Reisebericht: Nord–Zypern für Alleinreisende

01.10. – 08.10.2013, 8 Tage Flugreise für Singles in den türkischen Teil der Mittelmeerinsel


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Dieses Mal begleite ich eine Reise nach Nordzypern und mit mir reisen 17 Gäste. Geimeinsam wollen wir den noch unberührteren Teil der geteilten Insel entdecken. Man sagt, hier sei der Tourismus noch ehrlich, alles geht etwas geruhsamer daher und vor allem werden uns wunderschöne Landschaften versprochen. Wir sind sehr gespannt..
Ein Reisebericht von
Cornelia Ritter
Cornelia Ritter

Dienstag, 01.10.2013

09.00 Uhr Berlin Flughafen-Tegel treffen sich 17 Reiselustige mit mir, nachdem sie bereits kleinere oder größere Anreisen aus den jeweiligen Heimatorten bequem und erfolgreich hinter sich gebracht haben. Beim Check In steht eine riesen Schlange, obwohl wir super pünktlich sind, wir üben uns in Geduld, schließlich geht es in den Urlaub. Pünktlich starten wir mit Freebird in den sonnigen Süden, nach kühlen 6 Grad in Berlin, sollen uns dort 30 sonnige Grad erwarten. Eine warme Mahlzeit wird uns serviert und Getränke dazu. In Antalya müssen wir wegen der bestehenden Sanktionen gegenüber Nordzypern einen Zwangsstopp einlegen, aber wir verlassen das Fluggerät nicht und nach ca. 45 Minuten geht es weiter, kurz über das Mittelmeer und nach weiteren 40 Minuten landen wir auf Nordzypern, Flughafen Ercan. Die Einreise funktioniert problemlos und unser Gepäck läuft auch bereits über das Band. Klappt alles ganz super. Und draußen erwartet uns bereits unsere Reiseleiterin für die kommenden Tage -  ganz in mindgrün gekleidet - die Zypriotin Nelin. Das Gepäck wird im Bus verstaut und schon chauffiert uns Erdem unser Fahrer sicher und bequem durch das 5-Finger-Gebirge an die Küste nach Kyrenia (oder auch Girne genannt) in unser Hotel Oscar Resort. Auch hier funktioniert die Zimmerverteilung reibungslos und zügig. Die Gäste haben etwas Zeit sich frisch zu machen und um 19.30 Uhr treffen wir uns bereits wieder zum gemeinsamen Abendessen. Das Buffet ist sehr reichhaltig und lecker. Alle sind gesättigt und die meisten nach dem Reisetag auch müde. Aber der Eine oder Andere findet sich dann doch noch auf der Terrasse ein, um in einer lauen Sommernacht ein Gläschen Wein oder Bier zu geniessen und sich von einer grandiosen Künstlerin unterhalten zu lassen. Ja, es wurde sogar getanzt..

Mittwoch, 02.10.2013 – Orientierungsfahrt Kyrenia

Heute können wir zunächst ausschlafen, denn unser Programm startet erst um 10.00 Uhr. Am Frühstückbuffet - wie ich finde, auch sehr gut - stärken wir uns für den Tag. Und los geht es zunächst mit dem Bus nach Kyrenia-Zentrum. Dieses erreichen wir bereits nach wenigen Minuten, denn unser Hotel ist sehr zentral gelegen. Nelin, unsere örtliche Reiseleiterin, spaziert mit uns durch die Altstadt und weiß viel Interessantes zu berichten. Schließlich entlang der wunderschönen und romantisch anmutenden Hafenpromenade erreichen wir die Burg/Festung von Kyrenia und besichtigen unter anderem das Schiffswrackmuseum und die Folterkammern. Anschließend hat Nelin ein besonders reizvolles Örtchen für unsere Infoveranstaltung organisiert. Wir nehmen Platz auf der Dachterrasse eines typisch nordzypriotischen Restaurants, mit einzigartigen Blick zur einen Seite in den kleinen Hafen mit seinen alten Holzsegelbooten und zur anderen Seite mit Blick zur Burg. Die Sonne scheint, es geht ein lauer Wind bei angenehmen 28 Grad, grandios.. Wir besprechen die nächsten Tage unserer Reise, klären die eine oder andere Frage und schließlich sind wir eingeladen zu einem sehr schmackhaften Mittagessen, eben inmitten dieses tollen Ambientes. Gut gesättigt werden Raki oder Grappa geordert, um die Verteilung ein wenig in den Schwung zu bringen. In der anschließenden Freizeit werden kleine Einkäufe erledigt, insbesondere schlägt ein Teil der Gruppe bei den süssen Leckereien zu, die uns Nelin bereits am Vortag zum Kosten gegeben hatte und wir diese alle ziemlich gut fanden. Kurz nach 15.00 Uhr sind wir wieder im Hotel und haben nun noch Zeit für ein Bad im Pool oder Meer. Zum Abendessen treffen wir uns wieder an den für uns reservierten Tischen, um dieses gemeinsam zu genießen und dabei ein wenig über den Tag zu plaudern.

Donnerstag, 03.10.2013 – Ausflug nach Nikosia

Heute starten wir unseren Ausflug bereits um 09.00 Uhr, denn es soll in die geteilte Hauptstadt Zyperns gehen. Wir sind alle sehr gespannt, denn mit geteilten Ländern und Städten haben wir ja auch unsere ganz eigene Erfahrung. Wir treffen wieder unser kleines "Dreamteam" - Nelin und Chauffeur Erdem - Letzterer fährt uns sicher über den Pass des Fünffingergebirges und Nelin erzählt uns allerhand Wissenswertes über die bewegte Geschichte ihrer Heimat Nordzypern. Diese kleine Insel hat in der Tat viel erlebt und gesehen und so fällt es uns zunächst nicht ganz leicht die einzelnen Epochen immer richtig einzuordnen. Wann waren die Engländer auf Zypern und warum, welche Rolle spielten die Lusignans oder Venezianer auf Zypern und warum gibt es heute einen türkischen nicht anerkannten Teil, wiederum eine griechisch anerkannte Republik im Süden der Insel. Aber dies wird sich uns in den kommenden Tagen mehr und mehr erschließen. Schließlich erreichen wir Nikosia und spazieren gemeinsam in die Altstadt, die von einer kreisrunden Mauer umgeben ist, einen Radius von 800 Meter misst und in der Mitte durch die "Greenline" (Grenzzone) geteilt ist. Nelin zeigt uns ein reizendes kleines Café mit Bibliothek und hübschem Garten, die Karawanserei, die heute eher ein Kunstzentrum ist als eine Herberge für Händler und Reisende, die ehemalige Markthalle, die heute in einem neuen und modernen Stil erscheint. Wir probieren von den erfrischenden Kaktusfeigen und nach einer kleinen Waschung besuchen wir die Selimiye-Moschee, die einstmals eine Kathedrale war. Nelin zeigt uns weiterhin ein ehemaliges Sozialprojekt, Mietwohnungen zu bezahlbaren Preisen für den "einfach Mann/Frau", ganz hübsch mit engen und begrünten Gassen angelegt. Nach einem leckeren Mittagessen inmitten der Altstadt, es wurden typisch zypriotische Vorspeisen gereicht, gab es Freizeit. Jeder konnte nun auf eigene Faust durch die engen Gassen der Altstadt spazieren oder in den Südteil der Stadt  wechseln, was heute über einen "kleinen Grenzverkehr" problemlos möglich ist. Noch einen türkischen Kaffee zum Abschluss und wir traten die Heimreise nach Kyrenia an. Gegen 17.00 Uhr erreichten wir wieder unser Hotel, noch Zeit für ein kurzes Bad im Pool oder Meer oder einfach für ein wenig Entspannung.

Freitag, 04.10.2013 – Freizeit oder Fakultaiv–Ausflug an die Westküste

Ein Teil der Gruppe bleibt heute im Hotel und nutzt diesen Tag zur Erholen. Ein Einkaufsbummel durch die Altstadt von Kyrenia, ein Eiskaffee in einem netten Hafenrestaurant oder ein Bad im Meer oder Hotel-Pool, all dies wird am Abend berichtet. 8 Gäste wiederum entscheiden sich mit Nelin und mir die Insel weiterhin zu erkunden. Mit einem Kleinbus ging also dann in Richtung Westen. Der Westen steht für Orangen-, Oliven- und Granatapfelplantagen und zeigt sich so in einem ansehnlichen GRÜN. Unseren ersten Stopp legen wir folgerichtig auch an einer Orangenplantage ein. Der Farmer bietet uns von seinem frisch gepressten Orangen- und Granatapfelsaft eine Kostprobe an, wirklich sehr erfrischend, vitaminreich und einfach nur lecker. Der eine oder andere nimmt sich noch ein Gläschen selbstgemachten Honig mit. Und weiter geht es in das kleine Provinzstädtchen Güzelyurt. Hier besichtigen wir zunächst die Kirche des heiligen Mamas und erfahren die ursprüngliche Bedeutung der Aufforderung "Halt die Klappe". Der Hl. Mamas war damals der Schutzpatron der kleinen Gauner und gilt auch heute noch als der Patron der Steuerhinterzieher, kurioserweise aber auch der Steuerberater. Anschließend besuchen wir das Naturkunde- und Archäologiemuseum, in dem unter anderem die Goldblätter aus Soli (einer Ausgrabungstätte, die wir gleich im Anschluss besuchen werden) ausgestellt sind. Ein kleiner Spaziergang durch den hübsch angelegten Garten des Museum und schon geht es weiter. In Soli zeigt uns Nelin das antike Theater und erklärt uns, woran man die einzelnen Bauepochen des antiken Stadtkönigtums erkennen kann. In einem Restaurant, wunderschön am Strand gelegen, stärken wir uns dann wiederum bei einem leckeren, typisch zypriotischem Essen - nach verschiedenen Vorspeisen, gibt es zur Wahl Hünchenspieß oder gefüllte Feta-Teigtaschen, lecker und sehr sättigend. Unser Chauffeur zeigt uns anschließend sein kleines Heimatdörfchen Lefke, wunderschön in den Bergen gelegen, bietet es hervorragende Ausblicke in die Umgebung und macht mir direkt Lust auf eine kleine Wanderung. Aber gut, dafür war heute leider keine Zeit. Und so fahren wir weiter, entlang der Küstenstraße und erreichen schließlich das Maroniten-Dorf Korucan. Die Maroniten sind eine christliche Gemeinde die dem östlichen Ritus der Katholischen Kirche (Unierte Ostkirche) folgt und ursprünglich aus Syrien stammen. Hier wird heute griechisch (wohlbemerkt im türkischen Teil Zyperns) gesprochen und eine ganz eigene Kultur gelebt. Schließlich treten wir die Rückreise nach Kyrenia an und genießen dabei wunderbare Ausblicke über die Küstenlandschaft Nordzyperns. Wieder ein wunderschöner Tag!

Samstag, 05.10.2013 – St. Hilarion und Bellapais

Heute begeben wir uns auf die Spuren den britischen Schiftstellers Lawrence Durrell, der in seinem Buch "Bittere Limonen" sein Leben in der Zeit des Umbruchs auf Zypern beschreibt. Zunächst besuchen wir die ehemalige Kreuzfahrerburg St. Hilarion, die sich grandios an einen Fels schmiegt. Mit dem System dreifacher Verteidigungsmauern, mit den Türmen, von einer Schanze überragt, sieht die Burg ein wenig aus wie aus dem Märchenland. Die Schriftstellerin Rose Macaulay nannte sie eine "Bilderbuch-Burg für Elfenkönige", und immer noch hält sich das Gerücht, dass St. Hilarion Walt Disneys Vorlage für die Schneewittchen-Burg war. Hier gibt Nelin den Gästen Freizeit, um auf eigene Faust nun die Ruinen der ehemaligen Burganlage zu entdecken. Einige Gäste schaffen es bis ganz hinauf und kommen dabei nicht nur etwas außer Atem, sondern genießen dazu einen ganz einzigartigen Blick über das Land und das Meer. Anschließend besuchen wir Bellapais, ein kleines Örtchen auf ca. 700 Metern Höhe gelegen, oberhalb von Kyrenia. Hier lebte auch einige Jahre der Schriftsteller Durell, in seinem Buch wunderbar nachzulesen. Wir besuchen die Abtei, die 1205 von Augustiner Mönchen gegründet wurde und spazieren durch die schmalen Gassen, die Ruhe und Entspannung versprechen. Abschließend genießen wir in einem kleinen Restaurant unweit unseres Hotel ein leckeres Mittagessen, bevor unser halbtägige Ausflug sein Ende findet. So ist noch ausreichend Zeit für ein Bad im Meer oder im Pool oder den Besuch des hoteleigenen Hamam.
Am Abend stand ein Tavernenbesuch auf dem Programm. Leider kam der bei den meisten unserer Gäste nicht so gut an, zu laut, zu viele Menschen. Dies hätte man sich etwas romantischer, kleiner, netter vorgestellt. Schade, dass wir dieser Erwartung nicht gerecht werden konnten und so dehnten wir den Besuch nicht gar so lang aus und kehrten zum Hotel zurück. Als kleine Entschädigung spendierte ich ein Cocktail, von dem Nelin bereits die ganzen Tage schwärmte "Brandy sour", ein Gast kostete vor, befand diesen für gelungen und so orderte ich für alle einen. Wir saßen noch recht nett zusammen, plauderten viel bei einer stürmischen Meeresbrise, die über die Terrasse blies.

Sonntag, 06.10.2013 – Freizeit oder Fakultativ–Ausflug nach Karpas

Bis auf einen Gast, die sich leider eine Infektion zugezogen hatte,  machten diesen Ausflug alle mit. Und am Tagesende würde es keiner bereut haben, denn dieser Tag ist wohl einer der Höhepunkte unserer Reise gewesen. Ziel des Ausfluges ist die Halbinsel Karpas, wo uns ursprüngliche Natur versprochen wird. Aber zunächst der Reihenfolge nach. Denn Nelin hat noch einen ganz besonderen Tipp und Höhepunkt für uns. Das kleine Ökodorf "Büyükkonuk" (für unsere Zungen nicht wirklich aussprechbar) feiert heute eine Art Erntedankfest, und dorthin brechen wir zunächst auf. Wir erreichen dieses Dorf bereits gegen 10.00 Uhr am Morgen, es ist noch ganz ruhig, aber irgendwie wird es gerade neben uns ganz wuselig. Ein Fernsehteam und viele (scheinbar wichtige) Herren in dunklen Anzügen tauchen plötzlich auf, und wie uns Nelin erklärt, sind dies unteranderem der Dorf-Bürgermeister und der Ministerpräsident Nordzyperns. Wow, und wir mittendrin und im Fernsehen. An der Hauptstraße des Dorfes bauen die Dorfbewohner Ihre Stände gerade noch auf und laden uns ein, Ihre Kostbarkeiten zu probieren; Süssigkeiten aus Honig und Sesam, Brot mit ganzen Oliven und Fetakäse, Oliven und vieles mehr. Viele der Bewohner sind traditionell gekleidet, es riecht überall sehr lecker und macht einfach nur Spaß von Stand zu Stand zu schlendern. Ein Blick in die alte Olivenmühle verrät uns zudem, wie der edle Tropfen gewonnen wird. Und schon setzen wir unsere Fahrt fort. Wir erreichen schließlich Dipkarpas, das letzte Dorf bevor es keine Ansiedlungen mehr gibt und nur noch endlose erscheinende Natur uns umgibt. Schließlich kommen uns erste Wildesel mitten auf der Straße entgegen gelaufen und scheinen uns keinen Platz machen zu wollen. Aber ganz gemächlich, etwas störrisch rückt das Maultier dann doch ein wenig zur Zeite, so dass Erdem mit seinem Bus passieren kann. Am Ende der Halbinsel und nur noch wenige Kilometer von der Küste Syriens entfernt erreichen wir schließlich das Andreaskloster. Hier gibt es die Quelle des "Ewigen Lebens", oder so, natürlich wird die Flasche damit befüllt und Esel, viele, viele Esel, die wissen, dass die Touristen immer einige Leckereien dabei haben. Mancheiner wird diese kaum noch los. Weiter geht es nun zu dem "Goldenen Strand", der  einsam, naturbelassen und kilometerlang sein soll. Und es wurde uns nicht zu viel versprochen, grandios, einzigartig, unfassbar, als sich dieser uns zu Füßen legt. Und dies in Europa, wo sonst jeder Kilometer Strand zur Maximierung des Profits genutzt wird, hoffen wir, dass dies noch recht lang erhalten bleiben kann. In einer Art Strand-Restaurant wird uns zunächst eine äußerst leckere Dorade serviert und dann heißt es "Freizeit". Ganze 2 1/2 Stunden haben wir nun Gelegenheit an diesem wunderschönen Strand zu ruhen, zu schwimmen, zu spazieren oder gar ein gekühltes Sektchen zu trinken, "Zum Wohl". Alle genießen dies in vollsten Zügen und sind hinterher zufrieden und glücklich. Am späten Nachmittag brechen wir dann wieder in Richtung Kyrenia auf und da dies unser letzter gemeinsame Tag mit Nelin sein würde, lädt Sie uns auf einen Grappa ein, den wir gemeinsam bei Sonnenuntergang an der Straße genossen und auf die wunderschönen Tage anstießen. Danke liebe Nelin, es war ein Genuss und uns nicht einerlei, gemeinsam mit Dir Deine Heimat kennenlernen zu dürfen.

Montag, 07.10.2013 – Relaxen

Zum Abschluss der Reise gab es einen ganzen Tag frei zur Verfügung. Man konnte ausschlafen, lange frühstücken und dann im Meer baden, oder im Pool schwimmen, ein Buch lesen, letzte Einkäufe erledigen oder sich im Hamam verwöhnen lassen, eben Zeit für sich und Balsam für die Seele.

Dienstag, 08.10.2013 – Heimreise

Leider hatte unser Flieger verdammt schlechte Abflugzeiten, bereits 04.20 Uhr sollte unsere Maschine abheben, dies hieß 00:15 Uhr aufstehen, 00:45 Uhr frühstücken und 01:30 Uhr Transfer zum Flughafen, nicht wirklich Anlass zur Freude, aber nicht zu ändern. Alle saßen mehr oder weniger müde, aber pünktlich im Bus und schließlich erreichten wir alle noch am Vormittag den Berliner Flughafen. Eine schöne Reise geht nun zu Ende, aber wir haben wieder ein ganz neues, kaum bekanntes Fleckchen Erde entdeckt, was es sich lohnt auch entdeckt zu werden, wie ich finde..

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