alle Reisegäste trafen pünktlich ein, selbst die Anreise eines Reisegastes aus Bremen mit dem Zug klappte ohne Probleme. Gemeinsam liefen wir dann zum Abfertigungsschalter, gaben unsere Koffer ab, checkten ein und passierten den deutschen Zoll. Unser Abflug verzögerte sich ein wenig, da die Maschine aus Oslo schon mit Verspätung eintraf.
In Oslo angekommen, holten wir unser Gepäck ab und checkten zum Weiterflug nach Tromsö ein. Vom Flughafengebäude aus konnten wir sehen, wie die Räumfahrzeuge unermüdlich die Rollfelder und Abstellplätze vom Schnee befreiten. Bei diesem Schneegestöber und Wind kein leichtes Unterfangen! Unser Flugzeug wurde unter Druck mit Wasserdampf von Schnee und Eis befreit und komplett abgesprüht. Das dauerte! Und so starteten auch wir mit einer halben Stunde Verspätung. Ein einmaliges Schauspiel bot sich uns über den Wolken, als die Dämmerung die langsam untergehende Sonne verdrängte.
In Tromsö wurden wir von unserem Transferbus am Flughafen abgeholt und zu unserem Hotel, dem Hotel Radisson Blue, gefahren. Gleich im Foyer wurden wir von einem Eisbären und Kaminfeuer begrüßt.
Wir trafen uns dann wieder zum gemeinsamen Abendessen im Hotelrestaurant und anschließend, es war mittlerweile 21.15 Uhr, zum gemeinsamen Spaziergang durch Tromsö.
Gleich zu Beginn sahen wir die Nordlichter am Himmel, die grünlich schimmerten und nach 10-15 Sekunden wieder verschwunden waren. Wir beschlossen trotzdem, erst einmal mit unserem Stadtrundgang zu beginnen, in der Hoffnung später genügend Zeit zum Fotografieren der Nordlichter zu haben. Nachdem der Stadtrundgang beendet war und wir unsere Stative aufgebaut hatten, bekamen wir leider keine Nordlichter mehr zu Gesicht. Also packten wir gegen halb elf unsere Ausrüstung wieder zusammen und gingen ins Hotel zurück.

Donnerstag, der 08.03.2012: Tromsö– Alta– Eishotel Sorrisniva

Nach dem Frühstück stand unser Reisebus vor dem Hotel bereit. Wir fuhren nur ein kleines Stück über die Tromsö-Brücke, welche den Tromsösund überspannt, zur Eismeerkathedrale. Die „Eismeerkathedrale“ heißt eigentlich Tromsdalenkirke und sie ist ein sehr moderner Bau. Sie wurde 1965 erbaut und erinnert von ihrer äußeren Formgebung an die Trockenfischgestelle und farblich durch die weißen, mit Aluminium verkleideten Betonplatten an aufgeschichtete Eisschollen. Normalerweise ist die Kirche im Winter nur am Nachmittag für zwei Stunden geöffnet, aber einer unserer Gäste probierte einfach, ob sich eine Tür an der Hinterseite öffnen ließ. Wir hatten Glück. So schlichen wir uns leise in den Innenraum und sahen das beeindruckende Glasmosaik mit der Darstellung der Wiederkehr Christi. Natürlich blieb unser Besuch nicht unentdeckt. So wurden wir von den Bauarbeitern, denen wir die offene Hintertür verdankten, freundlich und bestimmt gebeten die Kirche zu verlassen.
Von der Tromsdalenkirke fuhren wir zur Fähranlegestelle am Ullsfjord und setzten in 20 Minuten zur Lyngen-Halbinsel über. Es war ein beeindruckendes Panorama die schneebedeckten bis zu 1800 m hohen Gipfel auf uns zukommen zu sehen. Von der Lyngen-Halbinsel fuhren wir dann mit der zweiten Fähre über den Lyngenfjord. Wir kamen am Fährableger buchstäblich in letzter Minute an. Unser Bus war aufgefahren und schon legte die Fähre ab. Der Lyngenfjord zählt mit seiner über 80 km Länge zu den schönsten Fjorden des Nordens und er gestattet einen imposanten Blick auf die Teilweise noch vergletscherten Lynger Alpen.
Unsere Fahrt führte uns mit dem Bus von Olderdalen weiter in Richtung Norden. Beim nächsten Fotostopp merkten wir, wie glatt und gefroren die Straßen waren und dass die Räder unseres Busses zum Glück mit Spikes bestückt waren. Nach einer Mittagspause in Burfjord hielten wir oberhalb des Kvaenanger-Fjordes zu einem weiteren lohnenswerten Fotostopp. Die Fjordlandschaft mit den verschneiten Bergketten und Inseln war einfach atemberaubend!
Am Nachmittag erreichten wir das Eishotel in Sorrisniva. Zehn Männer schaffen seit 13 Jahren dieses Kunstwerk aus Schnee und Eis. Zwei davon gestalten die filigranen Figuren , welche durch verschiedene Lichteffekte in Szene gesetzt werden. Die Temperatur in den Schlafräumen liegt zwischen -4 und -7 C°. Das Restaurant, die Rezeption, der Sanitärtrakt und die Sauna befinden sich im Haupthaus. Allein die Besichtigung des Eishotels war ein großartiges Erlebnis. Drei Gäste unserer Gruppe hatten auch die Übernachtung im Eishotel gebucht. Alle anderen Gäste fuhren weiter zu unserem Übernachtungshotel in Alta. Es war kurz vor 18.00 Uhr und schon ziemlich dunkel, als wir am Straßenrand einen Elch stehen sahen.

Freitag, der 09.03.2012: Alta– Nordkap – Hurtigruten

Nach der Abholung unserer drei Gäste vom Eishotel fuhren wir über die Finnmark-Vidda zum Porsangenfjord. Unterwegs hielten wir in einer Parkbucht, um die gewaltigen Schneeverwehungen zu fotografieren. Der Wind war so stark, dass dies nur vom Bus aus geschehen konnte. Ein Öffnen der Tür war nicht möglich. Es war eine schöne Fahrt bei strahlendem Sonnenschein und weißem Schnee. Alles erschien uns so freundlich und sauber.
Nach einer kurzen Pause in Olderfjord fuhren wir weiter in Richtung Norden und wir sahen auf den Trockenfischgestellen die ersten Fische hängen; zuerst nur Köpfe, später auch die Gestelle mit ausgenommenen Fischkörpern, wie üblich an den Schwanzflossen zusammengebunden.
Gegen Mittag kamen wir genau zeitgleich mit dem Hurtigrutenschiff in Honningsvåg an. Von hier startet jeden Tag im Winter der Konvoi zum Nordkap. Wir führten die Kolonne an und hinter uns fuhren die Busse mit den Gästen der Hurtigrute. An einer Straßensperre stoppte unser Konvoi. Von da aus fuhr der Schneepflug vornweg und räumte uns die Straße bis zur Nordkaphalle frei. Teilweise wirbelte er soviel Schnee in die Luft, dass die Straße vollkommen aus unserer Sicht verschwand, um dann Sekunden später hinter dem Schneepflug wieder aufzutauchen.
An der Nordkaphalle angekommen, pfiff uns ein eisiger Wind um die Ohren. Der Weg zum Globus im Außengelände war gefroren und spiegelglatt. Durch den starken Seitenwind hatte man zu tun sich auf den Beinen zu halten. Das Nordkap sieht im Winter durch den weißen Schnee viel freundlicher aus als im Sommer, wenn nur das dunkle Gestein zu sehen ist. Von der Nordkaphalle fuhren wir dann wieder im Konvoi zum Hurtigrutenanleger zurück. Hier verabschiedeten wir uns von unserem Fahrer Arvid und gingen an Bord des Hurtigrutenschiffes MS „Mitnatsol“, was übersetzt „Mitternachtssonne“ heißt. Leider waren einige unserer Kabinen noch nicht bezugsfertig, was bei uns auf Unverständnis stieß, da ja das Schiff seit 12.00 Uhr im Hafen lag und 3 ¼ Stunden zum Säubern der Kabinen ausgereicht haben müssten.
Dann begann unsere Fahrt mit der Hurtigrute, für viele die schönste Seereise der Welt. Wir vereinbarten, uns um 17.00 Uhr zur Krabbenvorführung auf dem Oberdeck zu treffen. Ein Krabbenfischer stellte uns seinen Fang Kamtschatka-Krabben oder auch Königs-Krabben vor, indem er die riesigen Krabben auf verschiedenen Tischen verteilte. Stalin hatte einst angewiesen, diese Königs-Krabben aus Kamtschatka als Nahrungsreserve für seine Soldaten in der Barentsee auszusetzen. Es war ein Erlebnis für alle Fotografen, wenngleich einige Krabben keinen sehr lebendigen Eindruck mehr machten. Zum Abendessen gab es dann auf dem Buffet alles was das Herz eines Fisch- und Meeresfrüchte-Gourmets höher schlagen lässt, einschließlich der bereits erwähnten Königskrabben. Auch sonst ließ das Buffet keinerlei Wünsche offen.
Wer die Nordlichter sehen wollte, konnte sich über die Funkanlage in seiner Kabine wecken lassen. Gegen 02.30 Uhr war es dann soweit. Die Durchsage sprach von schwachen Polarlichtern auf der Backbordseite. Rasch füllte sich das Deck mit halbverschlafenen Fotografen, die der Kälte trotzten und in Vorfreude ihre Stative aufbauten. Mehr wie ein grüner Punkt am Himmel und einige schwache grünliche Lichter waren mit dem bloßen Auge aber nicht zu erkennen. Durchgefroren kehrten die meisten Gäste schnell wieder in ihre Kabinen zurück. Der leidenschaftliche Jagd nach dem Nordlicht, die einen zwangsläufig erfasst, hat die Hurigrute passenderweise den Werbeslogen „Hunting the light“ gegeben. Die entsprechenden Souvenirs kann man natürlich im Laden an Deck erwerben und sich somit auch ohne Fotoausrüstung optisch zu dieser Leidenschaft bekennen.

Samstag, der 10.03.2012: Kirkenes

Am Hurigrutenkai in Kirkenes wurden wir von Arne, unserem Transferfahrer, zur Fahrt an die norwegisch-russische Grenze abgeholt. Wir hatten phantastisches Wetter. Am Grenzfluss Pasvikelva legten wir einen Fotostopp ein und versammelten uns für das gemeinsame Gruppenbild. Danach ging es zur Grenze. Eigentlich gibt es hier nur die Grenzhäuschen und ein paar Warnschilder zu sehen, aber die Landschaft ist sehr schön und die Grenze trennt nach wie vor Weltanschauungen. Anschließend fuhren wir zu unserem Hotel Rica Arctic nach Kirkenes zurück. Bis 13.00 Uhr war Freizeit für Einkäufe und zum Karten schreiben.
Danach wurden wir zur Fahrt zum Schneehotel abgeholt. Dieses Schneehotel ist wieder ein bisschen anders als das bereits besichtigte Eishotel in Sorrisniva. Die Erbauer reisen extra aus China an, um das Schneehotel in Kirkenes fertig zu stellen. Die Schlafräume sind individueller und einer bestimmten Thematik zugeordnet. Sie werden durch farbige Lichtleisten in Szene gesetzt. Im Barbereich wurden aus den Schneewänden Wandbilder ausgearbeitet. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird es schnell kalt und so wärmten wir uns anschließend im Restaurant „Gabba“ bei einem heißen Honigtee auf.
Gleich neben dem Restaurant standen ein Sami-Zelt und ein Gehege für Rentiere. Selbst die Nasen sind bei den Rentieren vollständig mit Fell bedeckt. Ein Erlebnis war natürlich diese halbwilden Rentiere mit Moos zu füttern. Zum Abschluss besuchten wir noch die Schlittenhunde. In dieser Station werden 92 Huskys gehalten. Die Hunde schliefen in mit Stroh ausgelegten Hundehütten. Sie waren so zutraulich, dass wir sie ohne Vorbehalt streicheln durften. Anschließend fuhr die eine Hälfte unserer Gruppe mit dem Bus zum Hotel zurück, während der andere Teil der Gruppe lieber zurück spazieren wollte. Der Rest des Nachmittags war wieder Freizeit.
Kurz vor dem Abendessen, gegen 18.30 Uhr waren am Himmel über Kirkenes wieder Nordlichter zu sehen. Es waren die intensivsten Nordlichter, die wir auf dieser Reise zu Gesicht bekamen. Um 19.00 Uhr fanden wir uns dann zum gemeinsamen Abendessen ein und im Anschluss verabredeten wir uns zur gemeinsamen Fotosafari. Unser Fahrer Arne hatte uns am Vormittag einen zugefrorenen See gezeigt, der sich gut für diesen Zweck eignen würde. Da es nicht weit war und sich über uns der klare Sternenhimmel zeigte, rechneten wir uns gute Chancen aus. Bei unserer Ankunft konnten wir auch gleich die ersten Nordlichter sehen, aber dann warteten wir eine 1 ½ Stunde vergebens. Erst zwischen 22.30 und 23.00 Uhr wurde es wieder am Himmel interessant. Zu dieser Zeit waren uns aber fast schon die Hände und Füße aufgrund der Kälte abgestorben. Das war dann auch der Grund unseres Aufbruchs, schnell noch im Hotel ein heißes Bad nehmen und dann ab ins Bett.

Sonntag, der 11.03.2012. Hundeschlitten– Safari

Der Sonntag begrüßte uns mit kleinen Schneeflocken und bedecktem Himmel. Einige Gäste unserer Gruppe hatten die Husky-Safari gebucht und wurden um 08.00 Uhr vom Transfer abgeholt. Start- und Endpunkt der Safari war wieder das Schneehotel. Zuerst mussten wir uns Schneeanzüge, Stiefel und Handschuhe anziehen und spazierten wie Schneekosmonauten zu den Hundeschlitten. Nachdem wir uns auf die Hundeschlitten gesetzt hatten, ging es auch schon los. Die Kommandos waren einfach „Stopp“ für „Halt“ und „Aha“ für „Los“. Allerdings verstanden die Hunde nur das Wort „Aha“ und beim „Stopp“ drehte sich immer nur der Leithund um, als ob er fragen wollte, ob wir das auch ernst meinten. Auf halber Strecke legten wir dann eine Pause ein. Die Schlittenhunde wälzten sich im Schnee und einige fraßen ihn auch.
Die Hundeschlittenführer gingen zu jedem Hund und belohnten ihn mit Streicheleinheiten, während die anderen Hunde aufpassten, dass auch jeder von ihnen an die Reihe kam. Nach der Hundeschlitten-Safari fuhren wir wieder zum Hotel zurück und hatten noch etwas Zeit, bis wir mit dem Transferbus zur Fahrt zum Flughafen abgeholt wurden. Der Rückflug von Kirkenes nach Oslo erfolgte dann mit einer Zwischenlandung in Tromsö. Auf dem Flughafen in Oslo angekommen, brauchten wir erst einmal eine kleine Kaffeepause, da es auf den Flügen der Norwegian Airlines keinen kostenfreien Bordservice gibt. Mit einer halben Stunde Verspätung starteten wir dann nach Berlin-Schönefeld und wurden von dort mit den Transferfahrzeugen in unsere Heimatorte zurückgebracht.
Es war eine sehr schöne und erlebnisreiche Reise! Danke allen Reiseteilnehmern für den tollen Zusammenhalt in der Gruppe.

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Kommentare zum Reisebericht

Ein toller Bericht - was für schöne Erlebnisse man im Winter in Norwegen haben kann!!!

Astrid Kunath
16.03.2012

Danke, danke! Der Umfang und der ausgezeichnete Inhalt erspart uns die Erarbeitung eines eigenen Breichtes für unsere "Akten". Vielen Dank, Herr Schlosser.

Teige
20.03.2012