Experten-Tipps

Besuch einer Grundschule im Mekong-Delta. Reisen und Gutes tun in Vietnam.

Von Ngoc Anh Nguyen, 17.12.2014
Im November begleitete ich eine Eberhardt-Reisegruppe in mein Heimatland Vietnam und Kambodscha. Gemeinsam lernten wir beide noch sehr ursprünglichen Länder intensiv mit einer Vielzahl an kulturellen Schätzen und Naturschönheiten kennen. Eines der besonderen Höhepunkte der Reise war der Besuch einer Grundschule im Mekong-Delta. Es war bereits seit einigen Jahren ein Traum von mir, mit der Arbeit v

Am Freitag, den 14.11.2014, durften wir das idyllische Delta des Mekong, Mutter aller Flüsse, selbst persönlich kennenlernen. Das Mekong-Delta erstreckt sich auf einer riesigen Fläche, die mit der Schweiz vergleichbar ist. Im Delta-Gebiet leben ca. 20 Millionen Einwohner, Vietnam hat insgesamt ca. 87 Millionen Einwohner. Fast die gesamte Bevölkerung hier sind Bauern und verdienen ihren Lebensunterhalt mit dem Anbau von Reis, Kokospalmen, Bambus und mit der Fischerei.
Etwa zweieinhalb Fahrstunden von Ho-Chi-Minh-Stadt entfernt reisten wir durch Reisfelder, überqueren zahlreiche Dörfer, die durch Brücken miteinander verbunden sind und erreichten am Nachmittag den kleinen Ort Vuong Liem. Er gehört statistisch gesehen zu eine der 100 ärmsten Orte Vietnams. In diesem Ort leben etwa 4.000 Menschen, die ebenfalls hauptsächlich von der Landwirtschaft, vor allem von der Mattenherstellung aus Bambus, Palmen und anderen Flechtmaterialien lebt. Unser Reisebus fuhr langsam durch die Straßen, auf denen zahlreiche Schüler und Schülerinnen mit ihren Uniformen aus weißen Hemden und dunkelblauen Hosen nun nach Unterrichtsschluss mit dem Fahrrad nach Hause fahren. Gespannt schauten wir nach links und nach rechts aus dem Bus, um unsere Grundschule zu entdeckten, aber der Bus fuhr weiter. Dann, inmitten der Reis- und Strohfeldern, kommt unser Bus endlich zum stehen. Aus Spaß sagte ich zu unseren Reisegästen, wir wären da angekommen, wo „die Affen husten und die Störche krähen“.
Versteckt hinter Bäumen erstreckte sich ein kleines, altes Gebäude. Vor ihr erwarteten uns schon sehnsüchtig die Lehrer sowie der Schulleiter. Herzlichst werden wir empfangen. Unsere Eberhardt-Gruppe war bestimmt genauso aufgeregt die Schule kennenzulernen, wie die vietnamesischen Lehrer, einer echten deutschen Reisegruppe zu begegnen. Neugierig schauten wir uns auf dem kleinen Schulhof um. Das Schulgebäude war klein, die Farbe an den Schulgemäuern waren auch bereits verblasst und der Boden auf dem Schulhof war schon kaputt, doch strahlte diese kleine Grundschule eine gewisse Wärme aus. In einem Klassenzimmer nahmen wir Platz. Herzlichst waren wir willkommen geheißen und durften von den heimischen Früchten des Dorfes probieren: Kokosnuss und rote Drachenfrucht – sehr erfrischend lecker! Wir nahmen Platz auf den kleinen Holzbänken. Einige hatten befürchtet, dass diese alten Holzbänke und Tische unser europäisches Gewicht kaum halten könnte…
Der Schulleiter Trieu stellte uns stolz seine Schule vor. Sie unterrichtet 101 Schüler, davon 52 Mädchen und 49 Jungen von der ersten bis zur fünften Klassenstufe. In den vier Unterrichtsräumen haben fünf Klassen Platz. Einige Klassen beginnen früh ihren Unterricht von 7 Uhr bis 11 Uhr, andere nachmittgas von 13 Uhr bis 16 Uhr. Aufgrund von mangelnder Lehrkraft dauert eine Unterrichtsstunde nur 40 Minuten und die Kinder haben pro Tag nur vier Stunden. In dieser Zeit lernen Sie acht Fächer unter anderem Vietnamesisch, Mathematik, Musik, Kunst, Sport und Schulgarten. Wir erfahren viel über das Notensystem und den Ablauf des allgemeinen Schultages sowie die Aufgaben der Schüler. Herr Trieu berichtete uns ebenfalls, dass die Kinderfamilien trotz der Armut, Schulgeld zu entrichten haben. Pro Schuljahr sind bis zu 800.000 Dong (entsprechen ca. 40 US-Dollar) für das Stattfinden des Unterrichts, Lehrmaterial und Kranken- sowie Unfallversicherung zu zahlen. Mit einem geringen Einkommen von durchschnittlich zwei bis fünf US-Dollar pro Tag ist das eine enorm hohe Summe für die Familien. Aus diesem Grund sind die Schüler auf Hilfe der Regierung sowie Spenden aus den vietnamesischen Großstädten wie Can Tho und Ho-Chi-Minh-Stadt angewiesen. Daher freut sich unsere Eberhardt-Reisegruppe umso mehr, dass wir auch einen kleinen Teil zur Erhaltung der der Schule beitragen können. Vor unserer Ankunft hatte Eberhardt TRAVEL bereits den Einkauf von vier Lehrertischen und fünf Bücherregalen organisiert. Die Partneragentur hat die Möbel bei lokalen Tischlern bestellt, um auch die Region im Allgemeinen zu unterstützen. Auf dem Schulhof überreichte die gesamte Gruppe diese Spende in Höhe von insgesamt 10 Millionen Vietnamesische Dong (entsprechen ca. 500 US-Dollar) dem Schulleiter.
Für unsere Eberhardt-Reisegruppe und auch für mich selbst war es ein wunderschönes Ereignis, dem Reiseland Vietnam und seinem Volk so nah zu sein und von einer ganz persönlichen Seite kennenzulernen, wie auf keiner anderen Reise. Es tut gut, nicht nur beobachtend auf das Leben der Menschen zu schauen, sondern selbst mitzuwirken. Diesen einmaliger Nachmittag in der Grundschule Vuong Liem werden wir noch lange im Herzen behalten.

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