Reisebericht: Süd–Italien – Rundreise durch Kalabrien

15.04. – 22.04.2017, 8 Tage Flugreise Kalabrien mit Tropea – Capo Vaticano – Nicotera – Pizzo – Reggio Calabria – Scilla – Serra San Bruno – Locri – Gerace – fakultativ: Liparische Inseln


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Kalabrien - die Stiefelspitze Italiens fasziniert mit ihrer Ursprünglichkeit, aber auch mit traumhafter Landschaft, glasklarem Wasser und reizvollen mittelalterlichen Städtchen.
Ein Reisebericht von
Anne-Katrin Müller
Anne-Katrin Müller

1. Tag: Anreise nach Lamezia Terme


voller Erwartung in das vielen Gästen unbekannte Kalabrien starten wir pünktlich in Berlin Tegel nach Lamezia Terme dem einzigen Flughafen Kalabriens. Dank pünktlichen Eintreffens am Check-In können wir unsere Wunschplätze im Flugzeug bekommen und schon mal von oben einen Blick auf die Insel werfen. Schon bei der Ankunft wissen wir, wir haben alles richtig gemacht und Deutschland die kalte Schulter gezeigt. Blauer Himmel und angenehme Temperaturen erwarten uns. Reisebegleiterin Anne Müller gibt erste Info's zum Land und dann sind wir auch schon im Hotel „Tropis" in Tropea angekommen. Die Auswahl eines Hotels in so einer schönen Stadt wird sich in den nächsten Tagen immer wieder als positiv heraus stellen. Fix die Koffer in die Ecke und dann starten wir auch gleich zu einem gemütlichen Bummel in die Altstadt bis zum Aussichtspunkt. Der Ausblick auf das türkisblaue Meer ist fantastisch. Es ist Ostern, die Stadt ist quirlig und voller Leben.
Am Abend treffen wir uns zum Begrüßungssekt und zum Abendessen und genießen die kalabresische Küche.

2.Tag: Tropea

Da leider die Schiffe zu den Liparischen Inseln noch nicht fahren, verschafft uns dieser Tag viel Freizeit, die wir gut zu nutzen wissen. Die meisten Gäste schließen sich mir an und wir erkunden Tropea auf eigene Faust. Dem Tip der Rezeption folgend, nehmen wir erst mal am Gottesdienst zum Ostersonntag in der Kathedrale teil, ein schönes Erlebnis und „Hallelujah" singt man dort ganz rockig - wer da nicht mitmacht. Durch die alten Gassen schlendern wir weiter, erklimmen die Stufen zur "Santa Maria dell Isola" und landen schließlich am herrlichen Strand. Nichts wie Schuhe und Strümpfe aus und schon mal die Füßchen reingehalten bei geschätzten 17-18 Grad. Das Wasser ist glasklar, wie im gesamten Kalabrien. Brüderlich teilen wir unsere Früchte beim Obstpicknick am Strand und dann landen wir in einem netten Lokal, ganz versteckt in den Gassen und widmen uns der einheimischen Küche. Aber „keiner verlässt das Lokal", ehe das „Vita Sprint" nicht gefunden ist. Der Tag klingt beim Abendessen im Hotel aus, ach ja - deutsche Sprache, unsere Menübestellung mit Strichliste wird gleich mal ignoriert und als durchgestrichen verstanden.

3 Tag: Tropea Stadtführung

Bis wir unsere Reiseleiterin treffen, ist noch Zeit für einen Bummel in die Umgebung oder einen Kaffee am Pool. An den Zitronen und Orangenbäumen können wir uns nicht satt sehen, die Zitronen blühen 3 mal im Jahr und die reifen Früchte duften. Reiseleiterin Giovanna holt uns Mittags ab und hat für uns schon ein kleines Lokal direkt an der Kathedrale reserviert. Typisch italienisch essen wir zu Mittag, schmackhaft und laut, da die italienische Reisegruppe nebenan eindeutig den höheren Lärmpegel hat.
Wir beginnen unsere Stadtführung in den alten Gassen von Tropea, vorbei an den mächtigen Palazzi, die mittlerweise alle in privater Hand sind und größtenteils nur innen renoviert wurden. Sie fungieren vielfach als Ferienwohnungen. Der reichste Kalabreser war Brato. Das Wetter ist fantastisch und die Strassen am Ostersonntag sind voller Leben, da die Kalabresen an diesem Tag das Osterfest auf der Strasse feiern, während am Ostersonntag das gemeinsame Essen zu Hause im Vordergrund steht. Wir haben noch einmal wunderschöne Aussicht auf die Wallfahrtskirche „Santa Maria Isola", die scheinbar im Meer steht.
Nach einer Verkostung von lansdestypischen Spezialitäten, einschließlich „kalabresischem Viagra" besuchen wir noch die mächtige Kathedrale von Tropea, die 1163 eingeweiht wurde und aus Tuffstein gebaut wurde. Tuff als Baumaterial finden wir in Italien, besonders viel auch in der Toskana.
Reiseleiterin Giovanna erweist sich als großer Gewinn, einwandfreies Deutsch, und sie hat wirklich ihr ganzes Wissen im Kopf gespeichert. Man muss sie gerne haben und das tun wir auch.

4. Tag: Reggio und Scilla

Bis an den südlichsten Zipfel, an die Strasse von Messina führt unser heutiger Tagesausflug. Das Wetter spielt mit und so fahren wir über Capo Vaticano durch blühende Landschaften, vorbei an herrlichen Blumenwiesen, Ginster und Mimosen. Reiseleiterin Giovanna erzählt uns viel über die "rote Zwiebel aus Tropea", deren Anbau, aber auch, wie wir sie selbst züchten können. Eine weitere Spezialität in Kalabrien ist die "Bergamotte", die vorwiegend an der Ionischen Küste wächst. Sie ist eine orangenähnliche Frucht und weit verbreitet in der Region. Es überrascht uns schon, dass die Kalbresen überhaupt keine sauren Früchte essen, sondern dies alle in den Norden Italiens  exportieren.
Vorbei an der fruchtbaren Tiefebene von Rosarno erreichen wir Reggio, die ehemalige Hauptstadt Kalabriens.
Bedeutung hat Reggio noch einmal durch einen Fund bekommen, als Taucher im Jahre 1962 unter anderem 2 Bronzestatuen aus der römischen Zeit bargen. Im Museum sind wir den 2 Bronzekriegern zum Anfassen nahe und hören die erstaunliche Geschichte. Immer wieder gibt es in der Gegenwart Funde mit Zeitzeugen, die die Menschen über Jahrhunderte überdauert haben. Verweilen möchte man auf der herrlichen Promenade "Lungomare" mit Blick nach Sizilien bzw. auf die gegenüberliegende Stadt Messina. An der schmalsten Stelle sind es nur 3,7 km und theoretisch könnte man das andere Ufer schwimmend erreichen.
Weiter fahren wir in das Fischerdörfchen Scilla. Giovanna hat wieder ein glückliches Händchen für ein kleines hübsches Lokal am Meer, danach geht es zu Fuß durch das Dörfchen, welches malerisch von den Felsen des Aspromonte eingerahmt wird. Unzählige Fotomotive gibt es an der reizvollen Häuserzeile, die fast im Meer steht, bunte Boote wippen und lassen erahnen, wie man hier Schwertfisch fängt, der in dieser Region weit verbreitet ist.
Ein ereignisreicher Tag klingt beim gemeinsamen Abenendessen aus.

5. Tag: Paola und Pizzo

Heute gibt es eine kleine Programmänderung, da die Strasse nach San Bruno nach einem Erdrutsch gesperrt ist. Giovanna empfiehlt uns stattdessen die Fahrt zum Wallfahrtsort Paola, Sitz des heiligen Franziskus von Paola. Wir werden nicht entäuscht, die Fahrt in das ruhig gelegene Kloster in Paola überwältigt uns. Aber die Busfahrt geht nicht ohne Überraschung ab. Ein Stop in der Süßigkeitmanufaktur in Belmonte läßt unsere Herzen noch einmal höher schlagen, Feigen mit Mandeln und Nüssen, Zitrusfrüchte mit Schokolade - da wird fleißig genascht und gekauft.
Schließlich erreichen wir Paola und besichtigen das eindrucksvolle Kloster, dem Heiligen Franz von Paola gewidmet, der als Schutzpatron Kalabriens gilt. Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt später noch einmal der neu erbauten, sehr modernen Kirche, die 5000 Plätze faßt. 
Am Nachmittag besuchen wir die Stadt Pizzo, ca. 10 km von Tropea entfernt thront sie auf einem Fels. Wir schlendern durch die schmalen Gassen und leisten uns auf der "Piazza Della Republika" das längst versprochene Tartuffo-Eis in gemütlicher Runde.
Erfunden wurde es in Pizzo und auch wenn um das Rezept ein Geheimnis rankt, schmeckt die Schokokugel mit dem flüssigen Kern aus Halbbitterschokolade hervorragend.

6.Tag: Weingut Statti

Bis zu unserer Fahrt nach Statti ist noch Zeit am Vormittag. Wir nutzen diese für einen Bummel in Tropea, diesmal ganz entspannt, ohne Menschenmassen. 
Mittags fahren wir nach Statti zum Weingut. Giovanna erzählt uns viel über die Wirtschaft Kalabriens und Weinanbau und Tourismus. Das Weingut Statti liegt malerisch und ist schon seit vielen Jahren im Privatbesitz der Familien Statti, mit 500 Hektar das größte Weingut. Im Weingut werden außerdem Oliven und Obst angebaut. Wir erfahren auch, dass 3-3,5 kg Oliven nötig sind, um 1 Liter Olivenöl herzustellen. Die Weine, besonders Rotweine sind köstlich, wir verkosten auch typische Produkte der Region und weil wir nicht gleich wieder hierher kommen, kaufen wir auch ein paar Köstlichkeiten.
Auf der Heimfahrt übernehmen dann die Sänger im Bus das Zepter und schmettern ihre Lieblingslieder. Fröhlich finden wir uns zum gemeinsamen Abendessen ein, wo wir erwartungsvoll auf die "köstliche Kartoffel zärtlich" schauen - Kartoffelmus leicht überbacken, ach warum denn so kompliziert gemacht.

7. Tag: Locri und Gerace

Die Fahrt führt uns heute auf die Ionische Seite der Stiefelspitze Kalabriens. Wieder geht es durch das Gebiet des Aspromonte, vorbei an der fruchtbaren Ebene von Rosarno. Das ionische Meer besticht durch gute Strände, allerdings gibt es nur wenige Hotels. In Locri besuchen wir die Ausgrabungsstätte mit Relikten aus der griechischen Zeit und den Überresten von 2 Tempelanlagen.
Am Nachmittag erreichen wir Gerace, eine herrliche mittelalterliche Stadt, die 500 m hoch über dem Meer thront. Imposant erhebt sich die gewaltige "Kathedrale Mariä Himmelfahrt" von Gerace, die "Größte" Süditaliens, und bildet einen interessanten Kontrast zu dem kleinen Städtchen. Gerace ist ebenfalls auf Tuff gebaut. Die vielen alten und wenig restaurierten Häusern versetzen einen unweigerlich in vergangene Epochen zurück.
Das Abendessen wird noch einmal zum Erlebnis, denn es gibt einen Gruss aus der Küche.
"Alfred" hat es sich nicht nehmen lassen, uns mit einer Riesentorte zu verabschieden.
Arrividerci !   

8. Tag Heimreise

Dank guter Rückflugzeit, genießen wir ein letztes gemütliches Frühstück im Hotel. Vor uns liegt eine längere Rückreise, da wir noch einmal umsteigen müssen.
Ein wenig erschöpft von der langen Reise erreichen wir unsere Heimatorte. 
Kalabrien ist ursprünglich, mit herrlicher Landschaft, glasklarem türkisfarbenem Wasser und einer Gelassenheit, die wir uns manchmal wünschen. Perfekt ist es keinesfalls. Aber gerade das macht den erholungswert aus.
Einen Dank an meine liebe Reisegruppe für diese schöne Reise.
Anne-Katrin Müller
               

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Vielen Dank, liebe Anne, für den sehr ausführlichen Reisebericht und die wunderschönen Bilder. Beim Lesen fühlte man sich in den Urlaub zurückversetzt und wäre am liebsten nochmals nach Tropea geflogen. Außer den herrlichen Ur-
laubseindrücken wir haben auch noch sehr viele Fakten über die Geschichte Kalabriens mitgenommen. Giovanna, unsere italienische Reiseleiterin, hatte ein umfangreiches Wissen welches sie uns stets vermittelte. Außerdem hat sie uns nach jeder Fahrt mit kleinen, kalabresischen Köstlichkeiten verwöhnt.
Schade war nur, daß wir die Liparischen Inseln nicht besuchen konnten.
Also ein gelungener Urlaub den wir weiterempfehlen können.

Ursula u. Viktor Roth
08.05.2017