Die Bernsteinstraße

Von Dr. Michael Krause / 24.03.2017
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„Gold des Nordens“ haben die Römer den Bernstein genannt, jenes versteinerte fossile Harz, das schon seit der Jungsteinzeit aus dem Ostseegebiet in den Mittelmeerraum gelangte. Eine Reihe historischer Handelswege werden heute als „Bernsteinstraße“ bezeichnet, während sich in der Antike um die Zeitenwende vor allem eine Route herauskristallisierte. Schön im alten Ägypten und erst recht in der klassischen europäischen Antike – im alten Griechenland und später im Römischen Reich hatte der „brennende Stein“ hohen Stellenwert als Schmuck und als Material zur Herstellung kleiner, besonders luxuriöser Gebrauchsgegenstände. So entdeckten Archäologen wie Schliemann oder Evans zahlreiche über 3000 Jahre alte Bernsteinketten mit unbestreitbarer Herkunft aus dem Baltikum in altgriechischen Gräbern.

Danzig

Auch in die Geschichtsschreibung hat die Bernsteinstraße Eingang gefunden – Plinius der Ältere beschreibt in seiner „Historia Naturalis“, wie größere Mengen Bernstein von den „Küsten Germaniens“ über Pannonien bis nach Rom gebracht werden.

Selbst für den Asienhandel – abgewickelt über die berühmte Seidenstraße – hatte Bernstein als wertvolle Ware Bedeutung. Zunächst über Aquileia nahe der Adria und später seit der Völkerwanderung über die aufstrebende Handelsmetropole Venedig hatte die Bernsteinstraße ihre Anbindung an die Seidenstraße.

 

Die historischen Spuren führen zu  einigen der alten Handelswege im Norden – in Ostseenähe - die ursprünglich Flussläufen und Flussufer-Straßen folgten und erst später, weiter im Süden, auf gut ausgebaute Römerstraßen und extra im Zuge der Bernsteinstraße angelegte römische Handelsposten trafen. Die gesamte Bernsteinstraße – soweit sie historisch einigermaßen erfassbar ist – verlief nach heutigen Grenzen durch insgesamt zehn  Länder und wird dabei zu einer wirklichen Europa-Straße. Heute verbindet sie zahllose touristische Höhepunkte und nationale Monumente, worunter auch einige bedeutende UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten zählen.

So spielt die Geschichte der Bernsteinstraße spätestens seit der Bronzezeit in alle Bereiche der historischen Entwicklung der (mittel- und ost)europäischen Länder hinein. Nach dem Ende des weströmischen Reiches in der Völkerwanderung spielten Germanenreiche der Goten, Langobarden und besonders der Franken eine bedeutende Rolle und die sich entwickelnden Feudalstaaten des Mittelalters übernahmen nach und nach auch die Kontrolle über den Handel. Über die Flüsse in den Slawenreichen und das Schwarze Meer erfolgte die Anbindung ans byzantinische Reich und in die arabischen Staaten. Mit der Eroberung großer Teile der Ostseeanrainer durch die Kreuzritter vor allem des Deutschen Ordens wurde Bernsteingewinnung und –handel monopolisiert und auf eine neue Stufe gestellt. Die baltischen Staaten, der Deutschordensstaat und die spätere Hansestadt Danzig wurden nördliche Anfangspunkte der Bernsteinstraße, die sich nach Süden durch Europa zog.  Vorbei beispielsweise in Polen an der Marienburg, dem Sitz des Deutschen Ordens, dem rekonstruierten prähistorischen Dorf Biskupin und Städten wie der Bischofsstadt Gnesen und der schlesischen Hauptstadt Breslau zog sich die bedeutende Handelsroute weiter ins Böhmisch-Mährische, vorbei an der Festung Glatz (Klodzko) zu den heute als UNESCO-Erbestätten bekannten Orten Olmütz (Olomouc) und Kremsier (Kromeríž). In Ungarn und Österreich hatten schon die Römer die Straße hervorragend ausgebaut und mehrere Stützpunkte errichtet, die heute blühende Städte sind. Hierzu gehören das ehemalige Militärlager Carnuntum (heute Freilichtmuseum)  ebenso wie die ungarischen Städte Sopron und Szombathely, von den Römern bewusst als Handelsplätze Scarbantia und Colonia Claudia Savaria angelegt an der Bernsteinstraße angelegt.

Weiter führte die Straße durch das heutige Slowenien, vorbei an Celje und der hübschen Hauptstadt Ljubljana (Laibach) nach Italien, wo historische Orte wie das einst für seinen Bernsteinhandel berühmte Aquileia liegen. Erst in der Völkerwanderung verlor der Ort seine Bedeutung und Vormachtstellung, bevor der Aufstieg der Lagunenstadt Venedig – historisch gesehen dann einer der Endpunkte der einstigen Bernsteinstraße – zu einer der entscheidenden See- und Handelsmächte des Mittelmeeres erfolgte.



Vilnius – © krivinis - Fotolia

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