Reisebericht: Rundreise Türkei – geheimnisvolles Morgenland

02.10. – 17.10.2010, 16 Tage Rundreise mit Ankara – Hattuscha – Trabzon – Sumela Kloster – Ani – Berg Ararat – Van See mit Akdamar – Nemrud Dag – Atatürk–Staudamm – Göbekli Tepe – Sanliurfa – Kappadokien


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Unsere Reise führte uns in die zentral- und ostanatolischen Regionen der Türkei und damit in ein Land, das nicht umsonst als Wiege der Zivilisation bezeichnet wird. Dutzende von Hochkulturen waren über Jahrtausende hier sesshaft.
Unsere Reise führte uns in die zentral- und ostanatolischen Regionen der Türkei und damit in ein Land, das nicht umsonst als Wiege der Zivilisation bezeichnet wird. Dutzende von Hochkulturen waren über Jahrtausende hier sesshaft, hinterließen Siedlungsspuren, aber auch Spuren im kulturellen und sozialen Gedächtnis der Bevölkerung. Einige der ältesten Städte der Menschheit, Harran und Sanliurfa, sind hier zu finden. An den Ufern von Euphrat und Tigris regten sich schon in der Frühzeit menschlicher Geschichte vielfältiges sozial und wirtschaftlich organisiertes Leben, Austausch und Kommunikation. Das erahnt man bei der Besichtigung der weg­weisenden Aus- grabung des frühsteinzeitlichen Kult- und Siedlungsplatzes Göbekli-Tepe (älter als Jericho).
Eine Entdeckungsreise nach Ostanatolien soll uns also auf die Spuren dieser alten Zivilisationen und darüber hinaus bis in die Gegenwart führen, uns aber auch den Blick für die Besonderheiten und aktuellen Lebensverhältnisse der Menschen öffnen sowie die Weite und karge Schönheit der Landschaft zu einem Erlebnis werden lassen.
Ein Reisebericht von
Dr. Jutta Petzold-Herrmann
Dr. Jutta Petzold-Herrmann

02.10.–03.10.2010

Nach einem gemeinsamen Flug ab Berlin-Tegel erreichten wir mit Verspätung Istanbul. Da die Maschine nach Ankara pünktlich gestartet war, erreichten wir schließlich mit einem späteren Flug in der Nacht Ankara und trafen dort auf unseren örtlichen Reiseleiter Orhan, mit dem wir zum Hotel Almer fuhren.
Der nächste Tag begann mit einem ersten Kennenlernen der Haupt­stadt der Türkei, Ankara. Sie liegt etwa 1000 Meter ü. d. M., hat mehr als 4 Mio. Einwohner und eine lange Geschichte, die als hethitisches Siedlungsgebiet begann. In der Folge bemächtigten sich Phryger, Perser, Make­donier (Alexander der G.) der Stadt; später wurde sie von Römern und Byzantinern vereinnahmt und ging ab 1360 endgültig in Osmanen­herr­schaft über. Erst mit der Ausrufung der Türki­schen Republik 1923 wurde Ankara zur Hauptstadt ernannt.
Unser erster Besuch galt dem „Museum für Anatolische Zivilisation “, einem ehe­maligen Basar unterhalb der Zitadelle, das die spektakulärsten Funde aus der hethitischen Hochkultur, von assyrischen Handels-plätzen, aus Urartu, aus Phrygien, Lydien und anderen bedeutenden Fundplätzen aufbewahrt. Besonders interessant war die Rekonstruktion eines Wohnplatzes aus Catalhüyük mit dem typischen Einstieg über das Dach und den Gräbern unter dem Fußboden.
Anschließend bestiegen wir die Zitadelle und genossen einen herrlichen Blick über die Stadt. Am Nachmittag besichtigten wir das Atatürk-Mausoleum, eine weit- räumige Anlage, die archi­tektonisch viele Anknüpf-ungspunkte zur Tradition und Geschichte des Bauens in der Türkei wie auch zur europäischen Moderne der Architektur bietet. Das Mauso­leum mit dem 40 t schweren Marmorsarg bietet detailgenau Unterlagen und Gegenstände aus dem Leben von Mustafa Kemal Atatürk. Eine Stadtrundfahrt durch verschiedene Stadtteile und das Regierungsviertel ermöglichte es uns, einen Eindruck von der Dimension der großzügig angelegten Stadt zu erhalten.

04.10.–05.10.2010

Heute ging unsere Fahrt zunächst nach Hattuscha, der legendären Hauptstadt der Hethiter.
Hattuschas Besiedlung ist seit ungefähr 5000 Jahren belegt, um 1900 v. Chr. ließen sich auch assyrische Händler nieder, um 1800 v. Chr. wurde die Stadt jedoch zerstört und 200 Jahre später wieder aufgebaut. Mit dem Niedergang des hethitischen Reiches gegen 1200 v. Chr. im Zuge der Eroberung durch die Seevölker verlor auch die Stadt ihre Bedeutung.
Das weiträumige Gelände, UNSECO-Weltkultur­erbe, liegt auf einer hügeligen Hochfläche, zwischen den einzelnen Grabungsstätten kann man mit dem Bus fahren. Zunächst haben wir uns die Unterstadt mit ihren weitläufigen, fast zyklopenartig erhaltenen Resten der Umfassungsmauern von Tempeln und anderen Gebäuden angesehen, danach fuhren wir zu den Toren der Stadtmauer sowie zum künstlichen Wall, von dort aus ging es zu den Hieroglyphen-Steinen, der Südburg und anschließend auf die Akropolis. Die Mächtig­keit der Anlage sowie die ausgefeilte Bautechnik beeindruckten uns alle.

Nach einem Mittagessen in einer ländlichen
Gaststätte besuchten wir das Fels­heilig­tum Yazilikaya. Dem Betrachter öffnen sich mehrere, in den Felsen gehauene Kammern, an deren Wänden sich reliefartig gestaltete Prozes­sionen von Göttern befinden (wahrschein­lich hurritisch - wie der Wettergott Teschup, die Son­nengöttin Hepat sowie Scha­rumma, ihr Sohn). Besonders eindrucksvoll: das Relief, das Herrscher Tuthaliya IV. mit Rundhelm und Krummstab zeigt. Er wird, wie es Tradition war und weitere Jahrhunderte sein wird, von Göttern umarmt (hier Scharumma) und damit in den „Olymp“ geholt und aufgenommen.
Nach diesem großen Erlebnis ging die Fahrt nach Samsun weiter. Hier wurden wir leider mit viel Regen „empfangen“.
Am nächsten Tag lernten wir die türkische Schwarzmeerküste kennen, es regnete ununter-brochen. Das hoch aufragende Pontische Gebirge längs der Küstenstraße hat wesentlichen Anteil daran. Sehr einladend wirkte dieses Gebiet jedoch auch nicht, touristische Infra­strukturen sind nur in Ansätzen vorhanden.
Nach dem Besuch einer Teefabrik in Tirebolu, durch die uns der Besitzer selbst führte und einer anschließenden Teepause erreichten wir gegen 16 Uhr Trab­zon und besichtigten die Hagia Sophia. Diese Kirche, gegen 1204 von den aus Konstantinopel geflüchteten Komnenen errichtet, die hier unter Alexios Komnenos V. ein kleines Kaiserreich gründeten, liegt oberhalb des Hafens auf einem Hügel. Sie hat kreuzförmigen Grund­riss mit drei Längs- und einem Querschiff. Innen befinden sich byzantinische Fresken und am Südportal ein Fries mit der Adamsgeschichte.

06.10.–08.10.2010

Auf der Strecke nach Erzurum war am nächsten Morgen das Kloster Sumela erstes Ziel unserer Besichtigung. Zunächst wurde das Wetter immer schlechter, am Zigane-Pass konnte man fast mit Schnee rechnen. Das Kloster lag im leichten Dunst und schwebte so für uns fast „mystisch“ am Felsen. Obwohl wir einige Kilometer mit kleinen Transportbussen bis fast an die Klostermauern gefahren wurden, gab es doch noch einen mühevollen Aufstieg bis zum Eingangsbereich.
Unser Weg führte uns zuerst zur Grottenkapelle, die mit Fresken im griechisch-byzantinischen Stil bis in die kleinste Ecke bemalt ist. Jedoch sind uns viele Beschädigungen aufgefallen.
Im 5. Jahrh. wurde das Kloster von den griechischen Mönchen Barnabas und Sophronius angelegt (Legende), um eine vom Evangelisten Lukas gemalte Marienikone würdig zu hinterlegen. Seit dieser Zeit gilt das Kloster als Pilgerstätte. 1923 verließen die Mönche im Zuge des Staats­vertrages mit Griechenland die Türkei. Sie haben sich später bei Thessaloniki niedergelassen. 1931 brachten Mönche das Marienbild und ein Evangeliar aus Sumela nach Athen. Weitere Räume konnten besichtigt werden, bevor es wieder in Richtung Tal und zur Weiterfahrt ging.
Gegen 18.00 Uhr gelangten wir in Erzurum an und fuhren, da die Innenstadt wegen Vorbereitungen zu sportlichen Wettkämpfen nahezu gesperrt war, gleich zum Hotel Palan. Nach diesem erlebnisreichen Tag bildete das liebevoll hergerichtete Büfett einen „schmackhaften“ Abschluss.
Der nächste Tag begann mit freundlichem Wetter und zunächst besichtigten wir die von Alaeddin Kaykobad II. gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtete Medrese. Mit viel Reliefschmuck versehen, im Inneren mit Galerien ausgestattet und vier Iwanen, nach vorn offenen separierten Räumlichkeiten, ist dieses Gebäude heute ein Museum. Die Ulu Cami, die älteste Moschee der Stadt, konnten wir wegen Baumaß­nahmen nur von außen sehen.
Auf der Weiterfahrt gelangten wir über Kars nach Ani, der legendären Stadt an der armenischen Grenze. Vor Kars sahen wir zunächst die ersten Obsidianfelder und jeder konnte nach Lust und Laune kleine und größere Steine sammeln. Vorüber an der Cobandede-Brücke, gelangten wir gegen 15 Uhr in Ani an und konnten uns einen umfassenden Eindruck von der Stadt der ehemals 1000 Kirchen verschaffen. Wir besichtigten die noch gut erhaltene Stadtmauer der armenischen Haupt­stadt, die um 961 von Kars hierher verlegt wurde. In ihrer Glanz- zeit sollen hier mehr als 100 000 Men­schen gelebt haben. Noch heute ragen aus den Tausenden kleinen, mit Gras
überwachsenen Hügeln, mit denen das Gelände übersät ist, Mauerreste alter Gebäude hervor.
Wir besuchten die Reste der Gregorkirche des Tigran Honentz, die Erlöserkirche, die Kathe­drale, die Erlöserkirche des Abugamrentz und die Gagik-Kirche. Die Einsamkeit und Stille dieses Ortes ver- mittelte sich auch uns ganz unmittelbar.  Regen, grauer Himmel und heftige Winde begleiteten uns bei der Abfahrt von Kars in Richtung Ararat und Dogubayazit. Trotzdem war die Stimmung gut. Nach einer Teepause in Igdir näherten wir uns allmählich dem legendären Ararat, dass Wetter verbesserte sich und der Berg zeigte sich, fast bis zur Spitze, in seiner küh­len Unnah­barkeit. Nach einem Kurzbesuch
in der Stadt Dogubayazit, die wir bald darauf erreichten, fuhren wir zum Ishak-Pascha-Palast oberhalb der Stadt. Auf dem Boden urartäischer Festungsanlagen errichtete der kurdische Gouver­neur Ishak Pasa II um 1770-80 diesen Palast, versehen mit reichem, ornamentalen Schmuck und prächtigen Architekturele­menten aus verschiedenen Bauepochen. Beeindruckend ist der Blick auf die umliegenden Berge und die Ebene von Dogubayazit.
Wir übernachteten im Hotel Sim Er mit Direktblick auf den Ararat, aber der Nebel hatte sich wieder über den Berg gelegt und wollte nicht weichen.

09.10.–11.10.2010

Nach einer Rast an den Mura­diye-Wasserfällen gegen 12 Uhr erreichten wir 14.30 Uhr die Urartäer-Festung Tuschpa mit Alt-Van. Das Wetter hatte sich gebessert und schon aus der Ferne erkannte man die Umrisse dieser mehr als 3000 Jahre alten, fast selbst zu Stein gewordenen Festung aus Lehmziegeln, heute UNESCO-Weltkulturerbe. An den Felswänden, die zur Grabkammer von König Ardisti I. führen, erkennt man Keil­schrift­texte über die Taten des dort Begrabenen. Am Südfelsen sieht man an einer nicht begehbaren Stelle einen weiteren Keilschrift-Text in den Sprachen Altpersisch, Elamisch und Babylo­nisch, er soll auf König Xerxes zurückgehen.
Die Stadt Alt-Van wurde 1917 niedergebrannt, verloren ging eine einmalige, fast dreitausend Jahre alte historische Bausubstanz. Die Neu-Stadt Van, unweit davon nach 1925 errichtet, ist jedoch keineswegs ohne Reiz, viel Grün rahmt moderne Gebäudekomplexe und großzügige Alleen.
Am Vormittag des nächsten Tages besuchten
wir die Kelim-Werkstatt URATUHALI in Van und
erhielten Einblick in Gestaltung, Produktion und in das soziale Umfeld der Teppichherstellung. Wir wurden sehr herzlich empfangen, gut beraten und betreut.
Anschließend erreichten wir nach etwa einer Stunde Fahrt die beeindruckende Urartäer-Festung Cavustepe, Residenz von König Sardur II. (764-735 v. Chr.), die ebenfalls, wie Tuschpa, einem lang gestreckten natürlichen Bergrücken ähnlich sieht. Erst aus der Nähe ent­deckt man die Reste der Bebauung. Vorratsräume, Kultstätten, Wohnanlagen reihen sich aneinander, sogar eine urärtäische Toilette ist noch zu sehen.
Nach der Mittagspause am Van-See, der in der Sonne grünlich-blau schimmert, rückte einer der Höhepunkte unserer Reise näher, die Fahrt auf die Insel Ahtamar mit Besichtigung der Heiligkreuzkirche. Bei schönstem Wetter näherten wir uns langsam per Fähre der Insel und hatten, obwohl sich einige Touristen­gruppen mit uns einfanden, doch genug Zeit und auch Platz, um Kirche und Insel ausgiebig zu erkunden.
Die Reliefbänder an den Fassaden der Kirche wirkten auf uns in der herbstlichen Nach­mittagssonne besonders plas­tisch; der leichte rötliche Schimmer der Mauern wurde durch die späte Nachmittagssonne ver­tieft. Die Stille des Vansees mit der Gebirgs­kulisse und die auf dem
Nach der Übernachtung in Tatvan erreichten wir am Vormittag die Stadt Hasankeyf am Tigris, die wahrscheinlich in den nächsten Jahren einem Staudammprojekt weichen wird. Die Festung, die auf der Reise im April noch bestiegen werden konnte, war, auch wegen eines Bergsturzes, schon gesperrt, auch der vorher mögliche Spaziergang zum Tigris konnte aus diesem Grund nicht mehr stattfinden. Allein der Stadtkern der kleinen Stadt, die sicher bald nicht mehr zu besuchen sein wird, war für die wenigen Touristen, die sich vor Ort befanden, zu besuchen. Hasankeyf, ursprünglich als römischer Grenzposten (Cephe) gegen die Perser errichtet, wurde später byzantinischer Bischofssitz. Die schwarzen (Basalt) Stadtmauern von Diyar­bakir
(Kara Amid) waren schon aus der Ferne zu sehen, als wir am Nachmittag dort ein­trafen. Von einem Aus- sichtspunkt aus hatten wir einen umfassenden Blick auf die Tigris-Auen und die Stadt. Sie ist eine der malerischsten und leb­haftesten Städte der Türkei, bekannt aber auch als Hoch­burg kurdischer Stämme und ihrer politischer Gruppierungen sowie als Garnisonsstadt. Eine bewegte Vergangenheit prägt die Stadt, die in ihrer Frühzeit zu Nord- mesopotamien gehörte, Perser, Römer, Byzantiner, Araber u. a. in ihren Mauern aufnahm und heute eine expandierende, aber immer noch exotische Provinzhaupt­stadt ist. Wir unternahmen einen Bummel durch die Altstadt und tranken Tee im Hasan Pasa Hani, dem historischen Handelszentrum im Stile einer Karawanserei. Auch heute noch pulsieren hier „Handel und Wandel“. Ein Besuch in der Chaldäischen Kirche unweit des Hani lohnt sich stets.

12.10.–14.10.2010

Nach einem ausgiebigen Frühstück wartete auf uns ein weiterer Höhepunkt unserer Reise - die Besteigung des Nemrut Dagi. Zunächst fuhren wir über Siverek zur Euphratfähre, setzten über und stiegen in Kleinbusse, die uns das Hotel zur Verfügung gestellt hatte. In der Ferne war schon bald der eigentümliche Bergkegel, das Grab des Seleukiden Antiochus I. von Kommagene (69 -38 v. Chr.), zu sehen. Mit den Bussen gelangten wir schließlich bis in eine Höhe von ca. 1900 m, von da an ging es per Fuß­marsch über Schotter­wege oder mit Esel auf die Kuppe (2100 m). Oben angekom­men (Ostterrasse, danach Umgang zur
West- terrasse), stand man mit Ehr­furcht vor den Resten der steinernen Ahnengalerie mit den väterlichen (persischen) und mütter­lichen (seleu­kidisch-griechischen) Vorfahren von Antiochus. Er selbst ist eingebettet und umrahmt von Fortu­na, Zeus Oromasdes, Apollon, Hermes, Herakles. Die großen östlich-westlichen Tra­ditionen der Seleukidenherr­schaft, die sich auf Alexander den Großen beziehen, scheinen so von den Göttern gesegnet und König Antiochus ist, ihnen in Würde gleichgesetzt, in ihren Olymp aufgenommen.
Der Schotterberg (50m), sein Grab, konnte bis heute nicht geöffnet werden.
In einer Seitennische hatten wir, die Reiseleiter, ein kleines Picknick vorbereitet, das von allen Gästen dankbar angenommen wurde. Der Abstieg war mühsam. Nach kurzer Pause auf Fuß des Hügels stiegen wir wieder in die Kleinbusse und erreichten nach einer Stunde Fahrt durch schwindelerregende Gebirgs­massive die gut erhaltene römische Brücke des Septimius Severus über den Cendere, 198 - 200 erbaut. Aus dem Inschriften­bestand ist der Name des Geta (Bruder des Caracalla und Sohn von S.S.) zu späterer Zeit gelöscht worden.
Danach sahen wir ein Kleinod der Kunst­geschich­te - das völlig frei und ohne Schutz stehende Großrelief, das Antiochus I. mit Herakles darstellt, die sich, beide im vollen Ornat, begrü­ßen. Die plastisch-ideelle Aura der manns- hohen Relief­platte ist legendär und zutiefst berührend. Unter­halb des Monuments führt ein Tunnel mit steiner­ner Mündung in eine Tiefe von 158 m, oberhalb sind die Reste der Burg Eski Kale zu besichtigen.
Unser nächstes Ziel war Karakus - das von Mithridates (II.) gestiftete Grabmal (Hierothesion) für seine Mutter Isias, seine Schwester Antiochis und Nichte Aka.
Nach dem Frühstück fuhren wir zunächst zu einem Stopp zum Staudamm des Atatürk-Stausees und erreichten danach am Vormittag Göbekli-Tepe, eine der weltweit bedeutendsten Ausgrabungen jung- steinzeitlicher Kult- und Siedlungsplätze in der Nähe von Sanliurfa. 11000 Jahre alte Steinkreise, Brunnen, Treppen­anlagen und eine wahrscheinlich hohe Besied­lungsdichte lassen die noch gängigen Erkenntnisse über die Periode der Jäger und Sammler ins Wanken geraten. Die Ausgrabung wird vom Deutschen Archäo­logischen Institut (Prof. Klaus Schmidt) geleitet, deshalb waren auch deutsche Studenten vor Ort und gaben uns gern Auskunft.
Gegen Mittag gelangten wir in Harran an, eine der ältesten Städte dieses Kulturkreises. Schon im Alten Testament erwähnt (Abrahams Familie), wurde in der Stadt über 2000 Jahre (von ca. 1600 v. Chr. - 382) der Gottheiten (Sin und Schamasch) gedacht. Der Sin-Tempel entwickelte sich zum Zentrum des Kultes, den Assyrer und Babylonier über lange Zeiträume förderten. Später geriet die Stadt in parthisch-römische Auseinandersetzungen, im 6. Jahrh. nahmen die Truppen des Kalifen Omar den Byzantinern die Stadt nahezu kampflos ab. Die letzten Omayaden­herrscher errichteten hier eine große Residenz, ihnen wird auch die Stiftung der Ulu-Moschee zugeschrieben.
In einem Komplex von Trullihäusern nach nordsyri­scher Bauart konnten wir eine Tee­pause ein­legen, bevor wir nach Sanliurfa (Edessa, Stadt des sagenhaften Königs Nim­rut, des Ur­königs von Urfa) zurück­fuhren. Hier sahen wir die berühmte Halil-Rahman-Medrese, die legendären Karpfenteiche, besuchten die Abraham-Grotte und den Basar.
Gegen 7.30 Uhr begann am nächsten Tag unsere Weiterfahrt, die uns über
Antakya nach Adana führen sollte. Am frühen Vormittag erreichten wir Antakya (Antiochien am Orontes, 301 v. Chr. von Seleukos Nikador gegründet)), und wurden dort zunächst vom Vorstand der griechisch-orthodoxen Kirche empfangen. In der Kirche, in der auf Ara­bisch gepredigt wird, erfuhren wir viel über
die Geschichte der Stadt und der Gemeinde. Anschließend besuchten wir das über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Mosaik-Museum mit Mosaiken aus dem antiken Vorort Daphne sowie die Grottenkirche St. Peter (hier soll die Bezeichnung Christ als Anhänger Jesu entstanden sein). Über Iskenderum führte uns die Straße am Mittelmeer entlang, vorbei auch an der Schlangen-Festung der Kreuzfahrer, bis wir abends in Adana ankamen.

15.10.–17.10.2010



Am nächsten Tag erreichten wir nach kurzer Fahrt die Stadt Tarsus, eine Stadt, deren Wurzeln mehr als 5000 Jahre zurückreicht. Ihre Lage, frü­her am Meer und am südlichen Ausgang des Taurus, der Kilikischen Pforte, begün­stigte ihre wirtschaftliche Bedeutung als Umschlagplatz für Waren. Nach langer hethitischer Blütezeit setzte sich die Bedeutung der Stadt auch unter römischer Herrschaft fort. Hier soll 41 v. Chr. Antonius die ägyptische Königin Kleopatra empfangen haben. In Erinnerung daran ist wahrscheinlich das so- genannte Kleopatra-Tor errichtet worden. Der Apostel Paulus stammte aus dieser Stadt, das Christentum fand hier jedoch erst im 4. Jahrh. Verbreitung. Wir schöpften uns Wasser aus dem Paulus-Brunnen, legten eine Teepause ein und fuhren weiter, durch das landschaftlich beeindruckende Gebiet der Kilikischen Pforte, auf die zentral­anatolische Hochebene.
Unser erstes Ziel in Kappadokien war die kleine Stadt Nigde und das Eskigümüsler Felsenkloster. Tief in den Tuffstein eingegraben, der durch vulkanische Aktivitäten (Eriyces) entstand, prä­gen diese Region Tausende Höhlen­wohnun­gen, und -kirchen, ja ganze ausgehöhlte Städte wie Derin­kuyu, die bis zu 80 m
tief in die Erde rei­chen. Die Tuff­steinkegel wie Uchisar und Orthahisar wiederum zeigen den Höhlenbau in einer Höhe bis zu 100 m. Dort hinaufgestiegen, hatten wir eine prächtige Aus­sicht auf diese bizarre Felsenwelt. Das Tal der Mönche (Pasarbag) lud uns zu einigen Kletterpartien ein, vor allem an der Simeonskirche.
Der nächste Tag war allein Kappadokien vor­behalten, zunächst starteten unsere Ballonfahrer am sehr frühen Morgen zum Ausflug. Sie kehrten nach mehr als zwei Stunden begeistert von der Fahrt zurück. Nach dem Frühstück besichtigten wir den Göreme-Nationalpark mit seinen zahlreichen Höhlenkirchen, anschließend fuhren wir zu besonders bizarren Felsformationen wie dem „Kamel“, die drei „Grazien“ und weiteren Aussichtspunkten.
Gegen 16 Uhr starteten wir von dort und gelangten nach mehr als zwei Stunden Fahrt an eine seichte Uferzone des Großen Salzsees, Tuz Gölü. Hier konnte man etwas in den See hineinlaufen und auch nach Salzkrümel Ausschau halten.
Am Abend erreichten wir unser Hotel in Ankara und flogen am nächsten Tag nach Berlin zurück.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht