Reisebericht: Wanderreise Zypern – Insel im Mittelmeer

04.11. – 11.11.2023, 8 Tage Rundreise mit 6 Wanderungen: Agros – Kyperounta – Troodosgebirge – Paphos – Akamas–Halbinsel (60 geführte Wanderkilometer)


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Gestern noch Regen und ein saukalter Wind.
Heute blickten die noch verschlafenen Augen in einen goldenen Herbsttag, der nicht schöner sein konnte.
Auf den Bergen der erste Schnee, kein Wunder also, dass der Wind am Vortag so kalt war.
Ein Nebelschleier schwebte über die feuchten Wiesen und Äcker. Die aufgehende Sonne ließ die bunten Blätter erstrahlen und tauchte die Welt in einen goldenen Glanz.
Eine einzige Farbenpracht entlang des Weges bis zum Flughafen.
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Michael Rass

Gia Kypro – Auf nach Zypern

Die einzelnen Kontrollen bis man endlich am Gate war, verliefen reibungslos und relativ zügig, dank modernster Technik. Die Labtops mussten nicht mehr extra ausgepackt werden und der „Paparazzi“ für das Gesichtsfoto stellt sich jetzt automatisch auf die Körpergröße der Person ein, nicht so wie noch im Frühjahr, wo man sich noch bücken musste.
Man konnte denken, das wäre aber jetzt genug, doch nein, weitere 3 Ausweiskontrollen erfolgten trotzdem. Zypern ist zwar in der EU, aber leider nicht im Schengener Abkommen, deswegen die ständigen Kontrollen.

Am Gate, kurz vor dem Check-In hieß es, ein paar Meter links am anderen Gate möchte man gerne eine Vorabkontrolle der Ausweise und der Bordkarten machen.
Nachdem dies geschehen war, durften wir endlich in Gruppen ins Flugzeug. Bevor man allerdings das Gate betreten durfte, wurden nochmals die Bordkarten samt Ausweis kontrolliert und überprüft ob man auch zur aufgerufenen Gruppe gehörte.

Der Flieger startete etwas später, weil man noch auf Anschlussfluggäste warten musste. Unser Cabincrew hatte alles im Griff und war gut drauf.
Um kurz vor 12 Uhr mittags hob der Vogel in Richtung Süden ab.
In 10.700m Höhe und mit 27.000 PS Antrieb flog er über das Alpenvorland, über die weißen Berge Richtung Wien und weiter über Zagreb, die kroatische Küste entlang nach Griechenland, an Rhodos vorbei und hinüber nach Zypern.

Natürlich in Zypern wieder die gleichen Kontrollen, Scan des Ausweises, Gesichtsfotoausdruck und dann zum Polizisten. Wenn der das OK gab, dann durfte man zur Gepäckausgabe.

Ismini stand schon bereit und nahm uns in Empfang. Der Flieger aus Wien hatte etwas Verspätung, aber die Zeit wurde gut mit Gesprächen genutzt.
Auf der Fahrt hinauf zum Hotel stellte sich heraus, dass Ismini in Dresden aufwuchs im Zuge des Projektes „Freies Griechenland“ in den 1970iger Jahren. Und da wir Gäste aus Dresden an Bord hatten, ergab sich eine völlig neue Situation…..schon fast eine familiäre. Die Betroffenen haben beschlossen, in diese Geschichte während unserer Wandertage tiefer einzutauchen.

Samstagnacht, Wochenende. Zeit zum Feiern für die Zyprioten. Das Restaurant voll mit Gästen aus der Umgebung. Eine 2-Mann-Musikkapelle unterhielt die Gäste mit Musik und Gesang. Zwar etwas laut, denn man konnte sich nicht gut am Tisch unterhalte. Den Einheimischen schien das nicht zu stören. Nach dem Essen gingen sie direkt in die sportliche Aktivität eines Tanzens über um schneller zu sein, wie die Kalorien.

Kurz vor 21 Uhr erreichten auch unsere letzten Gäste aus Frankfurt das Ziel in Agros. Noch schnell zum Buffett, bevor es um 21.30 Uhr abgeräumt wurde.
Ein abschließender kleiner Plausch in der ruhigeren Ecke oben in der Lobby, rundete einen gemütlichen Abend ab.
Leider trat plötzlich das Problem eines geschwollenen Zehs auf, der augenscheinlich die Wanderungen stark einschränkte oder ganz verhinderte.
Zur ersten Hilfe haben wir ihn erstmal in Eiswürfeln versenkt, in der Hoffnung, dass es morgen besser wird.

„Tisia tis Madaris“

Er wurde leider nicht besser.
Vorsichtshalber brachte man die Dame ins Krankenhaus nach Kyperounta zur weiteren Untersuchung.
An dieser Stelle muss man „Minni“ ein sehr großes Lob aussprechen für die tolle Organisation und das am Ende alle Beteiligten zufrieden waren und ein Lächeln auf dem Gesicht hatten. Und damit die ganze Gruppe glücklich war.
Unbedingt erwähnen muss man dieser Stelle auch, dass dies nur gelingen konnte, weil viele helfende Hände dazu beigetragen haben. Dies wiederum war nur möglich, weil ein sehr guter Zusammenhalt unter der zyprischen Bevölkerung herrscht.
Jeder aus der Gruppe weiß eigentlich noch den Ablauf der ganzen Geschichte, aber erwähnenswert ist es auf jedenfall, wie der Wirt der Taverne unsere beiden Damen persönlich mit dem Auto vom Krankenhaus abholte, sie zur Taverne brachte und sie dort solange versorgte, bis wir als Wandergruppe ebenfalls dort ankamen.

Schüsse hallten von den Bergen ringsherum und durchdrangen die morgendliche Ruhe. Aktuell konnte man vermuten, es brach ein Krieg aus, weil sich gerade Israel mit der Hamas und den Palästinensern streitet. Und Zypern liegt nun mal in einer strategisch sehr wichtigen Lage.
Nein, es war der Beginn der Jagdsaison. 10.000e Rebhühner und Hasen wurden extra für dieses Event gezüchtet, großgezogen und dann freigelassen. Auf Zypern ist die Jagd sehr populär, ähnlich wie in Skandinavien. Und es gibt über 40.000 Jäger auf der drittgrößten Insel des Mittelmeeres. Von den Schürzenjägern einmal abgesehen, die sollten zahlenmäßig mehr sein, wird vermutet.

Gleich zu Beginn des Tages erwartete uns der erste Höhepunkt des Tages. Eine Fahrt im Oldtimerbus in eine der einsamsten Gegenden Zyperns. Manchmal hatte unser 6 Zylinder Bedford Bus, vom 8.4.1979, schon seine Mühe die steilen Bergstraßen hinauf auf 1600m zu bewältigen. Wer im hinteren Teil des Busses saß, konnte sich vom Komfort der herrlich harten Federung überzeugen.
Während der Fahrt dorthin erzählte uns Minni, dass der Wein auf Zypern nur einmal gegossen wird, und zwar bei der Pflanzung. Hinterher nicht mehr. Die Stöcke werden kurz geschnitten und damit nieder gehalten, damit sich die Feuchtigkeit besser im Boden halten kann.
Wir folgten dem Naturlehrpfad „Tisia tis Madaris“ rund um das Bergmassiv Madaris, auf dessen Gipfel sich eine von der Feuerwehr besetzte kleine Hütte befindet. Das sogenannte „Feuerhaus“. Von hier aus kann man eventuell auftretende Waldbrände schnell erkennen und sie per Funk an die jeweils zuständigen Behörden weiter melden.
Unser Wanderweg führte uns heute entlang der Bezirkgrenze Limasol im Süden und Nikosia im Norden um den Berg Madari herum. Die reiche Vegetation setzt sich aus Schwarzkiefer, Aleppo Pinien, zyprischen Zedern und Goldeichensträucher zusammen. Wie Protagonisten eines Märchens konnte man sich fühlen, als wir den „Zauberwald“ aus dichten Goldeichensträucher durchquerten. Abermillionen von Flechten hingen wie Tropfsteine von den Ästen und in der Sonne leuchteten die Blätter an der Unterseite der Eichen goldgelb, was zur Namensgebung führte und uns in eine andere Welt eintauchen ließ.
Am „Trojanischen Pferd“, den Namen erhielt die Felsformation von unserer Gruppe, wäre ein guter Aussichtpunkt. Leider war es etwas zu diesig. Nikosia, die geteilte Hauptstadt konnte man nur schleierhaft erkennen, ebenso das türkische Taurusgebirge.
Nördlich von uns befand sich das fruchtbare Mesaoria-Tal, das Tal zwischen den Bergen. Die Grüne Linie Zyperns, die das Taurusgebirge und das Troodosgebirge trennt.
Grün deshalb, weil irgendein Politiker auf der Landkarte die Insel mit einem grünen Filzstift in die Hand einfach teilte. Und dann hieß es, der Norden ist türkisch und der Süden griechisch.
Westlich von uns leuchtete die weiße Radarkuppel vom Berg Olympos zu uns herüber. Nach zyprischer Auffassung, der wahre „Berg der Götter“.

Im Adventure Restaurant trafen wir wieder mit unseren beiden Damen zusammen, die bereits gemütlich in der Sonne saßen und ihren Cappucchino genoßen.
Verwöhnt wurden wir mit köstlichen Meze-Variationen aus verschiedenen typischen Gerichten. Zum Beispiel, die mit Schafskäse überbackenen Auberginen denen Pfefferminz beigemengt wurde. Eine Kreation, die dem Gericht eine gewisse Frische verleihte.
Nach der reichlichen Fülle unseres Magens tat es gut noch eine kleine Wanderung hinüber nach Kyperounta zu machen.
Zwar blühten sie nicht mehr, aber dafür gab es diesmal die reifen Früchte der Mandelbäume und anderen Obstarten. Obstanbaufelder säumten unseren Weg. Zitronen, Äpfel, Weintrauben, alles was das Herz begehrt. Reif hingen sie an Bäumen, Reben und Sträuchern und wartete nur darauf gepflückt zu werden.
In unserer Gruppe bildete sich ein kleines Team aus 2 hübschen jungen Frauen, die sich vorgenommen hatten, das Terrain vorab zu erforschen und zu erkunden was an Essbarem für die Gruppe zu verwerten war.
Die Abteilung „Jugend forscht“ war geboren und wurde mit dem Auftrag versehen „Suchen, Sammeln und Versorgung der Gruppe“, was riesen Spaß machte.

Als wir am Krankenhaus von Kyperounta vorbei kamen gab es die große Überraschung.
Minni erklärte, hier waren früher Kinder zur Reha aus der DDR untergebracht. Und Kinder waren im Zuge des Projektes „Freies Griechenland“ ab den 1950iger Jahren in Radebeul untergebracht. Sie sollten dort zu „Partisanen des Sozialismus“ ausgebildet werden, um dann den neuen sozialistischen Staat Griechenland aufbauen zu können. Isminis Eltern wurden als sogenannte Markos-Kinder in die DDR deportiert, lernten sich dort kennen und Ismini wurde geboren.
Vermutlich hatte die Oma einer Mitreisenden die Eltern Isminis im Kindergarten betreut. Würde die Oma heute noch leben, hätten sich vielleicht noch familiäre Beziehungen ergeben.
Am Abend traf auch die Eberhardt-Rundreisegruppe im Hotel ein, die von Pafos hochkam. Beim gemeinsamen Abendessen wurde Erfahrungen ausgetauscht. Mario, ihr Reiseführer, erfuhr von dem Problem mit dem geschwollenen Fuss eines unserer Damen und beschloß kurzerhand sie und ihre Schwester morgen mit auf die Rundreise zu nehmen. Beim Mittagessen wollte man sich dann wieder treffen.

Wildes Zypern

Heute stand eine längere Wanderung an und damit wurde es ein ausgefüllter Tag.
Die Dame mit dem geschwollenen Fuß und ihre Schwester übergaben wir leihweise der Rundreisegruppe zur weiteren Gestaltung des Tages. Denn wandern wurde leider unmöglich für sie.
Aber bevor es endlich losging stand zunächst einmal eine Polizeikontrolle an. Hier wurden der Busfahrer und der Bus kontrolliert, ob alle Lenk- und Ruhezeiten eingehalten wurden und ob der Bus auch technisch in Ordnung war.
Es schien wohl keine Probleme zu geben, da man lauter zufriedene Gesichter sah und lustige Gespräche nebenbei geführt wurden.
Irgendwie lief das hier viel gemütlicher ab, als in Deutschland. Man redete miteinander, lachte am Ende und alles war ok.
Da sich in unserer Gruppe zufällig 2 Personen von der Landespolizei Berlin befanden, war natürlich die Freude über ein internationales Treffen groß und wirklich auch herzlich. Ob das in Deutschland auch so wäre?
Und es scheint ein guter Brauch zu sein, dass man sich dann die Abzeichen einander austauscht. Da dies nur persönlich geschehen darf, wurde ein erneutes Treffen vereinbart, wo die Übergabe stattfienden sollte.
Am Ende der Kontrolle war ein gemeinsames Gruppenfoto natürlich Pflicht, bevor uns die Polizei in Richtung „Wildes Zypern“ entließ.

Auf der langen Fahrt bis nach Agiasmati erzählte uns Ismini einiges über die Verdienstmöglichkeiten auf Zypern. Forex und der Deal mit Aktien sollte viel lukrativer sein als der Durchschnittsverdienst von ca. 1200€
Wir erreichten unser erstes Ziel, die Scheunendachkirche aus 1493. Die Fresken innen, original erhalten und in einem erstaunlich guten Zustand, als wären sie eben erst frisch gemalt worden.
Zum Schutz vor Verwüstungen und Plünderungen baute man die Kirchen ohne Glockenturm und versah sie mit einem riesigen Dach, der dem einer Scheune ähnelt. So war auf außen nicht sichtbar, dass sich innen eine Kirche befand.
9 Stück soll es noch im griechischen Teil Zyperns geben, die alle dem UNESCO-Erbe angehören.

Gegenüber der Kirche begann unser langer steiler Anstieg mit oft grandiosen Ausblicken. Leider war es etwas dunstig und wir konnten die Hauptstadt Nikosia nicht mehr richtig erkennen, ebenso das türkische Taurusgebirge nur schemenhaft.
Die einst blühende und farbenfrohe Landschaft im Frühling hat sich in goldene, warme Farben getaucht.
Die Mandelbäume tragen statt ihren violetten Blüten jetzt die Früchte und man konnte Unmengen an Mandeln für die bevorstehende Weihnachtsbäckerei ernten.
Der Wein hing noch übervoll an den Stöcken und Granatäpfel und andere reife schmackhafte Äpfel an den Bäumen. Aber scheinbar schien sich hier keiner mehr dafür zu interessieren. Alles stand kostenlos zur Verfügung. Irgendwie ein kleines Paradies. Man konnte sich nehmen was und so viel man wollte.
Nach knapp 3km Fußmarsch und mit viel Schweiß erreichten wir 500m höher den Scheitelpunkt unserer Wanderung auf einem Bergrücken. Unter uns das Mesaoria Tal, das Tal zwischen den beiden Bergen.
Unser Wanderweg führt entlang der Linie Nikosia Gebiet und Limasol-Gebiet.
Das Nikosiagebiet gehört größtenteils zum türkischen Teil, während der Limasolgebiet dem griechischen angehört.

Unser Ziel hieß Lagoudera und dort befand sich auch die Zweite der noch 9 erhaltenen Scheunendachkirchen. „Zur Heiligen Jungfrau der Erbsen“ aus 1192.
In ihr ist ganz markant dargestellt die Hierarchie der Schöpfung,
Gott, ganz oben in der Kuppel, darunter folgend die Engel, Propheten, Evangelisten und ganz unten am Boden die Menschen.

Unsere heutige Wanderung kann man umschreiben mit den Worten „Von der Natur zur Kultur“. Nach gut 8km Wanderung durch die Wildnis Zyperns und Einblicke in die Kultur der orthodoxen Kirche, widmeten wir uns endlich der Kultur der Kulinarik zu.
In der Taverne Koilada in Agros trafen wir wieder auf unsere Rundreisegruppe mit unseren beiden ausgeliehenen Damen. Es schien ein angenehmer Ausflug für die beiden gewesen zu sein.
Das Essen konnte man einfach nicht beschreiben, Es schmeckt wirklich alles auf seine Art und die einzelnen Gänge umfassetn das ganze Spektrum Zyperns. Nur immer viel zu viel.
Am Ende half nur das Allheilmittel Zivanija zur äußerlichen und innerlichen Anwendung gleichermaßen geeignet. In unserem Fall: innerlich.

Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Zwei, im wahrsten Sinne, duftende Programmpunkte waren noch offen.
Der Besuch der Kandisfabrik bei Niki, wo sämtliche Früchte Zyperns kandiert und weiter zu Marmeladen und anderen diversen süßen Produkten verarbeitet werden. Statt Maschinen arbeiten dort mehrere Frauen, die über Gaskochern die Früchte tagelang kochen und dann einzeln mit der Hand in die Gläser abfüllen.
Die zweite Station war die Rosenmanufaktur von Chris Tsolakis. 20 Hektar Rosenfelder besitzt die Familie, deren Betrieb seit 1948 besteht.
Eindrucksvoll erklärte uns die Tochter Elina wie das kostbare Rosenöl hergestellt wird und anschließend durfte man einige Produkte testen. Wie Cremes, Likör oder den Rosenschnaps.
Im Souvenierladen konnte man sämtliche Produkte käuflich erwerben.
Wenn nur die Auswahl nicht so schwierig wäre, zumindest für den Mann. Was soll er denn seiner Herzdame mitbringen? Ein Rosenparfüm, eine Creme, oder doch lieber einen Likör?
Gut dass wir in unserer Gruppe wahrliche Expertinnen dabei hatten, und den Mann eindringlich in Sachen Geschenk für Herzdame beraten konnten. Geschickt wurde nach dem Typ und dem Kleidungsstil der Frau gefragt, ein bisschen Schnuppern hier, ein bisschen Riechen da, dann ein kleines Auswertungsgespräch in kleiner Runde und das Präsent stand fest.
Ein gläsernes Herz in den Farben der Rose, für die Allerliebste, bloß kein Parfüm.
Wir hoffen nun, die Herzdame nimmt das Geschenk mit Freuden an und weiß es zu würdigen.

Beim Abendessen traf uns allen die Nachricht über die Krankheit von Ismini sehr hart. Mit Kopfweh und 39 Fieber lag sie im Bett. Sie versuchte eine Ersatzperson für morgen zu bekommen und hoffte, ab Mittwoch wieder fit zu sein.
Außerdem gab es ein Problem mit dem Hotel in Pafos. Uns wurde das Hotel TUI blu Pioneer Beach Hotel zugwiesen. Und für 1 Nacht mussten 3 Zimmer landseitig belegt werden. Als Ausgleich wurden unseren Gästen Suiten zur Verfügung gestellt. Nur wer zieht dorthin? Freiwillige vor!
Unsere Gruppe war experimentierfreudig und es fanden sich schnell 4 Personen, die bereit waren die Nacht in den Suiten zu verbringen, insofern sich darin auch eine Badewanne befindet.

Ja, is denn heut schon Weihnachten?

Ismini konnte uns wegen ihrer Krankheit heute nicht begleiten. Es kam eine ihrer guten Freundinnen, Katja, ebenfalls eine Wanderführerin, die uns führen sollte. Leider sprach sie nur englisch.
Unser Weg begann auf 1700 m Höhe, der nach der Frühlingsgöttin Persephoni benannt ist. Ein leichter Wanderweg durch Pinien, Kiefern und Zedernwälder. Hinweistafeln erklärten die einzelnen Baumarten.
Schauer kam uns über den Rücken, als wir die Geschichten über den Asbestabbau und deren verheerenden Folgen gehört hatten. Zunächst mit Schaufel, Pickel und ohne Masken, später mit Maschinen, die noch mehr Staub verursachten, versuchte man die „Wunderfaser“ aus dem Boden zu bekommen. Der Preis des Reichtums war die Vernichtung der Natur und der Tod.
Durch den kommerziellen Abbau des Erzes veränderten sich die Morphologie und die Vegetation in der Umgebung des berüchtigten Ortes Amiantos.
1988 wurde der Abbau dann endgültig eingestellt und heute versucht die Stadt eine Wiederherstellung der alten Landschaft durch Aufforstung.

Auf unser „Jugend forscht“ Team war wirklich Verlass. Als Jäger, Sammler und Versorger der gesamten Gruppe meisterten sie jede sportliche Herausforderung. Egal, ob die Früchte vom Baum geholt oder vom Strauch gepflückt werden mussten. Der Frischemarkt war eröffnet. Äpfel, Weintrauben, Mandeln, was das Herz, bzw der Magen, begehrte.
Das Ergebnis der Forschergruppe im Bereich Agrarwissenschaft war: Hier kann man von Baum zu Baum gehen und sich satt essen.
Unsere Wissenschaftler waren aber nicht nur Theoretiker, sondern auch wahrliche Praktiker mit Improvisationstalente. Damit man an den wirklich köstlichen Inhalt der Mandeln kam, wurden deren Schalen mit einfachem Steinwerkzeug geduldig zertrümmer und fein säuberlich von der Frucht getrennt. Geschickt packten sie die Sache an und so wurde die ganze Gruppe mit den nötigen Mineralien versorgt.

Immer wieder entdeckten wir Gestalten, unterhalb der englischen Abhörstation, die durch den Wald schlichen. Es waren Pilzsammler auf Nahrungssuche. Der November ist auf Zypern die Saison für Pilze. Aber aufgrund der anhaltenden Trockenheit fiel die Ernte etwas spärlich aus. Unsere Forscherabteilung identifizierten die Schwammerl als Rotlinge und Trüffel.

Im zweiten Teil der Wanderung befanden wir uns in der spektakulären Umgebung des Flußes Kyros Potamos.
Ein schmaler Pfad, durch die dichten Wälder mit Erdbeerbäumen, Kiefern und Platanas, führte uns bei etwa 28 Grad Lufttemperatur hinunter zum Caledonia Wasserfall und dann weiter nach Pano Platres.
Bizarr die Formen der Bäume. Um das Überleben zu sichern, wuchsen sie in alle erdenklichen Richtungen und mit etwas Fantasie konnte man so manche Figuren erkennen.
Das Rauschen des Wassers wurde immer stärker. Wir nähern uns dem Höhepunkt der Wanderung.
Schotten entdeckten während einer Expedition 1878 diesen Wasserfall und gaben ihm den alten Namen von Schottland; Caledonia.
Der Wasserfall stürzt eine Reihe von Felsstufen hinab und bietet einen faszinierenden Anblick. Dabei schafft er doch irgendwie eine ruhige Atmosphäre in malerischer Landschaft.

Kulinarisch verwöhnt wurden wir im Psilo Dendro mit einer frisch gegrillten Forelle aus dem Bach nebenan und zum Abschluss, kurz vor Aufbruch noch der typische und mit Hand im Sandbett zubereitete Kaffee aus der Czezva.

Natürlich dauerte es nicht lange, bis vom Geruch der Köstlichkeiten eine Horde junger Katzen angelockt wurde, die sich um unsere Tische verteilten und lautstark um Futter bettelten. Den hungrigen Augen konnte man nicht widerstehen und so fiel doch einiges absichtlich auf den Boden.
Man konnte hier direkt eine Studie über das Sozialleben der Katzen machen. Erstaunlich, wie die Kleinen gegenüber den Großen ihr Futter verteidigten, wie sie sich verzogen und versuchten allein den Happen zu fressen und wie die anderen versuchten ihnen das Futter streitig zu machen.

Gesättigt und eigentlich schon ein bisschen müde wollte jeder ans Meer zum baden. Aber es gab noch einen Besuch des Monastir Timiou Stavrou, „Zum Heiligen Kreuz“, im berühmten Weinort Omodos, mit anschließendem Aufenthalt zur freien Verfügung.
Geschäftiges Treiben herrschte im Zentrum, des auf 810m hohen gelegenen Ortes. In den Bars am Straßenrand konnte man die Menschen wunderbar beobachten. Die Souvenierläden boten viel Schmuck, aber auch handwerklich hergestellte Waren, die typisch für die Gegend sind. Die Lebensmittelläden boten alle Köstlichkeiten aus der Umgebung, denn die Lebensgrundlage der Einwohner bildet doch mehrheitlich der Anbau von Wein, Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Pfirsichen und Aprikosen. Vieles wird hier deshalb noch selbst hergestellt. Und man konnte sich wirklich von Geschäft zu Geschäft durchprobieren.
Unvergleichlich der Geschmack, wenn der berühmte Zivanja und der Commandaria Dessertwein bei Jemand verkostet wird, der diese Spezialitäten noch zu Hause selber brennt, bzw. selber keltert.
Bereits im 4. Jahrhundert stand hier die erste Kirche. Das heutige Kloster wurde im 18. Jahrhundert neu errichtet. Die Ikonen und der Altarraum sind mit 24 karätigen Goldplatten ausgekleidet. An der Seite die Vitrinen mit den Schädelknochen und anderen Knochenteile berühmter Persönlichkeiten, unter anderem eine Schädelreliquie des Apostels Phillipus und ein Splitter vom Kreuz Jesus.
In den oberen Etagen des Kreuzganges waren die einzelnen Zellen der Padres zu bewundern. Ein wahres Kunstwerk war der mit Schnitzereien reich verzierte und filigran ausgearbeitete Adienz- und Empfsangsraum.

Goldplatten am Altar und ein goldener Sonnenuntergang im Meer.
Die Welt in warmen gelben und braunen Farben getaucht, am Himmel keine Wolken.
In dieser goldenen Welt wurden wir heute vom Meer empfangen.
Aber nicht nur das. Eine Gruppe tanzender Nikoläuse hüpfte rhytmisch in der Aussenanlage des Hotels und läutete die Weihnachtszeit ein.
Irgendwie schon komisch bei sommerlich warmen Temperaturen von 28 Grad.

Unser Hotel lag ruhig am Ortsausgang vom Pafos. Nur ab und zu zog ein Flugzeug seinen Kreis über unser Hotel. Der eher leise Fluglärm störte hier aber keinen.
Die Namen unserer „freiwilligen Zimmertester“ wurden dem Hotelmanager angeblich übermittelt, aber nach der Zimmerverteilung stellte sich heraus, dass nicht nur 3 Suiten landseitig von uns belegt werden mussten, sondern 6 Zimmer, denn nicht alle waren als Suiten deklariert. Um die Verwirrung noch komplett zu machen, wurden diese Zimmer größtenteils mit „Nicht-Freiwilligen“ belegt. Nach ein bißchen Konversation mit „denglischem“ Akzent konnten 2 Zimmer noch am gleichen Abend richtig belegt und diese Personen kamen auch mit einem Lächeln dann zum Abendessen.

Großes Staunen gab es dann beim Abendbuffett mit der riesigen Auswahl an den verschiedensten Gerichten.
Besucht man zum Erstenmal so ein Buffett, dann kann Mann/Frau schon mal überfordert sein, um alles zu finden, was der Magen so gerne hätte.
(Uups, hab Divers vergessen, betrifft zwar nicht unsere Gruppe, aber es könnte ja sein, dass diesen Bericht auch diverse Menschen lesen)
Man musste schon einige Meter zurücklegen, was die Schritte beim Zähler am Armgelenk wieder in die Höhe trieb und die selbst gesteckten Tageskilometerziele bei weitem übertraf.
Wißt ihr noch die schönen gemeinsamen Abende bei den warmen Nächten draußen im Poolbereich, mit Wein oder Bier, die Gespräche, begleitet mit Vogelgezwitscher und dem Rauschen des Meeres im Hintergrund.
Diese Zeit war für mich immer das schönste Highligt des Tages, auch wenn ich nie bis zum Schluss geblieben bin. Das kann man schon vermissen.

Wenn Unmögliches möglich gemacht wird

Wenn man am Meer ist, sollte man auch im Meer baden. Und das taten wir auch bei angenehmen 24 Grad. Vor dem Frühstück gemütlich im Meer liegend, den Sonnenaufgang beobachten, der die kleine Kirche neben dem Hotel mit einer mystischen Aura umgab.
Schweren Herzens mussten wir uns heute von einem Gast verabschieden. Der Fuß wurde leider nicht besser und so entschied sich die Dame für einen Direktflug von Pafos aus nach Berlin zur weiteren Untersuchung.

Heute wurde uns Pantelis als Wanderführer zugeteilt. Der quirlige kleine Kerl war lustig drauf und hat eine eigene Reiseagentur. Weil er und Ismini sehr gut befreundet sind, hilft man sich immer wieder gerne aus. So auch diesmal.
Es ist sehr auffallend, wie die Zyprioten sich untereinander gegenseitig helfen. Irgendwie kann man sagen, sie schaffen es, Unmögliches möglich zu machen.
Das große Geheimnis ist aber ihr Zusammenhalt und darum funktioniert es so gut.

Während der Fahrt hinüber in den Nordwesten der Insel ins Akamas Naturschutzgebiet erzählte er uns einiges über die Biologie Zyperns. Erschreckend war zu hören, dass die Wälder Zyperns, und das sind ungefähr 21% des Landes, im Laufe der Jahrhunderte 21mal komplett abgeholzt wurden. Es erschien uns dann logisch, wenn man 150kg Holzkohle benötigt um 1kg Kupfer zu erhalten.
Wir erfuhren, warum es nur noch Wälder über 800m Höhe gibt. Dass Ratten zuständig sein sollen, dass einzelne Äste an den Johannisbrotbäumen braun geworden sind.
Dass die schmackhaften Bananen Zyperns zu klein für den deutschen Markt sind und damit nicht den EU-Normen entsprechen. Eine Frechheit, dass eine Lobby entscheidet was gut für ein Volk ist.
Wir lernten, dass Advokadobäume Zwitter sind, sogenannte Hermaphoiden. Nicht alle Advokados werden befruchtet, tragen aber trotzdem Früchte.
Großen Spaß hatten wir deshalb bei der Antwortfindung, wie so eine Frucht denn aussieht, die nicht bestäubt wurde.
Logisches Denken war hier gefragt, und eine der jungen Mütter fand die Antwort.

Das Dorf Ineia war der Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung.
Diese Wanderroute auf dem ehemaligen Meeresboden gehört mit zu den Schönsten auf dieser Reise.
Groteske Formen im Kalkstein und mannshohe Wacholderbüsche, Olivenbäume und rote Erde, dazwischen Johannisbrotbäume und Dattelpalmen voller Früchte. In der Ferne die Bucht der Schildkröten, die hier ihre Eier im Sand vergraben und dann wieder in den Weiten des Meeres verschwinden.
Blühende purpurrote Boganvillapflanzen setzten einen farbenfrohen Akzent zum blauen Hintergrund des Meeres.
Stetig bergab führte uns eine Feldstraße, bevor wir in die Wildnis abbogen und einem Ziegenpfad folgten.
Leicht zu übersehen waren die kleinen Pflanzen am Boden. Die Meereszwiebel, deren Blätter denen der Tulpen ähnelt und die giftige Alraune, die ausschlaggebend war für die späteren Narkosemittel.
Heute war Mittwoch, der Tag der Jäger. Wie bereits erwähnt, hatte ja am Sonntag die Jagdsaison begonnen, und an den beiden Tagen Sonntag und Mittwoch waren die Jagdtage. Immer wieder hörten wir die Schüsse, die auf Rebhühner und Hasen abgefeuert wurden. Aber nicht immer traf es das gewünschte Tier, was wir auf den Wanderungen auch sehen konnten.
Grandioser Ausblick in die Schlucht, 250m tief, die nur um die Mittagszeit vom Sonnenschein komplett ausgeleuchtet wird.
Spannende Fotomotive ergaben sich aus dem Spiel von Licht und Schatten
Auf unserer Wanderung war es diesmal nicht möglich hinunter zum Meer zu gehen. Wegen Baumaßnahmen, die bereits im Frühjahr begangen, war die Straße gesperrt.
So verkürzte sich unsere Wanderzeit um etwa 1 Stunde, was natürlich zur Freude aller war. Denn man konnte noch im Meer ausgiebig baden gehen.
Bevor man sich allerdings in die Fluten stürzen konnte, stärkten wir uns bei einer Mousaka, einem Auberginenauflauf mit typischen Kräutern, und zyprischen Kaffee in der Sunset Familien Taverne im Ort Agios Georgios Pegeias.

Alle waren froh, heute mal das herrlich warme Meer ausgiebig genießen zu können. Einfach in der Liege am Strand zu liegen und die Sonne genießen, oder hinaus bis zur gelben Boje zu schwimmen.
So mancher saß noch im warmen Sand unter Palmen, blickte hinaus aufs Meer und genoß einen herrlichen Sonnenuntergang. Den schönsten der ganzen Reise.
Der Abend klang wie immer in gemeinsamer fröhlicher Runde an der Poolbar aus.

Ein ganz entspannter Wandertag

Wohlwollend von allen Teilnehmern wurde die Tatsache aufgenommen, dass es heute ein ganz entspannter Wandertag sein wird, ohne den angekündigten steilen Anstieg. Einige überlegte ja bereits, ob sie überhaupt daran teilnehmen sollten, zumal morgen wieder ein anstrengenderer Tag anstand.
Außerdem gab es hier in der Umgebung noch so viel zu sehen, wo man sonst keine Zeit hatte. Zum Beispiel die Stadt Pafos mit ihrer bewegten Geschichte.

Aber alles der Reihe nach.
Nur wenige waren heute vor dem Frühstück im Wasser und vertrieben so die Müdigkeit.
Das Frühstück war wie jeden Tag überwältigend. Man saß draußen auf der Terrasse und blickte aufs Meer. Das Gezwitscher einer ganzen Schar von Spatzen nahm man als den Versuch hin, die Hotelgäste bei Laune zu halten.
Das Rauschen des Meeres verstärkte die entspannte Urlaubsstimmung.

Gestärkt von den Köstlichkeiten an den verschiedenen Tischen begann unser Ausflug heute zunächst in der Stadt Pafos, direkt am Hafen. Eine Stadt mit sehr bewegter Geschichte.
Zypern soll überhaupt ein Salat an Kulturgütern sein. Strategisch wichtig gelegen, war die Insel ständig von irgendwem besetzt. All die verschiedenen Völker mit ihren Kulturen hinterließen im Laufe der Jahrtausende ihre Spuren in der Sprache, im Essen und in den Bauwerken auf der Insel.
Seit etwa 8000 Jahren sollte Pafos schon bewohnt sein. Über viele Jahrhunderte und über viele Herrscherfamilien hinweg wurde sie 2017 Kulturhauptstadt Europas.
Die Stadt ist zweigeteilt, in eine Ober- und eine Unterstadt, in der heute etwa 100.000 Einwohner leben. Interessant dort sind natürlich das naturhistorische Museum und die Königsgräber mit dem berühmten Mosaik.
Obwohl, soviele Könige hat es hier in Pafos gar nicht gegeben, als man dort deren Gräber zu sehen bekommt. Um das Geheimnis darüber herauszufinden, sollte man sie besuchen. Ein Herr aus der Gruppe hat dies nachmittags gemacht und fand interessante Details. Und das allerbeste daran war, als Rentner hatte er den Eintritt umsonst bekommen.

Ober und Unterstadt. Das Paradoxon der Insider.
In jener Zeit waren die Gegenden und Landschaften wo sich heute die Oberstadt befindet, reich an Mineralien und sehr fruchtbar.
Die Gegenden unten am Meer waren eher nutzlos. Seuchen, Krankheiten und Mückenplage.
Die Erstgeborenen erhielten als Erbe das fruchtbare Land oberhalb der Küste zur weiteren Bewirtschaftung.
Diejenigen, die weniger taugten zu harter landwirtschaftlicher Arbeit erhielten das Land am Meer.
Betrachter man das Ganz aus heutiger Sicht, so läßt sich unweigerlich feststellen, dass die Erben eines einst nutzlosen Landes, heute die Reichen der Reichen sind.
Und die einst Reichen Landbesitzer der fruchtbaren Gegend, zwar nicht arm sind, aber für ihren Verdienst hart arbeiten müssen.

Während der Fahrt hinaus zum Felsen der Aphrodite, wo sie einst aus dem Schaum des Meeres geboren wurde, erzählte uns Pantelis einiges über die geteilte Insel.
Und so mancher hatte über die Hintergründe, die zur Teilung der Insel führten, nur gestaunt, weil man diese politischen Strickereien bei uns in Deutschland so nie gehört hatte, bzw der Öffentlichkeit ganz anders präsentiert wurden.
Russen, Türken, Engländer und Juden waren an dieser Geschichte beteiligt.
Aber noch heute steht der Wunsch der gesamten Bevölkerung an ein vereintes Zypern und die Angliederung Zyperns an Griechenland an oberster Stelle.
Nur politische Machthaber wehren sich vehement dagegen.

Da lag sie, die Schönheit, vor uns halb liegend im Meer, mit angewinkelten Knien und wehendem Haar. Die Verführung der Männer und Götter in Person.
Aphrodite, die Tochter des Uranos und der Gaia, des Himmels und der Erde.
Die einstige Göttin der Liebe, der Sinnlichkeit und der Begierde, würde man in der heutigen Zeit wohl als Nymphomanin bezeichnen, soviele Liebhaber wie sie einst hatte.

Von hier aus startete unsere heutige Wanderung immer am Meer entlang Richtung Kouklia. Bergauf und bergab, durch immergrüne Macchinalandschaft. Auf unserem Weg begleiteten uns der Mastixstrauch- voll mit roten Beeren, wilder Spargel- der am besten mit Eiern gebraten wird und dazu passend ein Glas Rotwein. Indische Eukalyptusbäume, die einst gepflanzt wurde, um die Sümpfe trocken zu legen, verhindern ein Aufkommen der edemischen Pflanzen wie, zum Beispiel der Orchidee.
Unter uns das Meer, strahlend blau und klar. Jeder liebte den Anblick, aber fragt sich nie, warum das so ist. Kommt auch nicht von ungefähr. Die Ursache dafür liegt im Menschen selbst und seinem Umgang mit der Natur.
Im ganzen Mittelmeerraum wurden auf den großen Zuflüssen Staudämme gebaut zum Schutze der Menschen und zur Trinkwasserversorgung. Das Wasser floß nun nicht mehr natürlich ins Meer hinein und versorgt es mit ausreichend Plankton. So wurde ein einst fischreiches und trüberes Gewässer zum klaren und fischarmen Gewässer.
Die aufschlussreiche Wanderung endete nach etwa 2,5 Stunden an einem Parkplatz bei Kouklia, wo uns Adonis der Busfahrer wieder in Empfang nahm und zur Gabriels Taverne brachte.
Hier wurden wir bereits erwartet. Heute gab den obligatorischen Salat mit Zaziki ohne Knoblauch als Vorspeise, Als Hauptspeise gefüllte Tomate, Zucchini und Aubergine mit Pommes und als Nachspeise frische Mandarinen aus dem Garten des Lokalbesitzers mit einem kleinen Stück Kuchen.
Zur Krönung des Essens durfte natürlich der Kaffee sketo oder mertio nicht fehlen.

Alle freuten sich nun auf die bevorstehende Freizeit wo man Einiges unternehmen konnte. Unser Busfahrer fuhr noch einige Gäste hinein nach Pafos wo sie auf eigene Faust die Stadt erkunden konnten.
Zum Abendessen trafen sich alle glücklich wieder und ein neuer lustiger Abend begann wie immer im unter den Sternen Zyperns.
Und Einige aus unserer Gruppe erlebten heute mal einen ganz außergewöhnlichen Abend. Allerdings musste sie dazu ein paar Meter den Strand entlang gehen, bevor sie sich im Athena Hotel schon mal auf Weihnachten vorbereiten konnten.
Das Hotel bot heute Abend eine Christmasparty an, mit richtigem Weihnachtsmarkt. Holzbuden mit diversen Gegenständen und Glühwein und Punsch. Musikalisch umrahmt wurde Event mit Liedern wie White Christmas und Jingle bells.
Zum Schluss der Veranstaltung gab es noch ein ansehbares Feuerwerk.

Wein, Weib und Natur

Wieder ein kleiner Wechsel in der Wanderführung. Heute mein spezieller Freund Antoni, der bisher die Eberhardt Rundreisegruppe geführt hatte, durfte sich heute sportlich betätigen.
Auf dem Weg in den äußersten Westen der Insel nach Latsi erklärte uns Antoni einiges über das Schulsystem und den Kosten für staatliche und private Schulen. Ebenso die Möglichkeiten für Studiengänge. So gab es vor einigen Jahren noch keine speziellen Berufsschulen, oder spezielle medizinische Studiengänge.
Anhand persönlicher Beispiele erfuhren wir wie vor Corona richtige zyprische Hochzeiten stattfanden. Nach Corona finden diese in einem wesentlich kleineren Rahmen statt.
Es ist erstaunlich, dass die Gesellschaft heute von einer Zeit redet: Vor Corona und nach Corona. Das ist ähnlich, wie die Zeit vor Christus und nach Christus.

Zyprioten habe seit dem letzten Schuldenschnitt, wo Gelder über 100.000€ einfach vom Staat beschlagnahmt wurden, kein Vertrauen mehr in das Bankensystem. Es ist besser, das Geld in Häuser und Immobilien zu investieren.

Der Tag heute war wieder warm. Wir entschieden uns für den Aphroditeweg, die kürzere Ausgabe des Adonis-Aphroditeweges, was unserer Gruppe sehr gelegen kam.
Sowohl der Ausgangspunkt als auch der Endpunkt der Wanderung bildete der Parkplatz am Bad der Aphrodite, wo die Schönste aller Schönen ihr tägliches Bad in einer erfrischenden kleinen Quelle nahm.
Hier soll sie Adonis zum Erstenmal begegnet sein, als dieser auf der Jagd war und hier seinen Durst löschen wollte. Beide von der Schönheit des anderen überwältigt verliebten sie sich ineinander.
Seitdem gilt diese Quelle auch als eine Quelle der ewigen Jugend, Liebe und Schönheit. Und das unabhängig vom Geschlecht.
Leider steht da aber ein Schild mit der Aufschrift: Trinken des Wassers verboten.
Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und medizinische Errungenschaften und Heilungen entstanden auch nur durch unzählige Selbstversuche der forschenden Bevölkerung. Ob unsere „Jugend forscht Gruppe“ einen Selbstversuch gewagt hatte, blieb meinen Augen verborgen.

Der Weg führte uns zunächst stetig leicht bergauf durch die typische Macchinalandschaft, mit niedrigen Kiefern, Wacholder und den bodendeckenden verschiedenen Kräutern.
Bei den Kiefern teilen sich die Meinungen. Das Problem sind hier die Raupen des Prozzessionsspinners. Tötet man sie mit dem Versprühen von Chemie, tötet man langfristig auch die gesunden Mikroorganismen in der Umgebung, die für andere Tiere wiederum wichtig sind.
Letztendlich gewann die chemische Keule. Die Konsequenz daraus wird sich erst ein einigen Jahren zeigen.
Die mächtige 500 Jahre alte Eiche, an der Zusammenführung des Adonis- mit dem Aphroditeweg bot einen herrlichen Rastplatz. An der Quelle konnte man die Wasserflaschen füllen, bevor ein kurzer Anstieg zum Moutti tis Sotiras erfolgte. Hier bot sich uns ein wunderschöner Ausblick hinunter auf die Küste der Chrysochoubucht mit ihrem türkisblauem Wasser und ihrer berühmten Blauen Lagune.
Von nun an gings bergab, immer mit atemberaubenden Blick aufs das türkise Meer, die weißen Boote und das saftige kräftig leuchtende Grün der Pflanzen.
Wir befanden uns im Akama Nationalpark. Da es dort keine Teerstrassen gibt, ist die mobile Erschließung der Insel nur mit Geländewagen, Buggies oder Boot möglich, wo uns auch einige entgegen kamen. Hier werden Geländewagenfahrten in den Nationalpark angeboten, vorwiegend hin zur Blauen Lagune. Dort ankerten auch die Touristenausflugsboote.
Wir folgten der breiten Straße wieder zurück zum Ausgangsort am Bad der Aphrodite.

Im Nachhinein von der Gruppe als das beste Meze-Essen bewertet. Kulinarisch wurden wir nach der Wanderung in Yiannis Taverne in Kathikas verwöhnt. Hervorragend sein Rotwein, der dem Andessitis-Wein aus Kyperounta Weinkellerei nahezu gleich kam.
Die Nachspeise, einen saftigen frischen Haselnusskuchen, besorgte und Antoni aus der Aphrodite Bäckerei. Dazu durfte der zyprische Kaffee natürlich nicht fehlen.

Seit 5000 Jahren wird nun schon auf Zypern Wein angebaut. Die älteste Sorte ist die Xinisteri-Traube. Ein trockener Weißwein, der uns allen sehr gemundet hatte. Wir waren auf der Weinverkostung im Weingut Vasilikon, gegündet im Jahre 1993.
Zunächst ein kleiner Besuch im hauseigenen Museum, indem die Geschichte der Weinherstellung anhand der alten Werkezeuge und Geräte gezeigt wurde.
Ganz interessant die Sammlung aller möglichen Korkenzieher. Vermutlich aus aller Welt.
Der Lefkada Rotwein, eine zyprische Sorte, traf mit seinem eigenwilligen Geschmack nicht alle Herzen unserer Weinexperten.

Bevor wir allerdings in den wohl verdienten Feierabend eintauchen konnten, gab es die Anordnung zur Polizeiwache nach Limasol zu fahren und zwar unverzüglich. 2 Damen mussten dort persönlich antreten.
Es war soweit. Der Austausch der Polizeiabzeichen wurde freundschaftlich mit Handschlag quittiert. Erst dann durfte die ganze Gruppe die Heimfahrt antreten.

Der Abend im Hotel war geprägt mit einem zyprischen Abend auf dem Poolgelände. Zyprische Livemusik und diverse Spezialiäten verschönerten unseren Abend. Auch eine Tanzgelegenheit war geboten.
Nach 22 Uhr kehrte Ruhe ein, aber unser gemeinsamer Abend war noch nicht beendet und man saß weiterhin in froher Runde beim Wein zusammen und genoß die letzten Stunden vor dem Abschied.

Antio sas – Auf Wiedersehen

Wißt ihr was heute für ein Tag war? Die Wenigsten werden daran gedacht haben, bei 27 Grad und einem angenehmen Bad im Salzwasser.
Es war der 11.11. Der Tag des Heiligen Martin, an diesem Tag sollte sich der Most der frischen Trauben in Wein verwandeln.
Aber da war doch noch was? Es ist schließlich November.
In Köln und Düsseldorf stand die Welt Kopf und feierte ausgelassen den Beginn der Faschingszeit.
Andere, so wie wir, versanken in Melanchonie und trauerten, weil der Abschied nahte. Abschied von lieben Menschen, die uns ans Herz wuchsen. Abschied von einer wunderbaren Gruppe, von der man hofft, sie alle einmal wiederzusehen. Abschied vom Meer und Abschied von einem wunderbaren Land. Abschied von warmen Temperaturen, denn Zuhause empfing uns der kalte November.

Zum Letztenmal die Wellen des Meeres genießen, die warmen Sonnenstrahlen, den typischen Kaffee aus der Czezve im Sandbett gemacht, den Spaziergang an der Strandpromenade entlang bis nach Pafos, oder ein Keo oder Leon an der Poolbar.
Die Aperolrunden wurden ebenfalls beendet und bei manchem kam die Idee auf, „hier könnte man leben“.
Es ist doch schön, wenn man sowas nach einer Reise sagen kann. Dann fühlte man sich wirklich wohl hier und genoss die Zeit mit und unter Freunden.
Auf der Fahrt nach Limasol verabschiedeten wir Ismini noch über Telefon und unserem Bordlautsprecher. Es war irgendwie ein berührender Abschied.

Bevor wir allerdings wieder in die Zivilisation mit ihren menschlichen Schwächen eintauchten, führte uns Antoni noch in eine Olivenölherstellung.
Faszinierend, einmal die Herstellung des Öls einzutauchen und hautnah mit zu erleben.
Habt ihr jemals schon das frisch gepresste Olivenöl probiert, direkt aus der Presse?
Das konnte man hier machen. Nicht mit Brot probieren, das nimmt den Geschmack, sondern ganz pur.
Goldgelb, noch warm, ein leicht bitterer Geschmack und im Abgang eine leichte Schärfe im Rachen. Ein ganz perfektes Öl, nativ und kalt gepresst.
Wer jetzt verwirrt ist, weil ich schrieb, dass das von mir probierte Öl warm war. Kaltgepresst heißt bis zu einer Temperatur von 27 Grad Celsius. Und die Oliven müssen noch am gleichen Tag verarbeitet werden und abgefüllt werden, damit keine Oxidation mit Sauerstoff entsteht. Wenn ihr also einmal Olivenöl benutzt, wo der Säuregehalt erhöht ist, dann benutzt ihr gerade ein oxidiertes Olivenöl.

Und dann kam das was keiner wollte, aber jeder befürchtet hatte. Die ewig langen Schlangen am Flughafen und die wenig geöffneten Check-In Schalter.
Unsere 3 Condorflieger nach Frankfurt hatten da mehr Glück. Innerhalb 5 Minuten waren die Koffer übers Band gelaufen, während der Rest der Gruppe über eine Stunde warten musste.
Dann natürlich der obligatorische Personalausweisscan mit Selfie, was so manchem Kopfzerbrechen machte. Völlig unnützer Zeitaufwand und Papierverschwendung, weil man das Selfi der Polizei vorlegen muss, die sowieso noch den Ausweis kontrollierte. Und da sieht man ja, ob der Ausweis zur Person passt. Aber naja, politische Vorschriften eben.
Für uns wurde es heute doch noch ein Wandertag, denn nach der Ausweiskontrolle ging es über gefühlt 700m im Zickzack zur Personenkontrolle, was nochnmal eine sehr gute Stunde in Anspruch nahm. Der Check-In in unserem Flieger hatte bereits begonnen und wir waren noch nicht durch. Ebenso viele andere. Und hier zeigten sich schon die menschlichen Schwächen. Waren alle gerade noch fröhlich und entspannt im Urlaub, entwickelte sich hier wieder die Ellenbogenkultur. Manche kannten sich nicht so recht aus und blockierten eine zügigere Abfertigung. Diese wurde lautstark zurecht gewiesen, doch endlich mal weiterzugehen. Man wies diesen und jenen zurecht, weil er sich vordrängelte, andere fragten gar nicht erst und schlüpften einfach durch die Absperrungen. Frei nach dem Motto, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Oder, jeder ist sich selbst der Nächste.
Nur die Fluggesellschaften wissen auch, dass es länger dauert, wenn soviel los ist und es wird kein Flieger früher starten als notwendig.
Und ob man jetzt am Gate wartet oder noch in der Abfertigungshalle, ist letztendlich auch egal.
Schließlich waren alle durch und alle hatten rechtzeitig ihre Flieger erreicht. Es reichte sogar noch für den kleinen Abschiedstrunk mit den lieb gewonnen Freunden aus der Gruppe.
Unser Flieger nach München startete mit etwas Verspätung. Es fehlte noch ein Gast der jetzt verzweifelt gesucht wurde. Das Gepäck des Gastes wurde ebenfalls gesucht, da ein alleinreisendes Gepäck ohne zugehörige Person laut Vorschrift nicht mitgenommen werden durfte.
Ob die Person nun gefunden wurde oder nicht, entzog sich meinen Blicken, der Flieger hob ab, gab kräftig Schub und erreichte in 3,5 Stunden sein Ziel in München. Der Kapitän war gut drauf, ebenso hatte die Kabinencrew ihren Spaß. Es wurde viel gelacht im Flieger als Käpt´n Weiß seine gelben modischen Schwimmwesten für den Notfall erklärte.
Nach Nordmazedonien, Serbien, Kroatien und Österreich erreichten wir etwas verfrüht unseren Parkplatz am Terminal A 26. Man hatte uns gar nicht so früh erwartet und die Ausstiegsbrücke war deshalb noch nicht vorbereitet.
Also noch ein paar Minuten träumen von den schönen Erlebnissen auf Zypern, bevor es dann endgültig, nach nochmaliger Personalausweiskontrolle zur Gepäckausgabe ging und der Heimweg angetreten werden konnte.

Schlusswort

Meine lieben Freunde,
Eine Reise, die soviel Freude schenkte, setzt die richtigen Personen voraus.
Menschen, die Humor im Herzen tragen und Achtung vor der Natur haben.
Menschen, die offen sind für Neues und Fremde als Freunde erkennen, trotz eines riesen Altersunterschiedes.
Menschen, die spontan sein können, die Änderungen im Plan als neue Erfahrungen annehmen.
Als Reiseleiter war es schön, ein Teil dieser Gruppe sein, in der Spaß und Lachen im Vordergrund standen.
Ihr wart der Garant für das Gelingen dieser Reise und ich werde mich gerne an jeden von euch erinnern, wenn ich euren Commandaria in ruhigen Momenten trinken werde.
Ein riesen Applaus als Dankeschön an euch allen und ich hoffe auf ein Wiedersehen auf einer anderen Reise.

Ebenso ein Dankeschön an Frau Häschel und ihrem Team im Hintergrund.

Und, ich denke es ist im Sinne aller, wenn ich hiermit Fr. Häschel bitte, nochmal unseren herzlichen Dank an Ismini und Ihrem gesamten Team zu übermitteln.
Die trotz Krankheit, stets für uns da war und im Hintergrund dafür sorgte, dass wir alle unsere Wanderungen durchführen konnten.

Auf bald
Euer Michael

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