Reisebericht: Wanderreise Pyrenäen – Naturerlebnis Andorra

01.09. – 08.09.2019, 8 Tage Wanderreise in den Pyrenäen – Vall d'Incles – Vall del Riu – Gletschertal Vall del Madriu – Grau Roig – Sorteny–Naturpark)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Eine wunderschöne Wanderreise durch die Bergwelt der Pyrenäen mit den schönsten Tälern entlang Dreitausender Gipfel!
Ein Reisebericht von
Isabel Zwanzig
Isabel Zwanzig

Tag 1. Benvinguts a Andorra (Ankunft in Andorra)

Andorra ist mit 468 km² das kleinste Land in Europa und gehört nicht zur Europäischen Union, aber zum erweiterten Wirtschaftsraum der EU, wie auch die Schweiz. Es liegt eingeschlossen zwischen Frankreich und Spanien inmitten der Bergkette Pyrenäen zwischen diesen großen Ländern. Rund 76.000 Einwohnern leben hier in 7 Gemeinden (Canillo, Encamp, Ordino, La Masana, Andorra la Vella (gleichzeitig die Hauptstadt), Sant Julia de Loria und Escaldes-Engordany. Die Währung ist trotzdem Euro, so dass hier kein Geld getauscht werden muss.
Wir fliegen zunächst nach Barcelona, da Andorra keinen eigenen Flughafen hat und von dort aus sind es noch rund 200 km bis zu unserem Ziel, das Sport Village Hotel in Soldeu. Auf unserem Weg fahren wir an den katalonischen Bergen Montserrats vorbei und den Vor-Pyrenäen bis wir schließlich die Grenze zu Andorra erreichen. Ein Reisetag geht damit schnell zu Ende und wir lernen uns erstmal bei einem gemeinsamen Abendessen kennen. Auf eine schöne Wanderwoche! Salud!

Tag 2. Vall d'Incles & Siscaro

Unsere erste Wanderung ist ein Rundweg, den wir praktischerweise direkt an unserem Hotel in Soldeu beginnen. Zunächst aber kaufen wir noch unser Picknick im nahegelegenen Supermarkt ein, bevor wir loskönnen und über einen ersten steilen Anstieg Richtung Vall d' Incles wandern. Eine kurze Verschnaufpause und dann entspannt weiter durch eine schöne Waldpassage. Von weit sehen wir das Refugio Siscaro, eine Berghütte zum Unterschlupf, aber wir wollen weiter hinauf. Vorbei an den beiden Bergseen Estany del Siscaro und Baix - letzterer welcher im September leider bereits ausgetrocknet ist. Der erstgenannte See leuchtet aber umso schöner in einer unglaublichen blauen Farbe mit glasklarem Wasser.
  Noch haben wir unser Ziel nicht erreicht - noch weiter hoch geht's auf knapp 2.500 m zum Kamm des Port Dret. Wir nehmen die anspruchsvolle Variante - einen steilen Anstieg, der mit einem atemberaubenden Blick über das Siscaro Tal belohnt wird. Den Abstieg machen wir dann direkt über Bergwiesen ganz entspannt zurück zum Hotel. Wir beenden den Tag gemeinsam bei einem schönen Kaltgetränk in einer Bar nahe unserem Hotel.

Tag 3. UNESCO Weltkulturerbe Vall de Madriu

Letztes Jahr hat es Petrus leider nicht so gut mit meiner letzten Gruppe und mir gemeint, denn der Tag stand ganz unter dem Motto „nass von Kopf bis Fuß". Dieses Mal sollte aber alles anders werden! Strahlend blauer Himmel und beste Aussichten erwarten uns an diesem heutigen Tag. Unser Weg begann an einem umzäunten Gebiet, in dem Murmeltiere beobachten werden konnten. Wir hatten Glück und konnten sie nicht nur hören, denn bei Gefahr stoßen sie schrille Pfeiftöne ähnlich von Vögeln aus und sind schnell verschwunden, sondern auch deutlich sehen. Weiter ging es über grüne Wiesen mit eindeutigen Anzeichen für freilebende Pferde. Diese sollten wir aber erst an den nächsten Tagen treffen, denn sie weiden in Gruppen überall in den andorranischen Bergen. Über riesige Steine und kreuz und quer über Flussbeete geht es langsam bergauf bis wir einen sagenhaften Blick über Andorra haben. Nun noch ein paar Meter hinab sind es zu dem grünen Moreno Bergsee.
  Für unsere Mittagspause wollen wir aber noch weiter zum zweiten Bergsee des Tages. Vorbei an der Berghütte Ensagents zum Estany d' Ensagents. Dieser See ist perfekt für unsere Mittagspause. Danach heißt es für uns nochmal bergauf zum höchsten Punkt des Tages: Berg El Griu mit 2.874 m. Nach unserem höchsten Punkt der Reise geht es wieder gen Tal entgegen, zurück zu unserem Ausgangspunkt. Nach insgesamt 10km erreichen wir unseren Bus. Ein zweiter herrlicher Wandertag geht zu Ende. Das Wanderbier darf danach natürlich nicht fehlen und der Wirt kennt uns ja schon. Die Stimmung in der Gruppe ist sehr gut und wir freuen uns über die Einladung zum Bier.

Tag 4. Wandern im Kessel von Pessons & Pic Montmalus

Wir starten heute Richtung französische Grenze südwestlich von Soldeu bis in das Skigebiet von Grandvalira/ Grau Roig. Es erwartet uns eine Rundwanderung hinauf zu ganz vielen malerischen Bergseen. Insgesamt gibt es in der Region von Pessons mehr als 15 große und kleine Bergseen. Wir versuchen mitzuzählen, aber irgendwann verliert man einfach den Überblick - auch viel zu schön ist die Landschaft, die sich uns bietet. Glasklare Bergseen vor einem riesigen Bergpanorama und hinter jedem weiteren kleinen Anstieg versteckt sich schon der nächste See. So schreiten wir voran bis letzten Aufstieg von ca. 100 Höhenmetern zum Pic de Montmalus (2.781 m). Von hier aus haben wir einen herrlichen Blick bis nach Spanien hinüber. Fast könnte man glauben das Meer zu sehen!
Nach einer kurzen Mittagspause am Gipfel geht es auf den Wegen, die im Winter als Skipisten dienen, dem Tal abwärts. Unser Bus wartet bereits auf uns. Aber vorher lassen wir die Wanderung gemeinsam bei einem Bier, das heute wieder einen Spender gefunden hat, im Hotel Grau Roig ausklingen. Es war eine unglaublich schöne Wanderung heute im Kessel von Pessons.

Tag 5. Sorteny Natur Park

Am Donnerstag unserer erlebnisreichen Andorrareise besuchen wir den Natur Park Sorteny (Parc Natural de la Vall de Sorteny) im Westtal von Andorra fast ganz im Norden des Landes. Der Naturpark von Sorteny ist auf Grund seiner vielen endemischen (heimischen) Pflanzen geschützt, unterwegs finden wir einen eigens angelegten kleinen Garten als Lehrpfad, der die Pflanzen in ihren verschiedensten Lebensräumen beherbergt. Wir wollen heute den Anstieg bis auf 2.278 m bis zum Bergsee machen. Da die heutige Tour nicht sehr schwierig ist und wir Zeit haben, genießen wir vor dem Aufstieg noch eine gute Tasse Kaffee oder Tee in der bewirtschafteten Hütte am Fuße des Berges. Nach der kurzen Pause geht es weiter dem Bergsee entgegen. Nach knapp 1,5h erreichen wir den See und wieder staunen wir über die Ruhe und die Schönheit des Sees. Nach einer Stärkung und kurzer Pause geht es wieder runter zur bewirtschafteten Hütte. Diesmal nehmen wir uns ausgiebig Zeit für ein Mittagsessen mit einer ausgedehnten Siesta. Die Hütte ist eine absolute Seltenheit. In ganz Andorra gibt es davon nämlich nur fünf Stück - in der Sommersaison sind davon ganze zwei bewirtschaftet. Wir haben also Glück und nutzen die Gunst der Stunden nach dem Mittagessen noch den guten Birnenkuchen des Hauses zu probieren. Hier möchte man gar nicht mehr weg, ein Ort der Stille und des Glückes.

Tag 6. Freizeit oder fakultativer Ausflug Land & Leute

An dem heutigen Tag konnte man sich entweder vom Wandern ausruhen und einmal ganz entspannt den Wellness Bereich des Hotels erkunden oder mit Maria und mir auf Rundfahrt durch Andorra gehen. Die meisten haben sich heute für „Land und Leute" entschieden. Erste Station war die Gemeinde Ordino, in der wir ein bisschen durch die Straßen des sehr überschaubaren Ortes gebummelt sind. Wir besuchen die Kirche und den Garten des Hauses vom Graf Areny-Plandolit. Das Haus stammt aus dem 17.ten Jahrhundert und stellt ein typisches andorranisches Staatshaus dar.   Weiter geht es zum Aussichtspunkt am Coll de la Botella - dem sogenannten Flaschenhals auf ca. 2.100m. Von hier aus hat man einen wunderbaren 360°-Blick auf Andorra. Danach geht es weiter in die Likör-Destillerie Huguet, in der wir verschiedene Frucht- und Kräuterliköre verköstigten dürfen und eine der handgemalten Flaschen für zu Hause mitnehmen können sowie Salami und andorranische Schokolade probieren durften. Chris, Besitzerin der Destillere und Deutsche erzählt uns ihre Geschichte und Details zu den Likören.
  Viel Zeit bleibt uns aber nicht. Ein weiterer Programmpunkt an diesem Tag steht noch an: die Hauptstadt Andorra La Vella mit Besuch des alten Parlaments. Hier kann man alte Sitzungsräume sowie den Gerichtssaal in Augenschein nehmen. Bis 2016 wurde noch im alten Parlament getagt und im Gerichtssaal Recht gesprochen. Anschließend haben wir noch Zeit für ein kleines Mittagessen und einen Stadtbummel, um die Stadt noch mehr kennenzulernen. Natürlich nutzt der ein oder andere die Gelegenheit sehr günstig Tabak, Parfüm oder anderes einzukaufen. Man muss dazu wissen, dass Andorra auch ein Steuerparadies ist. Die Mehrwertsteuer beträgt bspw. nur 4,5%!
Als Abschluss machen wir noch einen Halt an der modernen Kirche Meritxell. Die alte Kapelle ist romanischen Ursprungs, nach einem Brand 1972 entschied man sich für einen modernen Neubau der Kirche von Andorra. Absolut sehenswert diese neue offene, helle und lichtdurchflutete Architektur! Das Ziel des Architekten war, die Natur einzubinden und aus jedem Blickwinkel in der Kirch kann man die Natur sehen. Einfach gelungen!

Tag 7. Durch das Vall del Riu zum Fuße des Pic de l'Estanyo

Am letzten Tag unserer Reise wollen wir in Nordwesten und gehen die längste Tour unserer Reise an. Wir fahren bis El Plans und starten unsere Wanderung oberhalb von Arinsal. Weiter bergauf geht es bis wir auf die gegenüberliegenden Berge des Nationalparks Valls de Comapedrosa schauen können. Hier können wir klar und deutlich den höchsten Berg Andorras bestaunen - den Comapedrosa mit sage und schreibe 2.947m sowie den zweithöchsten Berg Pic de l'Estanyo mit 2.915m. Nach ein paar kurzen Pausen geht es weiter hoch hinauf zum Bergsee Estany Gran de la Vall del Riu. Hier machen wir unsere Mittagspause und genießen die Aussicht auf den See bei unserer letzten Wanderung in Andorra. Danach heißt es für uns noch ein wenig Anstrengung wie über eine Staumauer balancieren und ein paar Felsen hinauf klettern zum höchsten Punkt des Tages. Von hier lassen wir noch einmal den Blick über die wunderschönen Pyrenäen Andorras schweifen. Ein krönender Abschluss einer wunderschönen Wanderwoche mit einer großartigen Truppe.

Tag 8. Heimreise

Leider heißt es heute wirklich Abschied nehmen. Wir starten am späten Vormittag Richtung Barcelona. Heute am 8. September ist National Feiertag in Andorra und das heißt, alle Straßen sind festlich geschmückt, die Flagge gehisst, Polzisten haben ihre Ausgehuniform mit weißen Handschuhen angezogen und ganz viele Andorraner pilgern zu der Hauptkirche Meritxell, um ihrer Schutzpatronin des Landes zu ehren. Mit Stau an der Grenze ist also zu rechnen und wir erreichen trotzdem pünktlich den Flughafen Barcelona. Von dort aus fliegen nach München oder Frankfurt. Der ein oder die andere bleiben einfach noch ein paar Tage in der katalanischen Hauptstadt. Wir erreichen alle unsere Zielflughäfen on time und sicher, manche ihr Endziel aber spät. Es war mal wieder eine großartige Reise mit einer kleinen, aber sehr harmonischen und fröhlichen Gruppe! Unser Glück mit dem Wetter hat sicherlich auch dazu beigetragen. Immer wieder gerne! Hasta Proxima!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht