Reisebericht: Byzanz und die antiken Schätze der Westtürkei

29.03. – 07.04.2013, 10 Tage Rundreise durch die westliche Türkei: mit Antalya – Perge – Bursa – Istanbul – Troja – Pergamon– Ephesus – Pamukkale – Antalya


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Unsere Reise führt uns von Antalya über das zentralanatolische Hochland nach Istanbul und zur türkischen Westküste mit bedeutenden antiken Stätten wie Ephesos und Pergamon. Neben den Sehenswürdigkeiten der Antike und des Osmanischen Reiches begleiten uns abwechslungsreiche Landschaften und eine vielfältige Natur. Folgen Sie mir einfach noch einmal unserer 10-tägigen Reise durch die Westtürkei.
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1. Tag: Flug nach Antalya

Am Karfreitag lassen wir den nicht enden wollenden Winter in Deutschland hinter uns. Nach einem Sektempfang am Flughafen fliegen wir von Leipzig (bzw. Berlin) via Istanbul nach Antalya und erreichen am späten Abend unser Hotel.

2. Tag: Perge – Afyon

Es ist Frühling, endlich! 20 Grad, es ist grün und überall blüht es. So haben wir es uns gewünscht! Gestern haben wird zu Hause noch Schnee geschippt, den sehen wir hier in Antalya aus sicherer Entfernung auf den Gipfeln des Taurusgebirges.
Nach einer kleinen Stadtrundfahrt verlassen wir die türkische Riviera und erkunden das antike Perge. Kaum einer von uns hat hier so eine imposante Ausgrabungsstätte erwartet. Denkt man doch zuerst an so bekannte Orte wie Troja oder Pergamon an der Westküste. Neben Sehenswürdigkeiten wie dem römischen Bad, Kolonnadenstraße oder Agora zieht zwischenzeitlich eine Landschildkröte unsere volle Aufmerksamkeit an sich.
Auf unserer Weiterfahrt ändert sich in kurzer Zeit das Landschaftsbild: Granatäpfel-, Oliven- und Orangenbäume weichen Kiefern, Pinien und Ackerland. Wir sind im Taurusgebirge. Am Stausee bei Karaca Ören genießen wir unsere Mittagspause.
Nachmittags unternehmen wir einen Spaziergang durch Afyons Altstadt am Fuße des 226 m hoch ragenden Burgberges und besuchen die Ulu Camii (Moschee mit Decken und Säulen aus Zedernholz aus dem 13. Jhd.).

3. Tag: Afyon – Phrygertal – Bursa

Phrygien - wer hat schon mal was von dieser Hochkultur aus dem 12. bis 7. Jhd. v. u. Z. gehört? Am ehesten ist Phrygien wohl durch König Midas und die Geschichte vom Gordischen Knoten bekannt. Zum Teil auf Schleichwegen bewegen wir uns durch eine großartige Landschaft, welche von bizarren Tuffsteinformationen geprägt ist. Als Erstes besichtigen wir am heutigen Ostersonntag das Felsmonument von Aslankaya. Ein Osterspaziergang bei schönstem Frühlingswetter in dieser tollen Landschaft führt uns zum Felstempel Maitas, dem Schlangenfelsen Yilantas und dem Wahrzeichen Phrygiens: Aslantas, dem Löwenfelsen. Hier rahmen zwei aufrecht stehende Löwen das Kybele-Heiligtum ein. An dieser Stelle einen ganz besonderen Dank an Üclerkayasi Kögü, der hier lebt und uns die schönsten Plätze Phrygiens zeigt.
Ach ja: der Osterhase hat sich heute auch ins anatolische Hochland verirrt. In Seyitgazi thront auf einem Hügel das Derwisch-Kloster der Alewiten. Wir besuchen die Moschee und das Klostergebäude. Am Abend erreichen wir Bursa, mit über 2 Mio Einwohnern fünftgrößte Stadt der Türkei.

4. Tag: Bursa – Istanbul

Den Tag beginnen wir mit einem Besuch am Grab von Osman Gazi. In Bursa begann der Aufstieg der Osmanen, von hier aus zogen sie nach Konstantinopel, das sie 1453 eroberten.
Die Ulu Camii, die Freitagsmoschee von Bursa und der Seidenmarkt in der alten Karawanserei sind weitere Stationen.
Wir alle freuen uns schon auf Istanbul. Auf dem Weg dahin überqueren wir bei Yalova mit einer Fähre das Marmarameer. Über die mehr als 1.500 m lange Europabrücke überqueren wir den Bosporus und verlassen Asien. Durch dichten Verkehr fahren wir zum Goldenen Horn, bis wir unser Ziel, den Topkapi-Palast erreichen. Das Kanonentor (türkisch topkapi) gab dem Serail (Palast) seinen Namen.
Der Topkapi-Serail und der darin befindliche Harem waren früher der Inbegriff der exotischen Vorstellungen der Europäer von der Hofkultur der osmanischen Sultane. Das 70 ha große Areal stellt eine Stadt in der Stadt dar. Bei unserem Rundgang durch das Palastgelände (und mit Einigen auch durch den Harem) haben mir besonders gefallen: die Schatzkammer mit dem berühmten Topkapidolch und dem 86-karätigen Löffler-Diamanten, der Lieblingsspeiseplatz des Sultans mit dem goldenen Baldachin sowie der phantastische Ausblick auf den Bosporus und das Goldene Horn.
Unser Tag endet mit einem türkischen Abend in der Kervansaray. Bezaubernde Bauchtänzerinnen mit so klingenden Namen wie Asena oder Emmune verdrehen den Männern den Kopf. Wir sehen Tänze von der türkischen Schwarzmeerküste, Ostanatolien und der Kaukasusregion. Und wer möchte, schwingt zu später Stunde noch selbst das Tanzbein.

5. Tag: Stadtbesichtigung Istanbul

Ein strahlend blauer Himmel bietet den perfekten Rahmen für unsere heutige Stadtbesichtigung. Am Morgen begeben wir uns auf dem Hippodrom-Platz mit dem ägyptischen Obelisken und der Schlangensäule von Delphi.
Die Sultan Ahmed Moschee zählt zu den architektonisch bedeutendsten Sakralbauten in der Welt. Wir in Mitteleuropa nennen sie aufgrund der blau-weißen Fayencen im Inneren meistens „Blaue Moschee". Anfang des 17. Jahrhunderts ließ Sultan Ahmed I. sie in nur 7 Jahren Bauzeit errichten. Sein Bestreben, die Hagia Sophia in ihrer Größe zu übertreffen, gelang dem Sultan jedoch nicht. Im Inneren der Blauen Moschee stehen wir unter der reich verzierten Kuppel mit einer Höhe von 43 m und 23,5 m Durchmesser.
Die Hagia Sophia (Heilige Weißheit), 537 vom byzantinischen Kaiser Justinian eingeweiht, hat eine um 11 Jahrhunderte längere Geschichte als die Blaue Moschee. 9 Jahrhunderte Kirche, dann 470 Jahre Moschee ist sie seit Atatürks Erlass im Jahre 1934 nun Museum. Und so betrachten wir im Inneren Symbole von Christen und Muslimen - ganz nach der Idee des Staatsgründers Atatürk, der mit dem Museum das gemeinsame kulturelle Erbe über das Trennende der Religionen heben wollte.
Die Yerebatan-Zisterne fasste einst 80.000 Kubikmeter Trinkwasser. Wir spazieren auf den neu angelegten Wegen durch die Zisterne. Bis 1987 war sie nur mit Booten zugänglich. Berühmt wurde die Yerebatan-Zisterne als Filmkulisse in einem James Bond Film.
Unsere Schifffahrt auf dem Bosporus führt vorbei an Villen und Palästen wie dem Dolmabahce. Wir queren die beiden Bosporus-Hängebrücken, die Atatürk-Brücke (1973 erbaut, auch Europabrücke genannt) und die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke (1988).
Seit einigen Jahren gibt es wieder Delphine im Bosporus. Und tatsächlich sind einige von Ihnen zwischenzeitlich unsere Begleiter.
Unser Reiseleiter Andreas (eigentlich Cuneyt) hat sich für die Schifffahrt etwas Besonderes ausgedacht: wir kehren nicht auf halben Wege um, sondern fahren weit nach Norden bis Tarabya, von wo aus wir die Bosporusmündung ins Schwarze Meer sehen können. Vielen Dank Andreas!
Am späten Nachmittag führt uns Andreas durch das Gassengewirr des Großen Basars bis zum Gewürzsouk, dem sogenannten Ägyptischen Basar. Die Verkaufsstände sind eine Augenweite. Neben Gewürzen werden auch Süßigkeiten (Halwa), Nüsse und Trockenfrüchte angeboten. Und die Händler sind freundlich, ohne aufdringlich zu wirken.
Unser Tag mit vielen tollen Eindrücken endet mit einem Abendessen im historischen Bahnhofsgebäude. Das Ambiente mit historischen Bildern erinnert an die alten Zeiten des Orientexpress und Agatha Christies „Mord im Orientexpress".

6. Tag: Istanbul – Troja – Canakkale

Nach einem Halt am Istanbuler Fischmarkt verlassen wir mit vielen unvergesslichen Eindrücken die Weltmetropole Istanbul. An dieser Stelle schon einmal ein großes Kompliment und Dankeschön an unseren Busfahrer Süleiman, der uns mit viel Können und der notwendigen Gelassenheit sicher durch das Istanbuler Verkehrschaos gelotst hat.
Unsere Reise führt uns durch den europäischen Teil der Türkei bis zur Fähre in Gelibolu. Unterwegs ergeben sich immer wieder schöne Blicke auf das Marmarameer. Nach unserer Mittagspause im Hafen genehmigen wir uns einen Raki und setzen mit der Fähre auf den asiatischen Teil über. Heute ist ein regnerischer Tag, aber wir haben Glück: mit unserer Ankunft in Troja wird das Wetter wieder freundlicher. Für uns Deutsche ist Troja vor allem verbunden mit dem Namen Schliemanns, dem Schatz des Priamos und natürlich dem trojanischen Pferd. Letzteres versteckt sich gerade unter einem Baugerüst, um wieder aufgehübscht zu werden. Anschließend Fahrt ins Strandhotel Iris bei Canakkale, von wo aus wir einen schönen Sonnenuntergang über der Ägäis erleben.

7. Tag: Pergamon – Asklepion – Kusadasi

Durch die grüne Küstenlandschaft mit vielen Olivenhainen gelangen wir zum Olivenmuseum. Im angeschlossenem Geschäft staunen wir, was man aus Oliven und Olivenholz so alles herstellen kann.
Es geht weiter nach Süden durch Halbinseln, zahlreichen Buchten der Ägäis, schönen Küstenorten wie Ayvalik und vorbei an der griechischen Insel Lesbos.
Mit der Seilbahn in Bergama gelangen wir auf die Akropolis, dem Tempelberg von Pergamon. Hier wo die drei großen Pinien stehen, befand sich also der Zeusaltar, den wir Pergamonaltar nennen. Carl Humann grub ihn in den 1870er Jahren aus und lies ihn nach Berlin bringen. Human ist hier in Pergamon begraben. Ein Aprilschauer unterbricht für kurze Zeit unseren Rundgang durch Pergamon. Der anschließende Ausblick auf Bergama bis zur Ägäis in der Ferne ist dafür umso schöner.
In Asklepion bekommen wir eine Vorstellung wie schon in der Antike die Menschen mit verschiedenen Heilmethoden für Körper und Geist behandelt wurden. Dieses antike Sanatorium ist dem griechischen Gott der Heilkunst gewidmet. Asklepios wird meist mit einem Stab abgebildet, welcher von einer Schlange umschlungen wird und als Asklepiosstab zum Symbol der Heilkunde wurde.
Unsere mit ca. 435 Kilometer längste Tagesetappe führt uns an Izmir vorbei bis nach Kusadasi.

8. Tag: Kusadasi – Ephesos – Pamukkale

Von Kusadasi ein letzter Blick auf die Ägäis und die griechische Insel Samos.
Eines der sieben Weltwunder der Antike steht heute auf dem Programm - der Tempel der Artemis, der Göttin der Jagd und des Waldes. Zutreffender ist wohl, dass wir einen Ort besuchen, an dem mal dieses Weltwunder stand. Außer dem sumpfigen Untergrund, einer Säule und den Fundamenten ist leider nichts mehr vom Artemistempel geblieben.
Ephesos: Es ist gut, dass wir zuerst in Troja und Pergamon waren, denn Ephesos übertrifft sie alle. Die ehemalige Hauptstadt der römischen Provinz Asia hat noch Einiges zu bieten, auch wenn Goten und Erdbeben im Laufe der Jahrhunderte ihre Spuren hinterließen. Wir nehmen uns den gesamten Vormittag Zeit, die weitläufige Anlage zu erkunden. Höhepunkte sind die Kuretenstraße, der Hadrian Tempel, das Große Theater und natürlich das Wahrzeichen von Ephesos, die Celsusbibliothek. Die Bibliothek wurde von dem Stadthalter der römischen Provinz Asia 135 n. Chr. errichtet. Archäologen aus Österreich gelang in 8-jähriger Arbeit die vollständige Rekonstruktion der Fassade.
Ephesos galt mit seinem großen Hafen einst als das wichtigste Tor nach Osten. Es war bereits eine Weltmetropole als Rom noch gar nicht existierte. Später, im 2. Jahrhundert n. Chr. fiel es dann an die Römer.
Ich glaube für die Meisten von uns war Ephesos unter den antiken Ausgrabungsstätten der Höhepunkt auf dieser Reise.
Auf unserer Weiterfahrt haben wir immer wieder schöne Ausblicke auf die grüne Landschaft und die schneebedeckten Berggipfel. Schon aus der Ferne kann man das strahlende Weiß der Sinterterrassen von Pamukkale erkennen - unser morgiges Ziel. Im Hotel Polat Thermal genießen wir die Annehmlichkeiten der Einrichtung wie zum Beispiel die über 30 Grad warme Therme.

9. Tag: Pamukkale – Antalya

Oberhalb der Sinterterrassen von Pamukkale erkunden wir die Ausgrabungsstätte von Hierapolis. Schon die Römer wussten diese Lage an den Thermalquellen zu schätzen.
Die Sinterterrassen sind beeindruckend. Gut, dass die UNESCO dieses Naturwunder unter ihren Schutz gestellt und die Türkei drastische Maßnahmen, wie den Abriss mehrer Hotels, umgesetzt hat Ein großer Teil strahlt wieder weiß. Kaum vorzustellen, dass bis vor einigen Jahren noch eine Straße mitten durch die Terrassen führte und Touristen ungehindert Zugang hatten. Heute können wir in kontrollierten Bereichen die Terrassen besuchen. Jede Sekunde sprudeln 250 Liter Thermalwasser an die Oberfläche. In einem Liter sind 2,2 Gramm Kalk gelöst, der zum Teil ausgeschieden wird, wenn das Wasser die Oberfläche erreicht. So können sich täglich mehrere Tonnen Kalk ablagern.
Bei Denizli erleben wir in einer Teppichmanufaktur, wie aus einem Seidenspinner-Kokon Seide gewonnen und in Teppichen zu wahren Kunstwerken weiterverarbeitet wird. Die Seide wird aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners, gewonnen. Nach dem Verpuppen der Raupen werden die Kokons mithilfe von heißem Wasser oder Wasserdampf vor dem Schlüpfen abgetötet, um zu verhindern, dass die Kokons zerrissen werden.
In der Manufaktur sehen wir wie der Seidenfaden des Kokons abgewickelt wird. 900 bis 1200 Meter Seidenfaden gewinnt man so von einem einzigen Kokon. Ca. 12.000 Kokons werden für ein Kilogramm Seidenfaden benötigt.
Bei einem Apfeltee bestaunen wir wie Seidenfäden in Monate oder gar Jahre dauernder Arbeit zu wertvollen Teppichen geknüpft wurden. Lernen, dass nicht die Größe der Teppiche, sondern die Anzahl der Knoten den Preis bestimmt.
Nachmittag erreichen wir Antalya. Nach einem Bummel durch die Altstadt erreichen wir unser Hotel. Nun heißt es voneinander Abschied nehmen. 6 Gäste werden sich noch in einem schönen Strandhotel an der türkischen Riviera erholen.

10. Tag: Heimreise

Eine sehr schöne Reise geht zu Ende. Via Istanbul fliege wir zurück nach Leipzig und Berlin.
Herzlichen Dank allen Gästen für eine sehr angenehme Zeit und viele anregende Gespräche. Ich wünschen Ihnen beste Gesundheit und noch viele schöne Reisen, vielleicht sehen wir uns ja mal wieder - ich würde mich sehr freuen!
Ihr Reisebegleiter Frank Nimschowski
"Reisen veredelt wunderbar den Geist und räumt mit all unseren Vorurteilen auf." - Oscar Wilde

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank, die Bilder sind so lebendig und zeigen einen sehr guten Blick für Motive und Details, wir waren gleich wieder dort.

Christine Schrön
14.04.2013

Freut mich, dass die Bilder Euch gefallen. Bin schon auf Eure Bilder gespannt.

Frank Nimschowski 14.04.2013

Vielen Dank für die Bilder,die uns an eine schöne und erlebnisreiche Reise erinnern.Deine Reisebegleitung war für uns sehr angenehm und hat Laune auf weitere Unternehmungen mit Dir gemacht.

Ursula Lachmann
28.04.2013

Vielen Dank! Ich bin übrigens gerade aus Istanbul zurück und habe Euch was mitgebracht:-) Bis bald Frank.

Frank Nimschowski 30.04.2013