Reisebericht: Eberhardt–Weltreise – einmal um die ganze Welt

25.10. – 27.11.2018, 33+1 Tage Rundreise: Südafrika – Hongkong – Japan – Australien – Neuseeland – Südsee – Chile – Brasilien


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In 34 Tagen um die Welt und dabei die Schätze der schönsten Orte auf vier Kontinenten erleben vom Kap der guten Hoffnung über heiligste Tempel Asiens, rund um den feuerroten Uluru, unter Wasser in der bunten Südseewelt bis zur Spitze des Corcovados...
Ein Reisebericht von
Ngoc Anh Nguyen

1. Tag, 25.10.2018: Auf zur Südhalbkugel

Flug über Doha nach Südafrika - 13.800 km  
Noch vor einem Jahr wussten wir alle nicht, dass wir schon im Jahr 2018 auf Weltreise gehen könnten, denn der nächst freie Termin wäre eigentlich erst nächstes Jahr 2019. Aber unser Interesse und unsere Sehnsucht waren so groß, dass wir sogar zwei Zusatzgruppen für 2018 finden konnten. Vor einigen Wochen trafen wir uns zum ersten Mal beim Informationsabend, um beim kleinen Abendessen den ersten Einblick auf das kommende Abenteuer zu erhalten. Die Zeit der Vorfreude fühlte sich so wahnsinnig kurz an seit dem.
In Berlin-Tegel empfange ich die ersten strahlenden Gesichter. Wir sind die erste der zwei Eberhardt-Weltreisegruppen. Nach den leicht chaotischen Check-In Formalitäten an unserem kleinen Flughafen starten wir mit einem Snack im Restaurant Leissieffer. Jetzt gibt es kein Zurück mehr und wir treten gemeinsam unseren großen Reisetraum an. Nicht in 80 Tagen um die Welt, sondern nur in 34 Tagen. Also heißt es leichtes Gepäck, gut Wind und äußerste Kraft voraus!

2. Tag, 26.10.2018: Endlich nicht mehr frieren :)

Über Qatar fliegen wir nach Südafrika. Gäste, die von weiteren deutschen Städten wie München und Wiesbaden fliegen, machen sich schon Sorgen, ob sie oder wir im richtigen Flieger sitzen. Aufgrund der Flugverspätung in Berlin begegnen wir die komplette Reisegruppe erst am ersten Etappenziel: Kapstadt. Der südafrikanische Frühling empfängt uns mit klarem Blick auf den Tafelberg und blauem Himmel. Wie eine blühende Protea begrüßen uns unsere Reiseleiterin Vera mit einem herzerwärmenden Lächeln und Chauffeur Eduardo mit einem verführerischen Grinsen. Grinsen tuen wir auch, als wir auf die Uhr schauen. Obwohl zwischen Deutschland und Südafrika fast 14.000 Kilometer liegen, befinden wir uns in der gleichen Zeitzone. Wie praktisch! Um die langen und doch anstrengenden Flüge von insgesamt 18 Stunden Flugzeit gut zu überstehen, verschieben wir die Stadtrundfahrt auf morgen und gönnen uns erst einmal eine schöne Pause. Im zweitältesten Weinangebaugebiet Stellenbosch (nach Constantia) lassen die warmen Sonnenstrahlen und traumhafte Landschaft alle Müdigkeit verfliegen. Das Delheim Weingut zeigt uns leuchtend grüne Weinlanschaft umrahmt von Bergen und alten Eichen. Stellenbosch ist eine reizvolle Eichenstadt. Doch da es hier nie Frost gibt, wächst die deutsche Eiche rasant, weist undichte Stellen auf und eignet sich daher nicht für die Herstellung von Wein. Was der damalige Gouverneur Simon van der Stel anfangs nicht wusste, weiß die Familie Delheim heute umso besser. Der deutschstämmige Hans Otto Hoheisen setzte sich in Südafrika nieder. Er baute mit Höhen und Tiefen sowie einem Schuss gesunden Ehrgeiz ein legendäres Weinimperium auf. Köstliche Tropfen von Weiß und Rotweinen, auch mit dem Etikett Vera, nach der Ehefrau des Winzers benannt - nein, sie ist nicht unsere Reiseleiter, aber ihre Namenspatin - lassen wir uns auf der Zunge zergehen. Als Dessert gibt es Eis oder Schokolade mit Spatzendreck. Wissen Sie noch? Michael Hans Sperling, kurz Spatz genannt, war Neffe von Hoheisen, kam als vom Weinanbau ahnungsloser Helfer auf seines Onkels Hof. Aus der Laune heraus gepaart mit Neugier erschuf Spatz einen Weißwein aus der Spätlese aus hochreifen Chenin Blanc-Trauben. Seine Freundin sagte damals: „Spatz, das ist aber nun wirklich Dreck". Doch schnell wurde Spatzendreck zu einem hochgekröntem Wein.
Glücklich und zufrieden drehen wir eine Runde um den hübschen Stadtkern mit zahlreichen weißen Häusern, bevor wir zurück in Kapstadt die Hotelzimmer beziehen. Die super Lage des City Hotel Victoria & Alfred gibt uns die Möglichkeit, am Nachmittag und Abend zur Waterfront zu spazieren und mit frischen Fish & Chips die Seele ankommen zu lassen.

3. Tag, 27.10.2018: Einmal rund ums Kap

24 Grad, wolkenfrei - das ist unser perfekte Tag für die Kapumrundung. Bevor es gen Süden geht, fahren wir zu Füßen des Tafelberges. An sonnigen Tagen ist die Wahrscheinlichkeit groß, den Tafelberg hinaufzufahren. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass alle davon wissen und sich entsprechend eine Riesenschlange an der Seilbahnstation bildet. So beschließen wir nur unsere Füße quasi auf der Tafelbergkette zu setzen und anschließend auf den östlichen Teil der Bergkette zum Signalhügel zu fahren, um den Tafelberg eben von seiner gesamten Pracht im Sonnenschein zu betrachten. Von hier eröffnet sich weiterhin ein genialer Blick auf Kapstadt.
Die Umgebung wird von vielen einladenden weißen Stränden gezeichnet, doch das siebzehn Grad kühle Wasser ist nichts für Warmduscher wie mich, sondern eher für Surfer und mutige Taucher, die in den mehr als 200 Schiffswracks auf Entdeckung gehen können. Generell scheinen die Südafrikaner mutig und sportlich zu sein. Wir begegnen unterwegs zahlreiche Gleitschirmflieger, Marathonläufer und Radfahrer. Jedes Jahr nehmen beachtliche 23.000 Läufer am ältesten Ultra Marathon Comrades von 90 km teil. Auch wird hier die größte Radtour weltweit von 40.000 Amateur-Radfahrern als Herausforderung wahrgenommen.
Im Nationalpark am Kap der Guten Hoffnung zeigt uns Vera die Falsche Bucht, die von Bartholomäus Diaz als Kap der Stürme genannt wurde, da sie ihn und zahlreiche andere Seefahrer in die Irre führte und deren Schiffe von den Stürmen an die steilen Felsen schmetterten. Vasco da Gama hingegen hat später das richtige Kap entdeckt, umrundet und somit den Weg nach Indien gefunden. Sein weißes Kreuz steht heute auf der Seite des richtigen Kaps. Später nannte König Johannes das Kap um zum Kap der Guten Hoffnung. Bei unserer Ankunft per Bus bemerken wir sofort: kein Wind, kaum Touristen, nur viele Kormorane - WOW!
Doch das Kap der Guten Hoffnung ist noch nicht wirklich das südafrikanische Kap, also begeben wir uns zum Cape Point. Über ein paar Stufen spazieren wir gemütlich zum alten Leuchtturm hinauf, von wo wir auf die Kapspitze sehen können. Ahhh, hier bekommen wir den Wind in der Tat zu spüren und zu hören. Der kleine Leuchtturm da unten ist neu und zählt zu einen der lichtstärksten weltweit. Immer wieder ergeben sich neue Blickwinkel und Fotomotive, viele sogar mit Paviane. Biologen sagen, dass die menschliche DNA zu 90 % mit der der Paviane übereinstimmt. Wir können das hier nicht nachmessen, aber können bezeugen, wie geschickt die Tiere Flaschen aufdrehen, Knabbereien aus den Mülltonnen fischen oder sich gegenseitig lausen.
Clever sind nicht nur die Affen, sondern auch kleine, niedliche Rotschwingenstare, die manchmal auf freche Weise ihr Revier am Restaurant behaupten.
Wer ebenfalls sein Revier behaupten möchte sind die afrikanischen Pinguine. Bei den Boulder dürfen wir Sie ganz hautnah erleben. Wie putzig die plüschigen Babys sich an ihre Eltern schmiegen, größere Pinguine im Wasser schwimmen und hin und wieder auch mal eine Bauchlandung am Strand machen.
Zurück in Kapstadt drehen wir eine Runde durch die Innenstadt vorbei an Nelson Mandela, wo er seine erste Rede als schwarzer Präsident hielt. Die heute zu sehende 4 Millionen Metropole ist äußerst modern, mit Hochhäusern, aber auch bunte Häuschen der Cap-Malayen bespickt oder weiße Häuser im viktorianischen Stil, holländische Backsteinbauten und gar mit Reet gedeckte Häuser am Rande der Stadt. Genau an einer großen Kreuzung versagt die Kupplung des Busses und wir legen eine ungeplante halbstündige Pause ein. Direkt am Bahnhofeingang können wir diverse afrikanische Modestile begutachten und erraten, aus welcher Region sie wohl kommen. Allein in Südafrika gibt es neun Ethnien, welche alle eine eigene (meist nur mündliche) Sprache sprechen. Offizielle Landessprachen sind Englisch sowie Afrikaans. Afrikaans ist gar nicht so exotisch für uns, denn 85 % des Vokabulars stammt aus dem Holländischen. Na, hoi! (zu Deutsch: Na, hallo!)
Schnell ist ein neuer Bus organisiert, der uns nach Camps Bay, der Croisette von Südafrika, bringt. Camps Bay ist ein echter Kultstrand für die Reichen und die Schönen. Sonntags kommen auch die „Normalsterblichen Einwohner" zum Baden und somit sind ist die eine vorhandene Straße entsprechend voll. Nichtsdestrotz, der Weg ist das Ziel. Während Anh nach einer neuen Kamera schaut, genießt die Gruppe eben einen schönen Sonnenuntergang vom Panoramafenster des neuen Buses aus. Ein hervorragendes Sterne-Menü im angesagten Restaurant Bilboa rundet den perfekten Tag ab.

4. Tag, 28.10.2018: Ab durch die Mitte – Kleine Karoo und Gartenroute

Die Sonne scheint, die Koffer sind gepackt und Chauffeur Ricardo in seinem altbewährten Bus steht bereit mit der südafrikanischen Hymne auf den Lippen. Wir hören hinein in die erste Rede von Nelson Mandela: Vergeben und Vergessen sind seine ersten Worte, Südafrika ist ein Regenbogen, in denen alle Farben gleichberechtigt sind. Genauso wie die Mimose aus dem Buschland gehören auch die mitgebrachten Jacarandabäume der Weißen zum Land. Wahrlich weise Worte eines Nobelpreisträgers. Doch für die offizielle Abschaffung der Apartheid ohne Blut zu vergießen war vor achtundzwanzig Jahren ein weiterer Beteiligter Notwendig: ehemaliger Präsident Frederik Willem de Klerk, dem ebenfalls der Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Viele aus der jungen Generation sind gezwungen, auszuwandern, um woanders eine Arbeit zu finden. Reiseleiterin Vera verrät uns auch, dass es heutzutage allerdings eine Art Apartheid gibt, bei der nun die Weißen benachteiligt und die African Blocks bevorzugt werden. Die Farbigen, die damals wie die Cap Malayans als Sklaven ins Land gebracht worden und sich inzwischen mit der schwarzen oder auch weißen Bevölkerung gemischt haben (man sagt auch, durch sie fließt das Blut aller seefahrenden Völker), finden weiterhin keine Zugehörigkeit weder zu den Schwarzen noch zu den Weißen. Während wir durch das Landesinnere fahren passieren wir mehrere Township - kleine bunte Hütten mit Blechdach und mini Dixi-Toiletten am Zaun angereiht stehen. Die Township wird die Regierung nicht so schnell auflösen können, denn sobald die einen wegziehen, setzten sich unmittelbar die nächsten darin nieder. Bildung und Aids sind die nächsten großen Probleme, mit dem das Land zu kämpfen hat. Eines ist aber sicher, obwohl Wasserknappheit herrscht, steht Südafrika weltweit an dritter Stelle in Bezug auf die Sauberkeit des Wassers. Es ist also kein Problem zu Mittag einen frischen Salat zu essen, aber wir sollten am Tag maximal 1 Mal für 1,5 Minuten duschen, die Spülung im Palazzo Pipi möglichst nur beim größeren Geschäft auslösen oder in der Familie generell nicht mehr als 50 Liter Wasser am Tag zu verbrauchen.
Inzwischen erreichen wir den Hugenottentunnel, wo der Bus überprüft wird und wir die Genehmigung bekommen, entlang der Route 62, der längsten Weinstraße der Welt von 850 km von Kapstadt bis Port Elisabeth, zu fahren. Heute geht es allerdings noch nicht bis nach Port Elizabeth, sondern durch das Landesinnere nach Knysna. Zur Stärkung gibt Anh eine Runde Bilton vom Kudu aus (getrocknetes Kudufleisch). Mhhh..., gar nicht so schlecht. Kein Wunder also, dass Bilton ein beliebter Snack bei den Schülern und Beamten ist. Während wir über tiefe grüne Schluchten fahren, klicken, knipsen, schießen und kreieren wir unzählige Fotos. Die Gartenroute ist Ziel eines jeden Besucher durch Südafrika, aber die Karoo kennt kaum jemand. Unsere Augen und Herzen werden im Durstland der kleinen Karoo immer größer. Kein anderes Fahrzeug ist in Sicht. Links und rechts der Straße: ausgetrocknete Flussbetten, rotleuchtende Erde, einzelne Sträucher, die sich im Wind ducken und die nächste Tankstelle? Wahrscheinlich erst wieder in hundert Kilometern. Während wir durch die brüllende Hitze der Halbwüste fahren, erreicht der Thermometer draußen knapp 40 Grad und die Klimaanlage ihre Höchstleistung. Doch nach so vielen Stunden Arbeit ist auch die Klimaanlage geschafft von der Hitze und sie streikt. Wir haben jetzt also eine ungeplante Saunaparty im Bus bevor wir endlich den größten flugunfähigen Laufvogel entdecken, den Straußenvogel. Juhu, bald sind wir bei der Straußenfarm, wo ein kaltes Bier und lecker Essen auf uns wartet!
Hier, wo der Pfeffer wächst, lernen wir bei einer Führung Interessantes über den Strauß. Ein Ei hat etwa die Größe von 24 Hühnereiern. Wenn wir ein solches Ei kochen möchten, dann benötigen wir mindestens 90 Minuten oder nur 45 Minuten, um es als Rührei zu braten. Sein Fleisch geht im Vergleich dazu doch wesentlich schneller zu garen und schmeckt am Spieß oder in einer Kohlroulade zusammen mit Glockenchilli, Sie wissen schon, vorzüglich. Da unsere Chauffeur und Reiseleiterin die Mitarbeiter gut kennt, singt sie uns sogar afrikanische Volkslieder vor. Schöne Männer und Frauen sind es, bei denen wir erstaunt sind über ihr Schönheitsideal, sich die Vorderzähne auszureißen. Tja, andere Länder, andere Sitten...
Wir dürfen die großen Wesen auch füttern. Zu meiner Überraschung, es tut gar nicht weh, die Maiskörner von unseren Händen picken zu lassen. Außer Mais fressen Strauße täglich unter anderem 1,5 kg Steine und alles, was glänzt. Die armen Tiere wurden eine Zeit lang gejagt, um Diamanten in ihnen zu finden. Aber es ist gar nicht so leicht einen Strauß zu fangen, denn obwohl sie nur zwei Zehen besitzen, können Sie bis zu 80 km/h schnell laufen und ist somit nur langsamer als der Gepart. In der Farm züchten sie auch kleine Straußbabies. Wir erfahren, dass die kleinen Babys ganze 25 Stunden harte Arbeit leisten müssen, um sich nach 36 Tagen Brutzeit aus der Schale zu picken, um später vielleicht bis zu 80 Jahren alt werden zu können. Im Shop werden diverse Gegenstände aus Straußenfedern und Leder offeriert. Auch wenn es verführerisch klingt, dass Straußenleder unverwüstlich ist und nach Känguruleder das zweitstärkste ist, lassen wir es doch lieber bleiben, eine Ledertasche zu erwerben. Eine Frau möchte wohlmöglich doch mehr als eine Tasche im Leben tragen, haha.
Wir haben es nicht einfach, aber Hauptsache sicher und schön. Als wir uns nach der Mittagspause auf den Weg nach Knysna machen, erfahren wir von der lokalen Polizei, dass die Outeniqua-Passstraße gesperrt ist. Stattdessen fahren wir über den Robinson Pass zur Gartenroute, der einzige Teil Südafrikas, wo es regelmäßig regnet. Drum ist es hier schön grün bewachsen mit dichten Wäldern, geschmückt mit Seerosenteiche und es kommt uns fast vor, als wären wir im Garten von Eden. Von der Ferne aus sehen wir Rauch in den Himmel steigen und erkennen nun den Grund unseres Umweges über den Robinson-Pass. Es muss wegen der trockenen Hitze ein Feuer ausgebrochen sein. Wir sind sehr froh, dass wir nicht mittendrin im Feuer stecken und denken an den Spruch: „Zu Fuß ist es weit, mit dem Bus ist es nicht weit."
Vorbei am berühmten Badeort Wilderness Beach gibt es nur ein kleines Ah, weil die Bucht sich im Nebel versteckt, aber dafür gibt es kurz vor der Knysna-Lagune einen schönen roten Himmel zum Sonnenuntergang, der uns tröstet.

5. Tag, 29.10.2018: Tsitsikamma – In der Natur des Küstenwaldes

Neuer Tag, neue Überraschungen und Welcome to Africa heißt das Motto des Tages.
Am Morgen werden so einige Bedürfnisse in unserer Gruppe gestillt: Damit wir alle wieder flüssig sind, besorgen wir ein paar Afrikanische Rand an der Wechselstube, die erst 08:20 Uhr anstatt 08:00 Uhr öffnet - wir sind eben auf der Südhalbkugel, da tickt die Zeit nunmal anders :) Anders ticken hier auch andere Dinge: Konrad fischt seine Kamera aus der Klospüle, die wundersamerweise wieder heil ist und Heidruns Herz hüpfen lässt. Rainers Herz hüpft auch ganz schön, aber vom Marathon-Rennen zum Hotel, weil wir vergaßen, den Hotelschlüssel abzugeben. Gerhard und Angela freuen sich über eine neue Kamera in Plettenberg Bay und so hat irgendwie doch jeder einen aufregenden, aber lustigen Morgen.
Bei The Heads sehen wir die Öffnung der Meerenge, welche die vermeintliche Lagune von Knysna bildet. In dem Brackwasser leben rund 200 Fischarten und jede Menge Pflanzen, die mit dem Unterschied zwischen Ebbe und Flut sowie Auf- und Absteigen der Salzlagen zurechtkommen müssen. Vera erzählt uns von der Geschichte der Seepferdchen. Süße und sehr sympathische Geschöpfe die Seepferdchen, denn bei ihnen wird die Schwangerschaft von den Männchen ausgetragen. Bei uns Menschen bleibt es Frauenaufgabe, aber die afrikanischen Frauen gibt es Roibostee, welcher sehr nervenberuhigend und gegen Allergien wirkt.
Der Tsitsikamma-Nationalpark ist ein Muss, wenn man entlang der Gartenroute fährt und gehört genau wie der Tafelberg zu Südafrika. Sein Name bedeutet zu Deutsch sprudelndes Wasser. Hier geht die gleichnamige Bergkette hervor. Wir steigen auf dem Mouth Trail gemütlich über mehrere Stufen auf gefestigtem Holzsteg zur Tsitsikamma-Hängebrücke (Suspension Bridge). Die steilen Felswende umschließen den Fluss Stroms River und bilden eine extrem beeindruckende Kulisse.
Bekannt ist der Tsitsikamma-Nationalpark aber auch für die riesigen Yellowwood-Bäume. Teilweise wachsen diese Giganten bis zu einer Höhe von 40 Metern. Kein Wunder, dass uns beim Hochschauen des 800 Jahre alten Big Trees auch schon mal ein bisschen schwindlig wird. Mit der tiefgrünen Kulisse des Urwaldes geben Vera und Anh eine kleine Runde Amarula-Schnaps aus, ein Sahnelikör aus der Wildfrucht Amarula. Wenn Sie demnächst weltweit Amarula trinken sollten, denken Sie gern an dem Herstellungsort Südafrika.
Am Abend erreichen wir Port Elizabeth, einem kleinen Ort an der Küste. Hier gibt es die erste Möglichkeit, im 16 Grad-kühlen Meer zu baden oder auf der Terrasse mit einem kleinen Springbock auf die nächsten schönen Afrika-Erlebnisse anzustoßen.

6. Tag, 30.10.2018: Auf in den Norden, wo die Sonne ihren Zenit erreicht

Flug nach Johannesburg - 1.060 km
Die Stadt friendly and windy Port Elizabeth macht ihren Namen alle Ehre, sodass sogar unsere Bustür immer wieder vom Wind aufgestoßen wird. Doch wir haben ja Superwoman Vera zur Stelle, welche Hilfe bietet. Superwoman Vera hat nicht nur Kraft in den Muskeln, sondern auch in der Seele und im Herzen. Sie berührt uns mit ihren Zeilen, was sie aus Afrika lernt und wie sehr sie dieses Land liebgewonnen hat.
Am Flughafen werden wir fast vom Winde verweht, als wir über die Rollbahn gehen. Der Kapitän gibt strenge Vorgaben, die zugeteilten Sitzplätze zu behalten, auch wenn die Flugmaschine nur halb voll ist. Denn Sicherheit geht vor Komfort und wir müssen alle die Balance für den Flieger halten. Hier werden wir von der Kompetenz der afrikanischen Kapitäne überzeugt. Es gibt einen super angenehmen Abflug in Richtung Johannesburg.
Ein männlicher Reiseleiter, gebürtiger Südafrikaner, elsässisch-deutscher Abstammung, namens Heinz, empfängt uns. Er lässt unsere 20 Koffer vom Personal a la Puzzle und Tetris in einen Wagen einladen, welcher zum Bus gebracht wird. Johannesburg liegt erstaunlicherweise auf einer Höhe von 1.700 Metern. Vor etwa 133 Jahren fanden sich zahlreiche Menschen zusammen, um Gold zu finden. Seit dem Goldrausch stieg die Zahl der Einwohner von Null auf sage und schreibe 10 Millionen an. Johannesburg ist heute die größte Stadt des Landes und scheint seit dem stetig zu wachsen. Heinz führt uns in die Geschichte der Goldgräber ein. Aus einer Tonne Sand können nur 28 Gramm Gold gewinnen, dies entspricht einer Unze. In Südafrika gibt es das meiste Goldvorkommen, Einviertel des Goldes im Handel stamme aus der Region Johannesburgs. Das Edelstahl liegt sehr tief unter der Erde, die tiefsten Grabungen finden schon bis zu vier Kilometern Tiefe statt. Es gibt sogar noch viel mehr Gold, wenn man tiefer graben könnte. Außer Gold gibt es noch eine große Menge Kupfer und Diamanten, darunter eben auch die seltenen Tanzanite. Keiner erratet, dass der größter entdeckter Rohdiamant aus Südafrika stammt und stolze 3.106 Karat besitzt. Trotzdem können wir nicht behaupten, dass Südafrika ein reiches Land wäre, denn von den 60 Millionen Einwohnern können es sich gerade Mal 3,5 Millionen leisten, Steuern zu zahlen. Alle anderen liegen weit unter dem Mindesteinkommen. Von den wertvollen Bodenschätzen bekommt das Land selbst wenig ab, die Ländereien werden ans Ausland verpachtet oder gegen Dienstleistungen wie Straßen- und Brückenbau getauscht.
Einige können es sich aber dennoch leisten, mehrere Frauen zu heiraten. Wer heiraten möchte, muss mindestens elf Kühe zahlen. Wenn Mann also reich ist, kann er viele Frauen heiraten. Ein ehemaliger Präsident war gesetzlich sogar mit sechs Frauen gleichzeitig verheiratet. Ist jemand von Ihnen neidisch?
Angekommen in der Bakubung Game Lodge, zu Deutsch Ort der Nilpferde, legen wir die Füße hoch und freuen uns auf die kommenden Naturwunder. Schon am Nachmittag beginnt unsere erste Safari. Ranger Christopher fährt uns mit einem großen Jeep durch den Pilanesnationalpark. Gleich am Eingang des Parks sehen wir Elefanten und es dauert nicht lange, bis wir die nächsten der Big Five zum Greifen nah erleben: Löwen, Giraffen und Nashorn. Heinz teilt mit uns sein fundiertes Wissen über die afrikanische Fauna. Löwen schlafen 18 Stunden und sonst scheinen sie sich nicht viel zu bewegen, wenn sie nicht gerade auf der Jagd sind. Ja, wir werden Zeugen ihres langweiligen Faulenzens am Teich. Viel spannender sind doch Elefanten. Die liebenswerten Giganten sind mit dem Fressen beschäftig, während die kleinen Dickhäuter miteinander spielen und sich dann scheu unter der Mama verstecken. Wie vorsichtig ihre Rüssel die mit Dornen versehenen Äste nach essbaren Blättern abtasten. Heinz gibt bekannt, dass der Rüssel empfindlich genug ist, um einen Grashalm aufzunehmen, und stark genug, um die Äste von einem Baum zu reißen. Elefantenverhalten wird mit einer einzigartigen tierischen Intelligenz assoziiert, die Trauer, Selbstlosigkeit, Mitgefühl, Selbstbewusstsein, Spiel, Kunst und Musik zeigt! Die Trächtigkeitsdauer des Elefanten beträgt 22 Monate - länger als bei jedem anderen Landtier der Welt. Ein neugeborenes menschliches Baby wiegt durchschnittlich 3 Kilo, während ein neugeborenes Elefantenbaby bis zu 110 Kilo wiegen kann! Muttererde ist wahrhaft ein großes Wunder.
Dafür sind Giraffen nicht nur die größten (längsten) Säugetiere, sondern besitzen auch die längste Zunge. Ihre Zungen können bis zu 20 Zoll lang sein und sind dunkel gefärbt, was dazu beitragen soll, sie bei häufiger Sonneneinstrahlung zu schützen. Obwohl sie eher vor einem Angriff davonlaufen als zurückschlagen, sind Giraffen nicht völlig wehrlos. Ein schneller Tritt von einem ihrer langen Beine kann einem unglücklichen Löwen schweren Schaden zufügen - oder ihn sogar töten. Der wissenschaftliche Name ist Giraffa camelopardalis, stammt aus dem Glauben der alten Griechen, dass es wie ein Kamel mit Leopardenmantel aussah.
Oh ja, einen Leoparden würden wir auch gern noch sehen. Das heben wir uns vielleicht für die nächste Safari auf. Nun gibt es erst einmal einen kühlen Sundowner bevor es in der Dunkelheit zurück zum Hotel geht. Über uns baut sich ein gewaltiges Gewitter auf, denn im Sekundentakt blitzt und donnert es.

7. Tag, 31.10.2018: Afrikanische Wildnis – Südafrika von seiner schönsten wie auch echten Seite

Ungnädig zur Morgenstunde klingelt der Wecker. Wir möchten in der Dämmerung die nächsten Tierbeobachtung unternehmen und hoffen auf maximale Sichterfolge. Anfangs ist kaum etwas zu entdecken, nicht einmal die zahlreichen Impalas, Gnus und Kudus sind zu erblicken. Doch dann geht es endlich so richtig los: Wir passieren Breitmaulnashörner, die ihrer Lieblingstätigkeit nachgehen: Schlammsuhlen. Erstaunt sind wir auch über den Fakt, dass Nashörner über Kilometer hinweg riechen können und auch recht gut hören, dafür aber nicht gut sehen können. Dennoch, Respekt sei ihm gezollt, denn er hat auch keine Angst vor Löwen, Hyänen oder Elefanten. Nur vor habgierigen Menschen muss er sich schützen.
Christopher sagt, wir haben so viel Glück, denn nicht viele Touristen bekommen eine große Herde Büffel von Nahmen zu sehen. Normalerweise halten sie sich gern hinter den Hügeln auf, zu denen Fahrzeuge nicht reisen können. Einst beliebte Trophäen für Jäger, haben diese großen und oft gefährlichen afrikanischen Büffel ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Es wird eine Person (z.B. Jäger) erkennen, die es in der Vergangenheit verletzt hat, und es wird es bei seiner nächsten Begegnung angreifen. Das Gleiche gilt für Löwen. Sie werden "präventiv" Löwenjungen töten, die bekannte Angreifer der Herde sind. Wir ziehen den Hut.
Das Glück steht wahrlich auf unserer Seite. Verdächtig klingelt das Funkgerät unseres Rangers, der ganz aufgeregt flüstert, wir sollen uns doch bitte von den Büffeln verabschieden, denn auf der anderen Seite wurde ein Leopard gesichtet. Schnell düsen wir zum besagten Ort. Tatsächlich stolziert ein Leopard nicht ganz zwanzig Meter an uns vorbei, sodass wir ihn von allen Seiten in Ruhe mit der Kamera und mit dem Herzen aufnehmen können.
Zur Frühstückszeit kehren wir voller Euphorie ins Hotel zurück, bevor es nach Suncity geht. Der Ort gilt als Las Vegas von Afrika und wird im Volksmund auch als Stadt der Sünde bezeichnet. Möglichkeiten zum Sündigen gibt es genug, aber nicht nur das. Dieses aus vier Hotels und dem Themenpark „The lost City" bestehende Kunstwerk ist Spielerstadt, Unterhaltungszentrum und alljährliche Austragungsstätte des teuerstes Turniers der Welt ausgetragen, die Eine-Million-Dollar-Golf-Classics. Eine weitere Attraktion ist eine künstliche „versunkene Stadt", die an untergegangene afrikanische Kulturen erinnern soll, mit in Stein gehauenen Figuren. Unter anderem liegt dort das Hotel „Palace of the Lost City", das als eines der besten der Welt gilt und selbst Michael Jackson den Ort liebte - inoffiziell wird es mit sechs Sternen kategorisiert. Mit Konrad und Heiderose gehen wir auf Spuren der Krokodile in einem schönen angelegten Park, wo uns die Kraft des Kiefers demonstriert wird - es knallt förmlich beim Zuschlagen. Die 24 Zähne sind dazu bestimmt, zu greifen und zu zerquetschen, nicht zu kauen. Doch keine Angst, wenn wir an einem Krokodil mit offenem Maul vorbeigehen, das ist keine Agression. Sie versuchen, sich abzukühlen, während sie durch den Mund schwitzen. Mein Mund geht vor Erstaunen auf, als ich hörte, dass Krokodile über 100 Jahre alt werden können. Diese gewaltigen Panzerechsen gab es schon vor 240 Millionen Jahre.
Vor dem nächsten Sonnenuntergang nehmen wir uns die letzte Safaritour vor. Über Nacht hat sich ein Feuer entfacht, das seit heute Morgen immer größer zu werden scheint. Der Wind bläst die Rauchwolke direkt zu unserem Hotel hinüber. Außer den Besuchern scheint es kaum jemanden hier zu stören. Selbst unser Ranger sieht es locker und sagt, erst im September habe es gebrannt, es kommt häufig vor. Na gut, wir wollen entweder alles oder gar nichts sehen. Wir beschließen tapfer zu sein und den Einheimischen zu vertrauen, denn sie werden sich in ihrer Heimat sicherlich auskennen. So führt uns Ranger Christopher wieder hinaus in die Savanne. Nach einer Weile sehen wir nichts mehr vom Feuer und Rauch, auf dieser Seite des Tals sind alle sicher. Vermutlich hat das Feuer viele Tiere hierher getrieben, sodass wir auch wieder unseren Freund Leopard entdecken. Er hat heute einen großen Fang gemacht und vielleicht ein Kudu erlegt. Satt gefressen und müde legt er sich gemütlich auf den Boden, während eine Hyäne sich an die Rester seines Leckerbissens macht.
Nach Sonnenuntergang entdecken wir noch eine Hippo-Mama mit ihrem Jungen. Sie meiden die Sonne und tauchen oft stundenlang Wasser, um keinen Sonnenbrand zu bekommen. Eigentlich zählt man im Volksmund Hippos zu den Ugly Five, die Fünf Hässlichen, worunter auch die Hyäne, das Warzenschwein und den Kudu zählt, doch so hässlich finden wir Mama und Baby überhaupt nicht. Im Gegenteil, beide werden im Fotoalbum Weltreise 2018 verewigt.
Aufgrund des nicht zu stoppenden Feuers kehren wir für das Abendessen zurück ins Hotel. Das Feuer hat sich in der Zwischenzeit so rasant ausgebreitet, dass es bereits zur Zufahrtsstraße gewandert ist. Die dunklen Berge glühen, von weitem sieht es fast so aus wie ein besiedeltes Dorf, doch der Schein trügt, denn es sind die glimmenden Baumstämme. Ein trauriges Bild, was aber zum Kreislauf des Lebens gehört.

8. Tag, 01.11.2018: Auf zum größten Kontinent – Asien

Flug nach Hongkong - 12.000 km 
Was würde Vera zum Morgen wohl sagen: „Du kannst Afrika verlassen, aber Afrika verlässt dich nie."
Ein neuer Reisetag im wahrsten Sinne des Wortes steht an. Pünktlich werden wir zum Flughafen nach Johannesburg gebracht und erreichen nach angenehmen, aber dennoch langen 11 Stunden den Boden von Hongkong.

9. Tag, 02.11.2018: Weltstadt Hongkong

Der ferne Oste empfängt uns mit einer warmen Welle feucht-tropischer Luft. Herr Tak, gebürtiger Hongkong-Chinese (ja, er ist kein Chinese, sondern ein Hongkong-Chinese), aufgewachsen in Deutschland und allwissender Reiseleiter zeigt uns seine 7,3 Millionen Metropole. Da sind wir nun, auf dem Land des ehemaligen "Kronjuwels des British Empire".
Über die 1,4 km Spannweite lange Hängebrücke fahren wir von der für den Flughafen künstlich errichteten Insel nach Hongkong Island, ein sogenanntes Hongkong innerhalb Hongkongs. Das Besondere an der Brücke ist, dass sie zwei Stockwerke besitzt. Zum einen ist dies errichtet für die Metro, zum anderen fahren die Autos im Tunnel bei schlechtem Wetter. Das Staunen geht gleich weiter, als wir auf dem 540 Meter hohen Viktoria Peak halten. Von hier erblicken wir zwar nur zehn Prozent der gesamten Stadt von der Vogelperspektive, aber dafür wohnen dort mehr als die Hälfte der Bevölkerung: Viele Hochhäuser, unzählige Baustellen, riesige Werbeplakate aber auch viel Grün und Wasser zeichnen diese Metropole aus. Von der Fläche her ist Hongkong nur ein bisschen größer als Hamburg, aber alle wollen im Zentrum wohnen. Es ist erstaunlich, dass nur 25 % der Fläche bebaut sind. Durchschnittlich sind die Wohnhäuser 50 Etagen hoch, in den nächsten Jahren werden sie hochgebaut zu durchschnittlich 76 Etagen, wo 1.300 Personen pro Haus Unterkunft finden. Wenn man es schnell ausrechnet, hat jede Person eine Wohnfläche von gerade mal 12 Quadratmetern. Seit 1997 ist es für 99 Jahre besonderes Hoheitsgebiet von China. Tak verrät uns die Beziehung von Hongkong zu China und dessen Bürger (7,3 Millionen in Hongkong im Gegensatz zu 1.300 Millionen = 1,3 Milliarden in China) aber auch über die Wichtigkeit des Glücksspiels und des Pferderennens. Beispielsweise ist der Pferderennclub Jockey mit Abstand der größte Steuerzahler und die Fähre nach Macau, dem Las Vegas Asiens, frequentiert alle 15 Minuten für 24 Stunden am Tag. Die Antwort des ehemaligen Staatschefs Deng Xiaoping auf die Frage, wie es in Hongkong weitergehen soll: „Nur keine Sorgen machen, die Pferde werden weiterlaufen.", leuchtet nun ein.
Wieder unten in der Stadt gönnen wir uns eine kleine Bootsfahrt mit Sapanbooten (zu Deutsch drei zusammengebundene Bretter) am alten Fischerhafen Aberdeen. Wir unternehmen eine zwanzigminütige Bootsfahrt mit Blick auf das größte schwimmende Restaurant sowie den eng beieinander stehenden Wolkenkratzern am Ufer und als hübschen Kontrast die zahlreichen Fischer- und Hausboote neben den gigantischen Yachten auf dem Fluss. Mit dem Bus geht's weiter zur Repulse Bay, einer schönen Badebucht, wo wir das berüchtigte „Haus mit dem Loch" sehen. Dieses wurde ganz nach dem Feng Shui-Prinzip gebaut und durch das riesige Loch inmitten des Hochhauses hat der Drache, der im Berg lebt, weiterhin den Blick auf die Bucht und der Frieden wird gewahrt ... Schmunzeln müssen wir auch, dass in der ultra modernen Stadt, wo Gebäude bis in den Himmel reichen, die Baugerüste aus mit Plastikstreifen zusammengebundene Bambusstangen zusammengesetzt sind. So haben sie wohl auch die mit die 55 Kilometern weltweit längste Seebrücke über und unter Wasser nach Macau gebaut. Was für eine verrückte Stadt!
Raus aus der Hektik, rein in das idyllische Chi Lin-Nonnenkloster. Das in den 1930er Jahren gegründete Nonnenkloster Chi Lin engagiert sich für die Förderung der chinesischen Kultur und des buddhistischen Verständnisses und Bewusstseins sowie für die Bereitstellung von Bildungs- und Sozialdiensten für ältere und bedürftige Menschen. Die Gebäude und Strukturen, die wir heute sehen, wurden 1998 komplett umgebaut. Schon beim Hereintreten erkennen wir die prächtige und fesselnde Architektur der Holztempel, exquisiten Bonsaigärten und Lotusteichen - eine wahre Oase der Ruhe, Gelassenheit und Schönheit auf Diamond Hill. Wir fühlen, wie unser Körper entspannt und innere Ruhe findet. Vielleicht ist es auch die Erschöpfung nach der langen Reise und der Jetlag, der sich bemerkbar macht. Doch um das Programm zu vervollständigen, legen wir nur noch einen kurzen Stopp am bunten, lauten, trubelhaften Wong Tai Sin-Tempel - ein gewaltiger Kontrast wie Tag und Nacht zum soeben gesehenen Kloster. Der Tempel ist dem Daoismus gewidmet, den es nur in China gibt. Daoismus ist dennoch mit Buddhismus und Konfuzianismus vereinbar und toleriert die Einflüsse anderer Glaubensrichtungen.
Nach einer Erholungspause im Hotel erwarten uns die ikonische Skyline, die Lasershow Symphony of Lights und eine legendäre chinesische Küche im angesagten Panoramarestaurant The Nanhai No. 1 auf uns. Wir wären nicht in China gewesen, hätten wir nicht Mega-Meeresfrüchte und Peking-Ente a la Original gegessen. Ein anstrengender, dennoch wunderschöner Tag voller Erlebnisse im pulsierenden Hongkong neigt sich dem Ende. Wir lassen uns in die weichen Federbetten fallen...

10. Tag, 03.11.2018: Im Land der aufgehenden Sonne

Flug nach Tokio - 2.300 km
Die Koffer sind gepackt, wir stehen bereit für das nächste Asienziel Japan. Tak und Steff wünschen uns eine gute Weiterreise. Dann heben wir ab in Richtung Nippon, dem ostasiatischen Staat umfassend aus 6.852 Inseln. Das drachenförmige Reich ist sogar größer als Deutschland. Allerdings sind nur 40 % des Landes bewohnbar, weshalb sich die Ballungsräume Tokio, Kyoto und Osaka bilden. Auf Okinawa herrscht subtropisches Klima und die Menschen dort haben noch nie eine Kirschblüte gesehen.
In Tokio nimmt uns Reiseleiterin Svenja in die Arme. Sie ist Japanologe, die selbst mehrere Jahre in Tokio, Okinawa und Kyoto lebte und arbeitete, spricht fließend japanisch, soviel sei schon jetzt vorweg genommen. Sie scheint ein überaus profunder Kenner Japans und damit ein echter Glücksgriff für unsere Reisegruppe zu sein. Gleich verteilt sie ihre Telefonnummer auf Japanisch, falls jemand von uns zu einem verlorenen Kind wird.
Um einen guten Überblick zu finden, besteigen wir den Skytree, das zweithöchste Gebäude der Welt mit beeindruckenden 634 Metern. Japans Hauptstadt steht hauptsächlich auf künstlich aufgeschüttetes Land, das früher ein gigantisches Moorgebiet war. Tokio heißt die östliche Kaiserstadt, da der Kaiser die Hauptstadt von Kyoto nach Tokio verlegte. Der Blick über das weite Lichtermeer, das bis zum Horizont zu reichen scheint, ist atemberaubend. Man merkt der Stadt nicht an, dass sie schon vier Mal fast komplett zerstört wurde. Zwei Mal als sie noch Edo hieß, einmal durch das Erdbeben von 1923, wo 60% Tokios einstürzte und durch den Bombenangriff der USA 1944, wo sogar 90% dem Erdboden gleich gemacht wurden. Die ehemaligen Holzgebäude wurden durch Stahlbeton ersetzt, doch lehnen sich an deren alten Konstruktionsweise, um erdbebenresistent zu bleiben. Heute bestaunen wir die 36 Millionen Metropole mit offenen Mündern.
Auch im Hotel gibt es viel zu bestaunen. Japan ist so sicher, dass es in keinem Hotel einen Safe gibt. Außerdem ist sie ja auch eine Stadt der Hightech-Toiletten. Die Badewannen können konstant die Wassertemperatur halten, die Klosetten können singen, spritzen und vieles mehr. Nur nicht die Spülung mit dem Alarmknopf verwechseln, sonst steht die Wache in Uniform vor der Tür. *Zwinker*
Das erste Abendessen erfolgt nach japanischer Art in einem sogenannten Isakaya-Restaurant, eine Art japanisches Tapas-Restaurant. Wir sitzen auf dem Boden. Aber mit dem Loch zum Beineausstrecken ist es doch wesentlich bequemer als im Schneidersitz. Wie viele Gänge es gibt, konnte ich gar nicht mitzählen, denn es geht hintereinanderweg. Von Lotusblütensalat über Okonomiyaki und Melonensofteis bis hin zu warmer Sake-Reiswein haben wir alles durchgekostet. Wir sagen Campai und stoßen auf eine tolle Zeit im Land der Samurai an.

11. Tag, 04.11.2018: Pilgerfahrt nach Nikko

Für uns steht heute der Ausflug ins UNESCO-Weltkulturerbe Nikko im Mittelpunkt. Warum fährt man denn auch in Japan links? Svenja kennt die Lösung. Früher trugen die Samurai ihre Schwerter auf der linken Seite und gingen rechts aneinander vorbei. Später holte man sich beim Eisenbahnbau Hilfe von englischen Ingenieuren und der Linksverkehr war besiegelt. Fast hätte es ja auch anders sein können. Was auf keinen Fall anders sein würde, ist die absolute Sauberkeit im ganzen Land. Obwohl es keine öffentlichen Mülleimer aus Schutz vor Terrorgefahr gibt, ist jede Ecke picobello sauber. Die Mentalität der Japaner ist es auch, der Umwelt gegenüber aufmerksam zu sein und anderen Mitmenschen keine Umstände zu machen. So gibt es unheimlich viele Regeln, welche gern befolgt werden. Eine der Regeln befolgen auch wir freiwillig: Daifuku ist ein kleiner Reiskuchen aus Klebreis und soll großes Glück bringen. Liebend gern nehmen wir die von Svenja ausgegebene große Runde Glück an.
Entlang zahlreicher Serpentinen durch sattgrüne Zypressenwälder erreichen wir schließlich Nikko. Was für Deutsche das Schloss Neuschwanstein oder Schloss Sand Soucy in Potsdam ist, ist für die Japaner Nikko. Jeder Bewohner sollte mindestens einmal in seinem Leben in diesem wichtigsten Heiligtum gewesen sein. Im verschlafenen Städtchen Nikko (es sind ja nur 100.000 Einwohner) steht das Mausoleum des ersten Shogun, quasi der erste Oberbefehlshaber, aus dem 11. Jahrhundert. Damals war zwar der Kaiser offiziell Regierungschef, aber inoffiziell hatte der Shogun das Sagen. Mit dem Shogun Tokugawa begann die Edozeit, die Hauptstadt wurde von Kyoto nach Edo, dem heutigen Tokio, verlegt. Der Missionierung durch Portugiesen und dem Handel mit den westlichen Mächten, unter anderem Holland und China, wurden die Tore geöffnet. Der Schrein ist schon 400 Jahre alt. Das Tor des Sonnenuntergangs ist so filigran und perfekt geschmückt, dass es hätte nur von den Göttern erschaffen werden können. Aber weil es doch von Menschenhand entstand, baute man (absichtlich) einen Fehler ein. Beeindruckt sind wir von der Genialität der Bauwerke: der Baustil der Ziehharmonika dient als natürliche Klimaanlage, die schönen Verzierungen aus Gold reflektieren Licht und verleihen den Räumen somit mehr Helligkeit. Das Wahrzeichen von Nikko ist die Holztafel der drei Affen, welche die Gebote repräsentieren: "Schaue nichts Böses, höre nichts Böses, sprich nichts Böses.". Es stammt aus der Erzählung des Kreislaufs des Lebens. Wenn die Konditionen reichen, steigt man viele Stufen hoch zum Mausoleum wo der letzte Shohun Tokugawa begraben wurde. Sein Verdienst, die Einigung des Landes und das Ende der Kämpfe zwischen einzelnen Feldherren, hat das Land nachhaltig verändert und machte ihn zu einem der bekanntesten Shoguns in der Geschichte Japans.
Überall auf dem Gelände werden wir Zeugen einer schönen Tradition: die Kinderweihung. Kleinkinder von drei, fünf und sieben Jahren lassen sich in ihren schicksten Kimonos im Tempel weihen. Wie ein Blitzgewitter über den roten Teppich werden die kleinen großen Stars von der Traube aus Familienangehörigen und Touristen bewundert.
Zu Mittag gibt es nichts Klassischeres als die Bento-Box mit Misosuppe, echtem japanischen Nassreis (der Reis schmeckt sogar Anh), kleinen Leckereien wie Hähnchen und Fisch am Spieß sowie mit eingelegtem Gemüse, dazu Grüntee aus geröstetem Reis.
Von dem feuerroten Laub des japanischen Ahorns am Schrein von Iemitsu, dem Großenkel Tokugawas, sind wir sehr angetan. Er bildet zusammen mit den leuchtroten Schreinentoren eine märchenhafte Kulisse.
Bald geht es zurück in die Großstadt. Leider geht es stockender voran als auf dem Hinweg, schließlich ist Sonntag und alle waren wie wir in die Natur gefahren. Dafür erfahren wir so viel Wissenswertes beim Interview mit Svenja über Ninjaautos, ähm
ich meine Hybridfahrzeuge, 70 Euro teure Autobahngebühren pro Tag und Weihnachten als zweiter Valentinstag. Im nationalen Puppentheater Kapuki spielten damals viele junge, hübsche Frauen. Später gab es einen schlechten Ruf und die Frauen wurden durch junge Männer ausgetauscht, welche später wiederum durch alte Männer ersetzt wurden, he, he... Baseball ist die beliebte Volkssportart, doch die heimliche Volkssportart Nummer eins ist Golf. Achso, das sind also diese zahlreichen mit Netz überspannte Trainingscamps für Golfabschläge. Sumo ist leider abgelöst worden, denn seit den letzten fünf Jahren waren die ausländischen Sumo Ringer besser geworden als die japanischen. Ein farbenfrohes Feuerwerk begleitet uns noch auf der Rückfahrt, sodass sie wie im Fluge vergeht.  
Wer am Abend noch nicht müde ist, der kommt mit Svenja und Anh in das hippe Ausgehviertel Shibuya. Mit der Metro angekommen, erleben wir das schrille Tokio und vor allem den ganz normalen Wahnsinn am Hachiko-Exit, wenn in der Rush-Hour bis zu 10.000 (!!) Passanten während einer Ampelphase die Kreuzung überqueren. Die unendlichen Lichter der Leuchtreklamen auf der Straße mit den meisten Leuchtreklamen weltweit verwandelt die Nacht zum Tag. Die schrägen Geschmäcker der Japaner sehen wir an vielen Ecken, wie zum Beispiel schaut ein überdimensionaler Teddybär durch das Deckenfenster eines Mercedes. Im Gegensatz dazu gibt es kleine Stübchen auf der sogenannten Pinkelstraße, in den vielleicht gerade einmal sechs Personen von uns hineinpassen würden. Die Bierstübchen sind so klein, dass sie keine eigene Toilette besitzen. Früher haben die Menschen einfach im freien vor den Toren ihre Harmoniepause gehalten. Alle Augen und Münder formen schon wieder ein O - Oh man(n)!

12. Tag, 05.11.2018: Tokio live erleben mit Sushi–Gaumenschmaus

Spannende Frage am Morgen: Lieber kontinentales oder japanisches Frühstück? Zum allgemeinen Standard gehören Reis, Miso-Suppe, eingelegtes Gemüse, Tofu und pochierte Eier. 
Gut gestärkt wollen wir uns Tokio intensiv vornehmen. Vorbei am Edelviertel Shinjuku halten wir an einem Park. Wir spazieren durch die grüne Lunge, in dem die Gedenkstätte des Meiji-Kaisers versteckt ist. Am Eingang eines jeden Schreins finden wir ein Schreiner mit den Symbolen der Kaiserfamilie, den drei Malvenblälttern, und riesig große Chrysantheme. Hinter ihm befinden sich riesige Reisweinfässer, früher mit edlen Tropfen des Sakes gefüllt. Auf der gegenüberliegenden Seite stehen Rotweinfässer mit köstlichem französischem Wein zu Ehren des ehemaligen Meiji-Kaisers, der gern Rotwein trank. Vor dem Beschreiten des riesigen Holztores hören wir von Mythen und Legenden über die Entstehung des japanischen Volkes, die von den Sonnengöttern abstammen. Alle Kaiser sind als Gottheit anzusehen und den japanischen Kaiser gibt es inzwischen schon in der 130. Generation. Bevor wir in den Schrein dürfen, müssen wir uns reinigen. Mit einer Kelle gießen wir Wasser über die linke, rechte Hand und schließlich trinken wir ein Schlücken, um unseren Mund zu reinigen, verbeugen und eintreten. Einige aus unserer Gruppe sind sogar göttlich, denn sie können durch das mittlere Tor hineingehen. :)
Im shintoistischen Schrein werfen wir eine fünf Yen Münze, um gute Beziehungen zu den Göttern herzustellen, klatschen wir zwei Mal in die Hände, um die Götter auf uns aufmerksam zu machen und wünschen uns eine gute Reise sowie viel Gesundheit für alle. Shinto (Shintoismus) und Buddhismus seien miteinander vereinbar, sagt Svenja. Shinto bedeutet der Weg der Götter und wird ausschließlich in Japan praktiziert. Obwohl es viele Gemeinsamkeiten mit dem Buddhismus, der ebenso sehr stark vertreten ist, hat, gab es Shinto schon vor dem Buddhismus und ist eine eigene Religion. Oftmals ist es schwierig beide Religionen voneinander zu unterscheiden. Fragt man allerdings einen Japaner, ob er Shintoist oder Buddhist ist, wissen sie die Antwort oftmals nicht gleich zu beantworten. Es heißt auch in Büchern, Japaner leben Shinto und sterben Buddhist. Das wichtigste Merkmal des Shinto ist die Diesseitsbezogenheit und der Glaube an Naturgöttern (z.B. an den Sonnengott), sie wird im Gegensatz zum Buddhismus nicht in der heiligen Schrift des Kanons überliefert, sondern nur mündlich. Beim Buddhismus handelt es sich um eine Art Lebensphilosophie, um dem ewigen leidvollen Kreislauf des Lebens zu durchbrechen und die Erleuchtung zu erlangen.
Wie Japaner haben wir am Morgen gebetet und möchten nun zur Teezeremonie. Im Garten der Acht Ausblicke, der uralte Bonsais von über ein halbes Jahrtausend Jahren beherbergt, setzen wir uns im kleinen Teehaus nieder. In jedem Teehaus gibt es einen Ehrengast, der an der Schmucknische sitzt, dort, wo eine jahreszeitliche Zeichnung oder ein Gedicht gepreist wird und eine jahreszeitliche Blume diese verziert. Der Ehrengast bekommt die erste Teeschale. Eine Teemeisterin führt uns kunstvoll die Art der Zubereitung von Matchatee vor. Matcha-Tee wird aus den oberen Blättern der Teepflanze hergestellt uns zu feinstem Pulver zerkleinert. Ein bitterer, sehr vitaminreicher grüner Tee, der aber mit den dazu gebotenen Süßigkeiten gut bekömmlich ist. Er ist wohl nicht ohnehin eines der teuersten Grünteesorten der Welt. Sie reicht uns dazu kleine Gebäcke, um den Geschmack im Mund zu neutralisieren und die Aromen des Tees besser herauszuschmecken. Jede einzelne Bewegung der Meisterin ist jahrelang bis zur Perfektion eingeübt, aber auch der Gast hat gewisse Aufgaben und Vorgehensweisen, den Tee zu genießen. Wir nehmen die Teeschüssel mit beiden Händen an, deren sie, damit das schöne handbemalte Bild nicht respektlos an unseren Mund gelangt. Dann dürfen wir im Raum der Ruhe den Tee auf der Zunge zergehen lassen, wobei man beim letzten Schluck laut schlürft. Damit zeigt man, dass er geschmeckt hat. Nicht vergessen, die Schale noch zwei Mal zurückzudrehen und mit beiden Händen wieder ablegen. Hui, ein Land voller Regeln.
Durch das teuerste Viertel Japans Ginza mit internationalen Modemarken und extravaganten Hochhäusern spazieren wir zum Fischmarkt, wo nicht nur Lachse und Thunfische frisch zubereitet werden. Selbst Japaner versuchen, mindestens einmal in ihrem Leben hier auf dem berühmten Fischmarkt zu essen. Das lassen wir uns also auch nicht entgehen und kehren in eine Sushibar gegenüber vom Fischmarkt ein. Zu Mittag gibt es Lachs, Thunfisch, Seeigel, Muscheln und Fischrogen - alles fangfrisch von heute Morgen. Oh meine Güte, der schmeckt hier komplett anders als bei uns in Deutschland und ist überhaupt nicht fischig. Ein Zeichen für ausgezeichnete Qualität.
Zum Abschluss geben wir die letzten Yen auf der Einkaufsstraße Nakamise Dori aus und erhoffen beim Gott der Barmherzigkeit eine gute Weiterreise im Asakusa-Tempel aus dem 6. Jahrhundert. Gigantische Laternen sind das Wahrzeichen des Tempels. Wissen Sie noch, dass die Löwenhunde A und Ung den Anfang und das Ende darstellen? Ist es wohl das Weibchen, welches mit offenem Maul dargestellt wird, oder ist es doch das Männchen? ;)
Chauffeur Katu mit seinen weißen Handschuhen fährt uns als sein Abschiedsgeschenk über die Rainbow Bridge, um die grandiose Skyline von Tokio und die Vergnügungsinsel Oidiba in der Abenddämmerung glitzern zu sehen. Arigato Katu-san!

13. Tag, 06.11.2018: Steht man auf dem Kopf im Down Under?

Flug nach Cairns - 5.900 km
Ganz zeitig vor Sonnenaufgang erreichen wir den kleinsten Kontinent, der aber so viele Geheimnisse verbirgt, dass wir äußerst gespannt sind auf die nächsten Tage. Mit Cowgirls-Hut und Kangaroo-Bluse empfängt uns Jutta. Oh, nun haben wir eine weitere Jutta in unserem Kreis.
Um ein bisschen die Zeit zu vertreiben, drehen wir ein paar Runden durch die Stadt Cairns, Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, dem hübschen Ferienort Port Douglas, wo auch Stars und Sternchen wie Helmut Kohl und Bill Clinton ihren Urlaub verbringen. Wir frühstücken im Wildelife Habitat zusammen mit den Stars und Sternchen namens Koala, Kangaroo und Papagei. Letzterer nascht auch gern mal von Eckard Frühstücksteller oder setzt sich auf Christianes Schulter nieder. Selbst der seltene Kasuar findet hier ein Zuhause. Dieser bedrohter Laufvogel lebt nur in Nordaustralien. Eigentlich ist er sehr scheu, aber wenn er sich bedroht fühlt, kann er aggressiv werden und mit kräftigen Kopfstößen und Häppchen zurückschlagen. Die gefährlichste Waffe in seinem Arsenal ist eine rasiermesserscharfe Klaue an der Innenzehe jedes Fußes. Mit königsblauen Hälsen und zottigen, tiefschwarzen Federn sehen Kasuare aus wie keine anderen Vögel auf dem Planeten Erde. Was ich besonders an diesen majestätischen Vögeln mag, ist dass die Männchen die Aufgabe haben, die Kücken aufzuziehen.
Ach wie schön, dass wir sogar Kangaroos und kleine Wallabys füttern und streicheln dürfen. In der Wildnis würden diese Tiere um diese Uhrzeit nach dem Sonnenuntergang bereits unter einem schattigen Busch schlummern, daher sehen sie im Zoo ein wenige verschlafen aus. Wir wissen zwar, dass Kangaroos sehr hoch springen können, manchmal auch dreimal so hoch wie sie selbst, schwimmen können sie auch. Doch wussten Sie, dass Kangaroos nicht rückwärts laufen können? :) Außerdem ist es ein Irrtum, dass es diese Tiere nur in Australien gäbe. Kangaroos haben ebenfalls in Neuguinea ihren Lebensraum. Reiseleiterin Jutta teilt uns mit, dass es über fünfzig Arten von Kangaroos und Wallabys gibt. Die Kleingeborenen, Australisch Joey genannt, sind nur 2 - 3 cm große Embryonen und finden den langen, weiten Weg in den Beutel der Mama.
Einen kuscheligen Freund gibt es aber wirklich nur auf dem Kontinent Australien: den Koalabär.
Diese fantastischen Tiere sind überhaupt keine Bären, wie man es vom Namen vermuten würde, sie sind in Wirklichkeit Beuteltiere. Wenn ein Säuglingskoala, Australisch Joey genannt, geboren wird, steigt er sofort zum Beutel seiner Mutter auf. Blind und ohrenlos nutzt ein Joey seinen starken Tastsinn und Geruchssinn sowie seinen natürlichen Instinkt, um sich zurechtzufinden. Er wächst und entwickelt sich im Beutel für etwa sechs Monate. Einmal stark genug, reitet der Junge für weitere sechs Monate auf dem Rücken seiner Mutter herum und benutzt nur noch den Beutel zum Füttern. Koalas wachsen zu großen Essern heran und fressen an einem Tag bis zu einem Kilo Eukalyptusblätter! Zudem sind sie super wählerisch und wählen die nahrhaftesten und schmackhaftesten Blätter von den Bäumen, in denen sie leben. Obwohl Eukalyptus extrem zäh und sehr giftig sind, scheint es diesen prächtigen Säugetieren zu schmecken. Den ganzen Tag machen sie nichts anderes als fressen und bis zu 18 Stunden schlafen. Sie erhalten ihren Namen von einem Begriff der Aboriginals, der „kein Trinken" bedeutet. Es wird angenommen, dass dies daran liegt, dass Koalas fast ihre gesamte Feuchtigkeit von den Blättern bekommen, die sie essen, und selten Wasser trinken.
Die nächsten drei Nächte dürfen wir im schönen Boutiquehotel The Reef House am Strand von Palm Cove wohnen. Meine Güte, wir lernen, dass australische Krokodile auch im Meer schwimmen gehen, die Irukandji-Qualle ist eines der giftigsten Tiere weltweit, und unser Schwimmgebiet daher mit Netzen bespannt ist. Sollten wir im Wald spazieren wollen, wird empfohlen, möglichst nur auf vorgegebenen Pfaden zu treten, weil im Busch eventuell etwas Giftiges auf uns warten könnte. Generell sollte man nichts anfassen, was man nicht kennt oder nur zu kennen glaubt. Welcome to Australia!

14. Tag, 07.11.2018: Harmonie von Kultur und Natur

Ein neuer Tag voller Farben, Eindrücke und Emotionen begrüßt uns. Im Tiapukai Kulturpark lernen wir Sebastian kennen: Oben ohne, dafür farbig mit Erdfarbe bemalt. Er ist ein echter Aboriginal. Wenn er nicht im Kulturpark Führungen macht, zieht er ebenfalls T-Shirt und Jeans an, sodass man ihn auf der Straße gar nicht wirklich als Nachfahren der Ureinwohner Australiens erkennen würde. Aber im Herzen ist er durch und durch einer. Wir wissen, dass die Ureinwohner seit rund 40.000 Jahren große Teile des australischen Kontinents besetzten. Die Völker der Aborigines haben gefischt, gejagt und sind zwischen den Inseln der Great Barrier-Riffregion navigiert. Sebastian und seine Landsleute zeigen uns ihre Vorstellung von der Entstehung der Welt. Selbstverständlich spielt Sebastian auch auf dem Digeridoo. Es wird nicht einfach nur in das Instrument gepustet, sondern es werden Naturgeräusche nachgemacht wie auch das Kangaroo, einem der leisesten Tiere überhaupt. Er weist uns in die Lebensweise der Aboriginals ein, wie ein Boomerang zu werfen ist, damit er möglichst auch zurückkommt oder wie ein Speer zu werfen ist, damit das Abendessen gesichert würde. Das Ausprobieren bereitet uns Spaß, auch wenn es beim ersten Werfen nicht so elegant aussieht oder der Boomerang komischerweise nur bei uns nicht zurückkommt, sondern eher einen Sturzflug macht... Aber zum Glück gibt es Eckard und Monika, die unseren Ruf verteidigen. Bravo, Weltreisegruppe No. 1!
Nun wechseln wir das Verkehrsmittel und steigen in die 7,5 Kilometer lange Seilbahn von Cairns nach Kuranda. Eine herrliche Aussicht eröffnet sich, als wir über die Dächer des ältesten geht es herunter, um den Waldboden am Red Peak dieser botanisch faszinierenden Gegenden eintauchen. Reiseleiterin Jutta klärt uns auf über alte Pflanzen und Tiere, die es gab, bevor Dinosaurier die Erde durchstreiften und deren Nachkommen noch heute im Regenwald zu sehen sind, wie auch der riesige Kauribaum.
Im malerischen Dorf Kuranda trödeln wir durch bunte Handwerksmärkte wie auch Opal-Läden. Opal ist der Nationalstein Australiens, denn hier kommt er weltweit am meisten vor. Wenn man das schöne Innere eines raffinierten Opals betrachtet, ist das, was man betrachtet, im Wesentlichen eine natürlich geformte optische Illusion. Der Grund dafür ist, dass das Licht eigentlich gar nicht durch den Stein hindurchgehen kann... Stattdessen wird das Licht durch perfekt ausgerichtete kleine Siliziumkugeln im Inneren des Edelsteins gebrochen. Diese Kugeln wiederum verleiten das menschliche Auge dazu, ein helles Farbspektrum zu sehen, das sich mit jedem möglichen Winkel ändert. Aboriginals hielten den Opal für ein Zeichen der "Schöpfer"-Berührung. Sie glaubten auch, dass Opale am Ende eines Regenbogens erzeugt wurden, um Harmonie auf der Erde zu ermöglichen. Selbst für Königin Victoria war der Opal der Lieblingsstein, obwohl sie selbst doch so viele Diamanten und Rubine besaß.
Um den Kreis am The Wet Tropics-Regenwald, der auch Weltnaturerbe ist, zu schließen, tuckern wir gemütlich mit der Scenic Railway. Entlang der Bergkette führt die historische Eisenbahn an kleinen Wasserfällen vorbei und über die berühmte Barron-Schlucht bis zum Bahnhof von Freshwater.

15. Tag, 08.11.2018: Naturweltwunder Great Barrier Reef

Ein neuer Tag voller Farben, Eindrücke und Emotionen begrüßt uns. Die Sonne strahlt und verwöhnt uns erneut am heutigen Badetag. Mit einem Katamaran geht es hinaus aufs offene Meer, bis wir die kleine Koralleninsel Michaelmas Cay am Außenriff erreichen. Diese flache Sandinsel ist ein Nationalpark, umgeben von einem wunderschönen Saumriff und ein geschütztes Vogelreservat für Zug- und Seevögel. Mindestens 23 Arten von Seevögeln leben hier. Zum Greifen nah sehen wir sie brüten, ihre Jungen aufziehen, spielen und necken. Von den 2 Milliarden Touristen, welche den Great Barrier Reef jährlich besuchen, bemerken wir zum Glück nichts.
Neoprenanzüge übergezogen, in die Taucherbrille gespuckt und in die Flossen geschlüpft begeben wir uns in die Wasserwelt. Tja, zur Schnorchelvoraussetzung zählen eben nicht nur Schwimmfähigkeit, gute Fitness, sondern auch die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, wenn wir uns eher als verlorenen Fisch außerhalb des Wassers fühlen. *Zwinker* Erst war es nicht einfach hinaus zum Riff zu schwimmen, aber hat man einmal die ersten Fische und Riesenmuscheln gesehen, will man nicht mehr zurück. Gelbe, graue, blaue, grüne und rosane Korallen verteilen sich über den kompletten Meeresgrund. Noch besser zu sehen ist die atemberaubende Unterwasserwelt im Halb-U-Boot, als Reiseleiterin Jutta ausgezeichnet diese für uns fremde Welt vorstellt. Das Great Barrier Reef ist das größte Lebewesen der Erde und sogar vom Weltraum aus sichtbar! Um eine Vorstellung zu bekommen, könnte man 70 Millionen Fußballfelder in die Fläche des Riffs legen. Was wir heute zu sehen bekommen, ist nur etwas 10.000 Jahre alt. Im Ursprung aber ist der Riff schon über 18 Millionen Jahre alt und wohlmöglich hat er auch vor 100.000 Jahren schon so ausgehen wie heute. Wow! Erinnern Sie sich an die Bilder von dem tollen Naturwunder, als dieses Wunder zum Greifen nah war. Unsere Sinne lebten mit den sagenhaften Farben und Formen, dem berauschenden Kribbeln des Windes und den ungezähmten Klängen der Wellen. Die Sunshine Coast hat ihren Namen alle Ehre gemacht. Was für ein gelungener Tag für Körper und Seele! 

16. Tag, 09.11.2018: Im Zeichen der Aboriginals

Noch bevor der Hahn kräht, werden wir aus unseren Betten gescheucht, denn ein zeitiger Inlandsflug nach Ayers Rock steht uns bevor - 1.800 km 
Schon vom Flieger aus können wir beobachten, wie die Erde unter uns sich von grün zu braunen Bergketten erhebt und schließlich zu einem ziegelroten Land verändert. Weil wir Freunde der Sonne sind und es ein traumafter Morgen ist, dreht unser Flugcapitain eine extra Runde, damit alle den Uluru einmal aus der Ferne sehen können. Im neuen Bundesstaat Northern Territory begrüßen wir Eva, eine Deutsche Auswanderin aus schwäbisch Münch. Vergleichsweise zur Nordostküste Australiens ist es heute kühl, denn es herrschen nur 23 Grad. Tagsüber werden es ausnahmsweise nicht ganz 30 Grad werden. In den letzten Tagen hat es seit einer ewigen Zeit und Gott sei Dank geregnet, ansonsten sind in der Halbwüste trockene Luft (10 % relative Luftfeuchtigkeit) und Temperaturen von 40 Grad und mehr Normalzustand. Eva meint, es sei sogar trockener und heißer noch als Afrika.
Wir erfahren auch, dass es auf dem roten Kontinent Australien noch über drei Prozent Aboriginals gibt, davon leben ein Drittel hier im Herzen des Landes. Früher gab es unfassbare 700 Sprachen, doch heute sind fast alle Sprachen ausgestorben. Eine weitere beeindruckende Zahl hören wir: es leben 0,16 Menschen pro Quadratkilometer in den Northern Territories, während es bsp. in Deutschland über 200 Einwohner sind. Wahnsinn, dass in der Trockenheit trotzdem Leben sprießt!
Chauffeur Daran füllt unsere Wasserflaschen auf und wir beginnen die Erkundung des Uluru Kata Tjutas-Nationalpark mit den Olgas oder in der Sprache der Ureinwohner Kata Tjuta. Inmitten des roten Flachlands ragen die Felskuppen hervor, weshalb sie übersetzt auch viele Köpfe heißen. Sie bestehen aus 36 Formationen, obwohl man annimmt, dass sie einst ein gewaltiges Stück Fels waren, ähnlich wie der Uluru, das über Millionen von Jahren verwittert ist. Der höchste Punkt ist der Mount Olga, der sich bis zu 546 m über dem Boden erhebt, etwa 200 m höher als der Uluru. Kata Tjuta ist den lokalen Ureinwohnern der Anangu heilig, die das Gebiet seit mehr als 22.000 Jahren bewohnen. Sie halten oft nachts ihre Zeremonien bei Kata Tjuta, wobei Frauen strengstens verboten sind. Der Hintergrund wird allerdings nicht verraten.
Unsere Übernachtungsstätte für eine Nacht ist die einfache Pioneer Lodge im sogenannten Village. Es ist nicht so einfach, die Zimmerschlüssel gleich zu erhalten, zumal in Australien die Uhren etwas langsamer ticken... Doch nach einigen kurzen Dialogen kommt die Erlösung von der Anspannung und Müdigkeit.Zur schönsten Stunde des Tages, dem Sonnenuntergang, möchten wir den Ayers Rock betrachten. Die Tische sind gedeckt, die Snacks bereitgestellt und der Sekt eingeschenkt - oh ja, das ist ein toller Willkommensgruß! Bernd, bitte aufpassen wo Stolperfallen sind! Aber Bernd ist tapfer, denn wie heißt es so schön: Wenn dir Steine in den Weg gelegt werden, drauf stehen, Balance halten, Aussicht genießen, lächeln und dann sagen wir: "Chears - auf eine grandiose Erfahrung im Outback!"
Nach der Grillparty mit Kangaroosteak marschieren wir los, um vergebens den Kreuz des Südens zu suchen. Leider ist er ein Wintersternbild und versteckt sich ab dem Frühjahr hinter dem Horizont. Nichtsdestotrotz ist der Sternenhimmel des Südens wirklich reizvoll. Er zeigt mehr Sterne als der Nordhimmel und so müssen wir nicht auf die vertrauten Sternbilder des Nordens verzichten. Wir sehen den großen Orion, doch liegt er ungewohnt, weil er schräg fast auf dem Kopf steht. Tja, andere Länder - andere Sichten.

17. Tag, 10.11.2018: Bergfest in Sydney

Flug nach Sydney - 2.160 km
Morgenstund hat Gold im Mund. Liebe Eva, keine Sorge, wir sind eine sehr pünktliche Reisegruppe. *Zwinker* Es ist die goldene Stunde und von einer anderen Seite aus beobachten wir den Sonnenaufgang am Uluru. Anders als die Olgas, welche eine Mischung aus unterschiedlichem, hartem Gestein ist, besteht der Uluru hauptsächlich aus weichem Material. Erinnern Sie sich aber, dass diese Gesteine noch älter als das Himalaya-Gebirge sind? Langsam wandern die Schatten über den 340 m hohen Berg, der aber in Wahrheit 867 m über dem Meeresspiegel liegt. Nach und nach leuchtet er auf. Viel Eisen und Kupfer lassen ihn so rot glühen, sodass wir uns dieser herrlichen Stimmung gar nicht entziehen wollen. Der Uluru-Kata Tjuta Nationalpark ist ein Land der Aboriginals und wird gemeinsam von seinen traditionellen Eigentümern Anangu und Parks Australia verwaltet. Der Park ist von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt, sowohl wegen seiner natürlichen als auch kulturellen Werte. Nach der Philosophie der Anangu geht die verstorbene Seele in die Natur über und alles, was hier ist, ist Teil ihrer Ahnen. Aus diesem Grund wird das Aufsteigen auf den Uluru nicht empfohlen, denn ist es nicht schöner sich mit dem Berg und seiner Geschichte zu verbinden als ihn nur zu erobern? In einer kleinen Höhle zeigt uns Reiseleiterin Eva an den farbigen Malereien, welche Nachrichten die ehemaligen Bewohner an die nächsten Völkergruppen mitteilten: Ein Strudel könnte für ein Wasserloch stehen, Emus konnten gejagt werden und Akazien blühen in der Umgebung. Wir lauschen der Geschichte von der Pytonfrau Kuniya, die aus Rache für ihren verstorbenen Neffen im Kampf gegen Liru in eine Wasserschlange verwandelte. Noch heute würde sie am permanenten Wasserloch Mutitijulu am Fuße des Uluru ruhen. Ein Felsen ähnelt tatsächlich die Gestalt eines Schlangenkopfes. Passt sie also wirklich noch auf ihre Eier auf, hat sie Gemeinsamkeiten mit Loch Ness in Schottland? Liru hingegen ist heute ein Symbol für die braune Schlange, welche die zweitgiftigste der Welt ist. Eve gibt viel Wissenswertes mit auf dem Weg. Uns würde auch interessieren, wohin unsere Eintrittsgelder fließen und was die Einwohner selbst davon haben. Diese Frage bleibt aber offen, welche wir vielleicht erst bei einer nächsten Reise nach Australien erfahren könnten.
Per Flugzeug fliegen wir über Melbourne in DIE charmante Stadt im Bundesstaat New South Wales: Sydney. Sie ist die größte und älteste Stadt Australiens, auf Sandstein erbaut und besteht aus sage und schreibe 850 Stadtviertel. Da wir erst am Abend in Sydney landen, können wir unseren Bergfest nicht alle zusammen feiern, dafür gibt es ein kleines Feuerwerk auf Seiten der Oper und ein großes Feuerwerk am Darling Habour, wo das Leben jetzt in den Clubs erst richtig beginnt.

18. Tag, 11.11.2018: Weltstadt Sydney

Blauer Himmel und angenehme 26 Grad an einem Sonntagmorgen, der perfekter Tag für eine Stadtbesichtigung. Die hinreizende Susanne führt uns durch ihre Wahlheimat. Sydney fächert sich aus faszinierendem Erbe, erstaunlicher Moderne und sonnenverwöhnte Strände. Nicht nur das, Sydney ist auch eine hügelige Stadt, denn in der Schräge können wir unsere Sicherheitsgurte gar nicht anlegen, haha.
Wir passieren die hübsche Altstadt The Rocks mit den roten Backsteingebäuden, die Bucht von Moolloowoolloo mit edlen Appartements mit privaten Bootsanleger vor der Tür, wo selbst Russel Crow aus dem Film Der Gladiator lebte, das ehemalige Rotlichtviertel Kings Cross, das Villenviertel Darling Point, wo Nicole Kidman sowie Elton John wohnten, ebenso das Viertel Double Bay, wo George Michael sich 1997 erhängte. Am Gap Park erblicken wir die Hafeneinfahrt nach Sydney von oben. Für eine fünf Millionen Metropole ist die Stadt sehr grün mit zahlreichen Kastanien, Norfolk-Tannen der Auraukarienfamilie und Bougainvilleas geschmückt. Mit weißem Sand, wogende Wellen und Sandsteinfelsen ist Bondi Beach eine Weltikone. Doch nicht nur bei Australiern und Touristen ist Bondi beliebt, auch 150 von über 380 Haifischartigen fühlen sich vor der australischen Küste wohl. Staunen tuen wir auch über die Immobilienpreise von Sydney. Das teuerste Haus am Hafen, welches vor kurzem von einem jungen Asutralier aus der IT-Branche kostet 100 Millionen Dollar. Das Haus ist also fast so teuer wie die Oper von Sydney - meine Güte! 
Zwei Sehenswürdigkeiten begleiten uns den ganzen Tag, egal von welcher Perspektive aus wir Sydney betrachten: das Opera House und die Habour Bridge. Das Opernhaus  wird von den Einwohnern genauso geliebt wie von den Touristen. Der dänische Architekt Jorn Utzon hat das Segelhaus entworfen, damals war es architektonisch seiner Zeit weit voraus. Man baute immerhin 14 Jahre an dem heutigen Symbol des Landes und nahm das fehlende Geld während des Baus aus der Lotterie. Zu Ihrer Information: Die ursprünglichen Kostenschätzungen lagen bei 7 Millionen Dollar. Die endgültigen Kosten betrugen 102 Millionen Dollar. Innerhalb von nur 18 Monaten hatte man Geld eingespielt und konnte den Bau auf dem Land der Gadical Clan-Aboriginals fertigstellen. Ob das in Berlin auch klappen würde? 
Was gibt es noch Interessantes über die Oper zu wissen?
- Etwa eine Millionen schwedische Dachziegel bilden die Segel.
- Sieben A380 könnten von Flügel zu Flügel auf dem Bau sitzen. 
- Wenn das Sydney Symphony Orchestra in der Concert Hall auf der Bühne steht, muss die Temperatur 22,5 Grad betragen, um sicherzustellen, dass die Instrumente in der Stimmung bleiben. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind für Musikinstrumente von entscheidender Bedeutung. Es wird mit Meerwasser gekühlt, das direkt aus dem Hafen stammt. Das System zirkuliert Kaltwasser aus dem Hafen durch 35 Kilometer Rohrleitungen, um sowohl die Heizung als auch die Klimaanlage im Gebäude zu versorgen. 
Bei einer morgigen Abendvorstellung zur Perkussion von der Solistin Claire Edwardes oder der Oper Spartacus können wir uns selbst überzeugen lassen. 
Die Habour Bridge hingegen wird im Volksmund gern der Kleiderbügel genannt. Sie verfügt heute über zwei Bahnlinien, einen Fußweg, einen Radweg und acht Fahrspuren, auf der täglich über 160.000 Fahrzeuge reisen. Was außerdem witztig über die Harbour Bridge ist, ist der Grund für die Farbe. Als es nach dem Bau an der Zeit war, die Brücke zu streichen, war die benötigte Lackmenge nur in der Farbe Grau zu finden, da half auch keine Lotterie mehr! 

19. Tag, 12.11.2018: Fauna und Flora bei den Blue Mountains

An einem Montagmorgen ist ein Mega-Stau auf der Autobahn kaum zu vermeiden. Egal, wir machen eben den Weg zum Ziel und bewundern die wunderschönen violetten Jacarandabäume, die aus Südamerika eingeführt wurden. Ein Great Southern-Zug begleitet uns immer wieder während der Fahrt, und die witzige Astrid hält uns mit Tiergeräuschen vom Lachenden Hans aus dem Wildlife Park oder Späße über die deutschen Worte fährt und dem englischen Wort fart (Blähungen) bei Laune. Wir durchqueren den Eukalyptuswald, der die gigantische Fläche von über 260.000 Hektar des Nationalparks bedeckt. Die Blue Mountains  UNESCO-Naturwelterbe und ein beliebter Ausflugsziel der Australier, denn sie verfügen über 140 Kilometer Wanderwege und Pfade, die zu unberührter Landschaft und malerischer Aussicht führen. Die berühmtesten Felsen heißen die Drei Schwestern. Von weitem scheinen die ockerfarbenen Klippen blau gekleidet zu sein. Daher haben die Blue Mountains ihren Namen von dem auffallenden blauen Dunst abgeleitet. Jedoch entgegen der landläufigen Meinung ist es einfach eine optische Täuschung von Sonnenstrahlen, die kleiner als die Wellenlänge des Lichts sind. Dieser Effekt erzeugt eine blau-graue Farbe für Objekte in der Ferne, einschließlich Himmel und Berge. Nichtsdestotrotz erinnert uns die Landschaft ein wenig an die Sächsische Schweiz oder den Schwarzwald, hehe. 

20. Tag, 13.11.2018: Neuseeland, das jüngst entdeckte Land der Erde

Neuseeland ist geografisch ein sehr junges Land, hier schlummern noch zahlreiche aktive Vulkane. Auch geschichtlich wurde kein Land später entdeckt. Die nächsten Tage wird unsere jung gebliebene Reisegruppe Auckland entdecken. Die größte Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern, sehr modern und recht pragmatisch. Durch einen drei Kilometer Tunnel gelangen wir in die Stadt. Zu seiner Zeit war es die größe Bohrmaschine weltweit, designed in Germany. Deutsche Produkte sind generell sehr hoch angesehen. Für die Kiwis stehen sie für Qualität und Langlebigkeit.
Reiseleiterin und Wirtschaftsjournalistin Doris bringt uns auf den Sky Tower, der 328 Meter in den Himmel ragt. Oh, wir sind verwundert, dass unser Berliner Turm sogar höher ist, hihi. Trotzdem ist dies ein toller Ort, um einen schönen Überblick über Auckland und die umliegenden Inseln zu bekommen. Neuseeland ist so schmal, sodass es unmöglich ist, sich weiter als 120km vom Meer zu entfernen. Theoretisch wäre es also möglich in nur vier Stunden vom Tasmanischen Meer zum Pazifik zu laufen. Im drehenden Orbit Restaurant auf 193 Metern genießen wir den ersten Abend im Land, das man keinem Kontinent zuordnen kann... Sind wir also im Niemandsland? In unseren Gemächern im renommierten Cordis Hotel, wo selbst die Stones übernachteten, träumen wir die nächsten Abenteuer entgegen. 

21. Tag, 14.11.2018: Auckland – Stadt der Segel

Flug nach Auckland - 2.160 km
Erbaut auf fünfzig erloschenen Vulkanen, erhebt sich Auckland über die Bucht Hauraki Gulf. Ein Blick auf den Hafen Aucklands gibt uns erste Eindrücke der Stadt der Segel. Statistisch gesehen besitzt jeder dritter Haushalt ein Boot. Der Maori-Name für Auckland ist Tamaki Makaurau, was soviel wie "Tamaki mit hundert Liebhabern" bedeutet. Dieser Name wurde wegen der Attraktivität des Landes mit seinem fruchtbaren Boden und seinen vielseitigen Wasserwegen entwickelt.
Doris erzählt uns die Geschichte von dem Gott Kope, der mit seiner Frau vom imaginären Land Hawaiiki vor langer Zeit auf die Erde gekommen ist. Sie haben als erstes eine lange weiße Wolke gesehen, hinter der sich Neuseeland verbarg. Er übermittelte seinem Stamm, wie schön dieses Land sei und diese besiedelten es iim 12. Jahrhundert. Neuseeland besteht aus zwei in etwa gleich großen Inseln, die durch eine Cook-Strait-Wasserstraße voneinander getrennt sind.
„Kiwi" hat in Neuseeland dreierlei Bedeutung: zum einen die leckere Kiwi-Frucht, zum anderen den flugunfähigen putzigen Vogel, der sich zum Nationalvogel des Landes gemausert hat und last but not least bezeichnen sich die Neuseeländer selbst als Kiwis. Im Heimatmuseum werden das Leben des Kiwi-Vogel und des ausgestorbenen Moa-Vogels veranschaulicht, aber auch der Ureinwohner Maoris dargestellt. Maori heißt Ankömmling, sie sind damals von den Polynesischen Inseln hier übergesiedelt. Sie sind äußerst gute Navigateure, die sich an die Wolken, Wellen und Vögel orientierten, um sich im Meer zurechtzufinden. Auch heute gewinnen viele Kiwis mit Maori-Abstammung bei Ruderwettbewerben zahlreiche Goldmedaillien und erweisen sich beim Rugby als unumstürzbare Spieler. Bei ihrer Aufführung im Museum gestehen wir zudem, dass sie tolle Sänger und Jongleure sind. 
1769 landete Captain James Cook auf Neuseeland (er brauchte wesentlich mehr Hilfsmittel) und es begann eine stärkere Besiedelung durch die Weißen. 1840 unterzeichnete die britische Krone gemeinsam mit dem ansässigen Häuptling den Vertrag von Waitangi, in dem sowohl den Weißen als auch den Maoris die gleichen Rechte zugeteilt werden. Das Land gehöre beiden Völkern, doch bekanntlich gibt es immer jemand, dem man es nicht recht machen kann und es kommt zu Reibereien. Heute sind zahlreiche Rechte und Vorteile im Gesetz verankert, sodass sich nicht die Maori, sondern gar die Weißen benachteiligt fühlen. Das gleiche haben wir in Südafrika gehört. Eines war Neuseeland uns dennoch voraus, schon 1893 erhielten Frauen das aktive Wahlrecht. 
Chauffeuse Maxime fährt uns durch den ältesten Stadtteil Panel. am Bestien Point halten wir am Grabmal von Mr. Sevage, dem ersten Minister. Er baute Häuser für die Armen und erklärte als einer der ersten den Nazis den Krieg. Mehrmals sehen wir den Porotekawa-Baum, der neuseeländische Weihnachtsbaum. Leider blüht er erst in ein paar Wochen, wenn Weihnachten ist und die Außentemperatur etwas 35 Grad beträgt. 
Nach der Stadtrundfahrt bleibt am Nachmittag Zeit für eigene Erkundungen und Shoppingmöglichkeiten auf der Queens Street oder Elliot Street.

22. Tag, 15.11.2018: Das schönste Ende der Welt

Wir müssen den Himmel auf unseren Bildern nicht blau anmalen, denn auch heute ist Petrus gut gestimmt. Gemeinsam mit Reiseleiterin Doris und Chauffeur Collin fahren wir an die Westküste zum Muriwai-Strand. Huch, die Landschaft aus Weinanbaugebieten und grünen Wiesen mit gefleckten Kühen erinnert uns irrtümlicherweise an Italien oder der Schweiz, nur dass hier wesentlich mehr Schafe weiden und hin und wieder doch tropische Vegetation hervorlugt. Muriwai ist eine beeindruckende zerklüftete Küstenlinie von 60 Kilometern mit Klippenpfaden zu einer riesigen Tölpelkolonie, die uns ganz nah an die eleganten Flieger heran lassen. Die Tölpelkolonie von etwa 3.000 Töpeln ist von August bis März in Residenz. Wir unternehmen einen Spaziergang entlang des spektakulären Schwarz-Sand-Surfstrandes und gönnen uns eine Dosis frische Meeresluft am Tasmanischen Meer.
Vom westen aus reisen wir nun an die Ostküste in die Matakanaregion am Pazifik. Chauffeur Collin zeigt uns einen "geheimen" Weg, auf dem wir eine grandiose Landschaft Bei Brick Bay Wines kehren wir zur Mittagspause mit Weinverkostung ein. Seit einiger Zeit werden in der Region Premium-Weine produziert und es werden mehrere neue Weinberge erschlossen.Fast alle Weinberge liegen an Hängen, was dazu beiträgt, die Lehmböden zu entwässern. Traditionell ein Rotweinanbaugebiet, gibt es heute einige hervorragende Weißweine - vor allem Chardonnay und Pinot Gris. Die klassischen roten Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah, Pinotage, Pinot Noir und Sangiovese haben sich jedoch durchweg bewährt. Da wir uns schon am Tor zur Sculpture Trail befinden, drehen wir eine Verdauungsrunde durch den neuseeländischen Regenwald, um die neuseeländischen Kauri-Bäume zu bewundern. Die Kauri, werden von den Neuseeländern als die größten Bäume der Welt angesehen. Sie können bis zu 2000 Jahre alt werden und wurden bis zu 4000 Jahre alt aufgenommen. Sie sind tatsächlich nur nach den riesigen Mammutbäumen Kaliforniens zweitgrößte. Die größeren Bäume haben einen beeindruckenden Stamm, der sich nicht zur Spitze hin verjüngt - in manchen Fällen verbreitern sie sich sogar dort, wo der Stamm mit den Ästen verbunden ist. Die Äste werden hoch auf dem Stamm geformt, wodurch große Mengen an hochwertigem, klarem Holz entstehen. Zu Beginn der Geschichte wurden weite Teile des Buschlandes gerodet und von den Maori und den frühen europäischen Siedlern verbrannt, um Platz für Ackerland zu schaffen. Nur in den Gebieten, in denen der Zugang schwierig war, haben die Kauri in jeder Hinsicht überlebt. Bevor wir den Riesen näher kommen dürfen, müssen die Schuhsolen abgespritzt und geputzt werden. Aktuell sind Kauri-Bäume durch eine Krankheit vom Aussterben bedroht, die sich zwischen den Bäumen ausbreitet, wenn Menschen winzige Mengen kontaminierten Bodens auf ihren Schuhen und anderen Kleidungsstücken tragen, dabei tragen sie eine solch große kulturelle Bedeutung für Neuseeländer. 
Der nächste Stopp: das Dörfchen Puhoi, welches seit 1863 von deutschböhmischen Siedlern geprägt ist. Das Angebot von freiem Land war die Motivation für 83 Auswanderer, sich auf der anderen Seite der Welt niederzulassen. Nach der Rodung des Landes etablierten sie sich als Bauern und tun es auch heute noch. Europäische Traditionen setzen sich in Puhoi fort und so zischen wir ein kühles Bier im Pub. 
Devonport stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist eines der historisch authentischsten Dörfer Aucklands. Ganz sachte scheinen die Uhren langsamer zu ticken und die Boutiquen die Räume der Holzgebäude aus der viktorianischen Zeit zu füllen. Auf dessen höchsten Vulkankegel Mount Victoria blicken wir auf die Skyline von Auckland und schippern mit der Fähre zurück in die Großstadt. Ein reizvoller Tag bespickt mit herzerwärmenden Landschaften neigt sich dem Ende. 

23. Tag, 16.11.2018: Auckland und Tahiti – zwei Orte am selben Tag

Flug nach Tahiti - 4.100 km
Der komplette Tag steht für eigene Erkundungen frei zur Verfügung, ob im Maritimmuseum, im Aquarium, noch ein Mal auf der Halbinsel Devenport, beim Spaziergang durch die Wohnviertel Aucklands mit Doris, oder einfach nur die Füße am Pool hochgelegt, Neuseeland gibt doch so einiges her. Fred, wissen Sie, dass es in Neuseeland die meisten pro Kopf-Golfspieler gibt? *Zwinker*
Um die Zeit zum Flughafen zu verkürzen organisiert Eberhardt TRAVEL ein schmackhaftes Abendessen im angesagten Restaurant Nummero 5, was uns mit neuseeländisch-italienischer Küche mit einer deutschen Sahnehaube verwöhnt. So lässt sich ein Tag auf angenehmer Kiwi-Art ausklingen. 
Schließlich werden die Koffer verladen und es heißt Abschied nehmen von diesem einen Ende der Welt. Wir überqueren gleich die Datumsgrenze, um am anderen Ende der Welt zu landen. Die 1884 gegründete Internationale Datumsgrenze verläuft durch den mittleren Pazifik und folgt etwa einer 180 Grad langen Nord-Süd-Linie auf der Erde. Es liegt auf halbem Weg um die Welt vom Nullmeridian, dem Nullgrad, der 1852 in Greenwich, England, gegründet wurde. Die Internationale Datumslinie fungiert als "Demarkationslinie", die zwei aufeinanderfolgende Kalendertage trennt. Während des Fluges überschreiten wir die Datumsgrenze und werden zu einer Art Zeitreisender! Wir landen am zeitigen Morgen des 16.11.2018 auf Tahiti und können behaupten, wir sind "in der Zeit zurückgegangen". Ja, ungelogen gibt es auf Tahiti eine Zeitverschiebung von -23 Stunden im Verlgeich zu Neuseeland. Whoa! Alle werden einen Tag jünger und jeder hat die Möglichkeit, den Tag noch einmal neu zu leben, aber eben an einem anderen Ort, an einem traumhaften Ort inmitten des Pazifiks. Wo gibt's denn sowas? Natürlich nur bei Eberhardt! ;-)
Und was macht man also, wenn man einen Tag zwei Mal leben darf? Herzlich mit Musik und Gesang empfängt man uns am Flughafen. Es gibt auch duftende Blumenketten mit auf dem Weg ins Hotel, wo wir unsere schick eingerichteten Appartemnts beziehen. Anschließend wird genüsslich gefrühstückt. Danach heißt es ausruhen, krafttanken und genießen. Abends sind wir Zeugen einer polynesischen Hochzeit und applaudieren laut für eine gelungen Vorstellung der Hula-Tänzer. Im Kopf singe ich mit Konrad und der Eberhardt Reisegruppe: "Einmal um die ganze Welt, und die Taschen voller Geld, la la la..." 

24. Tag, 17.11.2018: Tahiti – Paradies im Pazifik

Tahiti gehört zu Frankreich und korrekt gesehen sind wir auch wieder zurück Zuhause, in der EU. Aber gefühlt befinden wir uns definitiv in einer anderen Welt. Wir decken uns mit der einheimischen Währung ein, dem Zentralen Pazifischen Franc, denn Kreditkarten sind auf den Französisch Polynesischen Inseln nicht so üblich. Hmmm... nach und nach gewöhnen wir uns an die bunten, großen Scheine und die riesigen Münzen, die an Azteken-Münzen erinnern. 
Reiseleiterin Margit ist gekleidet wie eine tahitianische Prinzessin in violett mit großen schwarzen Perlenketten und buntem Blumenkranz. Mit ihr und "Prinz" Charles unternehmen wir eine tolle Inseltour. Charles lässt uns mit klingenden Ukuleletönen in den Tag starten, ach wir sind jetzt schon auf Wolke Sieben. 
Die herrlich grüne Hauptinsel von Französisch Polynesien kann man auf einer Straße entlang der Küste komplett umrunden. Hier leben nur 170.000 Einwohner, doch das ist schon mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung von ganz Polynesien. Am Marae Arahurahu-Kultplatz, einem Wallfahrtsort von politischer und politischer Bedeutung, schildert uns Margit die Entstehung der Inselgruppen und gibt uns Hintergründe zur Geschichte sowie zur Kultur und Tradition der Polynesier. An diesem magischen und schicksalsträchtigen Ort wurden Zeremonien, Krönungen sowie Opferfeste ganz Polynesiens gefeiert. Später halten wir am botanischen Garten. Der liebevoll angelegte Tropengarten bietet unseren Augen eine Vielfalt an endemischen und anderen exotischen Pflanzen. Seht, was haben wir für ein Glück. Zufällig eröffnet heute die Boutique vor dem Garten, sodass wir zur traditionellen Haka-Aufführung geladen werden, von den Leckeren naschen und den Kokosnüssen schlürfen dürfen. Das Hochzeitspaar, was nur zum Fotoshooting da war, hatte ebenfalls Glück. So fängt die Ehe doch gut an, herzlichen Glückwunsch! Im Gauguin-Restaurant lernen wir zum ersten Mal den Mahi-Mahi-Fisch kennen - ein sehr leckerer Fisch, vor allem mit Bananen, Brotbaumfrucht, Kokoskuchen und Poisson Cru. Margit verrät uns, Samstag ist der Tag des Kochens, es wird im Erdofen gekocht, und Sonntag wird geruht. Da kleiden sich die Einwohner in ihren schicksten weißen Gewändern, um in der Kirche zur Messe zu gehen. Leider regnet es auf der Weiterfahrt immer wieder erst kleine Tröpfchen dann in starken Tropenströmen, aber wären wir nicht wirklich auf dem echten Tahiti, hätten wir es nicht erlebt. Zur Aufmunterung singen und musizieren Margit und Charles exklusiv und nur für uns. *schwärm*
Auch wenn wir nicht inmitten des Stadtzentrums wohnen und durch unser Hotelgelände die Hühner laufen, gehen wir nach dem Sandmännchen noch nicht schlafen. Die große Fluggesellschaft Air Tahiti Nui feiert 20. Jubiläum und veranstaltet eine große Gala mit traumhaftem Feuerwerk und mitreißender Tanzshow. Whoohoo, was für ein Spektakel! 

25. Tag, 18.11.2018: Gänsehauterlebnis Französische Polynesien

Französisch Polynesien erstreckt sich über 188 Inseln auf fünf Archipelen. Eine davon sind die Gesellschaftsinseln, bei der Tahiti die Hauptinsel ist. Die Landfläche der Inseln macht etwa nur eine Größe von Korsika aus, aber vergleicht man den geografischen Bezirk, ist die Fläche erstraunlich groß wie Europa. Ein ist klar, es gibt viel Wasser und viele Fische. Wer nicht die Seele am Hotelstrand baumeln lässt, der lässt die Seele bei einem Ausflug nach Moorea mit reizvollen Landschaften über und unter Wasser streicheln. Per Fähre laufen wir in den Hafen von Moorea, zu Deutsch der gelbe Gecko, ein. Auf Moorea gibt es vier Dörfer, in denen insgesamt 18.000 Menschen leben, darunter 12 Polizisten. Ein Bus bringt uns zum Treffpunkt an der Nordküste der Insel. Noch nie haben wir so wenige gelacht im Bus, denn der Chauffeur erzählt zwar jede Menge, aber alles auf Französisch. Schade, dabei sagte Konrad mit dem geschwungenen Schnurbart doch glatt, mit Voigländisch käme man auch um die ganze Welt. *Zwinker* Endlich kommt der spaßige Teil des Tages. Ahoi! Kapitän Oliver und Reiseleiter Ciki fahren uns vorbei an der Cooks Bay, wo Cook niemals war, entlang der Küste von Moorea. Wie magische Hände werden die Wolken beiseite geschoben und die Sonne zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Die sagenhaften Bergformationen lassen die Fantasie spielen, zum Beispiel sehen wir einen Gorilla auf einem Klavier spielen. Dann bringet uns die Crew zu einer Stelle, an der wir mit Stachelrochen und kleinen Schwarz- und Silberspitzenhaien schiwmmen. Hautnah können wir die Rochen streicheln. Ein atemberaubendes Erlebnis! Auf einem Mutu gehen wir an Land. Ciki sagt, es gibt nur Toiletten für Damen, sie wissen schon. Er singt, scherzt und tanzt wie der bärtige Amor aus der Redbull-Werbung. Bei der Pareo-Show entdecken wir die neuen Stars Uli, Bernd und Frank. Gut gestimmt kehren wir nach Papeete, zu Deutsch Wasserkorb, zurück. 

26. Tag, 19.11.2018: Auszeit auf Tahiti

Wir gönnen uns einen kompletten Tag zum Relaxen, Schnorcheln, Sonnenbaden, Schlafen und/oder Lesen. Mitte des 18. Jahrhunderts kamen die ersten Europäer nach Tahiti. Der erste unter ihnen war der englische Captain Samuel Wallis, nach ihm landete der Franzose Bougainville und schließlich Captain Cook. Ihre Aufgaben waren die Vermessung der Sonne und den Durchgang zur Venus, den berüchtigten Südkontinent, zu finden sowie sämliche Kartografien anzulegen. Missionare haben die Menschen zum christlichen Glauben bekehrt. Damals waren Gesang außerhalb der Kirche, erotische Tänze, Stelzenlaufen und Tattoos komplett verboten. Tattoos haben eine besondere Bedeutung für die Polynesier. Der Ursprung des englischen Wortes "Tattoo" stammt eigentlich vom tahitischen Wort "tatau" und reicht bis 1500 v. Chr. zurück. In der alten polynesischen Gesellschaft wurde fast jeder tätowiert. Es war ein integraler Bestandteil der alten tahitianischen Kultur und war viel mehr als ein Körperschmuck. Tätowierungen zeigten eine Art Lebenslauf, eine Genealogie und/oder einen Rang in der Gesellschaft an. Es war ein Zeichen von Reichtum, von Stärke und der Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen. Als solche hatten Häuptlinge und Krieger im Allgemeinen die aufwändigsten Tattoos. Das Tätowieren wurde im Allgemeinen in der Pubertät begonnen und wurde oft erst nach einigen Jahren abgeschlossen. Das Tätowieren war nicht auf Männer beschränkt. Tahitianische Frauen wurden ebenfalls tätowiert - es war ein Hinweis auf die sexuelle Reife eines Mädchens. Die traditionellen Werte dieser Kultur waren durch die Eroberer fast ausradiert worden, es gibt keinerleich schriftliche Überlieferungen. Alles was heute noch vorhanden ist, stammt von Erzählungen und den Vermerken aus Tagebüchern der Seefahrer. Französisch Polynesien gehört heute noch zu Frankreich, weil damals ein trunkensüchtiger König der Pomare-Dynastie seine Inseln gegen Wein und als Ausgleich seiner Schulden an Frankreich verkaufte. Drum spricht jeder Einheimischer fließend Französisch und meist seine eigene Stammessprache. Man hält auch politisch einen guten Draht zu Frankreich. 
Mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang über dem Wasser und hübschen Muschelketten von Charles verabschiedet sich unser Südseetraum. Wunderbar erholt nehmen wir den Flug nach Chile mit Zwischenlandung auf der Osterinsel.

27. Tag, 20.11.2018: Latainamerika, wir kommen!

Flug zur Osterinsel - 4.250 km
Flug nach Santiago de Chile - 3.800 km
Osterinsel oder Isla de Pascua auf Spanisch oder Rapa Nui, in der Sprache der Ureinwohner, ist die Insel an den südlichsten Punkt des polynesischen Dreiecks eingebettet. 1995 wurde sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der größte Teil der Insel ist Teil des Rapa Nui-Nationalparks, der seine 887 monumentalen Statuen, die sogenannten Moai, schützt, die von den frühen Rapa Nui geschaffen wurden. Aufgrund ihrer Lage auf der Welt ist die Insel eine der berühmtesten archäologischen Stätten der Welt, die aber auch am wenigsten besucht wird. Wir sind eine der Glücklichen, welche Fuß auf die Insel setzen dürfen. Okay, es ist nur ein Transit, aber immerhin erleben wir diesen kurzen Augenblick bei strahlendem Sonnenschein. Ein kleiner Plausch an der Einwanderungsbehörde wird abgehalten und dann warten wir im Transitbereich auf die Aufforderung, wieder in die Maschine für den Weiterflug nach Santiago de Chile zu steigen. Im Wartebereich ist eine Nachahmung der berühmten Moai-Statue aufgestellt. Es wird angenommen, dass die bis zu sieben Tonnen schweren Moai-Statuen zwischen 1250 und 1500 n. Chr. von den ersten Bewohnern der Insel geschnitzt wurden. Sie sollen die Vorfahren der Menschen darstellen, die in diesen Teilen der Welt noch immer hoch angesehen sind. Sie zeichnen sich alle durch einen überdimensionalen Kopf, eine breite Nase und einen mysteriösen, unleserlichen Gesichtsausdruck aus. Archäologen haben immer noch Schwierigkeiten zu erfahren, wie es diesen alten Völkern gelungen ist, hierher zu gelangen, geschweige denn die Statuen zu schnitzen. Die Osterinsel ist nach dem niederländischen Entdecker benannt, der hier zuerst gelandet ist. Er fragte sich, wie man auf einer so baumlosen Insel überleben könnte. Tatsächlich gab es auf der Insel viele Palmen, die leider abgeholzt wurden, um die schweren Moai-Statuen zu transportieren. Etwa 2.000 Polynesier lebten hier, als sie entdeckt wurde. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts reduzierten Krankheiten diese Zahl jedoch auf etwa 200. Man fragt sich, ob sie wirklich zu diesem Planeten gehörten... eine Frage, die viele folkloristische Geschichten auf dem Land in Chile zu beantworten versuchen. Also auf nach Chile! 
Die starke und zugleich mütterliche Reiseleiterin Angelika heißt uns Willkommen. Sie ist typisch chilenisch: die temperamentvolle Mentalität der Argentiner und die ruhige Art der Chilenen hat sie im Blut. Machos kommen bei ihr bestimmt nicht an, denn sie ist stark wie die Präsidentin Michelle Bachelet. Auf der kurzen Fahrt zum Hotel bemerken wir, dass der Bus wieder eine Panne hat. Der Motor schaltet sich entgegen dem Wunsch des Busfahrers immer wieder aus, bis er doch beschließt, wenigstens noch bis zum Hotel durchzuhalten. Puh..., Schw*** gehabt! 

28. Tag, 21.11.2018: Viva Chile!

Gestern waren wir noch im Südseeparadies und später auf der ruhigen Osterinsel mit ca. 7.000 Einwohnern, heute befinden wir uns bereits in der Weltmetropole Santiago mit 7 Milllionen Einwohnern. Was für ein Kulturschock! Angelika macht uns Aufmerksam, keine Wertsachen mitzunehmen. Wir spazieren von der Kirche San Francisco neben unserem Hotel zum Wirtschaftszentrum der Stadt. Wir betreten schöne Banken und die Börse im neuklassischen Stil und schlendern zum Regierungsplatz mit dem Denkmal an Salvador Allendes. Auf dem Regierungsgebäude hisst die Fahne der Nation in blau für das Wasser und den Himmel, weiß für die Anden und der Kondor als Stärkesymbol. Der Kondor ist der größte Vogel der Welt, er  hat eine Flügespannweite von bis zu vier Metern. Bei der Besichitigung der prunkvollen Bauten sehen wir die vielen Einflüsse aus Spanien und Europa, schließlich sind alle Materialien aus Europa mitgebracht worden. An der Plaza de Armas begutachten wir die Kathedrale (von außen, sie wissen schon) und halten einen kurzen Plausch mit den zahlreichen Schülern in ihren schönen Uniformen. 
Um von der Stadt möglichst viel mitzunehmen, wagen wir eine Fahrt mit der Metro. Es gibt in Chile keine 5-Sterne-Metro, sondern eine echt authentisch vollgepackte mit Musikern und allem drum und dran. Was aber definitiv moderner ist als Deutschland: diese Metro fährt ohne Fahrer und auf Gummireifen. Der Busmotor vom Chauffeur Daniel hat es gestern Nacht nicht geschafft, sodass ab heute Christian mit einem neuen Bus einspringt. Hola!, sagen wir. Er fährt uns zum größten Winzer des Landes Concha y Torre. Das Weinangebaugebiet gehört der baskischen Familie Claudio. Das Herrenhaus beeindruckt durch Stil und Eleganz, sagt aber auch aus, dass ordentlich Geld fließt. Das Anwesen umfasst 22 Hekart mit einem intelligenten Bewässerungssystem für die Rebstöcke. Merlot und Cabernet Sauvignon sind die besten Sorten, die hier in 800 Metern über dem Meer wachsen. Sie schmiegen sich an die Berge, werden vom Wind gekitzelt und vom sandigen Boden im trockenen Maipo-Tal wohl genährt. Rosen halten Ungeziefer fern. Um das Weingut von Dieben fernzuhalten, wurde ein Teufelskeller erschaffen. Die Flaschen liegen sechs Meter unter der Erde, die Wände bestehen aus Sand, Kalk und Eiweiß um erdbebenresistent zu bleiben. Der vom Hausherren erfundene Teufel hielt laut Legende die Diebe fern, wenn er auf Geschäftsreise war. Wir lassen uns die edlen Tropfen beim Verkosten vom Trio aus weißen Cabernet-Trauben und dem ausgezeichneten Cabernet-Rotwein auf der Zunge zergehen. Feuchtfröhlich geht es beim Mittagessen mit Wein, schmackhaften Empanadas und Gitarrenklängen zu Quantalamera weiter. 
Als Überraschung bringt Eberhardt TRAVEL unsere Reisegruppe auf das höchste Gebäude Südamerikas. Der Sky Tower eröffnet einen umfassenden Blick über den Kessel von "Sanhatten". Im Slalom fährt uns Christian abwechselnd auf Taxi- und Busfahrstreifen durch die überfüllten Straßen, damit er nicht von einer Verkehrskamera erwischt wird. Es findet gerade eine Demonstration auf den Straßen vor unserem Hotel statt, sodass wir das letzte Stückchen zu Fuß gehen. Die Polizei ist in voller Monktur ausgestattet, auch wenn es gerade sehr friedlich abläuft. Vor einer Woche wurde ein Mapuche (ein Ureinwohner) von einem chilenischen Polizisten bei einer Streifenjagd erschossen. Der Mapuche sei unschuldig und zufällig in das Geschehen geraten. Seitdem gibt es jeden Abend Aufstände, bei denen Kirchen und Häuser angezündet werden, die Polizei Tränengas und Wasserwerfern einsetzt. Wir lernen sogar die Wirkung des Tränengases kennen, auf das wir nächstes Mal gern verzichten würden. Das Hotelpersonal schneidet Zitronenscheiben zum Lutschen, was helfen wird. Hinter unserem Hotel ist es später sehr ruhig, sodass wir auf der Straße Paris und London nichts ahnend auf ein Feierabendbier treffen. Überall gibt es gute und böse Menschen, aber zum Glück gibt es dieses Mal auch einen Retter: Filipe rettet die Fotokamera von Anh, die von einem Langfinger still und leise vor allen Augen mitgenommen wurde. Hurra, viva Filipe! Viva die Helden in Chile! 

29. Tag, 22.11.2018: Chiles bunte Seiten in Isla Negra, Valparaiso und Vina del Mar

Ein neuer Tag bricht an. Die Hauptstraße erinnert mit den unendlichen Stromleitungen an Japan, nur gibt es hier zudem viel Grafitti. Im Nebel kommen wir an der Isla Negra an, die Bucht der schwarzen Steine. Der kalte Humboldt-Strom bringt kalte Luft, sodass wir gar überrascht sind, wie kalt es in der Tat in Chile sein kann. Das Haus vom Literatur-Nobelpreisträger Pablo Nedura ist wild romantisch auf einer Felsen vor den Küsten des tosenden Pazifiks gelegen. Wir schlendern durch seine Gemächer, die liebevoll mit Masken, Booten, Schmetterlingen und unzähligen Lieblingsgegenständen des Autors dekoriert sind. Sie geben viel Preis zu seiner Person. Im Haus Isla Negra schrieb Neruda einen wichtigen Teil seines literarischen Werkes, sammelte dort die meisten seiner Bücher und übte auch Gastfreundschaft aus, was ein weiteres Vermächtnis seiner südlichen Kindheit ist. Der Dichter feierte immer die Nationalfeiertage. Trotz der Situation, die das Land durchlebte, kamen nach dem Staatsstreich am 18. September 1973 einige Freunde auf der Isla Negra an. Aber sie brachten nur alarmierende Nachrichten. Am nächsten Tag wurde der bereits schwerkranke Neruda mit einem Krankenwagen in die Hauptstadt gebracht, von wo aus er erst im Dezember 1992 zur Isla Negra zurückkehren würde, als seine Überreste zusammen mit denen seiner Frau Matilde Urrutia dorthin gebracht wurden. Diese Beerdigung fand mit allen Ehren statt, die der Dichter verdient hatte, und mit der Unterstützung der höchsten Autoritäten der Nation. Der Wille, den Neruda vor fast fünfzig Jahren in seinem Gedicht "Disposiciones" de Canto general ausgedrückt hatte, erfüllte sich damit: "Gefährten, begrabt mich auf der Isla Negra, / vor dem Meer, das ich kenne, jede raue Stelle von Felsen/ und Wellen, die meine verlorenen Augen/ nie wieder sehen werden...." Er und seine geliebte Frau Mathilde sind auf dem gleichen Anwesen begraben, sie genießen immer einen Meerblick. 
In Valparaiso scheint wieder die Sonne, wie kann es anders sein, wenn wir verreisen. Mit der Standseilbahn fahren wir zum Mittagessen über den Dächern. Gute Köche finden wir in Santiago, denn auch das Essen heute hat uns überwältigt. Gestärkt flanieren wir durch die leichtlebig bunte Stadt. Valparaiso ist bekannt als das San Fransisco von Südamerika. Es ist eine farbfröhliche Decke aus teils verfallenen Gebäuden, die zufällig über ein paar Dutzend Cerros (Hügel) gelegt wurden, um eine chaotische Gruppe von Chaos zu schaffen, die irgendwie wunderbar funktioniert und eine harmonische Atmosphäre schafft. Die Stadt ist sauber und schmutzig zugleich. An manchen Orten ist die Straßenkunst eher wie Vandalismus, aber zum größten Teil könnten die brillant bemalten Wandmalereien in jeder Galerie platziert werden und neben den besten traditionellen Kunstwerken stehen.Egal, wo wir in Valparaiso hingehen, wir gehen einen steilen Hügel hinauf oder hinunter. Das ist die Natur der Stadt, aber es ist Teil dessen, was sie so einzigartig macht.
Auf dem Rückweg legen wir einen Stopp am beliebten Ferienort Vina del Mar ein und kehren mit zahlreichen Eindrücken zurück. 

30. Tag, 23.11.2018: Vamos a la playa – oh Copacabana

Flug nach Rio de Janeiro - 3.000 km
Brasilianer sagen oft, dass sie auf einem Kontinent und nicht in einem Land leben. Es ist eine zu entschuldigende Übertreibung. Die Landmasse ist größer als die Vereinigten Staaten, wenn man Alaska ausschließt; die Reise von Recife im Osten zur Westgrenze mit Peru ist länger als die von London nach Moskau, und die Entfernung zwischen der Nord- und Südgrenze ist etwa die gleiche wie die zwischen New York und Los Angeles. Brasilien hat keine Berge, die mit seinen Anden-Nachbarn vergleichbar sind, aber in jeder anderen Hinsicht hat es die landschaftliche und kulturelle Vielfalt, die man von einem so großen Land erwarten würde. Genau das soll der krönende Abschluss unserer Weltreise werden. 
Reiseleiterin Iolanda, echte Brazilianerin mit Feuer, Sambagefühl und einem enormen Wissen begrüßt uns mit einem warmen Lächeln. Sie und Josué zeigen uns die Copacabana bei Nacht. Eigentlich heißt die Copacabana zu Deutsch der Buckelige. Berühmt wurde der Strandabschnitt seit Fred Astaire und Ginger Rogers vor dem Copacabana Palace im Film Flying Down zusammen tantzen. Auf der Dachterrasse unseres hochstöckigen Hotels direkt in erster Strandreihe stoßen wir bei einem Caipirinha auf die bereits verlebte unvergessliche Zeit wie auch die vor uns liegende grandiose Zeit an.

31. Tag, 24.11.2018: Samba–feeling in Rio de Janeiro

Was man hat, das hat man. Um keine wettertechnischen Risiken zuzulassen, beschließen wir heute die zwei wichtigsten Höhepunkte von Rio de Janeiro zu besichtigen. Auf dem 700 Meter hohen Corcovado trohnt die berüchtigte Jesusstatue, die mit keinem anderen Land als Brasilien zu verwechseln ist. Sie wurde zum 100 jährigen Jahr der Befreiung von Portugal errichtet.
Der Corcovado ist von einem tropischen Regenwald bedeckt. Früher hatte man ihn abgeholzt, um Zuckerrohr und Kaffee anzubauen. Glücklicherweise ließ der vorausschauende Kaiser Pedro II die Begrünung durch den Regenwald anweisen. Dank diesem haben Forscher erkannt, dass das Klima um fünf Grad kühler ist, als wenn es diesen Regenwald nicht geben würde. Pedro ließ ebenfalls eine schweizer Zahnradbahn kommen. Dann arbeitete man unter Führung des Architekten Da Silva Costa neun Jahre an der Figur Christus- der Erlöser, die nicht ganz rechtzeitig zum Jubiläum fertig wurde. Das ist auch leicht zu verstehen, denn sie wiegt mehr als 100.000 Tonnen. Außerdem war sie in einem neuen: ein Art Deco, ein armweit offener Christus. Im Jahr 2007 stimmten mehr als 100 Millionen Menschen aus einer Liste von 21 Finalisten über die Neuen Sieben Weltwunder ab. Christus, der Erlöser, machte das Rennen, unter anderem zusammen mit der Großen Mauer von China, Machu Picchu und dem römischen Kolosseum. An der Oh-Kurve genießen wir die ersten Ausblicke über Rio. 200 Stufen sind noch zu besteigen, um zum Fuße der Statue zu gelangen. Einige von uns wählten den bequemeren Weg, der sich dieses Mal nicht als schnelleren erweist, denn der Fahrstuhl blieb für fünf Minuten stecken. Alles halb so wild, alle sind ganz und gesund. Brazilien ist echt, Brazilien ist auf eigener Weise aber auch charmant, spätestens als wir die wunderschöne Aussicht über die schöne Stadt erblicken, die sich zwischen azurblauem Meer und bewaldeten Bergen erstreckt. Der Staat Rio de Janeiro, der die Stadt umgibt, ist ein ziemlich junges Phänomen, das 1975 durch die Zusammenlegung des Staates Guanabara und der ehemaligen Bundeshauptstadt Rio City entstanden ist. 
Der Zuckerhut heißt im brasilianisch-protugiesischen Zuckerbrot. Er erhielt seinen Namen im 17. Jahrhundert, weil er an die kegelförmigen Blöcke aus Rohzucker erinnert, die für den Versand von Brasilien nach Portugal vorbereitet wurden. Mit der 1.400 Meter langen Seilbahn fahren wir über zwei Etappen auf seine Spitze. Der Zuckerhutberg ist nicht nur bei Touristen auf der ganzen Welt bekannt, sondern auch ein beliebtes Aushängeschild für Hollywood-Filme. Es wurde erstmals 1942 im Blockbuster-Film "Now, Voyager", dann 1979 in "Moonraker" und auch in der berühmten Cartoon-Komödie "The Simpsons" gezeigt. Aber auch bei Kletterern ist der Berg äußerst gefragt, denn es ist eines der beliebtesten und größten Klettergebiete der Welt. Wir sehen auch eine junge Dame sich für den Abstieg vorbereiten. Für einen kleinen Jungen singen wir Zum Geburtstag viel Glück und halten diesen tollen Moment mit einem privaten Gruppenfoto fest. 
All die vielen Erlebenisse müssen verarbeitet  werden. Das macht natürlich auch Hunger. So beschließt ein Teil der Gruppe am heutigen Mittag das zu machen, was die anderen Brasilianer ebenfalls an einem Samstagmittag tuen: wir essen eine Schwarze Bohnensuppe Feijoada mit geräuchterem Fleisch, Maniok, Organgen und Kohl. Damals war es das Essen für die Sklaven. Heute ist es eine aufwendige Spezialität, die einen Tag lang gekocht wird, damit sich die Aromen entfalten und nährstoffhaltig ist. Prinzessin Isabel hat die Goldenen Gesetze unterschrieben, dei Sklaverei abgeschafft und beschlossen, dass die Feijoada zum Nationalgericht wurde. Sehr lecker ist sie, aber nach diesem nahrhaftem Mittagessen werden wir wohl das Abendessen auslassen. Wir sind reif für eine Hängematte oder eine Liege am Strand der Copacabana. So bringt uns der liebe Chauffeur Josue auch noch in seinem Feierabend wohlbehalten zurück ins Hotel. 
Um unsere Gelenke zu lockern schwingen wir die Hüften beim Samba-Crashkurs und lassen uns ins Staunen versetzen bei der kulturellen Ginger-Show, die von Samba über die Kampfkunst der Sklaven Capoeira bis hin zu El Gaucho alles darbot. 

32. Tag, 25.11.2018: Tropischer Tujaca–Wald und das Alte von Rio

Wir lernen ein paar neue Gesichter kennen: Marcelo und Margarida sind Deutsch sprechende Führer und unterstützen unsere Iolanda am Vormittag für die Jeeptour durch den Tujaca-Wald, der sich auf dem Corcovado befindet. Der Wald gilt als der größte Stadtwald der Welt. Er macht 7% des gesamten Stadtgebietes aus und ist auch als die Lunge von Rio bekannt. Die Stadt zu besuchen, ohne den Wald zu sehen, ist wie nach New York City zu gehen und den Central Park nicht zu sehen. In Rio dreht sich alles um Natur, wilde Orte und schöne Aussichten. Endlich gibt es die Möglichkeit die großen Jack-Füchte mit den Stacheln zu fotografieren, Bananenblüten aus der Nähe zu beäugeln und frische Tropenwaldluft einzuatmen. 
Wenn wir schon einmal in Rio sind, dann müssen wir unbedingt das Sambadrom mitnehmen. Jährlich tanzen 12 Sambaschulen mit je 3.500 - 3.800 Tänzern auf dem 650 Meter langen Sambadrom, um den Karneval zu feiern. Iolanda tanzt selbst auch Samba in der zweiten Liga. Sie verrät uns, dass ein Kostüm zwischen 20 und 30 Tausend Real kostet, ein Vermögen für ein schönes Tanzkleid.
Wir blicken hinter die Türen der Kathedrale Metropolitana de Sao Sebastao, die als runde Kirche erbaut wurde. Der Architekt möchte damit die Gleichheit vor Gott darstellen. Sie ist im Durchschnitt 106 Meter breit und 90 Meter hoch. Unfassbare 20.000 Menschen können Platz finden. Auf der brasilianischen Champs Elise Tropical reihen sich prunkvolle Gebäude aus dem 19. Jahrhundert aneinander: das Theater, die Bibliothek, das Gemeindehaus. Schade nur, dass gerade eine Bühne aufgebaut wird, das die anmutige Kulisse ein wenig zerrt. 
Im hippen Stadtteil Lapa folgen wir den Spuren eines leidenschaftlichen Künstlers mit großem Herz. Jorge Selaróns einzigartige und lebendige Mosaikstufen stehen zu Ehren seiner Wahlheimat Rio de Janeiro. Jorge Selaron ist ein Chilene, geboren 1947. Er war ein Weltreisender, ein Maler und ein Keramikkünstler. Er bereiste die ganze Welt, Amerika, Europa und Asien und besuchte insgesamt mehr als 50 Länder. Als er 1983 in Rio de Janeiro ankam, fühlte er sich in die Stadt verliebt und beschloss, zu bleiben. Die Escadaria Selarón, 125 Meter Stufen, die mit hellen Fliesen bedeckt sind, ist ein Produkt der schieren Entschlossenheit von Selarón und sie sind eine Quelle der Inspiration für die Nachbarschaft. Zahlreiche Menschen aus aller Welt sandten ihm Fliesen zu, wir finden so auch Keramikfliesen aus Deutschland. 
Die Bürger der vierzehn Millionen Einwohner zählenden Stadt Rio de Janeiro nennen sie die Cidade Marvilhosa, zu Deutsch die atemberaubende Stadt. Wir haben eine Menge gesehen von der vielfältigen Stadt und können die Aussage nicht widersprechen.
Zum Abschlussabend nehmen viele am traditionellen Essen in einer Churrascaria teil, ein Grillerlebnis für Fleischliebhaber. Zum Dessert bringt uns das sympatische Restaurantpersonal mit der Erinnerung Germany:Brazil - 7:1 zum Lachen. 

33. Tag, 26.11.2018: Abschied von Brazilien

Flug nach London - 9.300 km
In der Nacht regnete es gewaltig, sodass das Radio einen Stau von 150 Kilometern wegen Überschwemmung durchsagte. Wir stecken zum Glück nicht im Stau, obwohl das Auschecken auch relativ chaotisch voranging, als gäbe es Stau im Computersystem. Doch unsere gute Laune lassen wir nicht trüben. Über dem Stadtteil Flamenco begeben wir uns zur historischen Straßenbahn nach Santa Teresa. Die Bahn ist bereits über 120 Jahre alt und fährt über das ehemalige Aqäudukt aus dem 18. Jahrhundert. Normalerweise nutzen es viele Einheimische um zur Schule, zur Arbeit oder vom Einkauf nach Hause zu gelangen, doch heute ist die Bahn vorrangig durch uns besetzt. Perdon, aber sicherlich nehmen die Brazilianer die Pünktlichkeit nicht so genau. Als wir doch in einen Stau geraten, hören wir den Lockführer mit einem Busfahrer diskutieren, wer nun Vorfahrt haben solle. Doch unser Lockführer beschließt der schlauere zu sein und lässt einfach die paar Meter zur Endhaltestelle aus. Wir klappen die Bänke um, schon sitzen wir in der entgegengesetzten Fahrtrichtung und kehren zurück zur Ausgangsstation. Hände drin lassen, denn die Verkehrsteilnehmer fahren sehr brasilanisch, was teilweise ist das doch Millimeterarbeit ist. 
Das Mittagessen nehmen wir im schicken Cafe Confeitaria Colombo ein. Ein hervorragendes Buffet mit Ochsenschwanz und anderen Leckerein wird begleitet von einem Pianokonzert. Wir decken uns mit duftenden Kaffeebohnen ein, verstauen auch die Havaianas vom gegenüberliegenden Geschäft und spazieren ein wenig durch einen weiteren Teil Altstadt. 
Im Bus holt sich unsere liebe Jutta eine dicke Beule, doch tapfer sagt sie: "Mein Sturz wird keinerlei Nachwirkungen haben, ich war schon vorher so." Ach Jutta, du bist wirklich ein Engel! 
Maracanã ist die unbestrittene Heimat des brasilianischen Fußballs. Das Stadion wurde umgestaltet, um die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2014 und 2016 in Rio auszurichten. Wir stehen vor ihren Toren und können uns vorstellen, wie die lokalen Teams Flamengo und Fluminense die Leidenschaft für ihre passionierten Fan-Legionen weitergeben.
Rio hat dunkle Ecken, eine große Schere zwischen Arm und Reich, aber es ist ein Land mit viel Tradition, liebenswerten Menschen, mit neuem Präsident und neuen Chancen! Wir sind beeindruckt und wünschen alles Gute für die Zukunft. 

34. Tag, 27.11.2018: Willkommen Zuhause!

Heimflug nach Berlin - 1.000 km
Wie schnell die viereinhalb Wochen doch vergehen. Ich danke Ihnen von Herzem, meine liebe Weltreisefamilie, für die unglaubliche Zeit! Keinen einzigen Tag hätte ich missen wollen, wir haben zusammen gelacht, gestaunt, manchmal ganz kurz gezankt und sind aber gemeinsam gewachsen. Ibn Battuta sagte einst: "Reisen - es macht dich sprachlos und verwandelt dich dann in einen Geschichtenerzähler." Ich hoffe, dass Sie Ihren Liebenden Zuhause zum Weihnachtsfest und zu vielen weiteren Gelegenheiten von unserer Reisegeschichte erzählen werden, die uns immer im Herzen bleiben wird. 
Ich wünsche Ihnen ein besinnliches Fest, alles erdenklich Gute, viel Gesundheit für das neue Jahr und freue mich auf ein Wiedersehen! 
Ihre Anh

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