Reisebericht: Wanderreise Zypern – Insel im Mittelmeer

10.10. – 17.10.2018, 8 Tage Rundreise mit 6 Wanderungen: Agros – Kyperounta – Troodosgebirge – Paphos – Akamas–Halbinsel (60 geführte Wanderkilometer)


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Zypern - Insel der Götter, Mythen und Wanderer. Zwischen Natur und Kultur, zwischen Bergen und Meer fanden wir unser "Glück des Wanderns".
Ein Reisebericht von
Detlef May
Detlef May

Mittwoch, 10.10.2018 Anreise nach Zypern

Auf direktem Weg und pünktlich nahmen wir mit der Charter-Maschine von Dresden Kurs auf die dritt-größte Insel im Mittelmeer und wurden auf Zypern bei strahlendem Sonnenschein von unseren örtlichen Begleitern Mini und Demetris (schreibt sich wirklich so!) empfangen. Auf dem Weg zu unserem Hotel Rodon im Bergdorf Agros stimmte Demetris die Wandergruppen auf die bevorstehenden Tage ein und unser Busfahrer betätigte sich als „Landschaftsgärtner" und schnitt überhängende Äste aus dem Weg, um den Bus nicht zu beschädigen. Eine Straßensperrung konnte auch er nicht aus dem Weg räumen, aber mit viel Geschick und Vorsicht manövrierte er den Bus vorwärts und rückwärts durch enge Gassen - dem jungen Fahrer war anzumerken, dass er seine Arbeit versteht und liebt. Im Hotel gab's bei einem Rosewasser weitere Details zu den bevorstehenden Wanderungen - wir konnten gespannt sein auf wanderbare Tage auf Zypern.

Donnerstag, 11.10.2018 – Der Madari – Naturlehrpfad

Das Troodos-Gebirge, also die „grüne Lunge" Zyperns war unser erstes Wanderziel. Mit einem Oldtimer der Marke „Bedford" fuhren wir stets bergan und immer auf der linken Fahrbahn (das machen alle hier auf Zypern). Demetris versetzte uns in eine Zeit zurück, da mit solchen „Gefährten" einfach Dorfbewohner samt Gepäck, Ziegen, Schafen, Obst, Gemüse und was nicht alles transportiert wurden - Touristen kamen erst viel später. Damit wir verstehen, was wir unterwegs alles sehen, gibt Demetris einen kurzen Abriss in Geologie, Botanik, Geschichte und „Götterkunde". Wir folgen ihm auf dem herrlichen Naturpfad, begegnen keinem Menschen und können die herrlichen Aussichten einfach nur genießen. Auch auf Zypern sind die Spuren langanhaltender Trockenheit allgegenwärtig - das soll sich ändern! Wir bringen Zypern Glück - stets nach unseren Wanderungen beginnt es zu regnen. In einer Taverne werden wir nach unserer Wanderung mit einem Meze-Essen und gutem Wein verwöhnt. Da wir noch Zeit haben besuchen wir noch eine „Marmeladen-Manufaktur" und staunen, was man aus Rosen alles machen kann.

Freitag, 12.10.2018 Wanderung zwischen Scheunendachkirchen

Auf dem Weg zur zweiten Wanderung erzählt Demetris von den der Entwicklung Zyperns am Schnittpunkt dreier Kontinente, vom Einfluss der verschiedenen Kulturen, Religionen und Imperien, die die geostrategische Lage Zyperns im Mittelmeer auf ihre Art und Weise ausnutzten. Die Scheunedachkirche von Stavros tou Agiasmati scheint sich in der Landschaft zu verstecken. Statt Prunk und Erhabenheit entdecken wir einen schlichten Bau - nur die religiösen Fresken und Ikonen lassen erahnen, dass sich hier früher die Dorfbewohner zum Gebet oder zum Schutz vor Invasoren versammelt haben. Nach einem steilen Anstieg genießen wir eine wieder sehr schöne Wanderung, naschen unterwegs Nüsse und Weintrauben und besichtigen im kleinen Dorf Lagoudera eine weitere Scheunendachkirche. Am Ende der Wanderung werden wir wieder mit Köstlichkeiten aus der zypriotischen Küche erwartet.

Samstag, 13.10.2018 Wanderung im Zeichen des Wassers

Wir verabschieden uns heute von Agros und fahren noch einmal ins Troodos-Gebirge. Unterwegs halten wir an einer ehemaligen Asbest-Mine und Demetris zeigt uns, wie man aus dem Gestein Asbest gewinnt. Im Nu sind wir Hobby-Geologen und kratzen Asbest aus dem Gestein - oder genießen den Ausblick auf die grandiose Landschaft. Die Wanderung führt uns durch herrliche Wälder, unzählige Schwarzkiefern, Pinien und erlenblättrige Eichen, es duftet herrlich nach Wald - und weil Samstag ist, treffen wir viele Pilzsammler. Auf den Wald folgt ein spannender Natur-Pfad, der Kaledonia-Trail. Es wird eng und steil, die Luftfeuchtigkeit steigt und wir überqueren immer wieder ein kleines Bächlein - dann sehen wir ihn, den Kaledonia-Wasserfall. Und uns begegnen immer wieder Naturfreunde, die von Wanderstiefeln und entsprechender Bekleidung nichts halten - vom Badeschlappen bis Hauspantoffel ist alles dabei. Pünktlich zum Ende der Wanderung setzt starker Regen ein - uns retten 15 Minuten Vorsprung vor der zweiten Wandergruppe, die dafür die Regenbekleidung testen darf. Nach einer gebratenen Forelle setzen wir unseren Weg an die Küste fort, erblicken den Felsen der Aphrodite und baden am späten Nachmittag im Meer. Herz, was willst du mehr.

Sonntag, 14.10.2018 Wandern hoch über der Avagas–Schlucht

Diese Wanderung geht ohne einheimische Führer überhaupt nicht. Ein kurzer Anstieg und herrliche Ausblicke auf das Meer und die Larabucht, meckernde Ziegen (das versprochene schwarze Schweinchen war nicht zu sehen) - dann kämpfen wir uns durch immer dichter werdendes Gestrüpp, dass zunächst nur die Knöchel kratzt. Zur Rast genießen wir den herrlichen Ausblick über die Avagas-Schlucht, und dann kommt der „Glücksweg". Das Gestrüpp wird fast Mannshoch, immer dichter und ein Weg ist nicht erkennbar. Demetris bemüht seine mitgebrachte Säge und findet für uns ein Weg - wir haben also Glück gehabt. Unser Wanderführer ist nicht nur mit den Göttern - er hat auch alles Nützliche dabei. Ein Feigen-Pflückgerät, Korkenzieher, eine Schweizer Taschenmesser. Sogar eine Trage für Verletzte - von der er eigentlich gern wüsste, wie die funktioniert. Von der Sonne ordentlich verwöhnt kehren wir unweit des Strandes in eine Taverne ein und genießen wie schon so oft ein köstliches Meze-Essen.

Montag, 15.10.2018 Wanderung zum Kloster Chrysorrogiatissa

Das kleine Dorf Pano Panagia - Geburtsort des Propheten Elias und des Erzbischofs Makarios III- ist Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung. Auf einen steilen Anstieg folgt eine entspannte Wanderung durch die Weinberge Zyperns - die Weinlese hat gerade begonnen und wir helfen mit. Wir pflücken aber nur für den Eigenverzehr. Nachdem wir bei unseren Wanderungen immer wieder dem Beispiel Demetris folgten und allerlei Früchte, Wein, Nüsse und Gewürze probierten, lud er uns diesmal ein, den Mespilus germanica zu verkosten. Die Mispel (im deutschen auch „Hundsärsch") schmeckt wie sie aussieht: gewöhnungsbedürftig. Also dann doch lieber die leckeren Trauben (weiß, rot und blau) und zur Not auch die Johhannesbrotfrüchte (aber nur zur Not). Im Kloster verkosten wir die Verarbeitungsstufe des zuvor reichlich genaschten Weins - und nehmen für den kommenden Tag noch einen kleinen Vorrat mit. Zum Mittagessen sind heute eine leckere Moussaka - und ein wirklich hefti-ger Regen angesagt. Zurück im Hotel besichtigen einige noch die nahe gelegenen „Königsgräber" - andere bevorzugen das angenehm temperierte Mittelmeer.

Dienstag, 16.10.2018 Wanderung auf der Akamashalbinsel zum Bad der Aphrodite

Demetris „Einstieg" in die heutige Wanderung auf den Wegen von Adonis und Aphrodite beginnt philosophisch-augenzwinkernd mit der Auseinandersetzung zwischen Stoikern und Epikureern, er lässt Platon die Akademie gründen, übersetzt das „Gymnasium" als Ort, an dem man nackt Sport treibt und vergisst doch in der Tat Hermes, den Gott der Wanderer (nicht den Boten, der die Pakete bringt) zu erwähnen. Die Wanderung auf der nordwestlichen Halbinsel wird als die schönste angepriesen - die herrlichen Ausblicke auf die Küste sind wirklich traumhaft. Die Sonne meint es wieder sehr gut mit uns - letzte Gelegenheit also, bei Bewegung in schöner Natur auch noch etwas „Farbe" anzunehmen.
Unser letztes gemeinsames Mittagessen beschließt eine Wanderwoche, in der wir Zypern mit allen Sinnen genießen konnten.
„Wer die Welt nicht hört, schmeckt und berührt, verliert die Bodenhaftung" (Maurice Merleau-Ponty)

Mittwoch, 17.10.2018. Abreise

Wir verabschieden uns mit etwas Wehmut - aber mit unvergesslichen Eindrücken und Bildern von Zypern und Demetris, der uns als Freund, Wanderführer und „Gelehrter" seine Insel näher gebracht hat.
Liebe Gäste, ich wünsche Euch alles Gute, beste Gesundheit und noch viele schöne Reiseerlebnisse - gerne auch wieder mit Eberhardt-Travel.
Herzlichst Euer Detlef May.

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