Reisebericht: Zugreise – Schweizer Dampfbahnromantik

30.06. – 06.07.2021, 7 Tage Rundreise Schweiz mit Flüeli–Ranft – Dampffahrten auf die Rigi und das Brienzer Rothorn – Furka–Dampfbahn – Nostalgie–Zahnradbahn auf die Schynige Platte


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Unsere Reise verspricht uns einzigartige Dampfbahn-Fahrten in der Zentralschweiz und im Berner Oberland. Ob die Fahrten auf das Brienzer Rothorn, die Rigi und über den Furka-Pass - jede dieser Bahnen hat ihren eigenen Reiz. Der Gotthard Panorama Express b
Ein Reisebericht von
Annette Probst-Weise
Annette Probst-Weise

1. Tag Anreise nach Flüeli–Ranft – 810 km

Am frühen Morgen beginnt unsere Reise vorbei an Nürnberg, Ulm und dem Bodensee nach Österreich. In Lustenau erreichen wir die Grenze zur Schweiz. Die Route führt uns durch das Rheintal, vorbei am Walensee und am Zürichsee in die Zentralschweiz. Am Abend fahren wir durch Sachseln hinauf nach Flüeli-Ranft. Im Hotel Flüematte erwartet uns bereits freudig das Team. Das schmackhafte Abendessen beendet den Tag.

2.Tag: Ausflug nach Brienz und zum Brienzer Rothorn – 68 km

Heute führt uns unsere Reise leider bei Regen über den Brünigpass ins Berner Oberland. Vorbei am Sarnersee und am Lungernsee geht es nach Brienz am gleichnamigen See. Mit einem kurzen Bummel am See überbrücken wir die Zeit bis zur Abfahrt mit der Brienzer Rothornbahn. Die netten Kollegen von der Brienzer Rothornbahn erwarten uns schon. Für uns steht der Dampfzug mit einem historischen Wagen bereit. Die historische Bahn bringt uns in gemütlicher Fahrt auf das Brienzer Rothorn in 2.350 Metern Höhe. Die Bahn wurde bereits 1892 eröffnet und sie stellt eine technische Meisterleistung des Bahnbaues dar. Nach der atemberaubenden Fahrt mit immer wieder wechselnden Ausblicken, wenn leider immer noch mit vielen Wolken und keiner Sicht auf die Berge und den See, erreichen wir den Berg. Eiger, Mönch und Jungfrau verstecken sich in den dicken Regenwolken. Im Restaurant ist für uns ein kleines Mittagessen vorbereitet. Wir genießen Älplermagronen - ein typisches Schweizer Bergbauerngericht. Leider ziehen immer noch dicke Wolken über das Brienzer Rothorn und es ist empfindlich kühl. Also fahren wir mit der Dampfbahn etwas früher wieder ins Tal. Hier ist das Wetter etwas besser und die Sonne blickt auch mal durch die Wolken. Wir spazieren durch Briez, den berühmten Holzschnitzerort. Auf der schönen Promenade am Brienzersee können wir einige schöne Holzplastiken bestaunen. Über den Brünig-Pass führt uns unsere Fahrt mit dem Bus zum Hotel zurück.

3. Tag: Ausflug mit dem Gotthard Panorama Express – 96 km

Nach dem Frühstück beginnt unser Ausflug zunächst mit der Busfahrt nach Luzern. Hier spazieren wir über die Kapellbrücke, das Wahrzeichen der Stadt. Einige der historischen Bilder im Giebel der Brücke und die Spuren des Brandes vom 17.08.1993 können wir noch sehen. Die schönen Bürgerhäuser und das Rathaus prägen die wunderschöne Ansicht der Stadt am Vierwaldstättersee. Unser kleiner Rundgang bringt uns zum Fritschi-Brunnen und zum Fritschi-Haus. Fritschi mit seiner Frau stellen die Hauptfiguren der Luzerner Fasnacht dar. Anschließend gehen wir zur Anlegestelle des Schiffes. Wir gehen auf dem Raddampfer „Stadt Luzern" an Bord, das historische Schiff der Flotte der Vierwaldstättesee-Schifffahrtsgesellschaft wurde in den letzten Jahren restauriert und ist erst seit wenigen Wochen wieder auf dem See unterwegs. Mit dem Schiff gleiten wir in der 1.Klasse über den See. Dabei sehen wir die Rigi, den Pilatus und die Mythen. Im Urnersee grüßen uns der Schillerstein und die Rütli-Wiese, wo 1291 der berühmte Rütlischwur vollzogen wurde. Der Schwur besiegelte die Geburtsstunde der Schweiz. Die Route führt uns vorbei an der Tellsplatte und der herrlichen Landschaft rund um den See nach Flüelen. Hier steht bereits der Gotthard Panorama Express bereits. Im Panoramawagen der 1.Klasse sind unsere Plätze bereits reserviert und unsere Reise in den Süden beginnt. Reinhard, der nette Reiseleiter versorgt uns mit vielen interessanten Informationen zu der imposanten Bahnstrecke. Wir bestaunen die Meisterleistungen der Erbauer der Strecke mit ihren vielen Viadukten, Kehrtunneln und dem 15 Kilometer langen alten Gotthard-Tunnel. Die Eröffnung des Tunnels erfolgte nach 8jähriger Bauzeit 1880. Über 3.000 Arbeiter erbauten unter widrigen Bedingungen das für damalige Zeiten einmalige Tunnelbauwerk. Wir sind fasziniert. In Bellinzona, der Hauptstadt des Kantons Tessin verlassen wir den Gotthard Panorama Express. Nach einem ganz kurzen Aufenthalt besteigen wir den Euro-City-Zug. Jetzt geht die Fahrt durch den Gotthard Basistunnel, den mit 57 Kilometern längsten Tunnel der Welt. Er wurde 2017 eröffnet und stellt eine Meisterleistung des modernen Tunnelbaus dar. Nur 20 Minuten fährt der Zug mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 190 km/h durch den Tunnel. Von Arth-Goldau reisen wir mit dem Bus zum Hotel zurück. Auch dieser Tag hat uns schöne Erlebnisse beschert.

4.Tag: Fahrt mit der Furka–Dampfbahn – 200 km

Am Morgen begrüßt uns Sonnenschein. Heute geht es mit dem Bus zunächst nach Realp. Über die alte Gotthardstraße fahren wir vorbei an Wassen zunächst zur Schöllenenschlucht. Ein kurzer Stopp an der Teufelsbrücke erlaubt uns einige Fotos zu machen. Die Urner Bürger sollen der Legende nach beim Bau der Brücke den Teufel um Hilfe gebeten haben. Dieser verlangte als Lohn das erste Lebewesen, welches über die Brücke geht. Der Teufel dachte an ein schönes junges Mädchen. Aber die Urner schickten einen Ziegenbock als erstes über die Brücke. Beleidigt verschwand der Teufel mit dem Bock. Nach einem kurzen Aufenthalt in Andermatt erreichen wir durch das Hospental Realp. Uns erwartet ein einmaliges Bahnerlebnis. Die Dampfbahn fährt über die imposante alte Furka-Bergstrecke. Nach Eröffnung des Furka-Basistunnels 1981 legte man die Route still. Eisenbahnfans aus der ganzen Welt organisierten sich in einem Verein. Ziel des Vereins war es, die einmalige Eisenbahnstecke wiederaufzubauen, instand zu setzen und erneut in Betrieb zu nehmen. Viele engagierte Eisenbahnfreunde arbeiten heute ehrenamtlich, oder wie die Schweizer sagen „leisten ihren Frohndienst", dass die Bahn zur Freude vieler Touristen und Bahnbegeisterter von Realp weiter unterhalb des Furka-Passes bis nach Oberwald auf der Originalstecke fahren kann. Wir erleben dieses Mal eine etwas abenteuerliche Fahrt: Die Lok muss immer wieder anhalten und Dampf aufbauen. Ein Ventil ist defekt. Unterwegs wird bei einem Stopp in Tiefenbach. die Lok mit Wasser aufgetankt und die Fahrt geht weiter. Wir kommen mit Verspätung vor dem Furka-Scheiteltunnel an. Die planmäßige längere Pause wird genutzt, um die Lok zu tauschen. Wir können zuschauen, wie die Loks auf einer mit Manneskraft betrieben Drehscheibe gedreht werden und entsprechend an die Züge gekoppelt werden. Das ist natürlich besonders für die Eisenbahnfans ein tolles Erlebnis. Während der Fahrt Richtung Gletsch bieten sich uns wunderschöne Ausblicke auf das Bett des Rhône-Gletscher. In den letzten 20 Jahren ist der Gletscher sehr stark zurückgegangen und von der Bahnstrecke aus sieht man ihn nicht mehr. Jetzt rücken aber die Furka-Passstraße und die Grimsel-Passstraße - wahre Meisterleistungen des Straßenbaus - in unser Blickfeld. Viel zu schnell vergeht die Zeit und damit die wundervolle Fahrt bei doch recht gutem Wetter. Jan, unser Chauffeur, erwartet uns mit dem Bus bereits in Oberwald. Er musste mit dem Bus über den Furka-Pass fahren. Nun erklimmen wir mit dem den Grimselpass in 2.165 Metern Höhe. Für einen kurzen Stopp ist Zeit. Es beginnt zu regnen, dennoch genießen wir den Blick über den teilweise noch vereisten Grimselsee und beobachten die Murmeltiere. Nach kurzer Fahrt erwartet uns Judith an ihrem Käsestand. Als Überraschung für alle Gäste dürfen wir leckeren Bergkäse verkosten. Durch Meiringen, den kleinen Ort der mit Sherlok Holmes verbunden ist, führt uns die Route über den Brünig-Pass nach Flüeli-Ranft zurück.

5. Tag: Fahrt mit dem Raddampfer auf dem Vierwaldstätter See und Ausflug mit dem Dampfzug auf die Rigi – 114 km

Am Morgen sieht das Wetter leider wieder nicht so gut aus. Unsere Reise führt uns zunächst wieder nach Luzern. Das Dampfschiff „Unterwalden ist Teil der Flotte der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee. Mit ihm geht es über den See nach Vitznau. Dabei gleiten wir am Birkenstock und den Orte Hertenstein und Weggis vorbei. In Vitznau steigen wir auf die 1871 erbaute Rigi-Bahn um. Bereits von weitem sehen wir, dass die Dampflok Nummer 16 für die Fahrt auf die Rigi vorbereitet wird. Wir nehmen im Dampfzug der Rigi-Bahn auf unseren reservierten Plätzen Platz. In gemütlicher Fahrt schnauft und zischt die Bahn die steile Strecke den Berg hinauf. Von Vitznau bringt uns die Bahn auf die Rigi in 1.798 Metern Höhe. Unterwegs gibt es kurze Stopps, bei denen Dampfdruck aufgebaut und Wasser getankt wird. Hanspeter, der nette Zugbegleiter natürlich in historischer Schaffneruniform ist erstaunt, dass die Lok bei dieser Fahrt dreimal zum Druckaufbau halten muss. Während der Fahrt eröffnen sich zu Beginn noch wundervolle Ausblicke über den Vierwaldstättersee. Auf dem Berg angekommen, erwartet uns leider das Programm „Wie sie sehen, sehen sie nichts". Die imposante Bergekette vom Säntis über den Titlis bis zu den Giganten des Berner Oberlandes mit Eiger, Mönch, und Jungfrau, Schreckhorn und den anderen Drei- und Viertausendern zeigen sich uns diese Mal leider nicht. Deshalb nutzen wir die Zeit zu einem kleinen Imbiss im Restaurant. Da auch nicht so viele Gäste auf dem Berg sind, können wir 45 Minuten zeitiger als ursprünglich geplant, mit dem Dampfzug wieder ins Tal fahren. Während Jan den Bus holt, schauen wir noch zu, wie die Lok und die Wagen mittels Drehscheib rangiert und ins Depot gefahren werden. Unsere Rückfahrt führt uns zunächst nach Küssnacht. An der Hohlen Gasse machen wir noch eine kurze Pause und hören im Info-Pavillon in einer kurzen Multimedia-Show die Tells-Geschichte und die Geschichte der Hohlen Gasse. Dann bringt uns der Bus nach Flüeli-Ranft zurück.

6. Tag: Ausflug auf die Schynige Platte – 104 km

Nach dem zeitigen Frühstück erklimmen wir nochmals den Brünig-Pass und unser Ziel ist Wilderswil im Berner Oberland. Die nostalgische Zahnradbahn steht bereit, um uns auf die Schynige Platte zu bringen. Die Bahn ging 1893 in Betrieb. Die Bahn schlängelt sich im gemütlichen Tempo von nur 10 Kilometern pro Stunde auf ihren Schienen in unzähligen Windungen auf den 1.970 Meter hohen Berg. Dabei eröffnen sich uns immer wieder neue Blicke über den Brienzer- und den Thunersee und Interlaken mit dem Hausberg Hader Kulm. Auf dem Berg bieten sich uns verschiedene Möglichkeiten. Zunächst zieht es uns in Alpengarten mit über 700 Pflanzen aus dem Alpenraum. Wir staunen über die zum Teil in voller Blüte stehenden Pflanzen. Trollblumen, Enzian, verschiedene Berganemonen-Arten, wilde Orchideen und viele weitere Frühlingsblüher haben den Alpengarten in einen farbenfrohen Blütenteppich verwandelt. Wir können uns gar nicht sattsehen und immer wieder halten wir die herrlichen Bilder mit der Kamera fest. Einige Gäste unternehmen eine kleine Wanderung auf dem Flower & Panorama Trail. Eiger, Mönch und Jungfrau verstecken sich aber leider auch heute wieder in den Wolken. Da es doch etwas kühl und windig ist, wärmen sich fast alle Gäste im Restaurant mit einem warmen Getränk oder einem kleinen Imbiss auf. Die Zahnradbahn bringt uns zurück nach Wilderswil. Nun steht noch einen Aufenthalt in Interlaken auf dem Programm. Der beliebte Ferienort befindet sich zwischen dem Thunersee und dem Brienzersee. Er ist das Tor zur Jungfrau-Region. Jetzt bei Sonnenschein und warmen Temperaturen bummeln wir durch den Ort oder genießen das Panorama vom Café in der 18. Etage des Hotel Metropol. Sogar die Jungfrau zeigt sich nun doch noch in ihrer ganzen Pracht. Anschließend reisen wir wieder über den Brünig-Pass zum Hotel zurück. Hier erwartet uns das Küchenteam am Abend zu einem gemütlichen Grillabend auf der Terrasse des Hotels. Bei herrlichem Sonnenschein und zu etwas späterer Stunde sogar mit Alpenglühen der Berge über dem Melchtal genießen wir das vielfältige Salatbuffet und das lecker gegrillte Fleisch von Kalbsbratwürsten, Schweinesteak, Putenbrust bis zum Lammfilet bleiben keine Wünsche offen. Es war ein wunderschöner Abschluss unserer Reise!

7.Tag. Heimreise – 810 km

Am Morgen heißt leider wieder Abschied nehmen von den netten Gastgebern im Hotel Flüematte, die uns mit viel Herzenswärme und Leidenschaft einen wunderschönen Aufenthalt in der Schweiz gestaltet haben. Mit einmaligen Erinnerungen an einzigartige Dampfbahnfahrten im Gepäck kehren wir begeistert nach Hause zurück.
Bei Ihnen, unseren lieben Gästen möchten wir uns recht herzlich bedanken für die schöne Zeit, die wir gemeinsam erleben durften. Nach der langen Zeit, in der wir nicht reisen konnten, war dies wieder ein wunderbarer Auftakt in eine hoffentlich noch weiter so schöne Reisesaison. Wir erinnern uns sicher noch oft an Sie und an die faszinierenden Bahnfahrten in der Schweiz. Vielleicht dürfen wir Sie irgendwann mal wieder auf einer unserer Reisen in die Schweiz begrüßen - wir würden uns sehr freuen! Bis dahin bleiben Sie gesund und Uf Wiederluege - Ihre Reiseleiterin Annette Weise und Ihr Chauffeur Jan Tuzar

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