Reisebericht: Wandern auf Sizilien – Ätna & Liparische Inseln

28.09. – 05.10.2014, 8 Tage Wanderreise in Italien und auf Sizilien – Ätna – Liparische Inseln – Lipari – Vulcano – Stromboli – Taormina (ca. 40 Wanderkilometer, je nach Stimmung der Vulkane)


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Eine Wanderreise zu den aktiven Vulkanen Italiens ist ein besonderes Erlebnis: wir besteigen den höchsten und aktivsten Vulkan Europas, den Ätna auf Sizilien, und lernen 3 der 7 Liparischen Inseln aktiv kennen: Lipari, Vulcano und Stromboli.
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

28.09.2014 Anreise nach Catania, Sizilien

Voller Vorfreude treten wir heute unsere Reise zu den aktiven Vulkanen Italiens in einer kleinen Reisegruppe von 8 Personen an. In Berlin-Tegel ist herrlicher Sonnenschein und man will uns wohl nicht so recht gehen lassen - mit gut 2 Stunden Verspätung startet unser Flug nach Catania. Beim Flug über die Alpen bietet sich eine fantastische Sicht auf die grünen Täler und schneebedeckten Gipfel. Nach 2,5 Flugstunden landen wir endlich auf der Mittelmeerinsel Sizilien. Unser Chauffeur Angelo bringt uns direkt zum „Grand Hotel Yachting Palace" in Riposto. Nach dem Check In unternehmen wir einen kleinen Spaziergang zum Hafen. Von hier bietet sich ein herrlicher Blick zum rauchenden Monte Ätna. Der höchste Vulkan Europas erhebt sich eindrucksvoll 3.323 Meter aus der Ebene und an seinen Flanken steigen Fumarolen wie Wolken auf. Am Abend erwacht die Stadt schließlich zum Leben. Im Hotel genießen wir ein reichhaltiges Abendessen und freuen uns auf die Erlebnisse der kommenden Tage.

29.09.2014 Erlebnis Ätna

Am Morgen fahren wir mit unserer örtlichen Reiseleiterin Gertraud zum Ätna. Mit dem Bus überwinden wir schon einen Höhenunterschied von gut 1.900 Metern. Die Straße führt zunächst durch kleine Ortschaften, wie z. B. Zafferana, die vormals als Ferienorte zur Sommerfrische der Wohlhabenden Gesellschaft entstanden. Zur typischen Flora an den Hängen des Ätna gehören Kastanienbäume, Eichen und Ginster, aber selbstverständlich werden hier auch Zitrusfrüchte und Wein angebaut. Später schlängelt sich die Straße in Serpentinen durch alte Lavafelder, die mit spärlicher, verdörrter Vegetation bedeckt sind. An der Talstation begrüßt uns unser Bergführer Jean Battista. Anschließend geht es mit der Seilbahn in Windeseile über die Wolken auf eine Höhe von 2.500 Metern. Hier angelangt, steigen wir in die geländegängigen Unimog-Fahrzeuge und fahren auf 2.900 Meter hinauf zum Endpunkt "Torre del Filosofo". Ab hier wird es nun sportlich - wir wandern bergauf durch ein Lavafeld, das erst vor knapp einem Jahr entstanden ist. Ätna bedeutet so viel wie „die Brennende". Die Einheimischen nennen ihn (oder sie) aber nur Mongibello, „die Schöne". Beide Bezeichnungen können wir nur bestätigen. Am heutigen Tag präsentiert sich der Gipfel besonders schön - rauchend vor einem azurblauen Himmel. Wir wandern über dunkelbraun-graues Lavagestein, manchmal schillert es blau, verursacht durch Argon-Gase. Unter den Lavafeldern befindet sich sogar Schnee - ein faszinierendes Zusammenspiel von Feuer und Eis! Bald teilt sich die Gruppe auf: einige gehen zurück zum Ausgangspunkt und einige wagen die Gipfel-Besteigung! Der Weg führt durch die Lava-Asche weitere 300 Meter hinauf. Der Wind weht die Vulkan-Dämpfe genau in unsere Richtung was den Aufstieg in der eh schon dünnen Luft nicht gerade erleichtert. Doch die Mühen des Aufstieges werden belohnt mit einem sensationellen Blick in den Krater "Bocca Nuova". Selbst unser Guide bestätigt, dass heute eine außergewöhnlich gute Sicht ist! Wir blicken direkt in den Krater und sehen die verschiedenfarbigen Gesteinsschichten, die Schwefelablagerungen und wie es aus der Erde dampft - willkommen im Hexenkessel! Wir befinden uns auf sage und schreibe 3.320 Metern hoch über den Wolken. Der Abstieg durch die lose Asche ist ein Vergnügen und erinnert an Sommerski. Voller Eindrücke kehren wir wieder zurück zu unserem Hotel.

30.09.2014 Lipari

Der heutige Tag beginnt bereits zeitig mit dem Weckruf um 05.45 Uhr, denn wir müssen schon früh am Hafen von Milazzo im Norden von Sizilien sein. Das frühe Aufstehen beschert uns einen herrlichen Sonnenaufgang mit einem glutroten Feuerball über dem Meer. Die Route führt uns vorbei an Taormina, das wir später noch besichtigen werden, entlang der Küste des Ionischen Meeres. Die Verbindung zum Thyrrenischen Meer bildet die 32 Kilometer lange und 8-3 Kilometer breite Straße von Messina und so können wir bis nach Kalabrien hinüber blicken. Im Hafen von Milazzo erwartet uns schließlich unser Reiseleiter Jochen. Die einstündige Überfahrt ist nicht nur ruhig sondern auch erlebnisreich, denn wir werden von einem Schwarm Delfine begleitet. Der Kapitän dreht einige extra Runden, damit wir die eleganten Meeressäuger besser beobachten können - was für ein Glück! Unser Schiff legt im Hafen von Marina Corta an und wir sind sofort begeistert von der Atmosphäre des Ortes - das ist Italien wie aus dem Bilderbuch! Kleine Fischerboote reihen sich im Hafen aneinander, malerische Gassen mit schmucken Fassaden durchziehen die Altstadt, kleine Geschäfte laden zum Schauen ein. Unser erstes Ziel ist die „Basilica Cattedrale di S. Bartolomeo", wo wir in die Geschichte eintauchen können. Ein alter Kreuzgang geht bis auf das 12 Jhd. zurück, die Zeit der Normannen. Vom Burgberg von Lipari haben wir einen fantastischen Ausblick auf die Dächer der Stadt. Nach dem Check In im schönen 4-Sterne-Hotel „Aktea" beginnen wir unsere Inselrundfahrt. Alle sieben Ionischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Auf Lipari, der größten Insel, entdecken wir Bimsstein und Obsidian, die zwar völlig unterschiedlich erscheinen, aber dennoch die gleiche chemische Zusammensetzung haben. Seit dem Jahr 2000 gehören die Liparischen Inseln zum Weltnaturerbe der UNESCO. Um den Titel zu halten, musste der Abbau von Bimsstein eingestellt werden, die Fabriken sieht man aber heute noch.
Die Ausblicke auf die Küste und die anderen Inseln ist bei strahlend blauem Himmel einfach großartig! Bald beginnt auch unsere Wanderung. Wir sehen die verschiedenen Gesteinsschichten, über uns ziehen schwarze Raben ihre Kreise und am Wegesrand wachsen Olivenbäume, Fenchel und Kaktusfeigen. Wir wandern bis "die Sohlen glühen" (oder sich gar verabschieden ). In Pianoconte kehren wir in der Bar "Cin Cin" auf eine Erfrischung ein bevor es weiter geht. Vom Aussichtspunkt Quatrocchhi haben wir schließlich einen grandiosen Ausblick auf die Küste im warmen Abendlicht und die Insel Vulcano mit dem großen Krater - unser Ziel für den morgigen Tag. Am Abend wird uns ein köstliches Menü im Hotel serviert.

01.10.2014 Tagesausflug nach Vulcano

Nach dem frühen Start gestern, beginnen wir den heutigen Tag etwas entspannter. Mit dem Boot setzen wir von Lipari auf die Nachbarinsel Vulcano über. Unser Ziel ist selbstverständlich der Gipfel des Vulkans, der Namensgeber für alle Vulkane weltweit ist. Wir steigen bis auf 391 Meter Höhe hinauf und blicken in den großen Krater "Gran Cratere", aus der Erde steigen dampfende Fumarolen auf und die gelben Schwefelablagerungen leuchten auf dem hellen Lavagestein, das auf einen hohen Ryolithgehalt hinweist. Das Wasser strahlt im Kontrast wunderbar blau und am Horizont verschmilzt das Meer nahtlos mit dem Himmel. Nach dem Abstieg erwartet uns ein köstliches, typisch italienisches Mittagessen im Restaurant „Il Cratere". Bis zur Abfahrt des Bootes haben wir Zeit für ein erfrischendes Bad im Meer und zum Entspannen am feinsandigen Lavastrand. Am Abend sind wir wieder zurück im Hotel in Lipari.

02.10.2010 Lipari – Stromboli

Am Vormittag haben wir heute Freizeit zum Relaxen am schönen Hotelpool und Bummeln durch Lipari Stadt. In den kleinen Gassen herrscht geschäftiges Treiben - eine wunderbare Atmosphäre, in der man sich treiben lassen kann: in den kleinen Geschäften stöbern, die Fischer beobachten, wie sie ihre Netze knüpfen, ein Eis schlemmen oder einen Cappuchino trinken. Am Nachmittag startet unsere Fährüberfahrt nach Stromboli. Nach Stopps auf Panarea und in Ginostra erreichen wir den Hafen. Die Insel ist nur die "Spitze des Eisberges" oder in diesem Fall des Vulkans, denn nur etwa ein Drittel ragt gut 900 Meter aus dem Thyrrenischen Meer. Die Einheimischen nennen ihre Insel einfach nur "Iddu" (Er). In den engen Straßen verkehren nur Mopeds oder motorisierte Dreiräder. Auf unserem Spaziergang zum Hotel "Villagio Stromboli" passieren wir den Hauptplatz mit der Kirche und Ingrids Bar. Die wohl berühmtesten Besucher von Stromboli waren Hollywoodstar Ingrid Bergman und Regisseur Roberto Rossellini, die hier 1949 den gleichnamigen Film drehten.
Seit einiger Zeit hat der Vulkan seine ihm typische strombolianische Aktivität, die regelmäßigen Explosionen, eingestellt und es gibt eine andere große Attraktion: den Lavastrom. Genau dieses Spektakel wollen wir uns am Abend genauer anschauen - wir wandern zum Aussichtspunkt und können in der Dunkelheit den glutroten Lavastrom bestaunen. Begleitet vom Knistern der herabfallenden Lava ist es eine andächtige Stimmung. Mit Taschenlampen ausgerüstet, begehen wir den Abstieg zum ehemaligen Observatorium. Heute befindet sich hier ein Restaurant, wo wir unser reichhaltiges Abendessen einnehmen.

03.10.2014 Stromboli

Der Vormittag ist nach den vergangenen sonnigen Tagen heute wolkenverhangen und es regnet. Dennoch hat es etwas Gutes, denn dadurch können wir unsere geplante Bootsfahrt auf den Abend verschieben. Die große Wanderung zum Gipfel des Stromboli ist uns leider nicht möglich, da er wegen der vulkanischen Aktivitäten derzeit gesperrt ist, aber eine kleine Wanderung auf etwa halber Höhe durch die Mittelmeer-Macchia mit Ausblicken auf das Meer unternehmen wir dennoch. Am Abend fahren wir dann mit einem kleinen Boot an die Nordwestseite, wo sich der Blick auf die „Sciara del Fuoco" (die Feuerrutsche) eröffnet. So können wir von hier noch einmal die glutroten Lavazungen beobachten, die sich über die dunkle Asche hinab bewegt. Ein großartiges Erlebnis und wirklich spektakuläres Naturereignis!

04.10.2014 Überfahrt nach Sizilien – Taormina

Aufgrund des zunehmenden Windes wird unsere Überfahrt von der Insel Stromboli etwas vorverlegt. Sicher ist sicher! Also halten wir uns schon am Vormittag bereit zur Abfahrt, die wider Erwarten doch recht ruhig verläuft. Über Panarea gelangen wir nach Salina, wo wir die Liegezeit im Hafen für einen kleinen Bummel durch die Gassen nutzen. Weiter geht es über Lipari und Vulcano schließlich zurück nach Milazzo. Hier erwartet uns Rosario mit einem großen Bus. Unser Ziel ist zunächst Taormina, die „Perle von Sizilien", wo sich nicht nur Goethe, verschiedene Maler und der internationale Jetset wohlfühlt(e), auch wir genießen das lebendige Flair des Städtchens. Im griechischen Theater, dem "Teatro Greco" tauchen wir ein in die Geschichte - wo früher die Römer blutige Gladiatorenkämpfe abhielten, genießen wir heute den herrlichen Ausblick auf die Stadt und die malerische Umgebung. Über dem Meer sehen wir schon die dunklen Regenwolken, die leider nicht vor Taormina Halt machen. So ereilt uns nicht nur der Regen, sondern auch die Nachricht, dass unser Bus eine Panne hat. Mit etwas Geduld gelangen wir doch noch zum "Agriturismo San Leonardello", wo uns ein vorzügliches, landestypisches Menü in schönem Ambiente serviert wird. Ein gebührender Abschluss einer schönen Reise, auf die wir mit italienischem Rotwein anstoßen. Salute!

05.10.2014 Catania – Heimreise

Wie schnell geht eine Woche vorbei... bevor wir heim reisen, machen wir noch eine Stippvisite in Catania. Die im 17. Jhd. von den Ausbrüchen des Ätna und Erdbeben gezeichnete Stadt, wurde nach den Vorbildern des Römischen Barock wieder neu errichtet und präsentiert sich heute mit schmucken Fassaden. Am Sonntag Vormittag geht es beschaulich zu, so dass wir in Ruhe durch die Straßen bummeln können: vorbei am Castello Ursino, über die Via Etnea zum Domplatz, wo wir noch eine Prozession beobachten können. Nun heißt es Abschied nehmen von Bella Italia. Wir sagen Arrivederci!
Liebe Reisegruppe,
ich bedanke mich für eine wunderschöne Woche mit vielen tollen Erlebnissen!
Auf bald, eure Anna

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