Reisebericht: Rundreise Süditalien – Kultur & Genuss in Apulien

02.04. – 09.04.2023, 8 Tage Flugreise Bari – Castellana–Grotten – Trulli–Stadt Alberobello – Stauferschloss Castel del Monte – Trani – Locorotondo – Otranto – Lecce – Felsenstadt Matera in der Basilikata – maximal 25 Reisegäste pro Gruppe


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Apulien ist ein traumhaftes Land, übervoll mit fantastischen Schätzen aus vielen Epochen. Erhaben wirken Städte wie Matera und die herrliche Vegetation entlang der ellenlangen Küste runden das Bild ab.
Ein Reisebericht von
Anne-Katrin Müller
Anne-Katrin Müller

Anreise nach Bari

unsere kleine Gruppe trifft sich mittags am Flughafen in Dresden. Der Süden Italiens am Stiefelabsatz ist unser Ziel, das immer noch wenig bekannte und geschichtsträchtige Apulien. Insgeheim hoffen wir diesen Landstrich bei herrlichem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen zu erleben, ist doch der Winter gar zu hartnäckig in Deutschland. Die Freude auf die kommenden Tage ist auf alle Fälle da. Von Dresden geht es nach München, wo 2 weitere Gäste auf die Gruppe treffen und dann geht es zügig weiter nach Bari. Reiseleiterin Mirella empfängt uns am Flughafen und auf dem Weg in unseren Urlaubsort Silva di Fasano erhalten wir einen Überblick über unseren Reiseablauf.
Es ist bereits am Abend, als wir im Hotel eintreffen. Schnell eingecheckt und dann erwartet uns später ein leckeres apulisches Abendessen im Hotelrestaurant. Wir nehmen unsere Autofahrer-Gäste in Empfang und nun ist die Gruppe komplett.

Grotten Castellana und Alberobello

….ausgerechnet Alberobello…., aber schön der Reihe nach.
Wir starten um 8 Uhr zu den Grotten Castellana und haben dort die Besichtigung der wunderschönen Tropfsteinhöhlen.
Dieses unterirdische Karsthöhlensystem erreicht eine Tiefe von 122 Metern. Die Grotten zählen zu den Schönsten und Spektakulärsten Italiens.
Weiter fahren wir nach Alberobello, in die Stadt der Trullihäuser. 1000 Trullis gibt es in der Neustadt und 400 in der Altstadt. Nach einer kleinen Mittagspause, aber schwieriger Suche nach einem Cafe, beginnen wir mit der Besichtigung, zuerst die Neustadt. Hier ist noch Farbe auf den Fotos, weil die Sonne ganz zaghaft ab und zu blinzelt. Unzählige Trullis, Rundhäuser meist in weiß mit einem grauen Kegeldach schmücken die Neustadt. Sie werden auch als lustige Zipfelmützen wahr genommen und dienen als herrliche Kulisse für Geschäfte und Restaurants. Die Trullis sind in Trockenbauweise entstanden, auf den Steindächern befinden sich meist christliche Symbole. Unser Spaziergang (oder rennen wir schon ?) führt uns weiter in die Altstadt, von Regen begleitet. Wir werfen einen Blick in das Innere eines Trullihauses und dann wieder nach draußen. Es gibt keinen Grund mehr, hinaus zu gehen…das Wasser rinnt…auf den Straßen… in den Schuhen…Schade, Alberobello unter blauem Himmel bleibt uns verwehrt. Uns retten nur noch der Bus und die heiße Badewanne !
Spätestens beim gemeinsamen leckeren Abendessen im Hotelrestaurant kommt die Stimmung wieder und wir setzen für den nächsten Tag auf Sonne und Wärme.

Masseria Priore und Ausflug nach Locorotondo

da wir erst gegen 11 Uhr zur Masseria starten, führt uns Mirella noch durch den Ort und zeigt uns die vielen nachgebauten Trullihäuser, aber auch Herrenhäuser, die im Sommer von ihren Besitzern aufgesucht werden. Ziel des Rundgangs ist ein Plateau, von dem aus wir einen schönen Blick auf den Küstenort Fasano haben.
Auf dem Weg zur Masseria erzählt uns Mirella viel über den Olivenanbau und die Landwirtschaft. Apulien ist der bedeutendste Produzent von Olivenöl in Italien. Es gibt 13 verschiedene Olivensorten in Apulien und die ältesten Bäume sind über 2000 Jahre alt. Olivenbäume werden gut bewacht und sind gelistet. Das massenhafte Sterben der Olivenbäume südlich von Bari ist eine Tragödie für die gesamte Wirtschaft.
In der Masseria angekommen, wartet auch schon Arbeit auf uns. Unter Anleitung sollen wir die berühmten Öhrchennudeln (Orecchiette) in einem Kochkurs herstellen. Liebevoll ausgestattet mit Brettchen und Schürzchen machen wir uns ans Werk. Es gibt Talente, die die Herstellung beherrschen, Andere wiederum….ach, wir müssen sie ja nicht selbst verzehren.:) Die anschließende Vorführung der Mozzarellaherstellung ist hochinteressant, einzelne Teile wie die Mozzarella Zöpfe werden nach wie vor ausschließlich von Hand hergestellt. Fix, den warmen Mozzarella gekostet – ein Traum !
Natürlich sind wir hungrig und dürfen zum Mittagsmahl eintreten. Das Ambiente in den Gemäuern der Masseria paßt wunderbar. 10 Gänge zählen wir: Oliven, gegrillte Zuchini, den berühmten Burrata, Copocolla, Saubohnencreme. Dazu gibt es gute Weine , wie den Primitivo, der eines der Markenweine Apuliens ist. Wir erleben einen schönen Nachmittag und schlendern anschließend noch durch das Örtchen Locorotondo. Mirella macht mit uns einen wunderschönen Spaziergang durch enge Gassen mit den markanten Torbögen. Das Wetter spielt mit und unsere eifrigen Fotografen haben ihre Freude.
Ein ereignisreicher Tag mit einigen Schrittkilometern geht zu Ende. Das ist auch gut so, denn es hält uns warm bei diesem doch recht untypischem kaltem Wetter.

Trani und Castel del Monte

Das Hafenstädtchen Trani mit seinen 70000 Einwohnern liegt direkt am Meer und war durch seine strategische Lage wichtigstes Schiffahrts und Handelszentrum Apuliens. Mondän ragt die Wallfahrtskirche San Nicola Pellegrino am Meer empor. Sie wurde im 13.Jahrundert fertig gestellt und ist eines der perfektesten Beispiele romanischer Baukunst. Wir besichtigen die Kathedrale und schauen später den Fischern beim Verkauf und flicken der Fischernetze zu. Es geht noch richtig urig hier am Hafen zu.
Am Marktplatz besichtigen wir ein Denkmal, welches dem deutschen Wehrmachtsoffizier Friedrich Kurtz gewidmet ist. Dieser widersetzte sich dem Befehl, italienische Zivilisten als eine Vergeltungstat zu erschießen.
Es ist ein Beispiel dafür, dass Zivilcourage auch im Krieg möglich war.
Wir haben Glück, man hört unseren Ruf nach einer hübschen Lokalität für Eis und Kaffee und wir verbringen direkt am Hafen bei Sonnenschein eine schöne Mittagspause.
Am Nachmittag folgt ein weiterer Höhepunkt, wir besichtigen das geheimnisvollen und imposante " Castel del Monte"", ein Schloss aus dem Jahre 1250, welches Wohnsitz des Stauferkönigs Friedrichs des II. war. Eindrucksvoll ist der achteckige Bau auf achteckigem Grund, auf einem Hügel stehend, von weitem zu sehen. Das Castel war u.a. Filmkulisse für „Der Name der Rose“ und „Wonder Woman“.
Den Abend genießen wir wieder bei leckerem Essen im Hotel. Das Essen kann nur gelobt werden, es ist echt apulische Küche, Menüwahl und alles sehr schmackhaft.

Lecce und Otranto

Lecce ist mit 100.000 Einwohnern die 2. grösste Stadt Apuliens. Lecce, eine Stadt mit vielen barocken Gebäuden bricht aus dem Image der italienischen kleinen Städte Apuliens heraus. Man nennt Lecce auch das „Florenz des Südens“. Gleich am Rande der Stadt empfangt uns ein Gebäude im Stil des Forum Romanum. Der Bischoff hat viele Gebäude im Barockstil nach Vorbild Roms übernommen. Ein Meisterwerk der Lecceser Baukunst ist die „Basilika Santa Grocce“, gebaut aus weichem Tuffstein, der eine goldene Farbe annimmt. Sehenswert, wenn auch in der Restaurierung, ist das antike römische Amphitheater, mitten im Zentrum Lecces. Nach unserem geführten Rundgang gönnen wir uns eine Pause. Wir finden ein kleines Cafe, in welchem wir einen Kaffee Lecces probieren und ein vorzügliches Bruscetta serviert bekommen.
Am Nachmittag besuchen wir die Hafenstadt Otranto, die an der Meerenge zu Albanien in 82 km Entfernung liegt. Ein herrliches Panorama der Altstadt thront über dem Meer. Wir machen einen Rundgang und besichtigen eines der besterhaltensten Bodenmosaike der Welt aus dem 12. Jahrhundert in der Kathedrale Santa Annunziale.

Polignano a Mare, Ölmühle, Ostuni

Nach einem guten Frühstück starten wir 9 Uhr zu einem weiteren aufregenden Tag. Es scheint unser Tag zu werden, denn in Polignano a Mare spazieren wir bei Sonnenschein am Meer entlang , hineen in den Küstenort. Das Leben erwacht in diesem hübschen Ort, eifrig werden Tische und Stühle herausgestellt. Eindrucksvoll sind die vielen Grotten an der Küste, die mit einem Boot befahren werden können. Das Meer ist blau- türkisfarben und der Glaube an den Frühling verstärkt sich, auch wenn immer noch ein kalter Wind weht.
Anschließend fahren wir zu einer Ölmühle, seit 1917 in 4. Generation im Familienbesitz. Wir bekommen die Ölherstellung ausgiebig erläutert und haben endlose Fragen zur Olivenernte. Die Oliven sind und bleiben nun mal das Aushängeschild Apuliens. Nach Kostprobe verschiedenster Öle schlagen wir im Verkauf zu für ein schönes Mitbringsel.
Ostuni steht am Nachmittag auf dem Programm, die weiße Stadt, die auf einem Hügel thront und auch „Stadt der Liebe“ genannt wird. Sie ist tatsächlich lieblich, ganz in weiß gehalten (was Vorschrift ist). Auffällig sind die vielen Torbögen, die die Häuser stützen. Man biegt um die Ecke und wird mit lauschigen Plätzen und traumhaften Fotomotiven belohnt. Abends kehren wir in einem Restaurant in Ostuni ein. Naja, mit der Masseria vor einigen Tagen hält der Vergleich nicht stand. Dennoch geht wieder ein ereignisreicher Tag und auch sonniger Tag für uns zu Ende.

Matera und Bari

Vielleicht der Höhepunkt der Reise ? Für mich auf alle Fälle. Nach einer Stunde Fahrt und vielen Erklärungen von Mirella zu dieser geschichtsträchtigen Stadt erreichen wir Matera, 2019 zur Kulturhauptstadt ernannt. Überwältigend ist das Panorama dieser Stadt von verschiedenen Plattformen aus. Man muss sie in ihrer Größe und Schönheit erfassen, mit ihren verschachtelten Häusern mutet sie ein bißchen wie eine Spielzeugstadt an. Matera ist Kulisse zahlreicher Spielfilme, wie dem 2004 von Mel Gibson gedrehten Film „Die Passion Christi“. Entlang diesem Weg erreichen wir quer durch die Stadt die Sassi. So werden die Höhlenwohnungen der einst ansässigen Bevölkerung genannt. Anfang des 19. Jahrhunderts erlangte die Stadt noch einmal tragischen Ruhm, nachdem der italienische Arzt Carlo Levi die Zustände in den Sassi anprangerte. Diese hat er in seinem Buch "Christus kam nur bis Eboli" niedergeschrieben. Noch um 1950 lebten in den Sassi Menschen unter unwürdigen und vor allem unhygienischen Verhältnissen, was schließlich die Beschlagnahmung der Höhlenwohnungen 1952 zur Folge hatte. Matera war der Schandfleck Italiens und die unhaltbaren Zustände das Resultat der Vernachlässigung des Südens. Die Menschen wurden schließlich umgesiedelt.
Im mittlerweile quirligen Matera machen wir unsere Mittagspause. Es gibt so schöne Plätzchen hier rund um die Piazza und die Sonne strahlt ausnahmsweise mal mit uns um die Wette. Erholt und gestärkt starten wir nach Bari. Bari ist mit 325.000 Einwohnern die Hauptstadt Apuliens. Reizvoll sind die verwinkelten Gassen, auch die berühmte Nudelgasse werden wir sehen, vor allem aber prägen unzählige Wäscheleinen in den engen Gassen das Stadtbild. Die Altstadt ist einfach fantastisch. Baris größte Sehenswürdigkeit ist zweifelsohne die Basilika San Nicola. Pilger aus ganz Europa besuchen in der Krypta der Kirche das Grab des heiligen Nicolaus.
Jetzt heißt es auch schon Abschied nehmen für eine Kundin, die aus Düsseldorf geflogen ist und bald werden wir auch Mirella, die ja in Bari lebt
verabschieden. Freude am Beruf, vor allem aber enormes Wissen und viel Menschlichkeit, das ist das, was Mirella auszeichnet. Ihr gebührt unser Dank !

Heimreise

Die Gruppe bröckelt langsam auseinander, das ist nun mal so beim Abschied nehmen. Unsere beiden Autofahrer Kathrin und Willi bringen die Fliegergruppe noch zum Bus, ja sie sind extra in der Früh aufgestanden, um mit uns zu frühstücken, heldenhaft !
Nun treten auch wir den Heimweg an, haben auf dem Heimweg noch sooo viel zu erzählen, vor allem aber freuen wir uns auf eine heiße Badewanne... Der wohl einzige Wermutstropfen auf der Reise.

Schlusswort

Das Wetter war uns nicht immer hold, aber wir selbst haben die Reise gestaltet, mit unserer Fröhlichkeit und unbändigen Neugier, mit Lockerheit und Freude am Miteinander....und mit TOP-Fotografen !
Ich kann nur sagen, mit so lieben Gästen immer wieder gern....

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