Reisebericht: Städtereise Rom und Vatikan

15.07. – 20.07.2019, 6 Tage Flugreise nach Rom in Italien: Piazza del Popolo – Pincio–Park – Spanische Treppe – Trevibrunnen – Pantheon – Pompeius–Theater – Campo de Fiori – Trastevere – Papstaudienz – Vatikanische Gärten und Museen – Sixtinische Kapelle – Petersdom – Koloss


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6 Tage Städtereise Rom mit Vatikanischen Gärten, Petersdom, Ostia Antica, Galleria Borghese...
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

Gehe einmal im Jahr irgendwohin, wo du noch nie warst. –Dalai Lama–

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr genau, wer von Ihnen schon einmal römischen Boden betreten hat. Ich glaube aber, mich erinnern zu können, dass die Mehrzahl von Ihnen entweder nur für ein paar Stunden oder überhaupt noch nicht in Rom gewesen war. Ich stimme dem Dalai Lama vollkommen zu, denn es ist immer schön, sogenanntes Neuland entdecken zu dürfen. Aber ist es nicht auch schön, immer wieder an einen Ort zurückzukehren, der einen fasziniert und gefallen hat?
Ich denke, es ist auch völlig egal, ob man das erste, zweite oder x. Mal in Italiens geschichtsträchtige und spannende Metropole fährt, wichtig allein ist, mit welchen Augen man sie sieht. Denn so und nur so wird man immer wieder etwas Neues entdecken.
Als der Großteil der Gruppe sich am frühen Morgen des 15.Juli in Berlin/Flughafen Tegel trifft, ist er auf jedem Fall froh, nicht - wie einst unser lieber Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe - mit der Postkutsche reisen zu müssen. Wir nehmen ein schnelleres Fortbewegungsmittel, den Flieger, und erreichen nach ca. zwei Flugstunden die „Ewige Stadt", einst Nabel der antiken Welt, die Stadt am Tiber, in der einst schon die Götter lustwandelten.
Nachdem wir die Flughafenabfertigung und den Bustransfer zum Hotel „Empire Palace" problemlos gemeistert haben, verabreden wir uns zu einer ersten kleinen Spritztour. Aber nicht, ohne uns vorher erst einmal richtig zu stärken. Gut gelaunt und voller Neugierde machen wir uns anschließend auf den Weg. Mit der Metro fahren wir bis zur Station Kolosseum. Wir sind sofort überwältigt, die einen vom Anblick des Kolosseums, die anderen von den zahlreichen Menschen, die hier - Ameisen gleich - sich hin und her bewegen. Das ist es also, das Kolosseum, das größte Amphitheater der Römerzeit (die Zuschauerangaben schwanken zwischen 50 und 80.000), errichtet in nur acht Jahren! 80 n. Chr. war es fertig und wurde von Kaiser Titus eingeweiht. Nur acht Jahre Bauzeit, das ist kaum zu glauben. Dafür dauerte die Einweihungsfeier nicht nur einen Tag, sondern ganze 100! Nach Neros relativ schrecklicher Regierungszeit wollte man dem Volk wieder etwas bieten. Mit „Panem et circenses" (Brot und Spiele), den Veranstaltungen, die öffentlich und kostenlos waren, versuchten die Kaiser ihre absolute Macht zu erhalten. Allerdings gefiel nicht jedem Römer diese Art der Volksbelustigung.
„Dem verkommenen Haufen der Römer liegen nur noch Brot und Spiele lüstern am Herzen" zürnte damals bereits der Satiredichter Juvenal.
Der Niedergang und Verfall des flavischen Amphitheaters, wie es damals hieß (der Begriff Kolosseum entstand erst im Mittelalter und nimmt vermutlich Bezug auf die einst in der Nähe gestandene Kolossalstatue Neros als Sonnengott), begann im 6. Jahrhundert. Die letzte Auf-führung fand im Jahr 523 statt. Danach wurde es als riesiger Steinbruch für diverse Bauwerke genutzt, bis Papst Benedikt XIV. 1744 die weitere Ausbeutung verbot. Seither ist es ein heiliger Ort und am Karfreitag Station des Kreuzweges.
Nachdem wir einige Schnappschüsse von diesem Koloss sowie dem in der Nähe stehenden Konstantinbogen gemacht haben, spazieren wir weiter entlang der Via die Fori Imperiali, einer 1932 errichteten Straße durch die archäologische Hauptzone der Stadt. Immer wieder werfen wir dabei einen Blick in das Forum Romanum, das vor allem zur Zeit der Römischen Republik das Herz des politischen, religiösen und kulturellen Lebens der Stadt war. Hier, zwischen den Hügeln Kapitol und Palatin, spielte sich quasi das Alltagsleben ab. Heute ist es ein Park mit Ruinen aus verschiedenen Epochen des römischen Reiches.
So ganz nebenbei werfen wir auch einen Blick auf die gegenüberliegende Trajanssäule und die ehemaligen Trajansmärkte, das sogenannte Einkaufscenter der Römer. Wir „huldigen" auch kurz dem bekanntesten römischen Imperator Julius Cäsar und spazieren hinauf auf den Kapitolshügel, den kleinsten der sieben Hügel, den Hügel der Götter und des Ruhms. Vorbei an der Wölfin mit den Romgründern Romulus und Remus erreichen wir die Piazza del Campidoglio, wo wir von Kaiser Marc Aurel (hoch zu Ross) begrüßt werden. Über die Cordonata (Rampentreppe) kommen wir zur Piazza Venezia. Der Platz wird vom pompösen, neoklassizistischen Nationaldenkmal „Monumento Nazionale Vittorio Emanuele II. (heute im Volksmund nur kurz „Schreibmaschine" oder „Hochzeitstorte" genannt) ebenso beherrscht wie von dem Verkehrschaos, das von allen Seiten auf ihn zuschießt. Ab hier gehen wir „getrennte Wege". Während Sie sich noch ein wenig durch das Gewimmel der Stadt kämpfen, spaziere ich zurück zum Hotel und begrüße die aus Stuttgart eingeflogenen Gäste.
Der erste Tag in dieser ewig schönen und ewig jungen Stadt neigt sich nunmehr seinem Ende entgegen. Todmüde, aber neugierig auf das, was uns am nächsten Tag wohl erwarten wird, fallen wir in unsere Betten.

"Lerne vor allem dich zu freuen! Die wahre Freude ist eine sehr wichtige Sache." –Seneca–

Müssen wir es tatsächlich noch lernen? Freuen wir uns nicht schon die ganze Zeit auf diese sagenumwobene und geschichtsträchtige Stadt!? Hat uns der Spaziergang am Anreisetag nicht neugierig gemacht? Oh ja, wir freuen uns! Nachdem uns die Sonne wachgekitzelt hat, wir uns gestärkt haben, fahren wir mit dem Bus zur Piazza Cavour. Beeindruckt von dem grandiosen Anblick des Justizpalastes übersehen wir fast Sylvia, unserer Stadtführerin für die nächsten vier Tage, die auf einer Bank noch etwas die Seele baumeln läßt. Gemeinsam spazieren wir zur Engelsburg, dem ehemaligen Mausoleum des Kaisers Hadrian. Das Hadrianeum erhielt seinen heutigen Namen nach dem Engel, der Papst Gregor 590 n. Chr. über dem Mausoleum erschien.
Indem er das Schwert in die Scheide steckt, soll er das Ende der gerade wütenden Pest angekündigt haben. Die Bronzenachbildung dieses Engels ist auf der Spitze des Mausoleums weithin sichtbar. Von der Plattform unterhalb des Engels genießen wir im Anschluß an die sehr inhaltsreiche Führung durch die „Burg", die im Laufe der Zeit Grabmal der Kaiser, Festung, Fluchtburg, Gefängnis, aber auch prachtvolle Papstresidenz war, den traumhaft schönen Blick (es ist einer schönsten) auf „Mamma Roma". Abschließend werfen wir auch noch einen „sehnsüchtigen" und „träumerischen" Blick auf die funkelnden Steine und außergewöhnlichen Gewänder der Bulgari - Ausstellung, die gegenwärtig in den Räumen der Engelsburg integriert ist.
Wir spazieren über die Engelsbrücke, die schönste Brücke Roms und überqueren somit den Tiber, einst die Lebensader der Stadt. Trotz sengender Hitze bummeln wir weiter durch enge Gassen und Gässchen und erreichen kurze Zeit später die Piazza Navona - den Platz,„wo alle Brünnlein fließen". Na ja, eigentlich sind es nur drei, aber was für welche! Im Stile des Barocks erbaut, dominieren sie den Platz, der einst auf einem darunterliegenden Stadion des Kaisers Domitian gebaut wurde (deshalb die ovale Form). Ein wunderbares Ensemble bildet die von Borromini erbaute Kirche S. Agnese in Agone (wir werfen schnell einen Blick hinein und sind angenehm überrascht) mit dem Vier-Ströme-Brunnen. Der Brunnen, ein Meisterwerk von Bernini, dem „Rom-Stararchitekten" der Barockzeit, stellt die vier größten Flüsse der damals bekannten Erdteile dar. Der NIL stellvertretend für Afrika, die DONAU für Europa, der RIO DE LA PLATA für Amerika und der GANGES für Asien.
Von der Hitze und den zahlreichen interessanten Informationen „geschlaucht", drängt es uns nur noch an eine „Quelle". Damit meine ich aber nicht eine der unzähligen „Nasen" von Rom (eine herrliche Erfindung!), sondern eine kühle „Behausung", wo auch unsere müden Füße wieder zum Leben erweckt werden. Dank Sylvia finden wir diesen Ort zum Stärken und Entspannen. Danach gönnen wir uns noch ein leckeres Eis in der Gelateria Giolitti. Sowohl die Menschenmassen als auch das umwerfende Angebot sind einfach nur faszinierend. Wir
bummeln entlang der Via del Corso, „verkraften" dieses sehr rege Treiben in dieser Geschäftsstraße und stehen letztendlich vor dem Haus, in dem Goethe während seines Romaufenthaltes gewohnt hat. Als er im September 1786 zu seiner ersten Italienreise aufbricht, ist er sehr, sehr aufgeregt. Er freut sich auf „SIE". Er sehnt sich, verzehrt sich geradezu nach ihr. In den Nächten auf seiner langen Reise schläft er nur sehr wenig, er wechselt kaum noch seine Kleidung, er hat nur noch eins im Sinn, er will „SIE" und damit meine ich ROM, so schnell wie möglich treffen. Bei seinem Freund, dem Maler J. H. Wilhelm Tischbein, in der Via del Corso, findet er ein vorübergehendes Zuhause. Nach diesem kleinen Abstecher bummeln wir mit Sylvia noch über das ehemalige Marsfeld, hin zum Augustusmausoleum und zum Ara Pacis Monument. Danach verabschiedet sich Sylvia von uns und entlässt uns in die Freizeit. Mit einigen Gästen spaziere ich noch in Richtung Spanische Treppe. Doch bevor wir diese erreichen, kehren wir dort ein, wo einst unser lieber Geheimrat J.W. v. Goethe - allerdings inkognito - sein „Käffchen" genossen hat, nämlich im Caffè Greco.
Wir genießen die Zeit bei bester Stimmung und machen uns anschließend auf den Weg Richtung Hotel. Wir lassen diesen erlebnisreichen Tag -wo und in welcher Taverne, welchem Ristorante auch immer- gemütlich ausklingen und freuen uns nur noch auf eines, unser Bett...ein „wenig" aber auch auf den nächsten Tag - denn heißt es nicht: „Wenn ein schöner Tag vergangen, so freue Dich auf den nächsten!"

"Du lebst nur den gegenwärtigen Moment! Die übrige Zeit ist in der Truhe der Vergangenheit begraben oder sie liegt in einer ungewissen Zukunft." –Marc Aurel–

Ja, wir werden den gegenwärtigen Moment aufsaugen und leben, aber wir wollen dabei auch die Truhe ein wenig öffnen und in der Vergangenheit graben.
Und wo können wir das besser als in Rom, speziell in Ostia Antica. Dahin machen wir uns an diesem Morgen auf den Weg. Wir fahren zunächst mit der Metro und dann mit einem Vorortzug Richtung Meer. An diesem herrlichen Sommertag würden wir uns ehrlich gesagt auch gern einmal in „die Fluten" werfen, doch Sylvia wartet auf uns nur wenige Kilometer vom Meer entfernt, in Ostia Antica. Über 600 Jahre war Ostia, hervorgegangen aus einer kleinen Ansiedlung an der Mündung (ostium) des Tibers, der Haupthafen Roms. In fünf Jahrhunderten erreichte Ostia die Dimensionen einer bedeutenden Stadt (ca. 75.000 Einwohner). In den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. erlebte die Stadt ihre Blütezeit. Das Sumpffieber und die Rivalität mit dem Hafen Portus läuteten im 5. Jahrhundert n. Chr. den Niedergang des Hafens ein, das völlige Aus brachte das 9./10. Jahrhundert n.Chr..
Schlick aus dem Tiber bedeckte im Laufe der weiteren Jahrhunderte die Gebäude und konservierte sie. Im 19., aber ganz besonders im 20. Jahrhundert begann man mit den Ausgrabungen zu wissenschaftlichen Zwecken. Heute gibt uns der Rundgang einen Einblick in die Alltagskultur der Antike. Vierstöckige Mietshäuser, Paläste, Theater, Tempel, Speicher, Häuser, in denen die verschiedensten Handelsvertretungen ansässig waren, Markthallen, Bäckereien und Osterien wurden seit 1802 aus dem Sand „gebuddelt".
So interessant die Geschichte der Stadt auch ist, nach reichlich zwei Stunden bei sengender Hitze, verlangt der Körper eine Erholungsphase und so „erobern" wir die im Park liegende Caffetteria. Danach fühlen wir uns wieder topfit und freuen uns auf die noch ausstehenden Programmpunkte. Zuerst steuern wir die Kirche St. Paul vor den Mauern an.
Der Anblick dieser wunderschönen Kirche - ein imposanter, neoklassizistischer Bau aus dem 19. Jahrhundert - überrascht uns sehr und entlockt dem Einen oder Anderen ein tiefes „WOW".
Hier, an dieser Stelle, soll der Hl. Paulus 67 n. Chr. enthauptet worden sein. Kaiser Konstantin ließ ihm zu Ehren später - im 4. Jahrhundert - eine Basilika errichten, die nachträglich von den Benediktinermönchen erweitert wurde. Diese Basilika soll seinerzeit an Pracht sogar die Basilika von Alt-Sankt-Peter übertroffen haben. Leider hat ein Brand im Jahr 1823 die Kirche weitestgehend zerstört. Gerettet wurden nur wenige Fragmente, so u.a. das Apsismosaik aus dem 13. Jahrhundert und die aus dem 11. Jahrhundert stammende Bronzetür, die sogenannte Heilige Pforte. Der 1854 abgeschlossene Wiederaufbau ist eine Rekonstruktion der frühchristlichen Basilika, hinzu kam 1925 noch das monumentale Säulenatrium.
Nach dem beeindruckenden Besuch der Kirche fahren wir mit der Metro, dem sichersten und schnellsten Verkehrsmittel Roms, zum Nichtkatholischen Friedhof. Vorbei an der Cestius Pyramide, die sich der römische Beamte Caius Cestius als Grabmal im Stil der damaligen
Ägypten Mode (12 v. Chr.) hatte errichten lassen, erreichen wir einen der stimmungsvollsten Orte Roms, den Cimitero Acattolico. Hier finden wir nicht nur schattige Fleckchen, sondern eine richtig wohltuende Atmosphäre. Wir bummeln durch die sehr gepflegte Anlage und entdecken dabei - neben zahlreichen unbekannten griechischen, russischen, englischen und deutschen Gräbern - auch die einiger, uns bekannter Prominenter. Hier ruhen u.a. die englischen Schriftsteller Keats und Shelley, die Gattin von Axel Munthe, einem vor allem in Neapel und auf Capri sehr geschätzten schwedischen Arzt, aber auch „ unser" Gottfried Semper hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden. Neben ihm gilt unser besonderes Interesse natürlich dem Grab von Goethes Sohn August („Gustl"). Für den schlicht wirkenden Grabstein hat J. W. v. Goethe den Grabspruch „Goethe filius patri antevertens"
(Goethes Sohn, dem Vater vorangehend) gewählt.
Auch wenn es vielleicht etwas seltsam klingen mag, so verlassen wir dennoch den Friedhof mit einem Gefühl der Zufriedenheit und der inneren Ruhe. Auf Grund des sehr umfangreichen Programms und der wirklich „außerirdischen" Temperaturen zieht es nahezu alle Gäste nur noch zum Hotel bzw. in eine naheliegende Trattoria. Nur zwei Gäste verspüren noch Lust und Laune, mit mir auf eine weitere Entdeckungstour zu gehen. In Sylvias „Privattaxi" werden wir zur kleinen Kirche „Santa Maria in Cosmedin" chauffiert. Dort in der Vorhalle wartet noch der sogenannte „Lügendetektor", der Mund der Wahrheit (Bocca della Veritá) auf uns. Jetzt wird sich zeigen, wer die Wahrheit sagt oder wer ein Lügner ist...Glücklicherweise behalten wir drei unsere beiden Hände und so können wir auch noch ganz gelassen einen Blick in das Innere der Kirche, besonders auf den hübschen Mosaikfußboden, werfen. Über die Tiberinsel, wo wir ein ganz, ganz leckeres Basilikumeis schleckern (hm, hm, hm), erreichen wir Trastevere - das etwas andere Rom. Die Trasteverini behaupten gern, dass ihr Bezirk älter sei als Rom und sie bezeichnen sich stolz als die „Romani de Roma" - die wahren, echten Römer. Unsere Füße schaffen es gerade noch zur ältesten Marienkirche Roms, der Kirche „Santa Maria in Trastevere". Für einen Augenblick gönnen wir unseren geschundenen Füßen eine Erholungsphase und bestaunen die wunderschöne Innenausstattung. Der Weg hat sich gelohnt. Danach kennen wir nur noch einen Weg, den Heimweg...und der fällt uns an diesem Abend schon sehr schwer. Kein Wunder, denn am nächsten Tag erfahren wir, dass wir an diesem Tag - bei sengender Hitze - ca. 17/18 km gelaufen sind. Meine Hochachtung!

"Vergiss nicht, man benötigt nur wenig, um ein glückliches Leben zu führen." –Marc Aurel–

Angesichts der Pracht, die uns an diesem Tag in den Vatikanischen Museen erwartet und uns nahezu fassungslos macht, frage ich mich ernsthaft, ob wohl je einer der Päpste diesen Ausspruch des Kaisers Marc Aurel gelesen hat. Und welches Leben hat der Kaiser, der höchstwahrscheinlich ziemlich sparsam gelebt hat, wohl selbst geführt?!
Gespannt und voller Vorfreude auf den heutigen Tag „machen wir uns alle auf die Strümpfe" - heute in Richtung Vatikan. Mit der Metro, anschließend per pedes erreichen wir den von hohen und dicken Mauern umgebenen Vatikanstaat, mit seinen 44 Hektar der kleinste Staat der Welt. Hier, wo Petrus um 64 n. Chr. gekreuzigt und begraben sein soll, residieren nunmehr seine Nachfolger (Papst Franziskus ist, wie wir gehört haben, der 266. Papst).
Seit 1929 (Lateranverträge) ist der Vatikan ein unabhängiger Staat und steht unter der Oberhoheit des Papstes. Rund 600 Menschen leben in diesem Zwergstaat, der eine eigene Bank, eine eigene Post, eine eigene Rechtsprechung, einen eigenen Radiosender sowie eine eigene Tageszeitung hat und eigene Münzen prägt.
An diesem Vormittag wollen wir zuerst die Vatikanischen Gärten besuchen. Gemeinsam mit unserer Gästeführerin, Frau Brigitte Heilmeier, schlendern wir durch die gepflegten Gartenanlagen und lauschen dabei ihren recht interessanten Ausführungen. Wir beäugen u.a. auch den jetzigen Wohnsitz von Benedikt XVI., des Weiteren den Bahnhof, die Grotte, die nachgebaute Lourdes-Kapelle, das Gästehaus (Wohnsitz von Papst Franziskus) und... und... und...Unter dem Motto „ein schöner Rücken kann auch entzücken", betrachten wir die Casina, ein für Papst Pius IV. Mitte des 16. Jahrhunderts gebautes Sommerhaus. Reparaturarbeiten verbieten uns leider einen Blick in das wunderschöne Antlitz (schauen Sie bitte in die Fotogalerie). So ganz nebenbei erfahren wir, dass „Papa Franziskus" momentan Urlaub macht, diesen aber nicht wie seine Vorgänger in Castel Gandolfo verbringt (die Sommerresidenz ist jetzt für Besucher geöffnet), sondern zu Hause, in den Vatikanischen Gärten. Nach diesem etwa zweistündigen angenehmen Spaziergang, bei dem auch unsere „Botaniker" auf ihre Kosten kommen, benötigen wir erst einmal eine kleine Verschnaufpause. Wir „stürzen uns wieder ins Getümmel" - vorerst aber in eine der gastronomischen Einrichtungen des Vatikans. Nach einem kleinen Imbiss treffen wir uns mit Sylvia zum „Kulturmarathon" durch die Vatikanischen Museen. Wir „schwimmen" mit dem Besucherstrom durch die Säle und Gänge, immer wieder staunend, was die Päpste im Laufe der Jahre so alles „angesammelt" bzw. „geliehen" haben. 50.000 Objekte, verteilt in 1.400 Räumen sollen es sein - für mich unvorstellbar, einfach unfassbar. Am Ende des Rundganges schwirren uns ganz schön die Köpfe und so manch einer von uns wünscht sich im Stillen bei einem „Däbbchen Gaffee" die Füße hochlegen zu dürfen. Es bleibt ein Wunschgedanke... Stattdessen steuern wir auf den Höhepunkt des Tages, den Besuch der SIXTINISCHEN KAPELLE, zu. Und dann stehen wir inmitten der Menschenmenge, umgeben von den faszinierenden Meisterwerken eines Michelangelos, eines Botticellis, Peruginos, Ghirlandaios usw. usw.
Ich weiß nicht, ob dem Einen oder Anderen von Ihnen in diesem Augenblick auch bewusst ist, dass er sich zugleich auch im schönsten Wahllokal der Welt befindet (1492 wurde hier der erste Papst, der berühmt-berüchtigte Borgia-Pontifex Alexander VI. gewählt). Ja, wenn diese Mauern, diese Wände, diese Gemälde sprechen könnten...
Danach gehen wir noch mit Sylvia - vorbei an der „Porta Santa" (sie ist nur zu Beginn eines Heiligen Jahres geöffnet), in den Petersdom. Der Innenraum, nahezu 190m lang, ist reich an unzähligen Meisterwerken - er hat 45 Altäre, 11 Kapellen und besteht aus drei Schiffen sowie einem Querschiff von 137,5 m Breite und einer 136,5 m hohen Kuppel (ganz locker könnte er den Kölner Dom in sich aufnehmen). Überall findet man Papststatuen und Grabmäler. Am meisten fasziniert mich immer wieder die „Pieta" von Michelangelo, sie ist sooooo schön, so ergreifend!
Nach diesem krönenden Abschluss verabschieden sich alle in die Freizeit. Ein paar ganz
Unverwüstliche wollen unbedingt noch dem „Himmel ein Stück näher sein" und den Aufstieg in die Michelangelo-Kuppel wagen. Sie werden dafür mit einem traumhaft schönen Blick - sowohl ins Dominnere als auch auf Rom und den Vatikanstaat - belohnt.
Und wieder geht ein intensiver, aber auch sehr erlebnisreicher Tag zu Ende und in Gedanken lassen wir ihn, bevor wir ins Land der Träume übergehen, noch einmal Revue passieren.

"Nimm dir Zeit. Jede Sekunde, die wir uns beeilen, um Zeit zu gewinnen, ist letztendlich verlorene Zeit. Wenn wir aber innehalten und verweilen, gewinnen wir herrliche Stunden." –Verfasser unbekannt–

Uns Zeit nehmen - ja, das wollen wir an diesem Freitagmorgen, unserem letzten Tag in Rom.
Obgleich heute mit dem Besuch der Galleria Borghese, der Spanischen Treppe, dem Trevi-Brunnen und dem Pantheon noch einige „Highlights" auf dem Programm stehen, wollen wir keine Hektik aufkommen lassen. Gemütlich schlendern wir am Morgen zur Villa Borghese, eine der schönsten Parkanlagen Roms. Einst im Besitz der Familie Borghese, ging sie 1901 in den Besitz der Stadt über. Hauptanziehungspunkt und zugleich unser Ziel ist die Galleria Borghese.
Für zwei Stunden dürfen wir uns hier tummeln und die Kunstwerke, die vorwiegend der kunstbesessene Kardinal Scipione Borghese mit „allen Mitteln" an Land gezogen hat, in Augenschein nehmen. Äußerst beeindruckend sind die wunderschönen Skulpturen des Gian Lorenzo Bernini, so u.a. „Der Raub der Prosperina" und „Apoll und Daphne". Aber auch die von Canova als siegreiche Venus dargestellte Gattin (Pauline) des Camillo Borghese ist ein richtiger „Hingucker". Insgesamt gesehen ist der Besuch der Galleria ein gelungener Einstieg in den Tag, zugleich aber auch ein absoluter Höhepunkt unserer Reise. Anschließend bummeln wir mit Sylvia noch ein bisschen durch die Villa Borghese, begrüßen unseren Geheimrat, den Herrn von Goethe und genießen bei musikalischer Untermalung den schönen Blick auf die Piazza del Popolo. Ganz entspannt laufen wir in Richtung Spanische Treppe. Unterwegs gibt es von Eberhardt noch eine kleine Überraschung, eine Abkühlung in Form eines ganz leckeren Eises. Dann schreiten wir die Treppe, die einst im Auftrag der Franzosen gebaut worden ist und eigentlich nach der, am oberen Ende befindlichen Kirche, benannt worden ist, herab. In Anlehnung an die angrenzende Piazza di Spagna wird die Scalinata delle Trinità (so lautet ihr richtiger Name) vielfach als Spanische Treppe bezeichnet. Die Treppe, die sich vor zwei Jahren einer „kosmetischen OP" unterzogen hat, erstrahlt nunmehr wieder in neuem Glanz. Hier - an und auf der Treppe - treffen sich Menschen aller Kontinente. Es gibt 138 Stufen zum Flirten - Lesen - Leute gucken oder einfach nur zum Ausruhen - aber bitte nicht zum Essen. Das ist strengstens verboten und wird von den wachsamen Augen der Gesetzeshüter geahndet. Ein Verstoß kann richtig teuer werden!
Nach einem kleinen Fotoshooting spazieren wir noch zum Trevi - Brunnen, dem größten und berühmtesten Brunnen Roms. Hier gibt es, Ameisen gleich, immer einen Menschenauflauf und hier wird - sofern man kann - rund um die Uhr flaniert, pausiert, fotografiert und es werden am laufenden Band Münzen durch die Luft geworfen. Knausrig darf man allerdings nicht sein, d r e i Geldstücke sollten es schon sein, denn nur dann hat man ein Wiedersehen mit der Stadt am Tiber und Glück in der Liebe. Um Liebe ging es auch in dem Fellini-Film "La Dolce Vita" mit Anita Ekberg und Marcello Mastroianni. Da ließ Marcello seine Liebe, in Form der üppigen Blondine, im Brunnen mal kurz baden gehen... Das hat dem Brunnen gut getan, er wurde dadurch weltberühmt. Wer es ihr (Anita) heute allerdings gleichtun möchte, wird von der Polizia municipale sofort aufgegriffen. Ebenso ergeht es den "privaten Anglern", die mit allen möglichen Tricks versuchen, ihr Taschengeld aufzubessern.
Nach einer kleinen Fotopause ziehen wir weiter. Am Pantheon angekommen, treibt es uns zwecks Abkühlung, müder Beine und gewisser Gaumenfreuden in die - uns bereits bekannte - Trattoria. Im Anschluß an diese kleine Verschnaufpause spazieren wir noch die wenigen Meter zum Pantheon, dem letzten Programmpunkt unserer Reise.
Das Pantheon aus dem 2.Jahrhundert n.Chr. ist der einzige - aus der Antike erhaltene - Kuppelbau.
Marcus Agrippa, der Freund und Schwiegersohn von Kaiser Augustus ließ den Vorgänger- bau 27 v. Chr. zum Tempel weihen, zum "Pan-Theion" (griech.), zum Allgötterhaus.
Leider fiel dieser Bau einem Brand zum Opfer. Kaiser Hadrian ließ den heutigen Bau zwischen 118 und 128 n. Chr. neu errichten. Nachdem Ende des 4. Jahrhunderts das Christentum zur Staatsreligion erklärt worden war, wurde das Pantheon 609 zum Gedenken an die christlichen Märtyrer zur Marienkirche geweiht. Der Wechsel vom Tempel zur christlichen Kirche rettete das Pantheon vor der Zerstörung, nicht aber vor Plünderungen. Da machte selbst die Kirche keine Ausnahme, denn in ihrem Auftrag entwendete man sowohl vom Kuppeldach als auch vom Vorhallendach die Bronzeplatten, um sie später für den Baldachin im Petersdom zu verwenden. Die Kuppel des Pantheon, eine wahre Meisterleistung, inspirierte Michelangelo zum Entwurf der Petersdomkuppel. Inzwischen ist die Kirche auch die Ruhestätte großer Künstler (z.B. v. Raffael) und italienischer Könige und Königinnen geworden.
Mit dem Besuch des Pantheon enden nicht nur unsere Führungen durch Rom, sondern es endet auch unsere Begegnung mit Sylvia, die mit ihrem enormen Wissen dafür gesorgt hat, dass unsere „kleinen, grauen Gehirnzellen" in Schwung bleiben. Wir verabschieden uns von ihr und nutzen die letzten Stunden zur individuellen Freizeitgestaltung. Für den Abend allerdings verabreden wir uns zu einem letzten Beisammensein. In fröhlicher Runde plaudern und lachen wir - und sagen „Arrivederci Roma" und „tante grazie" - Auf Wiedersehen Rom und besten Dank. Vielleicht aber sagen wir auch „alla prosima volta" - bis zum nächsten Mal!!

"Das Schöne am Reisen ist, dass Du nie so zurückkommst, wie Du gegangen bist." –Verfasser unbekannt–

Spätestens am Frühstückstisch beginnt das große Rätselraten. Was machen wir heute, was steht auf dem Programm, welche Schuhe sollen wir anziehen, welches Fortbewegungsmittel werden wir nehmen? Gehen wir zu Fuß, nehmen wir die Metro, das Auto oder den Bus? Auto und Bus werden kommen - doch sie werden mit uns nicht in die Albaner Berge nach Castel Gandolfo fahren, sondern uns lediglich zum Flughafen chauffieren. Ab sofort geht unsere kleine Gruppe wieder getrennte Wege. Die Stuttgarter fahren zuerst ab, zwei fahren zum Flughafen und zwei zum Bahnhof (Letztere wagen noch eine kleine „Italien-Deutschlandtour). Es heißt Abschied nehmen, nach 4 ½ Tagen kehren wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge Rom den Rücken, in dem Wissen, dass, vermutlich ein ganzes Leben nicht ausreichen würde, um alle Sehenswürdigkeiten dieser Stadt ergründen zu können.
Doch ich hoffe, dass Sie entsprechend dem o.g. Spruch mit einem prall gefüllten Rucksack voller Erinnerungen nach Hause zurückgekehrt sind und inzwischen die Reise gut „verarbeitet" haben. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Ihnen. Sie waren eine kleine, aber dufte Gruppe, die allem gegenüber außerordentlich aufgeschlossen und sehr unternehmungslustig war. Es hat mir viel Freude bereitet, mit Ihnen durch Rom zu schlendern. Ganz herzlichen Dank sage ich auch meinem „Assistenten", der immer sehr umsichtig war und mir auch noch ein paar sehr schöne Fotos zukommen ließ.
Bleiben Sie weiterhin gesund und sooooo reisefreudig - es gibt noch viel zu entdecken.
Und wir helfen Ihnen gern dabei - denn wie sagte schon Voltaire : „Eins ist sicher - Reisen tut immer gut!"
Zum Schluß hoffe ich, dass Sie beim Lesen viel Freude hatten und mit mir noch einmal auf eine gedankliche Entdeckungsreise durch Rom gehen konnten. Ciao - Arrivederci sagt
Ihre Walburga Lindner

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