Weihnachten

„Es wird mit Recht ein Festtagsbraten Gerechnet zu den guten Taten“ Wilhelm Busch (leicht abgeändert)

Neben dem gegenseitig Beschenken ist Weihnachten fast überall auch als das große „Fest des Essens“ bekannt und tatsächlich tafelt man in vielen Gegenden üppig auf. In manchen Ländern, aber auch in deutschen Regionen, muss es aber keineswegs immer die Weihnachtsgans oder Weihnachtspute sein und schon gar nicht die vielzitierten Würstchen mit Kartoffelsalat am Heiligabend. Viele Länder besinnen sich bis heute stark auf vorchristliche und christliche Traditionen und da ist die Adventszeit in Erwartung der Ankunft des Christkindes eine alte Fastenzeit. Bis einschließlich Heiligabend isst man an vielen Orten fleischlos – einer der Gründe, warum Lebkuchen, Spekulatius, Kekse und Zuckerbrot in dieser Zeit so beliebt sind. Selbst in Bayern, im benachbarten Franken, gibt es traditionell Karpfen zu Heiligabend. Auch in Polen, Tschechien und anderen katholischen Regionen sind Getreide- und Fischgerichte beliebt. In Italien, Spanien und Portugal und östlich der Adria (Kroatien, Slowenien…) feiert man ebenfalls zunächst fleischlos mit Kuchen, Pannetone (oft gefülltes Kuchenbrot), Süßigkeiten oder traditionellen Honigkuchen („Bolo de Mel“) mit Trockenfrüchten und Nüssen. Auch Muscheln und Meeresfrüchte oder Stockfisch sind beliebte Bestandteile. In DER deutschen Weihnachtsregion Erzgebirge steht das geheimnisvolle „Neunerlei“ im Mittelpunkt, bei dem die neun verschiedenen Zutaten – zu denen aber auch Fleisch gehört – Wünsche zu Glück, Wohlergehen, Gesundheit und Gelingen wichtiger Vorhaben repräsentieren. Mit solchen interessanten Bräuchen – je nach der von Ihnen ausgesuchten Weihnachtsreise-Region – nehmen Sie als Reisegast teil am regionalen Brauchtum und bekommen, unterstützt durch Ihre Reiseleitung, einen guten Einblick in „Weihnachten anderswo“.

Wer bringt wann die Geschenke?

Die Tradition, sich gegenseitig kleine Geschenke zu besonderen Festtagen zu machen, um Glücksgefühle und Freude bei anderen und bei sich selbst hervorzurufen, ist uralt und Frühlings- oder Sonnenwendfeste eigneten sich besonders gut dazu. In der christlichen Tradition ist das Schenken zum Fest der Geburt Christi erst seit Martin Luther fest verankert. Zunächst war das Christkind selbst der Freudenbringer und in manchen, oft katholisch ausgerichteten, Gegenden ist man bis heute dem schenkenden Jesuskind treu, wie Bayern, Österreich, Tschechien, der Slowakei oder Ungarn. Ursprünglich war in der christlichen Weihnachtstradition auch der 6. Dezember, der Namenstag des Heiligen Nikolaus, in der Spätantike Bischof von Myra, wichtiger als das eigentliche Weihnachtsfest. Und so verteilt bis heute der Nikolaus oder Santa Claus oder Sinterklaas (holländisch) Süßes oder Kleinigkeiten – und um erzieherisch zu wirken, auch Unschönes an unartige Kinder. Deshalb tritt er oft mit einem bösen Widerpart – oder gar dem Teufel – auf: Crampus in Österreich und der Schweiz, dem Schmutzli in der Schweiz, dem Teufel „Tschert“ in Tschechien und der Slowakei und dem „Zwarte Piet“ in den Niederlanden und Belgien. Ansonsten hat sich – seit den 20er Jahren des 20. Jh. und angeblich im Zusammenhang mit einer Werbekampagne von Coca Cola – auch der Weihnachtsmann (deutsch, dänisch) durchgesetzt, der aber in vielen Ländern als „Vater Weihnacht“ oder „Weihnachtsgreis“ bezeichnet wird – allerdings fast immer in der rot-weißen Kostümierung und mit Rauschbart. Auf den Britischen Inseln, in West- und Südeuropa, in Rumänien und im Baltikum ist das so. Ganz auf vorchristliche oder „parallele“ Traditionen stößt man in Skandinavien und erstaunlicherweise in Italien. In Finnland ist noch „joulupukki“, der Weihnachtsbock, der Geschenkebringer – ganz im Sinne uralter nomadischer Vorratshaltung. In troll- und elfengläubigen Regionen sind es entsprechend die Weihnachtskobolde – so in Schweden, Norwegen, Island und den Färöer-Inseln. Erstaunt ist man, auch wenn sie inzwischen durch „babbo natale“, den Weihnachts-Papi Konkurrenz bekommen hat, dass im katholischen Italien bis vor kurzem noch die Hexe Befana die Geschenke brachte – die erst am Dreikönigstag mit dem Besen von Haus zu Haus fliegt.

„Prangst du, schöner Weihnachtsbaum, Meiner Kindheit goldner Traum?“ aus einem Gedicht von Ernst Moritz Arndt

Ein Weihnachtsbaum gehört dazu – oder? Das heißt, zum Weihnachtsfest. Doch wieso eigentlich? Was hat es mit der geschmückten Tanne oder Fichte auf sich? Da die Ursprünge des Festes weit in der Vorgeschichte liegen, kann man die Verwendung von „Immergrünem“ bis auf die Mittelmeer-Kulturen der Antike zurückführen, die die Wintersonnenwende mit neuem Leben und Fruchtbarkeit in Verbindung brachten. Überlieferung wurden dann der Weihnachtsbaum bzw. seine Entsprechungen daraus: Immergrüne Pflanzen symbolisieren bis heute Lebenskraft und Fruchtbarkeit: in Nord- und Mitteleuropa Nadelbäume, in England Mistelzweige und am Mittelmeer der Lorbeer. In vielen Ländern Ost- und Südosteuropas, besonders auf dem Balkan, gibt es anstelle von Nadelbäumen getrocknete Eichenzweige mit Herbstlaub zum Fest und zu Heiligabend wird der der „Badnjak“ feierlich verbrannt: ein großer Klotz aus frisch geschlagenem, fruchtbarem Holz, mit Wein und Honig übergossen. Seiner Asche sagt man heilende und fruchtbringende Wirkung nach. Und unser Weihnachtsbaum? Wahrscheinlich waren Bruderschaften hansischer Kaufleute im Baltikum die ersten, die Nadelbäume aufstellten und nach dem Fest feierlich verbrannten. Ende des 18. Jh. tauchten in der Literatur Anklänge an den „erleuchteten Lebensbaum“ in der Weihnachtszeit auf und Anfang des 19. Jh. ließen erstmals vor allem protestantische Prominente öffentlich Tannen in Städten aufstellen. Als aber 1848 die Londoner „Times“ Berichte und Illustrationen über die Familienfeier mit Weihnachtsbaum von Königin Victoria, deren deutscher Gatte Albert um 1840 wohl die Baumtradition mitgebracht hatte, veröffentlichte, begann weltweit der Siegeszug der Weihnachtstanne. Auch die katholische Welt schloss sich zögernd an – es dauerte allerdings bis 1982, dass auch der Petersplatz in Rom den Schmuck bekam. Heute gibt es nur wenige Hotels und öffentliche Einrichtungen europa- und weltweit, die auf den inzwischen vollkommen christlich integrierten Baumschmuck verzichten.