Reisebericht: Nord– und Südzypern – Exklusive Studienreise

14.04. – 24.04.2012, 10 Tage Entdeckungen auf der "Insel der Götter" – mit Nicosia – Famagusta – Salamis – Troodosgebirge – Kourion – Paphos – Akamas


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Zypern - ein geteiltes Land. Auf dieser Reise haben wir durch unseren Reiseleiter Antonis und unseren Busfahrer Savvas nicht nur ein Land kennengelernt, sondern es auch menschlich, kulturell und kulinarisch hautnah erleben können.
Ein Reisebericht von
Mario Scheinert
Mario Scheinert

Reisebericht

Sonnabend, 14.04.12
Bereits am frühen Morgen traf ich mich mit 14 Reisegästen unserer Gruppe am Eberhardt-Counter auf der Abflugebene des Flughafens Dresden. Nachdem  wir das Gepäck aufgegeben hatten,  nahmen wir im Restaurant Chili noch kleines Frühstück ein, bevor wir pünktlich um sechs mit der Lufthansa-Maschine „Eberswalde“ nach Frankfurt flogen.  Am Abflugsteig nach Larnaca trafen wir uns dann mit den fünf Gästen,  die per Haustürtransfer in die Mainmetropole gelangten.  Unser Weiterflug auf die Mittelmeerinsel verzögerte sich aufgrund einer verspäteten Ankunft der Maschine um eine halbe Stunde, sodass wir gegen  14.30 Uhr Ortszeit auf dem Hauptflughafen der Insel landeten,  wo uns bereits der Reiseleiter Antonis und der Busfahrer Savvas freudig erwarteten.  Bereits  auf der Anfahrt zu unserem Hotel in der Hauptstadt Nicosia erklärte uns Antonis Interessantes zur Flora und Fauna und zum Regierungsviertel, das wir durchquerten. Nachdem wir unsere Zimmer im frisch renovierten Hotel „Hilton“ der Stadt bezogen hatten, trafen wir uns nach einer kurzen Erfrischung in der Lobby und besprachen den Ablauf für die nächsten Tage. Am späten Abend besuchten wir mit Antonis die Osternachtsmesse in der nahe gelegenen  Kirche. Diese Messe beginnt traditionell gegen 23 Uhr; die Menschen in der Kirche halten eine noch nicht entzündete Kerze in der Hand. Gegen 24 Uhr werden dann fast alle Lichter gelöscht und um Mitternacht  verkündet der Priester „Christos Anesti“ (Christus ist auferstanden). Danach zünden alle Gläubigen ihre Kerzen an der des Priesters an und ziehen vor das Gotteshaus - für uns alle ein beeindruckendes Erlebnis.

Sonntag, 15.04.12
Nach einem reichhaltigen Frühstück starteten wir gegen 8:30 Uhr in den türkischen Teil der Insel, nach Nordzypern. Die Straßen im griechischen Teil Nicosias waren noch wie leergefegt, weil die Osterfeiertage dort nach der Fastenzeit traditionell zünftig begangen werden. Das Passieren der Grenze verlief komplikationslos, weil Antonis die Passdaten schon im Voraus eingereicht hatte und die freundliche Grenzpolizistin sie nur noch abgleichen musste. Dieses Procedere ist erforderlich, weil Zypern seit 1974 durch einen Grenzstreifen getrennt ist und bis heute keine Wiedervereinigung stattfand. Wir fuhren durch das Pentadaktylos-Gebirge (Fünffinger-Gebirge)  an den Fuß der Festungsruine St. Hilarion. Noch war der Festungsberg dicht von Wolken eingehüllt, doch mit jedem Meter unseres Aufstieges kämpfte sich die Sonne durch die Wolkendecke und wir hatten nach ca. 700 Stufen einen wunderschönen Blick zur Mittelmeerküste. Bei ganz klarer Sicht sieht man von dort aus das Taurusgebirge auf dem ca. 70 km entfernten türkischen Festland. St. Hilarion wurde nach einem ägyptischen Einsiedler im 4. Jahrhundert benannt, der hier in der Nähe die letzten Jahre seines Lebens verbrachte. Sie ist eine der am besten erhaltenen Festungen auf Zypern. Während unseres Aufstieges zeigte sich die Flora in ihrer vollen Pracht (Wacholder, Salbei, Pistazien). Wir fuhren weiter nördlich in Richtung Kyrenia. Doch bevor wir die Stadt erreichten, machten wir einen Abstecher in die Abtei Bellapais, einem ehemaligen Kloster. Vor dem Rundgang genossen wir bei leckerem, selbstgebackenem Osterbrot von Antonis, Wein und Ostereiern den Blick über die Mittelmeerküste. In der Stadt Kyrenia, die türkisch „Girne“ heißt, liefen wir zum historischen Kastell, dem größten Festungsbau Zyperns. Hier befindet sich eines der am besten erhaltenen antiken Schiffe im Mittelmeerraum in einem Museum. Noch heute untersuchen Archäologen die im Jahr 1965 vor der Hafenstadt gefundenen Überreste. Wir beobachteten vom Café aus das Treiben am Hafen, danach hatte jeder Zeit, sich auf der Mole oder in der Altstadt umzusehen. Gegen Abend erreichten wir unser Hotel in Nicosia.

Montag, 16.04.12
Am heutigen zypriotischen Ostermontag begaben wir uns auf Spurensuche der Ereignisse des Jahres 1974 und besuchten erneut den nordzypriotischen Teil der Insel, die Gegend um Famagusta. Bereits während der Fahrt erläuterte uns Antonis die Fakten zur Teilung der drittgrößten Insel im Mittelmeer. Er wies dabei auch auf die Probleme durch die Wirtschaftsinteressen der beteiligten Länder hin. Die zypriotische Bevölkerung sehnt sich nach einer Wiedervereinigung. So demonstriert bereits das  Dorf Pila unweit der zypriotisch-zypriotischen Grenze,  dass auch ein Minarett neben einer Kirche stehen kann. In diesem Dorf leben Griechen-Zyprioten und Türken-Zyprioten gemeinsam Haus an Haus und die Dorfgemeinschaft funktioniert bestens. Auch anderswo versteht sich die Bevölkerung beider Seiten gut. Leider gibt es aber immer wieder politische Spannungen zwischen den Regierungen, was in naher Zukunft eine Wiedervereinigung schwierig erscheinen lässt.  Nachdem wir die griechische, britische und türkische Verwaltungszone passiert hatten, erreichten wir die einstige Klosteranlage St. Barnabas, unweit von Famagusta gelegen. Hier befindet sich die Grabstätte des Heiligen Barnabas, dem Nationalheiligen der Insel. Unweit der Grabstelle wurde bereits im 5. Jahrhundert ein Kloster errichtet, heute ist es Museum mit einem artenreichen Garten im Innenhof. Nur wenige Minuten entfernt und direkt am Mittelmeer gelegen,  erstreckt sich bei der heutigen Stadt Salamis die größte und bedeutendste Ausgrabungsstätte der Insel.  Während eines Rundgangs durch die Reste der ca. 4.000 Jahre alten Stadt konnten wir verschiedene historische Gemäuer wie z. B. das Theater, das zu seinen Blütezeiten bis zu 15.000 Zuschauern Platz bot oder die noch sehr gut erhaltenen Badeanlagen besichtigen.  Nach einem gemütlichen Picknick zur Mittagszeit in der Nähe von Salamis setzten wir unsere Fahrt in das 45.000 Einwohner zählende Famagusta fort. Wir passierten die sehr gut erhaltene Stadtmauer und erkundeten zu Fuß die Altstadt. In der ehemaligen Nikolauskathedrale, die seit ca. 500 Jahren eine Moschee ist, erklärte uns Antonis die Besonderheiten des Islam.  Im Anschluss fuhren wir an den Stadtteil Varosha,  auch „Tote Stadt“ genannt, vorbei, die sich nur unweit des Stadtzentrums befindet. Die „Tote Stadt“ ist ein ehemaliges Stadtviertel  von Famagusta, das bis zur Teilung von Griechisch-Zyprioten bewohnt war.  Nach der Teilung wurde das Viertel zur Sperrzone erklärt und blieb seitdem sich selbst überlassen. So steht z.B. in der Nähe des Meeres ein halb fertiggestellter Hotelkomplex mit einem Kran, der seit fast 40 Jahren nicht mehr bewegt wurde. Ein Symbol, das nachdenklich macht und berührt. Weil wir gut in der Zeit lagen, konnten wir noch die Hafenstadt Larnaca besuchen. Der Name stammt von den vielen Sarkophagen (griechisch Larnax) ab, die hier gefunden wurden. Zunächst besichtigten wir die Lazaruskirche mit ihrer umfangreichen Ikonensammlung sowie die Grabkammer des heiligen Lazarus. Bald erreichten wir die belebte Strandpromenade mit ihren zahlreichen Geschäften und Cafés und jeder konnte bei einem Kaffee oder einem Strandspaziergang die Sonne genießen. 

Dienstag, 17.04.12
Den Tag verbrachten wir in der Hauptstadt Nicosia. Zunächst sahen wir uns die moderne Klosteranlage an, die erst errichtet wurde. Das Kloster ist sehr vermögen und besitzt viele Grundstücke in der Stadt - so auch das unseres Hotels. Im Stadtzentrum besuchten wir das Zypern-Museum. Hier  ist die Geschichte der zypriotischen Kultur eindrucksvoll dargestellt und Antonis erklärte uns bei  einem Rundgang durch das bedeutendste Museum der Insel die darin enthaltenen Schätze des Landes. Nach einer  kleinen Rast, bei der frische Erdbeeren gereicht wurden, fuhren wir weiter bis zum Freiheitsdenkmal im Stadtzentrum. Im Jahr 1970 erbaut, stellt es das Ende des britischen Kolonialismus dar. Nur unweit des Denkmals befindet sich der Palast des Erzbischofs, vor dem eine Statue von Makarios, ehemaliger Erzbischof und auch Staatspräsident Zyperns, thront. Das Denkmal wurde anlässlich seiner Verdienste um die Interessen des Staates Zypern errichtet.  Auf dem Gelände befindet sich außerdem eine gläserne Garage mit zwei Staatskarossen, die Makarios von Willy Brandt und John F. Kennedy geschenkt bekam. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die 1662 errichtete Johannes-Kathedrale und das Byzantinische Museum mit einer umfangreichen Sammlung an Fresken und Ausstellungsstücken aus zypriotischen Kirchen. Nach einer ausführlichen Erläuterung der Ausstellung durch Antonis begaben wir uns zur Demarkationslinie. Dieser Grenzstreifen trennt die Hauptstadt und das Gebiet wirkt wie ausgestorben. Die verlassenen Häuser werden von Grenzsoldaten bewacht. Wir besuchten eine kleine Autowerkstatt unmittelbar am Grenzstreifen, in der Oldtimer restauriert werden und passierten die Grenze zum türkischen Teil, die ab hier Lefkosa heißt. Zunächst führte uns der Weg zur Selimiye-Moschee, die ehemals eine Kathedrale war. Nachdem wir nach einem kurzen Stadtbummel auf türkischer Seite die Grenze wieder in den südlichen Teil überquerten, konnte noch jeder die Einkaufsstraße individuell Besuchen.

Mittwoch, 18.04.12
Wir verließen unser Hotel in der Hauptstadt und begaben uns auf den Weg in das Troodosgebirge. Nach einstündiger Fahrt erreichten wir den kleinen Ort Galata und besuchten die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Scheunendachkirchen Panagia tis Podithou und die des Erzengel Michael.    Im Ortskern kehrten wir in einem traditionellen Kafenio ein und genossen eine Tasse Kaffee. Nach kurzer Fahrt besuchten wir dann die aus dem 11. Jahrhundert  stammende Scheunendachkirche Agios Nikolaos tis Stegis. Die Außenanlagen und der Parkplatz der Kirche wurden gerade umfangreich renoviert da Zypern ab Juli die EU-Ratspräsidentschaft inne hat und die europäischen Staats- und Regierungschefs diese Kirche im zweiten Halbjahr 2012 besuchen werden.  In unmittelbarer Nähe befindet sich der zum größten Teil unter Denkmalschutz stehende Ort Kakopetria mit seinen urigen Häusern. In der örtlichen Taverne genossen wir ein zünftiges Meze Essen. Meze besteht aus vielen verschiedenen Speisen, die nacheinander auf kleinen Tellern serviert werden. Typisch dazu trinkt man Wein, Wasser und Schnaps. Nach dieser kulinarischen Besonderheit erreichten wir am frühen Nachmittag das Dorf Agros.  Zunächst besuchten wir die örtliche Marmeladenmanufaktur und den dazugehörigen Dorfladen um anschließend die Rosenmanufaktur, in der sämtliche Produkte aus dem duftenden Gewächs hergestellt werden, zu besichtigen. Die Rosen für die Herstellung züchtet man übrigens eigens dafür im Ort. Nach diesem duftenden Erlebnis bezogen wir am frühen Abend im örtlichen Hotel „Rodon“ unsere Zimmer in der dritten Etage, von der man einen wunderschönen Blick über das Dorf und in die Berge hatte.

Donnerstag, 19.04.12
In der Nacht hatte es geregnet, sodass wir bei spürbar klarer Luft  die ersten Sonnenstrahlen des Tages genießen konnten.  Am Morgen fuhren wir zunächst entlang eines alten Astbest- Tagebaus am Fuße des Olymp. Das hier gewonnene Astbest wurde zu großen Teilen auch in die ehemalige DDR exportiert, zu der Zypern ein enges Verhältnis pflegte. Nachdem, begleitet von vielen Zedern die Bergstraße passiert hatten, erreichten wir ein Plateau unterhalb des mit 1.952 Metern höchsten Berg der Insel. Der Zutritt zum Berggipfel ist leider nicht möglich, da sich auf diesem eine britische Radarstation befindet.  Eingehüllt von dichten Nebelschwaden,  fuhren wir Bergab und besuchten die Archangelos Michael Kirche in Pedoulas sowie das kleine aber feine Dorfmuseum.  Die berühmteste Persönlichkeit des Dorfes ist der Vater von Stelios Haji-Ioannou, dem Gründer der Fluggesellschaft easyjet. Weiter folgten wir den engen Bergstraßen und erreichten den Ort Kalopanagiotis in dem sich die Agios Ioannis Lambaditistis-Kirche unterhalb des Dorfes befindet. Ursprünglich als Kloster errichtet, ist es heute ein Komplex von drei Kirchen, die sich alle unter einer Dachschräge befinden. Am frühen legten wir in auf einem Rastplatz in den Bergen eine „Picknisierung“ ein und genossen bei frischen Oliven, Wurst, Käse, Wein und Kaffee die Natur. Am frühen Nachmittag besuchten wir dann das Kykko - Kloster, das wegen seines großen politischen Einflusses als mächtigstes Kloster Zyperns gillt. Die Wände des Innenhofes sind fast vollständig mit Mosaiken ausgestattet, das bekannteste Bild ist das der Gottesmutter Maria.  Nur wenige Kilometer vom Kloster entfernt, befindet sich die Grabstätte des Erzbischofs Makarios, die von einer Ehrenwache bewacht wird. Am Abend nahmen wir in Nikos Taverne in Agros ein schmackhaftes Meze Essen ein und ließen bei Rotwein aus dem Dorf den Tag im Troodosgebirge noch einmal Revue passieren. Die Fahrt zur Taverne war der Höhepunkt des Abends, den wir fuhren mit dem historischen Bedford von Antonis.

Freitag, 20.04.2012

Nach zwei Übernachtungen im Troodosgebirge begaben wir uns  auf den Weg in Richtung Mittelmeerküste mit dem Ziel Paphos. Zunächst fuhren wir über Pellandri, auch „Klein Moskau“ genannt, zur Kirche „Agia Mavri“. Pellandri verdankt den Spitznamen seinen  zu 99 % kommunistisch gesinnten Einwohnern.  Nach dem Besuch der Wallfahrtsstätte erkosteten wir sozusagen das gleichnamige Weingut einen zyprischen Arztes.  Nach einer Führung durch die private Weinkelterei und einer ausgiebigen Verkostungseiner Weine erreichten wir nach kurzer Fahrt den denkmalgeschützten Ort Vouni.  Wir verließen den Bus und erkundeten zu Fuß das gemütliche Bergdorf. In der örtlichen Taverne trafen wir auf den 74-jährigen Bürgermeister des 100-Seelen-Dorfes. Antonios, der uns stolz sein kleines „Rathaus“ zeigte. Der Boden in der Gegend um Vouni  ist sehr kalk- und kreidehaltig und dadurch gut für den Weinanbau geeignet. Auch Kapern werden in dieser Region angebaut. Nach ca. einer Stunde Fahrtzeit erreichten wir den ehemaligen Sitz des Johanniterordens, Kolossi.  Vom Dach der Burg reicht der Blick bis ans Mittelmeer und die Ausläufer des Troodosgebirges. Die Gegend um Kolossi ist außerdem das Hauptanbaugebiet des Commandaria, eines süßen Dessertweins, den nur acht Dörfer auf Zypern herstellen dürfen. Unser nächstes Ziel war die antike Ausgrabungsstätte Kourion, doch zunächst mussten wir erneut ein britisch besetztes Gebiet durchqueren. Wieder ließen uns die Erläuterungen von Antonis sehr nachdenklich werden. Nach der Besichtigung  fuhren wir weiter an den Felsen der Aphrodite, in dessen Nähe  wir einen Fotostop einlegten.  Bald erreichten wir unseren heutigen Panoramarastplatz in der Nähe von Koloni, wo wir frische Erdbeeren, Mispeln, Wein und Ratzeputz aus den Lunchpaketen genossen. Anschließend besuchten wir noch die Töpferei von Savaas in Koloni, der uns zeigte, wie man Vasen und Töpfe in die richtige Form bringt. Am späten Nachmittag erreichten wir  unser Hotel für die letzten drei Nächte - „Alexander the Great“ in Paphos.

Sonnabend, 21.04.2012
Am Morgen fuhren wir zunächst zum Bischofssitz in Paphos und trafen dort den stellvertretenden Erzbischof der Region.  Er zeigte uns die Kirche und gab uns einen Einblick in seine Aufgaben und die Verwaltung von über 100 Kirchen in der Region. Nachdem wir zusätzlich den Asprokremmos, den mit reichlich 5 Mio Kubikmeter Speicherkapazität größten Wasserdamm der Region bei einem Spaziergang besichtigt hatten, gelangten wir nach Koukila, das alte Paphos. Ursprünglich wollten wir uns dort die Ausgrabungsstätte mit dem Aphrodite-Tempel ansehen, aber an diesem Tag streikten die zypriotischen Beamten um mehr Geld für ihre bezahlten Überstunden und das Objekt blieb geschlossen. So konnte uns Antonis die imposante Anlage nur von außen zeigen und klärte uns über die historische Bedeutung des Ortes auf. Die archäologische Erkundung ist bis heute noch nicht vollständig abgeschlossen und die Ausgrabungen werden hauptsächlich von ausländischen Archäologiestudenten ausgeführt.  Von der alten Stadt Paphos ist so gut wie nichts mehr vorhanden, weil sie im Jahr 1222 von einem Erdbeben zerstört wurde und die Engländer später die übrigen Gesteinsreste für den Bau des Suezkanals verwendeten. Nach einer kurzen Kaffeepause in der örtlichen Taverne führte uns der Weg zurück in das Stadtzentrum zum Chrysopolitissa-Komplex, einem weitläufigen Ruinenareal  aus dem 4. Jahrhundert, und zur Paulussäule. An dieser Säule soll der Apostel Paulus gefesselt und ausgepeitscht worden sein. Danach begaben wir uns zum nur wenige hundert Meter entfernten Archäologischen Park, der sich unweit des Hafens befindet. Dort steht das Haus des Dionysos mit seinen Bodenmosaiken, geschützt von einem nachträglich errichteten Pavillon. Die Mosaiken aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. wurden 1962 bei Bauarbeiten entdeckt und freigelegt.  Das Mittagessen - köstliches Souvlaki im Pitabrot - genossen wir bei angenehmen Temperaturen etwas außerhalb des Stadtzentrums, aber mit Blick über die 55.000 Einwohner zählende Stadt.  Nach einem kurzen Bummel durch das Stadtviertel  fuhren wir zu den Königsgräbern aus dem 3. Jahrhundert. In diesen historischen begehbaren Ruhestätten wurden allerdings wahrscheinlich nie Könige beigesetzt, sondern sie wurden von der Oberschicht genutzt, weil es zu dieser Zeit keine Stadtkönige mehr auf Zypern gab.

Sonntag, 22.04.12
Am vorletzten Tag unserer Reise erreichten wir gegen 9 Uhr das Neophytos-Kloster bei Mesogi und konnten so dem sonntäglichen Gottesdienst in der nach Weihrauch duftenden Klosterkirche lauschen. Danach stiegen wir zur Eremitenhöhle und zur Höhlenkapelle hinauf, die der heilige Neophytos im 12. Jahrhundert eigenhändig errichtete und über 50 Jahre dort allein lebte. Im Ikonenmuseum des Klosters testete Antonis unser Wissen über die Merkmale der Ikonen aus den verschiedenen Epochen.  Anschließend führte unser Weg in Richtung Akamas-Halbinsel. Unterwegs konnte hielten wir noch an einer Obstplantage, wo jeder frische Zitronen und Orangen pflücken konnte. Nach unserer kleinen „Ernte“ erreichten wir den Eingang zum Naturschutzgebiet Akamas. Wir verließen den Bus und wanderten ein Stück entlang der zerklüfteten Küste. Während der Wanderung besuchten wir das „Bad der Aphrodite“, wo die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit laut der Mythen im Schatten eines Feigenbaumes gebadet haben soll. Die Akamas-Halbinsel verdankt ihren Namen dem Sohn des Theseus, der hier auf dem Rückweg von der Stadt Troja an Land gegangen sein soll. Die Halbinsel ist ein beliebtes Wandergebiet und kann eine außergewöhnliche Flora und Fauna vorweisen. Außerdem ist sie noch relativ unberührt, denn das Gebiet des Naturparks darf nicht bebaut werden. Nach ca. einer Stunde erreichten wir wieder unseren Ausgangspunkt, fuhren in das Dorf Kathikas und kehrten bei Yiannis in die Taverne ein. In dem kleinen Dorf gibt es acht Tavernen, die auch rege besucht werden, denn es kommen neben Touristen gerade am Wochenende Familien aus Paphos und Umgebung, um im Dorf zu verweilen. Bei einem reichlichen und köstlichen Meze-Essen wurden wieder alle Geschmacksnerven gefordert und auch befriedigt.  Am Nachmittag erreichten wir dann unser Hotel und verabschiedeten uns herzlich von Antonis und Savvas, die uns ihre Heimat in den vergangenen neun Tagen auf so herzliche, sympathische und aufgeschlossene Art und Weise näherbrachten und mit ihren kulinarischen Überraschungen für unvergessliche Eindrücke sorgten.

Montag, 23.04.12
Der letzte Tag unserer Reise stand allen zur freien Verfügung, man konnte am Hafen flanieren oder am Strand die Sonnenstrahlen genießen.  Am späten Abend brachte uns Savvas an den Flughafen von Larnaca, von wo aus wir gegen 3 Uhr über München nach Dresden bzw. Leipzig flogen.

Auf dieser Reise haben wir durch unseren Reiseleiter Antonis und unseren Busfahrer Savvas nicht nur ein Land kennengelernt, sondern es auch menschlich, kulturell und kulinarisch hautnah erleben können. So sahen wir nicht nur viele interessante historische Ausgrabungsstätten und Gotteshäuser, sondern die Reise hinterließ auch Erlebnisse, die zum Nachdenken anregen wie die „Tote Stadt“ in Famagusta oder der sehnliche Wunsch der Bevölkerung nach einer gemeinsamen Zukunft. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei meiner Reisegruppe bedanken, die stets ein gutes Miteinander pflegte und durch ihr ausgeprägtes Interesse zum Gelingen der Reise beitrug.

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