Reisebericht: Rundreise Balkan – Von Serbien bis Mazedonien

26.04. – 09.05.2024, 14 Tage Rundreise Serbien – Bosnien und Herzegowina – Kroatien – Montenegro – Albanien – Nordmazedonien mit Belgrad – Novi Sad – Sarajevo – Dubrovnik – Tirana – Ohrid – Skopje – Nis


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Eine Reise durch sechs Länder des Westbalkan widerlegt die Klischees vom wilden Balkan und bereichert die Teilnehmer der Reise um viele beeindruckende Naturschönheiten und vermittelt einen Einblick in die spannungsreiche Vergangenheit dieser oft noch wenig bekannten Region.
Ein Reisebericht von
Dr. Elke Knappe
Dr. Elke Knappe

26.04.2024: Anreisetag

Pünktlich verlasst unser Flugzeug Frankfurt/Main und landet ebenso pünktlich in Belgrad. Leider fehlt lange Zeit ein Koffer, das Förderband wird abgeschaltet und der Koffer wird noch immer vermisst. Als die Hoffnung, den Koffer noch zu erhalten, schon sehr gesunken ist, taucht er dennoch auf. Die Freude ist groß und wir fahren zufrieden in unser Hotel in Belgrad.
16:00 Uhr unternehmen wir eine kleine Stadtbesichtigung und am Ende spazieren wir durch die Anlagen des Kalemegdan, Belgrads größte Festung .Ihre Ursprünge stammen aus dem 4.Jh. v.Chr., die späteren Herrscher bauten sie häufig um bzw. an. Natürlich erweisen wir auch dem Standbild des Pobednik (Sieger) unsere Reverenz, auch wenn er sich recht unbekleidet präsentiert. Bevor wir zum Abendessen in Restaurant Velika Skardarlija gehen und einen ersten Eindruck von der serbischen Küche erhalten, werfen wir noch einen Blick auf die ruhig dahinfließende Save.
Ein langer Tag ging damit zu Ende, viele von uns waren bereits um 03:00 Uhr morgens aufgebrochen und freuten sich nun auf etwas Schlaf.

27.04.2024: Belgrads Umgebung wird erschlossen

Wir verlassen Serbiens Hauptstadt Belgrad in Richtung Novi Sad und fahren durch die Pannonische Tiefebene. Die Region Vojvodina gehört zu den fruchtbarsten Gebieten Serbiens, im 18. Jahrhundert kamen deshalb auch die Donauschwaben auf ihren Schiffen auf der Donau hierher, um das Land zu bebauen. Zunächst besuchen wir die mächtige Festung Petrovaradin. Sie erstreckt sich über 112 ha und verfügt über ein ausgedehntes Tunnelsystem. Sie wurde nie wirklich erobert und hat so ihren wehrhaften Charakter bis heute bewahrt. Unter der Festung ist auch noch der Tunnel, den einst der Orient-Express benutzte.
Von den Mauern der Festung bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf die Donau und so wurde eifrig fotografiert.
Natürlich wandern wir noch durch die Altstadt, sehen die Statue von Jovan Zmaj und den Bischofspalast. Albert Einstein wohnte mit seiner ersten Frau Milena in Novi Sad, ihre beiden Kinder wurden in der Nikolaus-Kirche getauft.
Nach einer kurzen Mittagspause geht es mit neuen Kräften weiter nach Sremski Karlovci, dem serbischen Weimar. Der Ort ist nicht nur für seine Vielzahl an prächtigen Gebäuden berühmt, hier wächst an den Hängen der Fruska Gora, dem Frankenwald, auch ein guter Wein. Dass die Bewohner dieser Gegend auch etwas von der Imkerei verstehen, erleben wir bei einer Wein-und Honig-Verkostung im Imkerei-Museum Jovan Zivanovic.
Die Stadt war auch der Namensgeber für den 1699 geschlossenen "Frieden von Karlowitz". An einem runden Verhandlungstisch beendete man damit den Kampf des Heiligen Römischen Reiches, Polens, der Republik Venedig, dem Kirchenstaat und Russland gegen die Osmanen. Nach so viel Militär wechseln wir das Thema und besuchen das Kloster Krusedol. Das Kloster stammt aus der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts und liegt an der alten Verbindungsstraße Belgrad-Novi Sad im schon erwähnten Fruska Gora. Die Klostergebäude zeugen von ständigen Renovierungen, Neu-und Umbauten. In der Klosterkirche sind nicht nur zahlreiche Patriarchen der orthodoxen Kirche bestattet, hier ruhen auch König Milan Obrenovic und Prinzessin Ljubica.
Eine solch ausgiebige Besichtigung macht hungrig - wir essen zu Abend in einer typischen Landgaststätte "Stojsic Salas" und fahren anschließend gut gesättigt nach Belgrad zurück.

28.04.2024: Zu Besuch bei Königs

Heute bleibt es noch etwas königlich - wir fahren nach Topola und Oblenac, früher eng mit dem Königshaus verbunden. In der St.-Georgs-Kirche auf dem Gipfel des Berges Oplenac sind 6 Generationen der Karadordevic-Dynastie bestattet. Beeindruckend sind die zahlreichen Mosaiken, welche die verschiedenen Heiligen der orthodoxen Kirche darstellen.
Den Ausflug in die Geschichte Serbiens unterbrechen wir mit einem guten ländlichen Mittagessen, dann geht es bei bestem Wetter durch die liebliche Frühlingslandschaft nach Vrnjacka Banja. Dies ist einer der bekanntesten Kurorte Serbiens, hier kurte König Aleksandar ebenso wie der jugoslawische Präsident Tito. Wir haben jetzt Freizeit und können es ihnen gleich tun. Die meisten Gäste wandern ein wenig durch den Ort mit seinen uralten Platanen oder trinken Kaffee in einem der hübschen Lokale an der Promenade.

29.04.2024: Der ländliche Raum Serbiens

Wir verlassen den kleinen Kurort und fahren zunächst eine kurze Strecke bis zum Kloster Zica. Es ist, wie auch einige andere Klöster, eine Stiftung der Nemjaniden-Dynastie. Das Kloster Zica erhielt seine besondere Bedeutung dadurch, das es Krönungsort von 7 Herrschern war. Da der König der einzige sein sollte, der die Tür zur Krönung durchschritt, erhielt die Klosterkirche im Laufe der Zeit sieben Türen und wurde deshalb auch Siebentürkirche genannt. Die Kirche selbst ist mit Fresken geschmückt, die aus dem 13.Jh. stammen.
Wir setzen unsere Fahrt fort und nehmen uns Zeit für einen Kaffee am See, gegen 14:00 Uhr erreichen wir das Museumsdorf Sirogojno. Seit 1980 wurden hier alte Bauernhäuser aus der Umgebung rund um eine Kirche aufgebaut. Sie sind mit originalen Haushalt- und Arbeitsgeräten ausgestattet und zeigen das bäuerliche Leben der Region im 19. Jh.. Da gibt es sogar ein Haus auf Kufen, welches dem Viehhirten ermöglichen soll, immer in der Nähe der wandernden Herde zu übernachten.
Wir freuen uns nun auf eine Pause und ein gutes bäuerliches Mittagessen, danach geht es weiter in die Berge zum Ferienort Zlatibor, wo wir heute in einem der zahlreichen Hotels übernachten werden.

30.04.2024: Wir wechseln das Beförderungsmittel und steigen in den Zug

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Bus zur Station Mokra Gora und besteigen dort die Schmalspurbahn. Wegen der verrückten Streckenführung in Form einer Acht (um den Berg herum, sonst wäre der Höhenunterschied von 300 m auf einer Strecke von nur 3,5 km nicht zu bewältigen gewesen) heißt die Bahn Sarganska Osmica - die Sargan-Acht. Die Bahn wurde 1925 in Dienst genommen, feiert also bald ihren 100. Geburtstag. Im Jahre 1974 war es erst einmal zu Ende mit den regelmäßigen Fahrten, aber dann kam die Idee, diese schöne Strecke für touristische Zwecke zu nutzen. Nun fährt die Bahn seit 2003 wieder, jetzt mit Touristen. Die Strecke führt durch ein ausgedehntes Waldgebiet mit Tunneln und Kurven und mit schönen Ausblicken auf das Ethnodorf, welches der Regisseur Emir Kusturica für seinen Film "Das Leben ist ein Wunder" benutzte.
Nach dem Verlassen des Zuges steigen wir von der Holzklasse wieder in den weich gepolsterten Bus und überqueren die Grenze zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina. Der nächste Halt ist in Visegrad, malerisch am Fluss Drina gelegen. Seit 2007 ist sie in der Liste des UNE$SCO - Weltkulturerbes. Sie erlangte Bedeutung als Handelsstadt, der Bau einer Brücke über die Drina im Jahre 1570 verbesserte den Warentransport zwischen Istanbul und Sarajevo beträchtlich.
Der Schriftsteller Ivo Andric setzte der Stadt und der Brücke in seinem Buch "Die Brücke über die Drina" ein vielbeachtetes Denkmal. Wir aber erfreuen uns vor allem an der prächtigen Kulisse, welche Fluss und Berge uns bieten und so vergeht die Zeit recht schnell. Am späten Nachmittag sind wir in der Hauptstadt Sarajevo und beziehen unser Hotel am Rande der Altstadt.

01.05.2024: Eine schöne Stadt mit einer schweren Bürde – Sarajevo

Am Morgen schauen wir von unserem Hotel aus über die Altstadt hinweg, hören den Muezzin und auch Glockengeläut. Mit Stadtführer Mohamed erkunden wir die Stadt, die durch eine Reihe von Ereignissen in der Welt bekannt wurde. Dazu gehören sicher das Attentat vom 28.06.1914, als der Student Gavrilo Princip den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie ermordete, aber auch solch schönes Fest wie die Olympischen Winterspiele 1984 und danach wieder die schreckliche Belagerung im Bosnienkrieg 1992 - 1995. Während der Belagerung wurden ca. 11.000 Menschen in Sarajevo getötet, darunter 1.600 Kinder.
Wir laufen durch die Altstadt und sehen dem geschäftigen Treiben auf dem Bascarsija-Platz zu, es gibt Moscheen, die serbisch-orthodoxe Kirche und die große katholische Herz-Jesu-Kathedrale. In den schmalen Altstadtgassen bieten zahlreiche Händler ihre Waren an, Kaffeestuben locken müde Touristen an. Nach der sehr interessanten Stadtführung freuen wir uns auf die Freizeit, um die Stadt nun auf eigene Faust zu erkunden.
Am Abend sind wir alle brav wieder im Hotel und gehen gemeinsam zum Abendessen in das Restaurant Careva cuprija in der Altstadt.

02.05.2024: Naturschönheiten der Herzegowina

Mit leisem Bedauern nehmen wir Abschied von Sarajevo, doch bald nimmt uns die wunderschöne Landschaft gefangen. Entlang des Flusses Neretva durchfahren wir romantische Schluchten und gelangen zu unserem ersten Haltepunkt in Jablanica. Hier kann man die zerstörte Brücke über die Neretva sehen, sie war Kulisse in dem Film "Die Schlacht an der Neretva". Der Film entstand 1969, Regisseur war Veljko Bulajic und zu seiner Starbesetzung gehörten unter anderem Hardy Krüger, Yul Brunner, Franco Nero, Curd Jürgens, Orson Welles.
Brücke und Fluss werden gebührend bewundert, dann setzen wir die Fahrt nach Mostar fort. Gesäumt von hohen Bergen liegt Mostar am schon bekannten Fluss Neretva. Mit einem Stadtführer begeben wir uns in die Altstadt und versuchen, im touristischen Gewimmel einen Blick auf die berühmte Brücke zu erhaschen. Gerade sind junge Männer dabei, sich für einen Sprung aus ca. 20 m Höhe in die Neretva vorzubereiten. Aber wir können nicht so lange warten, bis sie es wirklich tun, wir wollen ja noch etwas von der Stadt selbst sehen. Ihre Bedeutung als Handelsweg erwarb sie schon früh, als die Steinbrücke über die Neretva im Jahre 1566 errichtet wurde. In elegantem Bogen überspannt sie den Fluss und gab der Stadt den Namen: Mostar=Brückenwächter. Traurige Berühmtheit errang die Brücke als sie 1993 im Bosnienkrieg von den Kroaten zerstört wurde. Von 1995 - 2004 baute man sie wieder auf und so konnten wir sie nun wieder in ihrer alten Schönheit bewundern.
Am Nachmittag setzen wir die Fahrt fort und erreichen die Kleinstadt Trebinje am Fluss Trebisnjica. Das ist ein wahres Kontrastprogramm - nach dem Trubel in Mostar schlendern wir durch einen stillen Park am verträumten Flussufer .
Ein fast familiäres Abendessen im Restaurant Porto Bello (wie immer viel zu viel) rundete den gemütlichen Eindruck ab und half beim Verarbeiten der vielen unterschiedlichen Eindrücke und Informationen der letzten Tage.

03.05.2024: Auf dem Weg zur Küste

Es steht mal wieder ein Grenzübergang auf dem Plan, wir reisen aus Bosnien-Herzegowina nach Kroatien. Erfreulicherweise müssen wir kein Geld tauschen, in Kroatien gilt der Euro. Obwohl es sich um eine EU-Außengrenze handelt, sind wir nach 45 Minuten abgefertigt und unterwegs nach Dubrovnik. Die Stadtführerin Violeta erwartet uns und führt uns durch den Touristenstrom souverän durch die Altstadt. Wir beginnen am Pile - Tor und laufen durch die Fußgängerzone, immer wieder beeindruckt von der Vielzahl historischer Gebäude und vor allem der Geschlossenheit der Stadt. Es wird deutlich, welch bedeutende Rolle die ehemalige Stadtrepublik Ragusa spielte. Sie wurde durch den Handel reich und konnte sich eine immense Verteidigungsanlage leisten, die niemals von Feinden erobert werden konnte.
Eifrig versuchen wir, die schönen Fotomotive wie das Franziskanerkloster, St. Blasius und den Rektorenpalast im Bild festzuhalten. Es geht weiter durch die Filmkulisse für einige Szenen der Serie "Game of Thrones" und des Films "Star Wars". Für einen Spaziergang auf der Stadtmauer haben wir leider keine Zeit, wir wollen ja heute noch bis Budva in Montenegro. Wir besteigen also unseren Bus und fahren Richtung Grenze, die wir ohne Kontrolle passieren. Bald eröffnet sich vor uns die Bucht von Kotor in ihrer ganzen Schönheit, ein Fotostopp ist unabdingbar.
Dieser Wunsch setzt sich in der Stadt Kotor fort -die Altstadt wirkt wie ein perfektes Ensemble und zeugt von der reichen Vergangenheit der Stadt. Wir betreten sie durch das Haupttor und stehen gleich auf dem Platz vor dem Uhrturm und dem alten Pranger. Von da aus wandern wir durch die Altstadt und schauen von unten hoch zur Festung und zur Stadtmauer, hinauf gehen wir nicht, es sind immerhin 1350 Stufen zu bezwingen, für heute zu viel. Stattdessen nehmen wir unser Abendessen ein und fahren noch ein Stück weiter zu unserem Tagesziel, der Stadt Budva.

04.05.2024: Freizeit oder diplomatische Vergangenheit

Heute kann gewählt werden: Freizeit in Budva oder ein Ausflug nach Cetinje, der früheren Hauptstadt Montenegros. Die meisten Gäste entscheiden sich für den Ausflug und so starten wir 8:30 Uhr mit leichtem Gepäck Richtung Cetinje. Der erste Programmpunkt ist der Besuch des König-Nikola-Museums. Im Schloss sind Waffen und Einrichtungsgegenstände zu sehen. Durch geschickte Heiratspolitik seiner immerhin 8 Töchter erwarb der König einen vergleichsweise großen internationalen Einfluss für sein kleines Land, heute hat es gerade einmal 620.000 Einwohner. Unterstützt wurde diese Heiratspolitik noch durch die geographische Lage des Landes zwischen den Adriahäfen und dem Hinterland auf dem Weg nach Belgrad und weiter.
Nach einer ausgiebigen Führung durch das Museum, noch verlängert durch die Übersetzung, gehen wir durch die Stadt und sehen die ehemaligen Botschaftsgebäude, alle großen europäischen Länder waren hier vertreten. Von außen sehen wir die frühere Residenz des Dichterfürsten Petar Njegos, er hat mit dem Epos "Bergkranz" den Befreiungskampf der Serben und Montenegriner gegen die Türken beschrieben und so ein wichtiges Werk der südslawischen Literatur geschaffen.
Der Ausflug wäre nicht komplett ohne eine Schinkenverkostung des berühmten luftgetrockneten Njegusi-Schinkens. Zusammen mit etwas Käse und Wein gibt das einen stärkenden Imbiss und macht uns fit für die Rückfahrt und einen kleinen Bummel durch die hübsche Altstadt von Budva.
Nach dem Nachmittagsbummel haben wir natürlich schon wieder Appetit und so gehen wir zum Abendessen in das angesagte Fischrestaurant "Jadran kod Krsta", schauen auf die blaue Adria und lassen es uns schmecken.

05.05.2024: Und wieder in die Berge – Albanien lockt

Etwas früher als üblich, nämlich um 8:00 Uhr verlassen wir Budva und fahren zunächst entlang der Küste nach Süden. Wir schauen noch einmal zur hübschen Ferieninsel Sv. Stefan und genießen das schöne Panorama der Küstenstraße. Vorbei an Bar und Ulcinj erreichen wir die Grenze zwischen Montenegro und Albanien. Die Grenzkontrolle erweist sich als unkompliziert, die Pässe werden nicht kontrolliert. So sind wir pünktlich 12:00 Uhr in Tirana, Albaniens Hauptstadt. Der Stadtführer Edvin erwartet uns bereits auf dem Skanderbeg-Platz, dem Zentrum der Stadt. Offiziell wurde Tirana 1614 von Sulejman Pascha Mulleti, einem osmanischen Herrscher, gegründet. Aber erst 1920 erklärte man sie zu Hauptstadt Albaniens. Gemeinsam mit Edvin sehen wir nun die wichtigsten Gebäude rund um den Skanderbeg - Platz - die Et'hem Bey-Moschee, den 35 m hohen Uhrturm, Oper, Bibliothek und Museum. Die 2012 geweihte orthodoxe Kathedrale dominiert die südwestliche Ecke des Platzes. Natürlich bestaunen wir auch die Pyramide", von Enver Hoxhas Tochter entworfen und als Gedenkstätte für ihn gedacht. Aber nun ist sie weitgehend ungenutzt. Dafür wachsen überall im Zentrum neue Gebäude empor und verändern das Gesicht der Stadt nachhaltig. Leider ist unsere Zeit begrenzt und so fahren wir 15:00 Uhr weiter in Richtung albanisch-mazedonischer Grenze. Sie ist schnell überquert und 18:30 Uhr erreichen wir unser Hotel in Ohrid, am gleichnamigen See.

06.05.2024: Seeabenteuer

Gut ausgeruht schauen wir uns nun erst einmal um, wo wir denn eigentlich sind. Der See liegt spiegelglatt im Morgenlicht und wir machen uns auf, die an seinen Ufern gelegene Stadt Ohrid zu besichtigen. 365 Kirchen und Kapellen soll sie haben, jeden Tag kann man woanders Einkehr halten und beten. Aber zunächst begegnen uns die Standbilder von Kyrill und Method, sie entwarfen die kyrillische Schriftsprache und verbreiteten sie im östlichen Europa.
Durch schmale Gassen mit kleinen Läden kommen wir zur Fußgängerzone und den zahlreichen Souvenirangeboten. Uns interessiert die Stadtentwicklung und die Geschichte, die Kirche der Heiligen Sophia aus dem 11. Jahrhundert zeugt von der langen Stadthistorie, ebenso die Samuilsfestung. Von ihr genießt man einen wunderschönen Blick auf die Stadt und den See. Besonders reizvoll ist das Motiv der Kirche Johannes von Kaneo hoch über dem See.
Langsam sind wir müde vom Wandern und so nehmen wir erfreut die Gelegenheit wahr, mit einem kleinen Boot in die Stadt zurückzufahren und danach am Seeufer einen guten Kaffee zu trinken. -noch immer zeigt sich der See von seiner besten Seite. Er ist 288 m tief und Heimat der Ohrid-Forelle und vieler anderer Fischarten. Aber leider gibt es zum Abendessen im Restaurant Cun keinen Fisch, dafür aber schmackhafte Musaka.

07.05.2024: Skopje, die Hauptstadt der Denkmale

Wieder müssen wir unsere Koffer packen und Abschied nehmen vom schönen Ohridsee, denn wir wollen ja noch Nordmazedoniens Hauptstadt Skopje besuchen. Mit der Stadtführerin Biljana erforschen wir die unterschiedlichen Stadtteile - die alten Handwerkergassen und die Festung Kale mit den türkischen Badehäusern. Durch das Zentrum der Stadt fließt der Vardar-Fluss, an seinen Ufern und auf dem zentralen Platz errichtete die Stadtverwaltung monumentale Denkmäler zur Illustration der Geschichte des Landes. Die Bevölkerung mag diese Standbilder wohl nicht besonders , es wird kritisiert, dass sehr viel Geld dafür ausgegeben wurde, es hätte sinnvoller z. B. in neue Schulen investiert werden können.
Auf dem Weg in unser Hotel lernen wir noch einen anderen Denkmalansatz kennen: Der alte Bahnhof erinnert mit seiner kaputten Uhr an das schwere Erdbeben von 1963, dem mehr als Tausend Menschen zum Opfer fielen.
Des weiteren gab es noch einen wichtigen Stopp bei der Besichtigung, er war dem Museum für Mutter Theresa gewidmet. Das Geburtshaus existiert nicht mehr, aber stattdessen erinnert ein schmuckes kleines Museum an die berühmte Tochter der Stadt.
Den Abschluss des Tages bildet ein typisch mazedonisches Abendessen im Restaurant "Makedonska Kukja", schon die Vorspeisen waren so üppig, dass kaum Platz für das Hauptgericht war.

08.05.2024: Noch einmal Serbien

Noch einmal steht eine Grenzüberquerung an, von Nordmazedonien fahren wir nach Serbien. Unser heutiges Ziel ist die Stadt Nis in der Pannonischen Tiefebene. Die Grenze ist schnell überquert, wir gönnen uns eine Kaffeepause in Predejane und sind zur Mittagszeit in Nis. Der erste Besichtigungspunkt ist der etwas gruselige Schädelturm. Die Osmanen errichteten ihn zur Abschreckung aus den abgeschlagenen Köpfen der aufständischen Serben im Jahre 1809.
Um den erschreckenden Schädelturm ein wenig zu vergessen, fahren wir nun zur antiken Ausgrabung Mediana. Die gefundenen Reste stammen aus der Regierungszeit von Konstantin dem Großen aus dem Jahre 306. Eine große Halle schützt die wertvollen Mosaiken vor Witterungseinflüssen und lässt gleichzeitig Raum für die Vorstellung der Lebensweise reicher Römer in jener Zeit.
Wir kehren in die Gegenwart zurück und unternehmen einen Spaziergang durch die Stadt. Vom zentralen Platz aus mit dem Denkmal für Konstantin den Großen betreten wir die Festung, 1723 von den Türken fertiggestellt. Heute kann man hier sehr schön unter den alten Bäumen spazieren und sich erholen. Das tun wir auch, denn wir erreichen auf der anderen Seite der Festung unser Restaurant, in dem wir mit serbischen Köstlichkeiten verwöhnt werden.

09.05.2024: Abschied vom Balkan

Der letzte Reisetag ist angebrochen, um 7:30 starten wir zur Fahrt zum Flughafen in Belgrad. Die Autobahn ist frei, kein Stau in Sicht und so erreichen wir schnell den Flugplatz.
Wir bedanken uns bei der örtlichen Reiseleiterin Bogdanka, die uns sehr engagiert und kenntnisreich die Region "Balkan" nahe gebracht hat und bei unserem Fahrer Bozedar, unter dessen Obhut wir ganz entspannt im Bus saßen und die vorüberziehende Landschaft betrachteten (manchmal auch etwas schlummerten).
Dann heißt es einchecken zum Flug nach Frankfurt, für einige Teilnehmer stehen noch Anschlussflüge bevor, alle werden erreicht und somit nimmt eine schöne Reise auch einen angenehmen Ausklang.

Schlusswort

Liebe Reiseteilnehmer, zwei Wochen reisten wir gemeinsam durch eine Region, die oft mit "Pulverfass Balkan" assoziiert wurde. Wir haben vor allem die andere Seite kennengelernt - beeindruckende Architektur, wundervolle Landschaften und gastfreundliche aufgeschlossene Bewohner. Ich hoffe, die Reise hat Ihnen gefallen und Sie werden sich gern daran erinnern. Bleiben Sie gesund und reiselustig!
Ihre Elke Knappe

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