Reisebericht: Rundreise Argentinien & Brasilien in kleiner Reisegruppe

20.10. – 07.11.2023, 18 Tage Rundreise in Südamerika: Buenos Aires – Ushuaia – Beagle–Kanal – Feuerland – Patagonien – Perito Moreno–Gletscher – Salta – Zug in die Wolken – Purmamarca – Cafayate – Iguazu–Wasserfälle – Rio de Janeiro


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
4987 Kilometer trennen La Quiaca, ganz im Norden, von Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt - diese enorme Ausdehnung macht Argentinien zu einem der Länder mit der reichsten kulturellen Diversität und den atemberaubendsten Naturwundern der Erde. Ergänzt wird diese abwechslungsreiche Reise noch durch einen Besuch in Rio de Janeiro, eine der wohl aufregendsten

Städte Südamerikas. Kommen Sie mit und überzeugen Sie sich selbst!
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

20.10.2023 Abflug nach Buenos Aires

Aus den verschiedensten Ecken Deutschlands treffen wir am Abend am Abfluggate in Frankfurt am Main zusammen, um gemeinsam in unser Südamerika-Abenteuer zu starten. Etwas verspätet hebt unsere Maschine gegen 22:30 Uhr gen Westen ab um uns in etwa 13 Stunden nach Buenos Aires, die weltbekannte Metropole am Rio de la Plata, zu bringen.

21.10.2023 Ankunft in Buenos Aires

Gegen 7 Uhr morgens argentinischer Ortszeit erreichen wir den internationalen Flughafen Ezeiza, passieren recht schnell und problemlos gemeinsam die Einreisekontrollen und nehmen unser Gepäck in Empfang. Im Ankunftsbereich erwartet uns dann auch schon unsere örtliche Reiseleiterin Inés, die uns schon während der Busfahrt ins Zentrum mit den wichtigsten Informationen über die argentinische Hauptstadt versorgt.
Unser erster Stopp ist unser Hotel mitten im Herzen der Stadt. Wir erledigen schon einmal die bürokratischen Formalitäten, machen uns frisch und stellen unser Gepäck unter, bevor wir dann zur Erkundungstour durch Buenos Aires starten.
Den ersten Weg erledigen wir zu Fuß, denn es ist nicht weit bis zum Hauptplatz, der Plaza de Mayo. Am ältesten Platz der Stadt befinden sich die wichtigsten Gebäude des Landes: die Landes-Kathedrale Santísima Trinidad, der letzte argentinische Wirkungsort des aktuellen Papstes Franziskus und der Präsidentenpalast - im Volksmund Casa Rosada. Wir lernen ebenfalls einiges über die Geschichte des Landes und welches Leid die siebenjährige Militärregierung in den 70er und 80er Jahren über das Volk gebracht hat. Zu erkennen ist das heute noch an den aufgemalten Kopftüchern am Boden. Diese stehen für die zahlreichen Mütter, die für die Aufklärung des Verschwindens ihrer Kinder demonstrierten.
Nach einer kleinen Kaffeepause geht es für uns weiter durch das beliebte Viertel San Telmo, wo am Wochenende die Straßen von kleinen Marktständen gesäumt sind. Wir legen einen Stopp ein an der Markthalle aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. Hier werden Antiquitäten, Souvenirs und vor allem jede Menge leckeres Essen angeboten – ein bisschen gemein, wenn der Magen sich so langsam bemerkbar macht. Vor der Mittagspause geht es jedoch für uns noch ins bunte Herz der Stadt.
Das Viertel La Boca gilt als Geburtsstätte des Tangos und ist die Heimat des wohl bekanntesten Fußballvereins Argentiniens, dem Club Atlético Boca Juniors, der Talente wie Diego Maradona und Lionel Messi zu Weltstars machte. Bei einem Spaziergang haben wir die Gelegenheit das Hafenviertel, das seinen Namen der Lage an der Mündung des Riachuelo Flusses in den Río de la Plata verdankt, genauer zu besichtigen. Besonders ikonisch sind die bunt bemalten Häuser aus abgewracktem Schiffsblech, dem günstigsten Baustoff, den die ärmlichen italienischen Einwanderer gegen Ende des 19. Jahrhunderts zur Verfügung hatten. Heute sind die farbenfrohen Häuser natürlich Teil des Images und der Stadtteil ist längst zum modernen Künstlerviertel geworden.
Unsere Mittagspause verbringen wir ebenfalls nahe des Wassers, im neu gestalteten Stadtteil Puerto Madero. Im Restaurant „Estilo Campo“ vertilgen die meisten von uns heute ihr erstes argentinisches Steak – und auch die Vorspeisen und Beilagen sind nicht zu verachten.
Zum Abschluss unserer Stadtrundfahrt geht es dann über die Avenida 9 de Julio, vorbei am Obelisken und dem Teatro Colón in Richtung des Stadtteils Palermo. Hier bekommen wir neben Luxusgeschäften und hübschen Stadtvillen auch die grüne Lunge Buenos Aires zu sehen. Gleichzeitig wird uns auch deutlich, wie groß die sozialen Unterschiede hier in der Stadt sind, denn vieles von dem, was wir sehen, ist nur zugänglich für diejenigen, die es sich leisten können.

Zurück im Hotel können wir dann auch unsere Zimmer beziehen und die meisten von uns sind froh, nun eine kleine Siesta machen zu können. Am frühen Abend treffen wir uns dann noch einmal – Hunger haben wir noch nicht wieder, aber wir entschließen uns, auf der Dachterrasse eines nahegelegenen Hotels einen Cocktail zu trinken und gemeinsam auf eine hoffentlich schöne und ereignisreiche Reise anzustoßen.

22.10.2023 Freizeit in Buenos Aires und argentischer Tango

Am nächsten Morgen können wir ein wenig ausschlafen und dann gemütlich das Frühstücksbuffet unseres Hotels genießen. Danach schlendern wir dann gemeinsam noch einmal in Richtung Plaza de Mayo und weiter durch das Viertel San Telmo. Es ist relativ ruhig heute Morgen. Zum einen ist Sonntag, zum anderen finden heute die Präsidentschaftswahlen statt und die Einheimischen sind beschäftigt. Wir wollen uns noch einmal in Ruhe die Markthalle in San Telmo ansehen und die Atmosphäre genießen, danach erkunden einige die Stadt auf eigene Faust weiter, andere spazieren noch gemeinsam über die Floh- und Künstlermarkt.
Am Nachmittag bietet es sich an, mit dem „Hop-on, Hop-off“- Bus nochmals eine Runde durch die Stadt zu drehen – es gibt schließlich noch so viel zu sehen.

Am Abend geht es dann noch einmal nach La Boca zum berühmten Tango Lokal „La Ventana". Hier wird uns zunächst angeboten von professionellen Tänzern einige Tango-Grundschritte zu lernen. Wir beobachten das Geschehen jedoch lieber aus sicherer Entfernung und begutachten die Leistungen der eifrigen Tanzschüler und Tanzschülerinnen.
Später wir uns in sehr schönem Ambiente ein schmackhaftes Drei-Gänge Menü inklusive Wein serviert, anschließend beginnt die knapp zweistündige Tango-Show. Die Vorführung ist sehr kurzweilig und professionell. Neben dem berühmten Tango räumt das Programm auch Platz für die traditionelle Musik der Andenvölker sowie die Traditionen der Gauchos ein.

Spät geht es heute ins Bett und wir müssen besonders schnell schlafen, denn am nächsten Morgen ist sehr zeitiges Aufstehen gefordert.

23.10.2023 Eine Reise ans Ende der Welt und eine Schifffahrt auf dem Beagle Kanal

Schon früh werden wir von Inés in unserem Hotel abgeholt und fahren gemeinsam zum Stadtflughafen von Buenos Aires J. Newbery, von wo aus hauptsächlich die Fluggesellschaft Aerolineas Argentinas startet. Der kurze Weg zum Flughafen ist so früh morgens schnell geschafft, der Check In sehr unkompliziert und die Sicherheitskontrollen relativ übersichtlich - und ehe wir uns versehen, sitzen wir auch schon im Flugzeug ans Ende der Welt.
Ushuaia ist die südlichste Stadt der Erde und liegt, nur noch etwa 1200 Kilometer von der Antarktis entfernt, auf der Insel Feuerland eingebettet in die zerklüfteten Fjorde und Inseln Chiles.
Wir landen bei herrlichem Sonnenschein und manch einer wundert sich, dass es in Südpatagonien überhaupt so schönes Wetter geben kann. Am Flughafen empfängt uns unsere örtliche Reiseleiterin Nadia und begleitet uns zu unserem Hotel, was zentral am Ende der Hauptstraße San Martín liegt. Nach dem Check In haben wir noch ein wenig Zeit, um eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen, bevor wir zum Hafen von Ushuaia fahren. Hier starten in der Sommersaison die Expeditonskreuzfahrten in die Antarktis – wir allerdings machen heute „nur“ eine Panoramafahrt auf dem Beagle Kanal, der die Grenze zwischen Argentinien und Chile markiert.
Mit einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge der Anden fahren wir auf die ruhige See hinaus. Wir können auf den kleinen vorgelagerten Inseln eine Menge Kormorane sehen – von weitem könnte man fast meinen, dass es Pinguine seien – zumindest solange bis einer davonfliegt. Auch riesige Kolonien von Pelzrobben sind hier zu Hause und liegen bei diesem schönen Wetter in der Sonne um sich zu wärmen. Unsere Schifffahrt führt uns auch zur sogenannten Vogelinsel, wo wir von Bord gehen und die Landschaft genießen dürfen, und zum Faro Les Éclaireurs, einem 11 Meter hohen Leuchtturm, dem Wahrzeichen Ushuaias.

Am Abend besuchen wir gemeinsam eines der vielen Restaurants, die auf Fisch und Meeresfrüchte spezialisiert sind. Schwarzer Wolfsbarsch und Königskrabbe sind die typischen Gerichte in Ushuaia und landen heute auch bei den meisten von uns auf den Tellern. Wir genießen die urige Atmosphäre in dem kleinen Restaurant und lassen den Abend gemütlich ausklingen.

24.10.2023 Feuerland Nationalpark

Nach dem Frühstück geht es gemeinsam mit unserer Reiseleiterin Nadia in den Feuerland Nationalpark. Das 630 km² große Naturschutzgebiet wurde 1960 gegründet mit dem Ziel die subarktischen Wälder zu schützen. Auf der Fahrt erzählt uns Nadia schon eine ganze Menge zu ihrer Wahlheimat Ushuaia und zur Geschichte Feuerlands. Unterwegs halten wir an der Bahnstation der Ferrocarril Austral Fuegino, gerne auch der „Zug am Ende der Welt“ genannt. Auf die Initiative privater Investoren hin fährt hier seit 1994 wieder ein kleiner Dampfzug auf einem Teil der Schmalspur die einst Ushuaia mit dem Waldgebiet im heutigen Nationalpark verbunden hat. Die Gefangenen des Gefängnisses in Ushuaia wurden täglich hier hinaus gebracht um Holz zu schlagen, welches anschließend mit dem Zug in die Stadt transportiert wurde. Am Bahnhof werden wir zunächst einmal von einem Pferd begrüßt, das wie selbstverständlich vor dem Gebäude steht und plötzlich, wie bei Pipi Langstumpf, die Treppe hinauf stolpert und vor dem Eingang steht. Gleichzeitig kommt uns allen ein Gedanke: „Da steht ein Pferd auf dem Flur...“.
Einige von uns möchten gerne mit dem Zug fahren und so teilen wir kurzerhand die Gruppe. Ein Teil fährt mit Nadia und dem Bus weiter zum Nationalpark, der andere fährt mit dem Zug.
Nach etwa einer Stunde treffen wir uns dann wieder und setzen die Fahrt gemeinsam fort.
Nach wenigen Minuten steigen wir dann aus und machen einen Spaziergang durch den Wald, wo uns unsere Reiseleiterin über die Flora und Fauna des Nationalparks informiert. Zu Fuß geht es dann weiter zur Lapataia Bucht, wo auch die Nationalstraße 3 endet – und damit auch die Panamericana.
Zum Mittagessen fahren wir ein kleines Stück mit dem Bus zum Restaurant Alakush, wo wir ein sehr leckeres Menü serviert bekommen. Danach haben wir wieder Energie für einen weiteren Spaziergang. Wir gehen entlang des Lapataia Flusses bis zum Acigami See. Unterwegs haben wir die Möglichkeit Magellangänse aus der Nähe zu betrachten und die wunderbare Aussicht bei herrlichem Wetter zu genießen. Durch den Lago Acigami verläuft auch die Grenze mit Chile, also fast in greifbarer Nähe, es gibt jedoch keine direkte Verbindungsstraße im Nationalpark.

Am frühen Nachmittag kehren wir zurück nach Ushuaia und haben die Möglichkeit, die Stadt noch ein wenig auf eigene Faust zu erkunden. Es bietet sich ein Besuch im Gefängnis-Museum oder im Museum am Ende der Welt an. Natürlich ist es auch ein absolutes Muss, in der Touristeninformation vorbeizuschauen und sich einen Passstempel vom Ende der Welt abzuholen.

25.10.2023 Flug nach El Calafate und Laguna Nimez

Im Ankunftsbereich empfängt uns unser Reiseleiter Claudio, auch Gringo genannt, und begleitet uns anschließend mit Fahrer Carlito zu unserem Hotel „Los Canelos". Begrüßt werden wir außerdem von einem authentischen patagonischen Sturm, der in unserer Unterkunft für einen Stromausfall gesorgt hat.
Zum Essen bekommen wir allerdings trotzdem etwas und wir sind begeistert von dem großzügigen Wintergarten, von wo aus man eine unbeschreibliche Aussicht auf die Berge und den Lago Argentino, den größten See des Landes, hat.
Am Nachmittag holt uns Claudio dann wieder ab und wir besuchen gemeinsam die Laguna Nimez. In dem kleinen Naturschutzgebiet lassen sich normalerweise jede Menge verschiedene Vogelarten beobachten, doch naturgemäß suchen die meisten von ihnen heute Schutz vor dem starken Wind. Nichtsdestotrotz genießen wir den Spaziergang durch die Natur und können auch einige Magellangänse und Flamingos entdecken.
Den späten Nachmittag nutzen die meisten von uns, um den Ortskern von El Calafate zu entdecken. Was als winziger Zwischenposten auf der Wollroute zwischen den verschiedenen Estancias und dem Hafen von Rio Gallegos am Atlantik begonnen hat, ist heute zu einer für Patagonien recht beachtlichen Stadt mit ungefähr 30.000 Einwohnern gewachsen. Heute lebt man nicht mehr von der Schafzucht, sondern vom Tourismus und El Calafate ist ein lebendiges Zentrum für Reisende aus der ganzen Welt geworden.
Am Abend treffen wir uns im Hotel wieder uns lassen den Abend gemütlich bei einheimischem Bier ausklingen.

26.10.2023 Los Glaciares Nationalpark: Perito Moreno

Am nächsten Morgen erwartet uns eines der großen Highlight der Reise, wir fahren zum Perito Moreno Gletscher, einem der letzten mehr oder weniger stabilen Gletschern der Erde. Gemeinsam mit Claudio und unserem Fahrer Carlito geht es auf in Richtung Nationalpark Los Glaciares. Der Weg führt uns zunächst entlang des Lago Argentino, der mit seinen 1.415 Quadratkilometern dreimal so groß ist wie der Bodensee. Wir können auch schon die ersten Eisberge entdecken, die allerdings nicht vom Perito Moreno, sondern vom Upsala Gletscher kommen. Als wir den Nationalpark erreicht haben dauert es nicht lange, bis vor uns die Südseite des Perito Moreno Gletschers auftaucht - schon der erste Anblick ist beeindruckend. Nach einem kurzen Fotostopp geht es für uns zunächst einmal zum nahegelegenen Hafen. Wenig später fahren wir schon über den türkisblauen Lago Argentino, direkt an die Eiskante des Gletschers heran. Bis zu 60 Meter türmen sich die Eismassen vor uns auf und beeindrucken uns mit ihren Farbschattierungen, die von Weiß bis zu sattem Blau reichen - ein Anblick der wirklich nicht in Worte zu fassen ist.
Weiter geht es anschließend mit dem Bus zur Nordseite des Gletschers. Hier kann man den Perito Moreno von etwas weiter entfernt überblicken und entlang bequemer Wege die Schönheit der Natur in aller Ruhe genießen. Bei herrlichem Wetter werden wir immer wieder werden wir Zeugen wie der Gletscher kalbt, das heißt wie kleine oder größere Brocken mit lautem Getöse von der Eismasse abbrechen und herunter in den See stürzen. Sogar eine der selteneren Basiskalbungen dürfen wir erleben. Hier bricht ein gewaltiges Stück des Gletschers unter Wasser ab und taucht dann mit gewaltigem Getöse an der Wasseroberfläche auf - ein beeindruckendes Schauspiel, an dem man sich kaum sattsehen kann. Wir verbringen viel Zeit auf den zahlreichen Wanderwegen vom Gletscher und genießen die Aussicht in vollen Zügen.
Gegen Nachmittag kehren wir nach El Calafate zurück und sind schon jetzt voller Vorfreude auf den nächsten Tag. Nach einer ausgedehnten Pause geht für diejenigen, die noch ein bisschen Energie aufwenden können, noch zum Abendessen ins nahegelegene Parilla-Restaurant La Tabilita. Hier kann man unter anderem patagonisches Lamm probieren, für viele eine echte Delikatesse. Als Nachtisch gibt es Eis mit Calafate - Sauerdornbeeren – ein hiesiges Sprichwort besagt, wenn man diese gegessen hat, dann wird man auch wieder nach Patagonien zurückkommen.

27.10.2023 Los Glaciares Nationalpark: Upsala und Spegazzini Gletscher

Obwohl wir wieder einmal sehr früh aufstehen müssen sind alle bester Dinge. Heute geht es noch weiter hinein in den Nationalpark. Auf dem Programm steht heute der fakultative Ausflug zum Upsala und zum Spegazzini Gletscher. Auf der etwa 45-minütigen Fahrt zum Hafen Punta Bandera begleitet uns Reiseleiterin Sisi und erzählt uns eine Menge über die Besiedelung Patagoniens im Beginnenden 20. Jahrhundert und das einsame und entbehrungsvolle Leben, das die Pioniere auf den riesigen Estancias geführt haben.
Vom Hafen aus geht es für uns dann mit einem Katamaran etwa eineinhalb Stunden lang über den mitunter sehr unruhigen Lago Argentino. Je weiter wir Richtung Norden vordringen, desto mehr Eisberge können wir sehen - und sie werden immer größer. Dann können wir den ersten Blick auf den 50 Kilometer langen Upsala-Gletscher erhaschen. Sein Ende liegt auf dem See auf, was dazu führt, dass durch Bewegung und Temperaturunterschiede des Wassers immer wieder große Eisberge kalben können, die dann sehr lange und mitunter auch weit auf dem Wasser treiben. Wiederum ein unglaubliches Naturschauspiel. Aufgrund der großen Aktivität durch Kalbungen und Erdrutsche im gesamten Gebiet des Upsala-Kanals darf kein Schiff näher als 12 Kilometer an den Gletscher heran.
Nach einer ausgedehnten Fotopause fahren wir nun in den südlich gelegenen Spegazzini-Kanal. Hier kann man an den Bergwänden mehrere Hängegletscher entdecken. Bevor wir uns jedoch dem Spegazzini-Gletscher nähern, legen wir am Refugio eine Pause ein. Ein kleiner Wanderweg führt über mehrere Aussichtsterrassen zum Gebäude, in dem sich auch eine Cafeteria befindet wo wir unsere Mittagspause verbringen. Wir haben Glück, denn pünktlich zum Ende der Mittagspause reißt der Himmel auf und wir bekommen die ersten Sonnenstrahlen des Tages ab. Der Gletscher ist nun von weitem wunderbar angestrahlt und bietet ein herrliches Fotomotiv. Mit dem Katamaran nähern wir uns nun der Abbruchkante und können auch hier das wunderbare Farbenspiel der Eismassen bestaunen. Auch hier legen wir natürlich wieder einen ausführlichen Stopp ein und schießen hunderte Fotos.
Anschließend geht es dann über den nun etwas ruhigeren Lago Argentino wieder zurück nach Punta Bandera.
Auch wenn der Tag sehr lang und auch ein wenig anstrengend war, sind wir uns einig darüber, dass uns das südliche Patagonien tief beeindruckt hat. Den Abend verbringen wir beim gemeinsamen Essen in unserem Hotel, denn wir haben keine allzu große Lust noch weit zu laufen und wollen die schöne Aussicht auf den Lago Argentino vom Wintergarten aus noch ein wenig genießen.

28.10.2023 Weiterreise nach Norden

Heute ist der erste Tag, an dem wir eigentlich nur damit beschäftigt sind von A nach B zu fliegen. Wir wollen vom südlichen Patagonien in den äußersten Nordwesten Argentiniens – leider nicht ohne einen ausgedehnten Stopp am Regionalflughafen von Buenos Aires. Von Reiseleiterin Marian und unserem Fahrer Carlito werden wir nach dem Frühstück abgeholt und zum Flughafen von El Calafate gebracht. Hier ist der Check in schnell erledigt und wir haben noch Zeit gemütlich einen Kaffee zu trinken bevor wir dann den dreistündigen Flug nach Buenos Aires antreten.
Zur Mittagszeit erreichen wir den uns schon bekannten Flughafen und vertreiben uns die Wartezeit mit Pizza und dem Austausch der bisherigen Reiseeindrücken.
Am frühen Abend treten wir dann unseren zweiten Flug an, der uns in die sechstgrößte Stadt Argentiniens, nach Salta, bringt. Am Flughafen werden wir von Reiseleiterin Cristina und unserem Busfahrer Rodrigo begrüßt. Die beiden stapeln meisterhaft unser Gepäck in den kleinen Kofferraum und auf die Rückbank unseres Busses, dann geht es los ins Stadtzentrum zu unserem Hotel. Auf dem Weg bekommen wir eindrücklich zu sehen, wie sich die Inflation hier bemerkbar macht. Am letzten Wochenende des Monats reihen sich die Autos in elendig langen Schlangen an den Tankstellen – jeder möchte noch einen vollen Tank ergattern bevor am Monatsersten wieder die Preise steigen. Dafür steht man hier gut und gerne drei Stunden, erklärt uns Cristina. Uns wird einmal mehr bewusst, das wir uns in Deutschland doch auf einem ganz anderen Niveau beschweren.
Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir unser Hotel „Altos de Balcarce“ und beziehen müde unsere Zimmer für die nächsten zwei Nächte, denn uns steht wieder eine kurze Nacht bevor...

29.10.2023 Quebrada de las Conchas und Cafayate

Unser heutiger Ausflug beginnt früh, denn die Straßen hier im Nordwesten sind nicht so, wie wir es bisher kennengelernt haben. Für die 200 Kilometer nach Cafayate werden wir mindestens drei Stunden brauchen.
Der erste Teil der Strecke aus der Stadt hinaus ist nicht so spannend, dann fahren wir hinein in das Lerma-Tal, wo viel Rinderzucht betrieben wird, und passieren diverse Städte und Dörfer, bis sich die Landschaft langsam ändert. Die Häuser werden weniger und es grünt etwas mehr. Dann ändert sich die Landschaft abermals und wir erreichen die Muschelschlucht, die Quebrada de las Conchas. Begleitet werden wir nun vom Muschelfluss und um uns herum erheben sich Berge, die sich teilweise in tiefes rot gefärbt haben. Immer wieder halten wir für Fotostopps, um die Gesteinsformationen für die Erinnerung bildlich festzuhalten. Eine etwas größere Pause legen wir an der sogenannten Teufelsschlucht ein. Wir gehen einen kurzen Pfad entlang und befinden uns dann vor einer riesigen Gesteinswand. Wir sind fasziniert von der Landschaft, die sich doch so grundlegend unterscheidet von dem, was wir bisher in Argentinien gesehen haben.
Gegen Mittag erreichen wir das Weinbaugebiet von Cafayate, wo wir in der Bodega Viñas de Flor ein köstliches Mittagessen mit den passenden Weinen serviert bekommen und im Anschluss natürlich auch das Weingut und den Keller besichtigen dürfen.
Am Nachmittag geht es dann auf dem gleichen Weg zurück Richtung Salta, jedoch natürlich nicht ohne weitere Stopps, denn um diese Tageszeit sieht alles aufgrund der verschiedenen Beleuchtung noch einmal anders aus.
Wir besuchen schließlich noch das sogenannte Amphitheater, eine Art Höhle mit offener Decke. Eine Freiwillige aus unserer Gruppe gibt eine kleine Gesangseinlage zum Besten, sodass wir den besonderen Klang und das das Echo in der Schlucht demonstriert bekommen.
Am Abend kommen wir geschafft aber zufrieden zurück nach Salta. Die Temperaturen von fast 40 Grad waren doch recht ungewohnt nach unserer Zeit in Patagonien, so sind wir froh noch ein kühles Getränk und danach die Klimaanlage in unseren Zimmern genießen zu können und uns für den nächsten Tag auszuruhen.

30.10.2023 Quebrada de Humahuaca und Purmamarca

Nach dem Frühstück verlassen wir die Stadt Salta Richtung Nordosten. Die ersten Kilometer führen uns auf der Autobahn in die Nachbarprovinz Jujuy. In der Hauptstadt San Salvador de Jujuy legen wir einen kleinen Versorgungsstopp ein. Cristina erzählt uns, dass es aufgrund mehrerer Begebenheiten kaum noch touristisch interessante Sehenswürdigkeiten in der Stadt gibt. Der erste Grund ist ein Erdbeben, das viele alte Häuser aus der Kolonialzeit zerstört hat, der zweite Grund hängt mit dem Unabhängigkeitskrieg Argentiniens zusammen. General Manuel Belgrano ließ die Stadt aus strategischen Gründen niederbrennen, um die Spanier an ihrem Fortschreiten Richtung Süden zu hindern. Als Dank für die Kooperation wurde der Stadt 1812 die erste Nationalflagge Argentiniens als Geschenk überreicht.
Cristina erzählt uns auf dem weiteren Weg noch viele Geschichten mehr über den Befreiungskrieg und dessen Helden. Unsere Fahrt führt uns nun hinein in das Weltnaturerbe der Quebrada de Humahuaca, die vor allem durch ihre verschiedenfarbigen Felsformation besticht.
Am späten Vormittag erreichen wir dann das Dorf Purmamarca, in dem wir heute auch übernachten werden. Noch bevor wir den Ort erreichen sehen wir schon die größte Attraktion: eine Felsformation, die sich der siebenfarbige Hügel nennt. Wenn man genau hinsieht, haben die 600 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten jedoch noch viel mehr als nur sieben Farben. Nach einem Fotostopp am Ortseingang legen wir eine Pause im Zentrum ein. Wir haben die Gelegenheit noch etwas über den Markt zu schlendern oder auf einen kleinen Aussichtspunkt zu steigen, um noch den Hügel der sieben Farben bei bestem Licht zu betrachten.
Anschließend fahren wir weiter in Richtung Humahuaca. Wir sind fasziniert von dem Naturschauspiel, das sich uns auf der Fahrt bietet. Unterwegs halten wir in Tilcara, wo wir die Überreste einer Festung der Ureinwohner, der Omaguaca, sehen können. Cristina erzählt uns, dass man anhand der großen Kakteen, der Cardones, ausmachen kann, wo sich früher Siedlungen befunden haben – denn die Samen der Kaktusfrüchte müssen verdaut werden, um erfolgreich aufzugehen...
Bevor wir Humahuaca erreichen, machen wir noch einen Abstecher in ein Dörfchen namens Uquía, dessen kleine Kirche geschmückt ist durch zahlreiche Kunstwerke von Malern der sogenannten Schule von Cusco. Es ist äußerst amüsant wie sich die Künstler damals Engel vorgestellt haben – sie sehen aus wie Spanier, mit Gewehren bewaffnet – damit sie auf die Gläubigen aufpassen können – und mit den Flügeln von Flamingos.
Humahuaca selbst ist zwar im Kolonialstil gebaut, allerdings besonders bekannt ist die Stadt für ihren langen Kampf gegen die spanischen Eroberer und das macht sich auch bei der Bevölkerung bemerkbar: die meisten Einwohner hier stammen von den Ureinwohnern ab. Daher ist unser Mittagessen heute auch sehr traditionell. Im Restaurant „Pachamaka“ probieren wir veschiedene Sorten Mais und Kartoffeln, Lama und Quinoa. Den meisten für uns gefällt dieser kleine kulinarische Exkurs und die Abwechslung im Speiseplan. Nach dem Essen haben wir dann noch Zeit ein wenig durch die engen Gassen zu spazieren, bevor wir uns dann auf den Weg zurück nach Purmamarca machen.
Unterwegs halten wir noch am Wedekreis des Steinbocks, sowie im Dorf Maimara: dort haben die Felsen aufgrund ihrer Farbigkeit und der Anordnung den Namen „Malerpalette“ bekommen.
Am frühen Abend erreichen wir dann unser gemütliches Hotel „Marques de Tojo". Wir haben nun Zeit noch einmal in Ruhe durch den Ort zu schlendern und nach Provinant für den nächsten Tag und Souvenirs Ausschau zu halten.
Beim Abendessen im Hotel lassen wir dann später den Tag mit vielen neuen Eindrücken ausklingen.

31.10.2023 Salinas Grandes und Zug in die Wolken

Unser Tag beginnt heute wieder sehr früh, denn wir haben einen ganz besonderen Zug zu erwischen: den Zug in den Wolken. Um dorthin zu gelangen, geht es für uns jedoch zunächst einmal mit unserem Bus nördlich aus der Quebrada Humahuaca hinaus und auf die Passstraße Cuesta de Lipán. Die Nationalstraße 52 bringt uns hier von ungefähr 2.000 Metern in nur 30 Kilometern auf 4.170 Meter über dem Meeresspiegel - dafür muss man gut ausgerüstet sein: das heißt sehr viel Trinken, mit gutem Gewissen Süßes essen und, wer möchte, es den Einheimischen gleich tun und Coca-Blätter kauen. Tatsächlich hat dies nichts mit Drogenkonsum zu tun, auch wenn die Nachfahren der Inka den Coca-Blättern eine heilende Wirkung für so gut wie alles nachsagen und auch unser Fahrer Rodrigo den ganzen Tag fleißig Grünzeug in seine Backen steckt.
Auch auf dieser Strecke haben wir im Morgenlicht herrliche Aussichten auf die verschiedenen Felsformationen der Schlucht während wir langsam die Serpentinenstraße nach oben fahren.
Auf dem Weg entdecken wir die ersten Guanacos und Vicuñas, die wilden Cousins der domestizierten Lamas, und nähern uns langsam den Salzseen auf dem Grenzgebiet der Provinzen Jujuy und Salta. Die Salinas Grandes erstrecken sich über eine Fläche von über 820 Quadratkilometern, eine Fläche eineinhalbmal so groß wie der Bodensee. Wir legen hier einen ersten Stopp ein, um uns die unwirkliche Natur von Nahem anzusehen. So früh am Morgen sind wir fast alleine hier, was das Erlebnis natürlich noch ein wenig besonderer macht.
Dann folgt die Weiterfahrt auf der ehemaligen legendären Ruta 40, die hier allerdings eine abenteuerliche Schotterpiste ist und daher unlängst zur Nebenstrecke degradiert wurde. Wir durchfahren wir die Puna-Hochebene und erreichen gegen Mittag den Bahnhof von San Antonio de los Cobres. Hier befinden wir uns nun auf 3.774 Metern über dem Meeresspiegel.
Man merkt, dass die Luft auch hier deutlich dünner ist. Trotzdem wollen wir mit dem „Tren a las Nubes" noch höher hinaus. In knapp 90 Minuten legt die alte Diesellokomotive etwa 20 Kilometer und knapp 500 Höhenmeter zurück, bevor wir das Viadukt „La Polvorilla" und damit 4.220 Meter erreichen.
Am Viadukt macht der Zug eine Pause und man hat die Möglichkeit bei einheimischen Verkäufern allerhand Souvenirs zu erstehen. Auf dem gleichen Weg geht es nun wieder zurück nach San Antonio. Bis 1948 verkehrte der Zug zwischen Salta und dem Hafen von Antofagasta in Chile, doch die Strecke zwischen Salta und San Antonio de las Cobres wurde schon vor längerer Zeit aufgrund von Baufälligkeit geschlossen und die Strecke Richtung Chile wird heute nur noch zu Transportzwecken bis zu den Minen westlich des Viadukts genutzt.
Zurück am Bahnhof steigen wir wieder um in unseren Bus und fahren dann auf der Nationalstraße 51 durch die Quebrada del Torro, in Richtung Salta. Unterwegs folgen wir immer wieder den Schienen der alten Bahnstrecke. Auch dieses Schlucht hat wunderbare Aussichten zu bieten und so versuchen wir, trotz aller Müdigkeit, die Augen aufzuhalten so lange es geht.
Gegen Abend erreichen wir dann wieder unser Hotel in Salta, nehmen unsere zurückgelassenen Gepäckstücke in Empfang und beziehen wieder unsere Zimmer.
Zum Abendessen geht es heute Abend in das nahegelegene Folklore-Restaurant „La Vieja Estación“ - hier gibt es nicht nur typisches Essen, sondern auch eine Aufführung der aus der Provinz Salta stammenden Stepptänze – einer der Tänzer hat es es unserer Gruppe mit seinem eindringlichen Blick ganz besonders angetan und soll auch am nächsten Tag noch die Gespräche beherrschen. Nichtsdestotrotz sind wir ein wenig erledigt von den letzten Tagen und beschließen dann doch, das Restaurant vor dem Ende er Aufführung zu verlassen und uns für unsere letzten Stunden in Salta ein wenig auszuruhen.

01.11.2023 Salta und Weiterreise nach Iguazú

Bevor wir den Nordwesten Argentiniens verlassen, nehmen wir uns am Morgen noch Zeit, um die Stadt Salta ein wenig zu erkunden. Unser Gepäck wird zunächst wieder eindrucksvoll von Rodrigo und Cristina verladen, dann fahren wir gemeinsam zum Hauptplatz, der Plaza 9 de Julio. Hier erzählt uns unsere Reiseleiterin von der Gründung der Stadt und der heutigen Lebenssituation.
Wir besichtigen zunächst die rosagetünchte Kathedrale. Dann geht es weiter zum Archäologischen Museum der Hochanden, welches für die Ausstellung dreier Kindermumien der Inka-Periode bekannt ist, heute aber leider so früh am Morgen noch geschlossen ist. Anschließend sehen wir das Cabildo, das koloniale Verwaltungszentrum, das am besten erhaltende seiner Art in Argentinien.
Von hier aus spazieren wir weiter zum Kloster San Francisco und zum ehemaligen Hospital San Bernardo, welches heutzutage auch ein Kloster ist. Hier steigen wir dann wieder in unseren Bus.
Auf dem Weg aus der Stadt hinaus halten wir an einem Denkmal für den Volkshelden José Güemes, ein Name an dem man in der Provinzhauptstadt nicht vorbeikommt.
Zum Abschluss geht es hoch hinaus, genau genommen auf den San Bernardo-Hügel, von wo aus man eine letzte wunderbare Aussicht über die Stadt hat. Von hier aus lässt sich der koloniale Baustil im Schachbrettmuster eindeutig erkennen und im Hintergrund im Dunst zeigt sich die erste Bergkette der Anden. Nun heißt es Abschied nehmen von Salta, denn der Weg führt nun zum Flughafen, wo wir uns von Rodrigo und Cristina verabschieden.
Ein letztes Mal geht es nun nach Buenos Aires, dieses Mal zum Glück mit etwas weniger Wartezeit. Uns ereilt nun die Nachricht, dass der Iguazú-Fluss in den letzten Tagen viel zu viel Wasser führt und die Wasserfälle von Iguazú regelrecht überflutet werden. 16 mal mehr Wasser als normal fließt aktuell über die Klippen – mehr als 26 Millionen Millimeter in der Sekunde. Wir müssen uns also darauf einstellen, dass wir unser eigentlich geplantes Programm ein wenig umdisponieren müssen.
Mit dieser Gewissheit steigen wir nun in das Flugzeug, das uns in knapp zwei Stunden in das Dreiländereck Argentinien, Brasilien, Paraguay bringt. Dort angekommen werden wir freundlich von unserer aufgeweckten brasilianischen Reiseleiterin Jussara begrüßt. Gemeinsam mit ihr fahren wir zu unserem Hotel, das sich am Rande der argentinischen Stadt Puerto Iguazú und mitten im Regenwald befindet. Schon im Dunkeln beziehen wir unsere geräumigen Bungalows und sind gespannt, was der nächste Tag nun bringen wird.

02.11.2023 Hochwasser in Iguazú und die perfekte Planänderung

Der nächste Morgen bringt leider ebenfalls Regen im Regenwald – aber man kann es ja nicht ändern und wir wollen uns davon nicht die Laune verderben lassen. Wir lassen uns von der positiven Stimmung unserer Reiseleiterin Jussara anstecken, mit der wir nach einem reichhaltigen Frühstück aufbrechen in Richtung argentinisch-brasilianischer Grenze. Da der argentinische Nationalpark noch immer wegen Überflutung und zahlreichen Schäden an den Spazierwegen geschlossen bleibt, fahren wir heute schon zum brasilianischen Nationalpark.
An der Grenze angekommen sammelt Jussara unsere Pässe ein und verschwindet damit zunächst im argentinischen Zollgebäude. Relativ schnell taucht sie wieder auf und wir können die Brücke über den Iguazú überqueren sowie dabei die Mündung des Flusses in den größeren Paraná sehen - dort befindet sich Paraguay. Auch die brasilianische Zollabfertigung ist schnell erledigt, denn aufgrund des großen Andrangs momentan verzichten die Behörden auf die Einreiseanmeldung, wenn man nur einen Tagesausflug in den Nationalpark unternimmt.
Wir legen noch eine Pause kurz nach der Grenze ein, hier können wir Kaffee trinken und unsere übrigen argentinischen Pesos in brasilianische Real umtauschen – außerdem haben wir Hoffnung, dass möglicherweise das Wetter noch ein wenig besser wird. Nach etwa einer Dreiviertelstunde haben wir alles erledigt, es regnet jedoch leider immer noch. Trotzdem setzen wir nun unsere Fahrt zum Nationalpark fort und hoffen das Beste.
Mit unserem Bus können wir bis zum mondänen „Belmond Hotel des Cataratas" fahren, von wo ein Weg mit einigen Stufen uns näher zu den Wasserfällen bringt. Von hier aus hat man eine
wunderbare Aussicht über die gesamten 2700 Meter Länge der Klippe, die von tosenden Massen schlammbraunem Wasser überspült wird. Auf seinem Weg durch Brasilien hat der Iguazú-Fluss in den letzten Wochen zahlreiche Dörfer an seinen Ufern zerstört und riesige Mengen von Erde und Sediment abgetragen. Ebenfalls hat der Fluss viele Bäume und auch die Weg-Konstruktionen auf der argentinischen Nationalparkseite mitgerissen. Was wir gestern noch in einem kleinen Internetvideo gesehen haben, spielt sich nun direkt vor unseren Augen ab – ein wirklich unglaubliches Erlebnis.
Trotz des Regens nehmen wir uns Zeit uns genießen die beeindruckenden Aussichten auf die Wasserfälle während wir den etwa eineinhalb Kilometer langen Pfad entlang wandern.
Am Ende erreichen wir den mit 82 Metern höchsten Teil der Teufelsschlucht. Hier befindet sich der einzige Teil des brasilianischen Nationalparks der gesperrt ist: der Steg der normalerweise ganz nah an den Wasserfall heranführt wird nun fast von den Wassermassen verschlungen.
Zu Fuß oder mit dem Aufzug geht es nun wieder hinauf auf Straßenhöhe und wir legen einen Stopp im Restaurantbereich ein. Wir versuchen uns ein wenig zu trocknen und tauschen uns über unsere Eindrücke aus – außerdem hoffen wir noch immer auf die Wettervorhersage, die eine Verbesserung verspricht.
Dank Jussaras positiver Einstellung brechen wir schließlich auf zurück in Richtung des Nationalparkeingangs – und tatsächlich, nach einer kurzen Verschlechterung wird der Himmel während der 20-minütigen Fahrt wirklich immer heller und als wir unser nächstes Ziel erreichen hat es aufgehört zu regnen. Wir wollen nun den Vogelpark besichtigen, der direkt gegenüber des Nationalparkeingangs liegt. Hier kann man über 800 Arten von Tieren entdecken, die meisten von ihnen sind in Brasilien heimisch. Während anfangs einige von uns ein bisschen skeptisch sind, müssen wir doch recht schnell erkennen, dass er Park wirklich wunderschön mitten im Regenwald angelegt ist und die direkte Begegnung mit dem Federvieh doch sehr beeindruckend ist. Besonders die Tukane, Papageien und Aras haben es uns angetan und wir verbringen einige Zeit damit, die bunten Tiere zu fotografieren. Während unserem Spaziergang durch den Vogelpark kommt doch tatsächlich noch die Sonne hinter den Wolken hervor und kurze Zeit später hören wir das heiß ersehnte Geräusch von einem Helikopter. Es scheint, als wäre es möglich, die Wasserfälle doch noch von oben zu sehen. Wir beenden unseren Besuch bei den Papageien nun etwas zügiger und eilen über die Straße zum Heliport. Es dauert nicht lange und da sitzen die ersten Gruppenmitglieder schon im Hubschrauber. Das hätten wir uns heute Morgen wirklich nicht träumen lassen!
Glückselig treffen wir uns eine gute halbe Stunde wieder in unserem Bus und machen uns auf den Weg zurück zur Grenze. Dank der Sonderregelung der Brasilianer müssen wir hier nicht warten, doch auf argentinischer Seite dauert es fast eineinhalb Stunden bis Jussara mit unseren Pässen zurückkommt. Wir fragen uns wie man so etwas regelmäßig ertragen kann.
Endlich zurück im Hotel haben wir noch kurz Zeit, unsere nassen Kleidungsstücke gegen trockene auszutauschen, dann treffen wir uns schon zum gemeinsamen Abendessen.
Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen und sind uns einig, dass wir aus den widrigen Umständen heute wirklich das allerbeste herausgeholt haben.

03.11.2023 Weiterreise nach Rio de Janeiro

Schon wieder heißt es Koffer packen und auf zum Flughafen. Nächstes und letztes Ziel der Reise: Rio de Janeiro. Wir können den Tag gemütlich angehen lassen und werden dann von unserer Reiseleiterin Jussara abgeholt und zum Flughafen begleitet. Selbstverständlich planen wir genug Zeit ein, um ein zweites Mal die Grenzformalitäten hinter uns zu bringen – aber wie das so ist, wenn man gut vorbereitet ist, dann läuft es meist ganz problemlos. Innerhalb weniger Minuten ist unsere Reiseleiterin mit den Pässen zurück und an der brasilianischen Grenze geht alles noch schneller von statten. Wir sind also viel früher als gedacht am Flughafen von Foz do Iguaçu und auch der Check in ist schnell erledigt. Wir verabschieden uns von Jussara und vertreiben uns die Wartezeit einmal mehr mit Kaffee trinken.
Am frühen Nachmittag treten wir unseren kurzen Flug nach Rio de Janeiro an und landen pünktlich in der ehemaligen brasilianischen Hauptstadt. Begrüßt werden wir von unserer örtlichen Reiseleiterin Heidi, die uns auf der Fahrt zu unserem Hotel im Stadtteil Copacabana begleitet.
Unterwegs erzählt sie uns natürlich schon einiges zu ihrer Wahlheimat, unter anderem, dass der Name der Stadt aus einem Missverständnis entstanden ist. Der portugiesische Seefahrer Gaspar de Lemos hatte die Guanabara-Bucht für die Mündung eines großen Flusses gehalten und nannte sie deshalb Rio de Janeiro - Fluss des Januars
Auf der Fahrt in die Innenstadt werden auch ein paar Klischees bedient, als wir an großen Hafenanlagen und endlos wirkenden Favelas entlang der Autobahn vorbeifahren. In Rio weiß niemand so genau wie viele Einwohner es wirklich gibt, man schätzt in etwa sieben Millionen, von denen viele leider nicht genug Einkommen haben um sich ein anderes Leben zu leisten.
Schon der erste Eindruck macht deutlich, dass Rio eine Stadt der Gegensätze ist und dass Arm und Reich hier sehr eng beieinander und auch ohne einander nicht leben könnten.
Am frühen Abend erreichen wir unser Hotel Mar Palace, nur wenige Fußminuten vom vier Kilometer langen Sandstrand der Copacabana entfernt. Wir haben Zeit in Ruhe unsere Zimmer zu beziehen und uns ein wenig frisch zu machen, bevor wir gemeinsam mit Heidi zum Abendessen spazieren. Wir besuchen eine typisch brasilianische Churrascaria. Es gibt hier ein großes Buffet mit Vorspeisen und Beilagen aller Art und als Highlight wird das frisch gegrillte Fleisch am Spies an den Tisch gebracht und dort direkt frisch geschnitten. Für uns Mitteleuropäer sind der Trubel und die Massen an Fleisch etwas gewöhnungsbedürftig, aber wir freuen uns, dass wir endlich einmal selbst entscheiden können wir viel wir essen möchten. Zum Abschluss des Abends holt uns dann das Wetter der vergangenen Tage ein: ein ordentlicher Regenguss lässt uns noch eine Weile im Restaurant verweilen. Letztendlich erreichen wir unser Hotel dann aber halbwegs trocken und hoffen, dass die nächsten Tage ein wenig besseres Wetter für uns bereithalten.

04.11.2023 Rio de Janeiro: Corcovado und Zentrum

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Erkundung der brasilianischen Hafenstadt. Nach dem Frühstück treffen wir uns wieder mit Heidi und fahren zunächst zur Zahnradbahn, die uns auf den Corcovado, den Buckligen, bringen soll. Auf dem Weg erklärt uns unsere Reiseleiterin vieles über die Geschichte der Stadt und darüber, wie die wohl wichtigste Touristenattraktion Rios entstanden ist. Schon 1882 hatte der brasilianische Kaiser Pedro II. die Idee gehabt, eine Bergbahn auf den 710 Meter hohen Berg bauen zu lassen, die Umsetzung dauerte dann jedoch noch weitere zwei Jahre. 1910 wurde die Bahn dann mithilfe Schweizer Technik elektrifiziert - und noch heute fühlt man sich ein wenig wie in den Alpen, wenn man in den Wagons der Zahnradbahn sitzt, denn es sind die gleichen Wagen wie die der Gornergrat- und Jungfraubahn. Nach einer etwa zwanzigminütigen Fahrt durch den Tijuca-Nationalpark erreichen wir die Bergstation unterhalb der berühmten Christusstatue. Das monumentale Denkmal sollte1922 zum Anlass der hundertjährigen Unabhängigkeit von Portugal errichtet werden, technische Probleme und Geldknappheit verzögerten jedoch den Bau, sodass der 38 Meter hohe Cristo Retendor erst am 12. Oktober 1931 festlich eingeweiht werden konnte. Einem Tag, an dem das Wetter leider so schlecht gewesen ist, dass kaum jemand etwas von diesem Ereignis sehen konnte. Es scheint fast so, als würde es uns ähnlich ergehen, denn als wir zu Füßen der Christusstatue ankommen, ist zunächst einmal gar nichts zu sehen – nur eine dicke Wolke. Lange Gesichter sind da vorprogrammiert – manchmal jedoch muss man nur ein bisschen Geduld haben. Nach nur wenigen Minuten ziehen die Wolken weiter und der Christus wird sichtbar und noch ein bisschen später haben wir dann doch noch eine wunderbare Sicht auf Rio de Janeiro. Wie sagte Jussara?! Immer positiv denken!

Unser nächster Stopp ist dann die Kathedrale São Sebastião von Rio de Janeiro. Auf den ersten Blick erinnert uns das modernistische Betongebäude in Form einer 106 Meter hohen Pyramide so gar nicht an eine Kirche und wirkt sehr befremdlich auf uns. Einzig die bunten Glasfenster und das große Kreuz über dem Altar lassen erahnen, um was es hier gehen soll. Heidi erklärt uns allerdings, dass beim Bau in den 1960er Jahren das Hauptanliegen gewesen sei, mit geringen Mitteln Raum für viele Gläubige zu schaffen. Dieses Ziel wurde definitiv erreicht, denn auf einer Grundfläche von 8200 Quadratmetern finden bis zu 20.000 Besucher Platz.
Ansonsten ist die Innenstadt von Rio vor allem Finanz- und Wirtschaftszentrum. Die Menschen kommen hier nur zum Arbeiten und Einkaufen her, abends und am Wochenende hält sich kaum jemand hier auf. Es ist interessant die Mischung aus alten Kolonialhäusern, Zweckbauten aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und hochmodernen Bürokomplexen zu sehen. Wir steigen mitten im Zentrum aus und gehen einige Schritte, erkunden ein wenig den alten Hafen und kehren schließlich im Restaurant Sobrado de Cidade ein. Frisch gestärkt geht es dann nach dem Mittagessen noch weiter zum Benediktinerkloster São Bento. Der schlichte Bau aus dem 17. Jahrhundert lässt nicht vermuten welche Pracht uns im Inneren erwartet. Die Barockkirche ist vollständig mit vergoldeten Schnitzereien ausgestattet und beeindruckt uns nachhaltig. Von hier aus spazieren wir durch einen unspektakulären Innenhof und erreichen einen Aussichtspunkt von welchem wir das „Museum von Morgen“ von weitem sehen können. Der futuristische Bau des spanischen Architekten Santiago Calatrava beherbergt ein Museum, welches sich mit der Umwelt und dem Ökosystem befasst und deutlich machen soll, wie wichtig und schützenswert die verschiedenen brasilianischen Biosphären sind.
Anschließend geht es für uns zurück an die Copacabana, wo wir unseren Abend selbst gestalten können. Der ein oder andere lässt sich dazu verleiten sich mit den Cariocas, den Einwohnern Rios, zu solidarisieren, denn heute findet das Endspiel des Copa Libertadores - etwa vergleichbar mit der Champions League - statt und Fluminense spielt gegen die Boca Juniors. Am Ende gewinnen die Brasilianer glücklicherweise und wir möchten lieber nicht wissen, was passiert wäre wenn nicht.

05.11.2023 Rio de Janeiro: Zuckerhut und Strände

Für den zweiten Teil unserer Erkundungen in Rio treffen wir uns am nächsten Morgen wieder mit Heidi. Von unserem Hotel aus spazieren wir zuerst über den nahegelegenen Wochenmarkt, wo wir viele lokale Produkte kennenlernen und auch probieren dürfen.
Danach geht es mit dem Bus bis zur Talstation der Zuckerhut-Seilbahn. Seit 1913 ist es möglich das Wahrzeichen Rio de Janeiros mit dem „Bondinho" mit Zwischenstopp auf dem Urca-Hügel zu erreichen. Da die meisten Touristen in Rio heute wohl noch ihren Fußballkater ausschlafen müssen, ist am frühen Vormittag noch relativ wenig los und in kürzester Zeit erreichen wir die Zwischenstation. Von hier aus kann man auch einen Rundflug mit dem Helikopter machen – und da es aktuell keine Wartezeit gibt, lässt sich der Großteil der Gruppe diese Gelegenheit nicht entgehen.
Auf den Spuren James Bonds erreichen wir dann später gemeinsam den 396 Meter hohen Zuckerhut und werden oben ankommen belohnt mit einer herrlichen Aussicht über die Guanabara-Bucht. Die Stadt Rio de Janeiro scheint sich in die regenwaldbewachsenen Hügel zu schmiegen. Wir sehen die endlos lange Copacabana sowie ganz in der Ferne auch den Corcovado mit der 38 Meter hohen Christusstatue, die von hier winzig klein aussieht. Begrüßt werden wir auch von ein paar kleinen Äffchen, die sich über heruntergefallene kandierte Nüsse hermachen und wir bewundern die tropische Natur hier oben auf dem Berg.
Gegen Mittag geht es dann weiter für uns an die verschiedenen Strände Rios. Ganz im Süden machen wir Halt am Strand São Conrado. Wir haben ein wenig Zeit die Aussicht zu genießen und Kokosnusswasser zu probieren. In Leblon beobachten wir die Surfer, die auf den riesigen Wellen reiten und am berühmten Strand von Ipanema haben wir die Gelegenheit den Bus zu verlassen und von hier aus gemütlich zu Fuß zurück zum Hotel zu kommen.
Am Abend treffen wir uns noch einmal um gemeinsam am Strand einen letzten Caipirinha zu trinken und die Erlebnisse der Reise Revue passieren zu lassen.

06.11.2023 Heimreise nach Deutschland

Am letzten Tag unserer Reise dürfen wir noch einmal ausschlafen, bevor es am späten Vormittag dann mit Reiseleiter Ralf zum internationalen Flughafen von Rio de Janeiro geht. Check in und Sicherheitskontrolle sind schnell abgewickelt und dann heißt es ein letztes Mal Abschied nehmen; von Rio, von Brasilien, von Südamerika - und letztendlich auch von den angenehm sommerlichen Temperaturen und der Reisegruppe. Trotzdem ist auch schon ein wenig Vorfreude da, auf Zuhause und vor allem darauf endlich mal ein wenig ausspannen zu können.
Es war eine sehr spannende Reise, mancher Tag war sehr anstrengend, aber dennoch gab es unglaublich viele Highlights und wir haben wunderbare Dinge gesehen, von denen wir uns viele Jahre gewünscht haben, sie einmal in Wirklichkeit sehen zu dürfen.
Pünktlich steigen wir in unser Flugzeug nach Frankfurt und unsere Reise geht zu Ende...

07.11.2023 Ankunft in Deutschland

Überpünktlich und mit Blaulichteskorte erreichen wir am nächsten Morgen Frankfurt. Die Landung verläuft zum Glück trotz einem Problem mit dem Reifendruck reibungslos und Feuerwehr und Krankenwagen können wieder einrücken.
Nun gilt es sich endgültig zu verabschieden, denn in Frankfurt trennen sich unsere Wege.

Schlusswort

Liebe Reisegruppe,
ich danke euch für fast drei Wochen ereignisreiche Reise mit (fast) perfektem Wetter. Wir haben definitiv Dinge erlebt, die sich so schnell nicht wiederholen werden und die ich auf jeden Fall noch lange in Erinnerung behalten werde.
Bleibt gesund und reisefreudig!
Bis zu einem Wiedersehen,
Eure Sinah

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Sinah,
durch Deinen Reisebericht habe ich unsere wundervolle Reise nochmal durchlebt. Das hast Du sehr gut beschrieben. Es war ein traumhaftes Erlebnis - eine Reise, die man nie vergisst. Und Eberhardt Reisen hat alles hervorragend organisiert. Vielen Dank nochmal. Grüße Elfi

Elfi Schwabl
22.12.2023