Reisebericht: Wanderreise Andalusien – Naturerlebnisse in Süd–Spanien

28.04. – 06.05.2012, 9 Tage Rundreise mit 6 geführten Wanderungen: Ronda – El Chorro – Alpujarras – Granada – Sierra Nevada – Alhambra – Nerja – Malaga (59 Wanderkilometer)


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Ein Reisebericht von
Dörte Dürfeld

28.04.2012 – Abreise nach Andalucia

Die Nacht war kurz, doch der Süden rief und somit wurden wir bereits am frühen Morgen von unseren bestellten Haustür-Transfers abgeholt und zum Dresdner bzw. Leipziger Flughafen gebracht. Da wir bereits am Vortag per Internet unsere gesamte Reisegruppe eingecheckt hatten, waren uns die begehrten Fensterplätze sicher und so konnten wir einen herrlichen Sonnenaufgang aus den Lüften auf dem Flug nach München bewundern. In Bayern angekommen trafen wir uns dann am Abfluggate unseres Weiterfluges nach Malaga und traten dann die nächste Etappe als komplette Gruppe von 14 Gästen und einer Reisebegleiterin an. In Andalusien landeten wir dann mit etwas Verspätung um 14:45 Uhr bei kühleren Temperaturen als in Deutschland und etwas Nieselregen. Am Busterminal wurden wir von Miguel in Empfang genommen, der uns für die nächste Woche mit seinem fahrerischen Können beglücken sollte. Nach dem Verstauen der Koffer fuhren wir übers Land bis in das eineinhalb Stunden entfernte Zahara vor den Toren von Ronda, wo wir unser Quartier für die kommenden drei Nächte bezogen, das 4-Sterne Hotel „Cortijo Salinas“. Malerisch gelegen zwischen Olivenhainen mit einem traumhaften Blick auf das Umland und den Stausee von Zahara.

29.04.2012 – Sierra de Grazalema

Das Wort des Tages möchte ich an dieser Stelle gleich vorweg nehmen: „FEUCHTFRÖHLICH“. Geweckt wurden wir durch ein leises Plätschern vor dem Fenster - es regnete. Nichtsdestotrotz bestiegen wir nach einem köstlich spanischen Frühstück um 9 Uhr unseren Bus und fuhren durch einen Regenbogen hindurch nach Grazalema oder besser gesagt vor die Tore des Städtchens zu unserem Treffpunkt mit Jo, unserer heutigen Wanderführerin. Zusammen mit ihrem Mann Fernando hatte sie leckere Lunchpakete für uns vorbereitet, die wir auf unsere Rucksäcke verteilten. Um den kurzzeitigen Sonnenschein auszunutzen, machten wir uns umgehend in die Spur für unseren
Rundweg entlang malerisch gelegener Weiden mit vereinzelten Farmen am Wegesrand. Querfeldein ging es außerdem  durch einen verwunschenen Wald von Korkeichen. Mit mühsamer Handarbeit wird die Rinde der knorrig aussehenden Bäume alle sieben bis neun Jahre geschält und zunächst per Esel und anschließend per Lastwagen zum verarbeitenden Betrieb transportiert, wo der Kork dann verarbeitet wird. Die Produktpalette ist dabei enorm. Sei es als Dämmstoff, Bodenbelag und Dichtungsmaterial oder auch als Schuheinlage, Pinnwand oder Weinkorken. Nach ca. vier Stunden Fußmarsch schloss sich der Kreis und Miguel brachte uns nach einer halben Stunde Fahrt wieder ins trockene Hotel. Dort machten wir es uns im kuschlig warmen Kaminzimmer bei Kaffee und Tee gemütlich ehe wir 16:30 Uhr die Fahrt nach Ronda antraten. Bei einem Stadtrundgang bestaunten wir die schwindelerregende Brücke „Puente Nuevo“, von deren Brüstung dich der Architekt José Martin de Aldehuela im Jahr 1802 nach rund 50 Jahren die 80 Meter in die Tiefe gestürzt haben soll. Die Legende besagt, er sei so überwältigt von der Frucht seiner Schaffenskraft gewesen, dass er der Meinung war, nie wieder etwas so Schönes zu Gesicht zu bekommen und deshalb seinem Leben ein Ende setzte.
Feuchtfröhlich ließen wir den Abend dann in urig spanischem Ambiente bei Wein und andalusischem Essen im „Restaurante Macias“ an der Stierkampfarena von Ronda ausklingen.

30.04.2012 – El Chorro

Heute führte uns der Weg zum Stauseengebiet „El Chorro“, von wo aus wir am Stausee des Guadalhorce zu unserer vierstündigen Wanderung starteten. Es hieß auch heute 9 Uhr Abfahrt. Erster Halt war das Städtchen Campillos, wo wir uns im Supermarkt mit Wasser, Baguette und Keksen für unterwegs eindeckten. 10:45 wurden wir dann von Toni, unserem heutigen Wanderführer, begrüßt. Entlang der drei großen Staudämme des Nationalparks El Chorro, ehemaliger Felswohnungen und mit Palmengewächsen und Pinien begrünten Wäldchen genossen wir einen idyllischen Wanderweg. Die Temperatur war mit 12 Grad sehr angenehm, so dass wir nicht allzu sehr ins Schwitzen kamen. Besonders eindrucksvoll war der Blick auf den Königspfad, den „Caminito del Rey“. Jener Pfad, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts als Transportweg für Materialien, die für den Bau des Wasserkraftwerks von El Chorro nötig waren. Der teilweise nur einen Meter breite und über teilweise 200 Meter tiefe führende Felspfad erhielt seinen Namen von König Ferdinand XIII, als dieser im Jahr 1921 während der Einweihungsfeierlichkeiten des Staudamm Guadalhorce die Eröffnung des Kraftwerks feierlich unterschrieb. Heute ist der ehemalige Transportweg stark verfallen und das Betreten ist unter Strafen von bis zu 30.000 Euro Bußgeld verboten. Trotzdem wagen es jährlich eine Handvoll abenteuerlustige Wanderer und Kletterer und setzen sich über das Verbot hinweg. In den Jahren 1999 und 2000 kam es sogar zu Todesfällen.
Nachdem wir unseren ungefährlichen vierstündigen Weg absolviert hatten, fuhr uns Miguel bei prasselndem Regen zurück nach Ronda. Auf halbem Weg zum Hotel, nahmen wir eine kleine Abzweigung und fuhren in die Weinberge zur Bodega „Los Frutales“, wo uns Moses, der Sohn des Winzers, in Empfang nahm, um uns die heiligen Hallen der Weinherstellung zu zeigen. Gekrönt wurde die Führung durch die Verkostung von vier edlen Tropfen, die hier gekeltert werden.
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war dann das fulminante Grillabendessen in unserem idyllischen Landhotel, das unsere Gaumen bis in die späten Abendstunden mit fleischigen Delikatessen verwöhnte. Vor dem Schlafen gehen hieß es dann nochmal Luft anhalten, als zwei unserer mitreisenden Herren als Matadore in den Ring gegen einen liebevoll vom Hotelpersonal gebastelten Stier antreten mussten. Die Terrasse des Hotels verwandelte sich in diesem Moment in eine tosende Stierkampfarena - Olé!

01.05.2012 – El Torcal, Antequera

Bei blauem Himmel und Sonnenschein verabschiedeten wir uns vom Anwesen des Hotels „Cortijo Salinas“ und fuhren in das „Herz Spaniens“, die Region von Antequera. Das Städtchen trägt diesen Beinamen durch seine geografische Lage am Knotenpunkt der Hauptverkehrsbindung zwischen Málaga, Cordoba, Sevilla und Granada. Unweit des Ortes befindet sich in 1.100 bis 1.400 Meter Höhe das 1978 zum Nationalpark erklärte Areal „El Torcal“. Charakteristisch sind die phantastischen Gesteinsformungen aus Kalk, die aufgrund von Faltung und
Kohlensäureverwitterung an aufeinandergestapelte Eierkuchen erinnern.  In etwa drei Stunden wanderten wir entlang der fünf Kilometer langen Runde durch teilweise enge Felsspalten, malerische Lichtungen und kleine Ginsterbüsche. Am Ende und zugleich Ausgangspunkt angekommen wurden wir mit einem herrlichen Ausblick belohnt. Aufgrund der klaren Fernsicht waren sogar die Küste von Málaga sowie die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada zu erblicken. Nach einer halben Stunde Fahrt bergab erreichten wir erneut Antequera, wo wir entlang der verwinkelten Gassen bis hinauf zur Stadtburg bummelten, Kaffee tranken und die Sonne genossen, ehe wir unsere Tour in die Alpujarras fortsetzten. Unser Quartier für die kommenden vier Nächte in Capileira erreichten wir nach zweieinhalb Stunden Fahrt, wobei der letzte Teil der Strecke über steile Serpentinen bis auf 1.436 Meter Höhe führte. Diese Nacht verbrachten wir demnach im zweithöchst gelegenen Ort von ganz Spanien.

02.05.2012 – Alpujarras

„Berge pur!" hieß heute unser Motto als wir uns am Morgen bei strahlendem Sonnenschein auf die Socken machten, um das in 2.000 Metern Höhe liegende ehemalige „Cortijo las Tomas“ zu erklimmen.  Entlang von Gebirgsbächen ging es über Stock und Stein entlang malerischer Pfade,
deren teilweise steile Wegführung uns ins Schwitzen brachte. Etliche Cortijos säumten unseren Weg, die traditionell in den Sommermonaten bewohnt waren, um Vieh zu züchten sowie Obst und Gemüse für den Rest des Jahres zu erwirtschaften. Bewässert wurden diese Anlagen mittels Kanalsystemen, die bereits durch die Römer geschaffen und von den Mauren perfektioniert wurden. Am Gipfel angekommen genossen wir am Nachmittag einen belohnenden Blick ins Tal des Poqueira Flusses, der an dieser Stelle durch zwei Gebirgsbäche der Sierra Nevada gespeist wird. Am Fuße des Muhacen, die mit 3.492 Metern die höchste Erhebung  Kontinentalspaniens, stärkten wir uns für den Abstieg. Auf dem Weg zurück zu unserer Finca begegneten uns zahlreiche Ziegen und Pferde, sogar einige Steinböcke waren zu sehen, die sich in den grünen nassen Wiesen satt fraßen. Am Abend fielen wir dann geschafft und glücklich in die Betten.

03.05.2012 – Granada

Heute erwartete uns das kulturelle Highlight unserer Reise - die Alhambra. Die gesamte Stadt Granada liegt wunderbar eingebettet in die Bergwelt der Sierra Nevada und so bietet sich von verschiedenen Ausblickpunkten der Stadt ein regelrecht brachialischer Blick auf das Zentrum: die Stadtburg Alhambra ragt über den umliegenden Häusern empor und dahinter erstrecken sich die bis in eine Höhe von 3.492 Meter empor ragenden schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada.
Auch uns blieb der Atem weg als wir die engen verwinkelten Gassen des jüdischen Viertels hinter uns gelassen hatten, und diesen Blick gewannen. Weiterer Höhepunkt unseres Stadtbummels war die wohl hellste Kathedrale der Welt, die „Santa María de la Encarnación de Granada“ beeindruckt nicht nur mit ihrer Größe sondern auch mit ihren zwei parallel zum Hauptschiff stehenden Orgeln. Zur Mittagszeit kehrten wir in ein urig belebtes Restaurant nahe der zentralen Promenade zum Tapas essen ein und ließen uns kleine Fleischbällchen, Tintenfischringe und Tortilla mit Aioli schmecken. Vor den Türen des Restaurants versammelten sich junge spanische Familien in Sonntagskleidung zum spontanen Flamencotanz. Überall in der Stadt waren aufgrund des lokalen Feiertags herausgeputzten Damen, Herren und Kinder zu bewundern, die in ihren farbenfrohen Trachten die Straßen belebten.
Der Nachmittag gehörte dann ganz der Alhambra mit ihren verwunschenen Gärten, nasridischen Palästen und arabischen Wasserspielen. Im Anschluss kehrten wir zurück in unsere Finca „Los Llanos“ in Capileira, wo wir den Tag bei leckerem Rotwein ausklingen ließen.

04.05.2012 – Pampaneira, Bubion, Trevelez

Zu Fuß erkundeten wir heute die drei weißen Dörfer des Poqueira-Tals. Bei blauem Himmel und Sonnenschien ging es zunächst bergab zur Überquerung des Flusses, zu jener Seite des Tals, auf dem in den Frühlings- und Sommermonaten das Vieh gehalten wird. Uns begegneten sowohl Schafe und Ziegen als auch Kühe, die auf den blühenden Wiesen weideten. Unsere mittägliche Rast machten wir auf einer idyllischen Wiese mit einem atemberaubenden Panoramablick auf die romantisch anmutenden Dörfer Capileira, Bubion und Pampaneira. Das letztere Örtchen erreichten wir gegen 13 Uhr. Im Informationsbüro, welches der Agentur unseres Wanderreiseleiters Pablo
gleichzeitig als Büro dient, erhielten wir interessante Informationen zur Region ehe wir unsere Wanderung bergauf durch die engen steilen Gassen fortsetzten. In Bubion machten wir an einer kleinen Teppichweberei Halt, in der uns Anna an einem antiken Webstuhl aus Pinienholz die traditionelle Herstellung der hiesigen Teppiche demonstrierte. Nach einer Erfrischungspause im Hotel machten erwartete uns um 17 Uhr das höchstgelegene Dorf Spaniens, der Ort des Schinkens Trevelez. Empfangen wurden wir durch Felix, der uns in einwandfreiem britischen Englisch durch die Produktionshallen der Schinkentrocknerei von Vallejo führte. Das Familienunternehmen verfügt über vier Mitarbeiter, die sich um die Verarbeitung der rund 80.000 Schinken kümmern. Abgerundet wurde die Führung durch eine  feuchtfröhliche Verkostung, bei der lokaler Rotwein gereicht wurde.

05.05.2012 – Küstenwanderung

Die Berge weinten über unseren Abschied als wir die Serpentinen der Alpujarras entlang in Richtung Küste fuhren. Am Stadtpark von Almunecar wartete bereits Aitor auf uns, unser heutiger Wanderreiseleiter. Aitor ist Biologe und studierte einige Jahre an der Universität von Bonn, so dass er ein fließendes Deutsch spricht und uns so auf charmante Art und Weise die Flora und Fauna seiner Heimat näher bringen konnte. Im Park „El Majuelo“ sind die Überreste einer arabischen Pökelanlage zu sehen sowie eine Vielzahl an tropischen und subtropischen Palmenarten. Wenig später begannen wir unsere sechs Kilometer lange Küstenwanderung im „Paraje Natural Acantilados de Maro“ vorbei an einer Fülle von Rosmarinsträuchern, ehemaliger Festungsanlagen und Buchsbäumchen. Nach einem Fußmarsch von zwei Stunden erreichten wir eine malerische Badebucht mit einem netten kleinen Café, wo wir ein Stündchen Mittagspause einlegten.
Am späten Nachmittag erwartete uns ein weiterer Höhepunkt der Reise - die Tropfsteinhöhle von Nerja, die im Jahr 1959 von einigen Kindern beim Spielen entdeckt wurde und seitdem mit den Sehenswürdigkeiten in Madrid und Barcelona konkurriert.  Die „Cuevas de Nerja“ sind fast fünf Kilometer lang, wobei lediglich der vordere Teil öffentlich zugänglich gemacht wurde. Die hinteren Teile des Höhlensystems sind bisher Geologen und Höhlenforschern vorbehalten. Am Abend unternahmen wir nach dem Abendessen noch einen kleinen nächtlichen Verdauungsspaziergang durch die belebten Gassen zum „Balkon von Europa“. Bis zum Erdbeben im Jahr 1884 stand hier eine Festung. Im Folgejahr der bedauerlichen Zerstörung vieler Gebäude besuchte König Alfonso XII. das Städtchen Nerja. Ihm zu Ehren ist heute eine lebensgroße bronzene Statue an Ort und Stelle zu finden.

06.05.2012 – Malaga

Nach einer vom Meeresrauschen begleiteten Nacht wurden wir vom Sonnenschein geweckt, der die Costa del Sol nochmal von ihrer schönsten Seite präsentierte. Mit gepackten Koffern schloss sich der Kreis, indem wir in die Provinzhauptstadt und zugleich sechstgrößte Stadt Spaniens Malaga fuhren. Um 10:30 Uhr trafen wir unsere örtliche Deutsch sprechende Reiseleitung Vivienne an der Kathedrale im Stadtzentrum. Zusammen fuhren wir zunächst entlang des Stadtstrands und Rathauses hinauf auf den Hausberg der Stadt, von dessen erhaltenen Burgmauern wir einen wunderbar klaren Ausblick auf die Stadt mit der Stierkampfarena, der Kathedrale und Hafen
werfen konnten. Anschließend ging es zu Fuß weiter. Auf unserer Route passierten wir unter anderem das Geburtshaus von Picasso, den „Platz der Konstitution“ und die Haupteinkaufsstraße. Im Anschluss an die heutige sonntägliche Messe, hatten wir das Glück, die imposante Kathedrale von Malaga zu besichtigen. Im geschäftig spanischen Ambiente hieß es dann in der Tapasbar „El Pimpi“ Abschied nehmen. Bei einem Glas süßem Malagawein, Tortilla und überbackener Aubergine plauderten wir über die vergangene lustige Wanderwoche ehe wir zum Flughafen fuhren und gen Heimat abhoben.

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