Reisebericht: Rundreise in Spanien, Andorra und Südfrankreich

19.07. – 27.07.2010, 9 Tage Rundreise in Südwest–Europa durch drei Länder mit Barcelona – Figueres – Collioure – Gruissan – Carcassonne – Narbonne – Canal du Midi – Noilly–Prat–Destillerie – Fontfroide – Perpignan – Gelber Zug – Andorra – Montserrat


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3 Länder, aber ein Gemeinsames: die katalanische Sprache und Kultur. DIe Pyrenäen trenen sie nicht sondern verbinden den Nordosten Spaniens, die Region Katalonien mit dem kleinen Gebirgsstaat Andorra und dem Roussilon in Frankreich.
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Reisebericht

Peter Großer Montag, 19.07.2010
Juwelen sind edle Steine, die der Mensch bearbeitet, zusammengesetzt, geschliffen hat.
Indem der Mensch Steine bearbeitete und zusammenfügte, entstanden Juwelen der Baukunst: Kirchen, Klöster, Paläste. In Jahrhunderten hat der Mensch die Landschaft verändert, umgestaltet und dabei trotzdem meist ihren Charakter bewahrt: Juwelen der Natur.
Eine dieser juwelenreichen Landschaften ist Katalonien. Die Pyrenäen haben die Menschen nicht getrennt, sondern das französischen Roussillon, die kleine Gebirgsrepublik Andorra und der Nordosten Spaniens haben ihr Gemeinsames - die katalanische Sprache und Kultur - bewahren können.
Unser Weg führt uns mit dem Flugzeug nach Barcelona, vorbei an den Schneegipfeln der Alpen mit dem herausragenden Montblanc und über das Mittelmeer. Es ist heiß in Barcelona, sogar sehr heiß. Aber die spanische Busse sind sehr gut gekühlt, meist zu gut. Am Nachmittag erreichen wir Santa Susanna, einen bedeutenden Badeort an der Costa de Maresme zwischen Costa Dorada und Costa Brava.. Es bleibt genügend Zeit für ein Bad im Meer und das Flanieren auf der Promenade, auf der die Händler abends ihre beleuchteten Verkaufsbuden aufgestellt haben. Dienstag, 20.07.2010
Gibt es eine schönere Stadt in Europa als Barcelona? Die Olympischen Spiele 1992 und das Kulturforum 2004 haben mit dazu beigetragen, dass sich die Stadt zum Meer hin geöffnet hat, menschlicher und prächtiger geworden ist. Wir bewundern zuerst die Sagrada Familia, Hauptwerk von Antoni Gaudi mit seiner verspielten blumenreichen Geburtsfassade und der harten, kantigen Passionsfassade. Die dritte Fassade ist noch im Bau, es wird sicher noch 20 Jahre dauern, bis sie vollendet ist und alle 18 Türme, darunter dann Europas höchste Kirchturm mit 175 m in den Himmel ragen.
Häuser des Modernisme, der katalanischen Form des Jugendstils, sind vom Bus aus zu sehen, viel zu schnell wieder verschwunden. Die 5 Ramblas sind die Flaniermeile für Einwohner und Touristen und ich habe noch nie so viele fantasievolle menschliche Statuen gesehen, die die Zuschauer zur Fröhlichkeit anregen und manchmal sogar zur Abgabe einer Münze.
Vom Berg Montjuic aus bieten sich Blicke auf die große Stadt und seinen Hafen, der nach Marseille der größte am Mittelmeer ist. Dann wartet ein anderes bedeutendes Juwel auf uns: das Kloster Montserrat mit seiner „Moreneta", der schwarzen Madonna, Wallfahrtsziel Nr. 1 in Katalonien. Das Kloster spielte auch eine hervorragende Rolle bei der Bewahrung der Schätze der katalanischen Sprache und Kultur. Eine Bergbahn führt auf das Plateau der bizarren Felslandschaft, die Zeit reicht zum Genießen der Aussichten, aber nicht für eine schöne Wanderung. Den Abend verbringen wir wieder in Santa Susanna. Mittwoch, 21.07.2010 Das Dalimuseum in Figueres. War er nur ein Verrückter oder ein Genie ? Er selbst hat das ausgebrannte Theater zur „Höhle des Dali Baba gemacht", einem Sammelsurium von Kunst und Kitsch. Aber wer kann schon in die Gedankenwelt eines Menschen eindringen, der jenseits der Realität auf Suche ist. Sein Werk ist oft unverständich, auch wenn man einige der Lebensstationen kennt, die ihn beeinflusst haben: der strenge Vater, die Schwester, die Pariser Surrealistengruppe, Amerika, die Atombombe, der Katholizismus... und natürlich aus Siegmund Freud: „Der Mensch ist voller geheimer Schubladen." Und Dali hatte sicher besonders viele. Immerhin beherrschte er die Malkunst in einer Vollendung wie seine großen Vorbilder aus der Renaissancezeit.
Dann ist es wieder die Landschaft, dort wo sie am schönsten ist, wenn sich Berge und Meer berühren. Die Cote Vermeille, die Purpurküste, schließt sich an die Costa Brava, die wilde Küste, an. Einer ihrer Juwelen ist der Hafenort Collioure, der schon Matisse begeisterte und weitere Künstler anzog. Ein wichtiger Hafen, von mehreren Festungen geschützt und mit einem trutzigen Schloss der Könige von Mallorca geschmückt, ein Badeort mit engen Gassen, in denen Galerien und Boutiquen die Besucher anlocken, ein Ort einfach zum leben, zum genießen. Das also ist das Roussillon, bis 1659 noch spanisch, dann jenseits der gezogenen neuen Grenze, die bis heute Bestand hat. Keine Kriege mehr, trotz der vielen neuen Festungen, die dann noch auf beiden Seiten errichtet wurden. Wir übernachten in einem guten Hotel im ländlichen Stil am Rande eines nicht weniger hübschen Ortes: Gruissan. Donnerstag, 22.07.2010
Noch ahnen wir nicht, was an diesem Tag auf uns zukommen wird. Wir streifen durch die Gassen der größten Festung Europas, Carcassonne. Innerhalb des doppelten Mauerringes liegt das Chateau Comtal, eine Festung für sich, mit allen Merkmalen mittelalterlicher Wehrarchitektur. Eine anscheinend uneinnehmbare Festung, und doch während des Kreuzzuges gegen die Katharer, schon nach 14 Tagen Belagerung eingenommen, nachdem die Wasserversorgung zerstört wurde. Viele Geschäfte bieten Kunst und noch mehr Krempel an. Frankreich ist im Urlaub und den Kindern möchten unbedingt Holzschild und Plastikschwert haben.
Dann kommt der Anruf. Unser Fahrer Jaime ist erkrankt und kann nicht mehr fahren. Die Sicherheit der Gäste geht über alles. Der Ersatzbus ist unterwegs. Eigentlich war eine Weinverkostung in der Nähe vorgesehen, aber der Plan Canicule („Hundstage") der Regierung verbietet eine solche Veranstaltung in der Hitze - zu tief stecken die Erinnerungen an den heißen Sommer 2003 mit über 3000 Hitzetoten. War es die Hitze von 2010 , die meiner Digitalkamera zu schaffen machte ? Leider sind ein Teil der Bilder unbrauchbar geworden.
In einer Gaststätte überbrücken wir die Zeit mit dem Verzehr des berühmtesten Gerichtes aus dem benachbarten Castelnaudery: dem Cassoulet aus weißen Bohnen mit deftigen Fleisch und Wurst. Der Wein des Languedoc wird hier auch gleich verkostet. Ich verrate das Geheimrezept der Bruderschaft des Cassoulets und kläre über die lebensverlängernde Wirkung eines mäßigen, aber doch regelmäßigen Rotweingenusses auf. Susanna hat in Spanien Großes geleistet: der Ersatzbus und der Ersatzfahrer für die kommenden Tage treffen pünktlich ein und wir sind zur vorgesehen Zeit im Kloster Fontefroide. Wer Klöster nur für Stätten der Weltabgeschiedenheit hält, übersieht dabei den ungeheuren Einfluss der Zisterziensermönche und der Laienbrüder auf die Entwicklung in Europa. Sie legten Sümpfe trocken, bearbeiteten die Felder, betrieben im großen Maße Viehzucht, schufen Fischteiche, errichteten Eisenwerkstätten und Salinen, schrieben die Schriften der Alten immer wieder ab, sie waren einer der wichtigsten Träger und Förderer der Kultur, die wir als die abendländische bezeichnen. Fontefroide zeigt alle notwendigen Bauten eines solchen Wirtschaftsunternehmen Kloster.

Freitag, 23.07.2010 Narbonne war eine Hauptstadt im römischen Gallien, lange Zeit noch wichtige Hafenstadt. Heute liegt sie 16 km vom Meer entfernt. Ein Erzbischof, der zum Papst in Avignon berufen wurde, erinnerte sich seiner Herkunft und legte den Grundstein für die Kathedrale St.Just.
Sie sollte gewaltig werden, die Höhe des Chores wird nur durch Beauvais und Amiens übertroffen. Aber dann fehlte das Geld, und der Bau blieb unvollendet. Mit den beiden erzbischöflichen Palais bildet die Kathedrale eine Einheit, die schon aus großer Entfernung über den Häusern von Narbonne herausragt.
Dann geht es zur Schleusentreppe (Neuf Ecluses, durch Umbau sind es allerdings nur noch sieben) vor den Toren von Béziers. Riquet, einem Bürger dieser Stadt gelang es, im 17.Jhrhundert ein uraltes Projekt zu verwirklichen, dessen Bau man technisch für unmöglich gehalten hatte: die Verbindung von Atlantik mit dem Mittelmeer über den 240 km langen Canal du Midi. Er musste sein ganzes Vermögen einsetzen, Colbert, der sicher großartigste und weitsichtigste aller französischen Finanzminister, konnte wegen des Baus von Versailles nicht genug Fördermittel bereitstellen. In Colombieres ist es um die Mittagszeit sehr heiß, aber die Suche nach dem Schiff bringt mich noch mehr ins Schwitzen. Es lag, gut getarnt, hinter einer Steinbrücke außerhalb des Hafens und trug den schönen Namen „Santa Maria". „Etwas ist immer" sagte Tucholsky.
Die Fahrt unter den Platanen (Riquet ließ ca. 100.000 Bäume zum Schutz der Uferböschung anpflanzen), die Passage durch den Tunnel Malpas (den Riquet trotz Baustopp sprengen ließ) und das „Herabsteigen" auf der Schleusentreppe sind unvergessliche Momente der Reise. Der Tag klingt am Bassin die Thau, in Marseillan aus. Der berühmte Wermut Noilly Prat wird probiert. Sonnabend, 24.07.2010
Perpignan. Es ist die Hauptstadt des französischen Kataloniens Überall weht die gelb-rot gestreifte Flagge. Kathedrale, Stadtbefestigung, Rathaus, place Arago und im Süden die Zitadelle, die das Schloss der maroquinischen Könige überbaut hat. Auf den ersten Blick scheint die sehr schnell gewachsene Stadt ihre Reize verbergen zu wollen.
Ganz anderes das kleine Villefranche-de-Conflent, ein von Mauern mit Wehrgängen, Bastionen und Türmen umschlossenes reizendes Dörfchen mit ca. 250 Einwohnern. Ich gehe mit einigen Gästen die Wehrgänge ab, ein ungeheurer Aufwand, um das Tal gegen einen möglichen Feind aus dem Süden abzuriegeln. Darüber hinaus, hat Vauban noch ein Fort hoch über dem Ort erbauen lassen, durch eine unterirdische Treppe mit über 1000 Stufen mit der Ortsbefestigung verbunden. Tucholsky berichtet darüber. Und wieder ein Höhepunkt: der „Kanarienvogel", der Train Jaune. Fast 1000 Höhenmeter klettert er im Tal des Tet nach oben, in das Wintersportzentrum Font Romeu. Dort hat er in 2 Stunden 35 km zurückgelegt, nachdem, er den in fast 1600 m Höhe gelegenen höchsten Bahnhof Frankreichs passiert hat. Vor genau hundert Jahren fuhren die ersten Züge, man feiert das Jubiläum.
Mit dem Bus geht es weiter, um die spanische Exklave Lleida herum in das Caroltal.
In Latour-Carol treffen sich 3 Gleissysteme: unsere Schmalspurbahn, die französische Normalspur von Toulouse und die spanische Breitspur nach Barcelona. Die Straße führt dann auf den fast 2000 m hohen Col de Puymorens und dann nach Andorra hinein, zum Hotel in Canillo.  Sonntag, 25.07.2010
Andorra. Ein kleines Land im Gebirge mit langer Tradition. Es war bis in das 20.Jhdt. von der Welt fast abgeschnitten, nur Eselspfade führten nach Frankreich oder Spanien. Heute ist es für die Nachbarländer ein Einkaufsparadies, aber auch ein Zentrum des Tourismus, für Wintersport und reizende Wanderungen im Sommer. Wir besuchen zuerst das Nationalheiligtum Meritxell, ein beeindruckender Neubau des Katalanen Ricardo Bofill, der den ausgebrannten Vorgängerbau ersetzt. Am
8. September ist Nationalfeiertag, das Heiligtum ist dann Ziel einer große Wallfahrt.
Die Altstadt von Andorra la Vella ist sehr klein. Ein wehrhaftes Steinhaus von 1580 genügte jahrhundertelang als Regierungssitz. Je 4 Vertreter der 7 Pfarrgemeinden berieten und übernachteten hier, der Dokumentenschrank lässt sich nur öffnen, wenn alle 7 Schlüssel
vorhanden sind. Der Neubau des Regierungsgebäudes geht der Vollendung entgegen. Die Staatsoberhäupter jedoch, die Co-Prinzen sitzen in Spanien, in Seu d'Urgell und im Elyssée.
Einkaufszentrum Andorra la Vella. Es ist Sonntag, aber in der Hauptstadt Adorras haben fast alle Geschäfte geöffnet. Es werden schon einmal erste Erkundungen unternommen.
Ordinoist ein kleiner, bildschöner Ort mit einem Herrenhaus der Familie Plandolit, heute Museum. Es ist im Stile des 19.Jhdt. vollständig eingerichtet. Als Eisengruben- und Schmiedenbesitzer und Parlamentspräsident war Plandolit einer der reichsten Bürger Andorras, der es nicht nötig hatte, Tabakbündel über steile Schmugglerpfade in das Ausland zu schleppen. Von Ordino aus führt eine Straße zum Col dem Botella, dem Flaschenhals, der eine weite Sicht auf die wunderschöne Bergwelt Andorras eröffnet.

Der Nachmittag galt noch einmal den Geschäften und Cafés in Andorra. Montag, 26.07.2010
Es geht wieder nach Spanien zurück, aus dem Talboden der Cerdagne erneut in die Pyrenäen. Hier liegt Spanien Skisportzentrum La Molina. Die Straße steigt in waldreicher Umgebung nur mäßig, gut für den spanischen Bus, der gestern in Andorra etwas schwächelte. In Ribes de Freser besteigen wir die Zahnradbahn und fahren in die Bergwelt des Hochtals von Nuria. Nach dem Montserrat ist es der zweite wichtige Wallfahrtsort Kataloniens.
Die Madonna ist Patronin der Schäfer. Ein großer Gebäudekomplex vereinigt Kirche, Hotel, Restaurants, Läden und Bahnhof. Er liegt an einem schönen Stausee. Mit einer Gondelbahn kann man noch etwas höher hinaus. Ein ideales Wandergebiet. Bei einer rustikalen katalanischen Brotmahlzeit feiern wir Abschied von den Pyrenäen.
Dann bringt uns der spanische Fahrer über eindrucksvolle neu gebaute in Erweiterung begriffene Straßen sicher nach Santa Susanna. Es ist ein überraschend grünes Land, diese Innere von Katalonien und es ist bergig. Wir fahren am 1700 m hohen Montseny vorbei, ehe wir in die Ebene gelangen. Dienstag, 27.07.2010
Am letzten Tag haben wir noch einmal in  die Gelegenheit, die lebendige farbenfrohe Innenstadt zu erleben. Gemeinsam besuchen wir das Barri Gotic, das gotische Viertel, seine eindrucksvolle Kathedrale mit ihren prunkvollen Ältären in 29 Kapellen, den Kreuzgang mit den 13 Gänsen, Symbol für die Heilige Eulalie, die mit 13 Jahren den Märtyrertod erlitt, die gotischen Bauten des placa del Rei.
Noch einmal des Gewimmel der Menschen um die 400 Marktstände im Mercat de la Boqueria, die Halbkreise der Touristen um die lebenden aber starren Statuen, die kühlen Gassen mit den unendlich vielen kleinen Geschäften. Barcelona ist eine Reise wert.
Am frühen Abend dann er Abflugnach Berlin, wo uns alle Transferfahrer am Ausgang schon erwarten, um uns auf bequeme Weise die Heimatorte zu bringen. Zehn unvergessliche Tage sind viel zu früh vergangen.

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