Reisebericht: Wanderreise Zypern – Insel im Mittelmeer

17.03. – 24.03.2019, 8 Tage Rundreise mit 6 Wanderungen: Agros – Kyperounta – Troodosgebirge – Paphos – Akamas–Halbinsel (60 geführte Wanderkilometer)


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Unterwegs auf einsamen Wanderwegen inmitten der blühenden Natur.
Ein Reisebericht von
Mario Scheinert
Mario Scheinert

17.03.2019 – Flug nach Zypern

In aller Frühe starteten wir zunächst mit einem Teil unserer Gruppe vom Flughafen Dresden aus nach Frankfurt - leider sind die Direktflüge nach Paphos mit dem Rückzug von GERMANIA Geschichte. Nun also via Frankfurt, wo wir weitere Gäste aus Leipzig und Düsseldorf kommend wie vereinbart treffen, mit LUFTHANSA nach Larnaca. Mini, unsere charmante Reiseleiterin für die nächsten Tage, erwartet uns bereits. Ebenso Christos, der uns mit seinem Bus die nächsten 1 ½ Stunden bis in das Bergdorf Agros fahren wird. Schon auf dieser Strecke bekommen wir einen Eindruck von der Farbenpracht der Vegetation auf der Insel - und sollte erst der Anfang sein! Im Hotel Rodon, hoch oben gelegen, beziehen wir unsere Zimmer und versorgen uns noch im nahegelegenen Supermarkt mit Trinkwasser, um uns für die kommenden  Wanderungen zu rüsten. Genießen auf einer Anhöhe mit weitem Blick ins Land das letzte Licht des Tages und im Anschluss die fein gedeckte Tafel zum Abendbuffet, wo wir erste Kostproben der zypriotischen Küche zu uns nehmen.

18.03.2019 – Wanderung über den Bergrücken des Madhari

Überraschung an diesem Morgen: Unser moderner, klimatisierter Kleinbus hat sich über Nacht in die Vergangenheit gebeamt und ist zu einem alten Bedford-Modell mutiert. Nein, in Wirklichkeit fuhren diese Busse bis vor 20 Jahren hier in der Gegend und brachten zum Beispiel die Kinder zur Schule. Unser Modell hier ist eines der wenigen noch existierenden auf der Insel und wurde vor ein paar Jahren liebevoll von Enthusiasten restauriert. Mini lässt damit gerne ihre Gäste zum Ausgangspunkt der Wanderungen chauffieren, der erste Schritt zur Langsamkeit. So lauschen wir Minis Ausführungen und zuckeln gemütlich abenteuerliche Serpentinen bis zum Adelfoi Forst hinauf. Das Vehikel rief zahlreiche Kommentare der Gäste hervor und oben angekommen hatten alle gleich gute Laune. Nun wurden die Wanderstöcke präpariert, Rucksäcke verschnürt, die Haut mit Sonnencreme gesalbt und schon konnte die erste Tour unserer Wanderreise starten - zunächst abwärts auf Ziegenpfaden. Wie - nach unten? Uns wurde doch ein prächtiger Gipfel mit Aussicht versprochen! Aber das täuschte, denn bald ging es zünftig bergauf und wir konnten hoch über uns auch die Brandaussicht des Madari (1.612 m) ausmachen. Dazwischen bot sich noch ein seltenes Naturschauspiel: Die Sonne, die hinter dem Felsen hervortrat, trug einen Lichtring (griechisch - wie passend - Halo). Über Diabasgestein kraxelten wir nun zum Gipfel hinauf, genossen die fantastische Aussicht auf das Troodosgebirge und lauschten Mini, die uns in der Feuerwachthütte die geologische Entstehung der Insel Zypern erläuterte. Anschließend wanderten wir weiter auf schmalen Wegen unter Pinien und Zedern, vorbei an Goldeichen und Erdbeerbäumen mit faszinierend glatter Rinde. In einer Taverne erwartete uns das erste reichhaltige Meze-Essen, dem noch einige folgen sollen. Wir hätten ewig sitzen bleiben mögen, aber noch waren wir ja nicht am Ziel. Nun ging es aber zum Glück nur noch bergab in das Dorf Kyperounda, vorbei an Apfelplantagen und dem einstigen Kindersanatorium, das jetzt als Krankenhaus von regionaler Bedeutung ausgebaut wird. Spontan besuchten wir noch das Heimatmuseum, dessen Türen immer offenstehen. Mini erläuterte uns anschaulich die einstige Verwendung der riesigen runden Tontröge. Der alte Bedford-Bus brachte uns am späten Nachmittag zuverlässig wieder in unser Hotel und wer Lust hatte, konnte sich mir noch auf einen kleinen Spaziergang ums Dorf anschließen.

19.03.2019 – Unterwegs zwischen den Scheunendachkirchen

Heute übernimmt wieder Christos den Transfer zum Startpunkt unserer Wanderung. Die Fahrt bis dahin wurde nicht langweilig: Mini plauderte unterhaltsam über die Götter der griechischen Mythologie, schade, dass man sich die vielen Informationen gar nicht alle merken kann. Aber, unsere heutige Wanderung stand unter dem Motto „Von der Kultur zur Natur" und von allem gibt es reichlich. Wir starten an der Scheunendachkirche Stavros tou Agiasmati, umgeben von Mandelbäumen, wo uns der Pope, trotz dass er eigentlich Handwerker in seiner anderen Kirche beaufsichtigen muss, die Tür aufschließt und auch noch geduldig für ein Foto zur Verfügung steht. In diesem betagten Gemäuer ist unter anderem auch der Fußboden mit seinen Mosaiken zum Teil noch im Originalzustand, was uns mit Ehrfurcht erfüllt. Die Sonne brennt bereits im Nacken und die Wanderung führt steil bergan. Wir machen immer mal Pause, einesteils, um zurückzublicken, damit uns keine Aussicht entgeht, andererseits auch, um jedem von uns die Chance zu geben, zur Gruppe aufzuschließen. Das klappt die ganze Zeit über hervorragend, alle sind rücksichtsvoll und kümmern sich umeinander. Nach etwa einer Stunde haben wir
den Bergsattel erklommen und machen im Schatten von ausladenden Mittelmeerkiefern Rast - den „Golfplatz der Götter" (so wird der jetzt noch schneebedeckte Olympos scherzhaft genannt) immer im Blick. Ein sanfter Sommerduft begleitet uns vorbei an Weinstöcken und blühenden Mandelbäumen. Die Zeit vergeht wie im Fluge, ob man im Gespräch ist oder alleine vor sich hinwandert. Bald schon überqueren wir in einer Senke ein Flüsschen, das Wasser führt - ungewöhnlich. Seit über 50 Jahren hat es im Winter auf Zypern nicht mehr so viel geregnet, was die Einheimischen glücklich macht. Das lässt die Natur gleich noch frischer und grüner erscheinen als sie es ohnehin schon ist, wir können uns gar nicht sattsehen an den vielen Blumen und Blüten, immer wieder gibt es Fotostopps. Schließlich erreichen wir im Dorf Lagoudhera die nächste Scheunendachkirche, die wir schon von weitem sehen: Panagia tou Arakou. Sie steht der am Vormittag besichtigten in nichts nach, farbenfrohe byzantinische Freskenmalerei, jahrhundertealt. Dort erwartet uns auch Christos mit seinem  blitzblankgeputzten Bus und fährt uns zur Taverne von Nikos in Agros. Kaum sitzen wir, beginnt es zu regnen und die Luft kühlt sich ab, was die Besitzerfamilie fürsorglich die Heizstrahler hochfahren lässt. Auch hier bekommen wir ein köstliches Meze serviert. Danach besichtigen wir Nikis traditionelle Süßwarenmanufaktur, wo wir den Frauen beim Schälen der der Pomeranzen zuschauen dürfen, die später aufgekocht eine Spezialität der Insel ergeben. In Nikis Laden decken wir uns ein - alles kann verkostet werden. Ein paar Schritte weiter befindet sich die Rosenmanufaktur, wo uns gleich beim Eintreten der betörende Duft umfängt. Hier werden unter anderem Kosmetikartikel hergestellt. Einige liefen zum Hotel zurück, andere ließen sich von Christos wieder auf die Anhöhe bringen. Den Abend lassen wir in der Bar ausklingen.

20.03.2019 – Wanderung über der Steilküste inmitten der Natur

Heute verlassen wir das Troodosgebirge und ziehen an die Küste. Aber zunächst geht es auf Wanderschaft und diesmal sollen wir gänzlich anderes Gestein als bisher oberhalb der Steilküste sehen: Kalkstein, wie grell der helle Stein leuchtet und wie bunt sich die unzähligen Blumen dazwischen behaupten! Wieder zücken wir die Fotoapparate, aber eigentlich muss man diese Augenweide im Gedächtnis konservieren. Auf einer saftig grünen Wiese machen wir zwischen schattigen Olivenbäumen Rast, das Meer immer in Reichweite. Man möchte die Zeit anhalten, so schön ist es hier! Jeder träumt vor sich hin, wir haben alle Zeit der Welt. Vorbei an Johannisbrotbäumen laufen wir auf das Dorf Pissouri zu, treffen unterwegs auf freilaufende Pferde und eine Herde Burenziegen mit ihren langen Ohren. Fantastische Ausblicke haben wir von dort aus aber auch ins Landesinnere bis ins Troodosgebirge. Am Ortseingang erwartet uns schon Christos mit einer Köstlichkeit: eine große Schale frischer Erdbeeren, die wir auf der Stelle verputzen. Nun haben wir ordentlich Hunger und freuen uns auf gefüllte Paprika, Tomaten und Zucchini in einer Taverne in Kouklia. Wir genießen den hübschen Dorfplatz in der Mittagssonne und kommen gerade recht zur Fütterung der einheimischen Straßenkatzen. Der Bus zuckelt über ein paar Feldwege und schon stehen wir vor einer Orangenplantage: Hier können wir nach Herzenslust ernten, das haben sich die meisten von uns schon lange mal gewünscht. Im nahen Flussbett, auch hier fließt ungewöhnlicherweise Wasser, waschen wir uns die Hände und fahren ins Athena Beach Hotel nach Paphos. Langsam kommen wir nach dem aufregenden Tag zur Ruhe, die meisten spazieren am Abend noch die Strandpromenade entlang und genießen das leise Plätschern des Meeres.

21.03.2019 – Wanderung hoch über der Avagas Schlucht bis ans Meer

Christos bringt uns in die Nähe des Dorfes Innia, wo unsere Wanderung hoch über der Avagas-Schlucht beginnt. Schon dort können wir die Sicht auf die Lara Bucht genießen, wo die Kadett-Schildkröten ihre Eier in den Sand legen. Naturschützer markieren extra ihre Nester, damit sie nicht zerstört werden. Wieder wandern wir bei angenehmen 23 Grad Celsius immer leicht bergab, zwischen Gestein und Büschen. Wir müssen auf den etwas unwegsamen Trampelpfad Obacht geben, auch, um keine Schlangen aufzuscheuchen. Aber unsere Sorge ist  unbegründet: Wir werden auch in den nächsten Tagen keine erblicken, obwohl die Sonne ja schon beträchtliche Kraft hat und die Steine erwärmt. Jedoch sichtet die Truppenspitze einen Agamen, der aber sofort wieder in einer Felsspalte verschwindet. Wir laufen immer an der Kante entlang und wagen ab und an einen Blick in die Schlucht unter uns. Hier ist nun wieder völlig anderes Gestein zu sehen, löcherig wie Schweizer Käse. Auch hier zwängen sich durch jede noch so kleine Ritze Blumen aller Couleur. Ein Traum für den Steingarten zu Hause!
Nach 850 m Abstieg und insgesamt 12 Kilometern haben wir Lust, unsere Füße im Meer zu kühlen, was für eine Wohltat! Dort ist der Strand voll mit grauen Kieselsteinen, die von weißen Linien durchzogen sind, neugierig suchen wir nach besonderen Exemplaren. Viele Steine säumten schon unsere Wege, immer fanden sich auch welche in Form eines Herzen. Nun haben wir aber so richtig Appetit bekommen und werden in der Taverne mit Souvlaki verwöhnt. Danach fuhren wir mit unserem Bus nach Paphos und besichtigen noch den Archäologischen Park in der Nähe des Hafens.

22.03.2019 – Wanderung in den Weinbergen um Chrysorrogiatissa

Erzbischof Makarios, einst Präsident der Republik Zypern und Erzbischof der orthodoxen Kirche, war in der Bevölkerung populär. In seinem Geburtsort, dem Bergdorf Pano Panagia, laufen wir los auf dem Weg des Klosters Chrysorrogiatissa. Heute halten sich An- und Abstieg in Metern bemessen fast die Waage. Noch sind die alten Weinstöcke klein und verhutzelt, aber der Kalksteinpläner, auf dem sie hier stehen, sorgt für eine vorzügliche Lage. Etliche Weinbauer sind gerade mit der Pflege ihrer Stöcke beschäftigt. Mini kommt schnell mit ihnen ins Gespräch und so erfahren wir einige Details über den Weinbau auf Zypern. Allerdings weiß keiner, was es mit den unzähligen Schmetterlingen auf sich hat, die die Luft mit ihrem Sirren erfüllen. Das erfahren wir erst am nächsten Tag: 10 Millionen Distelfalter überfliegen das Mittelmeer auf ihrem Weg vom Winterquartier Nordafrika in Richtung Balkan. Hier und da lassen sie sich nieder und in ihrer Schönheit von Nahem betrachten. Auf dem Berg des Propheten Elias mit seiner grandiosen Aussicht weit ins Land machen wir Rast und lassen Beine und Seele baumeln. Bald schon liegt das Kloster Chrysorrogiatissa zu unseren Füßen. Doch bevor wir Weiß-, Rosé- und Rotwein im idyllisch gelegenen Kloster verkosten können, animiert uns Mini noch zu ein paar Stretchübungen am Straßenrand. Als Mittagessen wird uns heute erneut eine typisch zypriotische Spezialität serviert: In einer Taverne essen wir Moussaka, ein Auflauf verschiedener Gemüse mit Bechamélsoße. Und wie jeden Mittag folgt
nach dem Essen die freundliche Frage: Wer möchte türkischen Kaffee und vor allem in welcher Art der Zubereitung: Ohne Zucker, mit wenig Zucker oder mit viel Zucker? Mittlerweile wissen wir, wer aus unserer Gruppe welche Vorlieben hat ...
Der Wirt der Taverne lässt es sich anschließend nicht nehmen, uns zu einem eingezäunten Feld vorauszufahren, auf dem außergewöhnlich viele wilde Tulpen wachsen. Doch wir sind etwas früh dran, nur hier und da lugt eine rote Blüte aus dem Grasteppich hervor.

23.03.2019 – Wanderung auf der Akamas–Halbinsel

Unsere letzte Wanderung auf dem Adonis-Naturlehrpfad wird wieder ein einziges Feuerwerk der Farben und beginnt mit dem Kontrast gelbes Rapsfeld vor stahlblauem Meer. Die Strecke an der Nordwestküste der Insel wird anspruchsvoll, gleich geht es steil bergauf und wir müssen auf den schmalen Weg achten. Aber immer wieder heißt es anhalten und umdrehen, den Blick zurück auf das Meer oder das Gebirge genießen. Häufig treffen wir, wie so oft in den vergangenen Tagen, kaum auf Wanderer, aber hier an der Ruine Pyrgos tis Rigainas unter uralten Bäumen begegnen wir einem Trupp junger Leute aus aller Welt, die in einem Social Media-Unternehmen in Paphos arbeiten und einmal im Monat wandern. Wir laufen durch das Tal der Seelen und sind wieder allein. Leider wird diese Idylle bald durch unvernünftige Quad-Fahrer gestört, die verbotenerweise durch das Naturschutzgebiet rasen. Beim serpentinartigen
Abstieg in Richtung Meer liegt uns noch einmal die ganze Schönheit der Akamas-Halbinsel zu Füßen. Nach Besichtigung des Bades der Aphrodite fahren wir in eine Taverne nach Kathikas, wo wir noch einmal ein köstliches Meze-Essen genießen. Erfüllt von diesem letzten schönen Wandertag fahren wir zurück ins Hotel und lauschen am Abend der Live-Musik an der Hotelbar.

24.03.2019 – Rückflug nach Deutschland

Am Vormittag ist noch Freizeit, die jeder nach Belieben füllen kann, zum Beispiel mit der Besichtigung der kleinen weiß-blauen Kapelle am Meer. Wir sagen Auf Wiedersehen zu Mini und zu dieser wunderschönen Insel. Der Airbus von Lufthansa bringt uns am späten Nachmittag wieder nach Frankfurt, wo wir uns nach einer schönen Woche verabschieden.
  Vielen Dank an meine Reisegruppe, Euer Mario :-)

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Kommentare zum Reisebericht

Sehr schöne Bilder. Da sieht man nochmal die schönen und spannenden Wanderwege die wir gegangen sind. Wirklich eine empfehlenswerte Reise. Danke dafür.

Peggy G.
13.04.2019