Reisebericht: Wanderreise Pyrenäen – Naturerlebnis Andorra

09.09. – 16.09.2018, 8 Tage Wanderreise in den Pyrenäen – Vall d'Incles – Vall del Riu – Gletschertal Vall del Madriu – Grau Roig – Sorteny–Naturpark)


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In Andorra dürfte jedes Wanderer-Herz höher schlagen, denn im Herzen der Pyrenäen finden wir eine traumhafte, wilde und einsame Berglandschaft. Also psssst, nicht weiter sagen!
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

1. Tag, 09.09.2018: Anreise nach Andorra

Wir fliegen über Frankfurt/Main nach Barcelona, die Hauptstadt der spanischen Region Katalonien. Von hier fahren wir ca. 3,5 Stunden mit dem Bus nach Andorra. Der Zwergstaat liegt im Herzen der Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien. Im ganzen Land nimmt man spürbar eine gewisse Ordnung wahr, es wirkt alles äußerst gepflegt und harmonisch. Einen großen Beitrag daran trägt die einheitliche Architektur, denn es ist vorgeschrieben, dass 80% der Häuser mit Naturstein verkleidet sind. So fügen sich die Städte und Dörfer harmonisch in das Landschaftsbild ein. Am Nachmittag erreichen wir das kleine Bergdorf Soldeu und unser schönes Sport Hotel Village. Hier fühlen wir uns gleich wohl, denn mit viel Holz und einer liebevollen Einrichtung hat das Hotel eine ganz gemütliche Atmosphäre. Am Abend lernen wir bereits unseren örtlichen Wanderführer Marco kennen, der uns einen ersten Überblick über die Wandertouren gibt. Auch die Küche begeistert uns mit einem wunderbaren Buffet zum Abendessen. So geht unsere Wanderwoche in Andorra gut los.

2. Tag, 10.09.2018: Wanderung im Madriu–Tal

Unsere erste Wanderung führt uns ins Gletschertal Vall del Madriu. Als UNESCO-Welterbe ist das imposante Tal weitestgehend naturbelassen. Nach einem ersten Anstieg zum Coll Jovell wandern wir auf einem Höhenweg hinein ins Tal durch dichten Kiefernwald und über riesige Geröllfelder. Bei der Schutzhütte am Bach genießen wir die herrliche Bergwelt und unser Picknick. Am Fluss entlang wandern wir zu einer alten Siedlung in typischer Bauweise mit Granit und Schiefer-Dächern. Mit Land- und Weidewirtschaft sowie Eisengewinnung verdiente man sich einst seinen Unterhalt und lebte bescheiden im Einklang mit der Natur. Der Wanderauftakt ist gelungen und so kehren wir abschließend zufrieden auf ein Bierchen ein.

3. Tag, 11.09.2018: Wandern im Incles–Tal

Vom Himmel lacht die Sonne bereits am Morgen und wir wollen den schönen Tag natürlich aktiv nutzen. Direkt von unserem Hotel wandern wir los ins Tal von Incles. Der Wanderweg führt zunächst durch ein Waldstück, wo wir eifrig auf der Suche nach Pilzen sind. Die Tour entwickelt sich zu einer echten Pilzwanderung! Sobald wir die Baumgrenzen erreicht haben, bieten sich uns großartige Ausblicke auf die umliegenden Berge. Nur ein paar Kühe und vereinzelt einige Wanderer kreuzen unseren Weg hinauf zum Bergsee. Vor dieser fantastischen Kulisse genießen wir unser Picknick und sammeln nochmal Kräfte für den steilen Aufstieg zum Kamm Port Dret. Der Mühe Lohn sind herrliche Panoramen auf die gewaltige Bergwelt der Pyrenäen. Auf unserer Tour machen wir auch Bekanntschaft mit Andorras Fauna: die Murmeltiere bekommen wir nur zu Gehör, aber Ziegen und Gämse bekommen wir auch zu Gesicht. Unsere tierische Begleitung Selene sprintet den Gämsen hinterher, aber kehrt dann wieder brav zu Herrchen zurück. Vom Kamm geht es schließlich nur noch bergab - über Wiesen und entlang eines kleinen Baches wieder hinein in den Wald, wo wir nochmal die Augen offen halten nach Pilzen. Am Ende des Tages haben wir drei volle Tüten mit Steinpilzen im Gepäck. Mit gut 700 Höhenmetern Auf- und Abstieg haben wir uns das Zielbier mehr als verdient. Prost! Und das Abendessen schmeckt ebenfalls nochmal besser.

4. Tag, 12.09.2018: Wanderung im Naturpark Sorteny

Unser heutiges Ziel ist der Naturpark Sorteny im Norden von Andorra. Das kleine Land ist Heimat vieler einheimischer Pflanzen und Liebhaber einer alpinen Pflanzenwelt kommen hier ganz auf ihre Kosten. Gleich zu Beginn entdecken wir den kleinen botanischen Garten - im Sommer muss das ein kleines Paradies sein, wenn alles blüht! Unser Wanderpfad führt bergauf durch ein Waldstück und wir können unterwegs immer wieder Himbeeren und Heidelbeeren naschen. Weiter geht es über idyllische Bergwiesen und am Bach entlang, wo wir glückliche Kühe treffen, bis wir schließlich den schönen Bergsee erreichen, wo uns eine Herde neugieriger Pferde und Esel erwartet. Marco hat heute gleich zwei tierische Begleiter dabei: Selene und Nuuk, die beiden Wolfshunde, die voller Energie miteinander spielen. Bergab geht es über den selben Pfad... sind denn noch ein paar Beeren zum Naschen übrig? Um den Hunger zu stillen, kehren wir schließlich in der urigen Berghütte zum Mittag ein und lassen uns bewirten.

5. Tag, 13.09.2018: Andorra – Land und Leute

Heute bleiben die Wanderschuhe zu Hause und wir unternehmen eine Rundfahrt durch Andorra mit dem Bus, um Land und Leute etwas besser kennenzulernen. Unser erstes Ziel ist die Kleinstadt Ordino, die am Morgen noch recht verschlafen wirkt. Ein Schmuckstück ist das Plandolit-Museum, das uns in die Zeit des 16.-19. Jhd. zurück versetzt. In dem alten Herrenhaus verbergen sich viele Altags- und Einrichtungsgegenstände sowie Gemälde, Bücher und Kunstwerke aus der Zeit der Familie Areny-Plandolits, die die Geschichte Andorras maßgeblich beeinflusste. Danach führt uns der Weg in eine Likörfabrik, wo wir - man mag es kaum glauben - auf Sächsisch begrüßt werden. Die Auswahl ist riesig und wir können uns durch das gesamte Sortiment probieren. Prost! Bei bester Fernsicht fahren wir noch zu einem Aussichtspunkt, von wo wir einen herrlichen Blick auf die Bergwelt der Pyrenäen haben - heute sogar völlig ohne Anstrengung! Schließlich geht es nach Andorra la Vella, die höchst gelegene Hauptstadt Europas. Wir besuchen die Casa de la Vall, das ehemalige Parlamentsgebäude aus dem 16. Jhd., wo wir Eintritt in den Sitzungs- und Gerichtssaal bekommen und viel Wissenswertes zum Thema Politik im Zwergstaat erfahren. Danach bleibt noch etwas Zeit zum Bummeln und Shoppen im "Steuer-Paradies". Unser letzter Stopp ist die Kirche Meritxell in der Gemeinde Canillo. Am 08. September feierte das ganze Land seinen Nationalfeiertag zu Ehren  der lieben Frau von Meritxell. Während die ursprüngliche Kapelle im romanischen Stil erbaut wurde, erscheint der neue Kirchenbau mit seinen Bögen, Türmen und Kollonaden überdimensioniert und sehr modern. Im Innenraum können wir eine Nachbildung der Madonna-Statue finden sowie eine Miniatur-Ausstellung von Andorras romanischen Kirchen. Auf der Rückfahrt zum Hotel legen wir noch einen letzten Fotostopp an einer dieser schönen Kirchen ein und bedanken und bei unserem Reiseleiter Anthony.

6. Tag, 14.09.2018: Incles–Tal, die Zweite

Marco schlägt uns heute eine alternative Wanderung vor und da wir wissen, er kennt die Bergwelt wie seine Westentasche, haben wir vollstes Vertrauen. Inzwischen kennt er auch uns ganz gut und kann als erfahrener Wanderführer unsere Fähigkeiten beim Wandern einschätzen. Es wird ein sportlicher Tag in jeder Hinsicht. Andorra ist nämlich auch Austragungsort internationaler Sportveranstaltungen - heute und morgen ist die "vuelta" zu Gast und alle sind im Rad-Fieber. Im Winter findet der Ski-Weltcup statt im Zwergstaat und weiterhin Mountain Running und Mountain Biking Weltmeisterschaften. Da sagen wir "klein, aber oho"! Damit Marco heute rechtzeitig nach Hause kommt, bevor die "vuelta" einfährt, starten wir etwas früher als gewohnt. Und weil es im Incles-Tal so schön war, nehmen wir uns heute die andere Seite vor. An einem Gestüt beginnt unsere Wanderung in den Morgenstunden und langsam kitzeln die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel. Wir können kaum einen Weg erkennen, aber Marco führt uns zielsicher durch die felsige Landschaft. Wir passieren mehrere Bergseen, die eingerahmt sind von steilen Felswänden. Auf dem Grat erblicken wir in der Ferne eine Herde Schafe und wir fragen uns, wie die Schäfer wohl alle ihre Schäfchen wieder finden!? Es ist wieder ein fantastischer Tag inmitten der traumhaften Berglandschaft Andorras. Da wir heute etwas früher zurück am Hotel sind, bleibt Zeit für einen Besuch um Spa des Hotels oder ein Bad im Pool oder die Auffahrt mit der Seilbahn.

7. Tag, 15.09.2018: Grau Roig – Gipfelbesteigung Montmalús

An unserem letzten Wandertag werden wir nochmal zu Gipfelstürmern! Im Winter ist Grau Roig ein Eldorado für Skifahrer und für uns ist es heute ein herrliches Wandergebiet. Noch einmal begleiten uns Selene und Nuuk und bereiten uns viel Freude, wenn sie miteinander rumtoben. Als Marco uns zu Beginn den Gipfel in der Ferne zeigt, können wir noch nicht glauben, dass wir später dort oben stehen werden. Über Stock und Stein arbeiten wir uns Stück für Stück hinauf bis uns schließlich die Bergwelt der Pyrenäen zu Füßen liegt. Wir haben es auf den Montmalús auf 2.781 Meter geschafft und können ganz stolz sein. Oben gibt es ein Picknick mit Höhenluft und viele Gipfelfotos. Aber das soll es natürlich noch nicht gewesen sein - wir müssen auch wieder runter. Und hinab geht es durch eine wilde Hochgebirgslandschaft, über Wiesen und vorbei an mehreren Seen bis wir schließlich den Ausgangspunkt an der Talstation erreichen. Es war eine wunderbare Abschlusstour, die herausfordernd, aber auch ganz besonders aussichtsreich war. In unserer "Stammkneipe" verabschieden wir uns von unserem Wanderführer Marco, der uns mit ausgesprochen viel Freude und Wissen durch die Berge Andorras geleitet hat. Vielen Dank für die tollen Wanderausflüge! Und heute sind sogar unsere beiden tierischen Begleiter müde.

8. Tag, 16.09.2018: Heimreise

Nach einer erlebnisreichen Wanderwoche treten wir heute unsere Heimreise an... beziehungsweise nicht ganz - einige Gäste verlängern ihre Reise noch in Barcelona und lernen das Flair der spanischen Hafenstadt kennen. Der kleine Rest fliegt mit schönen Erinnerungen im Gepäck heimwärts.

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