Reisebericht: Wanderreise Pyrenäen – Naturerlebnis Andorra

03.06. – 10.06.2018, 8 Tage Wanderreise in den Pyrenäen – Vall d'Incles – Vall del Riu – Gletschertal Vall del Madriu – Grau Roig – Sorteny–Naturpark)


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Auf geht's in das Fürstentum oder auch Zwergen Staat Andorra.
Ein Reisebericht von
Isabel Zwanzig
Isabel Zwanzig

TAG 1: ANKUNFT

Der Tag startet für mich und meine Gäste früh an den Flughäfen Dresden, Leipzig und Hamburg. Wir treffen alle am Flughafen Frankfurt aufeinander - Erkennungszeichen sind die Wanderschuhe. Der frühe Flug sollte sich am Ende gelohnt haben, da ein Stromausfall doch tatsächlich den kompletten Hamburger Flughafen lahmlegen sollte. Zu dieser Zeit sind wir bereits wohlbehalten in Barcelona gelandet. Bei Nieselregen verlassen wir schnell Barcelona, denn unser Ziel sind die wunderschönen Berglandschaften von Andorra. Nach einer ca. 4 stündigen Fahrt entlang von Bergen, reißenden Flüssen und riesigen Stauseen (es hatte sehr viel geregnet) erreichen wir unser 4 Sterne Sport Village Hotel in Soldeu. Einmal kurz frische machen und schon erwartet uns unser Wander- und Bergführer Marco mit einem kleinen Sektempfang und einen kleinen Vorgeschmack auf unsere bevorstehende Wanderwoche. Anschließend lernen wir uns beim gemeinsamen Abendessen erstmal kennen.

TAG 2: IM GLETSCHERTAL VON MADRIU

Zum Warmwerden beginnen wir unsere erste Wanderung mit einem UNESCO Weltkulturerbe, dem Gletschertal Vall del Madriu. Diese 12 km moderate Wanderung führt uns durch dichte Wälder aus Kiefern, Pinien und Birken an großartige Aussichtspunkte. Die idyllische Bergwiesen laden zum Picknicken und Verweilen ein, ein Bergfluss begleitet uns mit seinem Rauschen hinab ins Tal. Die spektakulären Ausblicke auf die steil emporragenden Berggipfel, die das Tal umgeben laden immer wieder zum Innehalten und verschnaufen ein. Denn bis zum ersten Pass Coll Jovell haben wir bereits 200 Höhenmeter überwunden. Es geht bergab bis wir schließlich die Fontverd Berghütte erreichen um uns auf den idyllischen Wiesen für unsere Mittagspause niederzulassen. Nach der Stärkung treten wir entlang des Flusses unseren Weg zurück an, nochmal 200 Höhenmetern überwinden und dann kommen wir schon an unseren Startpunkt zurück.

TAG 3: TAL VON INCLES

Heute sind wir praktischerweise direkt an unserem Hotel gestartet, zunächst über einen ersten steilen Anstieg Richtung Vall d' Incles. Danach kurz verschnaufen und entspannt weiter durch eine schöne Waldpassage mit Flüssen aus Schmelzwasser vom noch immer auf der Nordseite liegenden Schnee. Immer wieder kann man bereits in das Tal hinabschauen und dem reißenden Fluss Riu d' Incles sehen. Den überqueren wir dann und es geht wieder bergauf. Auf der Südseite erwartete uns eine unerwartete Pflanzenvielfalt, der viele Regen und die nun eintreffenden Sonnenstrahlen lassen die Frühjahrsblüher aufgehen. Wir sehen weiße Narzissen (die Nationalblume Andorras), Enzian, gelber Ginster (der herrlich duftet), Vergissmeinnicht und Hornklee in verschiedenen Farben. Es folgt ein doch recht steiler Anstieg und es wird deutlich kühler. Es geht hoch hinaus auf knapp 2.300 Höhenmetern zum noch teilweise zugefrorenen Bergsee Estany de la Cabana Sorda am Fuße dem Pic de la Coma de Varillas. Hier lässt sich dann auch die Sonne blicken und wir genießen die Ruhe und frische Bergluft bei einem Brötchen und Obst. Beim Runtergehen hören wir die Laute der Murmeltiere und wer schnell genug ist, kann noch einen Blick auf sie erhaschen. Unser Weg führte uns steil bergab zurück in das Tal d' Incles und über die Straße anschließend zurück zu unserem Hotel. Da setzte pünktlich der vorhergesagte Regen ein - konnte uns aber nicht stören, wir saßen bereits bei einem Heiß- und Kaltgetränk im Trockenen zusammen.

TAG 4: WANDERUNG IM ENSAGENS TAL UND MORENO SEE

An dem heutigen Tag war uns Petrus leider nicht so gut gesonnen. Der Tag stand ganz unter dem Motto „Nass von Kopf bis Fuß". Gut ausgerüstet haben wir uns auf den Weg gemacht, für einen Wanderer gibt es kein schlechtes Wetter - so sagt man doch. Unser Weg begann an einem umzäunten Gebiet wo man sozialisierte Murmeltiere beobachten konnte, wir hatten Glück und konnten sie nicht nur hören, sondern auch sehen. Weiter ging es über grüne Wiesen mit eindeutigen Anzeichen für freilebende Pferde. Diese hatten sich an dem Tag aber wohl Schutz vor dem Regen gesucht. Über riesige Steine und kreuz und quer über Flussbette geht es langsam bergauf bis wir einen sagenhaften Blick haben (trotz grauer Wolken) und für ein paar Meter hinab zu einem grünen Bergsee wandern können. Für unsere Mittagspause haben wir uns dann ein trockenes Refugium ausgesucht. Da man aber auf knapp 2.400 Metern nicht besonders gut trocknen tut, haben wir uns lieber an den Abstieg gewagt. Nach insgesamt guten 10km erreichen wir unseren Bus. Mittlerweile hat sich der Nebel ausgebreitet und alles wirkt geisterhaft. Die Gruppe und Ich - wir freuen uns an diesem Tag auf ein heißes Bad und einen Kaffee zum Abschluss dieses regenreichen Tages. Es hat trotzdem viel Spaß gemacht und der Pflanzenwelt war es eine Freude.

TAG 5: FREIZEIT ODER FAKULTATIVE RUNDFAHRT

An dem heutigen Tag konnte man sich entweder vom Wandern ausruhen und einmal ganz entspannt den Wellness Bereich des Hotels erkunden oder mit mir und der lieben Maria auf Rundfahrt durch Andorra gehen. Erste Station war ein altes Anwesen in Ordino - das Haus vom Graf Areny-Plandolit und seiner Familie aus dem 19ten und 20sten Jahrhundert. Zu sehen gibt es vor allem das alltägliche Leben der Familie, besonders faszinierend ist die Bibliothek des Hauses mit uralten Büchern, die alle tatsächlich katalogisiert sind. Weiter Programmpunkte an diesem Tag sind noch die Likör Destillerie von Christel, wo wir verschiedene Frucht und Kräuterliköre verköstigen und eine der handgemalten Flaschen für zu Hause mitnehmen können. Die Hauptstadt Andorra La Vella darf natürlich auch nicht fehlen, ebenso ein Besuch im alten Parlament von Andorra. Hier kann man alte Sitzungsräume sowie den Gerichtssaal in Augenschein nehmen. Zum Abschluss machen wir noch einen Halt an der modernen Kirche Meritxell. Die alte Kapelle ist romanischen Ursprungs, nach einem Brand 1972 entschied man sich für einen modernen Neubau der Kirche von Andorra. Absolut sehenswert!

TAG 6: VALL DEL RIU UND PIC DE L'ESTANYO

An unserem vorletzten Wandertag erwartet uns eine 8 km Wanderung mit traumhaften Bergpanorama auf 2.100 Metern. Beim Aufstieg passieren wir ein riesiges Feld mit weißen Narzissen (lat.: Narcissus poeticus, katalanisch grandalla). Wie schon erwähnt wächst diese in Andorra wild und wird als nationale Blume betrachtet. Die Blüten haben sechs Blütenblätter, was der Anzahl der ursprünglichen Provinzen im Land entspricht. Heute sind es 7 Provinzen und findet man eine siebenblättrige Narzisse so bedeutet das Glück! Wir wandern weiter bergauf bis wir auf die gegenüberliegenden Berge des Nationalparks Valls de Comapedrosa schauen können. Hier können wir klar und deutlich den höchsten Berg Andorras bestaunen - den Comapedrosa mit sage und schreibe 2.944 m. Wir machen kurz Rast bevor es weiter Richtung Tal geht. Den Tag runden wir mit einem Besuch des Roc del Quer, einer 20 Meter langen Aussichtsplattform, ab. Hier schwebt man 12 Meter über dem Abgrund, während man hinunterschaut, kann man einzelne Kletterfreunde entdecken - die Plattform ist ein beliebtes Klettersteig Ziel. Wer nicht schwindelfrei ist, der schaut lieber in die Ferne und genießt das Panorama.

TAG 7: SORTENY NATUR PARK

Am letzten Tag unserer erlebnisreichen Andorra Reise besuchen wir den Natur Park Sorteny ganz im Norden des Landes. Der Naturpark von Sorteny ist auf Grund seiner vielen endemischen Pflanzen geschützt, unterwegs finden wir einen eigens angelegten kleinen Garten, wo man die Pflanzen in ihren verschiedensten Lebensräumen bestaunen kann. Auf unserem Anstieg scheint es wir wandern durch einen riesigen botanischen Garten, so viele verschiedene Pflanzen blühen bereits. Wir machen den Anstieg bis auf 2.278 m wo wir mit einem herrlichen (noch zu gefrorenen) Bergsee belohnt werden. Schnee ist auf unserer Reise keine Seltenheit und so können wir auch heute wieder die großartigen Kontraste der warmen Juni Sonne auf der Haut und dem Schnee Anblick genießen. Nach einer kurzen Pause geht es wieder runter zu einer bewirtschafteten Hütte. Dies ist eine absolute Seltenheit. In ganz Andorra gibt es davon nämlich nur fünf Stück - in der Sommersaison sind davon ganze zwei bewirtet. Wir haben also Glück und genehmigen uns einen Kaffee auf der Bergterrasse. Hier möchte man gar nicht mehr weg, ein Ort der Stille und des Glückes.

TAG 8: HEIMREISE

Leider heißt es heute Abschied nehmen, wir starten früh Richtung Barcelona. Der Tag hält so einige Überraschungen für uns bereit. Während wir fleißig am wandern waren, tobten in Deutschland Unwetter. Der Flugverkehr über Frankfurt geriet ins straucheln und zahlreiche Flieger mussten mit Verspätungen rechnen. So traf es auch unsere Reisegruppe. Allerdings waren wir nach der Woche tiefen entspannt, so dass wir alle einen kühlen Kopf behielten und mit dem ein oder anderen Umweg alle sicher nach Hause kamen. Es sind diese Unvorhersehbarkeiten, die einem aber die großartige Zeit in Andorra nicht mehr nehmen können. In diesem Sinne - der Berg ruft - auf zu neuen Abenteuern!

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Kommentare zum Reisebericht

Hallihallo Isabel, war Deine Reise wirklich Anfang Juni? Wenn so viele Narzissen blühen, stelle ich mir doch eher den Frühling als bessere Reisezeit vor. Oder irre ich mich?

Felizia
20.02.2020